Walchensee - apnea-x
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1<br />
<strong>apnea</strong>-x 01 06/08<br />
Know How<br />
1<br />
Was heißt hier eigentlich BO?<br />
Die Terminologie des Freitauchens<br />
Wie in jeder Sportart, so werden auch beim Freitauchen eige-<br />
ne Fachbegriffe verwendet, die zum Teil sehr leicht verständ-<br />
lich zum Teil eher schwer zugänglich oder missverständig sind.<br />
Einige der Begriffe, die dem Apnoeisten (nicht nur im Wett-<br />
kampf) häufig begegnen, sollen hier beleuchtet werden.<br />
Es liegt auf der Hand, dass die<br />
meisten Begriffe aus dem Englischen<br />
übernommen wurden.<br />
Begriffe wie, LMC, Samba, Flachwasserblackout,Schwimmbadblackout,<br />
BO, Boje, Tag sind nur<br />
einige die hier aufgezählt sein<br />
sollen. In diesem Artikel richten<br />
wir das Augenmerk aber nur auf<br />
die ersten fünf genannten.<br />
Sie beziehen sich auf Ausfallerscheinungen<br />
des Freitauchers,<br />
die als Hauptauslöser auf den<br />
Sauerstoffmangel zurückzuführen<br />
sind. Sie unterscheiden sich<br />
lediglich in ihrer Entstehung.<br />
Hierbei soll sich nicht der Eindruck<br />
entwickeln es handele<br />
sich um eigenständige oder<br />
tauchspezifische Ausfallerscheinungen,<br />
die nur beim Apnoetauchen<br />
auftreten.<br />
Ein Blackout ist von seinem Begriff<br />
her sehr weitläufig und reicht<br />
von dem nicht einfallen eines<br />
Wortes bis hin zur Ohnmacht,<br />
wird aber für Bewusstlose nicht<br />
mehr verwendet.<br />
Bedingt durch das Training, sind<br />
die Toleranzschwellen für die<br />
Gase CO2 (Kohlenstoffdioxid)<br />
und O2 (Sauerstoff) verschoben.<br />
So können Apnoetaucher einen<br />
höheren Partialdruck des CO2<br />
“ertragen“ und einen geringeren<br />
Partialdruck an O2.<br />
Da man in den seltensten Fällen<br />
eine Messmöglichkeit dabei hat<br />
und die Reaktionen auf O2 Mangel<br />
individuell sehr verschieden<br />
(Fotos: Jörg Trinkaus) Vor allem bei Statikversuchen kommt es häufig zu Blackouts, weil der<br />
Athlet dabei bewusst an seine Grenzen geht. Ein Sicherungspartner ist daher unverzichtbar.<br />
sind ist eine Vorhersage ob O2<br />
Mangel vorliegt von außen nicht<br />
möglich.<br />
Obwohl der Sauerstoff für uns<br />
überlebenswichtig ist, verfügt<br />
der Mensch hier über keine ausreichenden<br />
Warnsysteme. Wenn<br />
es ein schleichender Sauerstoffmangel<br />
ist, werden die Auswirkungen<br />
kaum wahrgenommen.<br />
Findet ein starker Sauerstoffverlust<br />
statt, dann stellt sich Euphorie<br />
und Schläfrigkeit bei den Betroffenen<br />
ein, die wiederum diese<br />
Warnzeichen nicht mehr korrekt<br />
zuordnen können obwohl die<br />
Symptomatik offensichtlich ist.<br />
Wie schon erwähnt sind die<br />
Symptome vielfältig und individuell,<br />
man kann also keine Reihenfolge<br />
darstellen, wie etwa:<br />
„...jetzt habe ich diese Symptome,<br />
dann kommen die und<br />
dann wird es Zeit aufzutauchen.“<br />
Um die eigenen Symptomatikabläufe<br />
kennenzulernen, müsste<br />
man sich in eine Unterdruckkammer<br />
begeben.<br />
Die häufigsten Symptome will ich<br />
hier kurz nennen:<br />
• Kribbeln in Händen,<br />
Füßen und Gesicht<br />
• Schwindel<br />
• Einengung des Sehfeldes<br />
• Verändertes Farbsehen<br />
• Euphorie<br />
LMC (Loss of motoric control; Verlust<br />
der motorischen Kontrolle)<br />
und Samba sind identisch. LMC<br />
ist der Eigentliche Überbegriff<br />
und mit Samba bezeichnet man<br />
eher selbst für Laien und über<br />
größere Entfernung wahrnehmbare<br />
Ausfallerscheinungen.<br />
Es sind Muskelzuckungen, die<br />
oftmals nur sehr schwer von Si-<br />
cherungstauchern am Körper<br />
festgestellt werden können, da<br />
sie oft nur örtlich begrenzte und<br />
sehr geringe Auswirkungen annehmen.<br />
Natürlich können diese Zuckungen<br />
entsprechende Ausmaße<br />
annehmen, bei denen sich ein<br />
Taucher nicht mehr auf den<br />
“Beinen“ halten kann, in einem<br />
solchen Fall findet dann der Begriff<br />
Samba die Anwendung.<br />
Im Freiwasser wird durch den<br />
Anzug und die Sichtverhältnisse<br />
unter Wasser es noch schwerer<br />
die leichten Zuckungen zu erkennen.<br />
Bei LMC wird auch der<br />
Verlust der koordinierten Sprache<br />
festgestellt, was sich aber<br />
nicht auf die Muskelverkrampfung<br />
zurückführen lässt, sondern<br />
auf den Notbetrieb des Gehirns<br />
durch den Sauerstoffmangel.<br />
Hier können auch andere Faktoren<br />
wie ein niedriger Blutzuckerwert<br />
