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Matthias Rohrer<br />

reisen touren<br />

Aare I Schweiz<br />

WANDERPADDELN<br />

DURCH DIE SCHWEIZ<br />

Auf der<br />

unterwegs<br />

Einfahrt in die barocke<br />

Stadt Solothurn auf dem<br />

Wasserweg (großes Bild).<br />

Eine Woche lang einfach nur vorwärtspaddeln<br />

– das ist auch in<br />

der Schweiz möglich. Quer durch<br />

Helvetien geht es auf der Wasserstraße<br />

Aare. Das beweist, dass die<br />

Schweiz nicht nur für Wildwasser-Anhänger<br />

attraktiv ist, sondern<br />

auch allen Wanderpaddlern<br />

ein »sicheres« Abenteuer bietet.<br />

Matthias Rohrer beschreibt einige<br />

interessante Abschnitte.<br />

KAJAK-MAGAZIN.COM 32<br />

Ausgabe 03/2010


Bilder: Matthias Rohrer<br />

Unter dem Namen »Kanuland Schweiz«<br />

werden einfach zu paddelnde Strecken via<br />

Internetplattform, Routenführern und einheitlicher<br />

Signalisation allen Interessierten<br />

näher gebracht. Natürlich ist die schweizer<br />

Wildnis nicht mehr ganz erhalten – zu viele<br />

Kraftwerke und Brücken prägen die Aare. Der<br />

Erholungs- und Erlebniswert ist trotzdem<br />

groß. Denn meistens bewegt man sich abgeschirmt<br />

durch Ufervegetation im Grünen und<br />

hat den Vorteil vielfältiger Einkaufs- und<br />

Übernachtungsmöglichkeiten, bester Busund<br />

Bahnanbindung und außerdem kulturelle<br />

Highlights in Fußgängerdistanz vom Fluss.<br />

Start im Berner Oberland<br />

Hinter uns leuchten weiß die Alpengipfel.<br />

Auf dem Parkplatz der Einbootstelle in Thun-<br />

Schwäbis, wo die Aare das Städtchen durch<br />

ein letztes Kraftwerkswehr verlässt, herrscht<br />

emsiges Treiben um uns herum. Schlauchboote<br />

werden aufgepumpt, Getränke geladen,<br />

Tagesgepäck wasserdicht einzupacken<br />

versucht, nackte Oberkörper gegenseitig mit<br />

Sonnencreme eingeschmiert – die Stimmung<br />

ist eher vergleichbar der einer Badeanstalt<br />

als vor einer Kanutour.<br />

Thun–Bern ist die Hausstrecke der Berner<br />

an einem warmen Sommertag. Zu Hunderten<br />

lassen sie sich von der flotten Strömung bis<br />

in die Bundeshauptstadt heruntertreiben.<br />

Ausgabe 03/2010<br />

Bilder: Roman Steger<br />

Jeder einigermaßen ausgebildete Paddler<br />

macht sich da so seine Gedanken ob der Unbefangenheit<br />

– ohne Schwimmwesten angesichts<br />

der ein paar Kilometer weiter unten<br />

folgenden Uttigen-Welle.<br />

Auch wir sind von Biel her mit dem Zug<br />

angereist, pumpen unser Schlauchkanu auf<br />

und verpacken unser Reisegepäck wasserdicht<br />

– allerdings sind wir gerüstet für eine<br />

Woche Abenteuer quer durch die Schweiz:<br />

210 Kilometer Wasserstraße liegen vor uns.<br />

Grün und zügig fließt die sommerlich warme<br />

Aare Richtung Bern. Im Thunersee konnte<br />

sich das Gletscherwasser der verschiedenen<br />

zufließenden Alpenbäche (Simme,<br />

Kander, Lütschine, Engstlige etc.) nochmals<br />

etwas wärmen.<br />

Schon vor der Eisenbahnbrücke von Uttigen<br />

kündigt sich die Stromschnelle mit<br />

zahlreichen Wellen an und schüttelt auch<br />

uns ziemlich durch. Einige Wellen schwappen<br />

über die Bordwand ins Boot – nun zahlt<br />

es sich aus, dass unsere Wahl für diese<br />

Etappe auf ein selbstlenzendes Luftboot<br />

fiel. Wir landen kurz an – diesem Schauspiel<br />

wollen wir noch eine Weile zuschauen. Boot<br />

um Boot treibt in die Stromschnelle hinein.<br />

Es wird gekreischt und gequietscht – einigen<br />

Insassen steht der Schreck ins Gesicht<br />

geschrieben, denn so etwas haben sie nicht<br />

erwartet. Ernsthafte Kenterungen bleiben<br />

aber zum Glück aus.<br />

Obwohl schnell fließend und eigentlich<br />

begradigt, finden sich immer wieder<br />

lauschige Plätzchen an der Aare.<br />

AARE<br />

Beschreibung<br />

Der Autor<br />

Infos<br />

Die Aare ist ein Nebenfluss des<br />

Rheins in der Schweiz und – gemessen<br />

an der Wassermenge –<br />

die sie dem Rhein zuführt, der<br />

wichtigste. Ihre Gesamtlänge beträgt<br />

288 km, das Gefälle 1.565<br />

m, ihr Einzugsgebiet 17.620 qkm.<br />

Sie ist der längste Fluss, der von<br />

seiner Quelle bis zur Mündung<br />

innerhalb der Schweiz bleibt. Die<br />

BERN<br />

Aare entspringt den Aargletschern<br />

(Oberaar- und Unteraargletscher) im Grimselgebiet<br />

einige Kilometer südlich von Guttannen.<br />

Bild: Roman Steger<br />

Matthias Rohrer, 42, ist Co-Autor des offiziellen Führers<br />

»Kanuland Schweiz«. Seit über 30 Jahren paddelt er mit<br />

Freude auf der ganzen Welt. Dabei ist es ihm weniger<br />

wichtig, ob er im Wildwasserkajak in Nepal oder Südamerika<br />

