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Stiftung .;schatzinsel Alp Flix.

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<strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“<br />

Erfassung der Artenvielfalt<br />

auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Zwischenbericht 2004


Erfassung der Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>


Autorinnen und Autoren:<br />

Seraina Bassin<br />

Hannes Baur<br />

Angelo Bolzern<br />

Thomas Briner<br />

Holger Frick<br />

Margret Gosteli<br />

Ambros Hänggi<br />

Bruno Keist<br />

Lotti Keist<br />

Walther C. F. Keller<br />

Andreas Kopp<br />

Christian Kropf<br />

Verena Lubini-Ferlin<br />

Matthias Lutz<br />

Wolfgang Maier<br />

Christoph Meier-Zwicky<br />

Jürg Paul Müller<br />

Hans Ruedi Preisig<br />

Edi Stöckli<br />

Matthias Volk<br />

Redaktion:<br />

Jürg Paul Müller<br />

Thomas Briner


<strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“<br />

Erfassung der Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Zwischenbericht 2004<br />

Überarbeitete Fassung vom 2. Februar 2005<br />

Erstfassung: 14.Dezember 2004


Projektleitung:<br />

Bündner Naturmuseum<br />

Dr. Jürg Paul Müller<br />

Dr. Thomas Briner<br />

Partner:<br />

Ricola<br />

GEO<br />

Gemeinde Sur<br />

Schweizer Naturmuseen<br />

Kontaktadresse, Bezugsquelle:<br />

Bündner Naturmuseum<br />

Masanserstrasse 31<br />

CH-7000 Chur


Inhaltsverzeichnis:<br />

1. Einleitung<br />

a. Vorwort J. P. Müller 9<br />

b. Geschichte und Ziele 11<br />

c. Die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> 12<br />

2. Berichte der Forschungsgruppen<br />

a. Algen H. R. Preisig 18<br />

b. Pilze M. Lutz & W. Maier 20<br />

c. Ozoneintrag M. Volk & S. Bassin 24<br />

d. Weichtiere M. Gosteli 26<br />

e. Gliedertiere A. Hänggi 28<br />

f. Wasserinsekten V. Lubini-Ferlin 30<br />

g. Erzwespen H. Baur 32<br />

h. Heuschrecken L. Keist & B. Keist 34<br />

i. Schmetterlinge A. Kopp & W. C. F. Keller 36<br />

j. Spinnen C. Kropf & H. Frick 41<br />

k. Spinnen A. Bolzern 42<br />

l. Vögel Ch. Meier 46<br />

m. Säugetiere T. Briner & J. P. Müller 48<br />

n. Gesamtdatenbank E. Stöckli 50<br />

o. Positionsmessung (GPS) T. Briner & J. P. Müller 52<br />

p. Öffentlichkeitsarbeit T. Briner & J. P. Müller 54<br />

3. Diskussion – Einige ausgewählte Ergebnisse 60<br />

4. Anhang<br />

a. Karten <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> 64<br />

b. Karten Brutplätze 68<br />

c. Ergebnisse Tage der Artenvielfalt 71<br />

d. Adressliste <strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ 73<br />

e. Adressliste Autoren 75


Einleitung


1a Einleitung<br />

Einleitung<br />

In Fachkreisen ist Biodiversität seit einigen Jahren wieder ein Thema. Der Erfassung der<br />

Vielfalt der Arten, Gene und Lebensräume sollte mehr Beachtung geschenkt werden, fordern<br />

anerkannte Wissenschafter. Der Weg zum Ziel ist lang und mühsam, aber wie jede echte<br />

Herausforderung nicht ohne Reiz. Das mussten auch die Wissenschafterinnen und<br />

Wissenschafter erfahren, welche in den vergangenen drei Jahren das Folgeprojekt zum GEO-<br />

Tag der Artenvielfalt vom 3. Juni 2000 auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> ausführten.<br />

Gewissermassen im „Hurra-Stil“ wurden an jenem Tag in 24 –Stunden nicht weniger als 2092<br />

Arten von Pflanzen und Tieren erfasst. Im Folgeprojekt der Jahre 2002 bis 2004 versuchten<br />

wir die Erfassung der Gesamtartenzahl weiter voranzutreiben und in einem weiteren Schritt<br />

den Ursachen der erstaunlich hohen Vielfalt nachzugehen. In den vergangenen Projektjahren<br />

wurden über 500 Arten neu erfasst und viele Arten gesammelt, die noch auf ihre Bestimmung<br />

warten. Noch ist das ehrgeizige Ziel, - die Erfassung der gesamten Artenvielfalt - nicht erreicht.<br />

Aber viele neue Erkenntnisse wurden dazu gewonnen.<br />

Warum sind wir in drei Jahren dem Ziel nicht noch näher gekommen? Man darf nicht<br />

vergessen, dass der personelle Aufwand am GEO-Tag der Artenvielfalt sehr gross war. Das<br />

zeigt eine einfache Hochrechnung. 70 Wissenschafterinnen und Wissenschafter waren rund 2<br />

Tage im Gelände und hatten sich im Mittel 2 Tage darauf vorbereitet. Wenn man davon<br />

ausgeht, dass sie noch einmal 4 Tage für die Bestimmung und das Bereitstellen von Listen etc.<br />

verwendeten, so gibt das einen Gesamtaufwand von 560 Arbeitstagen oder gute 2 Mannjahre!<br />

Das war der Beitrag der Schweizer Naturmuseen, Forschungsinstitute und Universitäten an<br />

den GEO-Tag der Artenvielfalt! Der personelle Aufwand der letzten drei Jahre ist schwieriger<br />

zu schätzen, da die Arbeit von Diplomanden, Hobby-Spezialisten und Berufsleuten zwar mit<br />

dem gleichen Ziel aber oft mit sehr unterschiedlichen Arbeitsprozessen und Nebenzielen<br />

verläuft. Doch mindestens 250 Arbeitstage dürften es wieder gewesen sein. Natürlich wird es<br />

immer schwieriger, neue Arten zu entdecken. Dazu kommt, dass wir die Latte sehr hoch gelegt<br />

haben: Wir legen Wert auf eine absolut exakte und gut dokumentierte Bestimmung. Es gibt in<br />

den Flora- und Faunenlisten unseres Landes genug unsichere Daten. Viele systematische<br />

Gruppen können nur von ganz wenigen Spezialisten einwandfrei bestimmt werden.<br />

Mit der Gründung der <strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ wurde eine gute Basis für die<br />

wissenschaftliche Arbeit gelegt. Die Gemeinde Sur sowie die Firmen RICOLA und GEO sind<br />

Träger dieser <strong>Stiftung</strong>. Die <strong>Stiftung</strong> stellt das Forscherhaus zur Verfügung, bezahlt die<br />

Betreuerin vor Ort und seit dem Jahr 2004 auch den wissenschaftlichen Assistenten der<br />

Projektleitung. Zudem ist sie für die Verbreitung der wissenschaftlichen Erkenntnisse besorgt, in<br />

dem sie die Oeffentlichkeitsarbeit organisiert und finanziert. Diesem Punkt muss in der Zukunft<br />

noch mehr Beachtung geschenkt werden. Viele Menschen interessieren sich für die<br />

„Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“. Sie benötigen aber auf ihrer Entdeckungsreise zur Artenvielfalt dringend<br />

eine professionelle Anleitung.<br />

Allen die zum Gelingen des Projektes beitragen danke ich ganz herzlich<br />

Jürg P. Müller, Projektleiter<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 9 –


1b Geschichte und Ziele<br />

Geschichte und Ziele des Projektes<br />

Für die Arbeitsgruppe „Schweizer Naturmuseen und Forschung“ war es klar, dass ihre Arbeit<br />

nicht bloss mit einer der üblichen Umfragen und dem entsprechenden Schlussbericht enden<br />

durfte. Ambros Hänggi (Basel), Hanskonrad Schmutz (Winterthur) und Jürg P. Müller (Chur)<br />

erhielten im Jahre 1999 den Auftrag, ein gemeinsames Forschungsprojekt der Naturmuseen zu<br />

formulieren. Als die Zeitschrift GEO im September 1999 einen Partner in den <strong>Alp</strong>en suchte,<br />

um dort den 2. GEO-Tag der Artenvielfalt durchzuführen, war das gewünschte Projekt<br />

gefunden. Die Idee des „Bio-Blitz“ stammt vom international bekannten Biologen E. O.<br />

Wilson: Man versucht innerhalb von 24 Stunden auf einem begrenzten Territorium möglichst<br />

viele Tier- und Pflanzenarten zu finden. Von dieser recht ungewöhnlichen Methode erwartet<br />

man überraschende Einblicke in die Natur vor der Haustüre und eine breite<br />

Informationskampagne über die Artenvielfalt und ihre Erforschung.<br />

Aus drei möglichen Gebieten wurde die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> auf dem Gebiet der Gemeinde Sur<br />

(Oberhalbstein, Graubünden) ausgewählt. Das in sich recht geschlossene Gebiet zeigt ein<br />

reiches Mosaik an Lebensräumen, liegt tief im alpinen Gebirgsbogen und war zu jenem<br />

Zeitpunkt noch schlecht erforscht. Die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> ist zudem eine Moorlandschaft von nationaler<br />

Bedeutung. Die zuständigen Behörden und Organisationen (Amt für Natur und Landschaft,<br />

Pro Natura Graubünden, Gemeinde Sur) unterstützten das Projekt. Am 3. Juni 2000<br />

durchkämmten 70 Forscherinnen und Forscher das Gebiet und fanden nicht weniger als 2092<br />

Tier- und Pflanzenarten. In der September – Nummer 1999 der Zeitschrift GEO und im<br />

Jahresbericht 110 der Naturforschenden Gesellschaft Graubünden sind die Ergebnisse<br />

eingehend dargestellt.<br />

Eigentlich war ein Folgeprojekt am gleichen Ort gar nicht vorgesehen. Die einmalige<br />

Datengrundlage liess aber den Gedanken aufkommen, die Studien auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

weiterzuführen. Mit der Bereitstellung des Forscherhauses (Gemeinde Sur), dank einer<br />

grosszügigen finanziellen Spende (Firma RICOLA, Laufen) und mit der Zusicherung der<br />

publizistischen Begleitung (Zeitschrift GEO, Gruner und Jahr, Hamburg) ergab sich die Basis<br />

für ein Forschungsprojekt, dessen ersten Etappe auf die Jahre 2002 bis 2004 begrenzt wurde.<br />

Die angeführten Partner gründeten in der Folge die <strong>Stiftung</strong> Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>. Das Bündner<br />

Naturmuseum in Chur übernahm die fachliche Leitung und damit den Kontakt zu den<br />

Schweizer Naturmuseen und Forschungsinstituten. Ein gutes Dutzend von Forschergruppen<br />

meldete eigene Projekte an.<br />

Uebergeordnetes Ziel ist die Erfassung der Biodiversität in einem klar definierten<br />

alpinen Raum.<br />

In der ersten Etappe sollten möglichst viele Arten erfasst, die entsprechenden Methoden<br />

erprobt und ein Netzwerk von systematisch/taxonomisch arbeitenden Personen und<br />

Institutionen aufgebaut werden. In einer zweiten Etappe sollen die Artenlisten komplettiert<br />

(Total Biodiversity Assessment <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>) und in ausgewählten Fällen die Bedeutung der Vielfalt<br />

untersucht werden. Wichtig sind in diesem Zusammenhang Fragen zum Naturschutz und zur<br />

nachhaltigen Landnutzung. Neben der Forschung wird auch der Umweltbildung grosse<br />

Beachtung geschenkt.<br />

Das Projekt leistet Beiträge:<br />

- zur Erforschung der Artenvielfalt<br />

- zur Förderung der systematisch/taxonomischen Forschung<br />

- zum Verständnis und zum Schutz einer alpinen Landschaft<br />

- zur Förderung des naturnahen Tourismus<br />

- zur Umweltbildung<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 11 –


1c <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Beschreibung der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> liegt in der Gemeinde Sur im Kanton Graubünden (Schweiz). Die Ortschaft Sur ist<br />

bekannt als schmuckes Dorf am Julierpass kurz unterhalb dem Marmorera-Stausee und liegt<br />

auf einer Höhe von 1600 m ü. M. Die 23,18 km2 umfassende Gemeinde zählte im Jahre 2000<br />

insgesamt 116 EinwohnerInnen.<br />

Das Plateau der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> beginnt bei rund 1950 m ü.<br />

M. und weist bei einer Breite von rund 1000 Meter nur<br />

150 Meter Höhendifferenz auf. Oberhalb des Plateaus<br />

steigt das Gelände relativ steil bis zur Tschima da <strong>Flix</strong><br />

(3302 m ü. M.), zum Piz Calderas (3397 m ü. M.9 und<br />

zum Piz d’Err (3378 m ü. M.) an.<br />

Die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> entspricht nicht der klassischen<br />

Sommersiedlung, die nur zur <strong>Alp</strong>ung des Viehs genutzt<br />

wird. 4 Familien leben ganzjährig auf der <strong>Alp</strong>, wo<br />

grossflächig Heu gewonnen und zum Teil auch dort<br />

verfüttert wird. Neben der Landwirtschaft ist vor allem<br />

der Tourismus für die Gemeinde von Bedeutung.<br />

Abb.2: Ihre Zentrale Lage zwischen den drei Flusssystemen<br />

des Inns, des Rheins und des Pos macht die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

besonders interessant im Zusammenhang mit<br />

biogeografischen Fragen.<br />

Abb.3: Das Untersuchungsgebiet mit seinen<br />

verschiedenen Lebensräumen.<br />

Abb.1: Die Gemeinde Sur, zu welcher die <strong>Alp</strong><br />

<strong>Flix</strong> gehört.<br />

Die Landschaft zwischen der Ortschaft Sur<br />

auf 1584 Metern bis zur 3300 Meter<br />

hohen Tschima da <strong>Flix</strong> birgt auf kleinstem<br />

Raum eine Vielzahl verschiedener Biotope<br />

Wald und Wiesen, Tümpel, Bäche, Seen,<br />

Sümpfe, Hoch- und Flachmoore,<br />

Buschwerk, Schotter und Fels.<br />

Lebensräume mit hoher Produktivität<br />

grenzen direkt an eintönige Standorte,<br />

Kulturlandschaften an Wildnis. Diese<br />

Vielfalt an Lebensräumen ermöglicht eine<br />

hohe an Tier- und Pflanzenarten.<br />

Ausserdem ist die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> eine geschützte<br />

Moorlandschaft von nationaler Bedeutung.<br />

Abb.4: Das Plateau der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>, fotografiert aus<br />

der Richtung des Piz d’Err.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 12 -


1c <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Anreise<br />

Sur liegt an der alten Julierstrasse und ist mit<br />

dem Auto via Chur, Thusis, Tiefencastel und<br />

Savognin einfach zu erreichen; Parkplätze<br />

stehen im Dorf zur Verfügung. Ein Fussweg<br />

führt in ca. 1h Wanderzeit auf die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />

Auch mit dem Postauto ist Sur gut erreichbar.<br />

Die möglichen Ausgangspunkte sind Chur (via<br />

Lenzerheide), Tiefencastel oder St. Moritz. Die<br />

Postautos fahren ca. einmal pro Stunde.<br />

Genauere Auskunft erteilt der SBB Fahrplan<br />

(www.sbb.ch).<br />

Infrastruktur<br />

Für Forschungsarbeiten auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> bietet<br />

die <strong>Stiftung</strong> Gratisunterkunft im<br />

Forschungshaus «Rhexoza flixella» sowie<br />

wissenschaftliche und logistische Betreuung.<br />

Ein Kartenset (siehe Anhang) mit<br />

Übersichtsplan, Luftbild und Vegetationskarte<br />

können über das Bündner Naturmuseum<br />

bezogen werden. Die Lebensraumkartierung (Vegetationskarte) wurde von der Academia<br />

Engiadina im Auftrag der <strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ erarbeitet.<br />

Ansprechpartner vor Ort sind Victoria Spinas, welche das Forscherhaus betreut, und in<br />

verschiedenen Projekten als Assistentin beteiligt ist, sowie der <strong>Stiftung</strong>sratspräsident Michael<br />

Luzio, welcher in Sur wohnhaft ist.<br />

Abb.5+6: Victoria Spinas und Michael Luzio sind als Einheimische eng in die Forschungsarbeiten eingebunden.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 13 -


1c <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Verschiedene Lebensräume auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Abb.7+8: Sowohl im Tal wie auch auf dem Plateau dominieren Mähwiesen und Weideland das Landschaftsbild.<br />

Abb.9+10: Verschiedene Hochmoore und Flachmoore von nationaler Bedeutung sind über das Gebiet der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> verteilt.<br />

Abb.11+12: Grössere und kleinere Gewässer sind die Voraussetzung für das Vorkommen vieler Insektenarten.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 14 -


1b <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Abb.13: In der Heidelandschaft auf Blockfeldern<br />

ehemaliger Gletscher wechseln sich sehr feuchte und<br />

sehr trockene Standorte auf engstem Raum ab.<br />

Abb.14: Zwischen dem Dorf Sur und dem Plateau der<br />

<strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> befindet sich ein geschlossener Waldgürtel.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 15 -


Berichte der Forschungsgruppen<br />

Im Folgenden wird der grösste Teil der Projekte vorgestellt, welche in den letzten Jahren auf<br />

der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> durchgeführt wurden. Die Forscher stellen ihre Projekte vor, beschreiben die<br />

Arbeitsmethoden und kommentieren ihre Resultate im Hinblick auf die Biodiversität.


