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Praxisbericht 10 PROFILE 1/2009 IU Plan GmbH In Mailand steht das größte südeuropäische Mercedes-Benz-Verkaufscenter. Für die passgenaue Fertigung und Montage der Fassadenelemente führte das Büro für Ingenieur- und Umweltplanung, die IU Plan GmbH, eine digitale Objektvermessung durch. Wie zuvor bereits im Rahmen zahlreicher Projekte dieser Art bot VESTRA bei der vermessungstechnischen Bearbeitung eine optimale Unterstützung. Von Jürgen Weber Die IU Plan GmbH wurde 1990 in Hachenburg/Westerwald gegründet. Zu ihren Aufgabenbereichen zählen Vermessung, Verkehrsplanung, Wasserversorgung, Projektsteuerung, Ausschreibung/Abrechnung, Patententwicklung und mehr. Das Ingenieurbüro verfügt über eine große Erfahrung bei Projekten, die eine digitale Objektvermessung erfordern: Genannt seien das Verwaltungs und Ausstellungsgebäude der HABAGruppe in Bad Rodach, Deutschlands größtes Einkaufscenter „Limbecker Platz“ in Essen, die neuen MANVerwaltungsgebäude und Ausstellungshallen in München, die Mitwirkung am „Palais Quartier“ in Frankfurt/Main, dem derzeit bedeutendsten Innenstadtprojekt Europas, die Faulbehälter der Großkläranlage MünchenGroßlappen (siehe PROFILE 1/2007) oder das im Januar 2009 in StuttgartZuffenhausen eröffnete Porsche Museum. Mercedes-Benz Center Mailand In den wichtigsten Metropolen Europas und Asiens sind in den letzten Jahren neue MercedesBenz Center entstanden. Diese Marken und Erlebniswelten sollen die Produkte und Philosophie repräsentieren und den Dialog mit Kunden verstärken. Durch ein einheitliches architektonisches Grundkonzept will die Daimler AG nach eigener Aussage die Markenwerte Qualität, Faszination und Innovation transportieren und weltweit einen hohen Wiedererkennungswert erzielen. Das MercedesBenz Center Mailand, das letztes Jahr eingeweiht wurde, gilt als eines der modernsten und architektonisch revolutionärsten Gebäude in ganz Italien. Die Baukosten betrugen 55 Millionen Euro, und das
Gebäude misst im Grundriss gewaltige 183 auf 126 Meter. Der Gesamtbau gliedert sich in die Bereiche Tiefgarage, Werkstatt, Service und Teilelager, Außenanlagen und das MercedesBenz Center selbst. Letzteres besteht aus der Markengalerie, den Ausstellungsflächen, der Verwaltung, FahrzeugAuslieferung und Dialogannahme, die sich wiederum um eine „Piazza“ gruppieren. Diese Piazza wird von einer StahlGlas Konstruktion überdacht, die eine Spannweite von über 40 Metern besitzt. So entsteht eine zentrale Halle für Sport und Kulturveranstaltungen mit bis zu 1.000 Besuchern. Kegelvermessung Das Herzstück des Centers ist der Kegel – der sogenannte Markenkern. Er bildet das Erkennungszeichen der Mercedes BenzArchitektur. Über eine Gesamthöhe von 19 Metern verändert sich der Durchmesser des schräg gestellten Kegelstumpfes kontinuierlich von 35 auf 17 Meter. Die Vertikalachse ist dabei um 13 Grad geneigt, so dass sich ein maximaler Versatz der Kreismittelpunkte von 4,35 Metern ergibt. Auf Grund der besonderen Geometrie eines asymmetrisch geneigten Kegelstumpfes und den damit verbundenen vermessungstechnischen Anforderungen stellte dieses Bauvorhaben eine besondere Herausforderung für die IU Plan GmbH dar. Eine präzise Bestandsvermessung und Absteckung waren Voraussetzung für die von den Architekten vorgegebenen engen Fugenabstände und Qualitätsanforderungen in Bezug auf Fertigung und Ausführung. Die Projektabwicklung erfolgte in vier Abschnitten: • Berechnung der Achsgeometrie, • anschließende Bestandsvermessung, • Erstellung dreidimensionaler Modelle des Bauwerkes (Soll/Ist) zur RohbautoleranzenErmittlung • Absteckung der Fassadenachsen auf vormontierte Konsolen. Zunächst wurde die Geometrie in Form von Horizontal und Vertikalachsen anhand der Planunterlagen eingerechnet. Der Vollkreis wurde dazu in 48 Sektoren mit einem Öffnungswinkel von jeweils 7,5 Grad aufgeteilt. Die Baustelle wurde parallel von zwei Messteams, ausgestattet mit Trimble S6 Totalstationen, betreut. Durch einen Oberflächen bzw. Linienscan mit den Trimble S6Totalstationen sollte der Rohbaukörper erfasst werden. Zur Bestandsaufnahme mussten die aufzunehmenden 96 Achsen zunächst auf den Sollkörper des Rohbaus projiziert werden. Arbeitsgrundlage zur Bestandserfassung war ein zuvor in VESTRA erstellter Lageplan, in dem alle Berechnungspunkte und die Achsgeometrie dargestellt waren. Das Aufmaß der Projektionsachsen mittels Linienscan konnte am Display der Totalstationen direkt überprüft werden. Hierbei gaben die Punktabstände zur SollLinie einen ersten Aufschluss über auftretende Rohbautoleranzen. Auch die falsche Eingabe einer Liniendefinition war sofort zu erkennen. Zusätzlich zum Aufmaß der Achsen wurden sämtliche Gebäudeöffnungen, Decken und Wandabschlüsse sowie der Stahlbau des an den Kegel an IU Plan GmbH Praxisbericht schließenden Tonnendachs aufgemessen. Nach Übernahme der Bestandsvermessung in VESTRA wurden fehlerhafte Detailpunkte herausgefiltert und 3DModelle zur Ermittlung der Rohbautoleranzen erstellt. Auch die 3DKonstruktionsplanung des Fassadenherstellers basiert auf diesen Grundlagen. Zur Vorbereitung der Feinabsteckung aller Durchdringungspunkte der Fugen und Unter konstruktionsachsen auf ca. 320 Konsolen (siehe nachfolgende Abbildung) mussten diese zunächst am Bauwerk exakt in Lage und Höhe abgesteckt werden. Durch die am schräg gestellten Kegelstumpf konisch verlaufenden Achsen hatte jede Höhenveränderung ebenfalls eine Lageverschiebung der Absteckpunkte zur Folge. Bei der späteren Feinabsteckung im Dachbereich war durch die mittlerweile aufgebrachte Dämmung die Festlegung exponierter Standpunkte erforderlich. Feinabsteckung der Durchdringungspunkte im Innenbereich auf vormontierte Konsolen mittels Hubsteiger und ferngesteuerter Totalstation Achsverlauf im Bereich des Tonnendachs: Die Drähte wurden zwischen den abgesteckten Durchdringungspunkten gespannt und markieren den Fugenverlauf der Fassadenbleche bzw. die spätere Außenhülle. Da die komplette Fassadenmontage ohne Gerüststellung erfolgte, musste auch die Feinabsteckung im Innenbereich mit einer hydraulischen Hebebühne durchgeführt werden. Wie schon im Außenbereich wurde auch hier parallel zur Absteckung die exakte Lage des Dachanschlusses inkl. Stahlträger zur Konstruktion der Elementausschnitte erfasst. PROFILE 1/2009 11
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