Archivserver der Deutschen Nationalbibliothek
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Eine genaue Analyse psychiatrischer Symptome bei PINK1-Mutationsträgern kann<br />
also dazu beitragen, das phänotypische Spektrum von PINK1-Mutationen genauer<br />
zu definieren. Das Auftreten psychiatrischer Störungen kann auf eine genetisch<br />
vermittelte Vulnerabilität hinweisen. Außerdem erlaubt eine solche Analyse Rück-<br />
schlüsse auf PINK1-assoziierte Pathomechanismen, die bei <strong>der</strong> Genese psychia-<br />
trischer Symptome von Relevanz sind und damit als Modell dienen können.<br />
1.4. Die beson<strong>der</strong>e Bedeutung heterozygoter PINK1-Mutationsträger<br />
Bei einem autosomal rezessiven Erbgang, wie er für das PINK1-assoziierte Park-<br />
insonsyndrom angenommen wird, wird davon ausgegangen, dass heterozygote<br />
Mutationsträger asymptomatisch bleiben und nicht erkranken. Im Falle von hete-<br />
rozygoten PINK1-Mutationsträgern gibt es jedoch Hinweise, dass diese ebenfalls<br />
motorische Parkinsonsymptome entwickeln können (Hedrich et al., 2006). Auch<br />
wurden bei dieser Probandengruppe erste (prä)klinische Verän<strong>der</strong>ungen in MRT-<br />
und PET-Aufnahmen des Gehirns nachgewiesen (Kessler et al., 2005). Diese<br />
schwachen Symptome werden meist von den Betroffenen nicht wahrgenommen,<br />
so dass diese erst bei <strong>der</strong> genauen neurologischen Untersuchung festgestellt<br />
werden. Ursache für das Auftreten <strong>der</strong> diskreten Parkinsonsymptome könnte zum<br />
einen eine Haploinsuffizienz sein. Das bedeutet, dass das Allel ohne Mutation die<br />
Funktion des Proteins alleine nicht aufrechterhalten kann, also 50 % des Proteins<br />
für eine korrekte Funktion nicht ausreichen. An<strong>der</strong>erseits könnte es einen domi-<br />
nant-negativen Effekt des mutierten Allels auf das Wildtyp-Allel geben. Das bedeu-<br />
tet, das mutierte Allel dominiert über das Wildtyp-Allel und stört es dadurch in sei-<br />
ner Funktion (Klein et al., 2007).<br />
Das Auftreten von PINK1-assoziierten Symptomen bei homozygoten und hetero-<br />
zygoten Mutationsträgern lässt sich am besten in großen Familien beobachten.<br />
Dabei müssen, wenn man von DeNovo-Mutationen absieht, die Eltern homozygo-<br />
ter Mutationsträger beide je ein PINK1-Allel mit einer Mutation tragen. Das Aufei-<br />
nan<strong>der</strong>treffen zweier heterozygoter Mutationsträger ist deutlich wahrscheinlicher in<br />
Familien, in denen Ehen zwischen Blutsverwandten geschlossen wurden. Stam-<br />
men beide Ehepartner von gemeinsamen Vorfahren ab, ist die Mutation meist<br />
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