unterwegs ist oder mit Familie im Canadier. Ursprünglich<br />

Ökonom und Unternehmensberater, unterrichtet<br />

er heute hauptberuflich Kanusport am Bundesamt<br />

für Sport sowie an der Universität Basel und<br />

engagiert sich als Ausbildungsverantwortlicher beim<br />

Schweizer Kanuverband. Er hat darüber hinaus die Firma<br />

<strong>Globepaddler</strong> GmbH mit Centern in Hüningen, Basel,<br />

Bielersee und Simmental gegründet.<br />

Kurze Pause im<br />

Kehrwasser nach der<br />

Uttigen-Welle.<br />

33 KAJAK-MAGAZIN.COM


Aufgepasst!<br />

Die schnelle<br />

Strömung in<br />

Kombination<br />

mit schmalen<br />

Brückenpfeilern<br />

wurde schon<br />

so manchem<br />

Paddler zum<br />

Verhängnis.<br />

reisen touren<br />

Aare I Schweiz<br />

Wir übernehmen die lässige Berner Gemütlichkeit<br />

und lassen uns ebenfalls flussmittig<br />

in der Sonne Richtung schweizer<br />

Bundeshauptstadt treiben. Nur ein paar farbige<br />

Gummiboot-Fetzen, die an einem der<br />

eng stehenden Brückenpfeiler bei Münsingen<br />

hängen, erinnern nochmals daran, dass<br />

KANULAND SCHWEIZ<br />

Infos<br />

Nach 10 Jahren Erfolgsgeschichte mit<br />

dem Veloland Schweiz hat sich<br />

Schweiz Tourismus entschlossen, den<br />

Langsamtourismus weiter auszubauen<br />

und weitere nachhaltige Tourismusformen<br />

auszubauen. Unter dem<br />

Namen Schweiz Mobil wurde dafür ein<br />

nationales Netzwerk lanciert<br />

(www.schweizmobil.ch) und im Frühjahr<br />

2008 wurden zum Veloland<br />

Schweiz ein Wanderland Schweiz,<br />

Mountainbikeland Schweiz, Skatingland<br />

Schweiz und Kanuland Schweiz eröffnet.<br />

Schweiz Mobil ist es dabei gelungen, zahlreiche<br />

Bundesämter, Kantone, Gemeinden, Tourismusorganisationen<br />

und Anbieter an einen Tisch zu bringen,<br />

um ein übergeordnetes Langsamverkehrsprojekt<br />

für Freizeit und Tourismus kundennah auszugestalten.<br />

Das geht von der einheitlichen<br />

Signalisation vor Ort bis zu offiziellen Routenführer<br />

in Buchform zu allen fünf Ländern und als Kernstück<br />

bestausgebaute Internetseiten, die dem Reisenden<br />

über interaktive Landkarten jegliche nötigen Informationen<br />

und Verknüpfungen zu Anbietern, Übernachtungsmöglichkeiten,<br />

Sehenswürdigkeiten und<br />

Anbindung an den öffentlichen Verkehr bietet. Weitere<br />

Infos auch unter www.kanuland.ch<br />

die Aare hier oben doch immer wieder ungeahnte<br />

Kräfte zeigt.<br />

Durch Bern<br />

Bild: Roman Steger<br />

Den Abend und den nächsten Morgen genießen<br />

wir mit Entdeckungsspaziergängen<br />

durch die Bärenstadt, wandeln durch die berühmten<br />

Berner Laubengänge, und natürlich<br />

besuchen wir den weltbekannten Bärengraben.<br />

Von der Plattform des Bundeshauses<br />

schauen wir nochmals auf die Aare hinunter<br />

und blinzeln in Richtung Alpen. So starten<br />

wir nach der Übernachtung auf dem Campingplatz<br />

Eichholz erst am Nachmittag zur<br />

Weiterfahrt durch Bern. Vor allem luftlinienmäßig<br />

ist dies eine kürzere Etappe, denn die<br />

Aare mäandriert stark eingefressen durch<br />

den Berner Sandstein.<br />

Die Fahrt durch Bern erfordert etwas Konzentration,<br />

denn die Strömung ist immer noch<br />

schnell, und unterwegs lauern ein paar Hindernisse.<br />

Wir umtragen die unfahrbaren Wehre<br />

»Schwellenmätteli« und »Felsenau« und<br />

passieren die Stromschnellen bei Worblaufen.<br />

Kurz danach tauchen wir ein in eine<br />

traumhaft wilde Flusslandschaft, von der niemand<br />

denken würde, dass man sich mitten in<br />

einer Landeshauptstadt befindet. Großzügige<br />

Kehrwasser laden zum spielerischen Ein- und<br />

Ausschlingen ein. Nach der Holzbrücke Neubrügg<br />

beginnen wir, den Rückstau des Wohlensees<br />

zu spüren; der Fluss wird offener,<br />

Schilfgürtel säumen das Ufer, und wir landen<br />

links in der Eymatt an für unsere nächste Übernachtung<br />

auf der anderen Seite Berns.<br />

Ins Berner Seeland<br />

Bis ins 20. Jahrhundert überflutete die Aare<br />

zur Zeit der Schneeschmelze regelmäßig<br />

große Landstriche des Berner Seelands, die<br />

nördlich von Bern gelegenen Ebenen. Die Gebiete<br />

waren so sumpfig, dass noch vor 150<br />

Jahren die Bevölkerung an Malaria litt. Mit einem<br />

gigantischen Akt damaliger Ingenieurskunst<br />

wurde die Aare mit der Juragewässerkorrektion<br />

in den Bielersee umgeleitet, da-<br />

Abstecher auf die Alte Aare –<br />

Dschungelabenteuer nur für Fortgeschrittene.<br />

KAJAK-MAGAZIN.COM 34<br />

Ausgabe 03/2010


mit dieser mit dem angrenzenden Neuenburger-<br />

und Murtensee die Wassermassen aufnehmen<br />

