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Restaurierungsbericht Oslo Pauluskirke (18MB) - Karl Schuke ...

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KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />

Arbeitsbericht<br />

- technische Arbeiten -<br />

Restaurierung und Umbau<br />

der<br />

Hollenbach / Jørgensen – Orgel<br />

Paulus Kirke, <strong>Oslo</strong>, Norwegen<br />

Mai – August 2010<br />

- Inhalt -<br />

ALT-SCHÖNOW 7b D-14165 BERLIN<br />

Fon +49(0)30 815 10 14 Fax +49(0)30 815 20 54<br />

E - M a i l : i n f o @ s c h u k e - b e r l i n . d e<br />

h t t p : / / w w w . s c h u k e - b e r l i n . d e<br />

I. Vorbemerkungen ................................................... 2<br />

II. Disposition ................................................................ 4<br />

III. Ausführung............................................................... 5<br />

IV. Prospekt, Prospektgehäuse................................... 5<br />

V. Schwellwerke........................................................... 7<br />

VI. Gehäuse .................................................................. 7<br />

VII. Bälge, Rollventile .................................................... 7<br />

VIII. Windkanäle, Gebläse, Tremulanten.................. 10<br />

IX. Windladen ............................................................. 13<br />

X. Elektrische Anlage ................................................ 18<br />

XI. Gerüst, Gangbretter............................................. 21<br />

XII. Erweiterungen ....................................................... 21<br />

XIII. Spieltisch................................................................. 23<br />

XIV. SPS in der Orgel..................................................... 34<br />

XV. Zweiter (neuer) Spieltisch .................................... 35<br />

XVI. Schlußbemerkungen............................................ 38<br />

DEUTSCHE BANK Konto: 4176038 BLZ: 100 700 00 BERLINER BANK AG Konto: 3908579100 BLZ: 100 200 00<br />

BIC: DEUTDEBB IBAN: DE52 1007 0000 0417 6038 00 POSTBANK BERLIN Konto: 58477107 BLZ: 100 100 10<br />

AUSSENSTELLE: SACHSENWEG 7 D-46286 DORSTEN ℡ +49(0)2369 / 24 89 99 +49(0)2369 / 24 89 89<br />

Handelsregister 93 HRB 111 16 Amtsgericht Berlin-Charlottenburg FA f. Körperschaften III St. Nr. 29/407/305 UID Nr.: DE 136695169<br />

Geschäftsführer: Martin Schwarz, Ingeborg Lagenstein<br />

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KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />

I. Vorbemerkungen<br />

Die erste Orgel der Paulus Kirke wurde 1893, nach Fertigstellung des<br />

Kirchenbaus, von Albert Hollenbach aus Neuruppin (Deutschland) mit II/28<br />

erbaut. Von dieser Orgel existieren noch einige Pfeifenreihen und 5<br />

schmiedeeiserne Gehäuseverzierungen, welche im Zuge des Umbaus<br />

wiederverwendet wurden. Möglicherweise stammt das Untergehäuse der<br />

heutigen Orgel (hinter den sichtbaren Verkleidungsbrettern) ebenfalls von<br />

Hollenbach. Der gesamte technische Aufbau der Orgel, der ehemalige<br />

Prospekt und die meisten Pfeifenreihen stammen von Jørgensen (<strong>Oslo</strong>,<br />

Norwegen) und wurden 1943 als neue Orgel mit IV/45 (+ 17 Transmissionen)<br />

installiert.<br />

Nach Abschluß der Restaurierungs- und Umbauarbeiten umfaßt die Orgel 48<br />

klingende Register zuzüglich zwei Unit-Register (Gemshorn und Fagott). Aus den<br />

Unit-Registern werden 17 Transmissions-Register erzeugt:<br />

I. Man. 11 Reg. + 3 Transm.<br />

II. Man. 10 Reg. + 5 Transm. (Schwellwerk)<br />

III. Man. 10 Reg. + 3 Transm. (Schwellwerk)<br />

IV. Man. (Fernwerk) 8 Reg. + 1 Pedalregister (Schwellwerk)<br />

Pedal 8 Reg. + 6 Transm.<br />

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KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />

Freipfeifenprospekt von 1943<br />

Prospekt im August 2010<br />

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II. Disposition<br />

Pedal<br />

Akustisk 32´ Kl.-Pedal, 1)<br />

Kontrabass 16´ Gr.-Pedal<br />

Violonbass 16´ Gr.-Pedal<br />

Subbass 16´ Kl.-Pedal<br />

Gemshorn 16´ Gemshorn Unit<br />

Cello 8´ Gr.-Pedal<br />

Gemshorn 8´ Gemshorn Unit<br />

Koralbass 4´ Kl.-Pedal<br />

Gemshorn 4´ Gemshorn Unit<br />

Basun 16´ Gr.-Pedal<br />

Fagott 16´ Fagott Unit<br />

Oboe 8´ Fagott Unit<br />

Schalmey 4´ Fagott Unit<br />

Singend Kornett 2´Kl.-Pedal<br />

I. Manual<br />

Principal 16´ neu<br />

Bourdon 16´ vordere Lade<br />

Principal 8´ vordere Lade<br />

Hohlfløyte 8´ vordere Lade<br />

Dolce 8´ vordere Lade<br />

Oktav 4´ vordere Lade<br />

Rörfløyte 4´ mittlere Lade<br />

Oktav 2´ hintere Lade<br />

Kvint 2 2/3´ hintere Lade<br />

Mixtur 4-fag hintere Lade<br />

Trompet 8´ hintere Lade<br />

Fagott 16´ Fagott Unit<br />

Oboe 8´ Fagott Unit<br />

Schalmey 4´ Fagott Unit<br />

IV. Manual<br />

Fløyte 8´<br />

Viola d´amore 8´<br />

Voix Célèste 8´<br />

Fjernfløyte 4´<br />

Flageolett 2´<br />

Cymbel 3-fag<br />

Horn 8´<br />

Vox Humana 8´ neue Pfeifen<br />

Salicional 16´ Pedalregister<br />

Tremolo<br />

Seite 4 von 38<br />

II. Manual<br />

Gemshorn 16´ Gemshorn Unit<br />

Geigenprincipal 8´<br />

Gedeckt 8´<br />

Gemshorn 8´ Gemshorn Unit<br />

Salicional 8´<br />

Kvintatøn 8´<br />

Vox Retusa 8´<br />

Fugara 4´<br />

Spissfløyte 4´ Gemshorn Unit<br />

Schwiegel 2´ Gemshorn Unit<br />

Siffløyte 1´ Gemshorn Unit<br />

Nassat 2 2/3´<br />

Ters 1 3/5´<br />

Cymbel 4-fag<br />

Cromorne 8´<br />

Tremolo<br />

III. Manual<br />

Principal 8´<br />

Solofløyte 8´<br />

Viola d´amore 8´<br />

Voix Célèste 8´<br />

Flûte Traverso 4´<br />

Flûte Pastorale 4´<br />

Piccolo 2´<br />

Kornett 5-fag<br />

Sesquialtera 2-fag<br />

Frenchhorn 8´<br />

Fagott 16´ Fagott Unit<br />

Oboe 8´ Fagott Unit<br />

Schalmey 4´ Fagott Unit<br />

Tremolo<br />

1) 10 2/3´ + Subbass 16´


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III. Ausführung<br />

Ausführungszeitraum der technischen Arbeiten: 26. Mai bis 13. August 2010<br />

Ausführende:<br />

- Jürgen Magiera, Orgelbauer (technischer Projektleiter)<br />

- Marta Kogut, Orgelbauerin<br />

- Armin Köhler, Orgelbauer<br />

- Nadja Ziegel, Auszubildende Orgelbauerin<br />

- Stefan Zimmermann, Tischler<br />

Auftraggeber: Kirkelig Fellesråd i <strong>Oslo</strong><br />

Sachverständiger: Dr. H.J. Tronshaug (Tynset, Norwegen)<br />

IV. Prospekt, Prospektgehäuse<br />

Ursprünglich war von Jørgensen ein wesentlich aufwändigerer Prospekt<br />

geplant, eine Originalzeichnung ist in den Kirchenakten vorhanden. Aus<br />

Mangel an Geldmitteln im Kriegsjahr 1943 und weil wohl das Riksantikvariat<br />

(Norwegische Denkmalschutzbehörde) Einwände gegen eine teilweise<br />

Verdeckung der Emporenfenster geltend gemacht hatte, wurde jedoch nur<br />

ein einfacher Freipfeifenprospekt mit ca. 65 stummen Principal 16´-Pfeifen<br />

(Zinkpfeifen ohne Kerne) und 10 klingenden Pfeifen des Principal 8´ I. Man.,<br />

