Besondere Möglichkeiten von Musik im ... - Audiva

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01.03.2013 Aufrufe

Vermutlich gibt es eine genetische Disposition. - Ein Hinweis hierfür ist, daß überdurchschnittlich häufig Jungen betroffen sind. Weiter kommen pränatale Faktoren in Betracht, z.B. Infektionen der Mutter, Alkohol, Medikamente, Drogen, Strahlenschädigungen. Komplikationen bei der Geburt, die oft mit Sauerstoffmangel verbunden sind, könnten ebenso Ursache sein wie postnatale Ereignisse wie z.B. fieberhafte und entzündliche Erkrankungen im frühen Kindesalter, die Auswirkungen auf die zerebrale Funktion haben. Relativ gut belegt ist, daß sich häufige Mittelohrentzündungen mit Pauken- höhlenerguß in der sprachsensiblen Phase mit hoher Wahrscheinlichkeit ne- gativ auswirken. In diesen frühkindlichen Entwicklungsphasen (erstes und zweites Lebensjahr) führen akustische Reize zu einer zunehmenden Organi- sation der Nervenfasern und Nervenzellen, d.h. zu einer neuronalen Vernet- zung und damit zur Ausbildung zentraler Hörfunktionen im Rahmen der all- gemeinen Reifung des Zentralnervensystems. Kann das Kind in dieser Zeit nicht richtig hören, wird die funktionelle Entwicklung der Hörbahn behindert (vgl. Zorowka 1996, S. 97). Oft kann man später als bleibendes Restmerkmal Hochtonverluste in der Hörschwellenbestimmung feststellen, was besonders die Wahrnehmung von Konsonanten wie /f/ und /s/ erschwert (vgl. Rosenkötter 1997, S. 88-89). Ähnliches gilt für eine nicht erkannte periphere Hörbehinderung. 3.4.2 Umweltbedingte Ursachen Wahrscheinlich kann ein Mangel an Entwicklungsreizen genauso eine Fehl- entwicklung der Hörbahn verursachen wie unausgewogene Reizeinflüsse (z.B. ständiger Verkehrslärm, permanente Musikberieselung etc. - siehe auch Kapitel 1.3). Nicht jeder dieser Faktoren muß sich auswirken auf die Entwicklung des Kindes. Vermutlich birgt eine Kombination verschiedener oben genannter Ereignisse ein höheres Risiko, daß zentrale Hörstörungen entstehen. Eindeu- tige Kausalzusammenhänge können jedoch nicht gefunden werden. Nur der 48

Zusammenhang von Mittelohrentzündungen und zentralen Hörstörungen ist durch Studien belegt (vgl. Warnke 1998, S. 50). 3.5 Sind zentrale Hörstörungen behandelbar? In Kapitel 3.1 habe ich bei der Unterscheidung von zentraler Fehlhörigkeit schon erwähnt, daß zentrale Fehlhörigkeit eine Störung ist, die lebenslang besteht und die nicht veränderbar ist, daß jedoch auditive Wahrnehmung trainierbar ist (vgl. Esser 1994, S. 21 u. 158). Es wird an anderer Stelle zu überlegen sein, welche Maßnahmen zur Förde- rung sinnvoll sein können (siehe Kapitel 5 und 6). Hier ist es lediglich wich- tig, sich klar zu machen, daß die zentrale Fehlhörigkeit eine pathogene Ver- änderung der Hörbahn ist, die nicht verändert werden kann. Durch Training der auditiven Wahrnehmung und der anderen Wahrneh- mungsbereiche wird jedoch eine Kompensation möglich. Es sollte möglichst früh mit der Förderung begonnen werden, denn die Hirnplastizität und Flexibilität des Zentralnervensystems ist in jungen Jahren noch größer, und man kann so möglicherweise sekundären Störungen (Verhaltensprobleme, Schulschwierigkeiten,...) entgegenwirken. 49

Vermutlich gibt es eine genetische Disposition. - Ein Hinweis hierfür ist,<br />

daß überdurchschnittlich häufig Jungen betroffen sind. Weiter kommen<br />

pränatale Faktoren in Betracht, z.B. Infektionen der Mutter, Alkohol,<br />

Medikamente, Drogen, Strahlenschädigungen. Komplikationen bei der<br />

Geburt, die oft mit Sauerstoffmangel verbunden sind, könnten ebenso<br />

Ursache sein wie postnatale Ereignisse wie z.B. fieberhafte und<br />

entzündliche Erkrankungen <strong>im</strong> frühen Kindesalter, die Auswirkungen auf<br />

die zerebrale Funktion haben.<br />

Relativ gut belegt ist, daß sich häufige Mittelohrentzündungen mit Pauken-<br />

höhlenerguß in der sprachsensiblen Phase mit hoher Wahrscheinlichkeit ne-<br />

gativ auswirken. In diesen frühkindlichen Entwicklungsphasen (erstes und<br />

zweites Lebensjahr) führen akustische Reize zu einer zunehmenden Organi-<br />

sation der Nervenfasern und Nervenzellen, d.h. zu einer neuronalen Vernet-<br />

zung und damit zur Ausbildung zentraler Hörfunktionen <strong>im</strong> Rahmen der all-<br />

gemeinen Reifung des Zentralnervensystems. Kann das Kind in dieser Zeit<br />

nicht richtig hören, wird die funktionelle Entwicklung der Hörbahn<br />

behindert (vgl. Zorowka 1996, S. 97). Oft kann man später als bleibendes<br />

Restmerkmal Hochtonverluste in der Hörschwellenbest<strong>im</strong>mung feststellen,<br />

was besonders die Wahrnehmung <strong>von</strong> Konsonanten wie /f/ und /s/ erschwert<br />

(vgl. Rosenkötter 1997, S. 88-89).<br />

Ähnliches gilt für eine nicht erkannte periphere Hörbehinderung.<br />

3.4.2 Umweltbedingte Ursachen<br />

Wahrscheinlich kann ein Mangel an Entwicklungsreizen genauso eine Fehl-<br />

entwicklung der Hörbahn verursachen wie unausgewogene Reizeinflüsse<br />

(z.B. ständiger Verkehrslärm, permanente <strong>Musik</strong>berieselung etc. - siehe<br />

auch Kapitel 1.3).<br />

Nicht jeder dieser Faktoren muß sich auswirken auf die Entwicklung des<br />

Kindes. Vermutlich birgt eine Kombination verschiedener oben genannter<br />

Ereignisse ein höheres Risiko, daß zentrale Hörstörungen entstehen. Eindeu-<br />

tige Kausalzusammenhänge können jedoch nicht gefunden werden. Nur der<br />

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