Besondere Möglichkeiten von Musik im ... - Audiva
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ganz andere Bedeutung haben muß als die Sehwelt. Erstere gebe uns weit<br />
weniger genau Auskunft (vgl. a.a.O.).<br />
Andere Autoren halten das Ohr für genau und zuverlässig (vgl. Berendt<br />
1998, S. 16/ vgl. Berendt 1993, S. 20). Wie sind diese unterschiedlichen<br />
Auffassungen zu erklären? Führt man mit einer Gruppe <strong>von</strong> Kindern ein<br />
Spiel zum „Richtungshören“ durch (z.B. Augen schließen und auf eine Ge-<br />
räuschquelle zeigen), so zeigt es sich, daß die Kinder die Richtung, aus der<br />
die Geräusche kommen, meistens gut orten können. Nur wenn der Lehrer<br />
sich in eine Nische des Raumes, z.B. hinter ein Klavier, eine Säule o.ä.<br />
stellt, zeigen die Kinder deutlich daneben, da der Schall nicht den direkten<br />
Weg nehmen kann. (Nachteilig ist also, daß die Richtungsortung durch<br />
Schallbrechungen ungenau werden kann; dafür ist das Ohr jedoch in der<br />
Lage, „um die Ecke zu hören“).<br />
Um Entfernungen schätzen zu können, muß man wissen, wie laut ein Ge-<br />
räusch ist (handelt es sich z.B. um eine weit entfernte Trompete oder um<br />
eine<br />
Flöte in der Nähe?). Auch mithilfe dieser zusätzlichen Information sind Me-<br />
terangaben kaum möglich.<br />
Daß das Ohr aber wirklich weniger genau Auskunft gibt und daher weniger<br />
bedeutend für uns ist, möchte ich in Frage stellen. Selbst wenn das Ohr be-<br />
züglich Richtungsortung und Entfernungsschätzung ungenau sein mag, so<br />
ist es in anderen Wahrnehmungsd<strong>im</strong>ensionen genauer als das Auge. Hegi<br />
führt hier z.B. die Wahrnehmung psychischer und physikalischer<br />
Schwingungen durch das Ohr an: „Es kann sowohl subjektive Wertigkeiten<br />
wie Klang- oder St<strong>im</strong>mfarben als auch objektive Verhältnisse wie meßbare<br />
Schwingungszahlen, die Frequenzen <strong>von</strong> Tönen, wahrnehmen“ (Hegi 1990,<br />
S. 172).<br />
In der Wahrnehmung <strong>von</strong> Tonfrequenzen ist das Ohr erstaunlich leistungsfä-<br />
hig. Es kann in einem Bereich <strong>von</strong> zehn Oktaven hören (ca. zwischen 16<br />
und 16 000 Hertz 5 ), während das Auge, wenn man die Wellenlängen des<br />
5 wobei auch intensiver Ultraschall <strong>von</strong> 30 000-50 000 Hertz noch zu gehörempfindungen<br />
führen kann, die allerdings schmerzhaft und unangenehm sind.<br />
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