Restaurierungsbericht Oslo Pauluskirke (18MB) - Karl Schuke ...
Restaurierungsbericht Oslo Pauluskirke (18MB) - Karl Schuke ...
Restaurierungsbericht Oslo Pauluskirke (18MB) - Karl Schuke ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Arbeitsbericht<br />
- technische Arbeiten -<br />
Restaurierung und Umbau<br />
der<br />
Hollenbach / Jørgensen – Orgel<br />
Paulus Kirke, <strong>Oslo</strong>, Norwegen<br />
Mai – August 2010<br />
- Inhalt -<br />
ALT-SCHÖNOW 7b D-14165 BERLIN<br />
Fon +49(0)30 815 10 14 Fax +49(0)30 815 20 54<br />
E - M a i l : i n f o @ s c h u k e - b e r l i n . d e<br />
h t t p : / / w w w . s c h u k e - b e r l i n . d e<br />
I. Vorbemerkungen ................................................... 2<br />
II. Disposition ................................................................ 4<br />
III. Ausführung............................................................... 5<br />
IV. Prospekt, Prospektgehäuse................................... 5<br />
V. Schwellwerke........................................................... 7<br />
VI. Gehäuse .................................................................. 7<br />
VII. Bälge, Rollventile .................................................... 7<br />
VIII. Windkanäle, Gebläse, Tremulanten.................. 10<br />
IX. Windladen ............................................................. 13<br />
X. Elektrische Anlage ................................................ 18<br />
XI. Gerüst, Gangbretter............................................. 21<br />
XII. Erweiterungen ....................................................... 21<br />
XIII. Spieltisch................................................................. 23<br />
XIV. SPS in der Orgel..................................................... 34<br />
XV. Zweiter (neuer) Spieltisch .................................... 35<br />
XVI. Schlußbemerkungen............................................ 38<br />
DEUTSCHE BANK Konto: 4176038 BLZ: 100 700 00 BERLINER BANK AG Konto: 3908579100 BLZ: 100 200 00<br />
BIC: DEUTDEBB IBAN: DE52 1007 0000 0417 6038 00 POSTBANK BERLIN Konto: 58477107 BLZ: 100 100 10<br />
AUSSENSTELLE: SACHSENWEG 7 D-46286 DORSTEN ℡ +49(0)2369 / 24 89 99 +49(0)2369 / 24 89 89<br />
Handelsregister 93 HRB 111 16 Amtsgericht Berlin-Charlottenburg FA f. Körperschaften III St. Nr. 29/407/305 UID Nr.: DE 136695169<br />
Geschäftsführer: Martin Schwarz, Ingeborg Lagenstein<br />
Seite 1 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
I. Vorbemerkungen<br />
Die erste Orgel der Paulus Kirke wurde 1893, nach Fertigstellung des<br />
Kirchenbaus, von Albert Hollenbach aus Neuruppin (Deutschland) mit II/28<br />
erbaut. Von dieser Orgel existieren noch einige Pfeifenreihen und 5<br />
schmiedeeiserne Gehäuseverzierungen, welche im Zuge des Umbaus<br />
wiederverwendet wurden. Möglicherweise stammt das Untergehäuse der<br />
heutigen Orgel (hinter den sichtbaren Verkleidungsbrettern) ebenfalls von<br />
Hollenbach. Der gesamte technische Aufbau der Orgel, der ehemalige<br />
Prospekt und die meisten Pfeifenreihen stammen von Jørgensen (<strong>Oslo</strong>,<br />
Norwegen) und wurden 1943 als neue Orgel mit IV/45 (+ 17 Transmissionen)<br />
installiert.<br />
Nach Abschluß der Restaurierungs- und Umbauarbeiten umfaßt die Orgel 48<br />
klingende Register zuzüglich zwei Unit-Register (Gemshorn und Fagott). Aus den<br />
Unit-Registern werden 17 Transmissions-Register erzeugt:<br />
I. Man. 11 Reg. + 3 Transm.<br />
II. Man. 10 Reg. + 5 Transm. (Schwellwerk)<br />
III. Man. 10 Reg. + 3 Transm. (Schwellwerk)<br />
IV. Man. (Fernwerk) 8 Reg. + 1 Pedalregister (Schwellwerk)<br />
Pedal 8 Reg. + 6 Transm.<br />
Seite 2 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Freipfeifenprospekt von 1943<br />
Prospekt im August 2010<br />
Seite 3 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
II. Disposition<br />
Pedal<br />
Akustisk 32´ Kl.-Pedal, 1)<br />
Kontrabass 16´ Gr.-Pedal<br />
Violonbass 16´ Gr.-Pedal<br />
Subbass 16´ Kl.-Pedal<br />
Gemshorn 16´ Gemshorn Unit<br />
Cello 8´ Gr.-Pedal<br />
Gemshorn 8´ Gemshorn Unit<br />
Koralbass 4´ Kl.-Pedal<br />
Gemshorn 4´ Gemshorn Unit<br />
Basun 16´ Gr.-Pedal<br />
Fagott 16´ Fagott Unit<br />
Oboe 8´ Fagott Unit<br />
Schalmey 4´ Fagott Unit<br />
Singend Kornett 2´Kl.-Pedal<br />
I. Manual<br />
Principal 16´ neu<br />
Bourdon 16´ vordere Lade<br />
Principal 8´ vordere Lade<br />
Hohlfløyte 8´ vordere Lade<br />
Dolce 8´ vordere Lade<br />
Oktav 4´ vordere Lade<br />
Rörfløyte 4´ mittlere Lade<br />
Oktav 2´ hintere Lade<br />
Kvint 2 2/3´ hintere Lade<br />
Mixtur 4-fag hintere Lade<br />
Trompet 8´ hintere Lade<br />
Fagott 16´ Fagott Unit<br />
Oboe 8´ Fagott Unit<br />
Schalmey 4´ Fagott Unit<br />
IV. Manual<br />
Fløyte 8´<br />
Viola d´amore 8´<br />
Voix Célèste 8´<br />
Fjernfløyte 4´<br />
Flageolett 2´<br />
Cymbel 3-fag<br />
Horn 8´<br />
Vox Humana 8´ neue Pfeifen<br />
Salicional 16´ Pedalregister<br />
Tremolo<br />
Seite 4 von 38<br />
II. Manual<br />
Gemshorn 16´ Gemshorn Unit<br />
Geigenprincipal 8´<br />
Gedeckt 8´<br />
Gemshorn 8´ Gemshorn Unit<br />
Salicional 8´<br />
Kvintatøn 8´<br />
Vox Retusa 8´<br />
Fugara 4´<br />
Spissfløyte 4´ Gemshorn Unit<br />
Schwiegel 2´ Gemshorn Unit<br />
Siffløyte 1´ Gemshorn Unit<br />
Nassat 2 2/3´<br />
Ters 1 3/5´<br />
Cymbel 4-fag<br />
Cromorne 8´<br />
Tremolo<br />
III. Manual<br />
Principal 8´<br />
Solofløyte 8´<br />
Viola d´amore 8´<br />
Voix Célèste 8´<br />
Flûte Traverso 4´<br />
Flûte Pastorale 4´<br />
Piccolo 2´<br />
Kornett 5-fag<br />
Sesquialtera 2-fag<br />
Frenchhorn 8´<br />
Fagott 16´ Fagott Unit<br />
Oboe 8´ Fagott Unit<br />
Schalmey 4´ Fagott Unit<br />
Tremolo<br />
1) 10 2/3´ + Subbass 16´
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
III. Ausführung<br />
Ausführungszeitraum der technischen Arbeiten: 26. Mai bis 13. August 2010<br />
Ausführende:<br />
- Jürgen Magiera, Orgelbauer (technischer Projektleiter)<br />
- Marta Kogut, Orgelbauerin<br />
- Armin Köhler, Orgelbauer<br />
- Nadja Ziegel, Auszubildende Orgelbauerin<br />
- Stefan Zimmermann, Tischler<br />
Auftraggeber: Kirkelig Fellesråd i <strong>Oslo</strong><br />
Sachverständiger: Dr. H.J. Tronshaug (Tynset, Norwegen)<br />
IV. Prospekt, Prospektgehäuse<br />
Ursprünglich war von Jørgensen ein wesentlich aufwändigerer Prospekt<br />
geplant, eine Originalzeichnung ist in den Kirchenakten vorhanden. Aus<br />