2a – Algen H. R. Preisig<br />

A<br />

Algen auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Prof. Dr. Hans Ruedi Preisig<br />

Institut für Systematische Botanik der Universität Zürich, Zollikerstr. 107, 8008 Zürich<br />

Email: preisig@systbot.unizh.ch<br />

An zwei Exkursionen in den Jahren 2000 und 2004 wurden insgesamt 242<br />

Arten von Algen gefunden. Darunter befinden sich viele gefährdete Arten sowie<br />

einige Erstfunde für die Schweiz. Die Anzahl nachgewiesener Arten ist<br />

erstaunlich hoch und könnte sicherlich noch weiter erhöht werden, wenn<br />

zusätzliche Lebensräume untersucht würden und eine Exkursion zu einem<br />

späteren Zeitpunkt im Jahr (Juli – September) durchgeführt würde.<br />

Anlässlich des „GEO-Tags der Artenvielfalt“ am 3. Juni 2000 untersuchte eine Gruppe von<br />

Studentinnen (*1) der Universität Zürich, unter Leitung von Prof. Dr. H.R. Preisig, das<br />

Vorkommen von Algen auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> (*2). Eingeschlossen in diese Untersuchung waren<br />

auch die Cyanobakterien (=„Blaualgen“). Algenproben wurden in den grösseren Seen (z.B. Lai<br />

Neir, Lais Blos, Lais Tatgeas), in kleineren Wasserflächen im Hoch- und Flachmoorgebiet, in<br />

verschiedenen Bächen, aber auch an terrestrischen Standorten gesammelt (z.B. auf Felsen oder<br />

auf der Erdoberfläche). Die meisten Arten liessen sich erst nach der Untersuchung mit dem<br />

Lichtmikroskop, Kieselalgen teilweise sogar erst im Rasterelektronenmikroskop eindeutig<br />

bestimmen. Insgesamt wurden in diesen an einem einzigen Tag gesammelten Proben 183 Arten<br />

identifiziert (siehe nachfolgende Tabelle 2 für genauere Angaben über die Verteilung der<br />

verschiedenen Algengruppen). Eine vollständige Artenliste wurde in einer Beilage zu GEO Nr.<br />

9/2000 (Seiten 7-8) publiziert und bemerkenswerte Funde wurden im Jahresbericht der<br />

Naturforschenden Gesellschaft Graubünden,<br />

Band 110 / 2001 (Seiten 13-14) kommentiert.<br />

Wir stellten fest, dass die Artenvielfalt viel höher<br />

war, als wir dies ursprünglich erwartet hatten, und<br />

mit Ausnahme von Rotalgen fanden wir Vertreter<br />

von allen bekannten Gruppen von<br />

Süsswasseralgen. Besonders viele Arten wurden<br />

dabei im Hoch- und Flachmoorgebiet gefunden.<br />

Zweifellos wäre die Artenzahl aber noch<br />

bedeutend höher ausgefallen, wenn für die<br />

Bestimmung insbesondere der Kieselalgen und<br />

Zieralgen (=Untergruppe der Jochalgen) mehr<br />

Abb.15: Mycrasterias rotata: eine der bedrohten<br />

Zieralgenarten die auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> gefunden wurde.<br />

Zeit vorhanden gewesen wäre. Bei diesen<br />

Gruppen hatten wir uns vor allem auf die<br />

dominanten und auffälligen Arten konzentriert.<br />

Vier Jahre später besuchte eine weitere Gruppe von Studierenden (*1) zusammen mit H.R.<br />

Preisig zur fast gleichen Jahreszeit (anfangs Juni 2004) nochmals die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>. In diesem Jahr<br />

war allerdings ein grosser Teil des Gebietes noch bis Mitte Mai von Schnee bedeckt gewesen,<br />

und die kurze Zeit nach der Schneeschmelze reichte nicht aus, dass sich eine ähnlich grosse<br />

Algenvielfalt entwickeln konnte wie im Jahre 2000. Damals war anfangs Juni die gesamte<br />

Pflanzenvegetation im Gebiet ungefähr 3-4 Wochen weiter entwickelt im Vergleich zur<br />

entsprechenden Zeit im Jahr 2004.<br />

Diesmal wurden nur 137 Arten identifiziert; etwas weniger als die Hälfte davon (59 Arten)<br />

waren auf der früheren Liste der Algen der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> noch nicht verzeichnet (siehe Tabelle 1),<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 18 -


2a – Algen H. R. Preisig<br />

während von den 183 Arten, die im Jahr 2000 aufgelistet worden sind, nur 78 Arten (rund<br />

43%) erneut gefunden wurden (Tabelle 2). Die beiden Besuche auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

zusammenfassend, wurden insgesamt 242 Arten von Algen registriert (davon 35<br />

Arten von „Blaualgen“=Cyanobakterien und 207 Arten von Algen im engeren Sinn).<br />

Ein Grund, weshalb 2004 zahlreiche neue Arten gefunden wurden, liegt sicher darin, dass wir<br />

diesmal ein besonderes Augenmerk auch auf kleinere und weniger auffällige Arten richteten<br />

(vor allem auf Kieselalgen und Zieralgen). Von diesen beiden Algengruppen fanden wir 12 bzw.<br />

21 bei der früheren Untersuchung nicht gefundene Arten. Ein weiterer Grund für die grosse Zahl<br />

von Neufunden liegt sicher auch darin, dass wir diesmal einige zusätzliche Stellen untersuchten<br />

(z.B. entlang der Strasse von Tigias nach Cuorts und im sumpfigen Gebiet zwischen Tigias/Son<br />

Roc und Salategnas). Dort hatten wir vier Jahre früher keine Proben gesammelt (*2).<br />

Zwei auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> gefundene Cyanobakterien-Arten erwiesen sich als Neufunde für die<br />

Schweiz: Synechocystis sallensis [Fundort (2000): kleiner See östlich von Lais Blos] und<br />

Planktothrix lacustris (=Trichodesmium lacustre) [Fundort (2004): Kleiner Hochmoortümpel im<br />

Gebiet der Lais Tatgeas].<br />

Algen und Cyanobakterien sind bis jetzt auf keiner<br />

schweizerischen „Roten Liste“ aufgeführt, aber in<br />

Deutschland stehen wenigstens verschiedene<br />

Armleuchter-, Zier- und Kieselalgen auf der „Roten<br />

Liste“ gefährdeter Pflanzen (Schriftenreihe für<br />

Vegetationskunde, Heft 28, Bundesamt für Naturschutz,<br />

Bonn-Bad Godesberg, 1996). Arten, die in Deutschland<br />

selten sind, kommen jedoch in der Regel auch in<br />

unserem Land nur selten vor, und so dürfte die<br />

deutsche Liste durchaus auch für die Schweiz Gültigkeit<br />

haben. Insgesamt 44 der von uns in beiden Jahren<br />

gefundenen Zieralgen sind auf dieser Liste verzeichnet<br />

(31 gelten als gefährdet, 13 als sehr gefährdet). Es sind<br />

Abb.16: Bambusina brebissonii: eine der<br />

gefährdeten Jochalgen auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />

praktisch alles Arten, die in Hoch- und Flachmooren wachsen und nährstoffarmes Wasser mit<br />

niedrigem pH bevorzugen. Desweiteren fanden wir in beiden Jahren am gleichen Standort<br />

(Übergangsmoor nahe Pale Rodonda) auch eine gefährdete Armleuchteralge (Chara contraria)<br />

sowie an verschiedenen Orten auch mehrere auf der „Roten Liste“ verzeichnete Kieselalgen (z.B.<br />

Achnanthes caledonica und Rhopalodia gibba var. parallela).<br />

Bemerkenwert sind auch die Funde von Chlorobotrys regularis (Eustigmatophyceae), Vacuolaria<br />

virescens (Raphidophyceae) und Glaucocystis nostochinearum (Glaucophyta) als Vertreter von<br />

Algengruppen, die in der Schweiz bisher noch nicht oft beobachtet worden sind.<br />

In Zukunft könnte sicher noch eine deutlich grössere Anzahl von Arten nachgewiesen werden,<br />

falls das Gebiet noch intensiver und vor allem auch später im Jahr (Juli-September) weiter<br />

untersucht würde.<br />

(*1) Folgende Studierende haben in den beiden Jahren beim Sammeln, Präparieren und Bestimmen der<br />

Algen mitgearbeitet – 2000: Nadine Colin, Verena Doppler, Conny Egenter, Heidi Gansner, Brigitte<br />

Marazzi, Eva Sarrazin und Burgi Liebst. – 2004: Karina Arroyo, Christoph Bigler, Christoph Meier,<br />

Stéphanie Samartin,<br />

Lukas Taxböck, Stefan Weber und Claudia Winteler.<br />

(*2) Ein genaues Verzeichnis aller Probenahmestellen und eine ausführliche Artenliste kann bei H.R.<br />

Preisig bezogen werden.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 19 -


2b – Pilze M. Lutz & W. Maier<br />

Pflanzenparasitische Pilze aus den Gruppen der Brandpilze<br />

(Ustilaginomycetes und Microbotryales) und der Rostpilze<br />

(Uredinales)<br />

Dr. Matthias Lutz & Dr. Wolfgang Maier<br />

Botanisches Institut, Universität Tübingen, Auf der Morgenstelle 1, D-72076 Tübingen<br />

Email: matthias.lutz@uni-tuebingen.de; wolfgang.maier@fabi.up.ac.za<br />

D<br />

Ziel des vorliegenden Projektes ist eine Bestandsaufnahme der auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

vorkommenden Brand- und Rostpilze und die Korrelation des Vorkommens mit<br />

Höhenstufen und Jahreszeiten. Bislang konnten wir 242 Belege für Brand- und<br />

Rostpilze sammeln und herbarisieren. Abschließend bearbeitet sind davon 194<br />

Belege, die 66 Rostpilz- und 26 Brandpilzarten zugeordnet werden können.<br />

Daraus ergibt sich ein ungefähres und vorläufiges Verhältnis von Parasiten zu<br />

potentiellen Wirten von 1:8 im Fall der Rostpilze und von 1:21 im Fall der<br />

Brandpilze. Dieses Verhältnis wird sich aber wahrscheinlich noch deutlich<br />

ändern, da zum Beispiel im Bezug auf Brandpilze weitere 159 Brandpilzarten<br />

im Gebiet vorkommen könnten.<br />

Die in der Artliste dokumentierten pilzlichen Pflanzenparasiten wurden während dreier<br />

Sammelexkursionen vom 14. 10. 2001 – 15. 10. 2001, vom 15. 7. 2003 – 18. 7. 2003 und<br />

vom 18. 8. 2003 – 21. 8. 2003 auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

gesammelt. Davon wurde das Gros der Belege<br />

innerhalb von acht Tagen (Juli und August 2003)<br />

gesammelt. Unsere Sammelaktivität beschränkte sich<br />

dabei auf im Gelände erkennbare pflanzenparasitische<br />

Pilze aus den Gruppen der Brandpilze<br />

(Ustilaginomycetes und Microbotryales) und der<br />

Rostpilze (Uredinales). Da unser Ziel eine weitest<br />

mögliche Aufnahme der Gesamtdiversität der Brand-<br />

und Rostpilze auf dem Gebiet der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> ist wurde<br />

flächendeckend gearbeitet. Wir haben unsere<br />

Sammelexkursionen so durchgeführt, dass wir auf<br />

allen Höhenstufen möglichst viele Vegetationstypen<br />

Abb.18: Caeomalager von Phragmidium<br />

fusiforme auf Rosa pendulina.<br />

Abb.17: Pyknidien und Aecidien von<br />

Endophyllum sempervivi auf Sempervivum<br />

montanum.<br />

untersuchen konnten. Dabei haben wir nach von Pilzen verursachten Krankheitssymptomen<br />

auf Pflanzen Ausschau gehalten, die noch im Gelände<br />

mit einer Handlinse untersucht wurden. Wenn es sich<br />

um eine von Brand- oder Rostpilzen verursachte<br />

Infektion handelte, wurde das infizierte<br />

Pflanzenmaterial an Ort und Stelle in eine<br />

Pflanzenpresse überführt. Die Wirtspflanzen wurden<br />

abends im Forschungshaus „Rhexoza flixella“<br />

abschließend bestimmt. Die Parasiten selbst wurden<br />

mittels Lichtmikroskopie und verschiedener<br />

Bestimmungswerke nach der Rückkehr in Tübingen<br />

bestimmt. Das bearbeitete Material steht in<br />

herbarisierte<br />

Form zur Verfügung.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 20 -


2b – Pilze M. Lutz & W. Maier<br />

Nach diesen ersten sehr breit angelegten Sammelexkursionen, die das Ziel hatten, möglichst<br />

viele verschiedene Vegetationstypen auf pflanzenparasitischen Pilze zu untersuchen, sollen in<br />

den folgenden Jahren gezielt Lücken geschlossen werden. Zu diesem Zweck erstellen wir im<br />

Moment eine Liste potentiell vorhandener Parasiten anhand der für das Gebiet vorhandenen<br />

Pflanzenlisten.<br />

Obwohl die gewonnenen Daten noch nicht weiter ausgewertet und interpretiert wurden, lassen<br />

sich schon einige interessante Punkte festhalten:<br />

Der trockene Sommer 2003 hat zu einer deutlich geringeren Infektionsrate durch<br />

pflanzenparasitische Pilze als erwartet geführt, d.h. man konnte normalerweise ubiquitäre<br />

Pilzeparasiten zwar trotzdem finden, aber bei weitem nicht so häufig wie in einem normalen<br />

Jahr. Dass die außergewöhnliche Trockenheit 2003 wirklich einen Einfluss auf die<br />

Parasitenhäufigkeit hatte, kann man indirekt auch daran erkennen, dass Pflanzenarten, die<br />

sowohl an trockenen Stellen der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> wie<br />

auch am Lai Neir und Lais Blos wuchsen, in der<br />

Nähe des Sees deutlich stärker von Parasiten<br />

befallen waren.<br />

Abb.19: Aecidien von Uromyces hedysari obscuri auf<br />

Hedysarum hedysaroides.<br />

Für Anthracoidea karii (Liro) Nannf. wurde als<br />

neuer Wirt Carex paniculata L. gefunden. Eine<br />

sehr seltene Anthracoida-Infektion von Carex<br />

parviflora Host wurde gefunden, die noch nicht<br />

sicher der von diesem Wirt bis dato bekannten<br />

Anthracoidea atratae (Savile) Kukkonen<br />

zugeordnet werden konnte. Außerdem wird<br />

gerade noch geprüft, ob es sich bei zwei bislang<br />

nicht eindeutig bestimmbaren Carex-Rosten<br />

ebenfalls um Belege von neuen Wirtsarten<br />

handelt.<br />

Die ermittelten Arten wurden zum allergrößten Teil an Edi Stöckli vom Naturhistorischen<br />

Museum Basel geschickt, um sie in die Gesamtdatenbank integrieren zu können.<br />

Weiterer Mitarbeiter:<br />

Dr. Matthias Hendrichs, Botanisches Institut, Universität Tübingen<br />

Veröffentlichungen, die u.a. auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> gesammelte Arten enthalten:<br />

Hendrichs, M., F. Oberwinkler, D. Begerow, R. Bauer: Carex, subgenus Carex<br />

(Cyperaceae) A phylogenetic approach using ITS sequences. Plant Syst. &<br />

Evolution 246: 89-107.<br />

Hendrichs, M., D. Begerow, R. Bauer, F. Oberwinkler: The genus<br />

Anthracoidea (Basidiomycota, Ustilaginales) A molecular phylogenetic<br />

approach using LSU rDNA sequences. Mycol. Res.: submitted.<br />

Hendrichs, M.: Molekularphylogenetische Untersuchungen zur Gattung Carex<br />

(Cyperaceae) und ihren Parasiten der Gattung Anthracoidea (Ustilaginales).<br />

PhD-thesis. Eigenverlag, 119 S.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 21 -


2b – Pilze M. Lutz & W. Maier<br />

Göker, M., M. Lutz, M. Kemler, D. Begerow, F. Oberwinkler: Phylogeny and host-parasite<br />

evolution of Microbotryum species infecting anthers of Caryophyllaceae. Molecular<br />

Phylogenetics and Evolution: submitted.<br />

Geplant ist eine Publikation, in der die gewonnenen Daten zur Pilzparasitenflora präsentiert<br />

und interpretiert werden sollen.<br />

Verwendete Bestimmungsliteratur bzw. Nomenklaturwerke:<br />

Gäumann, E. 1959. Die Rostpilze Mitteleuropas. Buechler, Bern.<br />

Poelt, J. 1985. Catalogus Florae Austriae: III. Teil, Heft 1: Uredinales. Verlag der<br />

Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien.<br />

Vánky, K. 1994. European smut fungi. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart.<br />

Zwetko, P. 1993. Rostpilze (Uredinales) auf Carex im Ostalpenraum. Ein neues Artkonzept. J.<br />

Cramer in der Gebrüder Borntraeger Verlagsbuchhandlung, Berlin.<br />

Zwetko, P. 2000. Die Rostpilze Österreichs. Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2.<br />

Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil, Heft 1, Uredinales. Österreichische Akademie<br />

der Wissenschaften, Wien.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 22 -


2c – Ozoneintrag M. Volk & S. Bassin<br />

Ozon- und Stickstoffeintrag in eine artenreiche Bergwiese auf<br />

der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Dr. Matthias Volk & Seraina Bassin<br />

Agroscope FAL Reckenholz, Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarökologie und<br />

Landbau, Reckenholzstrasse 191, 8046 Zürich;<br />

Email: matthias.volk@fal.admin.ch; seraina.bassin@fal.admin.ch<br />

In einem in Europa einzigartigen Experiment untersuchen wir den Einfluss<br />

von Ozon- und Stickstoffeinträgen in eine artenreiche Weide. Für die<br />

Festlegung von internationalen Richtlinien zur Luftreinhaltung ist es wichtig,<br />

die Schwelle von Schadstoffeinträgen zu kennen, oberhalb der in bestimmten<br />

Pflanzengesellschaften Veränderungen auftreten. Ein wichtiger, weil sehr<br />

artenreicher Vegetationstyp sind die nährstoffarmen Weiden im <strong>Alp</strong>enraum.<br />

A<br />

Alle Arbeiten in diesem Projekt leisten einen massgeblichen Beitrag zur Weiterentwicklung und<br />

Vervollständigung von Europäischen Luftschadstoff-Risikokarten. Diese Karten bezeichnen<br />

Regionen, deren Vegetation aufgrund ihrer Sensitivität durch den Eintrag von Luftschadstoffen<br />

gefährdet ist. Sie bilden die Grundlage für Emissions-Reduktions-Strategien, welche im<br />

Rahmen der Konvention für grossräumige, grenzüberschreitende Luftverschmutzung<br />

(CLRTAP) der UNECE erarbeitet werden. Die Umsetzung<br />

der Reduktions-Strategien geschieht auf nationaler Ebene,<br />

in der Schweiz mittels der durch das BUWAL festgelegten<br />

Grenzwerte der Luftreinhalteverordnung.<br />

Im Herbst 2003 wurden 180 Rasenziegel aus einer<br />

Ferkelkraut-Borstgrasweide (Hypochoero-Nardetum) auf<br />

der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> oberhalb Salategnas entnommen und in<br />

Plastikkisten im Versuchsgelände bei Tga Lucas eingesetzt.<br />

Abb.20: Rasenziegel aus der<br />

Ferkelkraut-Borstgras-Weide<br />

(Hypochoero-Nardetum).<br />

Die Rasenziegel werden mithilfe einer<br />

Freiluftbegasungsanlage mit Ozon in drei Belastungsstufen begast. Im Unterschied zu allen<br />

bisherigen Experimenten wird im vorliegenden Versuch nicht die Spitzenkonzentration,<br />

sondern die Hintergrundbelastung erhöht, was den Szenarien für die steigende globale<br />

Hintergrundkonzentration entspricht. Der Stickstoff wird in fünf verschiedenen Stufen als<br />

