Bekämpfung v Ektoparasiten Milchrindern im H - Vetion.de
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Tiergesundheit<br />
Ektoparasitosen sind bei <strong>Milchrin<strong>de</strong>rn</strong><br />
vor allem während <strong>de</strong>r<br />
Stallhaltungsperio<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n<br />
Winter- und Frühjahrsmonaten von<br />
Be<strong>de</strong>utung. Sie können große wirtschaftliche<br />
Schä<strong>de</strong>n verursachen. Im<br />
Folgen<strong>de</strong>n wird auf Symptome und<br />
Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung<br />
eingegangen.<br />
<strong>Ektoparasiten</strong> wer<strong>de</strong>n als sog. Faktorenkrankheiten<br />
bezeichnet. Das Angehen<br />
<strong>de</strong>r Infektion und <strong>de</strong>r Krankheitsverlauf<br />
wer<strong>de</strong>n dabei durch prädisponieren<strong>de</strong>,<br />
d. h. die Krankheitsbereitschaft för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
Faktoren begünstigt. Zu diesen Faktoren<br />
gehören v. a.<br />
– hohe Tierdichte und sozialer<br />
Stress, z. B.<br />
Rangkämpfe,<br />
– quantitative und/o<strong>de</strong>r<br />
qualitative Mangelernährung,<br />
z. B. ein Defizit<br />
an Proteinen, Vitaminen,<br />
Mengen- und Spurenelementen,<br />
– Haltungsfehler sowie<br />
hygienische Mängel in<br />
<strong>de</strong>n Stallungen, z. B.<br />
Lichtarmut <strong>im</strong> Stall,<br />
Mängel bei <strong>de</strong>r tierart-<br />
und altersgerechten<br />
Stallkl<strong>im</strong>agestaltung<br />
(oftmals zu hohe Stalltemperatur,<br />
zu hohe relative<br />
Luftfeuchte), An-<br />
bin<strong>de</strong>systeme, die die Körperpflege<br />
durch die Tiere selbst (sog. grooming)<br />
wesentlich einschränken o<strong>de</strong>r Mängel<br />
bei <strong>de</strong>r Tierpflege,<br />
– Belastung <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r, z. B. durch Trächtigkeit<br />
o<strong>de</strong>r hohe Milchleistung,<br />
– Schwächung <strong>de</strong>s Immunsystems <strong>de</strong>r<br />
Rin<strong>de</strong>r durch an<strong>de</strong>re Parasitosen, z. B.<br />
Wurmbefall, o<strong>de</strong>r virus- bzw. bakteriell<br />
bedingte Erkrankungen.<br />
Die Ansteckung mit <strong>Ektoparasiten</strong> erfolgt<br />
in <strong>de</strong>r Regel durch direkten Körperkontakt<br />
von Tier zu Tier, d. h. als sog. hori-<br />
120<br />
Läuse und<br />
Läuseeier auf<br />
einem befallenen<br />
Rind<br />
Schä<strong>de</strong>n durch <strong>Ektoparasiten</strong><br />
<strong>Ektoparasiten</strong> (= Außenschmarotzer) können bei <strong>Milchrin<strong>de</strong>rn</strong><br />
– klinisch manifeste, d. h. <strong>de</strong>utlich wahrnehmbare Erkrankungen, wie<br />
Räu<strong>de</strong>, Läuse- o<strong>de</strong>r Haarlingsbefall, hervorrufen,<br />
– die Gesundheit und die Leistungen, z. B. Milchleistung, Körpermasseentwicklung,<br />
negativ beeinflussen,<br />
– die Verwertung <strong>de</strong>r von ihnen stammen<strong>de</strong>n Rohstoffe, z. B. <strong>de</strong>r<br />
Häute, beeinträchtigen<br />
und dadurch große wirtschaftliche Schä<strong>de</strong>n hervorrufen.<br />
Einige <strong>Ektoparasiten</strong>, z. B. die Grabmilben, stellen auch<br />
– als Erreger von Zoonosen<br />
eine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar.<br />
milchpraxis, 38. Jg. (3) 2000<br />
<strong>Bekämpfung</strong> v<br />
<strong>Ektoparasiten</strong><br />
<strong>Milchrin<strong>de</strong>rn</strong> <strong>im</strong> H<br />
Regine Ribbeck und Ronald Schmäschke, Institut fü<br />
Veterinärmedizinischen Fakultät, Universit
on<br />
bei<br />
erbst<br />
r Parasitologie <strong>de</strong>r<br />
ät Leipzig<br />
Rastermikroskop-Aufnahme <strong>de</strong>r kurznasigen<br />
Rin<strong>de</strong>rlaus (Foto: Merial)<br />
zontale Übertragung innerhalb <strong>de</strong>r Milchkuhher<strong>de</strong><br />
(z. B. bei Laufstallhaltung) o<strong>de</strong>r<br />
als vertikale Übertragung von <strong>de</strong>r Kuh auf<br />
das Kalb. Seltener kann auch eine indirekte<br />
Ansteckung durch das Putzzeug o<strong>de</strong>r<br />
