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Bekämpfung v Ektoparasiten Milchrindern im H - Vetion.de

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Abb. 10: Kleine blaue Rin<strong>de</strong>rlaus (Solenopotes<br />

capillatus); Vergrößerung 16fach<br />

Abb. 11: Rin<strong>de</strong>rhaarling (Bovicola bovis); Vergrößerung<br />

16fach<br />

Zur medikamentellen Behandlung <strong>de</strong>r<br />

Rin<strong>de</strong>r gegen Räu<strong>de</strong>, Läuse- und Haarlingsbefall<br />

wer<strong>de</strong>n vom Tierarzt spezifische<br />

milben- und insektentöten<strong>de</strong> (= akarizi<strong>de</strong><br />

und insektizi<strong>de</strong>) Arzne<strong>im</strong>ittel verordnet. Dabei<br />

können in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Parasitenart,<br />

auftreten<strong>de</strong>n Mischinfektionen, vom<br />

Schweregrad <strong>de</strong>r Erkrankung, <strong>de</strong>r Jahreszeit,<br />

<strong>de</strong>m eventuellen Vorliegen weiterer<br />

Parasitosen (z. B. Magen-Darm- und/o<strong>de</strong>r<br />

Lungenwurmbefall, Hautdassellarvenbefall)<br />

und auch auf Grund ökonomischer Erwägungen<br />

verschie<strong>de</strong>ne Wirkstoffe und<br />

Anwendungsformen <strong>de</strong>r Medikamente<br />

(z. B. Sprüh- o<strong>de</strong>r Aufgussbehandlung, intramuskuläre<br />

o<strong>de</strong>r subkutane Injektion,<br />

Langzeitbolus) zum Einsatz kommen.<br />

Einige dieser Arzne<strong>im</strong>ittel sind jedoch für<br />

Milchkühe, von <strong>de</strong>nen Milch für <strong>de</strong>n<br />

menschlichen Verzehr gewonnen wird,<br />

nicht zugelassen o<strong>de</strong>r dürfen bei trächtigen<br />

Kühen und Färsen innerhalb eines Zeitraumes<br />

von 33, 35, 60 bzw. 180 Tagen vor<br />

<strong>de</strong>m Abkalben (Wartezeit) nicht angewandt<br />

wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r es muss eine Wartezeit bei<br />

Milch von mehreren Tagen eingehalten<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

124<br />

milchpraxis, 38. Jg. (3) 2000<br />

Zur Zeit sind zur Behandlung von Milchkühen<br />

Medikamente, bei <strong>de</strong>nen eine Wartezeit<br />

für Milch nicht besteht, d. h. die auch<br />

bei hochträchtigen und laktieren<strong>de</strong>n Kühen<br />

anwendbar sind, gegen Läuse und Haarlinge<br />

mit <strong>de</strong>n Wirkstoffen Permethrin (zwe<strong>im</strong>alige<br />

Sprühbehandlung <strong>im</strong> Abstand von<br />

14 Tagen, da nur kurze Wirkungsdauer und<br />

keine Wirksamkeit gegenüber <strong>de</strong>n Läuseund<br />

Haarlingseiern) und Deltamethrin (einmalige<br />

Aufgussbehandlung auf <strong>de</strong>n<br />

Rücken <strong>de</strong>r Tiere) sowie gegen Läuse,<br />

Haarlinge, Chorioptes- und Sarcoptes-Milben<br />

mit <strong>de</strong>m Wirkstoff Eprinomectin zur<br />

einmaligen Aufgussbehandlung zugelassen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs zur <strong>Bekämpfung</strong> <strong>de</strong>r weit<br />

verbreiteten Chorioptesräu<strong>de</strong> (Steißräu<strong>de</strong>)<br />

mit <strong>de</strong>r Zielstellung <strong>de</strong>r Tilgung dieser Parasitose<br />

auf Bestandsebene wird <strong>de</strong>r Tierarzt<br />

das Eprinomectin enthalten<strong>de</strong> Arzne<strong>im</strong>ittel<br />

empfehlen. Es ist bei sehr guter Verträglichkeit<br />

für die Rin<strong>de</strong>r hochwirksam gegenüber<br />

Chorioptes-Milben, die Wirkungsdauer<br />

hält mehr als 50 Tage an, die Formulierung<br />

zur Aufgussbehandlung ist leicht<br />

und schnell tier- und umweltschonend aufzubringen<br />

und gestattet eine exakte Dosierung.<br />

Auf Grund <strong>de</strong>r langen Wirkungsdauer<br />

ist nur eine einmalige Behandlung <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, da auch die frisch aus <strong>de</strong>n<br />