Ammoniumnitrat im Giesswasser ausgebracht. Die Dosierungen liegen im Bereich zwischen 0<br />

und 50 kg N ha -1 y -1 und entsprechen im Maximum derjenigen Menge Stickstoff, welche im<br />

Schweizerischen Mittelland gegenwärtig aus<br />

der Luft eingetragen wird.<br />

Abb.21: Die Versuchsanlage bei Tgalucas.<br />

Das Experiment dauert voraussichtlich bis<br />

inklusive 200 7. Einmal jährlich werden die<br />

Untersuchungsflächen gemäht und die<br />

Ertragsanteile der einzelnen Pflanzenarten<br />

bestimmt. Zusätzlich werden regelmässig<br />

Frequenz- und Deckungserhebungen nach<br />

Daget-Poissonet durchgeführt.<br />

Ökophysiologische Parameter wie<br />

Fluoreszenzkinetik, CO 2-Assimilation,<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 24 -


2c – Ozoneintrag M. Volk & S. Bassin<br />

Wasserhaushalt, Bodenatmung, Mykorrhizierungspotenzial und Stoffumsatz werden erhoben,<br />

damit Veränderungen frühzeitig erkannt werden.<br />

Abb.22: Über den Winter<br />

wird die Begasung der<br />

Rasenziegel unterbrochen.<br />

AOT40 [ppb.h]<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

Die Saison 2004 war ein Jahr voller Premieren. Sowohl für die<br />

Erhebung von botanischen Parametern, wie der Daget-Poissonet<br />

Aufnahme oder dem Sampling für die SLA-Bestimmung und die<br />

Isotopenanalyse, als auch für einen störungsarmen Begasungsverlauf<br />

haben wir uns die notwendige Basis erarbeitet. Es gab auch einige<br />

Rückschläge zu verkraften, so wurde uns z.B. zweimal durch<br />

Überspannungen nach Blitzschlag jeweils ein Teil der<br />

Begasungssteuerung getoastet.<br />

Die untenstehende Graphik zeigt die Termine einiger Aktivitäten der<br />

Saison vor dem Hintergrund der akkumulierten Ozonexposition über<br />

einer Konzentration von 40ppb Ozon in den verschiedenen<br />

Behandlungsstufen. Seit Ende Oktober 2004 haben wir den Versuch<br />

sukzessive in den Winterschlaf geschickt. Die Begasung ist jetzt<br />

gestoppt und es werden nur noch einige meteorologische<br />

Basisparameter erhoben.<br />

Ozone ambient<br />

Ozone enriched 1<br />

Ozone enriched 2<br />

nitrogen application<br />

Harvest<br />

0<br />

05.04 06.04 07.04 08.04 09.04 10.04 11.04<br />

Date<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 25 -


2d – Weichtiere M. Gosteli<br />

D<br />

Die Schnecken und Muscheln auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Dr. Margret Gosteli<br />

Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern, Bernastrasse 15, 3005 Bern<br />

Email: margret.gosteli@nmbe.unibe.ch<br />

Auf mehreren Exkursionen zwischen den Jahren 2000 und 2004 konnten auf<br />

der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> und in der nahen Umgebung 45 Schnecken- und 3 Muschelarten<br />

nachgewiesen werden. Neun Arten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten<br />

Mollusken der Schweiz. Unter den acht gefundenen Nacktschneckenarten ist<br />

eine neue Limax-Art besonders erwähnenswert.<br />

Die meisten Schneckenarten sind auf kalkhaltige Böden angewiesen. Sie liefern den Rohstoff<br />

für die Gehäuse. Auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> gibt es keine grossen Kalkvorkommen, die für eine reiche<br />

Molluskenfauna bürgen würden. Das Ergebnis des Artenvielfalttages im Jahr 2000 und weiterer<br />

Exkursionen zwischen 2002 und 2004 ist deshalb bemerkenswert: 45 Schnecken- und 3<br />

Muschelarten konnten auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> und in der nahen Umgebung nachgewiesen werden.<br />

Zur Erfassung der Mollusken haben die Forscher ausgewählte Flächen und ihre Vegetation bis<br />

in Höhenlagen von 2500 m nach Schnecken oder ihren Gehäusen abgesucht. Sie sammelten<br />

und untersuchten auch Bodenproben, um kleine und unterirdisch lebende Arten zu finden. Sie<br />

siebten Bodenschlamm aus Gewässern, legten Kunststoffplanen aus, die vor allem<br />

Nacktschnecken Unterschlupf während des Tages gewähren sollten, und sie waren auch in der<br />

Nacht unterwegs, wenn die Nacktschnecken aus ihren Verstecken kriechen.<br />

Nadelwälder, Moore und Weiden – die häufigsten Lebensräume im Untersuchungsgebiet –<br />

sind wegen der sauren Böden beziehungsweise der Bodenverdichtung artenarm. Am meisten<br />

Arten konnten an den anstehenden Kalkfelsen bei Crap Marsch ob Sur und an einzelnen<br />

Kalkblöcken auf und oberhalb der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> nachgewiesen werden. Dabei waren gegen Süden<br />

und Südosten gerichtete Felsen deutlich arten- und individuenreicher als solche mit westlicher<br />

oder nördlicher Exposition. Fehlende Sonne und lange Schneebedeckung machen<br />

nordexponierte Standorte in höheren Lagen selbst für kältetolerante Schnecken unbewohnbar.<br />

Die Artenarmut an westexponierten Lagen hängt damit zusammen, dass diese den<br />

Wetterfronten und vor allem dem Wind, der stark austrocknend wirkt, am intensivsten<br />

ausgesetzt sind.<br />

Acht verschiedene Nacktschneckenarten<br />

konnten gefunden werden, darunter auch<br />

eine neue Limax-Art, die zwar bereits früher<br />

an anderen Stellen im Kanton Graubünden<br />

gefunden wurde (durch U. Schneppat), die<br />

aber bis heute wissenschaftlich nicht<br />

beschrieben ist. Die Berg-Egelschnecke<br />

(Lehmannia rupicola) wurde zum ersten Mal<br />

im Kanton Graubünden nachgewiesen. In<br />

den felsigen Nadelwäldern unterhalb der <strong>Alp</strong><br />

<strong>Flix</strong> finden die Nacktschnecken ideale<br />

Versteckmöglichkeiten und können trotz<br />

relativer Trockenheit gut überleben.<br />

Abb.23: Zum ersten Mal in Graubünden nachgewiesen: die<br />

Berg-Egelschnecke Lehmannia rupicola.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 26 -


2d – Weichtiere M. Gosteli<br />

Einige Kulturfolger unter den Mollusken wurden ausschliesslich in der Umgebung des Dorfes<br />

Sur gefunden: Arion lusitanicus, Deroceras reticulatum, Oxychilus draparnaudi und Trichia<br />

clandestina.<br />

Nahezu in allen Kleingewässern gibt es Mollusken. Der Fund einer grossen Population des<br />

Zwergposthörnchens (Gyraulus crista) auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> (durch U. Schneppat) ist<br />

erwähnenswert. Aus den <strong>Alp</strong>en sind nur wenige Vorkommen bekannt. Der aktuelle Fund stellt<br />

mit 1925 Metern einen neuen Höhenrekord dar. Die bisher höchste Fundstelle in der Schweiz<br />

liegt bei 1400 m (Lai da Tarasp).<br />

Neun Arten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Mollusken der Schweiz: Aegopinella<br />

minor, Balea perversa, Causa holosericea, Gyraulus crista, Helix pomatia, Jaminia quadridens,<br />

Lehmannia rupicola, Pupilla alpicola und Pupilla sterrii. Die Weinbergschnecke (Helix<br />

pomatia) ist entlang der Forststrassen zum Teil sehr häufig. Offensichtlich können diese in<br />

neuerer Zeit angelegten Strassen der Ausbreitung einzelner Molluskenarten förderlich sein.<br />

Abb.24+25: Stehen auf der Roten Liste: Das Zwergposthörnchen Gyraulus crista (links) und<br />

die Schliessmundschnecke Balea perversa (rechts).<br />

Mit der gezielten Suchaktion im Rahmen des Artenvielfalttages und weiterer Exkursionen<br />

wurde für viele Molluskenarten eine Verbreitungslücke geschlossen. Die meisten der 48 Arten<br />

waren bisher aus dem Oberhalbstein nicht gemeldet (TURNER et al., 1998).<br />

Lässt sich die Artenliste der<br />

Mollusken noch erweitern? Das<br />

Forscherteam hofft es und wird<br />

das Augenmerk während der<br />

nächsten Jahre speziell auf kleine<br />

Arten und auf Nacktschnecken<br />

legen.<br />

Abb.26+27: Pilz-Egelschnecke (Malacolimax tenellus)und <strong>Alp</strong>weiden-<br />

Glasschnecke (Eucobresia nivalis).<br />

Weitere Mitarbeiter:<br />

René Heim, Zoologischer Präparator, Natur-Museum Luzern, Kasernenplatz 6, 6003 Luzern,<br />

rene.heim@lu.ch<br />

Ulrich Schneppat, Zoologischer Präparator, Sennereiweg 8, 7074 Malix,<br />

ulrich.schneppat@bnm.gr.ch<br />

Literatur:<br />

Turner, H., Kuiper, J.G.J., Thew, N., Bernasconi, R., Rüetschi, J., Wüthrich †, M. & Gosteli,<br />

M. 1998. Mollusca Atlas. Atlas der Mollusken der Schweiz und Liechtensteins. – Fauna<br />

Helvetica 2, CSCF/SEG, 527 pp.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 27 -


2e – Gliedertiere A. Hänggi<br />

Arthropoden auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> -<br />

Biodiversität und Phänologie<br />

Dr. Ambros Hänggi<br />

Naturhistorisches Museum Basel, Augustinergasse 2, 4001 Basel<br />

Email: ambros.haenggi@bs.ch<br />

Während am Tag der Artenvielfalt möglichst flächendeckend gesammelt wurde,<br />

sollen im Rahmen dieses Vorprojektes lediglich einige wenige, typische<br />

Teillebensräume untersucht werden. Diese Flächen sollen während eines<br />

ganzen Jahres besammelt werden. Ein überraschendes Ergebnis vom 3. Juni<br />

2000 war, dass trotz des frühen Datums eine ganze Reihe Insekten festzustellen<br />

waren, die von den Spezialisten eigentlich noch nicht erwartet wurden. Dies<br />

deutet darauf hin, dass die Kenntnis über die Phänologie (zumindest in diesen<br />

Höhenlagen) nach wie vor recht gering ist.<br />

A<br />

An 4 Standorten wurden permanent laufende (Wechsel alle 14 Tage) Kombifallen nach Duelli<br />

(http://www.wsl.ch/land/biodiversity/PRODUCTS/combitrap/Kombifalle.html) aufgestellt. Zum<br />

Einsatz kamen pro Standort eine Kombifalle (Vierseitige Fensterfalle kombiniert mit<br />

Gelbschale), 2 Trichter- und 2 Becher-Bodenfallen. Die Fallen wurden am 20. Juni 2002<br />

aufgestellt. Die Kombifallen blieben bis am 11. September<br />

2002 im Einsatz. Die Leerung erfolgte wöchentlich. Die<br />

Bodenfallen blieben auch nach diesem Datum bis zum 9. Juni<br />

2003 im Einsatz. Die Leerung erfolgte ab 11. September 2002<br />

nur noch in einem 3-wöchigen Rhythmus bis zu 15. Oktober<br />

2002. Wegen Schneefall wurden die Fallen den ganzen Winter<br />

über nicht mehr geleert. Nächste Leerung am 14. Mai 2003 mit<br />

zwei weitern Perioden bis 9. Juni 2003.<br />

Die Fallenbetreuung wurde von Victoria Spinas und Ursina von<br />

Planta (Praktikantin im Bündner Naturmuseum) gemacht. Die<br />

Grobsortierung wurde durch Ursina von Planta, Denise<br />

Wyniger und Angelo Bolzern durchgeführt. Da vor allem in den<br />

Kombifallen wesentlich mehr Material anfiel als erwartet, kam<br />

es zu erheblichen Verzögerungen. Erst jetzt liegen alle Fänge<br />

vorsortiert vor. Sie sollen demnächst soweit möglich an<br />

Spezialisten zur Bearbeitung verteilt werden.<br />

Abb.28: Eine Kombifalle wie sie auch<br />

auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> eingesetzt wurde.<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden Informationen in verschiedenen Bereichen<br />

liefern:<br />

- Artenzahlen<br />

- Artenzusammensetzungen<br />

- Biogeographische Zusammensetzung der Fauna<br />

- Phänologie der Arten im Raum <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

- Methodenvergleiche (Effizienz verschiedener Fangmethoden)<br />

- Grundlagen für die Formulierung des Langzeitprojektes<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 28 -


2e – Gliedertiere A. Hänggi<br />

Untersuchte Standorte:<br />

"Eriophorum-Hochmoorried" (Grossseggenried – Magnocaricion)<br />

GR: Sur, Blancas, 769 52 / 154 33, Exp -<br />

Koordinaten ab GIS Christoph N769.650/E154.426<br />

Heidevegetation (sehr trocken) (Trockene subalpine Zwergstrauchheide – Juniperion nanae)<br />

GR: Sur, Blancas, 769 50 / 154 30, Exp –<br />

Koordinaten ab GIS Christoph N769.637/E154.355<br />

"Waldrand" Zwergstrauchheide mit Tannen durchsetzt (Trockene subalpine Zwergstrauchheide<br />

– Juniperion nanae)<br />

GR: Sur, Blancas, 769 44 / 154 27, Exp SW<br />

Koordinaten ab GIS Christoph N769.452/E154.318<br />

Ufer eines Waldweihers<br />

GR: Sur, Lai la Tscheppa, 769 24 / 154 29, Exp – (Hang SW)<br />

Koordinaten ab GIS Christoph N769.2/E154.42<br />

Aussortierte Gruppen:<br />

Arachnida Spinnen, Milben, Pseudoskorpione<br />

Myriapoda Tausendfüsser<br />

Heteroptera Wanzen<br />

Homoptera Blattläuse, Blattflöhe, Zikaden<br />

Lepidoptera Schmetterlinge<br />

Colembolla Springschwänze<br />

Diptera Fliegen, Mücken,<br />

Saltatoria Heuschrecken<br />

Hymenoptera geflügelte Hymenoptera<br />

Ameisen ungeflügelte Hymenoptera<br />

Blattodea Schaben<br />

Coleoptera Käfer<br />

Neuroptera, Trichoptera, Plecoptera Netzflügler, Köcherfliegen, Steinfliegen<br />

Thysanoptera Fransenflügler<br />

Insektenlarven<br />

Vertebrata Wirbeltiere<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 29 -


2f – Wasserinsekten V. Lubini-Ferlin<br />

Eintagsfliegen (Ephemeroptera), Steinfliegen<br />

(Plecoptera) und Köcherfliegen (Trichoptera)<br />

der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Dr. Verena Lubini-Ferlin<br />

Eichhalde 14, 8053 Zürich<br />

In den Jahren 2000 und 2001 wurden die Gewässer der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> mit<br />

Schwerpunkt in den Mooren nach Eintags-, Stein- und Köcherfliegen<br />

abgesucht. Insgesamt wurden 4 Eintagsfliegen-, 15 Steinfliegen- und 20<br />

Köcherfliegenarten nachgewiesen.<br />

D<br />

Die im Wasser lebenden Larven wurden mit einem Kescher nach der Methode des<br />

Kicksampling gefangen. Der Netzinhalt wurde danach in eine weisse Schale gegeben und die<br />

Tiere mit einer Pinzette herausgelesen und in 70% Ethanol konserviert. Die Imagines wurden<br />

mit einem Streifnetz in der Vegetation der Gewässerumgebung gekeschert. Nachts wurden<br />

Lichtfänge mit einer für die Revision der Roten Liste der Wasserinsekten verwendeten<br />

batteriebetriebenen Lichtfalle durchgeführt. Diese besteht aus einer weissen Laborschale, die<br />

mit Wasser und einem Netzmittel gefüllt ist. Zum Anlocken der Insekten diente eine quer<br />

darüber liegende Leuchtstoffröhre, die mit einem Dämmerungsschalter ausgerüstet ist. Neben<br />

dem Tag der Artenvielfalt vom 3. Juni 2000 wurde im Rahmen des vom BUWAL finanzierten<br />

Projektes „Rote Liste der Wasserinsekten und Wassermollusken“ die Suche 2001 mit<br />

Schwerpunkt in den Mooren fortgesetzt. Die Untersuchungstermine 2001 waren: 11. Juli, 23.<br />

August und 12. Oktober. Die untersuchten Gewässer waren: Ava dellas Cuorts, Wiesenbach<br />

Acl;, Flach- und Hochmoore z. Teil von nationaler Bedeutung: Val Savriez, Son Roc, Lais<br />

Tatgeas, Lai Neir, Paleis, Pale Rodondo, Schmudragn Trubela.<br />

Es wurden 4 Eintagsfliegen, 15 Steinfliegen- und 20 Köcherfliegenarten nachgewiesen. Alle<br />

Daten sind auch in der nationalen Datenbank des Zentrums für die Kartographie der Fauna in<br />

Neuenburg verzeichnet.<br />

Eintagsfliegen haben in der Schweiz in unteren und mittleren Höhenlagen ihren<br />

Verbreitungsschwerpunkt (Sartori & Landolt, 1999), weshalb in den Gewässern der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

bloss vier Arten nachgewiesen worden sind, alle im Wildbach Ava dallas Cuorts. Es handelte<br />

sind dabei um weit verbreitete Arten, die charakteristisch für die montane und submontane<br />

Höhenstufe sind. Es ist zu erwarten, dass mit einer umfassenderen Suche in den<br />

Fliessgewässern weitere Arten nachgewiesen werden können. Erfreulich ist der Nachweis einer<br />

potentiell gefährdeten Art, Rhithrogena gratianapolitana (Sartori et al., 1994).<br />

Die Steinfliegen waren mit 15 Arten gut vertreten. Ihre Larven besiedelten alle Gewässertypen,<br />

auch die Schlenken der Moore, insgesamt neun Arten den Ava dellas Cuorts. Nemoura cinerea<br />

und Nemurella pictetii besiedelten auch stehende Gewässer wie die Seen (Lai Nair) und<br />

Moorgewässer (Pale Rodondo). Die vorgefundenen Arten sind in der Schweiz weit verbreitet,<br />

das Artenspektrum charakteristisch für die Höhenlage. Eine Rote Liste für die Steinfliegen ist in<br />

der Schweiz in Bearbeitung.<br />

Die gleichen Lebensräume wie die Steinfliegen besiedelten auch die Larven der Köcherfliegen.<br />

Von den 20 nachgewiesenen Arten haben fünf den Schwerpunkt ihrer Verbreitung in den<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 30 -