über Stalleinrichtungsgegenstän<strong>de</strong> stattfin<strong>de</strong>n.<br />
Die Einschleppung von <strong>Ektoparasiten</strong> in<br />
<strong>de</strong>n Bestand o<strong>de</strong>r in die Her<strong>de</strong> geschieht<br />
über zugekaufte o<strong>de</strong>r zugestellte infizierte<br />
Tiere, wenn die Quarantänemaßnahmen<br />
bei Tierbewegungen nicht beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Ektoparasitosen sind daher stets ein<br />
Her<strong>de</strong>nproblem, in die Maßnahmen zur<br />
Vorbeuge und Behandlung muss unbedingt<br />
die gesamte Her<strong>de</strong> bzw. <strong>de</strong>r gesamte<br />
Bestand einbezogen wer<strong>de</strong>n!<br />
Be<strong>de</strong>utungsvolle Stallparasitosen bei<br />
<strong>Milchrin<strong>de</strong>rn</strong>, die durch <strong>Ektoparasiten</strong> hervorgerufen<br />
wer<strong>de</strong>n, sind gegenwärtig Räu<strong>de</strong>,<br />
Läuse- und Haarlingsbefall.<br />
Räu<strong>de</strong><br />
Be<strong>im</strong> Rind treten drei verschie<strong>de</strong>ne<br />
Räu<strong>de</strong>formen auf, die durch Nage-, Saugo<strong>de</strong>r<br />
Grabmilben hervorgerufen wer<strong>de</strong>n.<br />
Sie können einzeln<br />
o<strong>de</strong>r als Mischinfektionen<br />
sowie auch zusammen<br />
mit Läuseund<br />
Haarlingsbefall<br />
vorliegen. Die Räu<strong>de</strong><br />
geht mit starkem<br />
Juckreiz und dadurch<br />
bedingten Unruheerscheinungen<br />
bei <strong>de</strong>n<br />
Tieren sowie mit<br />
Hautverän<strong>de</strong>rungen<br />
an best<strong>im</strong>mten Körperstellen<br />
einher.<br />
Nagemilbenräu<strong>de</strong><br />
Die leichteste, zugleich aber die am weitesten<br />
verbreitete Räu<strong>de</strong>form ist die Chorioptesräu<strong>de</strong>,<br />
nach ihrer Lokalisation auch<br />
als Steiß-, Schwanz- o<strong>de</strong>r Fußräu<strong>de</strong> bezeichnet.<br />
Erreger ist eine Nagemilbe aus<br />
<strong>de</strong>r Gattung Chorioptes (Abb. 1). Die weniger<br />
als 1 mm großen Milben leben auf <strong>de</strong>r<br />
Hautoberfläche <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r, sie ernähren<br />
sich vor allem von abgeschilferten Hautzellen<br />
o<strong>de</strong>r Talgresten. Bei infizierten Rin<strong>de</strong>rn<br />
treten Hautverän<strong>de</strong>rungen mit Haarausfall,<br />
kleieartigen Schuppen sowie Krusten-<br />
und Borkenbildung v. a. an Steißgrube<br />
und Schwanzansatz aber auch am Euterspiegel<br />
(Abb. 2) sowie an <strong>de</strong>n Füßen <strong>de</strong>r<br />
Tiere (Kronsaum, Fesselbeuge) auf. Bei<br />
Einwirkung <strong>de</strong>r oben genannten prädisponieren<strong>de</strong>n<br />
Faktoren kann eine Ausbreitung<br />
<strong>de</strong>r Nagemilbenräu<strong>de</strong> auf Kruppe, Schenkelinnenflächen,<br />
Ho<strong>de</strong>nsack o<strong>de</strong>r Euteransatz<br />
erfolgen.<br />
Tiergesundheit<br />
Es kann bei <strong>de</strong>n Kühen jedoch auch<br />
eine latente Infektion mit Chorioptes-Milben<br />
vorliegen, d. h. die Tiere sind Milbenträger,<br />
ohne <strong>de</strong>utlich sichtbare klinische<br />
Erscheinungen zu zeigen. Sie stellen jedoch<br />
als Infektionsquelle für an<strong>de</strong>re Tiere<br />
eine, oftmals verkannte, Gefährdung <strong>im</strong><br />
Bestand dar.<br />
Während <strong>de</strong>s Wei<strong>de</strong>ganges <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r<br />
kommt es unter <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>s Sonnenlichtes,<br />
eiweiß- und vitaminreichen Futters<br />
u. a. bei <strong>de</strong>r Chorioptesräu<strong>de</strong> wie auch<br />
Abb. 2: Ausbreitung <strong>de</strong>r<br />
Hautverän<strong>de</strong>rungen bei<br />
Nagemilbenräu<strong>de</strong> auf<br />
<strong>de</strong>m Euterspiegel<br />
Abb. 1: Nagemilbe<br />
(Chorioptes bovis);<br />
Vergrößerung 32 fach<br />
be<strong>im</strong> Haarlingsbefall, zu einer Verringerung<br />
<strong>de</strong>r Parasitenpopulationen und dadurch<br />
zu einer Besserung bzw. Abheilung<br />
<strong>de</strong>r Hautverän<strong>de</strong>rungen, d. h. zu einer<br />
scheinbaren Heilung <strong>de</strong>r Tiere. In geringerer<br />
