Schöne Tradition zum Jahresanfang - Revista Verlag
Schöne Tradition zum Jahresanfang - Revista Verlag
Schöne Tradition zum Jahresanfang - Revista Verlag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
EXTRABLATT Seite<br />
Volkswirt Johannes Hertlein<br />
baut in der<br />
Provinz Kameruns Windräder<br />
Von Michael Horling<br />
Johannes Hertlein ist studierter Volkswirt. Doch den 26-Jährigen faszinierten schon immer Windräder.<br />
„Im Urlaub mit den Eltern an der Nordsee begeisterten mich die ganz Großen“, erklärt er, warum er<br />
nach den ersten Bauversuchen zuhause nun in der weiten Welt in Sachen erneuerbarer Energie tätig ist.<br />
Zusammen mit Partnerin Cornelia Ehlers initiierte der Schwemmelsbacher und gebürtige Hammelburger<br />
2007 den Verein Green Step e.V. und sorgt mit einem Pilotprojekt in Kamerun für Aufsehen. Dort bauen<br />
lokale Kleinunternehmer durch Hertleins Antrieb Windräder, planen Wasserkraftanlagen. Einen 5000<br />
Euro Geldpreis gab's dafür nun vom Wettbewerb „start sozial 2008“ um Schirmherrin Angela Merkel.<br />
Schwemmelsbach, Landkreis SW:<br />
Doch auch Green Step holte sich einen<br />
Schirmherren ins Boot: Hans-Josef Fell,<br />
energiepolitischer Sprecher von Bündnis<br />
90 / Die Grünen im Bundestag, der nicht<br />
nur deshalb „keine Sekunde gezögert" hat,<br />
weil seine Kinder mit Hertlein die Schule<br />
besuchten. „Afrika ist der vergessene Planet<br />
mit bitterer Armut. Strom dort ist unverzichtbar,<br />
Einrichtungen mit konventionellen<br />
Energieträgern sind aber nicht denkbar", sagt<br />
der Politiker, der zusammen mit den beiden<br />
Schweinfurter Grünen-Stadträten Marc-<br />
Dominic Boberg und Roland Schwab Hertleins<br />
Projekt in der Kugellagerstadt präsentierte.<br />
„Die Idee alleine ist schon beachtenswert",<br />
weiß Boberg, der Erich Kästner zitierte, „weil<br />
die Idee alleine natürlich nicht ausreicht.<br />
Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es."<br />
Mit umweltfreundlichen Technologien will<br />
Hertlein gerade in den ländlichen Regionen<br />
des Entwicklungslandes den Lebensstandard<br />
verbessern, Hilfe dabei zur Selbsthilfe leisten.<br />
Über erste Erfahrungen berichtete er nun.<br />
Die Idee des Projekts: Einige Handwerker<br />
in Kamerun werden über mehrere Monate<br />
hinweg darin ausgebildet, kleine Wind- und<br />
Wasserkraftanlagen aus lokal leicht zu<br />
beschaffenden Materialien herzustellen. Mit<br />
den kleinen Anlagen kann man <strong>zum</strong> Beispiel<br />
ein Radio und einige Glühbirnen betreiben<br />
und Mobiltelefone laden. Letztere sind<br />
sehr wichtig, da sie die einzige Möglichkeit<br />
darstellen, Kontakt in andere Dörfer und<br />
Städte zu halten. Da die Windräder aus<br />
einfachsten Materialien von ortsansässigen<br />
Handwerkern gebaut und gewartet werden,<br />
bieten die beiden Initiatoren so praktische<br />
Hilfe zur Selbsthilfe. Die Teilnehmer werden<br />
in entsprechenden Schulungen gleichzeitig<br />
angewiesen, wie sie mit dieser einfachen<br />
Technologie ein kleines Unternehmen für<br />
den Lebensunterhalt ihrer Familie aufbauen<br />
können. Quasi als Preis dafür, dass diese<br />
Handwerker ausgeblidet werden, stellen sie<br />
das Material zur Verfügung, was unternehmerisches<br />
Denken lehrt. Private Spenden und<br />
Stiftungen unterstützen das Projekt finanziell,<br />
das auf nachhhaltige Strukturen und auf eine<br />
spätere Eigeninitiative der Afrikaner setzt.<br />
„Wir wollen uns mittelfristig dort überflüssig<br />
machen", sagt Hertlein.<br />
Über das erste halbe Jahr in Kamerun könnte<br />
er womöglich bereits ein Buch schreiben.<br />
Bei weitem waren nicht alle Erfahrungen<br />
positiv. Schon deshalb, weil er in der englischsprachigen<br />
Südwest-Provinz wohnt<br />
und mit einem Auto mit einem passenden<br />
„SW"-Kennzeichen für die rund 300 Kilometer<br />
in das Dorf M´muock Fossi mondi rund fünf<br />
Stunden Fahrzeit benötigt. Und weil Kamerun<br />
„eines der korruptesten Länder" sei. Beim Zoll<br />
