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Mastzelltumoren - Tierklinik Dr. Staudacher

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<strong>Mastzelltumoren</strong>:<br />

Häufig diagnostiziert und höchst aggressiv.<br />

<strong>Mastzelltumoren</strong> sind häufige Tumoren<br />

in der Haut des Hundes. In Frage<br />

kommen alle behaarten oder haarlosen<br />

Veränderungen der Haut, die in<br />

der Regel erhaben und mehr oder<br />

weniger rund sind. Die Veränderung<br />

zeigt sich anfangs als Papel, wächst<br />

schnell und kann schließlich mehrere<br />

Zentimeter groß werden. Es werden<br />

sowohl einzelne lokalisierte als auch<br />

schnell disseminierende Formen<br />

beobachtet. Die Diagnose ist relativ<br />

einfach, weil sich im gefärbten<br />

Ausstrich des Feinnadelaspirats<br />

typische Rundzellen mit auffälligen<br />

rosafarbenen Granula darstellen.<br />

Obgleich die bösartigeren <strong>Mastzelltumoren</strong><br />

von Grad III in der Regel<br />

weniger Granula enthalten als<br />

Tumoren des Grades I, lässt sich die<br />

endgültige Einstufung erst im histologischen<br />

Präparat vornehmen.<br />

<strong>Mastzelltumoren</strong> sollen auch wenn<br />

sie einzeln auftreten stets als potenziell<br />

maligne betrachtet werden.<br />

Während die gut differenzierten<br />

Grad-I-Tumoren zu weniger als 10%<br />

metastasieren und nach vollständiger<br />

Exzision meistens ausheilen, müssen<br />

Grad III-Tumoren mit großen<br />

Sicherheitszonen exzidiert werden,<br />

um Rezidive zu verhindern. Zudem<br />

metastasieren mehr als 75%. Grad<br />

II-Tumoren sollten einem gewissenhaften<br />

Staging unterzogen werden.<br />

Ist ihre primäre Lokalisation im<br />

Bereich von Perineum, Genitale,<br />

inguinal, oral oder im Bereich der<br />

Gliedmaßenenden oder gar multifokal<br />

oder ist der Patient ein Shar-<br />

Pei oder Golden Retriever, muss von<br />

einer Metastasierungsgefahr<br />

ausgegangen werden. Bei allen<br />

anderen Lokalisationen sollten die<br />

regionalen Lymphknoten, Leber, Milz<br />

und gegebenenfalls das Knochenmark<br />

genau überprüft werden. Beim<br />

Boxer können <strong>Mastzelltumoren</strong><br />

multifokal auftreten, obgleich sie<br />

Grad I zuzuordnen sind.<br />

<strong>Mastzelltumoren</strong> VET<br />

AA AA CC HH EE NN<br />

Bei jeder systemischen Komponente<br />

sollte über eine zytostatische<br />

Therapie nachgedacht werden.<br />

Leider ist das biologische Verhalten<br />

von <strong>Mastzelltumoren</strong> nur schwer<br />

voraussehbar, sodass in der Literatur<br />

zunehmend ein möglichst aggressives<br />

Angehen dagegen empfohlen<br />

wird. Während die durchschnittlichen<br />

Überlebenszeiten von metastasierenden<br />

<strong>Mastzelltumoren</strong> mit 4-<br />

6 Monaten ohne Behandlung angegeben<br />

wird, kann nach einer Chemotherapie<br />

mit langen beschwerdefreien<br />

Intervallen gerechnet werden.<br />

Möglicherweise ist die Chemotherapie<br />

über längere Zeit fortzuführen<br />

oder zu wiederholen. Es können an<br />

weiteren Stellen neue Tumoren<br />

auftreten. Unter Anwendung geeigneter<br />

Chemotherapieprotokolle<br />

kann die Lebenserwartung jedoch<br />

auf mehrere Jahre ausgedehnt<br />

werden – auch wenn es keine<br />

endgültige Heilung geben wird.<br />

Nicht nur für die Therapie von<br />

<strong>Mastzelltumoren</strong> wurde in den letzten<br />

20 Jahren eine große Anzahl<br />

bewährter Chemotherapie-Protokolle<br />

entwickelt. Unabhängig davon bleibt<br />

die Chirurgie sicherlich auf lange<br />

Sicht die wichtigste und erste Form<br />

der Behandlung. Nach der Kontrolle<br />

des lokalen Krebsgeschehens kann<br />

aber für eine stets zunehmende Zahl<br />

von Patienten mit immer besser<br />

verträglichen Protokollen eine immer<br />

länger währende Verlängerung der<br />

Überlebenszeit bei recht guter<br />

Lebensqualität erreicht werden.<br />

Besondere Fortschritte hat die<br />

Behandlung von Mammatumoren,<br />

Plattenepithelkarzinomen und<br />

Lymphomen gemacht. Dort kann in<br />

manchen Fällen eine vollständige<br />

Heilung, in sehr vielen anderen<br />

Fällen aber zumindest eine<br />

erhebliche Lebensverlängerung<br />

erreicht werden.<br />

Die besondere Sorge der Besitzer gilt<br />

Tierärztliche Klinik <strong>Dr</strong>. <strong>Staudacher</strong> – Trierer Str. 652-658 – D-52078 Aachen<br />