und dosiert über das Wehr in Port<br />

am Seeende wieder an die unterhalb liegenden<br />

Gebiete abgeben kann.<br />

Unsere nächsten zwei Tagesetappen verlaufen<br />

auf diesen künstlich geschaffenen<br />

Wegen für das Aarewasser. Nach dem<br />

Wohlensee erhält die Aare »Zuschuss« von<br />

der links einmündenden Saane, und nach<br />

dem Kraftwerk Niederried sind wir schon<br />

bald beim Kraftwerk Aarberg. Rechts hinter<br />

dem Damm fließt ab hier die eigentliche Aare<br />

als restwassergespeister Dschungelfluss<br />

mit Namen »Alte Aare« durch einen Auenwald<br />

direkt nach Büren. Wer Lust auf Abenteuer<br />

hat und über das entsprechende Fahrkönnen<br />

verfügt, non-stop quer liegenden<br />

Baumstämmen auszuweichen, kann die »Alte<br />

Aare« zu befahren versuchen. Unser Weg<br />

geht dieses Mal aber auf dem großen Wasserweg<br />

weiter schnurgeradeaus durch den<br />

Hagneck-Kanal auf den Bielersee zu.<br />

Nach der letzten (bei Hochwasser sicher<br />

nicht unkritischen) Umtrageaktion des Tages<br />

beim Kraftwerk Hagneck bietet sich nun ein<br />

gänzlich anderes Landschaftsbild. Am Südfuß<br />

des Jura-Gebirges liegt der Bielersee – steile<br />

Rebberge am Nordufer, Schilfgürtel und Ferienhäuser<br />

am flachen Südufer. Gemütlich paddeln<br />

wir in der Abendsonne der Stadt Biel entgegen<br />

nach Nidau, wo wir uns zur Abwechslung<br />

eine Nacht in der Lago Lodge gönnen (mit<br />

eigener Bierbrauerei) und wo im <strong>Globepaddler</strong>-Kanucenter<br />

Bielersee schnellere Boote für<br />

die weitere Befahrung der Aare auf uns warten.<br />

Entlang dem Jura-Südfuß durch<br />

das Schweizer Mittelland<br />

Nach der langen Etappe von gestern beginnen<br />

wir den Tag an Land mit einer kurzen<br />

Standseilbahn-Fahrt ins hoch auf dem Jura<br />

gelegene Dorf Magglingen. Von der Panora-<br />

Ausgabe 03/2010<br />

materrasse der Café-Bar des dort oben ansässigen<br />

Bundesamts für Sport gönnen wir<br />

uns neben einer feinen Latte Macchiato auch<br />

einen atemberaubenden Ausblick auf die Alpen<br />

sowie auf die bereits zurückgelegten<br />

und noch vor uns liegenden Aare-Kilometer.<br />

Unten im Schloss Nidau besuchen wir noch<br />

die kleine, aber feine Ausstellung zur Juragewässerkorrektion,<br />

bevor wir umpacken in<br />

Seekajaks und schnell laufende Hartscha-<br />

len-Canadier – Bootsformen, die uns an den<br />

folgenden Tagen bis zur Mündung in den<br />

Rhein etwas Arbeit abnehmen sollen, denn<br />

die Aare ist nun nur noch langsam fließend.<br />

Wir starten auf der Zihl, dem alten Seeausfluss,<br />

und fühlen uns zwischen den Häusern<br />

hindurch paddelnd wie in Venedig. Die Zihl<br />

mündet gleich beim Wehr von Port in den Nidau-Büren-Kanal.<br />

Zuerst nochmals etwas Abstand<br />

vom Wehr gewinnend, traversieren wir<br />

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Center Bielersee –<br />

ihr Einstieg ins Kanuland Schweiz<br />

Im Barkenhafen | Schlossstrasse 24 | 2460 Nidau | +41 (0)32 331 76 88<br />

bielersee@globepaddler.ch<br />

Seekajak&Canadier | Vermietung | Shop | Kanuschulung | Events<br />

Ob Wildnis,<br />

Elektrizitäts-<br />

Industrie oder<br />

städtische<br />

Erholungszone<br />

– die Aare ist<br />

ein Lebensnerv<br />

der Schweiz.<br />

35 KAJAK-MAGAZIN.COM


eisen touren<br />

Aare I Schweiz<br />

TOURENBESCHREIBUNG LÄNGE I SCHWIERIGKEITEN I CHARAKTER<br />

Aare von Thun bis zur Mündung in den Rhein:<br />

Länge: 210 km<br />

Charakter: Großfluss zum Wanderpaddeln, ganzjährig befahrbar. Zahlreiche<br />

Wasserkraftwerke und Wehre auf der Strecke, die umtragen<br />

werden müssen. Signale beachten!<br />

Schwierigkeiten: WW I bzw. Zahmwasser mit Ausnahme einiger weniger schwierigeren<br />

Stellen bis WW III:<br />

Uttigen-Welle (Thun–Bern): Stromschnelle mit starker Wellenbildung und Verschneidungen;<br />

Worblaufen-Welle (durch Bern): starke Wellenbildung und Verschneidungen;<br />

Wynauer »Cheer« (Mittelland 2): Stromschnellen/Wellenbildung;<br />

Schlucht von Brugg: Stromschnellen, starke Verschneidungen/Schiebewasser;<br />

Vorsicht ist zudem geboten bei allen Ein- und Ausbootstellen vor und nach Wehren<br />

und Kraftwerken: Signalisation beachten und hohe Wasserstände meiden,<br />

da z.T. erheblicher Zug, Sogwirkung und Wirbelbildung vor den Kraftwerken.<br />

Wasserstandsempfehlung:<br />

Thun bis Bielersee: Aarepegel Thun 50–200 m3 /sec;<br />

ab Bielersee: Aarepegel Brugg weniger als 400 m3 /sec;<br />

ab Brugg: Aarepegel Stilli weniger als 850 m3 /sec.<br />

Wasserstandsinformationen unter www.hydrodaten.admin.ch (auch per SMS abfragbar;<br />

