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Forschungsbericht Einbruchschutz in Wiener Privathaushalten

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<strong>E<strong>in</strong>bruchschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Privathaushalten</strong> ---****--- Institut für Rechts- und Krim<strong>in</strong>alsoziologie<br />

konzipiert, die langfristig angelegt <strong>in</strong> den darauf folgenden Jahren unter wissenschaftlicher<br />

Begleitung konsequent umgesetzt wurden. Beispielsweise umfasste das „Safer Cities<br />

Programme“ 3.600 Initiativen <strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt 20 Regionen Englands, 500 davon waren speziell<br />

auf <strong>E<strong>in</strong>bruchschutz</strong> ausgerichtet. Für jede Initiative standen damals etwa 12.800,- € zu<br />

Verfügung 13 . Für die „Burglary Reduction Initiative“ <strong>in</strong> der Stadt Plymouth wurden vom Home<br />

Office für die Projektperiode 1995-1998 jährlich 150.000,- € als Projektbudget zu Verfügung<br />

gestellt. Zusätzlich wurde <strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt 3.700 Wohnhausanlagen die „Secured by Design“ –<br />

Initiative gestartet, bei der Raumplanungsmaßnahmen mit e<strong>in</strong>er technologischen Aufrüstung<br />

der Haushalte zum <strong>E<strong>in</strong>bruchschutz</strong> komb<strong>in</strong>iert wurden. Auch hier war die f<strong>in</strong>anzielle<br />

Unterstützung dieser Projekte e<strong>in</strong>schließlich ihrer wissenschaftlichen Evaluation ausreichend<br />

gesichert. Im Gegensatz dazu hat das Thema <strong>E<strong>in</strong>bruchschutz</strong> <strong>in</strong> Wien bis heute bei weitem<br />

nicht jenen Stellenwert erlangt. E<strong>in</strong>zelne Stellen wie der Krim<strong>in</strong>alpolizeiliche Beratungsdienst<br />

bieten zwar Service und Information an, jedoch bleibt der Leidensdruck <strong>in</strong> der Bevölkerung der<br />

e<strong>in</strong>zige Antrieb zur Eigen<strong>in</strong>itiative für e<strong>in</strong>e technische Aufrüstung der Wohnung oder des<br />

Hauses. Im Gegensatz zu den Beispielen <strong>in</strong> England gibt es <strong>in</strong> Österreich ke<strong>in</strong>e aktiven<br />

organisatorischen oder f<strong>in</strong>anziellen Initiativen durch das M<strong>in</strong>isterium, die e<strong>in</strong>e konzertierte<br />

Vorgangsweise von (Stadt-)Verwaltung, Polizei, Sicherheits<strong>in</strong>dustrie, Versicherungen,<br />

Wohnbaugenossenschaften, Städtebau, Sozialhilfe und Wissenschaft forcieren würden. Wir<br />

versuchen <strong>in</strong> diesem Bericht erstens Erklärungsansätze zu f<strong>in</strong>den, die die eher passive<br />

Haltung von Behörden, Hausverwaltungen und BewohnerInnen verständlich machen.<br />

Zweitens können darauf aufbauend Handlungsansätze für e<strong>in</strong>e aktivere <strong>E<strong>in</strong>bruchschutz</strong>arbeit<br />

deutlich gemacht werden.<br />

In e<strong>in</strong>em Vergleich muss natürlich berücksichtigt werden, dass im England der 1980er und –<br />

90er Jahre die Problemlage e<strong>in</strong>e andere war als wir sie heute <strong>in</strong> Wien vorf<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>e hohe<br />

Krim<strong>in</strong>alitätsrate wurde <strong>in</strong> der Bevölkerung auch als besonders besorgniserregend<br />

wahrgenommen, was den Druck auf Politik und Verwaltung enorm gesteigert hat. In Wien ist<br />

die Situation etwas anders, wie aus den erhobenen Daten hervor geht: Bei e<strong>in</strong>em Anstieg der<br />

E<strong>in</strong>bruchshäufigkeit von 6.404 Fälle im Jahr 2003 auf 11.613 Fälle im Jahr 2004 erkennen wir<br />

gleichzeitig e<strong>in</strong> hohes Sicherheitsgefühl, ger<strong>in</strong>ge Verbrechensfurcht und folglich ger<strong>in</strong>ges<br />

Problembewusstse<strong>in</strong>. Verschiedene Umfrageergebnisse zeigen e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Unsicherheit<br />

bezüglich Krim<strong>in</strong>alität im Wohnviertel bei 9% bis 13% der Bevölkerung, und konkrete<br />

Verbrechensfurcht vor Wohnungse<strong>in</strong>bruch bei 11% bis 17% der Bevölkerung, bei e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>schätzung des Opferrisikos von maximal 14%. Dieses Paradoxon von ger<strong>in</strong>ger Furcht bei<br />

gleichzeitig deutlichem Krim<strong>in</strong>alitätsanstieg ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>zigartig. Insofern ist es verständlich,<br />

13 Umgerechnet von Pfund nach heutigem Kurs.<br />

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