habe es immer wieder Probleme gegeben,<br />
es sei denn, man erfüllte den Beamten die<br />
Forderung nach einer vollen Tankfüllung.<br />
„Schon eine fünfminütige Autofahrt führte zu<br />
zwei Polizeistopps." Doch die Deutschen weigerten<br />
sich, den Forderungen nach ein paar<br />
Euro nachzukommen. „Weil wir ein transparenter<br />
Verein sind und es bei der Abrechnung<br />
zu Komplikationen führen würde, wenn wir<br />
1000 Euro für Tankfüllungen ausgeben."<br />
„Feuer" und „großer Berg" bedeutet übersetzt<br />
der Name des Dorfes mit seinen rund 7000<br />
Einwohnern. Dort gab es schon mal ein<br />
kleines Windrad aus Frankreich, das aber<br />
seinen Geist aufgab, als ein irreparables Teil<br />
kaputt ging. Doch die Lage auf gut 2400<br />
Höhenmetern eigne sich eben bestens für<br />
Windkraft. Man baute zusammen, „wobei<br />
wir die Leute natürlich erst von der Magie<br />
des weißen Mannes überzeugen mussten.<br />
Doch die Begeisterung war groß, als beim<br />
ersten Wind die erste Glühbirne leuchtete",<br />
berichtet Johannes Hertlein. Das Material für<br />
die Kleinkrafträder, teilweise handelt es sich<br />
um Auto-Schrottteile, „besorgt man sich dort<br />
natürlich nicht einfach mal beim OBI". Weil<br />
die Leistungen aber zu teuer sind, wird die<br />
Energie des Rades mit Batterien gespeichert.<br />
Die Einwohner müssen sie über eine Distanz<br />
von rund einem Kilometer tragen.<br />
Die Menschen in M´muock leben von der<br />
Landwirtschaft, kochen mit Holz, leuchten<br />
mit Kerosinlampen. Gerade bei den<br />
Lehmkochern sei der Holzverbrauch immens,<br />
führe die Rauchbelastung nicht selten zu<br />
Lungenkrankheiten oder gar Erblindungen.<br />
Von links: Roland Schwab, Hans-Josef Fell, Johannes Hertlein und Marc-Dominic Boberg.<br />
Hochgezüchteter Samen und Kunstdünger<br />
verschlechtere die Situation der Landwirte.<br />
Auch hier benötige das Volk eigentlich Hilfe<br />
von Experten. Umweltbildungsmaßnahmen<br />
<strong>zum</strong> Erhalt des ökologischen Gleichgewichtes<br />
gehören vor Ort genauso zu den Zielen von<br />
Green Step. Langfristig denkt deren zweiter<br />
Vorsitzender Hertlein, der am 27. Januar<br />
wieder nach Afrika fliegt und der dann bis 10.<br />
August bleiben will, sogar an die Errichtung<br />
einer Schule <strong>zum</strong> Ausbilden. Kurzfristig<br />
helfen in Kamerun aber schon Informationen<br />
über Müllvermeidung oder richtige<br />
Entsorgung. „Autobatterien, die neben<br />
Kartoffeln deponiert werden, sehen wir nicht<br />
so gerne", erzählt der Schwemmelsbacher.<br />
Ebenso weniger schön und für eine ungewisse<br />
Zukunft sorgend: Dass man mit dem<br />
Projekt anscheinend schlafende Hunde weckte,<br />
die Amerikaner mit einem Transformator<br />
das Dorf elektrifizierten, Hertlein und<br />
Anhang nun wohl weiterziehen müssen in<br />
ein weiteres, fernab vom kostenintensiven<br />
nationalen Stromnetz.<br />
Eher spaßige Erlebnisse im fremden Land:<br />
Autos sind in Kamerun zugelassen für 19<br />
(!) Personen. „Energieeffizient sind sie fast<br />
immer voll belegt. Mit Küchenzeilen oder<br />
Ziegen auf dem Dach." Ohne Allrad-Antrieb<br />
ist der Weg <strong>zum</strong> Dorf, gerade nach der<br />
Regenszeit, kaum zu bewältigen. Lustig<br />
finden die Afrikaner, wenn der Deutsche mit<br />
verdrecktem Gesicht ankommt. „Denn man<br />
muss oft ein Motorrad benutzen und das<br />
ist meist eine staubige Sache." Kurios auch<br />
für hiesige Verhältnisse: Das Dorf hat einen<br />
König, den so genannten „Fon", der nicht nur<br />
seinen Titel, sondern auch die Gattinnen vom<br />
Vater erbt. Der König von M´muock hat gleich<br />
22 Frauen. Ebenso viele Windräder könnten<br />
wohl für ausreichend Strom sorgen.<br />
Mehr über den Verein unter<br />
www.green-step.org<br />
Bilder aus Afrika, neben Johannes<br />
Hertlein (rechts) und dem Windrad<br />
steht ein örtlicher Handwerker<br />
Übern Zaun<br />
geguckt<br />
Der Blick über<br />
die Landkreisgrenzen<br />
hinaus<br />
Hammelburg, Landkreis KG:<br />