Pegel Thun: Q2030 an Nummer 234, Pegel Brügg: Q2029 an Nummer 234,<br />

Pegel Stilli: Q2205 an Nummer 234).<br />

Thun–Bern (Eichholz):<br />

Länge: 24,6 km<br />

km 0: Thun-Schwäbis, Einbootstelle rechtsufrig bei Parkplatz/Rampe (entsprechend<br />

km 77.9 im DKV-Auslandsführer Schweiz).<br />

km 2.2: Autobahnbrücke.<br />

km 4.4: Uttigen-Welle unter Eisenbahnbrücke. Starke Wellenbildung und Verwirbelungen,<br />

mittig fahrbar, an den Ufern stark zurückfließende Kehrwasser.<br />

Links Bahnhof Uttigen – unterhalb Stromschnelle geeignete Einbootstelle<br />

zur Befahrung der ab hier einfacheren Befahrung für weniger geübte<br />

Paddler oder starre Wandercanadier (= offizielle Einbootstelle »Kanuland<br />

Schweiz«-Strecke).<br />

km 7.7: Brücke Jaberg-Kiesen.<br />

km 9.6: Restaurant Thalgut links.<br />

km 13.6: Brücke Münsingen. Vorsicht auf engstehende Brückenpfeiler, rechts<br />

Freibad mit Kiosk/Restaurant (dazu vor Brücke rechts ausbooten).<br />

km 16.1: Brücke Rubigen-Belp.<br />

km 20.5: Holzbrücke Muri. Vorsicht auf Brückenpfeiler, Strömung zieht schräg.<br />

km 24.6: Camping Eichholz (Tel. +41 31 9612602), links Ausbootstelle an Strand,<br />

rechts Tierpark Dählhölzli.<br />

Für eine Übernachtung in Thun: Camping TCS Gwatt (Tel. +41 33 3364067); Herberge<br />

Schadau (Tel. +41 33 2225222). Achtung: die Durchfahrt durch Thun vom<br />

See her ist nicht per Kanu möglich – zahlreiche Wehre!<br />

Durch Bern (Eichholz–Wohlensee):<br />

Länge: 18,1 km<br />

km 26.7: Monbijoubrücke (hohe Betonbrücke), links darunter offizielle Ausbootstelle<br />

»Kanuland Schweiz«. Für Weiterfahrt ist auch nächste Ausbootstelle<br />

möglich, aber zwingend, wegen folgendem unfahrbaren Wehr.<br />

km 27.2: Ausbootstelle links vor Dalmazibrücke bei Pontonierfahrverein – zwingend!<br />

Anschließend Wehr »Schwellemätteli«. Jugendherberge Bern<br />

(Tel. +41 31 3261111), 2 Gehminuten von Ausbootstelle entfernt.<br />

Über Brücke auf rechte Seite umtragen und unterhalb Wehr und Restaurant<br />

rechtsufrig wieder einbooten: km 27.7.<br />

km 28.9: Berner Bärengraben rechts, diverse Brücken.<br />

km 29.8: Eisenbahnbrücke, hoch über Fluss.<br />

km 31.6: Felsenau-Wehr, rechts umtragen über Rollbahn (Vorsicht! Ausstieg etwas<br />

knapp vor Wehr).<br />

km 32: Autobahnbrücke, hoch über Fluss.<br />

km 35.1: Worblaufen-Welle unter hoher Eisenbahn-/Straßenbrücke, mittig fahrbar.<br />

km 40.6: Wasser-Rückführung vom Felsenau-Kraftwerk, rechts halten.<br />

km 41.8: Holzbrücke Neubrügg.<br />

km 42.6: Halenbrücke.<br />

km 44.8: Fußgängersteg, linksufrig danach Camping Bern-Eymatt (Tel. +41 31<br />

9011007).<br />

Ins Berner Seeland (Wohlensee–Bielersee):<br />

Länge: 38,5 km<br />

km 45.1: Brücke Hinterkappelen/Wohlen.<br />

km 46.5: Wohleibrücke, alte Steinbogenbrücke.<br />

km 54.1: Kraftwerk Mühleberg - Ende des Wohlensees links anlanden, umtragen<br />

bzw. Bootslift anfordern mit Werkstelefon links (Vorreservierung Tel. +41<br />

31 3306799).<br />

km 57.6: Mündung der Saane von links.<br />

km 61.1: Wehr/Kraftwerk Niederried, rechts umtragen.<br />

km 63.1: Fußgängersteg, danach links in Schilf Bucht mit Wiese/Feuerstelle der<br />

Gemeinde, Toiletten/Trinkwasser bei Fußballplatz. Gegen Gebühr bei<br />

Gemeinde darf man übernachten.<br />

km 66.1: Wehr/Kraftwerk Aarberg, links umtragen. Anschließend folgt die Umleitung<br />

des Aare-Wassers seit der Juragewässerkorrektion über den Hagneckkanal<br />

bis in den Bielersee. Rechtsufrig unterhalb des Kraftwerks<br />

wird auf der anderen Seite des Damms mit einer Restwassermenge die<br />

Alte Aare gespeist. Alter Aarelauf von Aarberg bis Büren stark verwachsenes<br />

Dschungelflüsschen mit eventuell zahlreichen querliegenden<br />

Bäumen. Nur für gute Fahrer mit Abenteuerlust und entsprechender<br />

Ausrüstung. Kurzer Besuch des Städchens Aarberg und Blick in die Alte<br />

Aare lohnend.<br />

km 74.5: Brücke Hagneck.<br />

km 75.1: Wehr/Kraftwerk Hagneck, rechts Ausstieg. Achtung: heikler Ausstieg,<br />

erst spät ersichtlich, unbedingt rechts anfahren. Zuerst fährt man gerade<br />

im Kanal auf Wehr zu, dann zweigt rechts plötzlich kurz vor dem Wehr der<br />

Kanal zum Kraftwerk ab, in den man einfahren muss. Kurz vor dem Kraftwerk<br />

kann dann rechts ausgebootet werden. Anschließend Mündung in<br />

den Bielersee. Ostwärts am rechten Seeufer weiter zum Seeende.<br />

km 79.4: Campingplatz Sutz (Tel. +41 32 3971345).<br />

km 83.3: Nidau, ideale Ausbootstelle nach Schwimmbad Nidau rechtsufrig bei<br />

Rampe im Barkenhafen (= offizelle »Kanuland Schweiz«-Ausbootstelle).<br />

Dort <strong>Globepaddler</strong> Center Bielersee (Tel. +41 32 3317688) und dahinter<br />

Lago Lodge Nidau (Tel. +41 32 3313732).<br />

Mittelland-Etappe 1 (Nidau–Solothurn):<br />

Länge: 28 km<br />

km 83.1: Nidau-Büren-Kanal, rechts Austritt des Aare-Wassers aus dem See. Lohnende<br />

