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Höffer Rostock Version 14.10.96 - BStU - Bund.de

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13<br />

Untergebenen die Situation herunter. Auf einer Dienstberatung am 8. Oktober gab er die trü-<br />

gerische Parole heraus: "Keine Panik, Höhepunkt wird <strong>de</strong>r 7.10. gewesen sein." 26<br />

Schon eine Woche später war diese Beruhigungstaktik überholt. Führen<strong>de</strong> Offiziere wie<br />

Oberst Amthor, 1. Stellvertreter <strong>de</strong>s Leiters, und Oberst Mählitz, Chef <strong>de</strong>r Abteilung IX<br />

(Untersuchungsabteilung), äußerten sich auf einer Dienstberatung am 14. Oktober sehr realistisch<br />

über die Lage und <strong>de</strong>n Handlungsspielraum <strong>de</strong>s MfS. 27 Amthor konstatierte massiven<br />

inneren und äußeren Druck, <strong>de</strong>r das Ziel verfolge, die gesellschaftliche Entwicklung zu reformieren<br />

bzw. gänzlich zu än<strong>de</strong>rn. Der Gegner erreiche nunmehr "Massenwirksamkeit" und<br />

erzeuge Druckpotential. Eine Legalisierung <strong>de</strong>r Opposition lasse sich nicht mehr verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Amthor kritisierte beson<strong>de</strong>rs, daß die <strong>Rostock</strong>er BV das Verbindungssystem <strong>de</strong>r Opposition<br />

ins Ausland nicht kenne und zu wenig über die Teilnehmer <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Veranstaltungen wisse. Das MfS als ein wichtiges Instrument <strong>de</strong>r Herrschaftssicherung war<br />

also auch im Ostseebezirk zu diesem Zeitpunkt nur noch bedingt funktionstüchtig.<br />

Auch in <strong>Rostock</strong> scheint Mitte Oktober die Möglichkeit einer gewaltsamen Unterdrückung<br />

<strong>de</strong>r Proteste zumin<strong>de</strong>st für die Führung <strong>de</strong>r BVfS nicht mehr ernsthaft zur Debatte gestan<strong>de</strong>n<br />

zu haben. Der Chef-Vernehmer <strong>de</strong>r BV, Mählitz, konstatierte: "Müssen re<strong>de</strong>n, können Demo<br />

nicht auseinan<strong>de</strong>rhauen, nur gegen Gewalttäter." 28 Daß diese Einsicht keineswegs freiwillig<br />

gewonnen wur<strong>de</strong>, sollen die nachfolgen<strong>de</strong>n Ausführungen zeigen.<br />

Maßnahmen zur Lagebeherrschung<br />

Im Wirken <strong>de</strong>s MfS lassen sich generell drei große Komplexe unterschei<strong>de</strong>n: die Informationsgewinnung,<br />

die Informationsverarbeitung und die daraus abgeleiteten Maßnahmen. Zum<br />

ersten Komplex: Der Staatssicherheitsdienst erlangte seine Informationen auf vielen Wegen.<br />

Als Hauptmetho<strong>de</strong>n lassen sich die offizielle und inoffizielle Informationsbeschaffung unterschei<strong>de</strong>n.<br />

So verfügte das MfS über enge offizielle Verbindungen zur Volkspolizei, zur Abteilung<br />

Inneres <strong>de</strong>r Räte <strong>de</strong>r Städte und Gemein<strong>de</strong>n, zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Leitungsebenen <strong>de</strong>r<br />

SED, zum Datenverbundsystem <strong>de</strong>r Staatlichen Versicherung und nicht zuletzt zu <strong>de</strong>n<br />

Ka<strong>de</strong>rabteilungen <strong>de</strong>r staatlichen Betriebe und Institutionen. Diese Quellen nutzte das MfS<br />

auch im Herbst 1989.<br />

Weitaus be<strong>de</strong>utsamer aber war die inoffizielle, geheime, von <strong>de</strong>r Zielperson möglichst unerkannte<br />

Informationsbeschaffung. Das MfS versuchte vor allem, in all jene Bereiche einzudringen,<br />

in <strong>de</strong>nen "Feindkräfte" sich ungefähr<strong>de</strong>t fühlten und daher Dinge preisgaben, die sie<br />

26 Major Bohnhoff, Arbeitsbuch, Bd. 2, Dienstberatung beim Leiter BV, 8.10.1989; <strong>BStU</strong>, ASt <strong>Rostock</strong>,<br />

Abt. VI, 968.<br />

27 Vgl. anonym, Mitschrift von Dienstberatung beim Leiter BV vom 14.10.1989; <strong>BStU</strong>, ASt <strong>Rostock</strong>, 268<br />

(unerschlossenes Material).<br />

28 Ebenda.

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