Mangel an Geldmitteln im Kriegsjahr 1943 und weil wohl das Riksantikvariat<br />
(Norwegische Denkmalschutzbehörde) Einwände gegen eine teilweise<br />
Verdeckung der Emporenfenster geltend gemacht hatte, wurde jedoch nur<br />
ein einfacher Freipfeifenprospekt mit ca. 65 stummen Principal 16´-Pfeifen<br />
(Zinkpfeifen ohne Kerne) und 10 klingenden Pfeifen des Principal 8´ I. Man.,<br />
ebenfalls Zinkpfeifen, ausgeführt.<br />
Der neue Prospekt besteht nunmehr aus 36 klingenden Pfeifen (E-ds´´) des<br />
neuen Registers Principal 16´I. Man., 23 klingenden Pfeifen (C-b°) des Principal<br />
8´ I. Man. und 8 stummen 16´-Pfeifen (d°-a°). Die tiefsten vier Töne C-Ds des<br />
Principal 16´ stehen als Kombinationspfeifen nach Vorbild Sauer (offen 8´ +<br />
gedeckt 5 1/3´) hinter den äußeren Gehäusetürmen.<br />
Der neue Prospekt orientiert sich weitgehend an dem o.g. ursprünglichen<br />
Entwurf Jørgensens und besteht aus 5 Flachfeldern und zwei Rundtürmen. Die<br />
Proportionen wurden so gewählt, daß die 5 noch vorhandenen eisernen<br />
Verzierungen der Hollenbach-Orgel wieder in den Prospekt integriert werden<br />
konnten.<br />
Um das erheblich höhere Gewicht des neuen Prospektes einschließlich der<br />
hölzernen Gehäuseelemente und des neuen Kranzrahmens zu tragen, wurden<br />
die aus lackierten Brettern genagelte Verkleidung und die den alten Prospekt<br />
tragenden Holzbalken entfernt und ein aus zwei Teilen bestehender, insgesamt<br />
10m langer Eisenträger mit dem Orgelgerüst und den seitlichen Säulen (hohle<br />
Holzsäulen mit einem innenliegenden Eisenrohr Ø ca. 60mm) verbunden.<br />
Seite 5 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Zusätzlich (Eigenleistung des Auftraggebers) wurde in der Mitte des Eisenträgers<br />
ein Zuganker durch die Kirchendecke geführt und mittels eines Ø10mm<br />
Stahlseiles mit dem Dachstuhl verbunden.<br />
Der profilierte Kranzrahmen ist an 8 Stellen mit jeweils 4 Bolzen mit dem<br />
Eisenträger verbunden und an die waagrechten Flächen des Untergehäuses<br />
angepaßt.<br />
Verbindung des Eisenträgers mit dem Orgelgerüst<br />
Verbindung des Eisenträgers im Bereich der seitlichen Säulen<br />
Seite 6 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
V. Schwellwerke<br />
Die Schwellwerksgehäuse und Schwelltüren für das II. und III. Manual der<br />
Jørgensen-Orgel waren aus massiven Rahmen mit aufgenagelten<br />
Hartfaserplatten gefertigt, die Hohlräume mit Sägespänen gefüllt. Die<br />
Schwellwirkung wurde von Auftraggeber, Auftragnehmer und<br />
Sachverständigem als unzureichend bewertet, aus diesem Grunde wurden<br />
zwei neue Schwellwerksgehäuse angefertigt und eingebaut. Die Wandstärke<br />
der Gehäuse und Schwelltüren beträgt 50mm in sogen. Sandwichbauweise<br />
(20mm Fichte / 10mm MDF / 20mm Fichte). Zusätzlich zu den Vorderseiten der<br />
Schwellwerksgehäuse wurden auch die zur Mitte der Orgel weisenden Flächen<br />
mit Schwelltüren ausgestattet.<br />
Die 15-stufigen elektropneumatischen Schwellmaschinen wurden entfernt und<br />
durch zwei stufenlose prozessorgesteuerte Schrittmotor-Einheiten ersetzt. Die<br />
neuen Schwellmaschinen verfügen über unterschiedlich programmierbare<br />
Öffnungsprogressionen, mehrstufig einstellbare Kraftausübung und<br />
automatische Öffnung der Schwelltüren beim Ausschalten der Orgel.<br />
Der Schweller des IV. Manuals (Fernwerk) besteht aus Schwelltüren, welche den<br />
Klang durch 3 runde Öffnungen in der Mauer zwischen Kirchenraum und Turm<br />
in den Kirchenraum gelangen lassen. Die Schwellwirkung wurde als gut<br />
bewertet. Die Filze der Schwelltüren wurden erneuert, alle Türen, deren Lager<br />
und Verbindungen wurden gereinigt, alle Holzwinkel der Schwelltüren befestigt,<br />
das obere Lager der Übertragungswelle neu an der Wand befestigt. Die 15stufige<br />
elektropneumatische Schwellmaschine wurde gereinigt und alle<br />
elektrischen und pneumatischen Funktionen gründlich geprüft.<br />
VI. Gehäuse<br />
Das Gehäuse (unterhalb des neuen Kranzrahmens) wurde gereinigt, die<br />
Schlösser der Zugangstüren (vorne und rechts) wurden mit Schließblechen<br />
versehen, um die korrekte Funktion der Türschlösser gewährleisten. Die Klappe<br />
in der linken Seite des Gehäuses (Zugang zum Magazinbalg) wurde stabilisiert<br />
und mit Vorreibern (Riegeln) versehen.<br />
VII. Bälge, Rollventile<br />
Die Orgel ist mit 6 Bälgen ausgestattet:<br />
- Magazinbalg (im Untergehäuse): Faltenbalg (1-fach)<br />
- I. Man. (unter der Windlade I. Man.): Schwimmerbalg<br />
- II. Man. (unter der Windlade II. Man.): Schwimmerbalg<br />
- III. Man. (unter der Windlade III. Man.): Schwimmerbalg<br />
- IV. Man. (im Gebläseraum unter dem IV. Man.): Faltenbalg (1-fach)<br />
- Pedal (unter der Windlade Großpedal): Schwimmerbalg<br />
Seite 7 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Schwimmerbälge:<br />
Die Belederungen der 4 Schwimmerbälge, welche sich im Unterschied zu den<br />
zwei Faltenbälgen in sehr schlechtem Zustand befanden, wurden erneuert,<br />
wobei in Absprache mit dem Sachverständigen nur die Zwickel in Schafleder,<br />
die Seiten in luftdichtem Gewebetuch ausgeführt wurden. Die Übergänge<br />
zwischen Leder und Gewebetuch wurden elastisch verklebt und maschinell<br />
zweifach vernäht.<br />
Die inwändig angebrachten hölzernen Führungsgelenke wurden ausgebaut,<br />
deren Lederscharniere weitestgehend erneuert, und wieder eingebaut. Die<br />
originalen Balggewichte (Ziegelsteine, Formsteine und Bruchstücke, ohne<br />
Papier) wurden wiederverwendet.<br />
Bälge des II. und III. Man. nach Entfernen der Belederung<br />
Seite 8 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Magazinbalg:<br />
Die Zwickel wurden erneuert, ohne die originalen Zwickel zu entfernen,<br />
verschiedene Lederstreifen sowie 8 Zwickelkappen wurden erneuert.<br />
Das große, aus verleimten Hölzern gedrechselte Kegelventil (Einlaßventil) wurde<br />
ausgebaut, ein Riß abgedichtet und die Dichtungsfläche mit neuem Filz/ Leder<br />
versehen.<br />
Die originalen Balggewichte (2 Bleibarren à ca. 40kg und Ziegelsteine ohne<br />
Papier) wurden wiederverwendet.<br />
Bleibarren<br />
Faltenbalg IV. Manual:<br />
Ein ca. 2mm starker und ca. 30cm langer Riss im Balgboden, in der<br />
Vergangenheit mit Papier überklebt, wurde mit einem passenden<br />
Fichtenholzstreifen ausgespant, von innen zusätzlich mit einem Lederstreifen<br />
abgedichtet und von außen mit Papier beklebt.<br />
Rollventile:<br />