Zahl überdauern jedoch die <strong>Ektoparasiten</strong><br />
an geschützten Befallsstellen, <strong>de</strong>n sog.<br />
Prädilektionsstellen, <strong>de</strong>n Sommer. Diese<br />
Restpopulationen können sich nach <strong>de</strong>r<br />
Aufstallung in <strong>de</strong>n Herbst- und Wintermonaten<br />
bei Einwirkung <strong>de</strong>r o. g. belasten<strong>de</strong>n<br />
Faktoren auf <strong>de</strong>n Wirtsorganismus wie<strong>de</strong>r<br />
stark vermehren und innerhalb weniger<br />
Wochen zum klinisch manifesten Auftreten<br />
<strong>de</strong>r Räu<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Haarlingsbefalls<br />
führen.<br />
Insgesamt zeigt die Chorioptesräu<strong>de</strong><br />
be<strong>im</strong> Rind einen vergleichsweise mil<strong>de</strong>ren<br />
klinischen Verlauf als die bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
Räu<strong>de</strong>formen, die Saug- und die Grabmilbenräu<strong>de</strong>.<br />
Dies hat zur Folge, dass die verursachten<br />
Leistungsmin<strong>de</strong>rungen hinsicht-<br />
milchpraxis, 38. Jg. (3) 2000 121
Tiergesundheit<br />
lich Milch und Fleisch nicht so direkt augenfällig<br />
sind und in <strong>de</strong>n Landwirtschaftsbetrieben<br />
daher oftmals in ihrer wirtschaftlichen<br />
Be<strong>de</strong>utung unterbewertet wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine Behandlung wird oftmals ganz unterlassen<br />
o<strong>de</strong>r nur von Fall zu Fall bei einzelnen,<br />
<strong>de</strong>utlich erkrankten Kühen durchgeführt.<br />
Saugmilbenräu<strong>de</strong><br />
Die Saugmilbenräu<strong>de</strong> kommt gegenwärtig<br />
in Deutschland relativ seltener vor.<br />
Sie wird durch eine Milbe aus <strong>de</strong>r Gattung<br />
Psoroptes (Abb. 3) hervorgerufen, die<br />
ebenfalls auf <strong>de</strong>r Hautoberfläche <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r<br />
lebt. Zur Nahrungsaufnahme stechen<br />
die Milben mit ihren Mundwerkzeugen die<br />
Haut an und saugen Lymphe und Gewebsflüssigkeit<br />
auf. Hautverän<strong>de</strong>rungen, wie<br />
Haarausfall, Schuppen-, Borken- und Faltenbildung,<br />
beginnen bei infizierten Rin<strong>de</strong>rn<br />
an Hörnergrund, Hals, Brust und Wi<strong>de</strong>rrist,<br />
gelegentlich auch an Schwanzwur-<br />
122<br />
Abb. 4: Die Saugmilbenräu<strong>de</strong><br />
verursacht Hautentzündungen<br />
Abb. 3: Saugmilbe (Psoroptes<br />
bovis); Vergrößerung 25fach<br />
milchpraxis, 38. Jg. (3) 2000<br />
zel und Kruppe. Durch <strong>de</strong>n Austritt von Gewebsflüssigkeit<br />
bei <strong>de</strong>r Nahrungsaufnahme<br />
<strong>de</strong>r Milben erscheinen die verän<strong>de</strong>rten<br />
Hautpartien meist nässend und etwas<br />
glänzend. Der hochgradige Juckreiz führt<br />
zu starken Unruheerscheinungen bei <strong>de</strong>n<br />
Rin<strong>de</strong>rn und zu Scheuerwun<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r<br />
Haut. In diese können Bakterien eindringen<br />
und eitrige Hautentzündungen hervorrufen<br />
(Abb. 4). Unter <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>r genannten<br />
prädisponieren<strong>de</strong>n Faktoren und<br />
die dadurch bedingte Herabsetzung <strong>de</strong>r<br />
Wi<strong>de</strong>rstandskraft <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r neigt diese<br />
Räu<strong>de</strong>form beson<strong>de</strong>rs <strong>im</strong> Winter zur Generalisation,<br />
d. h. zur Ausbreitung über <strong>de</strong>n<br />
gesamten Tierkörper.<br />
Grabmilbenräu<strong>de</strong><br />
Die schwerste Räu<strong>de</strong>form <strong>de</strong>s Rin<strong>de</strong>s<br />
ist die Grabmilbenräu<strong>de</strong>. Der Erreger, die<br />
nur etwa 1/2 mm große Sarcoptes-Milbe<br />
(Abb. 5), lebt in Grabgängen in <strong>de</strong>n obersten<br />
Hautschichten. Durch die Speicheldrüsensekrete<br />
<strong>de</strong>r Milben wer<strong>de</strong>n die<br />
obersten Hautschichten aufgelöst. Abwehrreaktionen<br />
<strong>de</strong>s Wirtes gegen die Milben<br />
bestehen in <strong>de</strong>r Auskleidung <strong>de</strong>r Bohrgänge<br />