Alternative statt gleich in den Kanal einzubiegen, ist die Befahrung<br />

des ursprünglichen Seeausflusses, die Zihl: Weiterfahrt am Strandbad<br />

Nidau vorbei in den Hafen von Biel. Davor im Hafen von Nidau (Barkenhafen)<br />

liegt das Kanu-Center von <strong>Globepaddler</strong> direkt am Wasser.<br />

Idealer Ausstieg für Besichtigung von Biel, Einkaufsmöglichkeiten,<br />

eventuelle Fahrt auf den Berg mit Funi-Standseilbahn nach Magglingen<br />

für großartigen Blick auf die Alpen und den Verlauf der Aare. Lago Lodge<br />

Nidau wenige Gehminuten vom Ausstieg.<br />

km 85.1: Schleuse Port, rechts anlanden und warten bis Signal auf grün. Wer<br />

durch die Zihl anfährt, soll nicht zu knapp vor dem Wehr queren, sondern<br />

nochmals etwas aufsteigen für die Flusstraverse. Schleusung (Tel.<br />

+41 32 3316116) oder umtragen rechtsufrig möglich.<br />

km 93.1: Mündung der Alten Aare rechts. Es lohnt sich, etwas den alten Flusslauf<br />

hochzupaddeln, um die Dschungelstimmung der Flussaue einzufangen.<br />

km 94.9: Alter Aare-Flussarm, links. Hinten im Flussarm (+ 3,5 km) Campingplatz<br />

Seeland Camp Meinisberg (Tel. +41 32 3771572).<br />

km 95.1: Holzbrücke Büren a.A. rechts. Ausstiegsstelle bei Rampe für Besichtigung<br />

des Städtchens oder Kaffeepause (offizielle »Kanuland Schweiz«- Ausbootstelle).<br />

km 100.1: Brücke Arch-Grenchen.<br />

km 100.9: Autobahnbrücke.<br />

km 104.3: Campingplatz Altreu (Tel. +41 79 2844480), dort auch Restaurant direkt<br />

am Fluss und bekannte Storchen-Aufzuchtstation.<br />

KAJAK-MAGAZIN.COM 36<br />

Ausgabe 03/2010


TOURENBESCHREIBUNG LÄNGE I SCHWIERIGKEITEN I CHARAKTER<br />

km 110.6: Camping TCS Lido Solothurn (Tel. +41 32 6218935), links in der Folge<br />

mehrere Brücken der Stadt Solothurn, lohnenswerte Stadtbesichtigung.<br />

Jugendherberge Solothurn (Tel. +41 32 6231706) direkt am Wasser<br />

in der Altstadt linksufrig.<br />

Mittelland-Etappe 2 (Solothurn–Aarburg):<br />

Länge: 39,4 km<br />

km 111: Solothurn, mehrere Brücken.<br />

km 117.6: Mündung der Großen Emme von rechts.<br />

km 118.3: mehrere Stege/Förderleitungen der Industrie.<br />

km 119.1: Brücke, 150 Meter dahinter Wehr/Kraftwerk Flumenthal, rechts umtragen.<br />

km 123.1: Autobahnbrücke.<br />

km 124: Teilung, rechten größeren Aare-Arm in Richtung Holzbrücke befahren.<br />

km 124.6: Holzbrücke Wangen a.A., rechtsufrig offizielle Ausbootstelle »Kanuland<br />

Schweiz« für Ortsbesichtigung. Es folgen mehrere Brücken.<br />

km 131.6: Wehr/Kraftwerk Bannwil, links umtragen.<br />

km 134.6: Brücke Aarwangen. Achtung: bei Hochwasser gefährlich niedrig, vorher<br />

ausbooten, rechts knapp vor der Brücke offizielle »Kanuland Schweiz«-<br />

Ausbootstelle mit Restaurant/Hotel Bären (Tel. +41 62 9222206).<br />

km 136.6: Wehr/Kraftwerk Wynau – links umtragen.<br />

km 139.5: Wynauer Cher, starke Flussbiegung mit leichten Stromschnellen.<br />

km 142.1: Holzbrücke Murgenthal, rechts Dorf mit Einkaufsmöglichkeiten.<br />

km 149.1: Wehr/Kraftwerk Ruppoldingen, rechts umtragen.<br />

km 150: Autobahnbrücke.<br />

km 150.4: Eisenbahnbrücke, rechts Camping Aarburg Wiggerspitz (Tel. +41 62<br />

7915810).<br />

Mittelland-Etappe 3 (Aarburg–Brugg):<br />

Länge: 41,6 km<br />

km 150.6: Brücke Aarburg, Fluss macht scharfen 90-Grad-Knick nach links.<br />

km 153: Rohrleitung.<br />

km 153.2: Eisenbahnbrücke, es folgt die Einfahrt nach Olten mit leichten Stromschnellen<br />

und Inseln im Fluss.<br />

km 153.8: zweite Eisenbahnbrücke.<br />

km 154.1: links offizielle »Kanuland Schweiz« Ausbootstelle bei Pontonierfahrverein<br />

vor Schwimmbad/Holzbrücke.<br />

km 154.3: Alte Holzbrücke von Olten, es folgen mehrere Brücken der Stadt Olten.<br />

km 156.5: Eisenbahnbrücke, Aare macht scharfen Knick (mehr als 90 Grad) nach<br />

rechts.<br />

km 156.8: Brücke mit Signalisation für folgendes Wehr, links halten.<br />

km 157.1: Wehr Olten/Winznau in rechter Flusshälfte, ganz links halten um in den<br />

linken Aare-Kanal einzufahren. Bei Hochwasser zieht starke Strömung<br />

direkt auf das Wehr zu und man sollte bei der sigalisierten Ausbootstelle<br />

links die Stelle umtragen.<br />

km 162.1: Wehr/Kraftwerk Gösgen, rechts umtragen.<br />

km 165.6: Mündung des Aare-Seitenarms bei Schönenwerd von rechts.<br />

km 167.9: scharfe Rechtskurve, links halten!<br />

km 168.1: Wehr Niedererlinsbach, in rechter Flusshälfte, ganz links halten und in<br />

ganz linken Aare-Kanal einfahren.<br />

km 171.1: Kraftwerk Aarau, links umtragen, danach Mündung des Aare-Seitenarms,<br />

rechts einfacher Ausstieg möglich für Besichtigung Aarau. In Aarau<br />

rechtsufrig bleiben, links geht Kraftwerkskanal weg.<br />

km 172.1: Wehr, rechts umtragen. Vorsicht: Ausbootsstelle sehr nahe vor Wehr!<br />

km 178.1: Wehr/Kraftwerk Rupperswil, links umtragen.<br />

km 181.5: Brücken von Wildegg, Fluss biegt 90 Grad nach links ab, rechts Schloss<br />

