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Was tun, wenn´s juckt? Häufige Hauterkrankungen beim Hund

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<strong>Was</strong> <strong>tun</strong>, <strong>wenn´s</strong> <strong>juckt</strong>?<br />

<strong>Häufige</strong> <strong>Hauterkrankungen</strong><br />

mit Juckreiz <strong>beim</strong> <strong>Hund</strong><br />

VdH-Landesgruppe Saar<br />

Homburg<br />

8. Februar 2009<br />

Dr. Stefanie Peters,<br />

Tierklinik Birkenfeld


Funktionen der Haut<br />

„Spiegel der inneren Organe“<br />

größtes Organ, macht 12% des KGW aus<br />

Schutz- und Barrierefunktion,<br />

wichtiger Teil des Immunsystems<br />

Temperaturregulation (via Durchblu<strong>tun</strong>g)<br />

Speicherung (Elektrolyte, Fett, Proteine...)<br />

Vitamin D3-Produktion (in Epidermis)


<strong>Hauterkrankungen</strong><br />

Häufig (bis zu 30% der Patienten)<br />

Mit bloßem Auge von jedermann zu sehen<br />

(größtes und am besten einsichtiges<br />

Organ)<br />

Oft schwierig zu diagnostizieren wegen<br />

uniformen Reaktionsmuster der Haut<br />

(Schuppen, Haarverlust...)<br />

fast nie „Blickdiagnose“ möglich<br />

Veränderungen werden schnell chronisch


Follikulitis


Ursachen für Juckreiz<br />

Primärer Juckreiz<br />

Parasitosen:<br />

Milben: Sarcoptesmilben, Ohrmilben, Herbstgrasmilben,<br />

Cheyletiellen...<br />

Flöhe<br />

Andere: Keratinisierungsstörungen...<br />

Allergien<br />

Flohallergie<br />

Atopische Dermatitis<br />

„Futterallergie“<br />

...


Sarcoptesräude


Ursachen für Juckreiz<br />

Sekundärer Juckreiz (durch<br />

Sekundärinfektionen, Entzündung...)<br />

Demodikose<br />

Hormonelle Störungen<br />

Stoffwechselstörungen<br />

Organerkrankungen<br />

Tumore<br />

...


Die Untersuchung des<br />

„Hautpatienten“


Untersuchung nach System<br />

1. Sorgfältiger Vorbericht mit<br />

Berücksichtigung Prädispositionen <br />

dauert 20 Minuten, liefert bereits 70%<br />

der Diagnose!!!<br />

2. Klinische Allgemeinuntersuchung<br />

3. Komplette Hau<strong>tun</strong>tersuchung<br />

4. Auflis<strong>tun</strong>g der Differentialdiagnosen<br />

5. Erstellung des diagnostischen Plans


Wichtige Fragen Vorbericht<br />

Seit wann ist <strong>Hund</strong> in Besitz, wie war<br />

Haarkleid, wie hat es sich entwickelt, wie<br />

waren Fellwechsel?<br />

Frage nach Elterntieren, Wurfgeschwistern<br />

Kongenitale Dermatosen, Demodikose<br />

Wann und wie begannen Hautprobleme, mit<br />

oder ohne Juckreiz, mit oder ohne<br />

Hautveränderungen, wie war Ausbrei<strong>tun</strong>g,<br />

gibt es saisonale Schwankungen? CRFA,<br />

AD ...


Wichtige Fragen Vorbericht<br />

Besteht Kontagiosität für Mensch und/oder<br />

Kontakttiere? Ektoparasiten, Dermatophyten<br />

Erst Juckreiz oder erst Hautveränderungen?? <br />

Primärursachen mit oder ohne Pruritus<br />

wahrscheinlich<br />

Bestehen extrakutane Symptome? Welche?<br />

Hormonelle Störungen, Leishmaniose<br />

Gibt es Vorbehandlungen, bestand evtl.<br />

Zusammenhang mit Symptomen Corticoide,<br />

Gestagene, T4 ...


Beispiele für<br />

Prädispositionen:<br />

Rasse: Boxer, WHWT, Dalmatiner für<br />

atopische Dermatitis<br />

Alter: Atopische Dermatitis: Auftreten<br />

erster Symptome im Alter von 1-3<br />

Jahren, allmähliche Verschlimmerung,<br />

hormonelle Störungen oder Tumore<br />

mittelalte bis alte Tiere ...<br />

Geschlecht: selten (canine Akne bei<br />

Rüden?!)


Rassenprädispositionen<br />

Dalmatiner<br />

Demodikose<br />

Bakterielle Follikulitis<br />

Allergien:<br />

Atopische Dermatitis<br />

„Futterallergie“<br />

Solarinduzierte Dermatosen<br />

„aktinische Dermatose“<br />

Plattenepithelkarzinom<br />

...


Dermatologische<br />

Untersuchung<br />

Erst Gesamteindruck aus Entfernung, dann aus<br />

Nähe (Farbe, Glanz, Geschlossenheit ...)<br />

Adspektion gesamter Haut incl. aller<br />

mukokutanen Übergänge, Ballen/Krallen, Ohren<br />

Scheiteln der Haare, Untersuchung auch an<br />

unveränderten Stellen, Geruchsprüfung<br />

Palpation v.a. der haarlosen Bereiche und von<br />

Hautveränderungen<br />

Prüfung der Epilierbarkeit einzelner Haare


Zusammenfassung der<br />

Ergebnisse<br />

Informationen aus Signalement und<br />

Vorbericht (70%)<br />

Art der Veränderungen<br />

Sekundärinfektionen??<br />

Verteilung der Veränderungen und evtl.<br />

Veränderung auf Vorbehandlungen<br />

Liste der möglichen Differentialdiagnosen,<br />

gezielte weitere Abklärung je nach Verdacht<br />

(Hautgeschabsel, Zytologie, Untersuchung auf<br />

Flöhe, Entnahme von Biopsien...)