mit Hornsubstanzen, die wie<strong>de</strong>rum<br />
von <strong>de</strong>n Milben mittels <strong>de</strong>s Speichels angegriffen<br />
und daraufhin vom Rind erneut<br />
Abb. 5: Grabmilbe (Sarcoptes bovis); Vergrößerung 50fach (einkopiert); Abb. 6 : Grabmilbenräu<strong>de</strong>,<br />
Faltenbildung am Hals<br />
gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Bei länger bestehen<strong>de</strong>r<br />
Erkrankung ist daher<br />
bei dieser Räu<strong>de</strong>form eine starke<br />
Verhornung <strong>de</strong>r Haut mit Bildung<br />
zent<strong>im</strong>eterdicker, teils panzerartiger<br />
Krusten, Borken und Falten<br />
typisch (Abb. 6). Durch Scheuern<br />
und Kratzen infolge <strong>de</strong>s hochgradigen<br />
Juckreizes kann es zu<br />
Hautwun<strong>de</strong>n, eitrigen Hautentzündungen<br />
o<strong>de</strong>r Abszessbildung<br />
kommen. Der Gesamtorganismus <strong>de</strong>r<br />
Milchrin<strong>de</strong>r wird durch die Störung <strong>de</strong>r<br />
Temperaturregulation, <strong>de</strong>n starken Eiweißverlust<br />
infolge <strong>de</strong>r hochgradigen<br />
Hautverän<strong>de</strong>rungen und <strong>de</strong>n Körpermasseverlust<br />
sehr stark belastet.<br />
Die Grabmilbenräu<strong>de</strong> beginnt als Kopfräu<strong>de</strong><br />
mit einer sog. Brillenbildung um die<br />
Augen <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r, o<strong>de</strong>r sie kann anfangs<br />
ausschließlich am Hinterkörper <strong>de</strong>r Tiere,<br />
d. h. an Schwanzansatz, Hinterschenkeln<br />
und Milchspiegel, auftreten. Prädisponieren<strong>de</strong><br />
Faktoren (s. o.) führen sehr leicht zu<br />
einer Generalisation <strong>de</strong>r Räu<strong>de</strong> mit Ausbreitung<br />
über <strong>de</strong>n gesamten Tierkörper.<br />
Folgen <strong>de</strong>r Räu<strong>de</strong><br />
Beson<strong>de</strong>rs bei klinisch manifester<br />
Saug- und Grabmilbenräu<strong>de</strong> können hochgradige<br />
Min<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Milch- und<br />
Fleischleistung bei <strong>de</strong>n Rin<strong>de</strong>rn hervorgerufen<br />
wer<strong>de</strong>n. Wirtschaftlich ins Gewicht<br />
fällt u. U. auch ein erhöhter Futterverbrauch,<br />
um die erwähnten Eiweißverluste<br />
zu kompensieren. Bei Kälbern und Jungrin<strong>de</strong>rn<br />
kann eine hochgradige Grabmilbenräu<strong>de</strong><br />
zum To<strong>de</strong> führen.<br />
Durch die Faltenbildung <strong>de</strong>r Haut ist<br />
eine völlige Entfernung <strong>de</strong>r Oberhaut vor<br />
<strong>de</strong>m Gerben <strong>im</strong> Ascher nicht möglich, so<br />
dass irreparable Le<strong>de</strong>rschä<strong>de</strong>n auftreten.<br />
Die Sarcoptes-Milben von allen Tierarten,<br />
also auch die von Milchkühen, sind<br />
<strong>de</strong>n Zoonose-Erregern zuzuordnen. Bei<br />
Kontakt mit infizierten Tieren können sie<br />
auf <strong>de</strong>n Menschen übergehen und bei diesem<br />
stark jucken<strong>de</strong> Hautverän<strong>de</strong>rungen<br />
unter <strong>de</strong>m Bild <strong>de</strong>r Trugkrätze, auch als<br />
Tier- o<strong>de</strong>r Pseudoskabies bezeichnet, hervorrufen.<br />
Hochgradiger Juckreiz (Abb. 7), starke<br />
Unruheerscheinungen <strong>de</strong>r Milchkühe sowie<br />
die beschriebenen Hautverän<strong>de</strong>rungen<br />
vor allem an <strong>de</strong>n Hauptbefallsstellen<br />
legen <strong>de</strong>n Verdacht auf „Räu<strong>de</strong>” nahe.<br />
Für eine effektive Behandlung und die Auswahl<br />
eines wirksamen Medikamentes ist<br />
jedoch eine exakte Diagnosestellung, d. h.<br />
die Erregerfeststellung, unerlässlich. Hautverän<strong>de</strong>rungen<br />
können auch durch Pilze,<br />
Bakterien, Viren o<strong>de</strong>r durch Stoffwechselstörungen<br />
verursacht wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Behandlung<br />
jedoch an<strong>de</strong>re Maßnahmen und
Medikamente erfor<strong>de</strong>rt als die von Ektoparasitosen.<br />
Wegen ihrer geringen Größe (unter<br />
1 mm) sind die Räu<strong>de</strong>milben mit bloßem<br />