Die 5 Rollventile für die 4 Schwimmerbälge und den Faltenbalg des IV. Manuals<br />
wurden ausgebaut, demontiert, etwaige Risse ausgespant. Das Tuch aller 5<br />
Rollventile wurde erneuert und die Lederdichtungen, welche ohne Ausnahme<br />
hart und unflexibel geworden waren, durch Filzdichtungen ersetzt.<br />
Seite 9 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
VIII. Windkanäle, Gebläse, Tremulanten<br />
Windkanäle:<br />
Sämtliche Windkanäle (Ausnahmen: Hauptkanal vom Gebläse bis unterhalb<br />
der Windlade Großpedal, Kanal vom Hauptkanal zum Balg des IV. Man., Kanal<br />
vom Balg des IV. Man. zur Windlade) wurden ausgebaut, mit neuem Papier<br />
beklebt und Kröpfungen mit neuen Lederstreifen versehen. Etwaige Risse<br />
wurden abgedichtet und sämtliche ledernen Anschlußdichtungen durch Filzdichtungen<br />
ersetzt. Eine Kröpfung des Hauptkanals unterhalb des Magazinbalges<br />
mußte neu verleimt werden.<br />
Ansaugkanal:<br />
Um die klimatischen Verhältnisse im Gebläseraum zu verbessern wurde in der<br />
Wand zwischen Gebläseraum und Kirchraum ein Durchbruch geschaffen<br />
(Eigenleistung des Auftraggebers) und im Gebläseraum ein schallisolierter<br />
Ansaugkanal montiert. Auf diese Weise bezieht das Gebläse die Luft nicht mehr<br />
ausschließlich aus dem unisolierten Gebläseraum, sondern vorrangig aus dem<br />
temperierten Kirchraum. Die im Bereich der Orgel befindliche, aus dem<br />
Kirchenraum nicht sichtbare Seite des Durchbruches wurde mit einer Schalldämmenden<br />
Blende versehen.<br />
Ansaugkanal<br />
Seite 10 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Gebläse:<br />
Das originale Gebläse (Fabrikat Meidinger) wurde entfernt und durch ein<br />
neues, leistungsfähigeres und geräuschärmeres Gebläse (Fabrikat Laukhuff)<br />
ersetzt. Das alte Gebläse entsprach einerseits durch seine teilweise offen<br />
liegende Motorwicklung nicht mehr den aktuellen Sicherheitsvorschriften,<br />
andererseits mußte gewährleistet werden, daß die bis dahin einwandfreie<br />
Windversorgung durch den Einbau des neuen Principal 16´ I. Man. und der<br />
neuen Pfeifen der Vox Humana 8´ IV. Man. nicht beeinträchtigt wird.<br />
Der originale 12V-Gleichstromgenerator (über eine formschlüssige Kupplung mit<br />
dem originalen Gebläsemotor verbunden) war bereits in der Vergangenheit<br />
demontiert worden, nachdem kein Ersatz für die abgenutzten Kohlestifte<br />
beschafft werden konnte, und durch ein unterdimensioniertes Netzteil, welches<br />
unbefestigt im Spieltisch deponiert worden war, ersetzt worden.<br />
Die Anschlußmuffe zwischen Gebläse und Haupkanal wurde erneuert.<br />
neues Gebläse mit neuer Anschlußmuffe<br />
Seite 11 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Zinkkondukte Schwellmaschine IV. Manual:<br />
Das hölzerne Verbindungsstück der Zinkkondukte für die Schwellmaschine des<br />
Fernwerks (zwischen Hauptkanal und Decke des Gebläseraumes) wurde<br />
angepaßt und abgedichtet.<br />
Tremulanten:<br />
Die Bälge des II., III. und IV. Manuals sind jeweils an einen pneumatischen<br />
Auslasstremulanten angeschlossen. Die Einschaltung erfolgt über das elektropneumatische<br />
Registerrelais der jeweiligen Manualwindlade.<br />
Die Tremulanten des II. und III. Manuals wurden, bedingt durch die Umstellung<br />
der Windladen (siehe Abschnitt “Windladen”), von der Außenwand der<br />
Schwellergehäuse unter die jeweilige Windlade versetzt. Dabei wurden die<br />
Papprohr-Verbindungen zwischen Balg und Tremulant geändert, deren<br />
originale Länge von jeweils ca. 1,5m jedoch beibehalten.<br />
Der Tremulant des IV. Manuals ist an seiner originalen Position unterhalb des<br />
Balges des IV. Man. verblieben, die Papprohr-Verbindung wurde wegen des<br />
Einbaus des Ansaugkanals (s.o.) unter Beibehaltung der originalen Länge<br />
geändert.<br />
Die Tremulanten des II. und III. Manuals wiesen, im Gegensatz zum Tremulanten<br />
des IV. Manuals, zum Teil erhebliche Schäden (Trocknungsrisse, gelöste<br />
Verleimungen) auf. Alle Risse wurden ausgespant oder von innen mit Leder<br />
abgedichtet, gelöste Verleimungen wurden neu verleimt. Die Auslassbälge der<br />
Tremulanten des II. und III. Manuals wurden unter Wiederverwendung der<br />
originalen Pappfalten neu beledert. Sämtliche Einschaltbälgchen wurden mit<br />
Spaltleder neu beledert.<br />
Trocknungsriss defekte Verleimung<br />
Seite 12 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
beschädigtes Einschaltbälgchen neu beledertes Einschaltbälgchen<br />
IX. Windladen<br />
In der Orgel finden sich zwei unterschiedliche Ladensysteme: die Windladen<br />
des I. Manuals (vorne eine Lade mit 5 Registern, dahinter eine Lade mit 1<br />
Register und hinten eine Lade mit 4 Registern) sind als elektro-pneumatische<br />
Kegelladen mit Membranleisten gebaut, alle anderen Windladen als elektropneumatische<br />
Taschenladen.<br />
Alle Windladen und deren Registereinschaltungen werden von Reisner-<br />
Magneten (Stromaufnahme ca. 0,02A) gesteuert, lediglich die Tonmembranen<br />
der 1-registrigen Lade im I. Manual werden über Bleirohre, welche aus den<br />
Membranleisten der hinteren Lade des I. Manuals gespeist werden, gesteuert.<br />
- I. Manual 10 Register (Aufteilung s.o.)<br />
- II. Manual 10 Register<br />
- III. Manual 10 Register<br />
- IV. Manual (Fernwerk) 8 Register<br />
- Pedal Fernwerk 1 Register *<br />
- Pedal (Großpedal) 4 Register<br />
- Pedal (Kleinpedal) 4 Register<br />
- Unitlade Gemshorn 109 Töne **<br />
- Unitlade Fagott 85 Töne **<br />
* Zweigeteilte Lade, direkte Steuerung der Taschen durch die Reisner-<br />
Magnete. Im Spieltisch ist ein entsprechender Registerschalter original<br />
vorhanden gewesen, es fehlte lediglich die Gravur der Registerklappe.<br />
** Zweigeteilte Lade, direkte Steuerung der Taschen durch die Reisner-<br />
Magnete.<br />
Seite 13 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
II. und III. Manual:<br />
Um der neuen Prospektgestaltung Rechnung zu tragen, wurden die Windladen<br />
des II. und III. Manuals gegeneinander getauscht. Die Lade des II. Manuals steht<br />
nunmehr rechts (Cs-Seite) und die Lade des III. Manuals links (C-Seite), was<br />
auch den ursprünglichen Plänen Jørgensens entspricht. Um tiefgreifende<br />
Veränderungen an den Kanalanschlüssen der Bälge zu vermeiden, sind die<br />
Bälge, beide von identischen Abmessungen, an ihren originalen Positionen<br />
verblieben.<br />