Aufbau der Haut<br />

Epidermis (ständige<br />

Erneuerung) mit<br />

Keratinozyten, Melanozyten,<br />

Langerhanszellen etc.<br />

Basalmembran<br />

Talgdrüse<br />

Dermis (Lederhaut) mit<br />

Blutgefäßen, Nerven,<br />

kollagenen und elastischen<br />

Fasern...<br />

Haarfollikel<br />

Subcutis (Unterhaut)<br />

mit Unterhautfettgewebe


Die „Mitbewohner“<br />

Auf Hautoberfläche und Haaren: verschiedene<br />

Bakterienarten („Standortflora“), Hefepilze<br />

In Gehörgängen, Pfoten und Krallenbetten:<br />

bakterielle Standortflora, Hefepilze<br />

In den Talgdrüsen und Haarfollikeln:<br />

Demodex canis („Haarbalgmilben“)<br />

Kontrolle durch hauteigenes und systemisches<br />

Immunsystem<br />

Kolonisation mit physiologischer Hautflora und<br />

Übertragung von D.c. findet in ersten Lebenstagen statt<br />

(durch Hündin)


Einflüsse auf Keimbesiedlung/-<br />

vermehrung<br />

Temperatur der Hautoberfläche (von<br />

außen und innen – Entzündung!...)<br />

Feuchtigkeit der Hautoberfläche (von<br />

außen und innen – Entzündung, Talg- und<br />

Schweißproduktion ... )<br />

Proliferationsaktivität der Epidermis<br />

Zusammensetzung der Mikroflora<br />

Oberflächliche Immunmechanismen


Bakterielle Entzündungen<br />

mit Juckreiz<br />

Hautfaltenentzündungen<br />

(Intertrigines)<br />

Oberflächlicher „Hot spot“<br />

Bakterielle Follikulitis (kann als Folge<br />

praktisch jeder (Haut)-Erkrankung<br />

auftreten und verursacht in<br />

mindestens 50% der Fälle Juckreiz)


Aus: Y. Yves-Bertrand: <strong>Hund</strong>e, 2006


Akute pyotraumatische Dermatitis<br />

(„oberflächlicher Hot spot“)<br />

Hochakut (Entstehung binnen<br />

S<strong>tun</strong>den) mit starkem Juckreiz und<br />

massiver Selbsttraumatisierung<br />

Rassenprädispositionen v.a.<br />

langhaarige <strong>Hund</strong>e<br />

Auftreten v.a. in warmer Jahreszeit<br />

Blickdiagnose (typische Anamnese,<br />

charakteristisches Aussehen)


Auslöser<br />

Diverse Ursachen bekannt, v.a.<br />

Parasiten (Flöhe, Cheyletiellen), O.e.,<br />

Fremdkörper Fell oder mangelhafte<br />

Pflege, Analbeutelentzündungen,<br />

Allergien, Arthritis ...<br />

Lokalisation gibt Hinweise (Kopf <br />

Otitis, Rücken Flöhe, Cheyletiellen<br />

etc.)


Oberflächliche bakterielle<br />

Follikulitis<br />

Bakterielle Entzündung der oberen Anteile<br />

der Follikel, fast immer durch S.<br />

intermedius, SEHR häufig<br />

Kann etwa gleich häufig mit oder ohne<br />

Juckreiz verlaufen (Vorbericht!)<br />

Praktisch ausschließlich sekundär zu allen<br />

denkbaren Dermatosen (Primärursache)<br />

Sehr variable Veränderungen, intakte<br />

Pusteln sind selten


Follikulitis


Endstadium: chronische<br />

Veränderungen


„mottenfraßähnliche Alopezie<br />

bei Kurzhaarrassen


Sonderform: „Superficial<br />

spreading pyoderma“


Dalmatian bronzing<br />

syndrome


Dalmatian bronzing<br />

syndrome


Diagnose der Follikulitis<br />

Klinisches Bild (Pusteln,<br />

„Footprints“), evtl. Pruri-<br />

tus<br />

Sicherung: Zytologie<br />

Für Auswahl des AB<br />

meist<br />

kein Antibiogramm<br />

erforderlich


Ermittlung der Primärursache<br />

Nach ausschließlicher konsequenter Therapie<br />

der Pyodermie (mindestens 3 Wochen) ohne<br />

zusätzliche juckreizmindernde Therapie<br />

(Cortison etc.)<br />

Dann Einteilung ob primärer oder sekundärer<br />

Pruritus und weitere Abklärung der Ursache


Malassezien-Dermatitis


Malassezia pachydermatis<br />

Liebt Fett und Feuchtigkeit<br />

Lebensraum:<br />

Lippen, Mundhöhle,<br />

Interdigitalbereich,<br />

Krallenbetten, Gehörgang, Analschleimhaut<br />

erdnußförmig


Malassezia pachydermatis<br />

oppor<strong>tun</strong>istisch pathogener Kommensale<br />

Steigerung der Pathogenität durch<br />

- erhöhte Luftfeuchtigkeit<br />

- erhöhte Umgebungstemperatur<br />

- erhöhte Lipidproduktion<br />

- andere <strong>Hauterkrankungen</strong> (Allergien,<br />

Endokrinopathien, Pyodermien ...)


Malassezien-Dermatitis<br />

Meist sekundär zu<br />

Allergien, v.a. atopischer<br />

Dermatitis<br />

Keratinisierungsstörungen<br />

Hormonstörungen,<br />

Stoffwechselerkrankungen<br />

Tumoren wie epitheliotropem T-Zell-<br />

Lymphosarkom (Hd.)