Wildegg.<br />

km 186: Wehr bei Schinznach in rechter Flusshälfte, links in Kanal weiterfahren.<br />

km 187: Autobahnbrücke.<br />

km 188.2: Wehr/Kraftwerk Wildegg-Brugg, rechts umtragen.<br />

km 192: Mündung des Aare-Seitenarms von rechts, Ausstieg rechtsufrig unterhalb<br />

Wehr (offizielle »Kanuland Schweiz«-Ausstiegsstelle). Gleich darüber<br />

Jugendherberge Brugg (Tel. +41 56 4411020) in alter Schlossruine<br />

und Wanderweg zur Besichtigung/Umtragung der Schlucht von Brugg.<br />

Ausgabe 03/2010<br />

Wasserschloss (Brugg–Full/Waldshut,<br />

Mündung in den Rhein):<br />

Länge: 19,5 km<br />

Befahrung der Schlucht von Brugg nur für erfahrene Paddler. Das ganze Wasser<br />

der Aare zwängt sich auf wenigen Metern Breite durch Felsenge, dadurch starke<br />

Verschneidungszonen, Verwirbelungen und Wellenbildung. Rechtsufrig und zum<br />

Schluss linksufrig kann auf Wanderweg umkarrt werden<br />

km 193.6: Einbootstelle linksufrig nach Brücke bei Zubringerstraße ins Militärgelände<br />

unterhalb Brugg (offizielle »Kanuland Schweiz«-Einbootstelle).<br />

Dann gleich auf rechte Flussseite traversieren.<br />

km 194.1: Mündung der Reuss, rechts.<br />

km 196.1: Mündung der Limmat, rechts.<br />

km 197.6: Brücke Stilli.<br />

km 199.8: Brücke Paul Scherrer Institut.<br />

km 201.5: Wehr/Kraftwerk Beznau, links umtragen<br />

oder Schleusung möglich (vor Ort<br />

mit Werkstelefon anmelden oder Voranmeldung<br />

über Tel. +41 56 2692311).<br />

km 205.1: Brücke Döttingen.<br />

km 208.1: Wehr/Kraftwerk Klingnau,<br />

links umtragen.<br />

km 209.2: Eisenbahnbrücke.<br />

km 210: Stahlbrücke, Mündung in den Rhein<br />

von rechts, rechts Koblenz.<br />

km 211.5: Full, linksufrig offizieller »Kanuland<br />

Schweiz«-Ausstieg bei Fähre, rechtsufrig<br />

Rheincamping Waldshut (Tel.<br />

+49 7751 3152) mit Herberge.<br />

Das Schloss Aarburg<br />

thront imposant über<br />

der Aare.<br />

GEWÄSSER-<br />

KARTE AARE<br />

Quelle:<br />

www.water-ways.net<br />

37 KAJAK-MAGAZIN.COM


eisen touren<br />

Aare I Schweiz<br />

TOURENBESCHREIBUNG LÄNGE I SCHWIERIGKEITEN I CHARAKTER<br />

Beste Reisezeit: Obwohl die Aare von Thun bis in den Rhein ganzjährig befahrbar ist, sind aufgrund der Temperaturen<br />

und der Öffnungszeiten der Campingplätze Mai bis September die beste Monate für eine Befahrung<br />

der Aare. Auf jeden Fall sind Hochwasser zu meiden. Die offiziellen Ausbootstellen befinden sich vor den Kraftwerken<br />

und Wehren oft kurz vor den Gefahrenstellen – sicher zu kurz für ungeübte, nicht ortskundige Paddler<br />

bei schneller Strömung.<br />

Ausrüstung: Für die oberen Abschnitte von Thun bis in den Bielersee sind Schlauchkanus sicherer, da man<br />

mit diesen die Uttiger Schnelle und die Wellen von Woblaufen bei Bern sicherer bewältigen kann. Geübte<br />

Wanderpaddler schaffen das aber auch mit Wanderkajaks oder kentersicheren Hartschalencanadiern. Ab<br />

dem Bielersee sind gut laufende Bootstypen von Vorteil – die Strömung ist mit wenigen Ausnahmen nur<br />

noch sehr gering.<br />

Unbedingt Bootswagen mitnehmen, damit man bei den vielen Kraftwerksumtragungen nicht auf Hilfe des<br />

Kraftwerkspersonals angewiesen ist. Hilfreich ist auch ein Kabelschloss, um Boote über Nacht am Flussufer<br />

anzubinden. Dazu die übliche Ausrüstung für eine mehrtägige Paddeltour.<br />

Bootsverleiher: <strong>Globepaddler</strong> GmbH, Center Bielersee, Schlossstraße 24, CH-2560 Nidau, Tel. +41 32<br />

3317688; bielersee@globepaddler.ch, www.globepaddler.ch. Die Basis liegt direkt am Bielersee. Hier ist vom<br />

Faltboot über Seekajak bis zum Wandercanadier und Schlauchkanu alles im Sortiment. Es sind auch Bootswechsel<br />

möglich. Im Kanushop findet man auch das komplette Ausrüstungssortiment, falls man etwas zu Hause<br />

vergessen hat. Außerdem ist Unterstützung beim Boots-Rücktransport möglich. Oder man paddelt auf dem<br />

Rhein weiter bis Basel Birsfelden bzw. bis nach Hüningen. An diesen Stationen können die gemieteten Boot<br />

kostenlos zurückgegeben werden.<br />

Abschnitte/Etappierung: Die Etappierung der 210 km langen Strecke ist abhängig von der Art der Übernachtung<br />