ebenfalls Zinkpfeifen, ausgeführt.<br />

Der neue Prospekt besteht nunmehr aus 36 klingenden Pfeifen (E-ds´´) des<br />

neuen Registers Principal 16´I. Man., 23 klingenden Pfeifen (C-b°) des Principal<br />

8´ I. Man. und 8 stummen 16´-Pfeifen (d°-a°). Die tiefsten vier Töne C-Ds des<br />

Principal 16´ stehen als Kombinationspfeifen nach Vorbild Sauer (offen 8´ +<br />

gedeckt 5 1/3´) hinter den äußeren Gehäusetürmen.<br />

Der neue Prospekt orientiert sich weitgehend an dem o.g. ursprünglichen<br />

Entwurf Jørgensens und besteht aus 5 Flachfeldern und zwei Rundtürmen. Die<br />

Proportionen wurden so gewählt, daß die 5 noch vorhandenen eisernen<br />

Verzierungen der Hollenbach-Orgel wieder in den Prospekt integriert werden<br />

konnten.<br />

Um das erheblich höhere Gewicht des neuen Prospektes einschließlich der<br />

hölzernen Gehäuseelemente und des neuen Kranzrahmens zu tragen, wurden<br />

die aus lackierten Brettern genagelte Verkleidung und die den alten Prospekt<br />

tragenden Holzbalken entfernt und ein aus zwei Teilen bestehender, insgesamt<br />

10m langer Eisenträger mit dem Orgelgerüst und den seitlichen Säulen (hohle<br />

Holzsäulen mit einem innenliegenden Eisenrohr Ø ca. 60mm) verbunden.<br />

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Zusätzlich (Eigenleistung des Auftraggebers) wurde in der Mitte des Eisenträgers<br />

ein Zuganker durch die Kirchendecke geführt und mittels eines Ø10mm<br />

Stahlseiles mit dem Dachstuhl verbunden.<br />

Der profilierte Kranzrahmen ist an 8 Stellen mit jeweils 4 Bolzen mit dem<br />

Eisenträger verbunden und an die waagrechten Flächen des Untergehäuses<br />

angepaßt.<br />

Verbindung des Eisenträgers mit dem Orgelgerüst<br />

Verbindung des Eisenträgers im Bereich der seitlichen Säulen<br />

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V. Schwellwerke<br />

Die Schwellwerksgehäuse und Schwelltüren für das II. und III. Manual der<br />

Jørgensen-Orgel waren aus massiven Rahmen mit aufgenagelten<br />

Hartfaserplatten gefertigt, die Hohlräume mit Sägespänen gefüllt. Die<br />

Schwellwirkung wurde von Auftraggeber, Auftragnehmer und<br />

Sachverständigem als unzureichend bewertet, aus diesem Grunde wurden<br />

zwei neue Schwellwerksgehäuse angefertigt und eingebaut. Die Wandstärke<br />

der Gehäuse und Schwelltüren beträgt 50mm in sogen. Sandwichbauweise<br />

(20mm Fichte / 10mm MDF / 20mm Fichte). Zusätzlich zu den Vorderseiten der<br />

Schwellwerksgehäuse wurden auch die zur Mitte der Orgel weisenden Flächen<br />

mit Schwelltüren ausgestattet.<br />

Die 15-stufigen elektropneumatischen Schwellmaschinen wurden entfernt und<br />

durch zwei stufenlose prozessorgesteuerte Schrittmotor-Einheiten ersetzt. Die<br />

neuen Schwellmaschinen verfügen über unterschiedlich programmierbare<br />

Öffnungsprogressionen, mehrstufig einstellbare Kraftausübung und<br />

automatische Öffnung der Schwelltüren beim Ausschalten der Orgel.<br />

Der Schweller des IV. Manuals (Fernwerk) besteht aus Schwelltüren, welche den<br />

Klang durch 3 runde Öffnungen in der Mauer zwischen Kirchenraum und Turm<br />

in den Kirchenraum gelangen lassen. Die Schwellwirkung wurde als gut<br />

bewertet. Die Filze der Schwelltüren wurden erneuert, alle Türen, deren Lager<br />

und Verbindungen wurden gereinigt, alle Holzwinkel der Schwelltüren befestigt,<br />

das obere Lager der Übertragungswelle neu an der Wand befestigt. Die 15stufige<br />

elektropneumatische Schwellmaschine wurde gereinigt und alle<br />

elektrischen und pneumatischen Funktionen gründlich geprüft.<br />

VI. Gehäuse<br />

Das Gehäuse (unterhalb des neuen Kranzrahmens) wurde gereinigt, die<br />

Schlösser der Zugangstüren (vorne und rechts) wurden mit Schließblechen<br />

versehen, um die korrekte Funktion der Türschlösser gewährleisten. Die Klappe<br />

in der linken Seite des Gehäuses (Zugang zum Magazinbalg) wurde stabilisiert<br />

und mit Vorreibern (Riegeln) versehen.<br />

VII. Bälge, Rollventile<br />

Die Orgel ist mit 6 Bälgen ausgestattet:<br />

- Magazinbalg (im Untergehäuse): Faltenbalg (1-fach)<br />

- I. Man. (unter der Windlade I. Man.): Schwimmerbalg<br />

- II. Man. (unter der Windlade II. Man.): Schwimmerbalg<br />

- III. Man. (unter der Windlade III. Man.): Schwimmerbalg<br />

- IV. Man. (im Gebläseraum unter dem IV. Man.): Faltenbalg (1-fach)<br />

- Pedal (unter der Windlade Großpedal): Schwimmerbalg<br />

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Schwimmerbälge:<br />

Die Belederungen der 4 Schwimmerbälge, welche sich im Unterschied zu den<br />

zwei Faltenbälgen in sehr schlechtem Zustand befanden, wurden erneuert,<br />

wobei in Absprache mit dem Sachverständigen nur die Zwickel in Schafleder,<br />

die Seiten in luftdichtem Gewebetuch ausgeführt wurden. Die Übergänge<br />

zwischen Leder und Gewebetuch wurden elastisch verklebt und maschinell<br />

zweifach vernäht.<br />

Die inwändig angebrachten hölzernen Führungsgelenke wurden ausgebaut,<br />

deren Lederscharniere weitestgehend erneuert, und wieder eingebaut. Die<br />

originalen Balggewichte (Ziegelsteine, Formsteine und Bruchstücke, ohne<br />

Papier) wurden wiederverwendet.<br />

Bälge des II. und III. Man. nach Entfernen der Belederung<br />

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Magazinbalg:<br />

Die Zwickel wurden erneuert, ohne die originalen Zwickel zu entfernen,<br />

verschiedene Lederstreifen sowie 8 Zwickelkappen wurden erneuert.<br />

Das große, aus verleimten Hölzern gedrechselte Kegelventil (Einlaßventil) wurde<br />

ausgebaut, ein Riß abgedichtet und die Dichtungsfläche mit neuem Filz/ Leder<br />

versehen.<br />

Die originalen Balggewichte (2 Bleibarren à ca. 40kg und Ziegelsteine ohne<br />

Papier) wurden wiederverwendet.<br />

Bleibarren<br />

Faltenbalg IV. Manual:<br />

Ein ca. 2mm starker und ca. 30cm langer Riss im Balgboden, in der<br />

Vergangenheit mit Papier überklebt, wurde mit einem passenden<br />

Fichtenholzstreifen ausgespant, von innen zusätzlich mit einem Lederstreifen<br />

abgedichtet und von außen mit Papier beklebt.<br />

Rollventile:<br />

Die 5 Rollventile für die 4 Schwimmerbälge und den Faltenbalg des IV. Manuals<br />

wurden ausgebaut, demontiert, etwaige Risse ausgespant. Das Tuch aller 5<br />

Rollventile wurde erneuert und die Lederdichtungen, welche ohne Ausnahme<br />

hart und unflexibel geworden waren, durch Filzdichtungen ersetzt.<br />

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VIII. Windkanäle, Gebläse, Tremulanten<br />