Bedingt durch die Umstellung der Windladen des II. und III. Manuals mußten die<br />
Kanalanschlüsse in den unter den Windladen angebrachten Registerkanälen<br />
jeweils auf die gegenüberliegende Seite des Registerkanals verlegt werden, die<br />
je 2 Anschlußkanäle zwischen Balg und Registerkanal wurden geringfügig<br />
angepaßt, ebenso die Umlenkrollen der beiden Rollventilschnüre.<br />
Unit-Laden:<br />
Auch die Position der Unitladen (Gemshorn und Fagott) wurde getauscht, um<br />
die ohnehin beengten Platzverhältnisse hinter den Laden des II. und III. Manuals<br />
nicht weiter zu verschlechtern und um einen Zugang zu Servicezwecken zu<br />
gewährleisten. Darüberhinaus bleibt die Zuordnung der Unitladen (Gemshorn-<br />
Register im II. Manual und Pedal, Fagott-Register im I. und III. Manual und Pedal)<br />
erhalten. Dazu war es notwendig, die Stellung der Pfeifen auf den Laden im<br />
Bereich der jeweils ersten zwölf Töne zu modifizieren. Die Anhängungen für die<br />
jeweils größten 12 Pfeifen der Unit-Laden wurden daher in Anlehnung an die<br />
Herstellungsweise der Originalteile erneuert.<br />
Registereinschaltungen:<br />
Alle Registerkanäle wurden demontiert, dafür mußten auch die Windladen des<br />
IV. Manuals und des Kleinpedals angehoben werden. Alle oberhalb der<br />
Windladen liegenden Auslaßventile und Rückholfedern der<br />
Registereinschaltungen wurden demontiert. Alle Registereinschaltbälge wurden<br />
gründlich geprüft und mit Talkumpuder behandelt, ein Balg wurde neu<br />
beledert. Alle Membranen der Registereinschaltungen wurden erneuert. Nach<br />
dem Wiedereinbau der Registereinschaltbälge wurden alle Auslaßventile und<br />
Rückholfedern genau justiert, um ein präzises Öffnen und Schließen der<br />
Registereinschaltbälge zu gewährleisten.<br />
Steuerventile und –Bälgchen:<br />
Alle Steuerventile und Steuerbälgchen der Tontraktur wurden gründlich<br />
untersucht und auf ordnungsgemäße Funktion geprüft. In wenigen Einzelfällen<br />
mußten die Eisenkerne der Reisner-Magnete um ca. 1mm gekürzt werden, um<br />
Kollisionen mit den Steuerbälgchen zu verhindern.<br />
Seite 14 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Auslaßventile mit Rückholfedern Registereinschaltbälge<br />
Membranleisten und Kegelventile:<br />
Alle Membranleisten des I. Manuals wurden ausgebaut, alle Membranen<br />
wurden erneuert. Vor dem Wiedereinbau der Membranleisten wurden alle<br />
Kegelventile gereinigt und auf gleichmäßigen Gang und Abstand zu den<br />
Membranen eingestellt.<br />
Alle Membranen der Registereinschaltungen wurden erneuert.<br />
Registerkanzellen, Stockdichtungen, Bleirohre:<br />
Alle Registerkanzellen wurden von innen gereinigt, beschädigte Teile der<br />
Stockdichtungen (Filz) wurden ersetzt. Alle Bleirohre (Registereinschaltungen,<br />
Verbindung der hinteren und mittleren Lade des I. Manuals, Tremulanten)<br />
wurden gerichtet, gegebenenfalls ausgerundet, beschädigte Teile gelötet und<br />
wieder eingeklebt. Längere Bleirohre wurden mit Stoffband fixiert.<br />
Besonders im Bereich der Windlade des Großpedals waren an den<br />
Stockdichtungen schwere Schäden durch Mottenfraß festzustellen, die bereits<br />
zu erheblichen Undichtigkeiten geführt hatten. Vermutlich entstanden die<br />
Schäden im Anschluß an einen Wasserschaden in diesem Bereich, ein akuter<br />
Mottenbefall konnte jedoch nicht festgestellt werden.<br />
Als prophylaktische Maßnahme wurde dem Auftraggeber die Aufstellung von<br />
Mottenfallen in der Orgel empfohlen.<br />
Seite 15 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
beschädigte Stockdichtungen<br />
Alle beschädigten Bereiche der Stockdichtungen wurden durch Filz in<br />
identischer Stärke ersetzt.<br />
Seite 16 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Stöcke, Pfeifenbretter, Pfeifenanhängungen:<br />
Die Pfeifenstöcke wurden in hervorragendem Zustand vorgefunden, lediglich<br />
die Stöcke der Großpedal-Windlade (Wasserschaden s.o.) mußten abgerichtet<br />
werden und bei zwei Stöcken mußte die Leiste, welche die<br />
Verführungsbohrungen verschließt, erneuert werden.<br />
Alle gerissenen oder gebrochenen Pfeifenbretter wurden ausgespant bzw. neu<br />
verleimt, fehlende Teile wurden ersetzt. Stützen der Pfeifenbretter mußten nicht<br />
repariert oder erneuert werden. Pfeifenanhängungen mußten nur geringfügig<br />
repariert werden, fehlende Bänder zum Festbinden von Pfeifen wurden ersetzt,<br />
die Pfeifenanhängung im Bereich der Großpedal-Windlade wurde stabilisiert.<br />
Taschen:<br />
Die Taschen der Windladen des II. und III. Manuals, der Kleinpedal-Windlade,<br />
der Pedallade im Fernwerk und der beiden Unitladen wurden vollständig<br />
erneuert, die Taschen der Windlade des IV. Manuals wurden teilweise erneuert.<br />
Die Taschen der Großpedal-Windlade wurden nicht erneuert, weil diese vor<br />
wenigen Jahren vollständig erneuert worden sind.<br />
Alle erneuerten Taschen wurden in gleichen Abmessungen und in gleicher<br />
Herstellungsweise wie die originalen Teile hergestellt, mit Ausnahme der<br />
Leimfläche an der Unterseite, welche mit Papier belegt wurde, was ein<br />
Auswechseln von Taschen ohne Beschädigung des Kanzellenbodens<br />
ermöglicht. Das Spaltleder der erneuerten Taschen wurde geringfügig stärker<br />
gewählt, um ein Absacken und Verklemmen der Ventilscheiben in den<br />
Bohrungen, wie es vor der Erneuerung bei diversen Taschen festgestellt werden<br />
konnte, zu verhindern. Darüberhinaus wurde das Spaltleder mit einer<br />
dünnflüssigen Gummilösung behandelt, um eine optimale Dichtigkeit über<br />
einen langen Zeitraum zu gewährleisten.<br />
In Absprache mit dem Sachverständigen wurde auf die Verwendung von<br />
“Polypel” bei der Herstellung der neuen Taschen verzichtet, weil dieses Material<br />
noch nicht lange genug verwendet wird und daher keine gesicherten<br />
Erkenntnisse über das langfristige Verhalten des Materials vorliegen.<br />
gereinigte Registerkanzelle vor dem Einbau der neuen Taschen<br />
Seite 17 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
X. Elektrische Anlage<br />
Reisner-Magnete:<br />
Bis auf sehr vereinzelte Ausnahmen waren alle Reisner-Magnete in<br />
hervorragendem Zustand. Unzuverlässige Magnete wurden erneuert. Die<br />
Magnete der nicht mehr benötigten Schwellmaschinen des II. und III. Manuals<br />
wurden ausgebaut und als Reserve hinterlegt. Alle Messing-Kontakte der<br />
Reisner-Magnete wurden gereinigt und mit feiner Stahlwolle poliert.<br />