(Camping oder einfache Hotels/Jugendherbergen), von der Bootswahl und vor allem auch vom Reisestil<br />

bzw. von konditionellen Voraussetzungen. Die Dichte der einfach erreichbaren Sehenswürdigkeiten entlang<br />

der Strecke ermöglicht einen abwechslungs- und erlebnisreichen Kanuurlaub.<br />

Es gibt viele Varianten und Ergänzungsmöglichkeiten. So könnte man den Brienzer- und Thunersee vorweg<br />

paddeln, im Bielersee Abstecher in den Neuenburger- und Murtensee anhängen oder zum Schluss im Rhein<br />

bis Basel oder nordwärts Richtung Meer weiterpaddeln.<br />

Die direkt am Wasser liegenden günstigen Übernachtungsmöglichkeiten sind in der Tourenbeschreibung beim<br />

jeweiligen Kilometer aufgeführt. Wer vorher freundlich fragt, findet bestimmt auch mit einem der Kanuclubs,<br />

die an der Strecke liegen, eine Übernachtungs-Lösung (Clubverzeichnis unter www.swisscanoe.ch). Unter<br />

www.kanuland.ch lässt sich mit der interaktiven Karte ebenfalls bestens planen.<br />

Hier zur Anschauung eine mögliche Etappierung für eine Befahrung der Gesamtstrecke Thun-Rhein in sieben<br />

Tage: 1. Tag Thun–Bern (Camping Eichholz oder Jugendherberge Bern); 2. Tag durch Bern (bis Camping Hinterkappelen);<br />

3. Tag Bern–Bielersee (Camping Sutz oder Lago Lodge Nidau); 4. Tag Nidau–Solothurn (Camping<br />

oder Jugendherberge); 5. Tag Solothurn–Aarburg (Camping); 6. Tag Aarburg–Brugg (Jugendherberge); 7.<br />

Tag Brugg–Mündung in den Rhein (Full/Waldshut mit Camping/Herberge).<br />

Versorgung/Einkaufen: Auf der Strecke kommt man täglich mehrmals durch Dörfer und Städte, die Einkaufsmöglichkeiten<br />

bieten. Sichere Anlaufstellen ohne weite Wege: Thun, Bern, Nidau/Biel, Büren, Solothurn, Wangen<br />

a.A., Aarwangen, Murgenthal, Aarburg, Olten, Aarau, Brugg, Waldshut (D).<br />

Verbindungen: Sehr gute Zugverbindungen ab Thun, Bern, Biel, Solothurn, Aarau, Olten, Brugg, Koblenz. In<br />

der Schweiz wird aber jeder Ort regelmäßig mit öffentlichen Verkehrsmitteln bedient. Fahrplanauskünfte am<br />

schnellsten über www.sbb.ch (auch per SMS abrufbar über Nummer 222).<br />

Sehenswürdigkeiten: Der offizielle Kanuland Schweiz-Führer bietet eine gute Übersicht über Sehenswürdigkeiten<br />

entlang der Aare. Da mit der Aare-Tour die halbe Schweiz befahren wird, lohnt sich wohl die Anschaffung<br />

eines kleinen Reiseführers der Schweiz. Eine gute Übersicht zur Planung gibt die interaktive Karte unter<br />

www.kanuland.ch<br />

Kulturell viel zu bieten haben auf jeden Fall die Bundeshauptstadt Bern und die Städte Biel, Solothurn und<br />

Aarau. Sehenswert für Aarepaddler ist auf jeden Fall die kleine Ausstellung im Schloss Nidau zur Juragewässerkorrektion<br />

(www.schlossmuseumnidau.ch).<br />

Naturinteressierte finden im Tierpark Dählhölzli direkt an der Aare oberhalb von Bern, am Bärengraben in Bern,<br />

an einer kleinen Erkundungstour ins Mündungsgebiet der alten Aare bei Büren sowie an einer Besichtigung<br />

der Storchenstation Altreu viel Gefallen. Der Klingnauer Stausee kurz vor der Mündung in den Rhein ist ein bekanntes<br />

Zugvogel-Schutzgebiet.<br />

Eine Besteigung des Jura, bequem mit der Funi-Standseilbahn Biel-Magglingen oder in Solothurn/Oberdorf<br />

mit dem Sessellift, auf den Weissenstein ermöglicht einen Blick auf die Alpen und Sicht auf beinahe die gesamte<br />

Paddelstrecke.<br />

Karten/Literatur: Schweizer Landeskarten sind von bester Qualität und in diversen Maßstäben in nahezu allen<br />

Buchhandlungen in der Schweiz erhältlich. Für eine Flussbefahrung und Übersicht reicht der Maßstab<br />

1:200.000 (Blatt 01– Schweiz Nord-West deckt die Strecke ab). Auf der Internetseite www.kanuland.ch lässt<br />

sich mit der interaktiven Karte eine Aarebefahrung einfach planen. Übernachtungs- und Einkaufsmöglichkeiten,<br />

öffentlicher Personenverkehr sowie Sehenswürdigkeiten lassen sich ein- und ausblenden, die gewählten<br />

Kartenausschnitte sind ausdruckbar.<br />

Offizieller Führer »Kanuland Schweiz – Aare Kanu und Highlights« (siehe separaten Literatur-Tipp); DKV-Auslandsführer,<br />

Band 1 Österreich/Schweiz, 2009, ISBN 978-3937-7431-96, 19,95 Euro; Paddelland Schweiz, Pollner<br />