2f – Wasserinsekten V. Lubini-Ferlin<br />

<strong>Alp</strong>en: Allogamus auricollis, Cryptothrix nebulicola, Drusus discolor,<br />

Limnephilus sericeus, Peudopsilopteryx zimmeri und Rhyacophila<br />

intermedia. Zu den in der Schweiz bisher selten nachgewiesenen Arten<br />

gehören Limnephilus helveticus, L. sericeus und Peudopsilopteryx<br />

zimmeri. Während letztere pflanzen- und detritusreiche Gebirgsbäche<br />

besiedelt, entwickelt sich L. sericeus bevorzugt in Mooren, L. helveticus<br />

in stehenden und langsam fliessenden Gewässern aller Art. Wie bei den<br />

Steinfliegen beherbergte der Ava dallas Cuorts mit sieben Arten die<br />

meisten Vertreter der Gruppe. Im Moor Pale Rodondo wurden Larven<br />

von Oligotricha striata beobachtet, einer Charakterart der Moortümpel.<br />

Parachiona picicornis, Wormaldia occipitalis und Beraea pullata<br />

dagegen sind typische Quellbewohner. Eine Rote Liste für die<br />

Köcherfliegen ist in der Schweiz in Bearbeitung.<br />

Abb.29: Protonemura<br />

lateralis, eine Vertreterin<br />

der Steinfliegen.<br />

Das breite ökologische Spektrum der nachgewiesenen Arten ist ein<br />

Spiegelbild der Lebensraumvielfalt. Deshalb ist auch die Artenvielfalt der untersuchten<br />

Gruppen in den Gewässern der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> bemerkenswert.<br />

Weitere faunistische Aufnahmen sind nicht geplant. Die Ergebnisse fliessen in die Revision der<br />

Roten Liste Wasserinsekten ein, die 2007 abgeschlossen sein wird.<br />

Literatur<br />

Sartori, M. & P. Landolt. 1999. Atlas de disribution des éphémères de Suisse. (Insecta,<br />

Ephemeroptera). Fauna Helvetica 3. 214 pp.<br />

Sartori, M., P. Landolt, A. Zurwerra. 1994. Rote Liste der gefährdeten Eintagsfliegen der<br />

Schweiz. 72 - 74. In: Duelli, P. Rote Listen der gefährdeten Tierarten in der Schweiz.<br />

BUWAL.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 31 -


2g – Erzwespen H. Baur<br />

Diversität von Erzwespen der Familie Pteromalidae<br />

(Insecta: Hymenoptera: Chalcidoidea) auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Dr. Hannes Baur<br />

Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern, Bernastrasse 15, CH-3005 Bern<br />

E-Mail: hannes.baur@nmbe.unibe.ch<br />

In den Jahren 2000, 2002 und 2003 wurden auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> an insgesamt 27<br />

Standorten Aufsammlungen von Pteromaliden durchgeführt. Während der<br />

ganzen Saison 2003 waren 2 Malaisefallen an verschiedenen Standorten im<br />

Einsatz. Das gesammelte Material aus den Käscherfängen fliesst in die laufende<br />

Bearbeitung der Pteromaliden (z. B. Gattungsrevisionen) ein. Auf eine<br />

Artenliste wird aber aufgrund der Schwierigkeiten bei der Bestimmung dieser<br />

Gruppe gegenwärtig verzichtet. Das Material aus den Malaisefallen muss vor<br />

der Bearbeitung vorsortiert werden, wobei im 2004 erst ein sehr kleiner Teil<br />

sortiert werden konnte. Im Jahr 2005 werden die Aufsammlungen an neuen<br />

Standorten weitergeführt.<br />

D<br />

Die Pteromaliden gehören in die überaus artenreiche Gruppe von parasitischen<br />

Hymenopteren. Als solche sind sie von grosser Bedeutung für die Regulierung von anderen<br />

Arthropoden und spielen dementsprechend eine wichtige Rolle im Ökosystem. Gewisse Arten<br />

werden in der angewandten Entomologie zur Bekämpfung von Schädlingen eingesetzt. Trotz<br />

ihrer grossen Bedeutung gehören Pteromaliden zu den am schlechtesten untersuchten<br />

Insektengruppen der Schweiz. Das Ziel der Untersuchungen auf <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> ist eine möglichst<br />

vollständige Erfassung der Pteromaliden-Arten. Diese Artenliste ist zwangsläufig ein<br />

Langzeitprojekt, da Pteromaliden aufgrund ihres schlechten Bearbeitungsstandes sehr schwer<br />

zu bestimmen sind. Für viele Arten ist eine sichere Bestimmung oft nur durch ein<br />

Typenstudium zu bewerkstelligen.<br />

Aktivitäten 2000-2003<br />

In den Jahren 2000, 2002 und 2003 wurde auf <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> an folgenden Orten mit dem Kescher<br />

gesammelt (Fundorte sortiert nach Ort, Datum): Clavania, 1980 m, 770.160/154.460,<br />

2.6.2003 (Malaisefalle 1) – Crap Marsch, 1700 m, 767.9/155.2, 15.-16.8.2000, Trockenrasen<br />

mit Felsen – Cruschetta da Vanastg, E, 1830 m, 768.8/154.9, 3.6.2000, Wiese – Davos Crap,<br />

N, 1690 m, 768.2/155.0, 3.6.2000, Wiese – E Vauastg Davains, 1891 m, 769.320/154.900, 3.<br />

& 5.6.2003 Weide mit Bach – Lai da Tschoppa,<br />

1937 m, 769.210/154.300, 1.6.2003, Flachmoore<br />

in Waldlichtung – Lai da Tschoppa, SW, 1926 m,<br />

769.180/154.220, 1.6.2003, Waldlichtung – N<br />

Gôtet, 1878 m, 768.610/155.820, 4.6.2003,<br />

Waldlichtung – Pale Rodonda, N, 1863 m,<br />

768.570/155.480, 4.6.2003, Trockenrasen bei<br />

Flachmoor – Piz d’Umblei, W, 1928 m,<br />

769.230/155.300, 3.6.2003, Weide – Planchet,<br />

1991 m, 769.700/154.120, 1.6.2003, Weide –<br />

Planchet, S, 1951 m, 769.730/154.50, 2.6.2003,<br />

Feuchtwiese mit Orchideen – Plang la Baselgia,<br />

1650 m, 768.1/154.8, 3.6.2000, Wiese – Plang<br />

Abb.30: Hannes Baur im Einsatz am GEO-Tag der<br />

Artenvielfalt im Jahr 2000.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 32 -


2g – Erzwespen H. Baur<br />

la Baselgia, W, 1600 m, 768.0/154.8, 3.6.2000, Wiese – Ruigna, 1990 m, 768.9/156.4,<br />

20.6.2002, Wiese – Pro Davos, S, 1975 m, 769.590/154.30, 1.6.2003, Weide – Pro Davos, S,<br />

1948 m, 769.540/154.70, 4.6.2003, Weide – Salategnas, 1975 m, 769.850/154.90, 2.6.2003,<br />

Hauswand – Salategnas, NE, 1975 m, 770.50/154.350, 4.9.2003, Bachufer, an Alnus virids –<br />

Salategnas, W, 1940 m, 769.4/154.1, 20.6.2002, Bächlein im Wald – Son Roc, 1960 m,<br />

769.6/154.7, 20.6.2002, 16.& 17.8.2000, Erica-Juniperus Heide – Son Roc, W, 1940 m,<br />

769.530/154.630, 3.6.2003, Weide mit Felsen und Fichten – Sur Plattas, 1790 m,<br />

768.4/155.2, 3.6.2000, Wiese – Tagacrest, N, 1720 m, 768.4/155.1, 17.8.2000, Trockenrasen,<br />

felsig – Tagalucas, W, 1930 m, 769.9/155.4, 15.8.2000, Trockenrasen, Feuchtwiese – Vauastg<br />

Dafora, SE, 1929 m, 769.343/154.982, 2.6.2003, Weide mit Felsen und Fichten (Malaisefalle<br />

2) – Vauastg Davains, 1903 m, 769.190/154.820, 4.6.2003, Weide mit Bach.<br />

An zwei Stellen (Clavenia und Vauastg Dafora, SE) wurden Malaisefallen aufgestellt, welche<br />

von Anfang Juni bis Mitte September in Betrieb waren und von Frau Victoria Spinas, <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>,<br />

wöchentlich geleert wurden.<br />

Das gesammelte Material befindet sich am Naturhistorischen Museum in Bern. Insgesamt<br />

dürften sich mehrere hundert Erzwespen darunter befinden. Diese befinden sich z. Zt. noch in<br />

Bearbeitung. Eine Artenliste kann vorläufig noch nicht gegeben werden, da wie Eingangs<br />

erwähnt, die Bestimmung in vielen Fällen nicht gesichert ist. Das Material fliesst aber in<br />

laufende Revisionen ein. In ein paar Jahren sollte es deshalb möglich sein, eine erste Liste der<br />

Pteromaliden auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> zusammenzustellen. Ferner muss das Material aus den<br />

Malaisefallen zuerst noch sortiert werden. Für diese Arbeiten sind Frau V. Spinas und Frau<br />

Yvonne Kranz, Naturhistorisches Museum Bern, vorgesehen. Bisher wurde erst das Material<br />

von einer Woche sortiert. Grundsätzlich werden die Proben aus den Malaisefallen für viele<br />

weitere Spezialisten, insbesondere Hymenopterologen und Dipterologen, von Interesse sein.<br />

Das Material wird allen Forschern zur Verfügung stehen.<br />

Nach einer Sammelpause im Jahr 2004 sind für 2005 weitere Exkursion geplant, wobei neue<br />

Stellen ausgewählt werden. Ev. werden auch weitere Aufsammlungen mit Malaisefallen an<br />

neuen Standorten durchgeführt werden.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 33 -


2h – Heuschrecken L. Keist & B. Keist<br />

Orthopteren auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Lotti und Bruno Keist<br />

Entomologischer Verein <strong>Alp</strong>stein, Sonneggstr. 28, 9642 Ebnat-Kappel<br />

Email: bruno.j.keist@hin.ch<br />

Der Entomologische Verein <strong>Alp</strong>stein führte 2002 – 2004 Untersuchungen über<br />

die Schmetterlingsfauna der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> durch. Einige der Exkursionen benutzten<br />

wir, um uns einen ersten Überblick über die Orthopterenfauna des Gebietes zu<br />

machen. Es resultieren einige fragmentarische, vorläufige Angaben, die im<br />

Folgenden kurz vorgestellt seien. Eine vollständigere und detailliertere<br />

Untersuchung wäre reizvoll, ob es dazu kommen wird, wissen wir noch nicht.<br />

E<br />

Exkursionen: Diese waren für Orthopteren etwas früh im Jahr angesetzt. Nur 5 Exkursionen<br />

lagen in günstiger Jahreszeit. Wir wanderten jeweils auf den Wegen und erfassten die<br />

beobachteten Tiere visuell, akustisch und mit einem Bat-Detecor. Lebensraumbeschriebe<br />

unterliessen wir im Hinblick auf die in Aussicht gestellte Vegetationskarte. Standort-Erfassung<br />

mit GPS Garmin E-Trex Summit. Grobe Häufigkeitsangaben. Nicht einbezogen sind Daten<br />

anderer Beobachter, lediglich die Feststellung von P. stridulus und B. frigida durch A. Coray<br />

ergänzt die Artenliste.<br />

Da wir die Wege während der Vegatationsperiode kaum verlassen wollten, konnten die<br />

Moorflächen nur sehr randlich beurteilt werden. Verwertbare Beobachtungen liegen somit nur<br />

aus einem kleinen Teil des Projektperimeters vor, weshalb sich eine Auswertung ins Detail<br />

nicht lohnt.<br />

Insgesamt wurden 19 Arten festgestellt. Dabei können folgende Hauptlebensräume<br />

unterschieden werden:<br />

- Heuwiesen und <strong>Alp</strong>weiden mit dem zu erwartenden Artenspektrum<br />

- Moore mit ihrer wichtigsten Art, Stethophyma grossum, welche gute Bestände bildet und<br />

auch in kleinen Hangmooren zu finden ist.<br />

- Die südexponierte trockene felsige Flanke nördlich von Sur in welche einige<br />

wärmeliebendere Arten beherbergt, die nur hier gefunden wurden: Tettigonia viridissima,<br />

Pholidoptera aptera und griseoaptera, Oedipoda germanica.<br />

- <strong>Alp</strong>ine Rasen und Schuttflächen, von uns nicht besucht, beherbergen Bohemanella frigida.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 34 -


2h – Heuschrecken L. Keist & B. Keist<br />

Datum Zeit Wetter Weg allg<br />

15.06.02 18 h sehr schön, beinahe wolkenlos,<br />

heissester Tag seit 1947<br />

im Gefolge einer ganzen<br />

Reihe hochsommerlicher<br />

Tage, bis 33° im Mittelland,<br />

in der Höhe angenehm.<br />

Abends ziehen etwas<br />

Gewitterwolken auf, gegen<br />

23:30 Gewitter, nachts<br />

mässig Regen, sonntags<br />

16.06.02 09.30 -<br />

14.45 h<br />

wieder schön, lokale Winde.<br />

heissester Tag seit 1947,<br />

hier oben um 24°, sonnig,<br />

gelegentlich einige<br />

Wolkenfelder. lokaler Wind.<br />

06.07.02 18 - 19h bedeckt, regnerisch, um 8°,<br />

mässiger W-Wind<br />

07.07.02 08 -<br />

18.30 h<br />

18.08.02 09 -<br />

17.20 h<br />

am Morgen noch<br />

Nebelschwaden, die bald<br />

sich auflösen, dann meist<br />

sonnig, warm um 20°, wenig<br />

Wind.<br />

sehr schön, nachts 6°, tags<br />

warm bis wohl 23°,<br />

wolkenlos, am Nachmittag<br />

einige Quellwolken.<br />

31.05.03 16 – 19 h wolkenlos, sehr warm um<br />

25° wechselnd intensiver S-<br />

Wind<br />

01.06.03 09 – 18 h wolkenlos, kleiner S-Wind,<br />

wechselt zeitweise auf NW,<br />

v.a. am Nachmittag. warm<br />

um 23°.<br />

26.07.03 15.30 –<br />

18.45 h<br />

27.07.03 10 –<br />

17.15 h<br />

leicht bewölkt bei S-Wind,<br />

schön warm.<br />

wechselnd bewölkt, im<br />

ganzen aber schön und<br />

warm, gegen Abend deckt es<br />

ein, etwa ab 13h zeitweise<br />

recht starker Wind, der das<br />

Beobachten erschwert.<br />

17'15h Regen<br />

Ankunft 16h<br />

Besprechung mit<br />

J.Müller -<br />

Spaziergang bei<br />

Parkplatz -<br />

Nachtessen auf<br />

Terrasse - abends<br />

Leuchten im Wald<br />

gegen Paleis<br />

zum Plan lung und<br />

zurück<br />

kurzer Halt Tgalucas,<br />

Son Roc - Tga d'Meir<br />

- Salategnas<br />

Salategnas - Sur -<br />

Crap Marsch - Paleis<br />

- Pale radonda - dem<br />

Bach entlang nach<br />

Sur<br />

alle Vögel notiert. Sehr<br />

reichhaltige verschiedene<br />

Biotope, oben auf dem flachen<br />

Plan lung herrschen noch<br />

Brauntöe vor mit weissen Tupfern<br />

der Pelzanemone, dem einsamen<br />

Singen der Pieper, dem kaum<br />

auffalleden knätschern der<br />

Schmätzer.<br />

Sehr reichhaltige Flora in voller<br />

Pracht, Heuwiesen voller<br />

Blumen, erst zum Teil bei Sur<br />

gemäht. Orthopteren noch<br />

weitgehend larval.<br />

Salategnas- Son Roc Ziel war vorerst die Blockkhalde<br />

- durch Heide Varsal - im N, aber wir fanden weder<br />

Tgalucas - Cuorts - Rötel noch Hühner. Für<br />

Loc - Tgeps - Clavo Bohemanella in der Höhe zu<br />

soura - Tgalucas - suchen reichte dann die Zeit nicht<br />

Son Roc<br />

mehr. Wunderbar war die<br />

blühende Callunaheide in grosser<br />

Ausdehnung. Im Abstieg Tgeps<br />

nur noch Sumpfschrecken<br />

<strong>Flix</strong> Tgalucas - Cuorts<br />

- Colms Lantsch und<br />

zurück<br />

vollständig gesucht und notiert.<br />

Wir widmen uns den Vögeln,<br />

alles notiert. Prächtige<br />

Blumenpracht und Duft des<br />

<strong>Alp</strong>enklees, Seidelbastes.<br />

Anhaltender Zug der Distelfalter<br />

Salategnas - Plattas - alle Vögel notiert, Distelfalter in<br />

Parkplatz Val Savriez dauerndem Zug, 15'-weise<br />

- über Weidewege notiert, ziehen S -> N unbeachtet<br />

am Hang zurück - Sur der Topographie, eindrücklich.<br />

. 09 - 18h<br />

Sur - Plang - la<br />

Baseglia - um Crap<br />

Marsch - Paleis -<br />

zurück.<br />

Salategnas - Son Roc<br />

mit Rundgang in den<br />

Riedwiesen südlich<br />

bis Hangkante -<br />

Cuorts - Ual da<br />

Barbla<br />

Exkursion v.a. zum Nachweis der<br />

Chorthippus in Paleis, daher<br />

unten rel. zügig hochgestiegen.<br />

Brutzeit der Vögel neigt sich dem<br />

Ende zu, Schwerpunkt<br />

Orthopteren<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 35 -


2i – Schmetterlinge A. Kopp & C. F. Keller<br />

I<br />

Erforschung der biologischen Vielfalt der Region <strong>Alp</strong><br />

<strong>Flix</strong> am Beispiel der Lepidoptera (Tag- und<br />

Nachtfalter)<br />

Andreas Kopp & Dr. Walther C. F. Keller<br />

Wilerstrasse 9, 8370 Sirnach; Pischastrasse 12, 7205 Zizers<br />

Email: koppandy@bluewin.ch; walther.keller@bluewin.ch<br />

Das Ziel dieser Studie ist die Beschreibung der biologischen Vielfalt der Tag- und<br />

Nachtfalter der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>. Während 54 Abenden wurde mit einer automatischen<br />

Lichtfalle und bei 8 Exkursionen mit persönlichen Tag- und Nachtfängen in den<br />

