keltischen Münzen - ExperimentA
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Keltischen Münzmeistern auf der Spur<br />
1997, 79ff.). Diese bisherigen Versuche legen am ehesten ein Aufschmelzen von Metallgranulat in den<br />
Tüpfelplatten in einem Holzkohlefeuer nahe.<br />
Analysen von Tüpfelplatten aus Manching ergaben, dass sie auf der Oberseite Temperaturen über 1000°C, auf<br />
der Unterseite nur 400-800°C ausgesetzt waren. Reguli, also kleinste Metallspritzer an denselben Tüpfelplatten<br />
stammten vor allem von Goldlegierungen, in Böhmen wurden auch Silber-Kupfer und Kupfer-Zinn-Blei-<br />
Legierungen nachgewiesen (Gebhard et al. 1997). Zur Zusammensetzung der Kerne subaerater <strong>Münzen</strong> ist leider<br />
kaum etwas bekannt. Bei den in der Literatur verfügbaren Daten handelt es sich im allgemeinen um<br />
zerstörungsfreie Oberflächenanalysen (also meist der Silberschicht), bei welchen ausserdem schwierig zu<br />
beurteilen ist, inwieweit Korrosionsvorgänge die oberflächliche Zusammensetzung verändert haben.<br />
Archäologische Belege zu Einrichtungen, die zum Schmelzen von Münzrohlingen geeignet wären, gibt es aus<br />
spätkeltischer Zeit nur wenige. Die spärlichen Ofenbefunde z.B. aus Bibracte (F) (Duval et al. 1991) oder Sévaz-<br />
Tudinges (CH) (Mauvilly et al. 1998 und 2001) geben eine Idee von der Form der Schmelzgrube. Im<br />
Zusammenhang mit der Luftzufuhr sind fast ausschliesslich sogenannte Düsenziegel bekannt (auch aus Rheinau,<br />
siehe Schreyer/Hedinger 1996), die wohl v.a. in Eisenschmiedeessen eingesetzt wurden, und die eine Luftzufuhr<br />
von der Seite oder von leicht schräg oben ermöglichen. Eine einzige röhrenförmige Düse ist aus Zavist bekannt<br />
(Jansova 1974).<br />
Zu Versilberungstechniken in keltischer Zeit gibt es bisher nur theoretische Ansätze, aber noch keine Nachweise<br />
durch praktische Versuche. Vorgeschlagen werden unter anderem Plattierung, also das Aufbringen einer<br />
Silberfolie, Weissieden (Anreicherung der Oberfläche durch Wegätzen des Kupferanteils einer Silber-Kupfer-<br />
Legierung) oder Feuerversilberung mittels Quecksilber-Amalgamierung (z.B. Moesta/Franke 1995). Keltische<br />
Prägestempel sind ebenfalls bekannt, zum Beispiel vom Mont Vully (FR) (Kaenel/Auberson 1996). Die<br />
Herstellung solcher Stempel ist aber wiederum noch kaum erprobt.<br />
Abb.7-9: Links: Bruchstück einer Tüpfelplatte aus Rheinau. Die Stege sind durch Hitzeeinwirkung blasig geworden. Mitte:<br />
Röntgenaufnahme desselben Stückes. Die Metallrückstände im Ton entlang der Ränder zeichnen sich dunkel ab. Rechts:<br />
Elektronenmikroskopische Aufnahme des Abdruckes einer Getreidespelze im Bruch einer Tüpfelplatte aus Rheinau.<br />
Analyse der Originalfunde aus Rheinau<br />
Schon bei einer Betrachtung von Auge sowie unter dem Binokular sind<br />
ringförmige Ablagerungen, „Brauen“ an der Wandung in den Vertiefungen der<br />
Tüpfelplatten sichtbar. Die Stege zwischen den Vertiefungen sind oft blasig oder<br />
verglast, waren also offensichtlich einer höheren Temperatur ausgesetzt als die<br />
Unterseite der Platten, was auf ein Beheizen von oben schliessen lässt.<br />
Metallrückstände konnten mit diesen Mitteln nur wenige beobachtet werden. Im<br />
Bruch sind ausserdem Negativabdrücke von verbrannter, organischer Magerung<br />
zu sehen. Eine erste Abklärung am IPNA bestätigte, dass es sich um<br />
Getreidespelzen handelt. Eine detaillierte Untersuchung folgt noch. Bei einigen<br />
der subaeraten <strong>Münzen</strong> ist die Silberschicht noch intakt, bei anderen ist sie<br />
stellenweise abgeplatzt und lässt deutlich den darunterliegenden, korrodierten<br />
Buntmetallkern erkennen.<br />
Abb.10-11: Oben: Subaerate Münze aus Rheinau. Deutlich ist die teilweise abgeplatzte<br />
Silberschicht und der darunterliegende Buntmetallkern zu sehen. Unten: 3D-Darstellung<br />
anhand der neutronentomographischen Daten und Schnittbild derselben Münze (Testmünze<br />
003). Die Silberschicht setzt sich optisch durch den helleren Grauwert vom dunkleren Kern ab.