oder ein schlechter<br />
Elektrolythaushalt die Entstehung<br />
eines LMC begünstigen.<br />
Jeder der sich bei anderen<br />
Sportarten schon einmal an seine<br />
Leistungsgrenze geführt hat,<br />
wird auch schon einmal ein<br />
Muskelzittern bei sich beobachtet<br />
haben, das nicht auf Kälte zurückzuführen<br />
war und das man<br />
nicht mehr bewusst beeinflussen<br />
konnte. Auch wenn man einen<br />
Getränkebecher in die Hand<br />
nahm und das leichte Zittern<br />
wahrnimmt, es sind die gleichen<br />
Symptome, die auch nach einer<br />
Maximalleistung im Apnoesport<br />
auftreten. Während ein Athlet<br />
im Marathonlauf nach dem<br />
Zieldurchlauf einen absoluten<br />
Zusammenbruch erleiden kann<br />
und dessen Leistung trotzdem<br />
gewertet wird, führt eben dieses<br />
leichte Zittern, Augenzwinkern<br />
oder verziehen der Mundwinkel<br />
im Apnoesport (Wettkämpfen)<br />
zur Disqualifikation. Begründet<br />
wird diese Maßnahme mit Sicherheitsargumenten.<br />
Dabei ist<br />
es unabhängig davon ob dies<br />
ein kurzes zucken war oder der<br />
Athlet vom Sicherungstaucher<br />
aus dem Wasser geholt werden<br />
muss.<br />
Abhängig von der Schwere der<br />
Symptome kommt es darauf<br />
an ob der Betroffene die Phase<br />
des Sauerstoffmangels nach<br />
dem Auftauchen überwunden<br />
hat oder sich diese noch weiter<br />
entwickeln. Aus diesen Gründen<br />
ist es für den Sicherungstaucher<br />
wichtig Blickkontakt mit dem<br />
zu Sichernden zu haben, da er<br />
hier auch die Möglichkeit hat<br />
die Ansprechbarkeit/Reaktionsfähigkeit<br />
zu überprüfen und die<br />
Symptome des bevorstehenden<br />
LMC/BO am besten wahrnehmen<br />
kann. Wobei einschränkend<br />
festzuhalten ist, das, die Kopfhauben-<br />
und Maskenart dies<br />
schon wieder erschweren kann.<br />
Hier scheint mir der Blickkontakt<br />
die primäre Möglichkeit zu sein<br />
den Bewusstseinszustand sicher<br />
überprüfen zu können. Ist der Sicherungstaucher<br />
in einer Entfernung,<br />
dass er den ganzen Körper<br />
des zu Sichernden sieht, um auf<br />
Körperzuckungen zu achten, ist<br />
er schon viel zu weit entfernt um<br />
bei einem Notfall unverzüglich<br />
handeln zu können. Diesen Kontakt<br />
sollte der Sicherungstaucher<br />
für einen längeren Zeitraum beibehalten,<br />
wobei dieser Zeitraum<br />
mit etwa 1 Minute ausreichend<br />
ist. Dies ist auch davon abhängig<br />
wie gut man sich gegenseitig<br />
kennt.<br />
BO steht schlicht und einfach für<br />
Blackout und wird für die folgenden<br />
Begriffe als Sammelbegriff<br />
verwendet. An dieser Stelle<br />
sei noch einmal ein Hinweis<br />
darauf gegeben, dass ein BO<br />
NICHT automatisch mit einer<br />
Bewusstlosigkeit gleichgesetzt<br />
werden kann. Die Bewusstlosigkeit<br />
KANN sich aus einem BO<br />
entwickeln, wenn zum Beispiel<br />
dem betroffenen Taucher nicht<br />
sofort geholfen wird.<br />
Hyperventilation vor Tauchgängen<br />
begünstigt die Möglichkeit<br />
eines BO, aber nicht unbedingt<br />
zwingend. Auch trainierte Apnoetaucher<br />
können hiervon ohne<br />
vorherige Hyperventilation betroffen<br />
sein.<br />
Der Begriff Flachwasserblackout<br />
wird von der GTÜM nicht mehr<br />
verwendet, stattdessen wurde<br />
der Begriff Aufstiegs-Blackout<br />
eingeführt. Der Aufstiegs-BO tritt<br />
dann ein, wenn der Athlet aus<br />
der Tiefe wieder auftaucht und<br />
der Partialdruck des O2 nicht<br />
mehr ausreicht. Als Faustformel<br />
kann festgehalten werden:, Wer<br />
bis zum eintretenden Atemreiz<br />
in der Tiefe verweilt, muss dann<br />
beim Auftauchen verstärkt mit<br />
einem BO rechnen.<br />
Die anfälligsten Tiefen sind die so<br />
genannten Verdoppelungstiefen,<br />
da hier der Druck beim Auftauchen<br />
halbiert wird. Jedoch sind<br />
die häufigsten Unfälle dieser Art<br />
auf den letzten 10 m zu beobachten.<br />
Beim Schwimmbadblackout kann<br />
es durch den herrschenden O2<br />
Mangel zur plötzlichen Ohnmacht<br />
kommen, ohne dass sich vorher<br />
Symptome einstellen. Hier<br />
kommt zum Tragen, dass trainierte<br />
Taucher den hohen CO2<br />
Wert gewohnt sind und ihn nicht<br />
mehr als Atemreiz empfinden<br />
und die O2 Mangelsymptomatik<br />
nicht wahrgenommen wird. Der<br />
Grenzwert für eine Ohnmacht<br />
liegt bei etwa 40 mbar arteriellen,<br />
Partialdruck O2.<br />
Hier hat die GÜTM auch das Ergebnis<br />
einiger Test eingestellt:<br />
http://www.gtuem.org/984/<br />
Tauchmedizin/O2-Mangel.html<br />
Michael Nedwed