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Höffer Rostock Version 14.10.96 - BStU - Bund.de

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7<br />

dieser Darstellung möchte ich die Situation nur in Grundzügen skizzieren und mich auf die<br />

Reflexion dieser Vorphase durch die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit <strong>Rostock</strong> konzen-<br />

trieren.<br />

Die <strong>Rostock</strong>er Dienststelle hatte, neben <strong>de</strong>n allgemeinen Aufgaben je<strong>de</strong>r MfS-<br />

Bezirksverwaltung, insbeson<strong>de</strong>re die Seegrenzen unter "politisch-operativer Kontrolle" zu<br />

halten sowie je<strong>de</strong>n Fluchtversuch frühzeitig zu erkennen und zu verhin<strong>de</strong>rn. Hinzu kam die<br />

Überwachung <strong>de</strong>s größten Kernkraftwerkes <strong>de</strong>r DDR in Lubmin bei Greifswald. Außer<strong>de</strong>m<br />

mußten neben <strong>de</strong>r Seegrenze auch noch die bei<strong>de</strong>n Grenzabschnitte gen Westen und gen<br />

Osten (Polen) gesichert wer<strong>de</strong>n. Diesen Zielen versuchten im Juni 1989 3.686 Mitarbeiter in<br />

<strong>de</strong>r Bezirksverwaltung, in <strong>de</strong>n zehn Kreisdienststellen (KD) und in <strong>de</strong>r Objektdienststelle<br />

Kernkraftwerk Greifswald (OD KKW) gerecht zu wer<strong>de</strong>n. 6 In <strong>de</strong>r BVfS existierte als<br />

<strong>Rostock</strong>er Beson<strong>de</strong>rheit eine Abteilung Hafen, die mit <strong>de</strong>r Sicherung von Seeverkehr und<br />

Hafenwirtschaft beauftragt war. <strong>Rostock</strong> gehörte zu <strong>de</strong>n größten Bezirksverwaltungen <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums. Von <strong>de</strong>n "operativen Mitarbeitern" <strong>de</strong>r BV wur<strong>de</strong>n nach einer Analyse vom<br />

Juni 1989 mehr als 9.200 inoffizielle Mitarbeiter (IM) geführt, allein 869 von <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Hafen. 7 Mit diesem Potential an hauptamtlichen Mitarbeitern und ihren inoffiziellen "Augen"<br />

und "Ohren" versuchte die Staatssicherheit, die Lage im Ostseebezirk zu beherrschen,<br />

Gegenbestrebungen zu kanalisieren, zu zersetzen o<strong>de</strong>r zu liquidieren.<br />

Die Krise <strong>de</strong>r DDR und <strong>de</strong>ren Zuspitzung im Jahre 1989 ging auch am Bezirk <strong>Rostock</strong> nicht<br />

vorüber. Durch Berichte inoffizieller Mitarbeiter, durch Telefonüberwachung und<br />

Abhöraktionen, durch Postkontrolle und aus an<strong>de</strong>ren Quellen erhielt das <strong>Rostock</strong>er MfS seit<br />

En<strong>de</strong> 1988 immer zahlreichere und massivere Hinweise auf die wachsen<strong>de</strong> Unzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung. Die BVfS kam mit <strong>de</strong>r Neuwerbung von IM nicht mehr wie früher voran,<br />

und auch sonst häuften sich alarmieren<strong>de</strong> Signale. 8 So nahmen schon vor <strong>de</strong>n<br />

Herbstereignissen alternative Bestrebungen sowohl unter <strong>de</strong>m Dach <strong>de</strong>r Kirche als auch<br />

davon ungeschützt ständig zu. 9 Gemeinsam war <strong>de</strong>n entstehen<strong>de</strong>n Gruppen, etwa auf <strong>de</strong>n<br />

Gebieten <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nsbewegung und <strong>de</strong>s Umweltschutzes, daß sie Versäumnisse <strong>de</strong>r<br />

Regierungspolitik anprangerten. 10 Allein schon dieser Umstand trug ihnen seitens <strong>de</strong>s<br />

Staatssicherheitsdienstes und <strong>de</strong>r SED die Einstufung als "politisch-negativer Zusam-<br />

6 Vgl. Ammer/Memmler: Staatssicherheit, S. 11; Analysen und statistische Angaben <strong>de</strong>r Abt. XII <strong>de</strong>r BVfS<br />

<strong>Rostock</strong> zur Arbeit mit Inoffiziellen Mitarbeitern aus <strong>de</strong>n Jahren 1978–1989; <strong>BStU</strong>, ASt <strong>Rostock</strong>, Rep. 3,<br />

6.<br />

7 Vgl. Ammer/Memmler: Staatssicherheit, S. 10f.<br />

8 Vgl. anonym, Mitschrift von Sitzung <strong>de</strong>r Zentralen Parteileitung (ZPL) <strong>de</strong>r BV vom 17.2.1989; <strong>BStU</strong>,<br />

ASt <strong>Rostock</strong>, 268 (unerschlossenes Material); anonym, Mitschrift von Referatsleiterbesprechung<br />

(künftig: RLB) Abt. XX vom 20.2.1989; ebenda.<br />

9 Vgl. Probst: Der Nor<strong>de</strong>n, S. 10.<br />

10 Vgl. ebenda, S. 14–24.

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