Stromversorgung:<br />
Das lose im Spieltisch deponierte, unterdimensionierte Netzteil (siehe oben,<br />
Abschnitt VIII.) wurde entfernt und durch ein ausreichend dimensioniertes und<br />
lüftergekühltes Netzteil, welches in der neuen Verteilung im Gebläseraum<br />
montiert wurde, ersetzt.<br />
Verteilung:<br />
Im Gebläseraum wurde eine neue Verteilung mit allen Schalt- und<br />
Sicherungseinrichtungen für die komplette Orgel installiert (Eigenleistung des<br />
Auftraggebers). Der Schaltplan für die neue Verteilung wurde vom Verfasser<br />
dieses Berichts erstellt und hinterlegt. Die Zuleitungskabel für die Verteilung<br />
wurden ebenfalls durch den Auftraggeber erneuert.<br />
Seite 18 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Innenbeleuchtung:<br />
Innenbeleuchtung und Steckdosen in der Orgel sowie die entsprechende<br />
Verkabelung wurden durch den Auftraggeber erneuert.<br />
Kabel, Anschlußbrett:<br />
Alle vorhandenen Niederspannungskabel (lackierte Drähte mit Baumwollmantel)<br />
sind in gutem Zustand. Einzige Ausnahme waren Versorgungsleitungen<br />
im Spieltischbereich, deren Kunststoffmantel brüchig geworden war. Diese<br />
Kabel wurden ausnahmslos erneuert.<br />
brüchige Kunststoffmantelleitungen im Spieltischbereich<br />
Durch die Anbindung eines zweiten Spieltisches an die vorhandene Orgel<br />
(siehe unten, Abschnitt XV.) war es erforderlich, die Signale des alten und des<br />
neuen Spieltisches an einem neuen Anschlußbrett innerhalb der Orgel<br />
zusammenzuführen. Darüberhinaus schützt das Anschlußbrett den alten<br />
Spieltisch durch den Einsatz von Sperrdioden vor Rückströmen und ermöglicht<br />
den problemlosen Simultanbetrieb der beiden Spieltische.<br />
Von diesem Anschlußbrett wurden neue Steuerleitungen LiYY (10-61 Adern)<br />
0,14mm² (Farbcode nach DIN 47100) zu folgenden Windladen verlegt:<br />
- I., II., III. Manual (Töne und Register)<br />
- Anschlußbrett Pedal an der Kleinpedal-Lade (Töne)<br />
- Großpedal und Kleinpedal (Register)<br />
- Gemshorn-Unitlade (Töne)<br />
- Fagott-Unitlade (Töne)<br />
Seite 19 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Vom (alten) Spieltisch bis zum Anschlußbrett wurden neue Steuerleitungen LiYY<br />
0,14mm² (Farbcode nach DIN 47100) verlegt für alle Register und für Töne IV.<br />
Manual, sowie neue Hauptkabel für 14VDC(H07-VK rot bzw. blau). Die Kabel<br />
der gemeinsamen Minus-Anschlüsse der Reisner-Magnete wurden ebenfalls<br />
erneuert (H07-VK blau). Für die Schwellmaschine Fernwerk (IV. Man.) wurden<br />
neue Steuerleitungen zur SPS in der Orgel (siehe unten, Abschnitt XIV.) verlegt.<br />
Anschlußbrett<br />
Alle in der Orgel neu verlegten Kabel wurden in Kabelkanälen verlegt. Für alle<br />
neu verlegten Kabel wurden Kabeltabellen angefertigt und hinterlegt.<br />
Seite 20 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
XI. Gerüst, Gangbretter<br />
Um für die Windladen des II. und III. Manuals eine stabile Position zu<br />
gewährleisten, wurden die äußeren Auflageböcke der Windladen mit den<br />
Wänden der Schwellergehäuse verschraubt.<br />
Im Eingangsbereich der beiden Schwellwerke wurden die Gangbretter<br />
zwischen Windladen und Unit-Laden entfernt, um das Pfeifenwerk vor<br />
Beschädigungen zu schützen (ursprünglich befanden sich die Gangbretter in<br />
Höhe der Pfeifenstöcke, was zahlreiche Schäden an den hinteren Pfeifenreihen<br />
zur Folge hatte und insbesondere den Zugang zu Tonmagneten und<br />
Registereinschaltungen stark erschwerte). Die verbliebenen Gangbretter<br />
wurden klappbar eingerichtet, um einen Zugang zu Magneten,<br />
Registereinschaltungen, Bälgen, Zusatzladen, Schwellmaschinen, Tremulanten,<br />
Rollventilen und Unterseiten der Windladen zu ermöglichen.<br />
Das Gangbrett hinter dem I. Manual wurde aus o.g. Gründen ca. 30cm<br />
niedriger montiert, das mittlere Gangbrettauflager, an welchem außerdem die<br />
Leiter befestigt ist, wurde stabilisiert.<br />
XII. Erweiterungen<br />
Principal 16´ I. Manual:<br />
Der Orgel wurde ein komplett neues Register hinzugefügt: Principal 16´ I.<br />
Manual. Die Töne C-Ds sind als Kombinationspfeifen aus Holz nach Vorbild<br />
Sauer (offen 8´ + gedeckt 5 1/3´) ausgeführt und hinter den äußeren<br />
Gehäusetürmen plaziert, 36 Zinnpfeifen (E-ds´´) stehen im Prospekt, 21<br />
Zinnpfeifen (e´´-c´´´´) stehen auf den Diskant-Zusatzladen.<br />
Die im Prospekt stehenden Pfeifen werden von vier Zusatzladen (elektrische<br />
Kegelladen) gespeist. Zwei Zusatzladen für die Töne C-a° sind im vorderen<br />
Bereich innerhalb der Schwellergehäuse des II. bzw. III. Manuals plaziert, zwei<br />
Laden für die Töne b°- c´´´´ sind im Mittelbereich vor den Windladen des I.<br />
Manuals montiert. Die Töne e´´-c´´´´ stehen direkt auf den Zusatzladen.<br />
Um den Stromfluß über die Tastenkontakte im Spieltisch nicht zu erhöhen,<br />
werden die Tonmagnete der Zusatzladen von einer geräuschlosen Transistor-<br />
Verstärkerschaltung gesteuert. Die Verstärkerschaltung wird durch das<br />
Einschalten des Registers am Spieltisch aktiviert. Durch die Verwendung des bis<br />
dahin nicht gravierten Registerschalters Nr. 30 konnte das neue Register ohne<br />
tiefgreifende Veränderungen in den Spieltisch integriert werden. Die<br />
Registerklappe wurde ausgebaut und die Gravur nach den originalen<br />
Schriftmustern ausgeführt.<br />
Seite 21 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Verstärkerschaltung für die Zusatzladen des Principal 16´<br />
´<br />
Vox Humana 8´ IV. Manual:<br />
Aus bisher nicht bekannten Gründen fehlten die Pfeifen der Vox Humana 8´ IV.<br />
Manual, obwohl das Register vollständig vorbereitet war (Registerkanzelle,<br />
Registereinschaltung, Stöcke, Pfeifenbretter, gravierter und angeschlossener<br />
Registerschalter im Spieltisch). Möglicherweise waren auch in diesem Fall<br />
mangelnde Geldmittel der Anlass, das Register nicht fertigzustellen.<br />
Es wurden 61 neue Pfeifen (C-c´´´´) für die Vox Humana 8´ (deutsche Bauweise)<br />
geliefert, in die vorhandenen Pfeifenbretter eingeraspelt und intoniert.<br />
Pedalregister Salicional 16´ Fernwerk:<br />
Im Gegensatz zur Vox Humana 8´ IV. Manual, war 1943 das Pedalregister<br />
Salicional 16´ im IV. Manual von Jørgensen vollständig fertiggestellt worden, es<br />
fehlte lediglich die Gravur des entsprechenden Registerschalters im Spieltisch.<br />
Die Registerklappe wurde ausgebaut und die Gravur nach den originalen<br />