Jahren 2002 und 2003 der Artenbestand durch Beobachten, Registrieren und<br />

Sammeln von Belegexemplaren erfasst. Die Beobachtungs- und Sammelorte<br />

lagen zwischen 1780 – 2400 m. Bisher wiesen wir 56 Tagfalter-, 199<br />

Nachtgrossfalter- und 138 Kleinschmetterlings-Arten nach, total 393 Arten. Es<br />

wurden seltene Hochmoor- und hochalpine Arten festgestellt, die typisch für<br />

das Gebiet sind. Durch die weitere Erforschung der Tag- und Nachtfalterfauna<br />

dürfte noch ein beträchtlicher Artenzuwachs – insbesondere bei den allgemein<br />

vernachlässigten Kleinschmetterlingen – zu erwarten sein. Die Gesamtartenzahl<br />

kann auf weit über 500 Arten geschätzt werden. Eine Publikation der<br />

definitiven Auswertung der Daten, inklusive den Jahren 2004 und 2005 ist<br />

geplant.<br />

Im Jahre 2002 und 2003 wurden durch den Entomologischen Verein <strong>Alp</strong>stein (EVA) und ab<br />

2004 individuell Daten zur Artenvielfalt, Phänologie (jahreszeitliche und höhenmässige<br />

Verbreitung) sowie zur Häufigkeit der einzelnen Arten (insbesondere Lepidoptera =<br />

Schmetterlinge, z. T. auch Hemiptera = Wanzen, Syrphidae = Schwebfliegen und Coleoptera<br />

= Käfer) erhoben. Die Gesamtheit der Daten zur Erforschung der biologischen Vielfalt in<br />

räumlicher und zeitlicher Dimension (Biodiversität) dient zur Beschreibung des<br />

Untersuchungsgebietes und stellt eine Momentaufnahme dar. Sie erlauben einen Vergleich mit<br />

anderen Regionen und Veränderungen im Laufe der Zeit festzustellen (KELLER, 2000;<br />

REZBANYAI-RESER, 1999; ENTOMOLOGISCHER VEREIN ALPSTEIN ST.GALLEN, 1989;<br />

PICTET, 1942).<br />

Die Basis der Daten lieferte eine Lichtfalle (Quecksilberdampflampe,<br />

125 W) mit Fangtrichter (MÜLLER, 1990). Diese Falle fängt positiv<br />

phototaktische und volatile nachtaktive Insekten automatisch. Die<br />

Fanglampe wurde 2 – 3 Mal pro Woche bei günstiger Witterung, d. h.<br />

kein Regen vom Eindunklen bis zur Dämmerung betrieben.<br />

An 2 – 3-tägigen Exkursionen mit Tag- und Nachtfang (Leuchtturm<br />

mit superaktinischen Leuchtstoffröhren mit hohem UV-Anteil) wurde<br />

selektiv gesammelt und alle beobachteten Lepidoptera notiert. Die<br />

Exkursionen dienten insbesondere dazu, die tagaktiven Schmetterlinge<br />

zu erfassen und andere Lebensräume als den Fallenstandort zu<br />

untersuchen.<br />

Das Fangen von Belegexemplaren ist unumgänglich, da die meisten<br />

Arten im Feld nicht sicher bestimmt werden können. Bei<br />

verschiedenen Arten kann die Artdiagnose nur durch den Vergleich<br />

Abb.31: Leuchtturm mit<br />

superaktinischer<br />

Leuchtstoffröhre und<br />

Schwarzlichtröhre in Aktion.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 36 -


2i – Schmetterlinge A. Kopp & C. F. Keller<br />

Abb.32: Brombeerzipfelfalter (Callophrys rubi): Dieser<br />

im Frühling häufige Falter schützt sich durch Tarnung<br />

(Mimese).<br />

aufwändige Genitalpräparation erfolgen<br />

(CRIBB, 1972). Die Entnahme von<br />

Belegexemplaren stellt für die Arten keine<br />

Gefährdung dar, da die meisten Schmetterlinge<br />

in den ersten paar Tagen ihres Lebens<br />

hunderte von Eiern legen, wovon jeweils im<br />

Durchschnitt in der Natur nur 2 Exemplare<br />

überleben. Das Sammeln von<br />

Belegexemplaren zu wissenschaftlichen<br />

Zwecken, z. B. zur Erweiterung der Kenntnisse<br />

der Lebensweise, der Biotopansprüche und der<br />

Verbreitung der Arten, lässt sich wohl ethisch<br />

vertreten, insbesondere mit dem Ziel,<br />

Schutzmassnahmen für die Arten und ihren<br />

Lebensraum zu treffen.<br />

Die Belegexemplare der Lichtfalle werden im Naturmuseum Chur deponiert. Sie dienen als<br />

Archiv für spätere Vergleiche und weiterführende Untersuchungen.<br />

Auswertung der Lepidoptera (Tagfalter, Nachtgrossfalter, Kleinschmetterlinge):<br />

I Fundorte<br />

Flurname müM Koordinaten Lebensraum<br />

nach Delarze<br />

Clavania 2000 770 200 / 154 500 1 Standort Lichtfalle<br />

Gioppas 1950 769 000 / 155 000 2 Tagfang Exkursion<br />

Funtangas da Son Roc 1940 769 300 / 154 900 2 Tagfang Exkursion<br />

Stavel 1780 768 700 / 155 150 3 Tagfang Exkursion<br />

Crap Neir 2000 770 500 / 154 500 1 + 4 Tagfang Exkursion<br />

Pale Redonda 1850 768 650 / 155 300 3 Nachtfang Exkursion<br />

Parc da Malpas Plang Lung 2400 771 300 / 154 400 4 Nachtfang Exkursion<br />

Charakterisierung des Lebensraumes nach Delarze:<br />

1 Grünerlengebüsche, feuchter Krautsaum höhere Lagen, am Rande einer Goldhaferwiese<br />

2 Trockene, subalpine Zwergstrauchheide und Lägergesellschaft<br />

3 Borstgraswiese und Heidelbeerfichtenwald<br />

4 Arktisch- alpine Zwergstrauchheide und hochalpine Region<br />

II Leuchtabende und Exkursionen<br />

2002 2003<br />

Leuchtabende 24 30<br />

Tag- und Nachtexkursionen 3 5<br />

Der Zeitraum der Untersuchungen erstreckte sich vom 14.6.2002 - 16.9.2002 und vom<br />

30.5.2003 – 20.9.2003.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 37 -


2i – Schmetterlinge A. Kopp & C. F. Keller<br />

III Artenzahl<br />

Familie 2002 2003 Total %<br />

Tagfalter (Rhopalocera) 49 7 56 14.3<br />

Hesperidae (Dickkopffalter) 6 2 8<br />

Lycaenidae (Bläulinge) 15 0 15<br />

Nymphalidae (Edelfalter) 10 2 12<br />

Papilionidae (Ritterfalter) 3 0 3<br />

Pieridae (Weisslinge) 6 0 6<br />

Satyridae (Augenfalter) 9 3 12<br />

Nachtgrossfalter (Macro-Heterocera) 133 66 199 50.6<br />

Arctiidae (Bärenspinner) 4 6 10<br />

Geometridae (Spanner) 57 22 79<br />

Lasiocampidae (Glucken) 2 3 5<br />

Noctuidae (Eulenfalter) 58 31 89<br />

Notodontidae (Zahnspinner) 7 0 7<br />

Sphingidae (Schwärmer) 4 2 6<br />

Zygaenidae (Widderchen) 1 2 3<br />

Kleinschmetterlinge (Microlepidoptera) 92 46 138 35.1<br />

Adelidae (Langhornmotten) 2 0 2<br />

Choreutidae 1 0 1<br />

Coleophoridae (Sackträgermotten) 3 1 4<br />

Cosmopterigidae 1 0 1<br />

Crambidae (Rüsselzünsler) 20 4 24<br />

Depressariidae (Flachleibmotten) 3 2 5<br />

Elachistidae (Grasminiermotte) 3 0 3<br />

Eperminiidae 0 2 2<br />

Gelechidae (Palpenmotten) 12 6 18<br />

Glyphipterigidae (Rundstirnmotten) 1 0 1<br />

Gracillariidae ( Blattminiermotten) 1 0 1<br />

Hepialidae (Wurzelbohrer) 0 2 2<br />

Micropterigidae (Urmotten) 0 1 1<br />

Momphidae 1 0 1<br />

Oecophoridae (Faulholzmotten) 1 1 2<br />

Plutellidae (Schleiermotten) 3 1 4<br />

Psychidae (Sackträger) 1 0 1<br />

Pterophoridae (Federmotten) 5 2 7<br />

Pyralidae (Echte Zünsler) 4 4 8<br />

Scythrididae ( Ziermotten) 1 1 2<br />

Tortricidae (Wickler) 24 17 41<br />

Yponomeutidae ( Gespinnstmotten) 4 1 5<br />

Ypsolophidae 1 1 2<br />

Gesamt 274 119 393 100<br />

• Mit 393 Arten sind bereits dreimal so viele Arten wie<br />

im Jahre 2001 festgestellt (GONSETH, 2001; RESER,<br />

2001). Weitere 12 zusätzliche Arten waren schon im<br />

2001 von Rezbanyai-Reser festgestellt worden. Die<br />

gesamte Artenzahl beträgt somit 405.<br />

• 85% der Schmetterlingsfauna sind Nachtgrossfalter<br />

und Kleinschmetterlinge. Da die meisten nachtaktiven<br />

Schmetterlinge leicht mit Lichtfallen erbeutet werden<br />

können, eignen sie sich sehr gut für das Monitoring<br />

der Lepidopterenfauna.<br />

• Es wurden viele, interessante Hochmoorarten<br />

Abb.33: Der Baumweissling (Aporia<br />

crataegi): Ein seltener Gast auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />

festgestellt, z. B. Colias palaeno L. (Hochmoorgelbling), Vacciniina optilete Knoch (Violetter<br />

Silberfleck Bläuling), Rheumaptera subhastata Nolck. (Spanner), Macaria carbonaria Cl.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 38 -


2i – Schmetterlinge A. Kopp & C. F. Keller<br />

(Spanner), Chionodes viduella F. (Palpenmotte), Pleurota bicostella Cl. (Faulholzmotte).<br />

Diese Arten sind ein Zeichen dafür, dass es sich beim Moorgebiet der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> um eine<br />

wertvolle Landschaft handelt, insbesondere da Hochmoore in der Schweiz selten und<br />

bedroht sind.<br />

• Es wurden viele neue Daten betreffend der Kleinschmetterlinge festgestellt. Die<br />

Kleinschmetterlinge sind eine allgemein vernachlässigte Gruppe, aber nicht weniger<br />

spezialisiert und daher ebenso abhängig von einer intakten Umwelt wie die<br />

Grossschmetterlinge. An interessanten Kleinschmetterlingen fanden sich: Chionodes<br />

tragicella Heyd. und Scrobipalpa chrysanthemella Hofm. (Palpenmotten), Aethes<br />

aurofasciana Mann (Wickler), Catoptria petrificella Hbn. (Rüsselzünsler).<br />

• Aufsammlungen dieses Umfanges wurden selten auf einer Höhe von 1780 – 2400 m<br />

gemacht. Die Beobachtungen stellen deshalb wichtige phänologische Informationen dar.<br />

Zu den hochalpinen Arten zählen unter anderem Elophos zelleraria Frr., Lycia alpina<br />

Sulzer und Lythria plumularia Frr. (Spanner), Xestia alpicola Z. (Eulen), Eriogaster<br />

arbusculae Frr. (Glucken), Gazoryctra ganna Hbn. (Wurzelbohrer).<br />

• Aus früheren Untersuchungen wissen wir, dass der jährliche Zuwachs neu festgestellter<br />

Arten exponentiell abflacht (Keller, 2000). So sind nach etwa 4 Jahren intensiver<br />

Sammeltätigkeit der Grossteil der tagaktiven Falter sowie der positiv phototaktischen<br />

volatilen Nachtfalter erfasst. Aus diesem Grund wurde ein neuer Fallenstandort in tieferer<br />

Lage oberhalb des Dorfes Sur für das Jahr 2004 und 2005 gewählt. Insbesondere bei den<br />

Kleinschmetterlingen (Microlepidoptera) werden Züchtungen zusätzliche Daten liefern.<br />

• Weitere Gruppen wie Wanzen, Schwebfliegen und Käfer, die ebenfalls aufgesammelt<br />

wurden, werden z. Zt. ausgewertet.<br />

Literatur<br />

Keller, W. et al. 2000. Neue Erkenntnisse über die Veränderungen der Tag- und<br />

Nachtfalterfauna (Lepidoptera) in der Region Rehetobel AR im 20. Jahrhundert. Ber. St.Gall.<br />

Natw. Ges. 89:155-206.<br />

Entomologischer Verein <strong>Alp</strong>stein St. Gallen (Hrsg.) 1989. Inventar der Tagfalterfauna<br />

(Lepidoptera) der Nordostschweiz und Veränderungen seit der Jahrhundertwende.<br />

Selbstverlag, St.Gallen.<br />

Pictet, A. 1942. Les macrolépidoptères du parc national suisse et des régions limitrophes.<br />

Résultats des recherches scientifiques enterprises au Parc National suisse.<br />

Müller, R., Grimm, K. 1990. Zur Kenntnis der Nachtschmetterlings-Fauna des Ruggeller Riets<br />

(Insecta: Lepidoptera). Ber. Bot.-Zol. Ges. Liechtenstein-Sargans-Werdenberg 18.<br />

Cribb, P. W. 1972. An Amateur’s Guide to the Study of Genitalia of Lepidoptera. Amateur<br />

Entomologist’s Society. Leaflet No 34.<br />

Gonseth, Y. 2001. Rhopalocères (Tagfalter) (Lepidoptera, Papilionidea), Rezbany-Reser, L.:<br />

Nachtfalter und Kleinschmetterlinge (Lepidoptera, Heterocea). Jber. Natf. Ges. Graubünden<br />

110:24-26.<br />

Rezbany-Reser, L. 1999. Zur Nacht-Grossfalterfauna vom Gotthardpass (2100 m). Ent. Ber.<br />

Luzern 42:1-73.<br />

Reser, L., Blöchlinger, H., Kopp, A. & Schäfer, E. 2001. Beiträge zur Lepidopterenfauna von<br />

<strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>, Gemeinde Sur. Ent. Ber. Luzern 46:151-160.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 39 -


2i – Schmetterlinge A. Kopp & C. F. Keller<br />

Dank<br />

Wir danken<br />

- Frau Viktoria Spinas für die Betreuung der Falle und die sorgfältige Asservierung der<br />

Belegexemplare.<br />

- Der <strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ für die zur Verfügungstellung des Forscherhauses<br />

- Den Kollegen Peter Bertschinger, Albin Bischof, Hermann Blöchlinger, Walter Dürr, Marco<br />

Fischer, Bruno Keist für Fangdaten und Beobachtungen<br />

- Frau Sibylle Keller für das Schreiben des Manuskriptes<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 40 -


2j – Spinnen H. Frick & C. Kropf<br />

Beitrag zur Kenntnis von epigäischen Spinnengesellschaften<br />

(Arachnida: Araneae) der Waldgrenze der Schweizer<br />

Zentralalpen auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> (GR, CH)<br />

M<br />

Holger Frick & Dr. Christian Kropf<br />

Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern, Bernastrasse 15, 3005 Bern<br />

Email: holger.frick@gmx.li; christian.kropf@nmbe.unibe.ch<br />

Unsere Untersuchung der epigäischen Spinnenfauna der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> war der<br />

Artenzusammensetzung und den Mikrohabitatspräferenzen von Spinnen der<br />

Waldgrenze im Bereich der einzeln stehenden Fichten der Übergangszone<br />

gewidmet. Wir konnten während 376 Fangtagen (15. 05. 2003 bis 25. 05.<br />

2004) mit insgesamt 36 Barberfallen über 6200 Spinnen fangen. Durch<br />

Anwendung weiterer Sammelmethoden wie Gesiebeproben, Stechproben,<br />

Kescherfängen und selektiven Handfängen wurden etwa 500 weitere<br />

Exemplare erbeutet. Wir konnten im Bereich von vier einzeln stehenden<br />

Fichten 72 Webspinnenarten nachweisen. Bei weiteren selektiven Handfängen<br />

verteilt auf das ganze Hochplateau kamen noch einmal 8 Arten mit<br />

unterschiedlichen Lebensraumpräferenzen dazu. Diese Arten verteilen sich auf<br />

10 Familien. Insgesamt konnten wir 50 Arten neu für die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> nachweisen<br />

(Stand GEO-Tag der Artenvielfalt 2000). Davon ist eine Art neu für die<br />

Schweiz und vier sind neu für den Kanton Graubünden.<br />

Mit unserer Arbeit konnten wir einen faunistischen Beitrag zur Verbreitung von einigen in der<br />

Schweiz selten gefundenen Spinnen mit Verbreitungsschwerpunkt in der subalpinen Zone<br />

leisten. Ebenfalls war es uns möglich, Tendenzen in der Artenabundanz und –<br />

Zusammensetzung innerhalb des Einflussbereiches einer Fichte festzustellen, was bisher noch<br />

nie untersucht worden war. Für eine ganze Reihe von Arten ergab sich eine hochsignifikante<br />

Korrelation zwischen dem relativen Abstand zum Stamm und der Aktivitätsdichte. Daraus<br />

ergaben sich weitere interessante Fragestellungen, die in Zukunft bearbeitet werden könnten.<br />

Vor allem interessiert die Frage, inwieweit die<br />

Übergangszone des Waldes das Artenspektrum<br />

alpiner Offenlandschaften einerseits und<br />

montaner Waldlebensräume andererseits<br />

abdecken kann. Dies könnte sich insbesondere<br />

für zukünftige Biotopmanagementmassnahmen<br />

als bedeutsam erweisen. Auch die Variabilität<br />

von Geschlechtsorganen ausgewählter<br />

Spinnenarten müsste im Interesse einwandfreier<br />

Bestimmungsschlüssel genauer analysiert<br />

werden. Ausserdem wäre eine Ausdehnung<br />

unserer Untersuchung auf einen Höhentransekt<br />

Abb.34: Einer der beprobten Standorte mit einzeln<br />

stehender Fichte.<br />

bis zu einem die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> überragenden Gipfel<br />

(z.B. den Piz D’Err) wünschenswert.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 41 -


2k – Spinnen A. Bolzern<br />

Spinnen (Arachnida: Araneae) auf und unter<br />

subalpinen Fichten der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Angelo Bolzern<br />