Primäre Malassezien-<br />

Dermatitis<br />

Rassenprädisposition für: Basset,<br />

WHWT, DSH, Cocker, (Labrador,<br />

Neufundländer)<br />

Zusammensetzung der Hautlipide<br />

Allergische Reaktionen/abnorme<br />

Immunreaktion dieser Tiere auf<br />

Kommensalen??<br />

Virulenzunterschiede zwischen<br />

einzelnen Stämmen??


Primäre<br />

Seborrhoe<br />

WHWT


Veränderungen<br />

Entzündliche pruriginöse, „stinkende“<br />

Veränderungen bei feuchter oder<br />

fettiger Haut, meist mit deutlichem<br />

Pruritus<br />

Intertrigines (Lefzen-, Gesichts-,<br />

Körperfalten z.B. ventraler Hals,...)<br />

Mukokutane Übergänge (Blepharitis,<br />

Cheilitis); Pfoten (v.a. interdigitalplantar);<br />

äußere Gehörgänge;<br />

Rutenunterseite/Perianalbereich,...


Nachweismethoden


Therapie von<br />

Sekundärinfektionen<br />

M. pachydermatis und S. intermedius<br />

sind Kommensalen und an biologische<br />

Nische Haut/Schleimhaut gut adaptiert,<br />

dauerhafte Eradikation illusorisch<br />

d.h. Ziel der Therapie ist Reduktion<br />

auf Anzahl, die keine klinischen<br />

Symptome mehr verursacht, und<br />

Therapie der Primärerkrankung/der<br />

prädisponierenden Faktoren<br />

(Pyodermie, Allergien ...)


Therapiedauer<br />

Richtet sich nach klinischem und<br />

zytologischem Befund sowie<br />

Primärursache/-erkrankung<br />

Kontrolle anfangs alle 2-3 Wochen


Topische Therapie<br />

Shampoos (Ethyllactat, Benzoylperoxid,<br />

Piroctonolamin, Chlorhexidin-<br />

Miconazol ...)<br />

... 2-3x/Wo. Dann je nach Verlauf<br />

Topische antibakterielle Substanzen<br />

(Chlorhexidin, PVP-Iod, Mupirocin,<br />

Fusidinsäure ...) 2x tgl.1x tgl.


Systemische Therapie<br />

Bakterielle Entzündung:<br />

Therapie mit „hautwirksamen“<br />

Antibiotika in korrekter Dosierung lange<br />

genug, aber mindestens 3 Wochen<br />

Hefepilz-Entzündung<br />

Therapie mit Azolen (Ketokonazol,<br />

Itrakonazol, nicht: Griseofulvin,<br />

Pilzimpfungen!) über mehrere Wochen


King Charles Spaniel<br />

„Carlsson“, 4 Monate, m<br />

Anamnese: mit 8 Wochen gesund<br />

von renommierter Züchterin<br />

übernommen, 10 Tage darauf:<br />

Hautprobleme <strong>beim</strong> 8jährigen Sohn<br />

der Besitzerin (juckende Papeln<br />

Unterarm und Oberkörper), vom<br />

Dermatologen diagnostiziert als<br />

Spätfolgen der 2 Monate zuvor<br />

aufgetretenen Windpocken


Auf topische Behandlung (Ingelan-<br />

Puder) zwar Besserung der<br />

bestehenden Läsionen, aber immer<br />

wieder Auftreten von neuen, seit<br />

einigen Tagen gleichartige Läsionen<br />

bei der Mutter (Hals und Unterarme)<br />

<strong>Hund</strong> kratzt sich ab und zu, nach<br />

Anwendung von Flohshampoo<br />

einmalig vorübergehend weniger


Differentialdiagnosen<br />

„Carlson“<br />

Prinzipiell: vermutlich Zoonose<br />

Wahrscheinliche Zoonoseerreger:<br />

Ektoparasiten (v.a. Flöhe,<br />

Cheyletiellen)<br />

Dermatophyten


Durchgeführte Untersuchungen<br />

Flohkamm: neg.<br />

Mikroskopische Untersuchung von<br />

Klebeband-Präparaten:


Cheyletiellose<br />

sehr häufig fehl-/unterdiagnostiziert!!<br />

5 Spezies, wenig wirtsspezifisch:<br />

Ch. Yasguri (Hd.), Ch. Blakei (Ktz.), Ch.<br />

Parasitovorax und furmani (Kch.), Ch.<br />

Strandmanni (Hase)<br />

empfänglich: Hd., Ktz., Kleinnager etc.,<br />

Msch. (Zoonose!)<br />

Keine Alters-, Rassen-,Geschlechtsprädisposition


Cheyletiellen<br />

Lebensraum: sehr oberflächlich in<br />

Keratinschicht, auf Epidermis und<br />

Haaren<br />

Perforation der Haut zur Aufnahme von<br />

Gewebsflüssigkeit<br />

Entwicklungszyklus: 5-6 Wochen (!!)<br />

obligate Parasiten, aber überlebensfähig<br />

in Umgebung mindestens 19 Tg.


Übertragung Cheyletiellen<br />

Direkt (betroffenes Tier, oft<br />

asymptomatischer Carrier)<br />

Indirekt (Umgebung)<br />

Hochansteckend, Zoonose!