Schriftmustern ausgeführt.<br />
Seite 22 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
XIII. Spieltisch<br />
Vorbemerkungen:<br />
Es konnte festgestellt werden, daß der Spieltisch in allen Bereichen in<br />
erstklassiger Qualität hergestellt wurde und, gemessen an seinem Alter, sowohl<br />
technisch wie auch optisch in sehr gutem Zustand ist.<br />
Von Herrn Thor Nielsen (Orgelbauer beim Kirkelig Fellesråd i <strong>Oslo</strong>) wurde<br />
mitgeteilt, daß der Spieltisch von einem ehemaligen Mitarbeiter der Firma<br />
Ludwig Eisenschmid (damals München, Deutschland) namens Mühlbauer<br />
gebaut wurde. In vielen Bereichen sind Einflüsse der Firma Eisenschmid zu<br />
erkennen, jedoch wird bei genauerer Untersuchung auch die „Handschrift“ des<br />
Erbauers deutlich.<br />
Bei der Untersuchung der verschiedenen Kontakte im Spieltisch zeigte sich, daß<br />
die Kontakte dank der ausschließlichen Verwendung von Reisner-Magneten in<br />
der Orgel so gut wie keinem Verschleiß ausgesetzt sind.<br />
Einige Teile des Spieltisches (z.B. Crescendo-Anzeige, Walzenmechanik,<br />
Crescendo-Kontaktapparate, Pistons) sind als besonders selten und wertvoll zu<br />
bewerten.<br />
Spieltisch vor der Restaurierung<br />
Seite 23 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Gehäuse:<br />
Das Spieltischgehäuse einschließlich der Rolljalousie wurde von außen und<br />
innen gründlich gereinigt und mit einem Holzpflegemittel behandelt. Alle<br />
Klaviaturbacken, Registerschalter, Kombinationsschalter, Druckknöpfe,<br />
Anzeigeelemente, Beschilderungen etc. wurden gründlich gereinigt. Die<br />
Spiralfedern, welche das Gewicht der Rolljalousie kompensieren, wurden mit<br />
einer Führung ausgestattet, um ein zuverlässiges Einrasten der Rolljalousie in die<br />
Aufnahmehaken der Spiralfedern zu gewährleisten und ein Verrutschen der<br />
Aufnahmehaken zu verhindern. Die Führungsnuten der Rolljalousie im<br />
Spieltischgehäuse und die Gleitflächen der Rolljalousie wurden gereinigt, mit<br />
feinem Schleifpapier geschliffen und mit Graphitlösung behandelt. Die<br />
drehbaren Füllungen seitlich der Pedalklaviatur, eine weitere Besonderheit des<br />
Spieltisches, wurden gangbar gemacht.<br />
Manualklaviaturen:<br />
Die Tasten des I. Manuals sind mit je 2 Bürstenkontakte ausgestattet. Wegen der<br />
großen Anzahl an Koppeln wurde zusätzlich zum regulären Kontakt am hinteren<br />
Tastenende ein zweiter Kontakt im vorderen Tastenbereich eingebaut.<br />
Alle Manualtasten (Klaviaturumfang C-c´´´´) wurden gründlich gereinigt,<br />
Führungsstifte gereinigt und poliert. Alle Kontakte der Manualklaviaturen<br />
(Bürstenkontakte mit Kupferblech) wurden gereinigt und poliert, es waren keine<br />
nennenswerten Abnutzungen festzustellen. Die Zuleitungskabel für die<br />
Tastenkontakte wurden erneuert.<br />
Die Tastengarnierungen für die vorderen Führungsstifte, ebenso wie alle<br />
Auflage- und Aufschlagfilze sind in gutem Zustand, lediglich im Bereich c°-c´´´<br />
des I. Manuals wurde die Garnierung erneuert.<br />
Erneuerte Tastengarnierung<br />
Seite 24 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Pedalklaviatur:<br />
Die stark abgenutzten Beläge der Ober- und Untertasten wurden in originalen<br />
Abmessungen vollständig erneuert. Die Obertasten erhielten neue Ebenholzauflagen,<br />
die schwarze Lackierung der vorderen und seitliche Flächen der<br />
Obertasten wurde nach originalem Vorbild erneuert. Abweichend vom Original<br />
wurde in Absprache mit dem Sachverständigen kein Ahorn, sondern Eiche für<br />
die neuen Untertastenbeläge gewählt. Da auch die Spieltischfront unterhalb<br />
des Klaviaturbodens vollständig in Eiche ausgeführt ist, ergibt sich dadurch eine<br />
verbesserte optische Harmonie.<br />
Auch die Befilzung der zusätzlichen Führungsschlitze für die Obertasten erwies<br />
sich als stark abgenutzt und wurde vollständig erneuert, die Führungsstifte der<br />
Obertasten wurden poliert.<br />
Auflage- und Aufschlagfilze waren demgegenüber in gutem Zustand und<br />
wurden lediglich mit dünnen Filzscheiben ausgeglichen, um gleichmäßige<br />
Ruhe- und Arbeitspositionen der Pedaltasten zu erreichen.<br />
Die seitliche Belederung der Pedaltasten wurde ausgeglichen, um ein<br />
gleichmäßig geringes seitliches Spiel zu erreichen. Um die Leichtgängigkeit der<br />
Tasten zu optimieren wurde die seitliche Belederung mit Graphitlösung<br />
bestrichen und die seitliche Tastenführung mit feinem Schleifpapier poliert.<br />
Die Schenkelfedern am vorderen Tastenende wurden ausgeglichen, um einen<br />
gleichmäßigen Druckpunkt zu erreichen.<br />
Die Gegenlager der Federn aus stabilem Gurtband sind in gutem Zustand, aber<br />
offensichtlich nicht original, da im vorderen Rahmenstück der Klaviatur und in<br />
den Unterseiten der Tasten Bohrungen für Spiralfedern vorhanden sind. Ein<br />
möglicher Grund für diese Veränderung sind unerwünschte Geräusche.<br />
Die Führungsstifte der hinteren Tastenführung wurden gereinigt und poliert.<br />
abgenutzter Untertastenbelag (oben)<br />
Untertaste mit erneuertem Belag (unten)<br />
Seite 25 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
abgenutzte Befilzung der Führungsschlitze<br />
Restaurierte Pedaltasten<br />
Seite 26 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Schwelltritte, Crescendo-Walze, Koppeltritte etc.:<br />
Die teilweise abgenutzten Gummibeläge der Schwelltritte und der Crescendo-<br />
Walze wurden nach originalem Vorbild vollständig erneuert. Alle<br />
Metallauflagen der Koppel- und Walzentritte, alle Metallschilder einschließlich<br />
des Firmenschildes über der dritten Manualklaviatur und die Köpfe der Pistons<br />
wurden gereinigt und poliert.<br />
Registerschalter, Kombinationsschalter:<br />
Alle Registerschalter, Kombinationsschalter und Nebenzüge wurden gereinigt<br />
und auf ihre korrekte Funktion und Befestigung überprüft, einzelne Kabel<br />
wurden neu angelötet, einzelne Schalter wurden befestigt. Alle Registerklappen<br />
und alle Knöpfe der Kombinationsschalter wurden gründlich gereinigt.<br />
Fehlende Kombinationsschalter-Knöpfe wurden ersetzt, abgenutzte Lackierung<br />
an einzelnen Kombinationsschalter-Knöpfen wurde ausgebessert. Alle Kombinationsschalterknöpfe<br />
wurden auf festen Sitz geprüft, einzelne Knöpfe wurden<br />
befestigt.<br />
Seite 27 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Crescendo-Anzeige:<br />