Auge am Wirtstier nicht zu erkennen. Der<br />
Nachweis erfolgt aus vom Tierarzt entnommenen<br />
Hautgeschabselproben durch eine<br />
mikroskopische Untersuchung.<br />
Läuse- und Haarlingsbefall<br />
Bei<strong>de</strong> Ektoparasitosen gehören ebenfalls<br />
zu <strong>de</strong>n Faktorenkrankheiten; klinisch<br />
manifeste Krankheitserscheinungen, in<br />
Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Befallsstärke <strong>de</strong>r<br />
Rin<strong>de</strong>r mit Läusen und/o<strong>de</strong>r Haarlingen,<br />
treten ebenfalls vor allem in <strong>de</strong>n Spätherbst-,<br />
Winter- und Frühjahrsmonaten<br />
auf.<br />
Läusebefall<br />
Auf <strong>de</strong>m Rind parasitieren drei verschie<strong>de</strong>ne<br />
Läusearten,<br />
– Haematopinus eurysternus, die Kurznasige<br />
Rin<strong>de</strong>rlaus (Abb. 8),<br />
– Linognathus vituli, die Langnasige Rin<strong>de</strong>rlaus<br />
(Abb. 9),<br />
– Solenopotes capillatus, die Kleine blaue<br />
o<strong>de</strong>r Borstige Rin<strong>de</strong>rlaus (Abb. 10).<br />
Abb. 7: „Schwanzheben” bei Berührung als<br />
Ausdruck für starken Juckreiz<br />
Mischinfektionen mit <strong>de</strong>n drei Läusearten<br />
sowie mit Haarlingen und/o<strong>de</strong>r Räu<strong>de</strong>milben<br />
können auftreten.<br />
Die etwa 2–3 mm großen Läuse leben<br />
auf <strong>de</strong>r Hautoberfläche <strong>de</strong>s Wirtes. Sie<br />
sind Blutsauger und stechen die Haut zu<br />
je<strong>de</strong>r Nahrungsaufnahme, d. h. mehrmals<br />
am Tage, jeweils an einer neuen Stelle an.<br />
Die Eier, als Nissen bezeichnet, wer<strong>de</strong>n<br />
mit einer wasserfesten Kittsubstanz an<br />
<strong>de</strong>n Haaren <strong>de</strong>s Rin<strong>de</strong>s befestigt.<br />
Hauptbefallsstellen auf <strong>de</strong>m Rin<strong>de</strong>rkörper<br />
sind beson<strong>de</strong>rs dünnhäutige Körperstellen,<br />
wie Kopf, Ohren, Horngrund, Hals,<br />
Schultergegend und Brust sowie<br />
Schwanzwurzel, Schwanzfalten, Milchspiegel<br />
und Ho<strong>de</strong>nsack.<br />
Die Schadwirkung <strong>de</strong>r Läuse besteht<br />
vor allem in <strong>de</strong>r Beunruhigung <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r<br />
und in <strong>de</strong>m Blutentzug bei <strong>de</strong>r Nahrungsaufnahme.<br />
Als Folgen <strong>de</strong>s Läusebefalls<br />
wer<strong>de</strong>n daher bei <strong>de</strong>n Tieren Juckreiz und<br />
Haarausfall, gelegentlich auch Krustenund<br />
Borkenbildung an <strong>de</strong>r Haut festgestellt.<br />
Der Blutentzug durch die Läuse kann<br />
bei sehr hoher Befallsstärke und beson<strong>de</strong>rs<br />
bei Kälbern und Jungrin<strong>de</strong>rn zur Blutarmut<br />
(= Anämie) führen. Auswirkungen<br />
<strong>de</strong>s Läusebefalls bei <strong>de</strong>n Rin<strong>de</strong>rn sind, in<br />
Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Befallsstärke, Min<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Milch- und Fleischleistung,<br />
Entwicklungsstörungen, mitunter auch Abmagerung.<br />
Durch die zahlreichen Läusestiche<br />
sowie die durch <strong>de</strong>n starken<br />
Juckreiz bedingten Verletzungen wer<strong>de</strong>n<br />
Schädigungen <strong>de</strong>r Haut hervorgerufen, die<br />
nach <strong>de</strong>r Verarbeitung eine Verschlechterung<br />
<strong>de</strong>r Le<strong>de</strong>rqualität bedingen.<br />
Haarlingsbefall<br />
Der Haarlingsbefall gehört zu <strong>de</strong>n weit<br />
verbreiteten Ektoparasitosen <strong>de</strong>s Rin<strong>de</strong>s.<br />
Er wird durch <strong>de</strong>n etwa 1,5 mm großen Rin<strong>de</strong>rhaarling,<br />
Bovicola bovis, hervorgerufen<br />
(Abb. 11). Mischinfektionen mit Räu<strong>de</strong>milben<br />
und/o<strong>de</strong>r Läusen sind nicht selten. Die<br />
Haarlinge leben auf <strong>de</strong>r Hautoberfläche<br />
und <strong>im</strong> Haarkleid <strong>de</strong>s<br />
Rin<strong>de</strong>s, ihre Eier kleben<br />
sie, wie auch die<br />
Läuse, an die Haare<br />
<strong>de</strong>s Wirtes. Sie<br />
ernähren sich von<br />
Hautschuppen und<br />