Universität Basel und Naturhistorisches Museum Basel<br />

Email: Angelo.Bolzern@stud.unibas.ch<br />

Auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> (Schweiz, GR, 1960 m ü.M.) wurde von Mai bis Oktober 2003<br />

die Spinnenfauna auf Picea abies und am Boden des Waldrandes erfasst. Auf<br />

den Bäumen wurden die Methoden Asteklektor und Klopfschirm auf zwei<br />

Höhen, „Restricted Canopy Fogging (RCF)“ und Handsammeln nur an den<br />

unteren Zweigen angewandt.<br />

Die erfasste Waldrandspinnenfauna beinhaltet einen Erstnachweis für die<br />

Schweiz, Maro lehtineni, und drei neue Spinnenarten für den Kanton<br />

Graubünden, Moebelia penicillata, Obscuriphantes obscurus und Agroeca<br />

proxima. Mit den erhobenen Daten und der Hilfe eines Richness-Estimater’s<br />

wurde versucht, die Qualitäten der verschiedenen Methoden hervorzuheben.<br />

Die Verteilung der Spinnenarten zeigt zwischen den zwei beprobten Höhen<br />

sowohl bei den Eklektoren, als auch beim Klopfschirm Unterschiede in der<br />

Artenidentität und der Dominanzidentität. Die Einnischung einzelner Arten zeigt<br />

im Vergleich mit verschiedenen Ökotypensystemen Unterschiede auf, die auf<br />

die ungenügenden Kenntnisse der arboricolen Spinnenfauna zurückzuführen<br />

sind. Die Resultate dieser Arbeit zeigen deutlich, dass Asteklektoren und die<br />

CO 2-Begasungsmethode gemeinsam die besten standardisierbaren Techniken<br />

für die Erfassung der Fauna auf den Fichten sind. Das RCF scheint zudem die<br />

repräsentativste quantitative Methode zu sein, die bei nicht destruktiven<br />

Untersuchungen zur Erfassung der Arthropodenfauna angewandt werden kann.<br />

I<br />

Im Rahmen meiner Diplomarbeit habe ich von Mai bis Oktober 2003 die Spinnenfauna auf<br />

den Fichten (Picea abies, L.) und am Boden des Waldrandes erfasst. Das Ziel dieser Arbeit war<br />

in erster Linie die Qualität verschiedener angewandten Methoden aufzuzeigen und zu<br />

vergleichen. Die grundlegende Information für einen solchen Methodenvergleich sind natürlich<br />

faunistische Daten, die Basis der Biodiversität. Dies entspricht in meiner Arbeit den<br />

unterschiedlichen Artenzahlen und Häufigkeiten von Spinnen (Araneae), die mit den<br />

verschiedenen Methoden nachgewiesen werden konnten. Zusätzlich konnten diese Ergebnisse<br />

als Grundlage für eine ökologische Auswertung (Einnischung in Mikrohabitaten und teilweise<br />

Ökotypisierung der Spinnenarten), weiter verwendet werden.<br />

Auf den Fichten wurden die Methoden Asteklektor (Abb. 1) und Klopfschirm auf zwei Höhen,<br />

„Restricted Canopy Fogging (RCF)“ (Abb. 2) und Handsammeln nur an den unteren Zweigen<br />

angewandt. Um einen Eindruck vom Unterschied zwischen Baum- und Bodenspinnenfauna zu<br />

bekommen, wurde die Spinnenartengemeinschaft auf Fichten mit der in Becher- und<br />

Trichterfallen gefangenen Bodenspinnenarten verglichen.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 42 -


2k – Spinnen A. Bolzern<br />

a) b)<br />

Abb.35: Schematische Darstellung (a) und Fotografie (b) eines am Baum montierten Asteklektors.<br />

a) b)<br />

Abb.36: Restricted Canopy Fogging (RCF). Ein Fichtenzweig wurde vorsichtig in einen Plastiksack (ca. 440 l) gepackt<br />

(a). Danach wurde dieser mit CO2 gefüllt, wodurch die darin befindlichen Insekten und Spinnen „bewusstlos“ wurden und<br />

nach ca. 20 min auf einem weissen Papier aussortiert werden konnten (b).<br />

Die Individuenzahl der Spinnen machte auf den Fichten nur gerade 7% aller gefangenen Tiere<br />

aus (Abb. 3). Die häufigsten Arthropoden auf den Fichtenzweigen gehören unumstritten zur<br />

Ordnung der Hemiptera, also Blattläuse, Blattflöhe und Wanzen. Danach waren die<br />

Hymenopteren, die Hautflügler, mit Arten aus den Familien der Ameisen und Wespen am<br />

stärksten vertreten (Abb. 3).<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 43 -


2k – Spinnen A. Bolzern<br />

Acari<br />

9%<br />

Diptera<br />

10%<br />

Collembola<br />

18%<br />

Andere<br />

1%<br />

Araneae<br />

7%<br />

Coleoptera<br />

1% Opiliones<br />

1%<br />

Hemiptera<br />

30%<br />

Hymenoptera<br />

23%<br />

Abb.37: Durchschnittliche prozentuale Verteilung der Individuenzahlen pro Fangereignis auf die Arthropoden Ordnungen<br />

(Ordnungen mit prozentualem Anteil >0.5 %) von Tieren auf Fichten (Picea abies L.) der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> (Verwendete Methoden:<br />

Asteklektoren, Klopfschirm und RCF).<br />

Von den auf den Fichten gefangenen Spinnen, konnten die ausgewachsenen Tiere zu 22 Arten<br />

zugeordnet werden. Auf dem Boden waren es 40 Spinnenarten. Zusammen wurden auf der<br />

<strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> am Waldrand insgesamt 56 Spinnenarten nachgewiesen. Nur gerade sechs Arten<br />

waren sowohl auf den Bäumen wie auch am Boden nachweisbar. Im Vergleich mit der<br />

Artenliste, die am 2. „GEO-Tag der Artenvielfalt“ am 3. Juni 2000 während 24 Stunden<br />

zusammengetragen wurde (Beilage zu GEO Nr. 9/2000), wurden durch meine Diplomarbeit<br />

34 Arten neu auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> nachgewiesen. Die erfasste Waldrandspinnenfauna beinhaltet<br />

sogar einen Erstnachweis für die Schweiz, Maro lehtineni, und drei neue Arten für den Kanton<br />

Graubünden, Moebelia penicillata, Obscuriphantes obscurus und Agroeca proxima.<br />

Die Artenzusammensetzung und die unterschiedlichen Häufigkeiten dieser Spinnenarten<br />

zeigen zwischen den zwei beprobten Höhen sowohl bei den Eklektoren, als auch beim<br />

Klopfschirm Unterschiede in der Artenidentität oder der Dominanzidentität. Die Einnischung<br />

einzelner Arten weist im Vergleich mit verschiedenen Ökotypensystemen Unterschiede auf, die<br />

auf ungenügende Kenntnisse der arboricolen Spinnenfauna zurückzuführen sind.<br />

Die Resultate dieser Arbeit zeigen deutlich, dass Asteklektoren und die CO 2-<br />

Begasungsmethode (Restricted Canopy Foging, RCF) gemeinsam die besten<br />

standardisierbaren Techniken für die Erfassung der Fauna auf den Fichten sind. Eine Methode<br />

allein ist für eine repräsentative faunistische Aufnahme nicht ausreichend. Dies zeigte sich<br />

dadurch, dass verschiedene Methoden exklusiv Arten nachweisen konnten, die mit keiner<br />

anderen Methode erfasst wurden (Abb. 4). Ebenso zeigte sich bei mehreren Methoden, dass<br />

eine Besammlung während eines einzigen Sommers nicht ausreicht, um ein befriedigend<br />

repräsentatives Ergebnis zu erhalten. Das RCF scheint zudem die repräsentativste quantitative<br />

Methode zu sein, die bei nicht destruktiven Untersuchungen zur Erfassung der<br />

Arthropodenfauna angewandt werden kann.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 44 -


2k – Spinnen A. Bolzern<br />

Methode<br />

Boden<br />

HSB<br />

BF<br />

RCF<br />

AEK<br />

0<br />

0<br />

1<br />

1<br />

1<br />

5<br />

6<br />

8<br />

9<br />

10<br />

14<br />

16<br />

21<br />

10<br />

34<br />

6<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

Arten (Araneae)<br />

23<br />

6<br />

exklusiv<br />

Abb.38: Exklusivität der verschiedenen Methoden in Bezug auf die nachgewiesenen Spinnenarten auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />

Methodenbezeichnung: Handsammeln am Boden (HSB); Trichterfalle (TF); Becherfalle (BF); Handsammeln an der<br />

Fichte (HSP); Restricted Canopy Fogging (RCF); Klopfschirm (KS); Asteklektor (AEK).<br />

Die Durchführung dieser Diplomarbeit wurde durch das Naturhistorische Museum Basel, die<br />

Universität Basel (Institut für Natur-, Landschafts- und Umweltschutz) und der <strong>Stiftung</strong><br />

„Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ unterstützt.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 45 -<br />

Rest


2l – Vögel C. Meier-Zwicky<br />

I<br />

Vögel auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Dr. med. Christoph Meier-Zwicky<br />

Ornithologische Arbeitsgruppe Graubünden (OAG)<br />

Email: meier-zwicky.malans@bluewin.ch<br />

Nachdem am Tag der Artenvielfalt im Jahr 2000 die Zahl der beobachteten<br />

Vögel bei 69 lag, wurde diese Artenliste in den letzten Jahren laufend ergänzt<br />

und liegt heute bei 86 Arten. Bei wiederholten Begehungen der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

konnten immer wieder neue Arten entdeckt werden. Zusätzliche Aktionen<br />

lieferten Erkenntnisse zu spezifischen Fragestellungen (Aufnahme der Brutpaare<br />

von Braunkehlchen und Feldlerche, Beringungsaktion für Zugvögel).<br />

Im Auftrag der OAG schritten Lina Minder und Silvana Signorell in den Jahren 2002 bis 2004<br />

das Gebiet der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> ab und notierten dabei sämtliche Brutvögel, welche gesichtet oder<br />

gehört wurden. Vom Dorf Sur aus führte die Begehung jeweils zu den Seen hinauf und dann<br />

kreuz und quer durch die <strong>Alp</strong>. Bei jeder Begehung wurde das gesamte Gebiet der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

abgeschritten, jedoch immer ein wenig auf anderen Wegen. Ungefähr fünf Mal pro Jahr wurde<br />

die Begehung wiederholt. Im Jahr 2002 konnten so 64 Arten protokolliert werden, im Jahr<br />

2003 waren es 69 Arten. Ergänzt wurden diese Beobachtungen durch die sporadischen<br />

Beobachtungen anderer OAG-Mitglieder.<br />

Zusätzlich zur Liste der beobachteten Brutvögel wurde im Jahr 2004 eine spezifische<br />

Untersuchung durchgeführt: Sämtliche Brutpaare der Braunkehlchen, Baumpieper und<br />

Feldlerchen wurden kartiert. Diese Vogelarten sind von besonderer Bedeutung in<br />

Zusammenhang mit landwirtschaftlichen Bearbeitungsmassnahmen. Im Schweizer Mittelland<br />

sind diese Arten wegen einer intensiven Landwirtschaft praktisch ausgestorben. Ihre<br />

Verbreitung soll Auskunft über den Zustand der landwirtschaftlichen Flächen auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

geben.<br />

Vom 27.-29. August 2004 führte die OAG auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> eine Fang- und Beringungsaktion<br />

durch mit folgenden Zielen/ Fragestellungen:<br />

1. Kleiner Einblick in den frühen Zug der insektenfressenden Langstreckenzieher im Rahmen<br />

des OAG-Projektes „Zugwege in Graubünden“ gewinnen.<br />

2. Bedeutung der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> als Rastplatz auf dem direkten Flug in den Süden abschätzen.<br />

3. Informationen sammeln über die Bedeutung der verschiedenen Lebensraumtypen.<br />

4. Piloteinsatz von Klangattrappen.<br />

5. Erweitern der Artenliste der Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> um Arten, die mit Sichtbeobachtungen<br />

nicht genau bestimmt werden können.<br />

6. Testaktion im Hinblick auf eine länger dauernde Beobachtungs- und Fangaktion auf der<br />

<strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />

Rund 180 m Japannetze wurden in 6 verschiedenen Bahnen aufgestellt, wobei die<br />

Lebensraumtypen Legföhrenwald mit Moorresten, Fichtenwald, Weide, Grünerlengebüsch<br />

abgedeckt werden konnten. Die Netze waren am 28.8. von 6.30 Uhr bis 19.00 Uhr und am<br />

29.8. von 6.30 Uhr bis 14.00 Uhr geöffnet. Klangattrappen waren an beiden Tagen ab 5.00<br />

Uhr in Betrieb. Neben der Beringungsequipe wurden die Ornithologen der OAG in mehreren<br />

mobilen und einer stationären Beobachtungsgruppe eingesetzt. Ihre Aufgabe war es, alle<br />

beobachteten Arten zu notieren.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 46 -


2l – Vögel C. Meier-Zwicky<br />

Abb.39: Christoph Meier-Zwicky und Hans<br />

Janutin beim Aufstellen der Vogelnetzte.<br />

Insgesamt wurden 78 Vögel aus 17 verschiedenen<br />

Arten gefangen. An beiden Tagen wurden die meisten<br />

Fänglinge in den frühen Morgenstunden bis ca. 11.00<br />

Uhr verzeichnet. Später waren die Netze bei<br />

strahlendem Sonnenlicht und aufkommendem Wind<br />

für die Vögel zu gut sichtbar. Die verschiedenen<br />

Netzstellungen unterschieden sich deutlich in der<br />

Anzahl der gefangenen Vögel. Die besten<br />

Fangergebnisse lieferten die Netze in den<br />

Grünerlenbeständen westlich von Salategnas. Der<br />

Einsatz von Klangattrappen in den frühen<br />

Morgenstunden scheint die Fangergebnisse verbessert<br />

zu haben. Weitere Versuche müssen diesen Eindruck<br />

bestätigen. Viele der gefangenen und beobachteten Vögeln können sowohl einer lokalen<br />

Brutpopulation angehören, als auch auf dem Zug hier rastend angetroffen worden sein, z.B.<br />

Heckenbraunelle, Baumpieper, Klappergrasmücke, Zilpzalp, Braunkehlchen, Mauersegler.<br />

Eindeutig Zugvögel sind Wespenbussard, Pirol, Fitis, Trauerschnäpper und evtl. Neuntöter.<br />

Abb.40-42: Vor Ort wurden die Vögel beringt, vermessen und wieder frei gelassen.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 47 -


2m – Säugetiere T. Briner & J. P. Müller<br />

Die Kleinsäuger auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Dr. Thomas Briner & Dr. Jürg Paul Müller<br />

Bündner Naturmuseum, Masanserstrasse 31, CH-7000 Chur<br />

Email: thomas.briner@bnm.gr.ch; juerg.paul.mueller@bnm.gr.ch<br />

Nachdem am Tag der Artenvielfalt im Jahr 2000 nur gerade 7 Kleinsäugerarten<br />

(Clethrionomys glareolus, Sciurus vulgaris, Marmota marmota, Apodemus sp.,<br />

Sorex araneus, Talpa europaea, und Eliomys quercinus) nachgewiesen werden<br />

konnten, wurde die Artenliste in den letzten Jahren durch gezielte<br />

Fangaktionen und Zufallsbeobachtungen auf 14 Arten erhöht.<br />

I<br />

In den Jahren 2003 und 2004 wurde die gesamte Fläche der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> systematisch mit<br />

Lebend-Mausefallen des Typs „Longworth“ befangen. 9 Fangaktionen wurden durchgeführt,<br />

wobei jeweils 120 Fallen in Reihen à 10 Stück ausgelegt und für 2 Nächte offen gelassen<br />

wurden. Dies entspricht einem Aufwand von ca. 2180 Fallennächten. Die Fallenstandorte<br />

wurden so ausgewählt, dass einerseits das Gebiet der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> möglichst vollständig abgedeckt<br />

wurde, und dass andererseits möglichst viele verschiedene Habitattypen und Strukturen<br />

befangen wurden. Insgesamt konnten so 121 Tiere gefangen werden, wovon 15<br />

wahrscheinliche Wiederfänge waren.<br />

Nebst der Ergänzung der Artenliste konnten folgende Erkenntnisse gewonnen werden:<br />

- Über 90% der Tiere wurden während der Nacht gefangen.<br />

- Es gibt klare Grasland-Arten (Microtus arvalis, Pitymys subterraneus, Sorex minutus)<br />

und klare Wald-Arten (Apodemus alpicola).<br />

- Andere Arten zeigen ein breiteres Vorkommen, so wurde Sorex araneus, welche häufig<br />

im Grasland gefangen wurde doch zu rund 15% im Wald gefangen, und Clethrionomys<br />

glareolus welche häufig im Wald gefangen wird konnte zu rund 30% in Grasland und in<br />

krautiger Vegetation gefangen werden. Apodemus sylvaticus wurde zu gleichen Anteilen<br />

im Wald, im Grasland und in krautiger Vegetation gefangen.<br />

- Einzelne Arten zeigen deutliche Bindungen an verschiedene Strukturen (Neomys<br />

fodiens – Bäche, Chionomys nivalis – Felsen).<br />

Abb.43+44: Entlang solcher Felsbänder (links) kommt die Schneemaus Chionomys nivalis (rechts) häufig vor.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 48 -


2m – Säugetiere T. Briner & J. P. Müller<br />

- Die Anzahl Fänge in den Grobhabitaten Wald, Grasland und krautiger Vegetation sind<br />

proportional zur Anzahl gestellter Fallen in diesen Habitaten (1.08-1.24<br />

Tiere/Fallenreihe). Die Anzahl Wiederfänge ist ebenfalls proportional verteilt zum<br />

Artenspektrum, zu den Habitaten und zu den Strukturen.<br />

- Ein überdurchschnittlicher Fangerfolg konnte entlang von<br />

Strukturen wie Bächen oder Steinmauern erzielt werden<br />

(1.5 bzw. 1.88 Tiere/Fallenreihe). Diese Strukturen<br />

scheinen wichtige Leitlinien für die Tiere im Gelände zu<br />

sein.<br />

- Die Höhenverteilung der Tiere hängt stark mit der<br />

Verteilung der Habitate im Gelände zusammen. Es lässt<br />

sich jedoch aufgrund der gesammelten Daten vermuten,<br />

dass Eliomys quercinus vorwiegend in tieferen Lagen<br />

vorkommt. Neomys fodiens scheint an den ganz hoch<br />

gelegenen Bachabschnitten nicht vorzukommen (Gefälle?<br />

Nahrungsgrundlage?).<br />

- Ein generell breites Spektrum an Höhenlagen wie auch an<br />

Habitaten zeigt die Kleinwühlmaus Pitymys subterraneus.<br />

Abb.45: Viele Tiere bewegen sich<br />

im Gelände entlang von<br />

natürlichen Leitlinien wie z.B<br />

Bächen.<br />

- In Bezug auf Konkurrenzverhalten stellt sich eine<br />

interessante Frage bezüglich der beiden Waldmäusen Apodemus sylvaticus und<br />

Apodemus alpicola. Es scheint, dass A. sylvaticus generell ein eher breiteres Spektrum<br />

an Lebensräumen zeigt und eher in höheren Lagen vorkommt, während A. alpicola<br />

eher die Waldgebiete der mittleren Höhe besiedelt. Im Talboden kommen<br />

wahrscheinlich beide Arten vor. Die Anzahl gefangener Tiere ist jedoch zu klein um<br />

statistisch relevante Aussagen zu machen.<br />

In Ergänzung zu den Fallenfängen konnten einige Mäuse bestimmt werden, welche von Katzen<br />

getötet oder im Winter in den Gebäude gefangen wurden. Diese Zufallsbeobachtungen<br />

bestätigten einerseits das Vorkommen der seltener gefangenen Pitymys subterraneus und<br />