Die Mechanik der Crescendo-Anzeige wurde überarbeitet und gangbar<br />
gemacht, das zerbrochene Schauglas wurde erneuert und neu eingepaßt, der<br />
gebrochene Metallrahmen des Schauglases wurde neu verlötet und poliert.<br />
Seite 28 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Crescendo:<br />
Die Crescendo-Vorrichtung muß als ein besonders seltenes und wertvolles<br />
Exemplar bewertet werden. In ihrer Ausführung zeigt sie ein hohes Maß an<br />
Einfallsreichtum, hervorragende Einstellbarkeit und sehr hohe Qualität.<br />
Die Vorrichtung besteht aus zwei getrennten Kontaktapparaten (mit jeweils 48<br />
Kontakten), welche durch die Walzenmechanik nacheinander bewegt<br />
werden. Jeder Kontakt kann mit Hilfe eines an der Vorrichtung deponierten<br />
Werkzeuges einzeln eingestelllt werden.<br />
Die Walzenmechanik ist so eingerichtet, daß die Walze, im Unterschied zu allen<br />
mir bekannten Walzen mit integriertem Anfangs- und Endanschlag, zwei volle<br />
Umdrehungen ausführen kann. Der Anschlag wird kurz vor dem Ende der ersten<br />
Umdrehung von der Mechanik aus der Walze herausgeschoben und, nachdem<br />
die erste Umdrehung vollständig ist, wieder in die Walze hinein. Dies hat den<br />
Vorteil, daß das Crescendo im Spielbetrieb trotz einer großen Anzahl von<br />
nacheinander zu schaltenden Registern sehr nuanciert eingestellt werden kann.<br />
Konstruktionsbedingt arbeiten alle Kontaktfedern der Kontaktapparate selbstreinigend.<br />
Die Sammelschiene der Plus-Zuleitung und die Kontaktfedern wurden<br />
gereinigt und poliert. Die Mechanik wurde gereinigt, die Zuleitungskabel<br />
wurden erneuert (s.o. Abschnitt “Elektrische Anlage/ Kabel”).<br />
Crescendo-Kontaktapparate<br />
Seite 29 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Folgende Einstellung der Crescendo-Stufen (Stufen 1-20 Kontaktapparat rechts,<br />
Stufen 21-42 Kontaktapparat links) wurde vorgefunden:<br />
Stufe Register (Numerierung der Registerschalter im Spieltisch)<br />
1 63, 70-75, 77, 78, 82, Lampe „General-Crescendo“<br />
2 76<br />
3 35, 20, 5<br />
4 4<br />
5 50<br />
6 36, 80<br />
7 53<br />
8 65<br />
9 19<br />
10 7<br />
11 34, 52<br />
12 49<br />
13 22<br />
14 9<br />
15 39<br />
16 38<br />
17 33<br />
18 32<br />
19 81<br />
20 48, 54, 60<br />
--------------------------------<br />
21 28<br />
22 56<br />
23 31<br />
24 67<br />
25 24<br />
26 59<br />
27 1<br />
28 16, 68<br />
29 11, 55<br />
30 12, 41<br />
31 30<br />
32 29, 58<br />
33 44<br />
34 84<br />
35 13<br />
36 89, 90, 25<br />
37 57<br />
38 10<br />
39 87<br />
40 85, 92 Die Register 3, 6, 8, 17, 21, 23, 40, 42, 43, 62<br />
41 26 und die Funktion „HR ab“ sind nicht im Crescendo<br />
42 91 eingestellt.<br />
Seite 30 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Schwelltritte (elektrisch):<br />
Die drei Schwelltritte sind mit ähnlichen Kontaktapparaten ausgerüstet wie die<br />
Crescendo-Walze, jedoch mit nur jeweils 15 Kontakten und je 1 “Vorkontakt” zur<br />
Bestimmung der Arbeitsrichtung der Schwellmaschinen. Auch hier wurden die<br />
Sammelschiene der Plus-Zuleitung und die Kontaktfedern gereinigt und poliert.<br />
Die Mechanik wurde gereinigt, das Zuleitungskabel wurde erneuert (s.o.<br />
Abschnitt X.).<br />
Die mechanischen Verbindungen zwischen den Schwelltritten des II. und III.<br />
Manuals und den entsprechenden Kontaktapparaten, sowie die Tritt-Bremsen<br />
wurden ausgebaut und eingelagert. Die Kontaktapparate des II. und III.<br />
Manuals wurden nicht ausgebaut, lediglich die Zuleitungskabel wurden<br />
entfernt.<br />
Durch den Einbau der neuen stufenlosen Schwellmaschinen für das II. und III.<br />
Manual war es erforderlich, die entsprechenden Schwelltritte mit Potentiometerbaugruppen<br />
mit integrierten Bremsen und Gangbegrenzungen<br />
auszurüsten.<br />
neue Potentiometer/Bremsen/Gangbegrenzungen der Schwelltritte II und III<br />
Seite 31 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Tastenkontakte Pedal:<br />
Der Spielapparat mit den Tastenkontakten des Pedals ist nicht, wie allgemein<br />
üblich, am Boden des Spieltisches montiert, sondern direkt an der<br />
Pedalklaviatur. Die Kabel des Spielapparates sind entsprechend länger, sodaß<br />
die Pedalklaviatur einschließlich Spielapparat zu Servicezwecken aus dem<br />
Spieltisch herausgenommen werden kann.<br />
Die Tastenkontakte sind, wie in den Manualklaviaturen, Bürstenkontakte mit<br />
kupfernem Kontaktblech. Alle Kontakte wurden gereinigt und poliert, die<br />
Messing-Blattfedern, an denen die Kupferbleche befestigt sind, wurden<br />
ausgerichtet und fixiert. Das Zuleitungskabel wurde erneuert.<br />
Druckknöpfe, Koppeltritte:<br />
Die Druckknöpfe unter dem I. Manual und die Koppeltritte betätigen die<br />
gleiche Art von Bürstenkontakten wie die Manual- bzw. Pedaltasten. Alle<br />
Kontakte wurden gereinigt und poliert.<br />
Einige der Druckknöpfe unter dem ersten Manual arbeiten mit Hilfe einer sogen.<br />
“Herzchenmechanik” (vergleichbar mit der Mechanik von Kugelschreibern)<br />
einrastend. Es konnte festgestellt werden, daß diese Mechaniken in<br />
hervorragender Qualität hergestellt wurden und auch nach über 60 Jahren<br />
weder Funktionsmängel noch Anzeichen von Verschleiß aufweisen.<br />
Pistons:<br />
Die Pistons und deren Kontakte wurden gereinigt und auf korrekte Funktion<br />
geprüft. Auch die Pistons und deren Kontakte wurden in hervorragender<br />
Qualität hergestellt. Die Pistonköpfe sind aus massivem Metall gedreht und mit<br />
stabilen Spiralfedern ausgerüstet. Jeder Kontakt ist mit einer eigenen Spiralfeder<br />
versehen.<br />
Besonders bemerkenswert ist, daß als Kontaktgeber für die Pistonkontakte<br />
Norwegische 50-Öre-Münzen verwendet wurden, welche offenbar aus einer<br />
sehr hochwertigen Metallegierung hergestellt wurden, sodaß keine Oxidation<br />
an den Kontaktflächen festgestellt werden konnte.<br />
Einzeln gefederte Pistonkontakte<br />
Seite 32 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Pistonköpfe mit Kontaktgebern<br />
Relais:<br />
Alle Relais im Spieltisch wurden gründlich gereinigt und auf korrekte Funktion<br />
geprüft, die Relais für die Ton- und Registertraktur wurden nachreguliert. Die<br />
Kontakte der Vor- und Schaltrelais wurden gereinigt und poliert. Bei den<br />
waagrecht arbeitenden Relais der Ton- und Registertraktur war es erforderlich,<br />
dünne Filz- bzw. Tuchscheiben auf die Stirnseiten der Magnetkerne zu kleben,<br />