Hautsekreten, sind<br />
aber, <strong>im</strong> Gegensatz<br />
zu <strong>de</strong>n Läusen, keine<br />
Blutsauger. Bevorzugte<br />
Aufenthaltsorte<br />
von Bovicola bovis auf<br />
<strong>de</strong>m Rin<strong>de</strong>rkörper<br />
sind Schwanzwurzel,<br />
Kruppe, Hals und<br />
Rücken.<br />
Die Beeinträchtigung <strong>de</strong>s Wirtstieres erfolgt<br />
in erster Linie durch die ständige<br />
Belästigung und Beunruhigung durch die<br />
lebhaft beweglichen Haarlinge; diese<br />
führen bei starkem Befall und beson<strong>de</strong>rs<br />
während <strong>de</strong>r Stallhaltungsperio<strong>de</strong> zu<br />
Juckreiz, Unruheerscheinungen, Haarausfall,<br />
gelegentlich auch zu Schuppen- und<br />
Krustenbildung <strong>de</strong>r Haut. Bei einer geringen<br />
Befallsstärke mit Haarlingen fehlen<br />
oftmals <strong>de</strong>utliche Krankheitserscheinungen,<br />
so dass ein leichter Haarlingsbefall in<br />
<strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n häufig übersehen o<strong>de</strong>r<br />
fälschlicherweise als nicht behandlungswürdig<br />
angesehen wird.<br />
Juckreiz, Unruheerscheinungen sowie<br />
die beschriebenen Hautverän<strong>de</strong>rungen vor<br />
allem an <strong>de</strong>n Hauptbefallsstellen legen <strong>de</strong>n<br />
Verdacht auf Läuse- und/o<strong>de</strong>r Haarlingsbe-<br />
Abb. 8: Kurznasige Rin<strong>de</strong>rlaus (Haematopinus<br />
eurysternus); Vergrößerung 10fach<br />
Abb. 9: Langnasige Rin<strong>de</strong>rlaus (Linognathus<br />
vituli); Vergrößerung 12fach<br />
fall bei <strong>de</strong>n Milchkühen nahe. Läuse und<br />
Haarlinge sowie die Läuseeier sind an <strong>de</strong>n<br />
bevorzugten Befallsstellen auf <strong>de</strong>n Wirtstieren<br />
bei guter Beleuchtung mit bloßem<br />
Auge o<strong>de</strong>r mittels einer Lupe festzustellen.<br />
Bei stärkerem Befall sitzen die Läuse oft<br />
nesterartig zusammen. Die Diagnose muss<br />
jedoch durch <strong>de</strong>n Nachweis <strong>de</strong>r <strong>Ektoparasiten</strong><br />
bei <strong>de</strong>r mikroskopischen Untersuchung<br />
vom Tierarzt entnommener Hautgeschabselproben<br />
gesichert wer<strong>de</strong>n.<br />
Vorbeuge und medikamentelle<br />
Behandlung von<br />
Ektoparasitosen<br />
Zur Vorbeuge <strong>de</strong>r Räu<strong>de</strong> sowie <strong>de</strong>s Läuse-<br />
und Haarlingsbefalls sollten zugekaufte<br />
o<strong>de</strong>r zuzustellen<strong>de</strong> Tiere quarantänisiert<br />
und erst nach gründlicher Untersuchung<br />
auf <strong>Ektoparasiten</strong> und gegebenenfalls<br />
nach vorheriger Behandlung in <strong>de</strong>n Bestand<br />
o<strong>de</strong>r die Her<strong>de</strong> eingestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Vor allem Aufgabe <strong>de</strong>s Landwirtes muss<br />
es sein, die prädisponieren<strong>de</strong>n Faktoren<br />
auszuschalten bzw. zu min<strong>im</strong>ieren, um das<br />
Angehen und die Ausbreitung von Ektoparasitosen<br />
einzudämmen sowie die Heilung<br />
bei klinisch manifesten Erkrankungen zu<br />
unterstützen und zu för<strong>de</strong>rn. Das be<strong>de</strong>utet<br />
eine bedarfsgerechte (z. B. eiweiß-, vitamin-<br />
und mineralstoffreiche) Ernährung <strong>de</strong>r<br />
Tiere unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Hochleistungen,<br />
die Beachtung <strong>de</strong>r Haltungshygiene,<br />
die tierart- und altersgerechte Stallkl<strong>im</strong>agestaltung,<br />
wenn möglich Wei<strong>de</strong>gang<br />
o<strong>de</strong>r Aufenthalt <strong>im</strong> Freien, die Durchführung<br />
von Wurmkuren, die Behandlung<br />
an<strong>de</strong>rweitiger Erkrankungen bei <strong>de</strong>n Milchkühen<br />
u. a. In die medikamentelle Behandlung<br />
gegen <strong>Ektoparasiten</strong>befall ist stets die<br />
gesamte seuchenhygienische Einheit, d. h.<br />
Bestand, Teilbestand, Her<strong>de</strong> u. a. einzubeziehen.<br />
Eine isolierte Behandlung nur einzelner,<br />
offensichtlich erkrankter Tiere führt<br />
nicht zur Beseitigung <strong>de</strong>r <strong>Ektoparasiten</strong>infektionen.