Klinisches Bild<br />

Cheyletiellose<br />

Dorsales Verteilungsmuster,<br />

Prädilektionsstellen Ohrmuscheln,<br />

Rücken, Schultern -> evtl.<br />

Generalisierung (selten)<br />

Hauptsymptome Schuppen, Juckreiz,<br />

veränderte Fellqualität,<br />

selten: Haarverlust, (obfl.) Pyodermie<br />

sekundär -> chronische Veränderungen<br />

3 Gruppen (asympt. - leicht - schwer)


Rezidivierende „Hot spots“


Diagnostik Cheyletiellose<br />

Vorbericht, klinisches Bild<br />

Direktnachweis (Lupe etc.)<br />

mikroskopisch<br />

- oberflächliche Hautgeschabsel<br />

- Klebebandabklatsch<br />

- ausgekämmtes/abgesaugtes<br />

Material<br />

- Kotflotation (Ktz.)<br />

(diagnostische Therapie)


Therapie Cheyletiellose<br />

Äußerlich (evtl. vorher Scheren)<br />

Pyrethrine/Pyrethroide, Carbamate etc., evtl.<br />

Amitraz, Lindan, Lime Sulfur alle 5-7 Tage<br />

Fipronil ???<br />

Systemisch: makrozyklische Laktone<br />

(Selamectin, Moxidectin)<br />

Therapiedauer: mindestens 6 Wochen


Therapie Umgebung<br />

Gründliches Staubsaugen, Putzen etc.<br />

möglichst oft<br />

Reinigen und evtl. für >3 Wochen sicher<br />

entfernen bei Pflege-/Transportutensilien,<br />

alternativ: Tiefgefrieren<br />

Kontaktinsektizid (Adultizid für Flöhe) als<br />

Spray für hauptsächliche Aufenthaltorte des<br />

Tieres<br />

Die Therapie der Umgebung wird so lange wie<br />

die Therapie der Tiere durchgeführt!


„Typischer“ Vorbericht<br />

Plötzlich auftretender<br />

Juckreiz/Schuppen<br />

keine Rassen-, Alters-, Geschlechtsprädisposition,<br />

keine Saisonalität<br />

dorsales Verteilungsmuster (Rücken,<br />

Schultergürtel, Ohrmuscheln)<br />

Besserung auf Flohshampoos/-puder<br />

Kontagiosität Mensch, v.a. Kinder<br />

oft Ansteckungsquelle zu rekonstruieren


Mischling Mona“, ca. 9<br />

Mon., weiblich<br />

Vor Tierheim angebunden morgens<br />

vorgefunden worden<br />

Seitdem hochgradiger Pruritus tags<br />

und nachts, auch bei Spaziergang,<br />

verliert Gewicht trotz guten<br />

Appetits, Flohbehandlung und<br />

Behandlung mit einer<br />

Cortisonspritze brachten keine<br />

Besserung


Durchgeführte Untersuchungen<br />

Hautgeschabsel obfl.: Sarcoptesmilben<br />

plus Eier<br />

Zyto (Abklatsch):<br />

Kokken, intrazellulär<br />

Degenerierte Neutrophile


Sarcoptes scabiei var. canis<br />

Wirtsspezifisch (<strong>Hund</strong>, Fuchs, evtl.<br />

Marder, Gamswild...)<br />

Ansteckung über direkten Kontakt oder<br />

indirekt (Füchse!), hochansteckend<br />

Obligater Parasit<br />

überlebensfähig in Umgebung max. 19<br />

Tg. (optimal 97% rel. Luftfeuchtigkeit und<br />

10°C)<br />

Zoonoseerreger


Sarcoptesmilben<br />

Lebensraum: Hautoberfläche und<br />

Str. corneum (Pseudo<strong>tun</strong>nel)<br />

Entwicklung: Ei -> Larve -> Nymphe<br />

-> Adult in 3 Wochen


Klinisches Bild<br />

I.d.R. plötzlich einsetzender, starker Pruritus,<br />

v.a. an Ohrrändern, Ellenbogen,<br />

Sprunggelenken, Bauch ( ventrales<br />

Verteilungsmuster)<br />

Pruritus nicht-saisonal, Verstärkung nachts und<br />

in warmer Umgebung, Tiere schlecht ablenkbar<br />

Papeln, Erythem Exkoriationen, Krusten,<br />

Sekundärinfektionen, ...<br />

Oft Lymphadenitis, Kachexie,<br />

Wesensveränderungen (Aggressivität, v.a. DSH)


Symptome <strong>beim</strong> Menschen<br />

Hochgradig juckende einzelne Papeln<br />

ähnlich wie bei Cheyletiellose, v.a. in<br />

ungeschützten Kontaktbereichen (Arme,<br />

Beine, Oberkörper), KEINE Bohrgänge wie<br />

bei Sarcoptes scabiei var. hominis<br />

(Mensch ist Fehlwirt!!!)<br />

Verschlimmerung des Pruritus nachts und<br />

in warmer Umgebung<br />

Etwa 25% der Kontaktpersonen betroffen


Diagnose: Allergie auf Zement (Bauarbeiter)


Diagnose: bislang<br />

unbekannte<br />

Viruserkrankung<br />

mit bläschenartigerAuftreibung<br />

von<br />

Nervenendigungen<br />

(Biopsie)


Diagnose: Medikamentenallergie<br />

(Antibiotika)


Diagnostik Sarcoptesräude<br />

Vorbericht, klinisches Bild<br />

mikroskopisch (Milbennachweis)<br />

- zahlreiche (12-15) oberflächliche<br />

Hautgeschabsel<br />

- evtl. Unterseite Krusten<br />

ELISA (Antikörpernachweis)<br />

Kotflotation (Ktz.)<br />

(diagnostische Therapie)


Kombinationstherapie<br />

Behandlung des betroffenen Tiers<br />

Behandlung empfänglicher<br />

Kontakttiere<br />

Isolation von anderen empfänglichen<br />

Kontakttieren<br />

Behandlung der Umgebung<br />

Rekonstruktion der<br />

Ansteckungsquelle


„Typischer“ Vorbericht<br />

Plötzlich einsetzender, hochgradiger Juckreiz<br />

keine Rassen-, Alters-, Geschlechtsprädisposition,<br />

keine Saisonalität<br />

ventrales Verteilungsmuster (und Pinnae)<br />

Pruritus verstärkt nachts, in warmer Umgebung,<br />

im Behandlungsraum, schlecht abzulenken<br />

hoch kontagiös, Zoonose


Allergien


???