Tel. 0241/092866-0 Fax 0241-92866-47 eMail info@tgz-aachen.de<br />

den Nebenwirkungen, wenn der<br />

Tierarzt den Begriff „Chemotherapie“<br />

auch nur in den Mund nimmt. Sofort<br />

erscheinen die aus der eigenen<br />

Erfahrung der Menschen vorhandenen<br />

Bilder ausgemergelter, haarloser<br />

Bekannter oder Verwandter vor dem<br />

inneren Auge. Bei Hund und Katze<br />

wird auf diese Nebenwirkungen<br />

besonders geachtet, um Mensch und<br />

Tier diese Angst zu nehmen. So<br />

haben wir in den fast zwei<br />

Jahrezehnten, die wir Zytostatika<br />

einsetzen, noch keinen nackten<br />

Patienten gesehen. Sicherlich geht<br />

es auch beim Tier nicht ganz ohne<br />

Beschwerden während der Therapie,<br />

doch halten sie sich in Grenzen. Sie<br />

betreffen den Magen-Darm-Trakt in<br />

Form von Durchfall und/oder<br />

Erbrechen für wenige Tage während<br />

eines Zyklus, einen Abfall verschiedener<br />

Blutzellzahlen und führen zu<br />

einem zusätzlichen Haarwechsel im<br />

Verlauf der Behandlung.<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />

Therapie ist eine lückenlose<br />

Überwachung, die in der Regel eine<br />

wöchentliche Vorstellung notwendig<br />

macht. Durch die Kontrolle des<br />

Blutbildes (vor allem wird die Zahl<br />

der Neutrophilen Granulozyten und<br />

Thrombozyten gewissenhaft<br />

protokolliert und mit Normkurven<br />

verglichen, die Bestandteil des<br />

Therapieprotokolles sind) kann die<br />

direkte Wirkung der Zytostatika auf<br />

die Zellteilung überwacht werden.<br />

Die praktische Durchführung einer<br />

Chemotherapie setzt zunächst eine<br />

histologische Diagnose für den<br />

entfernten Tumor voraus. Bei sehr<br />

schnell wachsenden Tumoren kann<br />

sogar präoperativ – gegebenenfalls<br />

nach einer zytologischen Diagnose<br />

im Anschluss an eine Feinnadelbiopsie<br />

– die erste Behandlung<br />

gemacht werden, damit die<br />

Muttergeschwulst ordnungsgemäß<br />

1


Entfernt werden kann. Nach dem<br />

klinischen Staging und der<br />

histologischen Diagnose wird der<br />

Patient hinsichtlich seiner Kondition<br />

beurteilt. In Abhängigkeit von Tierart,<br />

Rasse, Kondition und Tumor wird ein<br />

bewährtes Therapieprotokoll<br />

ausgewählt. Hiermit wird unter<br />

Berücksichtigung des metabolischen<br />

Körpergewichtes bzw. der<br />

Körperoberfläche die Dosierung der<br />

beteiligten Zytostatika ermittelt. Nach<br />

Festlegung der Therapie kann für alle<br />

Beteiligten ein schriftlicher<br />

Therapieplan aufgestellt werden.<br />

Dieser Therapieplan enthält<br />

sämtliche Kosten.<br />

Da zwischen der Operation des<br />

Primärtumors und dem Beginn einer<br />

Chemotherapie einige Zeit vergehen<br />

sollte (die Zytostatika würden<br />

zwangsläufig auch die Wundheilung<br />

behindern), bleibt dem Tierhalter und<br />