Abb. 10: Kleine blaue Rin<strong>de</strong>rlaus (Solenopotes<br />
capillatus); Vergrößerung 16fach<br />
Abb. 11: Rin<strong>de</strong>rhaarling (Bovicola bovis); Vergrößerung<br />
16fach<br />
Zur medikamentellen Behandlung <strong>de</strong>r<br />
Rin<strong>de</strong>r gegen Räu<strong>de</strong>, Läuse- und Haarlingsbefall<br />
wer<strong>de</strong>n vom Tierarzt spezifische<br />
milben- und insektentöten<strong>de</strong> (= akarizi<strong>de</strong><br />
und insektizi<strong>de</strong>) Arzne<strong>im</strong>ittel verordnet. Dabei<br />
können in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Parasitenart,<br />
auftreten<strong>de</strong>n Mischinfektionen, vom<br />
Schweregrad <strong>de</strong>r Erkrankung, <strong>de</strong>r Jahreszeit,<br />
<strong>de</strong>m eventuellen Vorliegen weiterer<br />
Parasitosen (z. B. Magen-Darm- und/o<strong>de</strong>r<br />
Lungenwurmbefall, Hautdassellarvenbefall)<br />
und auch auf Grund ökonomischer Erwägungen<br />
verschie<strong>de</strong>ne Wirkstoffe und<br />
Anwendungsformen <strong>de</strong>r Medikamente<br />
(z. B. Sprüh- o<strong>de</strong>r Aufgussbehandlung, intramuskuläre<br />
o<strong>de</strong>r subkutane Injektion,<br />
Langzeitbolus) zum Einsatz kommen.<br />
Einige dieser Arzne<strong>im</strong>ittel sind jedoch für<br />
Milchkühe, von <strong>de</strong>nen Milch für <strong>de</strong>n<br />
menschlichen Verzehr gewonnen wird,<br />
nicht zugelassen o<strong>de</strong>r dürfen bei trächtigen<br />
Kühen und Färsen innerhalb eines Zeitraumes<br />
von 33, 35, 60 bzw. 180 Tagen vor<br />
<strong>de</strong>m Abkalben (Wartezeit) nicht angewandt<br />
wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r es muss eine Wartezeit bei<br />
Milch von mehreren Tagen eingehalten<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
124<br />
milchpraxis, 38. Jg. (3) 2000<br />
Zur Zeit sind zur Behandlung von Milchkühen<br />
Medikamente, bei <strong>de</strong>nen eine Wartezeit<br />
für Milch nicht besteht, d. h. die auch<br />
bei hochträchtigen und laktieren<strong>de</strong>n Kühen<br />
anwendbar sind, gegen Läuse und Haarlinge<br />
mit <strong>de</strong>n Wirkstoffen Permethrin (zwe<strong>im</strong>alige<br />
Sprühbehandlung <strong>im</strong> Abstand von<br />
14 Tagen, da nur kurze Wirkungsdauer und<br />
keine Wirksamkeit gegenüber <strong>de</strong>n Läuseund<br />
Haarlingseiern) und Deltamethrin (einmalige<br />
Aufgussbehandlung auf <strong>de</strong>n<br />
Rücken <strong>de</strong>r Tiere) sowie gegen Läuse,<br />
Haarlinge, Chorioptes- und Sarcoptes-Milben<br />
mit <strong>de</strong>m Wirkstoff Eprinomectin zur<br />
einmaligen Aufgussbehandlung zugelassen.<br />
Beson<strong>de</strong>rs zur <strong>Bekämpfung</strong> <strong>de</strong>r weit<br />
verbreiteten Chorioptesräu<strong>de</strong> (Steißräu<strong>de</strong>)<br />
mit <strong>de</strong>r Zielstellung <strong>de</strong>r Tilgung dieser Parasitose<br />
auf Bestandsebene wird <strong>de</strong>r Tierarzt<br />
das Eprinomectin enthalten<strong>de</strong> Arzne<strong>im</strong>ittel<br />
empfehlen. Es ist bei sehr guter Verträglichkeit<br />
für die Rin<strong>de</strong>r hochwirksam gegenüber<br />
Chorioptes-Milben, die Wirkungsdauer<br />
hält mehr als 50 Tage an, die Formulierung<br />
zur Aufgussbehandlung ist leicht<br />
und schnell tier- und umweltschonend aufzubringen<br />
und gestattet eine exakte Dosierung.<br />
Auf Grund <strong>de</strong>r langen Wirkungsdauer<br />
ist nur eine einmalige Behandlung <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r<br />