Windkanäle:<br />

Sämtliche Windkanäle (Ausnahmen: Hauptkanal vom Gebläse bis unterhalb<br />

der Windlade Großpedal, Kanal vom Hauptkanal zum Balg des IV. Man., Kanal<br />

vom Balg des IV. Man. zur Windlade) wurden ausgebaut, mit neuem Papier<br />

beklebt und Kröpfungen mit neuen Lederstreifen versehen. Etwaige Risse<br />

wurden abgedichtet und sämtliche ledernen Anschlußdichtungen durch Filzdichtungen<br />

ersetzt. Eine Kröpfung des Hauptkanals unterhalb des Magazinbalges<br />

mußte neu verleimt werden.<br />

Ansaugkanal:<br />

Um die klimatischen Verhältnisse im Gebläseraum zu verbessern wurde in der<br />

Wand zwischen Gebläseraum und Kirchraum ein Durchbruch geschaffen<br />

(Eigenleistung des Auftraggebers) und im Gebläseraum ein schallisolierter<br />

Ansaugkanal montiert. Auf diese Weise bezieht das Gebläse die Luft nicht mehr<br />

ausschließlich aus dem unisolierten Gebläseraum, sondern vorrangig aus dem<br />

temperierten Kirchraum. Die im Bereich der Orgel befindliche, aus dem<br />

Kirchenraum nicht sichtbare Seite des Durchbruches wurde mit einer Schalldämmenden<br />

Blende versehen.<br />

Ansaugkanal<br />

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Gebläse:<br />

Das originale Gebläse (Fabrikat Meidinger) wurde entfernt und durch ein<br />

neues, leistungsfähigeres und geräuschärmeres Gebläse (Fabrikat Laukhuff)<br />

ersetzt. Das alte Gebläse entsprach einerseits durch seine teilweise offen<br />

liegende Motorwicklung nicht mehr den aktuellen Sicherheitsvorschriften,<br />

andererseits mußte gewährleistet werden, daß die bis dahin einwandfreie<br />

Windversorgung durch den Einbau des neuen Principal 16´ I. Man. und der<br />

neuen Pfeifen der Vox Humana 8´ IV. Man. nicht beeinträchtigt wird.<br />

Der originale 12V-Gleichstromgenerator (über eine formschlüssige Kupplung mit<br />

dem originalen Gebläsemotor verbunden) war bereits in der Vergangenheit<br />

demontiert worden, nachdem kein Ersatz für die abgenutzten Kohlestifte<br />

beschafft werden konnte, und durch ein unterdimensioniertes Netzteil, welches<br />

unbefestigt im Spieltisch deponiert worden war, ersetzt worden.<br />

Die Anschlußmuffe zwischen Gebläse und Haupkanal wurde erneuert.<br />

neues Gebläse mit neuer Anschlußmuffe<br />

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Zinkkondukte Schwellmaschine IV. Manual:<br />

Das hölzerne Verbindungsstück der Zinkkondukte für die Schwellmaschine des<br />

Fernwerks (zwischen Hauptkanal und Decke des Gebläseraumes) wurde<br />

angepaßt und abgedichtet.<br />

Tremulanten:<br />

Die Bälge des II., III. und IV. Manuals sind jeweils an einen pneumatischen<br />

Auslasstremulanten angeschlossen. Die Einschaltung erfolgt über das elektropneumatische<br />

Registerrelais der jeweiligen Manualwindlade.<br />

Die Tremulanten des II. und III. Manuals wurden, bedingt durch die Umstellung<br />

der Windladen (siehe Abschnitt “Windladen”), von der Außenwand der<br />

Schwellergehäuse unter die jeweilige Windlade versetzt. Dabei wurden die<br />

Papprohr-Verbindungen zwischen Balg und Tremulant geändert, deren<br />

originale Länge von jeweils ca. 1,5m jedoch beibehalten.<br />

Der Tremulant des IV. Manuals ist an seiner originalen Position unterhalb des<br />

Balges des IV. Man. verblieben, die Papprohr-Verbindung wurde wegen des<br />

Einbaus des Ansaugkanals (s.o.) unter Beibehaltung der originalen Länge<br />

geändert.<br />

Die Tremulanten des II. und III. Manuals wiesen, im Gegensatz zum Tremulanten<br />

des IV. Manuals, zum Teil erhebliche Schäden (Trocknungsrisse, gelöste<br />

Verleimungen) auf. Alle Risse wurden ausgespant oder von innen mit Leder<br />

abgedichtet, gelöste Verleimungen wurden neu verleimt. Die Auslassbälge der<br />

Tremulanten des II. und III. Manuals wurden unter Wiederverwendung der<br />

originalen Pappfalten neu beledert. Sämtliche Einschaltbälgchen wurden mit<br />

Spaltleder neu beledert.<br />

Trocknungsriss defekte Verleimung<br />

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beschädigtes Einschaltbälgchen neu beledertes Einschaltbälgchen<br />

IX. Windladen<br />

In der Orgel finden sich zwei unterschiedliche Ladensysteme: die Windladen<br />

des I. Manuals (vorne eine Lade mit 5 Registern, dahinter eine Lade mit 1<br />

Register und hinten eine Lade mit 4 Registern) sind als elektro-pneumatische<br />

Kegelladen mit Membranleisten gebaut, alle anderen Windladen als elektropneumatische<br />

Taschenladen.<br />

Alle Windladen und deren Registereinschaltungen werden von Reisner-<br />

Magneten (Stromaufnahme ca. 0,02A) gesteuert, lediglich die Tonmembranen<br />

der 1-registrigen Lade im I. Manual werden über Bleirohre, welche aus den<br />

Membranleisten der hinteren Lade des I. Manuals gespeist werden, gesteuert.<br />

- I. Manual 10 Register (Aufteilung s.o.)<br />

- II. Manual 10 Register<br />

- III. Manual 10 Register<br />

- IV. Manual (Fernwerk) 8 Register<br />

- Pedal Fernwerk 1 Register *<br />

- Pedal (Großpedal) 4 Register<br />

- Pedal (Kleinpedal) 4 Register<br />

- Unitlade Gemshorn 109 Töne **<br />

- Unitlade Fagott 85 Töne **<br />

* Zweigeteilte Lade, direkte Steuerung der Taschen durch die Reisner-<br />

Magnete. Im Spieltisch ist ein entsprechender Registerschalter original<br />

vorhanden gewesen, es fehlte lediglich die Gravur der Registerklappe.<br />

** Zweigeteilte Lade, direkte Steuerung der Taschen durch die Reisner-<br />

Magnete.<br />

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II. und III. Manual:<br />

Um der neuen Prospektgestaltung Rechnung zu tragen, wurden die Windladen<br />

des II. und III. Manuals gegeneinander getauscht. Die Lade des II. Manuals steht<br />

nunmehr rechts (Cs-Seite) und die Lade des III. Manuals links (C-Seite), was<br />

auch den ursprünglichen Plänen Jørgensens entspricht. Um tiefgreifende<br />

Veränderungen an den Kanalanschlüssen der Bälge zu vermeiden, sind die<br />

Bälge, beide von identischen Abmessungen, an ihren originalen Positionen<br />

verblieben.<br />

Bedingt durch die Umstellung der Windladen des II. und III. Manuals mußten die<br />