seiner Familie genug Zeit, die<br />

Durchführung der Therapie<br />

abzuwägen. Entschließt er sich zur<br />

Therapie, wird zunächst der erste<br />

Zyklus mit einer Standarddosis<br />

begonnen. In Abhängigkeit von den<br />

Reaktionen des Patienten auf diese<br />

Dosis kann sie im nächsten Zyklus<br />

individuell angepasst werden. Nur<br />

äußerst selten entschließen sich die<br />

Besitzer dazu, die Therapie wegen<br />

der Nebenwirkungen danach<br />

abzubrechen. Entsprechend<br />

Therapieplan wird die Behandlung<br />

weitergeführt. Anfangs aggressiver,<br />

später vielleicht in geringeren<br />

Erhaltungsdosen und u.U.<br />

anschließend über eine längere Zeit,<br />

manchmal (z.B. bei Leukämien) unter<br />

der Aufsicht des Haustierarztes in<br />

häuslicher Umgebung sogar oral und<br />

über Monate und Jahre.<br />

Ziel bei jeder Krebsbehandlung, sei<br />

sie nun operativ, mit Hilfe von<br />

Immunmodulatoren, Zytokinen,<br />

Neovaskularisationshemmern,<br />

Zytostatika oder anderen Verfahren,<br />

ist stets die Erhaltung des Patienten<br />

bei guter Lebensqualität. Dies ist weit<br />

wichtiger als die Lebensverlängerung.<br />

Interessieren Sie sich für weitere<br />

Details? Wir schicken Ihnen per<br />

eMail gerne unser Onkologisches<br />

Handbuch und Merkblätter für den<br />

Tierhalter.<br />

<strong>Mastzelltumoren</strong> VET<br />

AA AA CC HH EE NN<br />

Woche<br />

Protokoll #1<br />

1 A<br />

S<br />

Protokoll #2<br />

A<br />

S<br />

Protokoll #3<br />

CB<br />

S<br />

Protokoll #4<br />

M<br />

P<br />

S<br />

Protokoll #5<br />

Protokoll #6<br />

CB V<br />

E<br />

Protokoll #7<br />

Protokoll #2: Anfangsprotokoll für das canine Osteosarkom, Blasentumoren. Protokoll 10 kann als<br />

Erhaltungstherapie für weitere 6-9 Monate eingesetzt werden. Bestrahlung ist denkbar. Liegt beim Patienten<br />

bereits eine Kardiomyopathie vor, sollte Mitoxantron als Alternative für Doxorubizin geprüft werden.<br />

Protokoll #3: Anfangstherapie für das canine Osteosarkom, Schilddrüsenkarzinome, Lungentumoren. Protokoll 10<br />

eignet sich als Erhaltungsprotokoll.<br />

Protokoll #4: Canine Blasentumore, injektionsassoziierte Firbosarkome bei der Katze. Protokoll 10 kann als<br />

Erhaltungstherapie eingesetzt werden.<br />

Protokoll #5: Melanome der Maulhöhle und Krallenmelanome beim Hund (Carboplatin sollte auf 90 mg/m 2 erhöht<br />

werden). Tamoxifen kann indiziert sein.<br />

Protokoll #6: Lymphome und Leukämien bei Hund und Katze (die Behandlung kann weitere 18 Monate fortgesetzt<br />

werden, dann u.U. nur noch Cyclophosphamid).<br />

Protokoll #7: Lymphome und Leukämien bei Hund und Katze (die Behandlung kann weitere 18 Monate fortgesetzt<br />

werden, dann u.U. nur noch Cyclophosphamid). Bei Weichteiltumoren von Hund und Katze; dann kann das<br />