Sorex minutus, andererseits lieferten sie den Nachweis für das Vorkommen einer weiteren Art,<br />

welche bisher noch bei keiner Fangaktion gefangen wurde (Sorex alpinus).<br />

In den folgenden Jahren werden nach Möglichkeit weitere Gebiete auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> befangen<br />

um die Artenliste weiter zu ergänzen und mehr Daten für eventuelle statistische Auswertungen<br />

zu sammeln. Es soll aber vermehrt auch das Augenmerk auf einzelne konkrete Fragestellungen<br />

gerichtet werden. So interessiert zum Beispiel die Ökologie der Wasserspitzmaus, der Vergleich<br />

der nahe verwandten Apodemus-Arten sowie Jahreszeitliche Wanderungen der einzelnen<br />

Arten.<br />

Weitere Mitarbeiter:<br />

Als Helfer bei den Fangaktionen und Lieferanten von weiteren Objekten waren folgende<br />

Personen beteiligt (in alphabetischer Reihenfolge): Natalie Bossi, Regula Bütikofer, Seraina<br />

Campell, Corina Geiger, Pius Hauenstein, Corinna Michael, Lina Minder, Natalina Signorell,<br />

Silvana Signorell, Victoria Spinas, Ursina von Planta, Jean-Marie Zogg.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 49 -


2n – Gesamtdatenbank E. Stöckli<br />

Die Gesamtdatenbank<br />

Edi Stöckli<br />

Naturhistorisches Museum Basel, Augustinergasse 2, CH-4001 Basel<br />

Email: eduard.stoeckli@bs.ch<br />

Bei der grossen Fülle an Daten, welche im Laufe der letzten Jahre gesammelt<br />

wurden gilt es den Überblick zu wahren. Ein wichtiges Instrument dazu ist die<br />

Gesamtdatenbank, welche am Naturhistorischen Museum in Basel geführt wird.<br />

D<br />

Detailliert werden die Beobachtungen und Funde sämtlicher Projektmitarbeiter in einer<br />

Gesamtdatenbank gesammelt. Verwaltet wird die Datenbank mit der Software BioOffice.<br />

BioOffice ist eine Software für Biologen zur Erfassung, Auswertung, kartographischen<br />

Darstellung und räumlichen Analyse von biologischen Sammlungen und Verbreitungsdaten.<br />

Dabei eignet sich die Software besonders zur Erfassung der kompletten Systematikinformation<br />

von der Subspecies bis zum Reich und zur Erfassung von Fundortskoordinaten als Punkte-,<br />

Linien- oder Flächen-Objekte. Attribute und Eigenschaften der Taxa können frei erweitert<br />

werden und eine Abfrage nach beliebigen Attributkobinationen ist möglich. BioOffice umfasst<br />

auch Standard-GIS-Tools zur Projektion der Fundorte auf einer Karte (als Bsp. Fundstellen<br />

von Omocestus viridulus, Bunter Grashüpfer (Acrididae, Caelifera), Daten von Coray,A. und<br />

Keist,L.& B; Abb. 46).<br />

Betreut wird die Gesamtdatenbank des Projektes „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ von Edi Stöckli,<br />

Chilopodenspezialist und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Naturhistorischen Museum in<br />

Basel.<br />

Damit die Datenbank immer auf dem neusten Stand ist, ist es wichtig, dass sämtliche<br />

Projektteilnehmer laufend ihre Auswertungen an den Datenbankverwalter weiterleiten (am<br />

geeignetsten in elektronischer Form, z.B. als Excell/Accessdateien). Um eine möglichst<br />

einheitliche Datenstruktur zu erhalten, sind Vorlagedateien/Felderlisten bei obiger Adresse<br />

erhältlich. Beim aktuellen Stand umfasst die Datenbank über 4500 einzelne Datenpunkte von<br />

2400 Taxa. Rund hundert Personen haben dabei Daten geliefert.<br />

Die Software für professionelles Management von biologischen Daten<br />

BioOffice ist die professionelle Softwarelösung zum Erfassen, Auswerten und Präsentieren von<br />

biologischen Verbreitungsdaten und Sammlungen. Das umfangreiche Softwareprodukt eignet sich<br />

zum Aufbau von Biodiversitätsarchiven, für den Einsatz in biologischen Projekten wie Floren- und<br />

Faunenkartierung, Monitoring, Biotopkartierung sowie zur Verwaltung von biologischen<br />

Sammlungen.<br />

office@biogis.at<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 50 -


2n – Gesamtdatenbank E. Stöckli<br />

Abb. 46.: Bisher gemeldete Fundstellen von Omocestus viridulus, Bunter Grashüpfer (Acrididae, Caelifera). (Daten von<br />

Coray,A. und Keist,L.& B)<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 51 -


2o – Positionsmessung T. Briner & J. P. Müller<br />

Benutzerfreundliche Datenerfassung für ökologische<br />

Untersuchungen<br />

Dr. Thomas Briner & Dr. Jürg Paul Müller<br />

Bündner Naturmuseum, Masanserstrasse 31, CH-7000 Chur<br />

Email: thomas.briner@bnm.gr.ch; juerg.paul.mueller@bnm.gr.ch<br />

Ein zentrales Problem, vor das die meisten Freilandbiologen immer wieder<br />

gestellt werden, ist die genaue und effiziente Positionsbestimmung<br />

(Koordinaten) von beobachteten Tieren oder Pflanzen. Von Hand in eine Karte<br />

eingezeichnete Punkte können bei einförmigen Geländen ohne markante<br />

Punkte (Wiesen, Wälder) oft stark von der effektiven Position abweichen.<br />

I - möglichst genaue Positionsmessung<br />

In einem gemeinsamen Projekt des Bündner Naturmuseums, der Hochschule für Technik und<br />

Wirtschaft und Hauenstein Geoinformatik wurden die Möglichkeiten einer satellitengestützten<br />

Positionsmessung evaluiert, wobei das US-System GPS in Betracht gezogen wurde. Folgende<br />

Ansprüche wurden an die getesteten Geräte gestellt:<br />

- einfache Bedienung und kurze Messzeit<br />

- Feldtauglichkeit bezüglich Grösse/ Gewicht und Wetterfestigkeit<br />

- Einfacher Datentransfer von GPS-Gerät auf PC oder Laptop<br />

Abb.47: Pius Hauenstein<br />

beim Vermessen eines<br />

Fallenstandortes.<br />

In einer ersten Phase wurden zwei Geräte aus der Preisklasse unter<br />

1000.- Franken getestet. Die Genauigkeit der Geräte kann sehr<br />

stark variieren. Um grössere Fehler zu vermeiden ist die Verifikation<br />

der gemessenen Punkte auf einer Karte notwendig. Der ganze<br />

Messvorgang inklusive Eingabe der Daten dauert mehrere Minuten<br />

was relativ lange ist. Zusätzliche Informationen wie Art, Gewicht,<br />

Fundumstände eines gefangenen Tieres können nicht eingegeben/<br />

gespeichert werden. Dies bedeutet, dass Notizmaterial weiterhin<br />

unerlässlich ist.<br />

In einer zweiten Phase wurde wiederum auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> ein<br />

Profigerät eingesetzt. Dieses Gerät bietet die Möglichkeit, auf einem<br />

Farbdisplay eine Karte als Hintergrundbild anzuzeigen. Windows CE<br />

als Betriebssystem erlaubt zum Beispiel den Gebrauch von ArcPad<br />

als Software.<br />

Bei einer sehr kurzen Messzeit (unter 10sec pro Koordinate) erreicht dieses Gerät auch eine<br />

viel höhere Genauigkeit. Über eine Touchscreen Tastatur können beliebig viele<br />

Zusatzinformationen zu jeder Messung eingegeben werden. Auch das Anfertigen von<br />

Individuellen Eingabemasken ist möglich. Der Datentransfer vom GPS-Gerät auf den PC ist<br />

sehr schnell und bedienerfreundlich.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 52 -


2o – Positionsmessung T. Briner & J. P. Müller<br />

Generell konnten wir aus unseren Untersuchungen folgende Schlüsse ziehen:<br />

- GPS-Messungen sind stark abhängig von der Satellitenkonstellation, welche sich im<br />

Tagesverlauf ständig ändert. Bei der Planung von Messungen sollte diesem Aspekt<br />

Rechnung getragen werden.<br />

- Die billigeren standard GPS-Geräte liefern keine verlässlichen Messungen, eine Verifikation<br />

der Punkte auf einer Karte ist in jedem Fall nötig.<br />

- Es gibt Geräte, welche die Anforderungen eines Feldbiologen<br />

erfüllen (eingebaute Karte, einfache, schnelle, genaue<br />

Messung), jedoch sind diese sehr teuer.<br />

- Es sollten Möglichkeiten gesucht werden, zur gemeinsamen<br />

Nutzung/ Anschaffung von hochklassigen Geräten, was<br />

einerseits die Genauigkeit der Untersuchungen stark verbessern<br />

würde, andererseits eine Vereinheitlichung der Messmethoden<br />

erlauben würde, wodurch Felduntersuchungen generell besser<br />

vergleichbar würden.<br />

Eine detaillierte Fassung zu den Resultaten unserer Untersuchung<br />

mit einem Ausführlichen Methodenteil über das Prinzip von GPS<br />

und möglichen Postprocessing-Methoden zur Erhöhung der<br />

Ortungsgenauigkeit sowie weiteren Angaben zu den getesteten<br />

Geräten ist noch in Bearbeitung.<br />

Weitere Mitarbeiter:<br />

Prof. Jean-Marie Zogg, Hochschule für Technik und Wirtschaft, CH-7000 Chur<br />

Dr. Pius Hauenstein, Geoinformatik & Natur, CH-7015 Tamins<br />

Abb.48: Bei hochklassigen GPS-<br />

Geräten können Informationen<br />

direkt im Feld eingegeben werden.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 53 -


2p – Öffentlichkeitsarbeit T. Briner & J. P. Müller<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

N<br />

Nebst der Erforschung der Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> war es immer ein grosses Anliegen der<br />

<strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ die Bevölkerung mit einzubeziehen und zu informieren. An<br />

verschiedenen Informationsveranstaltungen, Öffentlichen Anlässen und Führungen hatten<br />

interessierte Personen die Gelegenheit sich über den Verlauf der Forschungsprojekte zu<br />

informieren. Zu speziellen Anlässen erhielten auch geschlossene Gruppen von Erwachsenen<br />

oder Kindern eine Führung über die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />

In den Medien ist die Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> regelmässig präsent. Zu einzelnen Anlässen wie dem<br />

Forschungstag berichteten Fernsehstationen, Radiosender und Zeitungen/ Zeitschriften<br />

schweizweit. Auch in Zusammenhang mit grösseren Naturschutzprojekten wie dem Parc Ela<br />

wird die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> immer wieder erwähnt. Dank der Zusammenarbeit mit der Zeitschrift „GEO“<br />

erreichen Berichte über die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> regelmässig ein Millionenpublikum.<br />

Mit der Wanderausstellung „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> – Artenvielfalt im <strong>Alp</strong>inen Raum“, welche im<br />

Anschluss an den Geo-Tag der Artenvielfalt geschaffen wurde und bis heute noch zu sehen ist<br />

erhielt das Projekt ein zusätzliches Aushängeschild.<br />

Die konstanten Bemühungen im Öffentlichkeitsbereich haben sich gelohnt. Heute ist das<br />

Projekt „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ weit herum bekannt und die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> gilt vielerorts als Symbol für<br />

Artenvielfalt und die Biodiversitätsforschung. Damit dies auch in Zukunft so bleibt muss auch<br />

in Zukunft eine offensive Informationspolitik angestrebt werden und mit vielen öffentlichen<br />

Veranstaltung weiterhin auf das Projekt hingewiesen und über den aktuellen Stand der<br />

Forschung informiert werden.<br />

Im Folgenden ist ein Grossteil der Anlässe auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> aufgeführt, welche in den letzten<br />

Jahren für die Öffentlichkeit oder grössere Gruppen durchgeführt wurden.<br />

1. August 2001 Einweihung des Wissenschaftshauses „Rhexoza flixella“<br />

10. – 15. Juni 2002 GEO Schülergruppe<br />

Die Gewinner des GEO-Wettbewerbes anlässlich des GEO-Tag der Artenvielfalt 2001<br />

verbringen eine Woche auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />

17. August 2002 Öffentliche Exkursion in Zusammenarbeit mit dem Entomologischen Verein<br />

<strong>Alp</strong>stein<br />

9. November 2002 Informationsveranstaltung über das Forschungsprojekt „Schatzinsel <strong>Alp</strong><br />

<strong>Flix</strong>“ in der Gemeinde Sur.<br />

Fast die Hälfte der Dorfbevölkerung von Sur fand sich zu diesem Anlass ein.<br />

<strong>Stiftung</strong>sratspräsident Michael Luzio und Projektleiter Jürg Paul Müller orientierten die<br />

EinwohnerInnen von Sur über den Verlauf des Projektes „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“.<br />

6. Juni 2003 HGV Unternehmerfrühstück; Führung des Handel- und Gewerbevereins Surses<br />

7. – 11. Juli 2003 Sommer Youth Camp (Rotary Club Volketswil/ Böblingen)<br />

Jugendliche Rotarier aus verschiedenen Ländern leisten einen Arbeitseinsatz auf der<br />

<strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 54 -


2p – Öffentlichkeitsarbeit T. Briner & J. P. Müller<br />

30. August 2003 Forschungstag<br />

Menschen auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> Victoria Spinas<br />

Vielfalt der Insekten Hans-Martin Bürki, Andreas Kopp (Schweizer<br />

Familie, Entomologischer Verein <strong>Alp</strong>stein)<br />

Biodiversität, Vernetzungskonzept Reto Mohni, Ronnie Sturzenegger (Academia<br />

Engiadina)<br />

Säugetiere Thomas Briner (Bündner Naturmuseum)<br />

Ökologie der Spinnen Angelo Bolzern (Naturhistorisches Museum Basel)<br />

Moorlandschaft <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> Erich Mühletaler (Pro Natura)<br />

Abb.49: Kompetentes Postenpersonal berichtete über<br />

aktuelle Forschungsprojekte auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>. (Im Bild der<br />

Posten der Academia Engiadina)<br />

Abb.50: Der Gemeindepräsident von Sur, Michael<br />

Luzio, anlässlich der Pressekonferenz im Vorfeld<br />

zum Forschungstag 2003.<br />

Trotz unsicherer Wetterlage fanden ca. 80 Besucher den Weg auf die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>. Im<br />

Vorfeld des Forschungstages fand am 29. August 2003 eine Pressekonferenz mit Th.<br />

Aeschlimann (Ricola), M. Luzio (Gemeinde Sur), J. P. Müller (Bündner Naturmuseum)<br />

statt. Nebst den Medien waren auch Vertreter der Kurvereine, des Parc Ela und des<br />

Vereins Pur Suveran anwesend.<br />

11. September 2003 Führung: Vorstand Naturforschende Gesellschaft Graubünden<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 55 -


2p – Öffentlichkeitsarbeit T. Briner & J. P. Müller<br />

19. Juni 2004 Forschungstag<br />

Landwirtschaft auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> Bernadetta Cotti<br />

Vielfalt der Weichtiere Ulrich Schneppat, (Bündner Naturmuseum)<br />

Blütenpflanzen Fabian Meyer, (Universität Basel)<br />

Ökologie der Spinnen Angelo Bolzern (Naturhistorisches Museum Basel)<br />

Brutvögel auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> Silvana Signorell, Lina Minder (Ornithologische<br />

Arbeitsgruppe Graubünden)<br />

Einfluss von Ozon auf <strong>Alp</strong>wiesen Seraina Bassin (Agroscope FAL, Reckenholz)<br />

Ca. 100 Besucher, wovon ungefähr zwei Drittel aus Graubünden, ein Drittel aus der<br />

restlichen Schweiz und dem Ausland.<br />

Gutes Echo in der Presse mit Beiträgen in Tageszeitungen, Magazinen, Fernseh- und<br />

Radioreportagen.<br />

Abb.51: Der Rundgang am 2. Forschungstag lockte<br />

wiederum viele Gäste aus der ganzen Schweiz und dem<br />

näheren Ausland auf die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />

26. August 2004 Führung: Betriebsausflug Agroscope FAL Reckenholz<br />

28. August 2004 Führung: Betriebsausflug Ricola<br />

Abb.52: Ein Grossteil der Schulklassen des Oberhalbsteins<br />

nutzte die Gelegenheit zu einer Führung über die<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />

31. August – 2. September 2004 Führungen mit Schulklassen aus der Region<br />

Rund 10 Schulklassen, über 200 Schüler im Alter von 7 bis 16 Jahren erlebten in einer<br />

zweistündigen Führung die Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

2. September 2004 Führung: Round Table Chur<br />

8. September 2004 Führung: <strong>Stiftung</strong> Sammlung Bündner Naturmuseum<br />

Oktober 2004 Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> wird vorgestellt im Buch „Biodiversität in der Schweiz“<br />

(Baur et al.)<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 56 -


2p – Öffentlichkeitsarbeit T. Briner & J. P. Müller<br />

Ausstellung „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> – Artenvielfalt im <strong>Alp</strong>inen Raum“<br />

2000 Naturwissenschaftliche Sammlung Winterthur<br />

2001 BUWAL<br />

2001 Naturhistorisches Museum Bern<br />

18. – 27. Mai 2001 Handels-, Industrie-, und Gewerbeausstellung<br />

(HIGA) in Chur<br />

1. Juni – 19. August 2001 Naturhistorisches Museum Basel<br />

21. August – 30. September 2001 Naturmuseum des Kantons Thurgau,<br />

Frauenfeld<br />

2001 Naturmuseum St. Gallen<br />

15. Juni – 2. November 2003 Posthotel Löwen, Mulegns<br />

Juni – Oktober 2004 Posthotel Löwen, Mulegns<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 57 -


Diskussion


3 – Diskussion<br />

Einige ausgewählte Ergebnisse<br />

Das Artenspektrum auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Beim Vergleich der Artenzahlen und Artenspektren der GEO- Tage der Jahre 1999 bis 2003<br />

fällt auf, dass immer etwa gleich viele Arten, nämlich rund 2000 festgestellt wurden. Die<br />