Kanalanschlüsse in den unter den Windladen angebrachten Registerkanälen<br />

jeweils auf die gegenüberliegende Seite des Registerkanals verlegt werden, die<br />

je 2 Anschlußkanäle zwischen Balg und Registerkanal wurden geringfügig<br />

angepaßt, ebenso die Umlenkrollen der beiden Rollventilschnüre.<br />

Unit-Laden:<br />

Auch die Position der Unitladen (Gemshorn und Fagott) wurde getauscht, um<br />

die ohnehin beengten Platzverhältnisse hinter den Laden des II. und III. Manuals<br />

nicht weiter zu verschlechtern und um einen Zugang zu Servicezwecken zu<br />

gewährleisten. Darüberhinaus bleibt die Zuordnung der Unitladen (Gemshorn-<br />

Register im II. Manual und Pedal, Fagott-Register im I. und III. Manual und Pedal)<br />

erhalten. Dazu war es notwendig, die Stellung der Pfeifen auf den Laden im<br />

Bereich der jeweils ersten zwölf Töne zu modifizieren. Die Anhängungen für die<br />

jeweils größten 12 Pfeifen der Unit-Laden wurden daher in Anlehnung an die<br />

Herstellungsweise der Originalteile erneuert.<br />

Registereinschaltungen:<br />

Alle Registerkanäle wurden demontiert, dafür mußten auch die Windladen des<br />

IV. Manuals und des Kleinpedals angehoben werden. Alle oberhalb der<br />

Windladen liegenden Auslaßventile und Rückholfedern der<br />

Registereinschaltungen wurden demontiert. Alle Registereinschaltbälge wurden<br />

gründlich geprüft und mit Talkumpuder behandelt, ein Balg wurde neu<br />

beledert. Alle Membranen der Registereinschaltungen wurden erneuert. Nach<br />

dem Wiedereinbau der Registereinschaltbälge wurden alle Auslaßventile und<br />

Rückholfedern genau justiert, um ein präzises Öffnen und Schließen der<br />

Registereinschaltbälge zu gewährleisten.<br />

Steuerventile und –Bälgchen:<br />

Alle Steuerventile und Steuerbälgchen der Tontraktur wurden gründlich<br />

untersucht und auf ordnungsgemäße Funktion geprüft. In wenigen Einzelfällen<br />

mußten die Eisenkerne der Reisner-Magnete um ca. 1mm gekürzt werden, um<br />

Kollisionen mit den Steuerbälgchen zu verhindern.<br />

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Auslaßventile mit Rückholfedern Registereinschaltbälge<br />

Membranleisten und Kegelventile:<br />

Alle Membranleisten des I. Manuals wurden ausgebaut, alle Membranen<br />

wurden erneuert. Vor dem Wiedereinbau der Membranleisten wurden alle<br />

Kegelventile gereinigt und auf gleichmäßigen Gang und Abstand zu den<br />

Membranen eingestellt.<br />

Alle Membranen der Registereinschaltungen wurden erneuert.<br />

Registerkanzellen, Stockdichtungen, Bleirohre:<br />

Alle Registerkanzellen wurden von innen gereinigt, beschädigte Teile der<br />

Stockdichtungen (Filz) wurden ersetzt. Alle Bleirohre (Registereinschaltungen,<br />

Verbindung der hinteren und mittleren Lade des I. Manuals, Tremulanten)<br />

wurden gerichtet, gegebenenfalls ausgerundet, beschädigte Teile gelötet und<br />

wieder eingeklebt. Längere Bleirohre wurden mit Stoffband fixiert.<br />

Besonders im Bereich der Windlade des Großpedals waren an den<br />

Stockdichtungen schwere Schäden durch Mottenfraß festzustellen, die bereits<br />

zu erheblichen Undichtigkeiten geführt hatten. Vermutlich entstanden die<br />

Schäden im Anschluß an einen Wasserschaden in diesem Bereich, ein akuter<br />

Mottenbefall konnte jedoch nicht festgestellt werden.<br />

Als prophylaktische Maßnahme wurde dem Auftraggeber die Aufstellung von<br />

Mottenfallen in der Orgel empfohlen.<br />

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beschädigte Stockdichtungen<br />

Alle beschädigten Bereiche der Stockdichtungen wurden durch Filz in<br />

identischer Stärke ersetzt.<br />

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Stöcke, Pfeifenbretter, Pfeifenanhängungen:<br />

Die Pfeifenstöcke wurden in hervorragendem Zustand vorgefunden, lediglich<br />

die Stöcke der Großpedal-Windlade (Wasserschaden s.o.) mußten abgerichtet<br />

werden und bei zwei Stöcken mußte die Leiste, welche die<br />

Verführungsbohrungen verschließt, erneuert werden.<br />

Alle gerissenen oder gebrochenen Pfeifenbretter wurden ausgespant bzw. neu<br />

verleimt, fehlende Teile wurden ersetzt. Stützen der Pfeifenbretter mußten nicht<br />

repariert oder erneuert werden. Pfeifenanhängungen mußten nur geringfügig<br />

repariert werden, fehlende Bänder zum Festbinden von Pfeifen wurden ersetzt,<br />

die Pfeifenanhängung im Bereich der Großpedal-Windlade wurde stabilisiert.<br />

Taschen:<br />

Die Taschen der Windladen des II. und III. Manuals, der Kleinpedal-Windlade,<br />

der Pedallade im Fernwerk und der beiden Unitladen wurden vollständig<br />

erneuert, die Taschen der Windlade des IV. Manuals wurden teilweise erneuert.<br />

Die Taschen der Großpedal-Windlade wurden nicht erneuert, weil diese vor<br />

wenigen Jahren vollständig erneuert worden sind.<br />

Alle erneuerten Taschen wurden in gleichen Abmessungen und in gleicher<br />

Herstellungsweise wie die originalen Teile hergestellt, mit Ausnahme der<br />

Leimfläche an der Unterseite, welche mit Papier belegt wurde, was ein<br />

Auswechseln von Taschen ohne Beschädigung des Kanzellenbodens<br />

ermöglicht. Das Spaltleder der erneuerten Taschen wurde geringfügig stärker<br />

gewählt, um ein Absacken und Verklemmen der Ventilscheiben in den<br />

Bohrungen, wie es vor der Erneuerung bei diversen Taschen festgestellt werden<br />

konnte, zu verhindern. Darüberhinaus wurde das Spaltleder mit einer<br />

dünnflüssigen Gummilösung behandelt, um eine optimale Dichtigkeit über<br />

einen langen Zeitraum zu gewährleisten.<br />

In Absprache mit dem Sachverständigen wurde auf die Verwendung von<br />

“Polypel” bei der Herstellung der neuen Taschen verzichtet, weil dieses Material<br />

noch nicht lange genug verwendet wird und daher keine gesicherten<br />

Erkenntnisse über das langfristige Verhalten des Materials vorliegen.<br />

gereinigte Registerkanzelle vor dem Einbau der neuen Taschen<br />

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X. Elektrische Anlage<br />

Reisner-Magnete:<br />

Bis auf sehr vereinzelte Ausnahmen waren alle Reisner-Magnete in<br />

hervorragendem Zustand. Unzuverlässige Magnete wurden erneuert. Die<br />

Magnete der nicht mehr benötigten Schwellmaschinen des II. und III. Manuals<br />

wurden ausgebaut und als Reserve hinterlegt. Alle Messing-Kontakte der<br />

Reisner-Magnete wurden gereinigt und mit feiner Stahlwolle poliert.<br />

Stromversorgung:<br />

Das lose im Spieltisch deponierte, unterdimensionierte Netzteil (siehe oben,<br />