Cyclophosphamid nach 9 Wochen abgesetzt werden.<br />

Protokoll #8: <strong>Mastzelltumoren</strong> bei Hund und Katze, fortgesetzt u.U. für weitere 12 Monate. Bei Tumoren im<br />

Endstadium auch Bestrahlung denkbar.<br />

Protokoll #9: Einstiegsprotokoll für Plattenepithelkarzinome der Mandeln bei Hund und Katze.<br />

V<br />

E<br />

Protokoll #10: Erhaltungsprotokoll bei verschiedenen Tumoren, insbesondere Hämangiosarkomen,<br />

Weichteiltkarzinomen, Adenokarzinomen, Lymphomen.<br />

Protokoll #8<br />

V<br />

L<br />

Protokoll #9<br />

Protokoll #10<br />

BL V<br />

2 P CB C C V<br />

L<br />

BL C<br />

3 A CB CB P CB A V BL C<br />

S S S<br />

S L<br />

4 M CB V V BL C<br />

P<br />

S<br />

L<br />

5 A CB P CB C V BL V<br />

S<br />

S<br />

6 A<br />

S<br />

P CB C C<br />

7 A CB M P V A V<br />

C<br />

S<br />

S P<br />

S<br />

E S L<br />

8 CB<br />

S<br />

P P C C<br />

9 A CB P P V V<br />

S<br />

S<br />

10 M P V V<br />

C<br />

P<br />

S<br />

L<br />

11 A<br />

S<br />

P P C C C<br />

12 P P<br />

C<br />

13 CB<br />

S<br />

M<br />

P<br />

S<br />

14 P<br />

P V<br />

E<br />

V V<br />

L<br />

P C C<br />

15 P P MT<br />

S<br />

C<br />

16 P P V V<br />

L<br />

C<br />

17 P P C V V<br />

18 P P<br />

19 P P V C V<br />

L<br />

C<br />

20 P P C C<br />

21 P P V V<br />

22 P P V V<br />

L<br />

C<br />

23 P P C MT<br />

S<br />

C<br />

24 P P C<br />

25 P P V A V<br />

V<br />

Indikationen<br />

S L<br />

Protokoll #1: Anfangsprotokoll für die Behandlung des caninen Osteosarkoms, das canine Hämangiosarkom,<br />

canine Weichteilkarzinome und Adenokarzinome (Schilddrüse, Schweißdrüsen, Analdrüse). Als Erhaltungstherapie<br />

bietet sich Protokoll #10 für weitere 6-9 Monate an. Bestrahlung ist denkbar. Liegt beim Patienten bereits eine<br />

Kardiomyopathie vor, sollte Mitoxantron als Alternative für Doxorubizin geprüft werden.<br />

Tierärztliche Klinik <strong>Dr</strong>. <strong>Staudacher</strong> – Trierer Str. 652-658 – D-52078 Aachen<br />

Tel. 0241/092866-0 Fax 0241-92866-47 eMail info@tgz-aachen.de<br />

V<br />

C<br />

Arzneimittel-<br />

Abkürzungen<br />

A Doxorubicin<br />

CB Carboplatin<br />

M Mitoxantron<br />

V Vincristin<br />

C Cyclophosphamid<br />

E Asparaginase<br />

L Chlorambucil<br />

BL Bleomycin<br />

MT Methotraexat<br />

P Piroxicam<br />

S Sulfasalazin<br />

Arzneimittel zur<br />

Nebenwirkungsprophylaxe:<br />

Bei Übelkeit und Erbrechen:<br />

Metoclopramid, 0,5 mg/kg oral alle<br />

5 Stunden über 5 Tage<br />

Bei Kolitis: Sulfasalazin, 33 mg/kg<br />

oral alle 8 Stunden über 5 Tage<br />

Bei Magengeschwüren: Cimetidin,<br />

4 mg/kg oral alle 8-12 Stunden<br />

während der Dauer der Piroxicam-<br />

Medikation<br />

2

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