In der Ortskampfanlage „Bonnland“ besichtigte<br />
Dr. Jung einen Teil der Ausbildung „Safety<br />
und Security“ des Ausbildungszentrums<br />
der Vereinten Nationen (VN Ausbildungszentrum).<br />
Diese Ausbildung wird für<br />
Mitarbeiter der Gesellschaft für Technische<br />
Zusammenarbeit (GTZ) durchgeführt, die<br />
Aufbauhilfe in Krisengebieten leisten.<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Technische<br />
Zusammenarbeit GmbH ist ein weltweit<br />
tätiges Unternehmen der Internationalen<br />
Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung<br />
(Entwicklungszusammenarbeit). Einziger<br />
Gesellschafter des gemeinnützigen<br />
Unternehmens ist die Bundesrepublik<br />
Deutschland.<br />
Zwischen Feuerüberfall und<br />
Selbstmordattentäter<br />
Neben theoretischen Ausbildungsabschnitten<br />
wird in der Praxis das Verhalten unter<br />
Einsatzbedingungen trainiert. Dabei kommt<br />
unter anderem „Mineawareness“ (Erkennen<br />
von Sprengladungen) ebenso vor wie das<br />
„Verhalten bei Beschuss“ und der Schutz<br />
vor Selbstmordattentätern. Beeindruckt<br />
zeigte sich Jung von der Realitätsnähe<br />
der Ausbildung. Zuerst ein Feuerüberfall<br />
aus einem fahrenden Kfz heraus und<br />
gleich darauf ein Selbstmordattentat in<br />
einer Menschenmenge waren von den<br />
Lehrgangsteilnehmern zu bewältigen.<br />
Dankbar äußerte sich anschließend einer der<br />
sieben Entwicklungshelfer der GTZ. Er werde<br />
die in dieser Ausbildungswoche erworbenen<br />
Kenntnisse in seinem nächsten Einsatzort<br />
Jemen anwenden, meinte er. Dr. Jung dankte<br />
nach Ausbildungsende jedem Teilnehmer und<br />
Ausbilder für sein Engagement.<br />
Minister steht Rede und Antwort<br />
Bei einem Pressegespräch vor Ort stand<br />
Minister Jung zahlreichen Pressevertretern<br />
von Print-, TV- und Hörfunkmedien Rede<br />
und Antwort. Zum Gazakonflikt wolle er<br />
keine Diskussionen führen, die nicht an<br />
der Tagesordnung seien, äußerte Jung<br />
auf eine Frage. Es gelte nur, alles zu tun,<br />
damit die Waffen schweigen. Nur nach<br />
einem Waffenstillstand sei eine deutsche<br />
Unterstützung, z.B. durch technische<br />
Ausrüstung und/oder Beratung möglich,<br />
schloss der Verteidigungsminister dieses<br />
Thema ab.<br />
Zur Lage in Afghanistan angesprochen, ließ<br />
der Minister keinen Zweifel an dem großen<br />
Anteil der Bundeswehr am Voranschreiten<br />
des Friedensprozesses in dieser Region.<br />
Entscheidend sei, dass die Gewährleistung<br />
der Sicherheit in Afghanistan in eigener<br />
Verantwortung der afghanischen Regierung<br />
und Streitkräfte erbracht werde. Die<br />
Bundeswehr sei hier unterstützend in<br />
Form einer vernetzten Strategie zwischen<br />
Militäreinsatz und ziviler Hilfe tätig.<br />
Nicht zuletzt die hohe Qualität der<br />
Ausbildung in Hammelburg sei Garant für<br />
erfolgreiche Einsätze, kam Jung auf die<br />
Ausbildungsdrehscheibe Hammelburg-<br />
Wildflecken zu sprechen. „Es werden hier<br />
weiterhin über 2000 Soldaten stationiert bleiben.“<br />
Zudem laufe ein Investitionsprogramm<br />
von rund 50 Millionen Euro bis 2011 für eine<br />
verbesserte Infrastruktur in der Kaserne.<br />
EXTRABLATT Seite<br />
Hoher Besuch<br />
Bundesminister der Verteidigung besucht die<br />
Infanterieschule in Hammelburg<br />
Der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Franz Josef Jung, besuchte<br />
am Montag, den 12. Januar, die Infanterieschule in Hammelburg.<br />
Dabei informierte sich der Minister über die Ausbildungsdrehscheibe<br />
Hammelburg – Wildflecken. Darüber hinaus fanden Gespräche mit<br />
dem General der Infanterie, Brigadegeneral Josef Blotz, und dem<br />
Führungskreis der Schule statt.<br />
Der Verteidigungsminister als interessierter Zuschauer zusammen mit<br />
Staatssekretär a.D. MdB Eduard Lintner (links)<br />
BM Dr. Jung im Gespräch mit Angehörigen der GTZ nach der letzten Übung<br />
Oberstleutnant Andreas Wacker, Kommandeur der Lehrgruppe A, erhält das<br />
Bundesverdienstkreuz aus der Hand des Verteidigungsministers