Artenzahlen auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> sind im Vergleich mit allen anderen Untersuchungsgebieten sehr<br />

hoch, da auf einer kleinen Fläche von nur 5 km2 und mit der kleinsten Anzahl von Fachleuten<br />

gearbeitet wurde. Erstaunlich ist beim Vergleich, dass die Zahlen gewisser Gruppen<br />

(Blütenpflanzen, Säugetiere) nur wenig schwanken (siehe Anhang).<br />

Grössere Unterschiede sind oft dadurch bedingt, dass nicht überall die entsprechenden<br />

Fachleute an der Arbeit wahren. So wurden auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> die Pilze kaum untersucht, dafür<br />

hatten wir erfahrene Fachleute für die Erfassung der Algen, Flechten, Moose.<br />

Für einen alpinen Standort war das Datum sehr früh. Dies wirkte sich negativ auf die Erfassung<br />

der Spinnen und Schmetterlinge und möglicherweise weiterer Gruppen aus.<br />

Im Folgeprojekt konnten einige Gruppen „nachbearbeitet“ werden, besonders die Spinnen (2<br />

Diplomarbeiten) und die Schmetterlinge (Fänge mit Lichtfallen). Dadurch haben sich die<br />

Anteile der Gruppen im Vergleich zum GEO-Tag etwas verschoben. Einige Charakeristika sind<br />

aber geblieben. Der Anteil der Flechten und Moose ist ausserordentlich hoch und typisch für<br />

die subalpine und die alpine Stufe. Dies trifft ebenso zu für die Fliegen (Diptera), welche in<br />

diesen Stufen die Hautflügler (Hymenoptera) als Blüten besuchende Insekten ablösen.<br />

Neue Arten<br />

Eine neue Art wurde am GEO-Tag entdeckt, nämlich die Dungmücke Rhexoza flixella<br />

(Haenni, 2002). Auch der Blattfloh Trioza flixiana (Burckhardt & Lauterer, 2002) wurde auf<br />

Grund eines Fundes in unserem Untersuchungsgebiet beschrieben und für eine weitere<br />

Blattflohart stammt eines der Objekte, das für die Artbeschreibung verwendet wurde (ein<br />

sogenannter Paratypus) von der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>. Noch nicht beschrieben ist eine Nacktschneckenart,<br />

die in Graubünden und hier auch auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> vorkommt.<br />

Neue Nachweise für die Schweiz und für Graubünden<br />

Erstnachweise für die Schweiz betreffen verschiedene Arten von Erzwespen (17<br />

Erstnachweise!), Spinnen und Blaualgen.<br />

Erstnachweise für Graubünden oder gar das wenig erforschte Oberhalbstein sind so häufig,<br />

dass sie hier nicht erwähnt werden können.<br />

Das Forschungsprojekt leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Floristik und Faunistik<br />

Graubündens.<br />

Artbestimmung<br />

Die korrekte Artbestimmung ist bei vielen Organismengruppen eine äussert schwierige<br />

Aufgabe. Artenkenner sind selber eine „Species rara“. Für die Artbestimmung sind<br />

umfangreiche Vergleichssammlungen sehr wichtig. Es ist kein Zufall, dass ein grosser Teil der<br />

Forscherinnen und Forscher des Projektes in schweizerischen Naturmuseen und Botanischen<br />

Gärten arbeiten.<br />

Zwei Beispiele sollen die Probleme mit der Artbestimmung veranschaulichen:<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 60 -


3 – Diskussion<br />

Die <strong>Alp</strong>enwaldmaus (Apodemus alpicola) wurde erst im Jahre 1989 beschrieben. Ihre<br />

Unterscheidung von den beiden anderen in Graubünden vorkommenden Arten der Gattung<br />

Apodemus (Apodemus sylvaticus und Apodemus flavicollis) ist nur anhand von<br />

Schädelmaterial oder mit Hilfe von genetischen und elektrophoretischen Methoden möglich.<br />

Daher mussten entsprechende Proben gesammelt und von Fachleuten untersucht werden.<br />

Die Gruppe der Erzwespen ist schwierig zu bestimmen. Mit Hannes Baur wird diese Gruppe<br />

von einem ausgewiesenen Spezialisten betreut. Hannes Baur möchte sich zurzeit bei der<br />

Bestimmung einiger Arten nicht festlegen und diese erst einem internationalen Spezialisten<br />

vorlegen.<br />

Seltene Arten<br />

Einige Arten werden auch in umfangreichen Fangaktionen nur sehr selten gefangen. So fing<br />

Angelo Bolzern 14 Spinnenarten nur je einmal, obwohl er während eines ganzen Sommers<br />

unter einer Baumgruppe ein wirkungsvolles Fallennetz aufgestellt hatte. Auch die<br />

Zwergspitzmaus wurde nur sehr wenige Male festgestellt. Dies kann an der Fangmethodik<br />

liegen wie zum Beispiel bei der Zwergspitzmaus, die vermutlich die Mechanik unser<br />

Lebendfallen meist gar nicht auslöst, aber gelegentlich in Insektenfallen gerät. Es kann aber<br />

auch sein, dass gewisse Arten von Natur aus selten sind. Sie entziehen sich weitgehend unserer<br />

Beobachtung. Einige Arten können sekundär selten sein, zum Beispiel weil sie neue<br />

menschliche Nutzungsformen (z.B. Düngung) nicht ertragen.<br />

Artenvielfalt – Naturschutz – nachhaltige Nutzung<br />

Die Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> ist eindrücklich. Man konnte sie wegen der Vielfalt der<br />

Lebensräume erahnen oder erwarten. Aber niemand konnte sie bisher wirklich beschreiben.<br />

So war es nicht bekannt, dass auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> so viele parasitische Pilze leben oder dass die<br />

Fliegenfauna so bedeutungsvoll ist. Die Bedeutung der Vielfalt wird ein künftiges<br />

Forschungsthema sein. Aus der Sicht des Naturschutzes ist die Sicherung der Lebensräume der<br />

erste Garant für die Erhaltung der Artenvielfalt. Die Lebensräume erfahren zurzeit erhebliche<br />

Nutzungsänderungen, vor allem durch die Landwirtschaft. Einige Flächen werden intensiver<br />

genutzt (Düngung, Silagegewinnung), andere werden aufgegeben. Zusammen mit Pro Natura<br />

Graubünden will die <strong>Stiftung</strong> dem Thema „Änderungen in der landwirtschaftlichen Nutzung<br />

und Artenvielfalt“ besondere Beachtung schenken.<br />

Naturschutz – Information – Umweltbildung - Besucherlenkung<br />

Durch das Forschungsprojekt ist die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> weit herum populär geworden. Gibt es durch das<br />

Projekt negative Auswirkungen auf die Natur? Die Probleme auf der Zufahrtsstrasse und den<br />

Parkplätzen haben wenig mit der Natur zu tun. Die Situation am „Badesee“ Lai Blau ist nicht<br />

neu. Die jährliche Invasion der Pilzsammler dürfte nach der kürzlich erfolgten Ausscheidung<br />

von Pilzschutzzonen besser unter Kontrolle sein. Wir haben keine Hinweise darauf, dass die<br />

Besucher vermehrt abgelegene Lebensräume oder wertvolle Moore besuchen. Trotzdem<br />

müssen wir der Besucherlenkung und –betreuung mehr Beachtung schenken. Die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

bietet eine ideale Möglichkeit, die interessierten Besucher zu informieren und ihn für die Natur<br />

zu sensibilisieren und dabei gleichzeitig zu lenken und im richtigen Umgang mit der Natur<br />

anzuleiten. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden viele interessante Grundlagen<br />

erarbeitet, welche die Basis für eine ortsbezogene und anschauliche Vermittlungsarbeit bilden.<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 61 -


Anhang


4a – Karten <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Übersichtskarte – Perimeter A<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 64 -


4a – Karten <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Übersichtskarte – Perimeter A+B<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 65 -


4a – Karten <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Luftbild<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 66 -


4a – Karten <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Lebensraumkartierung<br />

Erstellt durch die Academia Engiadina, Samedan<br />

www.academia-engiadina.ch<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 67 -


4b – Brutplätze<br />

Beobachtung Brutpaare Feldlerche (Fel) und Baumpieper (BAP)<br />

BAP<br />

BAP<br />

Fel<br />

BAP<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 68 -<br />

Fel<br />

Fel


4b – Brutplätze<br />

Beobachtung Brutpaare Braunkehlchen (BRK)<br />

BRK<br />

BRK<br />

BRK<br />

BRK<br />

BRK<br />

BRK<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 69 -<br />

BRK<br />

BRK<br />

BRK<br />

BRK<br />

BRK<br />

BRK<br />

BRK


4c – Artenvielfaltstage<br />

Ergebnisse der Artenvielfaltstage 1999 - 2004<br />

1999 Lübeck 2000 <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> 2001 Duisburg 2002 Rügen/ Vilm 2003 Harz 2004 Tirol<br />

220 km 2 in den<br />

Nationalparken des<br />

Mittelgebirges Harz.<br />

2 km 2 am Rand von<br />

Duisburg 2 km 2 an der Ostsee.<br />

6 km 2 in den östlichen<br />

Zentralalpen.<br />

12 km 2 entlang der<br />

ehemaligen deutschdeutschen<br />

Grenze.<br />

Grösse des<br />

Untersuchungsgebietes<br />

5 Gebiete: Bergsee,<br />

Trockenhänge, verschiedene<br />

Wald- und Grünlandtypen<br />

Vielfältige Lebensräume auf<br />

unterschiedlichen<br />

Höhenstufen.<br />

Uralter Eichen- Buchenwald<br />

und Brackwasser.<br />

Stillgelegtes Gelände eines<br />

Hüttenwerkes, Grünfläche<br />

um Baggersee.<br />

Grosse Vielfalt an<br />

verschiedenen Habitaten auf<br />

kleinstem Raum.<br />

Verschiedene Feucht- und<br />

Trockengebiete in der Nähe<br />

einer grösseren Stadt.<br />

Habitat<br />

Höhe über Meer 1600 - 2300 MüM bis 1142 MüM 600 - 2200 MüM<br />

Anzahl Personen 102 Teilnehmer 74 Teilnehmer 200 Teilnehmer über 100 Teilnehmer 140 Teilnehmer 90 Teilnehmer<br />

Für viele Insekten etwas zu<br />

früher Zeitpunkt.<br />

Starker Regen lässt viele<br />

Fluginsekten nicht zum<br />

Vorschein kommen.<br />

Besonderes<br />

Prokaryoten 24 4 5 19<br />

Pilze 92 34 13 113 164 90<br />

Algen 31 159 58 42 97<br />

Flechten 85 228 71 78 265<br />

Moose 97 177 75 93 179 134<br />

Farngewächse 19 21 10 11 29 26<br />

Samenpflanzen 508 524 474 408 537 640<br />

Moostierchen 1 1<br />

Plattwürmer 1 2 3 2 1 1<br />

Rädertiere 5 1 5 14<br />

Weichtiere 77 44 41 74 46 42<br />

Ringelwürmer 6 9 14 3 3<br />

Krebstiere 22 27 36 2 5<br />

Spinnentiere 75 65 101 86 164 233<br />

Tausendfüssler 6 8 1 5<br />

Insekten 890 705 614 976 783 954<br />

Coleoptera 688 133 209 404 323 292<br />

Diptera 47 264 176 156 83 21<br />

Homoptera 14 20 48 13 2<br />

Heteroptera 34 33 35 47 41 56<br />

Hymenoptera 32 94 28 84 81 133<br />

Lepidoptera 136 134 30 241 154 415<br />

Odonata 14 4 16 11 1<br />

Saltatoria 5 11 13 10 17<br />

Fische 11 2 12 19 1 2<br />

Lurche 11 2 1 7 6 3<br />

Kriechtiere 4 3 3 2 2<br />

Vögel 111 69 63 92 78 79<br />

Säugetiere 21 18 8 14 13 16<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 71 -<br />

Total 2066 2092 1587 2001 2087 2630


4d – Adressen <strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“<br />

Adressverzeichnis der Organe und Mitarbeiter der <strong>Stiftung</strong> Schatzinsel<br />

<strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />

Name: Adresse: Telefon: Fax: E-mail:<br />

<strong>Stiftung</strong>srat:<br />

Luzio Michael Gemeinde Sur, <strong>Stiftung</strong>srats-Präsident Furnatsch 7456 Sur 081 684 57 20 081 637 12 13 michael.luzio@bluewin.ch<br />

Aeschlimann Thomas Ricola AG, <strong>Stiftung</strong>srats-Vice -Präsident Baselstr. 31 4242 Laufen 061 765 42 90 061 765 43 13 taeschlimann@ricola.ch<br />

Klingholz Reiner GEO Schönmoor 15 D-25358 Horst 0049(0)4126-1235 0049(0)4126-394706 klingholz.reiner@geo.de<br />

Müller Jürg Paul BNM Chur Masanserstr. 31 7000 Chur 081 257 28 41 081 257 28 50 juerg.paul.mueller@bnm.gr.ch<br />

Fachkommission:<br />

Gonseth Yves Terreaux 14 2000 Neuchâtel 032 725 72 57 032 717 79 69 Yves.Gonseth@unine.ch<br />

Hänggi Ambros Augustinergasse 2 4001 Basel 061 266 55 11 061 266 55 46 ambros.haenggi@bs.ch<br />

Hauenstein Pius Waidagurt 6 7015 Tamins 081 641 25 84 Pius.Hauenstein@alumni.ethz.ch<br />

Müller Jürg Paul Masanserstr. 31 7000 Chur 081 257 28 41 081 257 28 50 juerg.paul.mueller@bnm.gr.ch<br />

Pauli Daniela Bärenplatz 2 3011 Bern 031 312 02 75 031 312 16 78 pauli@sanw.unibe.ch<br />

Huber Charles Bernastr. 15 3005 Bern 031 350 72 66 031 350 74 99 charles.huber@nmbe.unibe.ch<br />

Projektleitung:<br />

Müller Jürg Paul Projektleitung Masanserstr. 31 7000 Chur 081 257 28 41 081 257 28 50 juerg.paul.mueller@bnm.gr.ch<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 73 -<br />

Briner Thomas Wissenschaftlicher Assistent Masanserstr. 31 7000 Chur 081 257 28 41 081 257 28 50 thomas.briner@bnm.gr.ch<br />

Hausbetreuung, Feldassistenz:<br />

Spinas Victoria <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> 7456 Sur 081 684 16 95 victoria.spinas@bluewin.ch


4e – Adressverzeichnis Autoren<br />

Adressverzeichnis der Autoren<br />

mail:<br />

E-<br />

Name: Vorname: Institution: Adresse:<br />

Bassin Seraina Agroscope FAL Reckenholz Reckenholzstr. 191 8046 Zürich seraina.bassin@fal.admin.ch<br />

Baur Hannes Naturhistorisches Museum Bern Bernastr. 15 3005 Bern<br />

hannes.baur@nmbe.unibe.ch<br />

Bolzern Angelo Naturhistorisches Museum Basel Augustinergasse 2 4001 Basel<br />

angelo.bolzern@stud.unibas.ch<br />

Briner Thomas Bündner Naturmuseum Masanserstr. 31 7000 Chur<br />

thomas.briner@bnm.gr.ch<br />

Frick Holger Naturhistorisches Museum Bern Bernastr. 15 3005 Bern<br />

holger.frick@gmx.li<br />

Gosteli Margret Naturhistorisches Museum Bern Bernastr. 15 3005 Bern<br />

margret.gosteli@nmbe.unibe.ch<br />

Hänggi Ambros Naturhistorisches Museum Basel Augustinergasse 2 4001 Basel<br />

ambros.haenggi@bs.ch<br />

Keist Lotti Entomologischer Verein <strong>Alp</strong>stein Sonneggstr. 28 9642 Ebnat-Kappel<br />

Keist Bruno Entomologischer Verein <strong>Alp</strong>stein Sonneggstr. 28 9642 Ebnat-Kappel<br />

bruno.j.keist@hin.ch<br />

Keller Walther C. F. Entomologischer Verein <strong>Alp</strong>stein Pischastr. 12 7205 Zizers walther.keller@bluewin.ch<br />

Kopp Andreas Entomologischer Verein <strong>Alp</strong>stein Wilerstr. 9 8370 Sirnach koppandy@bluewin.ch<br />

Kropf Christian Naturhistorisches Museum Bern Bernastr. 15 3005 Bern christian.kropf@nmbe.unibe.ch<br />

Lubini-Ferlin Verena Büro für Gewässerökologie Zürich Eichhalde 14 8053 Zürich lubini@smile.ch<br />

Lutz Matthias Uni Tübingen, Botanisches Institut Auf der Morgenstelle 1 D - 72076 Tübingen matthias.lutz@uni-tuebingen.de<br />

Maier Wolfgang Uni Tübingen, Botanisches Institut Auf der Morgenstelle 1 D - 72076 Tübingen wolfgang.maier@fabi.up.ac.za<br />

Meier-Zwicky Christoph Ornithologische Arbeitsgruppe Graubünden Unterdorfstr. 13 7208 Malans meier-zwicky.malans@bluewin.ch<br />

Müller Jürg Paul Bündner Naturmuseum Masanserstr. 31 7000 Chur juerg.paul.mueller@bnm.gr.ch<br />

Preisig Hans Ruedi Uni Zürich, Institut für Systematische Botanik Zollikerstr. 107 8008 Zürich preisig@sysbot.unizh.ch<br />

Stöckli Edi Naturhistorisches Museum Basel Augustinergasse 2 4001 Basel eduard.stoeckli@bs.ch<br />

Volk Matthias Agroscope FAL Reckenholz Reckenholzstr. 191 8046 Zürich matthias.volk@fal.admin.ch<br />

Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 74 -


Bildnachweis:<br />

Titelbild: W. C. F. Keller<br />

Colias palaeno L., Hochmoorgelbling beim Absorptionssonnen: die für das Fliegen nötige<br />

Körpertemperatur wird erreicht, indem die seitlich gestellten und dunkel pigmentierten Flügel<br />

wie Sonnenkollektoren die Sonnenstrahlung aufnehmen.<br />

A. Bolzern: 35, 36, 37, 38<br />

T. Briner: 1, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 47, 50, 51<br />

R. Bütikofer: 48, 49, 52<br />

E. Stöckli: 46<br />

G. Falkner: 23<br />

P. Ferlin: 24, 25<br />

H. Frick: 34<br />

P. Hauenstein: 2<br />

W.C.F. Keller: 31, 32, 33<br />

V. Lubini: 29<br />

M. Lutz: 17, 18, 19<br />

H. R. Preisig: 15, 16<br />

D. Röthlisberger: 26, 27<br />

M. Volk: 20, 21, 22<br />

www.wsl.ch/land/biodiversity/PRODUCTS/combitrap/Kombifalle.html: 28<br />

zvg GEO: 3, 30

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