Abschnitt VIII.) wurde entfernt und durch ein ausreichend dimensioniertes und<br />

lüftergekühltes Netzteil, welches in der neuen Verteilung im Gebläseraum<br />

montiert wurde, ersetzt.<br />

Verteilung:<br />

Im Gebläseraum wurde eine neue Verteilung mit allen Schalt- und<br />

Sicherungseinrichtungen für die komplette Orgel installiert (Eigenleistung des<br />

Auftraggebers). Der Schaltplan für die neue Verteilung wurde vom Verfasser<br />

dieses Berichts erstellt und hinterlegt. Die Zuleitungskabel für die Verteilung<br />

wurden ebenfalls durch den Auftraggeber erneuert.<br />

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Innenbeleuchtung:<br />

Innenbeleuchtung und Steckdosen in der Orgel sowie die entsprechende<br />

Verkabelung wurden durch den Auftraggeber erneuert.<br />

Kabel, Anschlußbrett:<br />

Alle vorhandenen Niederspannungskabel (lackierte Drähte mit Baumwollmantel)<br />

sind in gutem Zustand. Einzige Ausnahme waren Versorgungsleitungen<br />

im Spieltischbereich, deren Kunststoffmantel brüchig geworden war. Diese<br />

Kabel wurden ausnahmslos erneuert.<br />

brüchige Kunststoffmantelleitungen im Spieltischbereich<br />

Durch die Anbindung eines zweiten Spieltisches an die vorhandene Orgel<br />

(siehe unten, Abschnitt XV.) war es erforderlich, die Signale des alten und des<br />

neuen Spieltisches an einem neuen Anschlußbrett innerhalb der Orgel<br />

zusammenzuführen. Darüberhinaus schützt das Anschlußbrett den alten<br />

Spieltisch durch den Einsatz von Sperrdioden vor Rückströmen und ermöglicht<br />

den problemlosen Simultanbetrieb der beiden Spieltische.<br />

Von diesem Anschlußbrett wurden neue Steuerleitungen LiYY (10-61 Adern)<br />

0,14mm² (Farbcode nach DIN 47100) zu folgenden Windladen verlegt:<br />

- I., II., III. Manual (Töne und Register)<br />

- Anschlußbrett Pedal an der Kleinpedal-Lade (Töne)<br />

- Großpedal und Kleinpedal (Register)<br />

- Gemshorn-Unitlade (Töne)<br />

- Fagott-Unitlade (Töne)<br />

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Vom (alten) Spieltisch bis zum Anschlußbrett wurden neue Steuerleitungen LiYY<br />

0,14mm² (Farbcode nach DIN 47100) verlegt für alle Register und für Töne IV.<br />

Manual, sowie neue Hauptkabel für 14VDC(H07-VK rot bzw. blau). Die Kabel<br />

der gemeinsamen Minus-Anschlüsse der Reisner-Magnete wurden ebenfalls<br />

erneuert (H07-VK blau). Für die Schwellmaschine Fernwerk (IV. Man.) wurden<br />

neue Steuerleitungen zur SPS in der Orgel (siehe unten, Abschnitt XIV.) verlegt.<br />

Anschlußbrett<br />

Alle in der Orgel neu verlegten Kabel wurden in Kabelkanälen verlegt. Für alle<br />

neu verlegten Kabel wurden Kabeltabellen angefertigt und hinterlegt.<br />

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XI. Gerüst, Gangbretter<br />

Um für die Windladen des II. und III. Manuals eine stabile Position zu<br />

gewährleisten, wurden die äußeren Auflageböcke der Windladen mit den<br />

Wänden der Schwellergehäuse verschraubt.<br />

Im Eingangsbereich der beiden Schwellwerke wurden die Gangbretter<br />

zwischen Windladen und Unit-Laden entfernt, um das Pfeifenwerk vor<br />

Beschädigungen zu schützen (ursprünglich befanden sich die Gangbretter in<br />

Höhe der Pfeifenstöcke, was zahlreiche Schäden an den hinteren Pfeifenreihen<br />

zur Folge hatte und insbesondere den Zugang zu Tonmagneten und<br />

Registereinschaltungen stark erschwerte). Die verbliebenen Gangbretter<br />

wurden klappbar eingerichtet, um einen Zugang zu Magneten,<br />

Registereinschaltungen, Bälgen, Zusatzladen, Schwellmaschinen, Tremulanten,<br />

Rollventilen und Unterseiten der Windladen zu ermöglichen.<br />

Das Gangbrett hinter dem I. Manual wurde aus o.g. Gründen ca. 30cm<br />

niedriger montiert, das mittlere Gangbrettauflager, an welchem außerdem die<br />

Leiter befestigt ist, wurde stabilisiert.<br />

XII. Erweiterungen<br />

Principal 16´ I. Manual:<br />

Der Orgel wurde ein komplett neues Register hinzugefügt: Principal 16´ I.<br />

Manual. Die Töne C-Ds sind als Kombinationspfeifen aus Holz nach Vorbild<br />

Sauer (offen 8´ + gedeckt 5 1/3´) ausgeführt und hinter den äußeren<br />

Gehäusetürmen plaziert, 36 Zinnpfeifen (E-ds´´) stehen im Prospekt, 21<br />

Zinnpfeifen (e´´-c´´´´) stehen auf den Diskant-Zusatzladen.<br />

Die im Prospekt stehenden Pfeifen werden von vier Zusatzladen (elektrische<br />

Kegelladen) gespeist. Zwei Zusatzladen für die Töne C-a° sind im vorderen<br />

Bereich innerhalb der Schwellergehäuse des II. bzw. III. Manuals plaziert, zwei<br />

Laden für die Töne b°- c´´´´ sind im Mittelbereich vor den Windladen des I.<br />

Manuals montiert. Die Töne e´´-c´´´´ stehen direkt auf den Zusatzladen.<br />

Um den Stromfluß über die Tastenkontakte im Spieltisch nicht zu erhöhen,<br />

werden die Tonmagnete der Zusatzladen von einer geräuschlosen Transistor-<br />

Verstärkerschaltung gesteuert. Die Verstärkerschaltung wird durch das<br />

Einschalten des Registers am Spieltisch aktiviert. Durch die Verwendung des bis<br />

dahin nicht gravierten Registerschalters Nr. 30 konnte das neue Register ohne<br />

tiefgreifende Veränderungen in den Spieltisch integriert werden. Die<br />

Registerklappe wurde ausgebaut und die Gravur nach den originalen<br />

Schriftmustern ausgeführt.<br />

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Verstärkerschaltung für die Zusatzladen des Principal 16´<br />

´<br />

Vox Humana 8´ IV. Manual:<br />

Aus bisher nicht bekannten Gründen fehlten die Pfeifen der Vox Humana 8´ IV.<br />

Manual, obwohl das Register vollständig vorbereitet war (Registerkanzelle,<br />

Registereinschaltung, Stöcke, Pfeifenbretter, gravierter und angeschlossener<br />

Registerschalter im Spieltisch). Möglicherweise waren auch in diesem Fall<br />

mangelnde Geldmittel der Anlass, das Register nicht fertigzustellen.<br />

Es wurden 61 neue Pfeifen (C-c´´´´) für die Vox Humana 8´ (deutsche Bauweise)<br />

geliefert, in die vorhandenen Pfeifenbretter eingeraspelt und intoniert.<br />

Pedalregister Salicional 16´ Fernwerk:<br />

Im Gegensatz zur Vox Humana 8´ IV. Manual, war 1943 das Pedalregister<br />

Salicional 16´ im IV. Manual von Jørgensen vollständig fertiggestellt worden, es<br />

fehlte lediglich die Gravur des entsprechenden Registerschalters im Spieltisch.<br />