<strong>Häufige</strong> Allergieauslöser<br />

Flöhe FAD<br />

Aeroallergene <br />

AD<br />

Futterallergene<br />

AHF<br />

Insekten (Milben,<br />

Zecken, Moskitos,<br />

Wespen,<br />

Bienen ...)<br />

Arzneimittel AE<br />

Kontaktallergene<br />

(lokalisiert wie z.B.<br />

Neomycin,<br />

generalisiert wie<br />

z.B. Shampoos)<br />

Hormone (selten)


Vor die Therapie haben die<br />

Götter die Diagnose<br />

gesetzt.<br />

Prof. Franz Volhardt, † 1962


Atopische Dermatitis<br />

Genetisch bedingte Disposition zur spontanen<br />

Entwicklung einer Typ I-<br />

Überempfindlichkeitsreaktion gegenüber<br />

Inhalations- oder perkutan aufgenommenen<br />

Allergenen, die normalerweise harmlose<br />

Substanzen sind.<br />

IgE vermittelt, aber auch andere Ig (IgG ...)<br />

bedeutsam und nicht-IgE-vermittelte Reaktionen<br />

beteiligt<br />

Zusätzlich: Defekt in Filaggrin-Synthese (<br />

defekte Barrierefunktion!)


Häufigkeiten<br />

Atopische Dermatitis ist<br />

zweithäufigste Allergie:<br />

3-15, -30% je nach Praxis,<br />

10-15% der gesamten<br />

<strong>Hund</strong>epopulation betroffen)


Prädispositionen<br />

Mensch: Atopische Dermatitis Resultat<br />

einer komplexen Interaktion zwischen<br />

Genotyp und Umweltfaktoren<br />

Maternaler Einfluß größer als paternaler<br />

Evtl. Resultat einer vorherigen<br />

Sensibilisierung durch<br />

Nahrungsmittelallergene (Kuhmilch...)


Prädispositionen <strong>Hund</strong><br />

Altersprädisposition (1-3 J. bei<br />

Beginn)<br />

Rasse- und familiäre<br />

Prädispositionen nachgewiesen<br />

(Limitierte Zuchtprogramme)<br />

Kombination der Leukozyten-Antigen-Haplotypen<br />

DL-A3 und R-15 signifikant häufiger bei <strong>Hund</strong>en mit<br />

AD,<br />

vermutlich hat Haplotyp DL-A9,4 Schutzfunktion<br />

Höhe des Total-IgE genetisch festgelegt


Prädispositionen Rassen<br />

(Europa)<br />

DSH, Labrador, Golden Retriever,<br />

WHWT, Boxer (NL)<br />

Labrador, WHWT, Boxer (UK)<br />

Bullterrier, Chow-Chow, WHWT, Boxer (D)<br />

Labrador, Tervueren, Pyrenäen-<br />

Hirtenhund, alle Setter, Foxterrier (F)<br />

WHWT, Boxer , Foxterrier, DSH, Labrador,<br />

Golden Retriever, Cairn-Terrier (S)


Allergenaufnahme<br />

Perkutane Absorption<br />

Bereiche mit Mikrotraumata, dünnerer<br />

Behaarung, guten Kontaktmöglichkeiten für<br />

Allergene: Gesicht, Ohrmuscheln, Pfoten,<br />

Ellenbeugen, Achseln...<br />

Nicht: Rücken!<br />

Nur geringer Teil wird inhaliert (d.h. fast<br />

nie „Heuschnupfen“ und allergisches<br />

Asthma <strong>beim</strong> <strong>Hund</strong>, sondern Juckreiz)


Klinisches Bild<br />

Leitsymptom Juckreiz, charakteristisches<br />

Verteilungsmuster: Gesicht (Lefzen/Kinn,<br />

periokulär), Ohren, Pfoten, Beine, Bauch<br />

(Zwischenzehenbereich, alle Beugen an<br />

Sprunggelenk, Karpalgelenk, in<br />

Ellenbeugen, axillar, abdominal, inguinal<br />

Oder: überall, nur nicht an Nacken und<br />

Rücken (oder dort zuletzt)<br />

Keine Primärveränderungen, höchstens<br />

Rö<strong>tun</strong>gen, „Pruritus sine materia“


Sekundäre Veränderungen<br />

Sehr schnell,<br />

entweder durch Selbsttraumatisierung<br />

und chronische Entzündung<br />

oder durch Medikamentenwirkung, v.a.<br />

Cortison (begünstigt<br />

Sekundärinfektionen,wirkt nicht auf<br />

Juckreiz durch Bakterien, Hefepilze ... !)


Die Diagnose der AD ist mit<br />

keinem der bisher bekannten<br />

Allergietestverfahren möglich!!!