Eiern schlüpfen<strong>de</strong>n Larven <strong>de</strong>r <strong>Ektoparasiten</strong><br />

sofort abgetötet wer<strong>de</strong>n.<br />

Unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r spezifischen<br />

Bedingungen <strong>im</strong> Bestand (z. B. Haltungsform<br />

<strong>de</strong>r Milchrin<strong>de</strong>r, Vorliegen an<strong>de</strong>rer Parasitosen,<br />

Bestehen von Fliegenplagen auf<br />

<strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong> u. a.) wer<strong>de</strong>n Tierarzt und Landwirt<br />

gemeinsam das <strong>Bekämpfung</strong>sziel<br />

– anzustreben ist die Tilgung <strong>de</strong>r Ektoparasitosen<br />

– festlegen, <strong>de</strong>n Behandlungsplan<br />

erarbeiten und <strong>de</strong>n opt<strong>im</strong>alen Behandlungszeitpunkt<br />

(Mittsommerbehandlung,<br />

Aufstallungsbehandlung) best<strong>im</strong>men. Beson<strong>de</strong>rs<br />

wichtig ist dabei auch die Aufstal-<br />

lungsbehandlung <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r (Parasitenpopulationen<br />

nach <strong>de</strong>m Wei<strong>de</strong>gang in <strong>de</strong>r Regel<br />

niedrig), um die Tiere während <strong>de</strong>r die<br />

Ektoparasitosen begünstigen<strong>de</strong>n Stallhaltungsperio<strong>de</strong><br />

parasitenfrei zu halten.<br />

Da die <strong>Ektoparasiten</strong> in Abhängigkeit<br />

von <strong>de</strong>r Umgebungstemperatur und <strong>de</strong>r relativen<br />

Luftfeuchte isoliert vom Wirt,<br />

z. B. in an Melkstän<strong>de</strong>n, Stalleinrichtungsgegenstän<strong>de</strong>n,<br />

Stallgeräten u. a. abgescheuertem<br />

Krusten- und Borkenmaterial,<br />

wenige Tage (Läuse) bis einige Wochen<br />

(Räu<strong>de</strong>milben) überleben können, sind <strong>im</strong><br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>r<br />

Rin<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r Stall und die Gerätschaften<br />

mit einem Insektizid sorgfältig aus- bzw.<br />

abzusprühen. Han<strong>de</strong>lsübliche Desinfektionsmittel,<br />

die zur Desinfektion gegen Viren,<br />

Bakterien o<strong>de</strong>r Pilze eingesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />

sind zur Abtötung <strong>de</strong>r <strong>Ektoparasiten</strong> in <strong>de</strong>n<br />

Stallungen unwirksam. Eine „Dekontamination”<br />

<strong>de</strong>r Stallungen, d. h. die Abtötung<br />

<strong>de</strong>r Läuse, Haarlinge o<strong>de</strong>r Räu<strong>de</strong>milben,<br />

kann auch erreicht wer<strong>de</strong>n, wenn die Ställe<br />

für etwa 10 Wochen nicht mit Rin<strong>de</strong>rn besetzt<br />

wer<strong>de</strong>n, da die vom Wirt isolierten <strong>Ektoparasiten</strong><br />

innerhalb dieser Zeit absterben.<br />

Erkennung, Vorbeuge und <strong>Bekämpfung</strong><br />

von Ektoparasitosen, wie Räu<strong>de</strong>,<br />

Läuse- und Haarlingsbefall, müssen das<br />

gemeinsame Ziel und die gemeinsame<br />

Aufgabe von Tierarzt und Landwirt sein,<br />

um die Milchrin<strong>de</strong>rbestän<strong>de</strong> gesund<br />

und damit leistungsfähig und leistungsstark<br />

zu erhalten.<br />

MP<br />

Anschrift <strong>de</strong>r Autoren:<br />

Prof. Dr. Regine Ribbeck und Dr. Ronald Schmäschke,<br />

Institut für Parasitologie <strong>de</strong>r Veterinärmedizinischen<br />

Fakultät <strong>de</strong>r Universität Leipzig, An <strong>de</strong>n Tierkliniken 33,<br />

04103 Leipzig

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