Die Registerklappe wurde ausgebaut und die Gravur nach den originalen<br />

Schriftmustern ausgeführt.<br />

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XIII. Spieltisch<br />

Vorbemerkungen:<br />

Es konnte festgestellt werden, daß der Spieltisch in allen Bereichen in<br />

erstklassiger Qualität hergestellt wurde und, gemessen an seinem Alter, sowohl<br />

technisch wie auch optisch in sehr gutem Zustand ist.<br />

Von Herrn Thor Nielsen (Orgelbauer beim Kirkelig Fellesråd i <strong>Oslo</strong>) wurde<br />

mitgeteilt, daß der Spieltisch von einem ehemaligen Mitarbeiter der Firma<br />

Ludwig Eisenschmid (damals München, Deutschland) namens Mühlbauer<br />

gebaut wurde. In vielen Bereichen sind Einflüsse der Firma Eisenschmid zu<br />

erkennen, jedoch wird bei genauerer Untersuchung auch die „Handschrift“ des<br />

Erbauers deutlich.<br />

Bei der Untersuchung der verschiedenen Kontakte im Spieltisch zeigte sich, daß<br />

die Kontakte dank der ausschließlichen Verwendung von Reisner-Magneten in<br />

der Orgel so gut wie keinem Verschleiß ausgesetzt sind.<br />

Einige Teile des Spieltisches (z.B. Crescendo-Anzeige, Walzenmechanik,<br />

Crescendo-Kontaktapparate, Pistons) sind als besonders selten und wertvoll zu<br />

bewerten.<br />

Spieltisch vor der Restaurierung<br />

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Gehäuse:<br />

Das Spieltischgehäuse einschließlich der Rolljalousie wurde von außen und<br />

innen gründlich gereinigt und mit einem Holzpflegemittel behandelt. Alle<br />

Klaviaturbacken, Registerschalter, Kombinationsschalter, Druckknöpfe,<br />

Anzeigeelemente, Beschilderungen etc. wurden gründlich gereinigt. Die<br />

Spiralfedern, welche das Gewicht der Rolljalousie kompensieren, wurden mit<br />

einer Führung ausgestattet, um ein zuverlässiges Einrasten der Rolljalousie in die<br />

Aufnahmehaken der Spiralfedern zu gewährleisten und ein Verrutschen der<br />

Aufnahmehaken zu verhindern. Die Führungsnuten der Rolljalousie im<br />

Spieltischgehäuse und die Gleitflächen der Rolljalousie wurden gereinigt, mit<br />

feinem Schleifpapier geschliffen und mit Graphitlösung behandelt. Die<br />

drehbaren Füllungen seitlich der Pedalklaviatur, eine weitere Besonderheit des<br />

Spieltisches, wurden gangbar gemacht.<br />

Manualklaviaturen:<br />

Die Tasten des I. Manuals sind mit je 2 Bürstenkontakte ausgestattet. Wegen der<br />

großen Anzahl an Koppeln wurde zusätzlich zum regulären Kontakt am hinteren<br />

Tastenende ein zweiter Kontakt im vorderen Tastenbereich eingebaut.<br />

Alle Manualtasten (Klaviaturumfang C-c´´´´) wurden gründlich gereinigt,<br />

Führungsstifte gereinigt und poliert. Alle Kontakte der Manualklaviaturen<br />

(Bürstenkontakte mit Kupferblech) wurden gereinigt und poliert, es waren keine<br />

nennenswerten Abnutzungen festzustellen. Die Zuleitungskabel für die<br />

Tastenkontakte wurden erneuert.<br />

Die Tastengarnierungen für die vorderen Führungsstifte, ebenso wie alle<br />

Auflage- und Aufschlagfilze sind in gutem Zustand, lediglich im Bereich c°-c´´´<br />

des I. Manuals wurde die Garnierung erneuert.<br />

Erneuerte Tastengarnierung<br />

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Pedalklaviatur:<br />

Die stark abgenutzten Beläge der Ober- und Untertasten wurden in originalen<br />

Abmessungen vollständig erneuert. Die Obertasten erhielten neue Ebenholzauflagen,<br />

die schwarze Lackierung der vorderen und seitliche Flächen der<br />

Obertasten wurde nach originalem Vorbild erneuert. Abweichend vom Original<br />

wurde in Absprache mit dem Sachverständigen kein Ahorn, sondern Eiche für<br />

die neuen Untertastenbeläge gewählt. Da auch die Spieltischfront unterhalb<br />

des Klaviaturbodens vollständig in Eiche ausgeführt ist, ergibt sich dadurch eine<br />

verbesserte optische Harmonie.<br />

Auch die Befilzung der zusätzlichen Führungsschlitze für die Obertasten erwies<br />

sich als stark abgenutzt und wurde vollständig erneuert, die Führungsstifte der<br />

Obertasten wurden poliert.<br />

Auflage- und Aufschlagfilze waren demgegenüber in gutem Zustand und<br />

wurden lediglich mit dünnen Filzscheiben ausgeglichen, um gleichmäßige<br />

Ruhe- und Arbeitspositionen der Pedaltasten zu erreichen.<br />

Die seitliche Belederung der Pedaltasten wurde ausgeglichen, um ein<br />

gleichmäßig geringes seitliches Spiel zu erreichen. Um die Leichtgängigkeit der<br />

Tasten zu optimieren wurde die seitliche Belederung mit Graphitlösung<br />

bestrichen und die seitliche Tastenführung mit feinem Schleifpapier poliert.<br />

Die Schenkelfedern am vorderen Tastenende wurden ausgeglichen, um einen<br />

gleichmäßigen Druckpunkt zu erreichen.<br />

Die Gegenlager der Federn aus stabilem Gurtband sind in gutem Zustand, aber<br />

offensichtlich nicht original, da im vorderen Rahmenstück der Klaviatur und in<br />

den Unterseiten der Tasten Bohrungen für Spiralfedern vorhanden sind. Ein<br />

möglicher Grund für diese Veränderung sind unerwünschte Geräusche.<br />

Die Führungsstifte der hinteren Tastenführung wurden gereinigt und poliert.<br />

abgenutzter Untertastenbelag (oben)<br />

Untertaste mit erneuertem Belag (unten)<br />

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abgenutzte Befilzung der Führungsschlitze<br />

Restaurierte Pedaltasten<br />

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Schwelltritte, Crescendo-Walze, Koppeltritte etc.:<br />

Die teilweise abgenutzten Gummibeläge der Schwelltritte und der Crescendo-<br />

Walze wurden nach originalem Vorbild vollständig erneuert. Alle<br />

Metallauflagen der Koppel- und Walzentritte, alle Metallschilder einschließlich<br />

des Firmenschildes über der dritten Manualklaviatur und die Köpfe der Pistons<br />

wurden gereinigt und poliert.<br />

Registerschalter, Kombinationsschalter:<br />

Alle Registerschalter, Kombinationsschalter und Nebenzüge wurden gereinigt<br />

und auf ihre korrekte Funktion und Befestigung überprüft, einzelne Kabel<br />

wurden neu angelötet, einzelne Schalter wurden befestigt. Alle Registerklappen<br />

und alle Knöpfe der Kombinationsschalter wurden gründlich gereinigt.<br />

Fehlende Kombinationsschalter-Knöpfe wurden ersetzt, abgenutzte Lackierung<br />

an einzelnen Kombinationsschalter-Knöpfen wurde ausgebessert. Alle Kombinationsschalterknöpfe<br />

wurden auf festen Sitz geprüft, einzelne Knöpfe wurden<br />

befestigt.<br />

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Crescendo-Anzeige:<br />

Die Mechanik der Crescendo-Anzeige wurde überarbeitet und gangbar<br />

gemacht, das zerbrochene Schauglas wurde erneuert und neu eingepaßt, der<br />

gebrochene Metallrahmen des Schauglases wurde neu verlötet und poliert.<br />

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Crescendo:<br />

Die Crescendo-Vorrichtung muß als ein besonders seltenes und wertvolles<br />

Exemplar bewertet werden. In ihrer Ausführung zeigt sie ein hohes Maß an<br />

Einfallsreichtum, hervorragende Einstellbarkeit und sehr hohe Qualität.<br />

Die Vorrichtung besteht aus zwei getrennten Kontaktapparaten (mit jeweils 48<br />