Verlag, 2007, ISBN 3-89961-007-5, 24 Euro.<br />

Die Schlucht von Brugg. Die Aare verengt sich auf<br />

wenige Meter – bei wenig Wasser harmlos, sonst<br />

von Einsteigern definitiv besser zu umkarren.<br />

hinüber zur Schleuse, wo wir beim Wartesteg<br />

noch kurz auf ein uns aus Richtung Solothurn<br />

entgegenkommendes Kursschiff warten müssen.<br />

Dann ist die Schleuse frei, das Signal<br />

wechselt auf Grün, und wir verschwinden zwischen<br />

den Schleusentoren, um beinahe drei<br />

Meter tiefer vom Schleusenwärter mit »Gute<br />

Fahrt« wieder freigelassen zu werden.<br />

Kurz vor Büren mündet die »Alte Aare«<br />

von rechts her ein, und ab hier sind wir nun<br />

wieder ganz auf Aarewasser unterwegs. Ein<br />

kleiner Abstecher, ein paar Paddelschläge<br />

flussaufwärts in den ursprünglichen Aarelauf,<br />

gibt uns Recht, diese Wildnis mit unseren<br />

schwer beladenen Booten großräumig<br />

umfahren zu haben. Biberspuren säumen<br />

die Ufer. Nur etwa fünf Meter breit windet<br />

sich hier das echte Aarewasser um enge<br />

Kurven durch die Vegetation, nur knapp<br />

noch können wir wenden, ohne zu kentern.<br />

Geäst kratzt im Gesicht, ein Eisvogel flüchtet<br />

aufgeschreckt.<br />

Zurück auf großem, ruhigem Gewässer,<br />

paddelt jeder für sich weiter, seinen Gedanken<br />

nachhängend. Am Horizont erscheint<br />

die St.-Ursen-Kathedrale von Solothurn immer<br />

deutlicher. Bequem landen wir beim<br />

Campingplatz Solothurn an und bauen unser<br />

Nachtlager auf. Und noch viel bequemer<br />

lassen wir es uns gut gehen beim Nachtessen<br />

in einem der vielen kleinen Restaurants<br />

in der Altstadt des malerischen Barockstädtchens<br />

Solothurn.<br />

An unseren nächsten zwei Fluss-Tagen erleben<br />

wir die industrielle Nutzung der Aare hautnah.<br />

Das schweizer Mittelland zwischen Solothurn<br />

und Brugg ist dicht besiedelt, auch von<br />

der Industrie. Aus der etwas tiefer liegenden<br />

KAJAK-MAGAZIN.COM 38<br />

Ausgabe 03/2010


Sichtweise des Paddlers, versteckt hinter dichter<br />

Ufervegetation, ist das alles meistens nicht<br />

so spürbar. Ganz im Gegensatz zur ersten Etappe<br />

im Berner Oberland sind wir hier auch allein<br />

unterwegs. Die Wildnis und damit auch der<br />

Flusslauf haben aber ihren genau zugewiesenen<br />

Platz, und bei jedem auftauchenden Kraftwerk<br />

holt uns die zivilisatorische Realität dafür<br />

umso deutlicher ein. Das Gefälle wird effektiv<br />

in Stromproduktion umgemünzt.<br />

Wir sind jedes Mal gespannt, bei welchem<br />

Kraftwerk uns welcher Umtrageservice<br />

geboten wird. Zum Teil sind wir völlig<br />

auf unsere Bootswagen angewiesen, und<br />

wir sind uns einig, dass die Aus- und Einbootstellen<br />

sicher nicht von Paddlern konzipiert<br />

wurden. Dann wieder werden wir elegant<br />

mit einem Lift, bedient durch Kraftwerkspersonal,<br />

auf die andere Seite<br />

transportiert, als gäbe es nichts Normaleres,<br />

als angespülten Paddlern bei der freien<br />

Durchfahrt zwischen quer in den Fluss gestellten<br />

Hindernissen hindurch zu helfen.<br />

Durch das Wasserschloss<br />

Nach einer erholsamen Nacht in der romantischen<br />

Jugendherberge Brugg, die sich direkt<br />

bei der Ausbootstelle oberhalb der Schlucht<br />

LITERATUR<br />

KANULAND SCHWEIZ<br />

Aare Kanu und Highlights<br />

(128 Seiten; 18,90 Euro)<br />

von Roman Steger und Matthias Rohrer;<br />

AT Verlag, Aarau; www.atverlag.ch<br />

Über 100 Fotos, detaillierte Flusskarten und<br />

Skizzen zu Ein- und Ausbootstellen mit ausführlichen<br />

Beschreibungen zu den Gewässern<br />

und zur Umgebung.<br />

Ausgabe 03/2010<br />

von Brugg in einem ehemaligen Schloss befindet,<br />

wagen wir uns zu Beginn der letzten Etappe<br />

an die Befahrung der Schlucht. Der Wasserstand<br />

ist tief, und die berüchtigten Verschneidungen/Presswasser<br />

und Unterspülungen<br />

sind nun bei richtiger Linienwahl harmlos. Die<br />

Aare zwängt sich hier tief eingeschnitten auf<br />

wenigen Metern Breite durch den Fels und hat<br />

vor Urzeiten nach vielen Kilometern entlang<br />

des Juragebirges eine Durchflussmöglichkeit<br />

nach Norden gefunden.<br />

Dieser Ort trägt auch den stolzen Namen<br />

»Wasserschloss der Schweiz«, denn die Aare<br />

ist nicht allein. Kurz nach der Schlucht<br />

mündet die Reuss und bringt das Wasser des<br />

Gotthardmassivs und der ganzen Zentralschweiz<br />

mit, und nochmals wenige hundert<br />

Meter weiter bringt die Limmat von Zürich<br />

her kommend das Wasser aus dem Osten<br />

und von den Glarner Alpen – 17.620 Quadratkilometer<br />

Landfläche werden insgesamt<br />

von der Aare entwässert.<br />

Die Aare fließt nun wieder zügig und hat hier<br />

in den letzten Jahren in Form eines Auenparks<br />

etwas mehr Platz erhalten, den Flussverlauf<br />

selbst zu gestalten. Große Inseln liegen im<br />

Fluss, Stapel von Baumleichen türmen sich<br />

auf, um beim nächsten Hochwasser wieder<br />

weitertransportiert zu werden.<br />

Noch zwei Kraftwerke trennen uns vom<br />

Rhein. In Beznau werden wir ferngesteuert<br />

spektakulär nochmals einige Meter heruntergeschleust,<br />

um nach der nächsten Kurve<br />

am Horizont die südlichsten Schwarzwald-<br />

Hügel zu entdecken.<br />

Mündung in den Rhein<br />

Angekommen im<br />

Rhein, die Seele<br />

baumeln lassen. Im<br />

Hintergrund liegt<br />

Waldshut.<br />

Ungläubig, fast zögerlich paddeln wir die<br />

letzten Meter auf der Aare in den Rhein. Wir<br />

haben es geschafft. Die Wasserfarbe wechselt<br />

leicht, vermischt sich. Glücklich, aber<br />

auch etwas leer lassen wir uns die letzten<br />

Meter bis zur Fähre in Full auf dem Rhein<br />

flussab treiben. Wir sind stumm, um einen<br />

gelebten Traum reicher. Schön war’s, erlebnisreich.<br />

Sollten wir nicht besser gleich weiterpaddeln<br />

Richtung Basel?<br />

Matthias Rohrer<br />

39 KAJAK-MAGAZIN.COM

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