Diagnose<br />

Vorbericht (evtl. Saisonalität,<br />

Familienanamnese, Beginn,<br />

Verlauf ...)<br />

Alter (1-3 Jahre)<br />

Rasse (diverse Prädispositionen)<br />

Symptome<br />

Ausschluß von Differentialdiagnosen<br />

Spezifische Untersuchungsverfahren


Testverfahren<br />

Zur Ermittlung der auslösenden Allergene geeignet:<br />

In vitro-Messung von allergenspezifischem IgE<br />

(ELISA poly- oder monoklonalen Antikörpern; Fcε-<br />

Rezeptor-Test)<br />

Intrakutantest („gold standard“)<br />

ungeeignet:<br />

Bestimmung des Gesamt-IgE, Histopathologie


Wer mißt was?<br />

Sämtliche IgE-Bestimmungen messen die Menge<br />

zirkulierenden allergenspezifischen IgE´s<br />

im Blut<br />

IKT mißt an Mastzellen gebundenes<br />

allergenspezifisches IgE, zusätzlich auch die<br />

Reaktionsfähigkeit der Mastzellen und die<br />

Reaktion der Haut auf Entzündungsmediatoren<br />

... Also sämtliche einzelnen pathways der<br />

allergischen Reaktion der Haut und nicht nur<br />

einen Teil davon


P. Hill, ESVD-ECVD-<br />

Kongreß Mainz 2007


Intrakutantest, IKT


Vorberei<strong>tun</strong>g IKT<br />

Therapie von Sekundärinfektionen über<br />

mindestens 3 Wochen, Testfeld muß<br />

zudem unbedingt läsionsfrei sein<br />

Absetzen topischer UND systemischer<br />

Medikamente mit „Wartezeit“<br />

Ausschluß von Ektoparasiten, v.a.<br />

Sarcoptesmilben, Flöhen etc.


Testzeitpunkt<br />

Saisonale Symptome -> kurz nach Ende der<br />

Pollenflugzeit (Herbst) IKT, während<br />

Pollenflugzeit oder kurz nach Ende ELISA<br />

Nicht-saisonale Symptome -> ganzjährig<br />

NICHT während Läufigkeit, Trächtigkeit,<br />

Scheinträchtigkeit, unter Gestagentherapie<br />

bei IKT, ELISA (wenige Daten)


Durchführung IKT<br />

Falls nötig Sedation<br />

Ausscheren Testfeld lateral Thorax (15x20<br />

cm)<br />

Markieren der Punkte mit wasserfestem<br />

Filzstift, 10 je Reihe<br />

Intrakutane Injektion von Positiv-/Negativkontrolle<br />

und Testallergenen (> 30, keine<br />

Allergenmischungen)<br />

Ablesen nach 15 und 30 Min.


ELISA-Tests<br />

Prinzip: Messen von<br />

allergenspezifischem IgE (seltener:<br />

IgG) im Blut<br />

Entweder „Solid phase“ oder „liquid<br />

phase“


ELISA:Nachteile<br />

Starke Qualitätsunterschiede<br />

zwischen Labors<br />

sehr unterschiedliche<br />

Sensibilität/Spezifität durch<br />

unterschiedliche „Cut-off-<br />

Points“, daher Auswer<strong>tun</strong>g<br />

subjektiv (Labor)


Interpretation der Ergebnisse<br />

Beurteilung der Relevanz der<br />

ermittelten Allergene – wie häufig<br />

sind sie in der Umgebung des<br />

Patienten, passen sie zu den<br />

klinischen Symptomen (Jahreszeit,<br />

Tageszeit, Ort)??


„Welcher Test ist besser?“<br />

Jeder Test ist nur so gut wie die<br />

vorherige Selektion der Patienten,<br />

d.h. die klinische Abklärung!<br />

Allergenidentifikation dient v.a. als<br />

Grundlage für SIT<br />

Resultate sind vergleichbar


Therapieansätze<br />

1. Therapie der allergischen<br />

Reaktionen, v.a. des Pruritus und der<br />

Inflammation<br />

2. Verbesserung der kutanen<br />

Barrierefunktion einschließlich<br />

„pro-active intermittent<br />

management“ und Reduktion von<br />

Sekundärinfektionen


Therapiemöglichkeiten<br />

Allergenvermeidung/-reduktion<br />

(selten praktikabel)<br />

Modulation der Immunreaktion -<br />

(allergenspezifische)<br />

Desensibilisierung


Therapiemöglichkeiten<br />

Verminderung der perkutanen<br />

Allergenaufnahme (Reduktion der<br />

Allergenaufnahme durch Shampoonieren<br />

etc.)<br />

Reduktion von Pruritus und<br />

Selbsttraumatisierung bedingt durch<br />

Allergene ( steroidal oder nicht-steroidal)<br />

aggravierende Faktoren (Bakterien,<br />

Malassezien, Flöhe etc.)


Allergenspezifische<br />

Desensibilisierung (SIT)<br />

Behandlungsmethode seit 1911<br />

Prinzip: s.c. Injektion langsam steigender<br />

Allergenmengen mit Ziel einer späteren<br />

„Allergentoleranz“<br />

Verschiedene Protokolle<br />

Basiert auf Auswahl der auslösenden Allergene<br />

nach IKT oder in vitro-Test<br />

Erfolgsquote Hd.: 50-80%<br />

Gilt als äußerst nebenwirkungsarm<br />

Erfolg erst nach 12 Monaten endgültig zu<br />

beurteilen


Therapie von Juckreiz und<br />

Entzündung<br />

Steroidal: Corticoide<br />

Kurzwirksame, in Tablettenforn (Prednisolon)<br />

Dosierung Bedarf angepaßt<br />

Möglichst alle 2-3 Tage oder seltener<br />

Synergistische Effekte nutzen<br />

Nicht-steroidal:<br />

Cyclosporin A,<br />

Antihistaminika,<br />

essentielle Fettsäuren,<br />

Phytopica, Schwarzkümmelöl,...