da durch die physikalisch bedingte Erwärmung der Magnetwicklungen bei<br />
längerem Betrieb der Relais geringe Restmengen des Klebstoffes, mit dem die<br />
Wicklungen auf dem Kern befestigt sind, austraten und das Zurückfedern der<br />
Relaisanker beim Ausschalten der Relais verhinderten.<br />
Kabel:<br />
Alle Kabel im Spieltisch sind in gutem Zustand, der klebrige Zustand der<br />
Kabelschläuche stellt keine Gefahr für die Kabel oder für die elektrische<br />
Sicherheit dar. Die im Abschnitt X. näher beschriebenen Kabel wurden<br />
erneuert. Einzelne Schraubverbindungen von Zuleitungskabeln an den<br />
Manualklaviaturen wurden erneuert.<br />
Schaltung Akustisk 32´ Pedal:<br />
Da das Register Akustisk 32´ (Pedal) aus gedeckten 10 2/3´ Pfeifen besteht und<br />
nur im Zusammenspiel mit einem 16´-Register, vorzugsweise dem Subbass 16´,<br />
den gewünschten Effekt eines 32´-Registers ergibt, wurde am Anschlußbrett in<br />
der Orgel eine Diode eingebaut, die beim Einschalten des Akustisk 32´<br />
automatisch das Register Subbaß 16´ mit einschaltet. Diese vom<br />
Originalzustand abweichende Schaltung ist reversibel.<br />
Seite 33 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
XIV. SPS in der Orgel<br />
Die innerhalb der Orgel an der Seitenwand neben dem Magazinbalg montierte<br />
SPS (Speicherprogrammierbare Steuerung) empfängt über ein Datenkabel<br />
Signale von dem zweiten (neuen) Spieltisch (siehe unten, Abschnitt XV.),<br />
dekodiert diese Signale und leitet die Signale über das Anschlußbrett an die<br />
Windladen weiter. Darüberhinaus verwaltet die SPS die Signale sämtlicher<br />
Schwelltritte und definiert den zweiten (neuen) Spieltisch als prioritären<br />
Spieltisch, sobald dieser Spieltisch angeschlossen und eingeschaltet ist. Es ist<br />
daher zu beachten, daß bei simultanem Betrieb beider Spieltische die<br />
Schwellmaschinen der Schwellwerke II, III und IV nur die Signale des zweiten<br />
(neuen) Spieltisches empfangen.<br />
Durch den Einbau der SPS, deren Ausgangsmodule ausschließlich Signale mit<br />
positiver Spannung liefern, war es erforderlich, die ursprüngliche Minus-<br />
Steuerung der elektrische Anlage der Orgel als Plus-Steuerung einzurichten. Dies<br />
wurde durch einen Wechsel der Polarität der Hauptzuleitungskabel für 14VDC<br />
realisiert und hat keinen Einfluß auf die Funktionen des alten Spieltisches und<br />
der Orgel. Die Farbcodierung der neuen Zuleitungskabel (rot +, blau -) gilt für<br />
den derzeitigen Zustand.<br />
Seite 34 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
XV. Zweiter (neuer) Spieltisch<br />
Der zweite Spieltisch ist im Gegensatz zum alten Spieltisch mit drei anstatt vier<br />
Manualen ausgestattet, die Register des Fernwerkes (IV. Manual) können dafür<br />
als sogenanntes “floating manual” an alle drei vorhandenen Manuale und an<br />
das Pedal angekoppelt werden.<br />
Die Anordnung der Registerschalter ist die gleiche wie am alten Spieltisch.<br />
Der zweite Spieltisch verfügt über ein prozessorgesteuertes kombiniertes Koppel-<br />
und Übertragungssystem und ein prozessorgesteuertes Setzersystem mit bis zu<br />
30000 Kombinationen und einem USB-Anschluß zur externen Speicherung von<br />
Kombinationen.<br />
Seite 35 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Der vollständig auf seinem Podest montierte Spieltisch kann mit Hilfe eines<br />
Gabelhubwagens auf ebener Fläche bewegt werden. Um den Spieltisch an<br />
einer nicht auf ebener Fläche erreichbaren Stelle aufzustellen (z.B. Empore),<br />
kann der Spieltisch in 8 Teile zerlegt werden:<br />
- Klaviaturdeckel (mit LCD-Display, Anzeigeelementen, Bedienelementen<br />
und USB-Anschluß)<br />
- Linke Registerschalter-Einheit (mit Motor- / Lichtschalter und Sequenzer)<br />
- Rechte Registerschalter-Einheit (mit Sequenzer)<br />
- Klaviaturblock (3 Klaviaturen mit Bedienelementen unter dem I. Manual)<br />
- Sockel (mit Setzersystem, Koppel-/Übertragungssystem, Stromversorgung<br />
und Anschlußfeld)<br />
- Orgelbank<br />
- Pedalklaviatur<br />
- Podest<br />
Alle elektrischen Bauteile in Klaviaturdeckel, linker und rechter Registerschalter-<br />
Einheit und Klaviaturblock sind über Steckverbindungen mit dem Sockel<br />
verbunden. Der Anschluß für die Notenlampe befindet sich auf der Oberseite<br />
der linken Registerschalter-Einheit.<br />
Das Anschlußfeld im unteren Bereich der Rückseite des Spieltischsockels umfaßt<br />
3 Anschlüsse:<br />
- links: Datenkabel<br />
- mitte: Steuerkabel 24VDC für Einschaltung der Orgel<br />
- rechts: Kabel für 230VAC<br />
Anschlüsse für Datenkabel und Steuerkabel wurden an der linken Seite der<br />
Stufen unterhalb der Kanzel sowie in der unteren Emporenstufe installiert. Das<br />
Kabel für 230VAC kann an jeder 230V-Steckdose angeschlossen werden.<br />
Das Datenkabel wurde im Keller der Kirche bis zum Kellerraum unterhalb der<br />
Hauptverteilung und von dort durch ein vorhandenes Leerrohr bis unter den<br />
Emporenfußbodenverlegt. Das zweite Datenkabel wurde unter dem<br />
Emporenfußboden verlegt. Beide Datenkabel wurden weiter unter der Orgel bis<br />
zur Fußbodendurchführung der Spieltischkabel und von dort innerhalb der<br />
Orgel bis zur SPS in der Orgel verlegt.<br />
Das Steuerkabel wurde ebenfalls im Keller der Kirche bis zum Kellerraum<br />
unterhalb der Hauptverteilung verlegt. Das zweite Steuerkabel wurde unter<br />
dem Emporenfußboden und durch ein vorhandenes Leerrohr bis zum Kellerraum<br />
unterhalb der Hauptverteilung verlegt. Dort wurden die beiden<br />
Steuerkabel zusammengeführt und als einzelnes Steuerkabel durch ein<br />
vorhandenes Leerrohr von der Hauptverteilung bis zum Treppenabsatz in Höhe<br />
des Gebläseraumes und von dort aus weiter bis zur neuen Verteilung im<br />
Gebläseraum verlegt.<br />
Seite 36 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
Anschlüsse Altarraum<br />
Anschlüsse Empore<br />
Seite 37 von 38
KARL SCHUKE BERLINER ORGELBAUWERKSTATT GMBH<br />
XVI. Schlußbemerkungen<br />
Die Firma <strong>Karl</strong> <strong>Schuke</strong> Berliner Orgelbauwerkstatt GmbH dankt für besondere<br />
Unterstützung bei der Ausführung der Arbeiten:<br />
Herrn Ole Spydevold, Bauleiter des Kirkelig Fellesråd i <strong>Oslo</strong><br />
Herrn Thor Nielsen, Orgelbauer des Kirkelig Fellesråd i <strong>Oslo</strong><br />
Jürgen Magiera<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Schuke</strong> Berliner Orgelbauwerkstatt GmbH<br />
Seite 38 von 38