Kontakten), welche durch die Walzenmechanik nacheinander bewegt<br />

werden. Jeder Kontakt kann mit Hilfe eines an der Vorrichtung deponierten<br />

Werkzeuges einzeln eingestelllt werden.<br />

Die Walzenmechanik ist so eingerichtet, daß die Walze, im Unterschied zu allen<br />

mir bekannten Walzen mit integriertem Anfangs- und Endanschlag, zwei volle<br />

Umdrehungen ausführen kann. Der Anschlag wird kurz vor dem Ende der ersten<br />

Umdrehung von der Mechanik aus der Walze herausgeschoben und, nachdem<br />

die erste Umdrehung vollständig ist, wieder in die Walze hinein. Dies hat den<br />

Vorteil, daß das Crescendo im Spielbetrieb trotz einer großen Anzahl von<br />

nacheinander zu schaltenden Registern sehr nuanciert eingestellt werden kann.<br />

Konstruktionsbedingt arbeiten alle Kontaktfedern der Kontaktapparate selbstreinigend.<br />

Die Sammelschiene der Plus-Zuleitung und die Kontaktfedern wurden<br />

gereinigt und poliert. Die Mechanik wurde gereinigt, die Zuleitungskabel<br />

wurden erneuert (s.o. Abschnitt “Elektrische Anlage/ Kabel”).<br />

Crescendo-Kontaktapparate<br />

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Folgende Einstellung der Crescendo-Stufen (Stufen 1-20 Kontaktapparat rechts,<br />

Stufen 21-42 Kontaktapparat links) wurde vorgefunden:<br />

Stufe Register (Numerierung der Registerschalter im Spieltisch)<br />

1 63, 70-75, 77, 78, 82, Lampe „General-Crescendo“<br />

2 76<br />

3 35, 20, 5<br />

4 4<br />

5 50<br />

6 36, 80<br />

7 53<br />

8 65<br />

9 19<br />

10 7<br />

11 34, 52<br />

12 49<br />

13 22<br />

14 9<br />

15 39<br />

16 38<br />

17 33<br />

18 32<br />

19 81<br />

20 48, 54, 60<br />

--------------------------------<br />

21 28<br />

22 56<br />

23 31<br />

24 67<br />

25 24<br />

26 59<br />

27 1<br />

28 16, 68<br />

29 11, 55<br />

30 12, 41<br />

31 30<br />

32 29, 58<br />

33 44<br />

34 84<br />

35 13<br />

36 89, 90, 25<br />

37 57<br />

38 10<br />

39 87<br />

40 85, 92 Die Register 3, 6, 8, 17, 21, 23, 40, 42, 43, 62<br />

41 26 und die Funktion „HR ab“ sind nicht im Crescendo<br />

42 91 eingestellt.<br />

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Schwelltritte (elektrisch):<br />

Die drei Schwelltritte sind mit ähnlichen Kontaktapparaten ausgerüstet wie die<br />

Crescendo-Walze, jedoch mit nur jeweils 15 Kontakten und je 1 “Vorkontakt” zur<br />

Bestimmung der Arbeitsrichtung der Schwellmaschinen. Auch hier wurden die<br />

Sammelschiene der Plus-Zuleitung und die Kontaktfedern gereinigt und poliert.<br />

Die Mechanik wurde gereinigt, das Zuleitungskabel wurde erneuert (s.o.<br />

Abschnitt X.).<br />

Die mechanischen Verbindungen zwischen den Schwelltritten des II. und III.<br />

Manuals und den entsprechenden Kontaktapparaten, sowie die Tritt-Bremsen<br />

wurden ausgebaut und eingelagert. Die Kontaktapparate des II. und III.<br />

Manuals wurden nicht ausgebaut, lediglich die Zuleitungskabel wurden<br />

entfernt.<br />

Durch den Einbau der neuen stufenlosen Schwellmaschinen für das II. und III.<br />

Manual war es erforderlich, die entsprechenden Schwelltritte mit Potentiometerbaugruppen<br />

mit integrierten Bremsen und Gangbegrenzungen<br />

auszurüsten.<br />

neue Potentiometer/Bremsen/Gangbegrenzungen der Schwelltritte II und III<br />

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Tastenkontakte Pedal:<br />

Der Spielapparat mit den Tastenkontakten des Pedals ist nicht, wie allgemein<br />

üblich, am Boden des Spieltisches montiert, sondern direkt an der<br />

Pedalklaviatur. Die Kabel des Spielapparates sind entsprechend länger, sodaß<br />

die Pedalklaviatur einschließlich Spielapparat zu Servicezwecken aus dem<br />

Spieltisch herausgenommen werden kann.<br />

Die Tastenkontakte sind, wie in den Manualklaviaturen, Bürstenkontakte mit<br />

kupfernem Kontaktblech. Alle Kontakte wurden gereinigt und poliert, die<br />

Messing-Blattfedern, an denen die Kupferbleche befestigt sind, wurden<br />

ausgerichtet und fixiert. Das Zuleitungskabel wurde erneuert.<br />

Druckknöpfe, Koppeltritte:<br />

Die Druckknöpfe unter dem I. Manual und die Koppeltritte betätigen die<br />

gleiche Art von Bürstenkontakten wie die Manual- bzw. Pedaltasten. Alle<br />

Kontakte wurden gereinigt und poliert.<br />

Einige der Druckknöpfe unter dem ersten Manual arbeiten mit Hilfe einer sogen.<br />

“Herzchenmechanik” (vergleichbar mit der Mechanik von Kugelschreibern)<br />

einrastend. Es konnte festgestellt werden, daß diese Mechaniken in<br />

hervorragender Qualität hergestellt wurden und auch nach über 60 Jahren<br />

weder Funktionsmängel noch Anzeichen von Verschleiß aufweisen.<br />

Pistons:<br />

Die Pistons und deren Kontakte wurden gereinigt und auf korrekte Funktion<br />

geprüft. Auch die Pistons und deren Kontakte wurden in hervorragender<br />

Qualität hergestellt. Die Pistonköpfe sind aus massivem Metall gedreht und mit<br />

stabilen Spiralfedern ausgerüstet. Jeder Kontakt ist mit einer eigenen Spiralfeder<br />

versehen.<br />

Besonders bemerkenswert ist, daß als Kontaktgeber für die Pistonkontakte<br />

Norwegische 50-Öre-Münzen verwendet wurden, welche offenbar aus einer<br />

sehr hochwertigen Metallegierung hergestellt wurden, sodaß keine Oxidation<br />

an den Kontaktflächen festgestellt werden konnte.<br />

Einzeln gefederte Pistonkontakte<br />

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Pistonköpfe mit Kontaktgebern<br />

Relais:<br />

Alle Relais im Spieltisch wurden gründlich gereinigt und auf korrekte Funktion<br />

geprüft, die Relais für die Ton- und Registertraktur wurden nachreguliert. Die<br />