Therapie der<br />

Sekundärinfektionen<br />

Pyodermien:<br />

topisch (antibakterielle Shampoos)<br />

+/- systemisch<br />

(„staphylokokkenwirksame Antibiotika“<br />

mindestens 3 Wochen)<br />

Malassezien:<br />

topisch (Azole, Piroctonolamin,<br />

Chlorhexidin >3%ig)<br />

+/- systemisch (Azole, Terbinafin)


Therapie der Dysfunktion<br />

der Hautbarriere<br />

Mensch: regelmäßiger Einsatz von<br />

Emollientien und Präparaten zur<br />

Hydratation (wird als ebenso wichtig<br />

angesehen wie der von<br />

Antipruritika/Antiinflammatoria!)<br />

<strong>Hund</strong>: Shampoos, Emollientien initial 2-<br />

3x wöchentlich, dann dem Verlauf<br />

angepaßt<br />

Evtl. kombiniert mit oralen EFA´s


Weitere Therapieansätze<br />

Spezifischere antipruriginöse Wirkung:<br />

Rekombinantes alpha-Interferon,<br />

Phosphodiesterase-Hemmer, Hemmung von<br />

Substanz P etc.<br />

Steigerung der Produktion antimikrobieller<br />

Peptide durch die Haut selbst<br />

Veränderung der Bindung von Mikroben und<br />

den Zell-“Gegenstücken“ auf der<br />

Hautoberfläche (Zuckerverbindungen) <br />

Glykotechnologie


Hinweisend auf AD<br />

Beginn mit ca. 1-3 Jahren, Prädispositionen<br />

Beginn mit PRURITUS ohne Hautveränderungen,<br />

oft lokalisiert (Ohren, Pfoten), dann Ausbrei<strong>tun</strong>g<br />

Charakteristisches Verteilungsmuster (Gesicht,<br />

Ohren, Pfoten, Flexoren, Bauch)<br />

Neigung zu Sekundärinfektionen<br />

Initial gutes Ansprechen auf Corticoide, AH, CsA<br />

Tiere gut ablenkbar<br />

Häufig saisonaler Beginn ganzjährig<br />

Nicht kontagiös


„Futterallergie“


„Futterallergie“<br />

Futterallergie ist eine<br />

immunologische kutane und/oder<br />

extrakutane Reaktion, die durch<br />

Inhaltsstoffe des Futters ausgelöst<br />

und evtl. unterhalten wird<br />

d.h. immer Sensibilisierung<br />

erforderlich, tritt nie bei Erstkontakt<br />

auf


Futterintoleranz<br />

= nicht-immunologische adverse<br />

Reaktion auf<br />

Futter/Futterzusätze (d.h. schon<br />

bei Erstkontakt, ohne vorherige<br />

Sensibilisierung)


Futterintoleranz<br />

a. Futteridiosynkrasie (Reaktion auf<br />

zuviel eigentlich genießbares Futter)<br />

b. Futtervergif<strong>tun</strong>g (direkte nichtimmunologische<br />

Reaktion auf Toxin im Futter,<br />

z.B. Mykotoxine)<br />

c. Pharmakologische Reaktion auf einen<br />

medikamentenähnlichen oder pharmakologisch<br />

wirksamen Bestandteil im Futter, z. B.<br />

vasoaktive Amine in Käse, Thunfisch,<br />

Schokolade ...)


Allergieauslöser<br />

Pflanzliche oder tierische Allergene<br />

Orale Aufnahme<br />

Molekulargewicht 10.000-70.000 D<br />

Proteine oder Glykoproteine<br />

Säure-, Protease-, Hitzestabil<br />

I.d.R. bei Futterherstellung erhalten<br />

Bereits geringste Mengen (ug-Bereich)<br />

Allergie-auslösend


Allergieauslöser <strong>Hund</strong><br />

Kuhmilch/Milchprodukte, Rind,<br />

Weizen (2/3 der Tiere)<br />

Huhn, Ei, Lamm, Soja, Mais (


„Versteckte Allergene“<br />

Pflanzenöle mit Mais oder Soja<br />

Milchproteine an unvermuteter Stelle<br />

(Thunfisch, Hot dogs, Medikamente)<br />

Als Laktose, Molke oder Kaseinat im<br />

Futter<br />

Als Stearat, Soja, Huhn oder Laktose in<br />

manchen Medikamenten (oft nicht<br />

genauer deklariert!)


Prädispositionen<br />

KEINE für Rasse, Alter, Geschlecht<br />

KEIN typisches klinisches Bild mit<br />

typischem Verteilungsmuster


Futter-Anaphylaxie<br />

Selten<br />

Oft mit Angiödem, Urticaria,<br />

Dyspnoe, lebensbedrohlichen<br />

systemischen Auswirkungen


Klinisches Bild<br />

4 Hautformen:<br />

1. Wie bei AD (Ohren, Pfoten, Inguinal,<br />

Achseln, Ellenbeugen, periokulär)<br />

2. Generalisierter deutlicher Juckreiz<br />

(v.a. Jungtiere)<br />

3. Wie bei Flohallergie<br />

4. Wie bei Sarcoptesräude (v.a. Labrador)


Klinisches Bild<br />

Hautveränderungen:<br />

Rö<strong>tun</strong>g (wie AD, „Pruritus sine<br />

materia“),<br />

Durch Selbsttraumatisierung<br />

(Juckreiz !) schnell<br />

Sekundärinfektionen mit<br />

chronischen Veränderungen etc.