erfor<strong>de</strong>rlich, da auch die frisch aus <strong>de</strong>n<br />
Eiern schlüpfen<strong>de</strong>n Larven <strong>de</strong>r <strong>Ektoparasiten</strong><br />
sofort abgetötet wer<strong>de</strong>n.<br />
Unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r spezifischen<br />
Bedingungen <strong>im</strong> Bestand (z. B. Haltungsform<br />
<strong>de</strong>r Milchrin<strong>de</strong>r, Vorliegen an<strong>de</strong>rer Parasitosen,<br />
Bestehen von Fliegenplagen auf<br />
<strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong> u. a.) wer<strong>de</strong>n Tierarzt und Landwirt<br />
gemeinsam das <strong>Bekämpfung</strong>sziel<br />
– anzustreben ist die Tilgung <strong>de</strong>r Ektoparasitosen<br />
– festlegen, <strong>de</strong>n Behandlungsplan<br />
erarbeiten und <strong>de</strong>n opt<strong>im</strong>alen Behandlungszeitpunkt<br />
(Mittsommerbehandlung,<br />
Aufstallungsbehandlung) best<strong>im</strong>men. Beson<strong>de</strong>rs<br />
wichtig ist dabei auch die Aufstal-<br />
lungsbehandlung <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r (Parasitenpopulationen<br />
nach <strong>de</strong>m Wei<strong>de</strong>gang in <strong>de</strong>r Regel<br />
niedrig), um die Tiere während <strong>de</strong>r die<br />
Ektoparasitosen begünstigen<strong>de</strong>n Stallhaltungsperio<strong>de</strong><br />
parasitenfrei zu halten.<br />
Da die <strong>Ektoparasiten</strong> in Abhängigkeit<br />
von <strong>de</strong>r Umgebungstemperatur und <strong>de</strong>r relativen<br />
Luftfeuchte isoliert vom Wirt,<br />
z. B. in an Melkstän<strong>de</strong>n, Stalleinrichtungsgegenstän<strong>de</strong>n,<br />
Stallgeräten u. a. abgescheuertem<br />
Krusten- und Borkenmaterial,<br />
wenige Tage (Läuse) bis einige Wochen<br />
(Räu<strong>de</strong>milben) überleben können, sind <strong>im</strong><br />
Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>r<br />
Rin<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r Stall und die Gerätschaften<br />
mit einem Insektizid sorgfältig aus- bzw.<br />
abzusprühen. Han<strong>de</strong>lsübliche Desinfektionsmittel,<br />
die zur Desinfektion gegen Viren,<br />
Bakterien o<strong>de</strong>r Pilze eingesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />
sind zur Abtötung <strong>de</strong>r <strong>Ektoparasiten</strong> in <strong>de</strong>n<br />
Stallungen unwirksam. Eine „Dekontamination”<br />
<strong>de</strong>r Stallungen, d. h. die Abtötung<br />
<strong>de</strong>r Läuse, Haarlinge o<strong>de</strong>r Räu<strong>de</strong>milben,<br />
kann auch erreicht wer<strong>de</strong>n, wenn die Ställe<br />
für etwa 10 Wochen nicht mit Rin<strong>de</strong>rn besetzt<br />
wer<strong>de</strong>n, da die vom Wirt isolierten <strong>Ektoparasiten</strong><br />
innerhalb dieser Zeit absterben.<br />
Erkennung, Vorbeuge und <strong>Bekämpfung</strong><br />
von Ektoparasitosen, wie Räu<strong>de</strong>,<br />
Läuse- und Haarlingsbefall, müssen das<br />
gemeinsame Ziel und die gemeinsame<br />
Aufgabe von Tierarzt und Landwirt sein,<br />
um die Milchrin<strong>de</strong>rbestän<strong>de</strong> gesund<br />
und damit leistungsfähig und leistungsstark<br />
zu erhalten.<br />
MP<br />
Anschrift <strong>de</strong>r Autoren:<br />
Prof. Dr. Regine Ribbeck und Dr. Ronald Schmäschke,<br />
Institut für Parasitologie <strong>de</strong>r Veterinärmedizinischen<br />
Fakultät <strong>de</strong>r Universität Leipzig, An <strong>de</strong>n Tierkliniken 33,<br />
04103 Leipzig