Kontakte der Vor- und Schaltrelais wurden gereinigt und poliert. Bei den<br />

waagrecht arbeitenden Relais der Ton- und Registertraktur war es erforderlich,<br />

dünne Filz- bzw. Tuchscheiben auf die Stirnseiten der Magnetkerne zu kleben,<br />

da durch die physikalisch bedingte Erwärmung der Magnetwicklungen bei<br />

längerem Betrieb der Relais geringe Restmengen des Klebstoffes, mit dem die<br />

Wicklungen auf dem Kern befestigt sind, austraten und das Zurückfedern der<br />

Relaisanker beim Ausschalten der Relais verhinderten.<br />

Kabel:<br />

Alle Kabel im Spieltisch sind in gutem Zustand, der klebrige Zustand der<br />

Kabelschläuche stellt keine Gefahr für die Kabel oder für die elektrische<br />

Sicherheit dar. Die im Abschnitt X. näher beschriebenen Kabel wurden<br />

erneuert. Einzelne Schraubverbindungen von Zuleitungskabeln an den<br />

Manualklaviaturen wurden erneuert.<br />

Schaltung Akustisk 32´ Pedal:<br />

Da das Register Akustisk 32´ (Pedal) aus gedeckten 10 2/3´ Pfeifen besteht und<br />

nur im Zusammenspiel mit einem 16´-Register, vorzugsweise dem Subbass 16´,<br />

den gewünschten Effekt eines 32´-Registers ergibt, wurde am Anschlußbrett in<br />

der Orgel eine Diode eingebaut, die beim Einschalten des Akustisk 32´<br />

automatisch das Register Subbaß 16´ mit einschaltet. Diese vom<br />

Originalzustand abweichende Schaltung ist reversibel.<br />

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XIV. SPS in der Orgel<br />

Die innerhalb der Orgel an der Seitenwand neben dem Magazinbalg montierte<br />

SPS (Speicherprogrammierbare Steuerung) empfängt über ein Datenkabel<br />

Signale von dem zweiten (neuen) Spieltisch (siehe unten, Abschnitt XV.),<br />

dekodiert diese Signale und leitet die Signale über das Anschlußbrett an die<br />

Windladen weiter. Darüberhinaus verwaltet die SPS die Signale sämtlicher<br />

Schwelltritte und definiert den zweiten (neuen) Spieltisch als prioritären<br />

Spieltisch, sobald dieser Spieltisch angeschlossen und eingeschaltet ist. Es ist<br />

daher zu beachten, daß bei simultanem Betrieb beider Spieltische die<br />

Schwellmaschinen der Schwellwerke II, III und IV nur die Signale des zweiten<br />

(neuen) Spieltisches empfangen.<br />

Durch den Einbau der SPS, deren Ausgangsmodule ausschließlich Signale mit<br />

positiver Spannung liefern, war es erforderlich, die ursprüngliche Minus-<br />

Steuerung der elektrische Anlage der Orgel als Plus-Steuerung einzurichten. Dies<br />

wurde durch einen Wechsel der Polarität der Hauptzuleitungskabel für 14VDC<br />

realisiert und hat keinen Einfluß auf die Funktionen des alten Spieltisches und<br />

der Orgel. Die Farbcodierung der neuen Zuleitungskabel (rot +, blau -) gilt für<br />

den derzeitigen Zustand.<br />

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XV. Zweiter (neuer) Spieltisch<br />

Der zweite Spieltisch ist im Gegensatz zum alten Spieltisch mit drei anstatt vier<br />

Manualen ausgestattet, die Register des Fernwerkes (IV. Manual) können dafür<br />

als sogenanntes “floating manual” an alle drei vorhandenen Manuale und an<br />

das Pedal angekoppelt werden.<br />

Die Anordnung der Registerschalter ist die gleiche wie am alten Spieltisch.<br />

Der zweite Spieltisch verfügt über ein prozessorgesteuertes kombiniertes Koppel-<br />

und Übertragungssystem und ein prozessorgesteuertes Setzersystem mit bis zu<br />

30000 Kombinationen und einem USB-Anschluß zur externen Speicherung von<br />

Kombinationen.<br />

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Der vollständig auf seinem Podest montierte Spieltisch kann mit Hilfe eines<br />

Gabelhubwagens auf ebener Fläche bewegt werden. Um den Spieltisch an<br />

einer nicht auf ebener Fläche erreichbaren Stelle aufzustellen (z.B. Empore),<br />

kann der Spieltisch in 8 Teile zerlegt werden:<br />

- Klaviaturdeckel (mit LCD-Display, Anzeigeelementen, Bedienelementen<br />

und USB-Anschluß)<br />

- Linke Registerschalter-Einheit (mit Motor- / Lichtschalter und Sequenzer)<br />

- Rechte Registerschalter-Einheit (mit Sequenzer)<br />

- Klaviaturblock (3 Klaviaturen mit Bedienelementen unter dem I. Manual)<br />

- Sockel (mit Setzersystem, Koppel-/Übertragungssystem, Stromversorgung<br />

und Anschlußfeld)<br />

- Orgelbank<br />

- Pedalklaviatur<br />

- Podest<br />

Alle elektrischen Bauteile in Klaviaturdeckel, linker und rechter Registerschalter-<br />

Einheit und Klaviaturblock sind über Steckverbindungen mit dem Sockel<br />

verbunden. Der Anschluß für die Notenlampe befindet sich auf der Oberseite<br />

der linken Registerschalter-Einheit.<br />

Das Anschlußfeld im unteren Bereich der Rückseite des Spieltischsockels umfaßt<br />

3 Anschlüsse:<br />

- links: Datenkabel<br />

- mitte: Steuerkabel 24VDC für Einschaltung der Orgel<br />

- rechts: Kabel für 230VAC<br />

Anschlüsse für Datenkabel und Steuerkabel wurden an der linken Seite der<br />

Stufen unterhalb der Kanzel sowie in der unteren Emporenstufe installiert. Das<br />

Kabel für 230VAC kann an jeder 230V-Steckdose angeschlossen werden.<br />

Das Datenkabel wurde im Keller der Kirche bis zum Kellerraum unterhalb der<br />

Hauptverteilung und von dort durch ein vorhandenes Leerrohr bis unter den<br />

Emporenfußbodenverlegt. Das zweite Datenkabel wurde unter dem<br />

Emporenfußboden verlegt. Beide Datenkabel wurden weiter unter der Orgel bis<br />

zur Fußbodendurchführung der Spieltischkabel und von dort innerhalb der<br />

Orgel bis zur SPS in der Orgel verlegt.<br />

Das Steuerkabel wurde ebenfalls im Keller der Kirche bis zum Kellerraum<br />

unterhalb der Hauptverteilung verlegt. Das zweite Steuerkabel wurde unter<br />

dem Emporenfußboden und durch ein vorhandenes Leerrohr bis zum Kellerraum<br />

unterhalb der Hauptverteilung verlegt. Dort wurden die beiden<br />

Steuerkabel zusammengeführt und als einzelnes Steuerkabel durch ein<br />

vorhandenes Leerrohr von der Hauptverteilung bis zum Treppenabsatz in Höhe<br />

des Gebläseraumes und von dort aus weiter bis zur neuen Verteilung im<br />

Gebläseraum verlegt.<br />

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Anschlüsse Altarraum<br />

Anschlüsse Empore<br />

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KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />

XVI. Schlußbemerkungen<br />

Die Firma <strong>Karl</strong> <strong>Schuke</strong> Berliner Orgelbauwerkstatt GmbH dankt für besondere<br />

Unterstützung bei der Ausführung der Arbeiten:<br />

Herrn Ole Spydevold, Bauleiter des Kirkelig Fellesråd i <strong>Oslo</strong><br />

Herrn Thor Nielsen, Orgelbauer des Kirkelig Fellesråd i <strong>Oslo</strong><br />

Jürgen Magiera<br />

<strong>Karl</strong> <strong>Schuke</strong> Berliner Orgelbauwerkstatt GmbH<br />

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