Verteilungsmuster<br />

Grundsächlich alles möglich<br />

In 80% Ohren mitbeteiligt, in 24%<br />

ausschließlich Ohren<br />

In 61% Pfoten betroffen<br />

In 53% Inguinalbereich<br />

In 37% Axilla<br />

In 31% Periokularbereich<br />

In 31% Schnauze


Klinisches Bild<br />

3 Extrakutane Formen:<br />

1. GI-Form (häufiger Kotabsatz,<br />

Erbrechen, Diarrhoe, Flatulenzen, Koliken,<br />

Gastroenteritis incl. Lymphozytärplasmazytäre<br />

Colitis und eosinophiler<br />

Gastroenteritis, Borborygmen,<br />

ungeformtem Kot etc.)<br />

2. Neurologische Form (Epilepsie)<br />

3. Respiratorische Form (asthmoid)


Diagnostik<br />

keine Alters-, Rassen-,<br />

Geschlechtsprädisposition ( AD!)<br />

Vorbericht/Vorbehandlung (nichtsaisonaler<br />

Pruritus, v.a. mit an Ohren<br />

und Pfoten, oft schlecht ansprechend<br />

auf Corticoide, oft gekoppelt mit GI-<br />

Problemen und evtl. anderen<br />

extrakutanen Symptomen


Diagnostik<br />

Ausschluß von Differentialdiagnosen<br />

(alle pruriginösen Dermatosen), v.a.<br />

andere Allergien (AD, FAD - gekoppelt in 20%,<br />

AKD, „Allergien auf intestinale Parasiten“)<br />

Ektoparasitosen (Scabies, Cheyletiellose,<br />

sekundär infizierte Demodikose)<br />

bakterielle Follikulitis,<br />

Keratinisierungsstörungen,<br />

Malasseziendermatitis, ED


Testverfahren<br />

1. Allergenelimination/-provokation zur<br />

Identifikation des/der auslösenden<br />

Allergene („gold standard“) nach Kontrolle<br />

von Sekundärinfektionen!!<br />

2. Blu<strong>tun</strong>tersuchungen (IgE- oder IgG-<br />

Bestimmungen i.d.R. durch ELISA-Tests, BDT)<br />

– i.d.R. nur als Screening für 1.<br />

3. Intrakutantest<br />

4. Provokation von endoskopisch entnommenen<br />

Biopsien


Phase 1:<br />

Allergenelimination<br />

(Individuell, auf Basis einer akkuraten<br />

Ernährungsanamnese)<br />

Proteine:<br />

Schaf, Pferd, weißer Fisch, Wild, Ente,<br />

Ziege, Kaninchen, Soja/Tofu,<br />

ungeeignet: Huhn, Pute, Rind,<br />

Milchprodukte<br />

Kohlenhydrate:<br />

unbehandelter Reis, Kartoffeln, evtl.<br />

Kürbis, Dinkel o.ä.


Diagnostik<br />

Dauer Phase 1: 3-12 Wochen<br />

Abklingen der Symptome<br />

bei 25% nach 3,<br />

bei 50% nach 4-6,<br />

bei 20% nach 7-8,<br />

bei 5% nach 9-12 Wochen (Typ 1-<br />

Allergie??)


Kommerzielle Hypoallergendiät<br />

Prinzip: „exotische“ Proteinquellen oder<br />

hydrolytische Zerkleinerung der Proteine in<br />

Peptide (ideal: < 1.500 D)<br />

Vorteil: schnell, einfach, bequem, ausgewogen (v.a.<br />

Jungtiere!)<br />

Nachteil: rel. teuer, „Restrisiko“ bleibt, Akzeptanz<br />

oft problematisch, Alternativen fehlen teilweise<br />

(Trocken-/Naßfutter, Proteinquellen...)<br />

Cave: soll nur 1 Protein und 1 KH enthalten


Phase 2: Provokation<br />

entweder mit ursprünglichem Futter, dann<br />

Einzelallergene oder Einzelallergene -<br />

entsprechendes Fertigfutter, erst dann<br />

Diagnose AHF möglich!<br />

Wiederauftreten der Symptome:<br />

selten sofort, meist nach S<strong>tun</strong>den bis Tagen:<br />

meist (64%) nach 1-3 Tagen,<br />

bei 17% in 1-2h


Therapie (1)<br />

1. Konsequente Vermeidung<br />

des/der auslösenden Allergene<br />

(schwierig!)<br />

2. Behandlung des Juckreiz:<br />

Kurzzeitcorticoide oder<br />

Antihistaminika - oft nur schlecht<br />

wirksam


Therapie (2)<br />

3. Behandlung von<br />

Begleit-/Folgeerkrankungen<br />

wie Pyodermien,<br />

Malassezienderma-titis, Otitis ext.,<br />

Seborrhoen etc.<br />

topisch und/oder systemisch<br />

4. Evtl. Behandlung extrakutaner<br />

Symptome


Hinweisend auf AHF<br />

Tiere nicht immer gut ablenkbar<br />

Oft gekoppelt mit extrakutanen<br />

Symptomen (GI!)<br />

Neigung zu Sekundärinfektionen<br />

Eher schlechtes Ansprechen auf<br />

Corticoide, CsA, AH


Zusammenfassung<br />

Juckreiz <strong>beim</strong> <strong>Hund</strong> kann viele Ursachen<br />

haben, insbesondere primär oder sekundär<br />

bedingt sein<br />

Vorbericht, Rasse und Alter sind stark<br />

hinweisend (70% der Diagnose)<br />

Die Diagnose der Ursache(n) kann<br />

zeitraubend sein, bedarf einer guten und<br />

konsequenten Zusammenarbeit zwischen<br />

Tierarzt und Besitzer (und Patient!)<br />

Nicht alle Erkrankungen sind heilbar, aber<br />

alle gut kontrollierbar!!

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