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Kann der Gefrierpunkt der Milch durch Fütterung ... - Bayern

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<strong>Kann</strong> <strong>der</strong> <strong>Gefrierpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Milch</strong> <strong>durch</strong> <strong>Fütterung</strong> beeinflusst werden?<br />

Bei zu hohem <strong>Gefrierpunkt</strong> <strong>der</strong> abgelieferten <strong>Milch</strong> ist die erste Befürchtung,<br />

dass Wasser in die <strong>Milch</strong> gelangt sein könnte. Tatsächlich kommen aber zu<br />

hohe <strong>Gefrierpunkt</strong>e meistens <strong>durch</strong> Fehler in <strong>der</strong> <strong>Fütterung</strong> zustande.<br />

Der <strong>Gefrierpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Milch</strong> ist ein bekanntes Qualitätskriterium, um die Freiheit von<br />

Restwasser, z.B. aus <strong>der</strong> Melkanlage, nachzuweisen. Der Anteil an <strong>Milch</strong>proben mit<br />

erhöhtem <strong>Gefrierpunkt</strong> (Richtwert -0,515 o C) nimmt in den letzten Jahren wie<strong>der</strong> zu<br />

(Abb.). Doch wie aus einer Untersuchung des <strong>Milch</strong>prüfrings <strong>Bayern</strong> hervorgeht, sind<br />

nur ca. 10 % <strong>der</strong> Ursachen von <strong>Gefrierpunkt</strong>serhöhungen in Fehlern <strong>der</strong> Melktechnik<br />

zu suchen; weitere 10 % rühren von Erkrankungen, Rasseeinflüssen, Anzahl und<br />

Stadium <strong>der</strong> Laktation und Sonstigem her. Der Löwenanteil von ca. 80 % hat seine<br />

Ursache in <strong>der</strong> <strong>Fütterung</strong>. Wo sind hier die Ansatzpunkte? Der <strong>Gefrierpunkt</strong> wird <strong>durch</strong><br />

die wasserlöslichen Substanzen in <strong>der</strong> <strong>Milch</strong> beeinflusst, das sind in etwa zur Hälfte<br />

die Laktose (<strong>Milch</strong>zucker) und die gelösten Salze, in erster Linie Natrium. Ein Mangel<br />

an Natrium kann genauso schnell erkannt wie behoben werden, wenn er z.B. nur auf<br />

einem Fehlen o<strong>der</strong> einem Zuwenig an Viehsalz o<strong>der</strong> Mineralfutter beruht. In zweiter<br />

Linie kann aber ein Mangel an Natrium auch <strong>durch</strong> einen Überschuss an Kalium<br />

hervorgerufen werden. Kurzfristig hilft hier eine Erhöhung des Viehsalzes, damit das<br />

überflüssige Kalium schneller ausgeschieden werden kann. Langfristig kann hier nur<br />

über eine routinemäßige Untersuchung des Grobfutters auf Mineralstoffe, die<br />

Einbeziehung in die Rationsberechnung bzw. -zusammenstellung und eine Än<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Düngung etwas geän<strong>der</strong>t werden. Die zweite Komponente des <strong>Gefrierpunkt</strong>s ist<br />

<strong>der</strong> Laktosegehalt. Laktose wird aus Propionsäure o<strong>der</strong> Glukose o<strong>der</strong> Glukosebildenden<br />

Verbindungen gebildet. Bei Mangel an einer Ausgangssubstanz kann <strong>der</strong><br />

Organismus <strong>der</strong> Kuh auf eine an<strong>der</strong>e zurückgreifen, wo<strong>durch</strong> <strong>der</strong> Laktosegehalt relativ<br />

konstant ist. Trotzdem kann es zu verringerten Laktosegehalten in <strong>der</strong> <strong>Milch</strong> kommen.<br />

Ursache hierfür kann zum einen eine Euterentzündung sein, kenntlich an einer<br />

erhöhten Zellzahl. Da<strong>durch</strong> wird nicht nur die Bildung von <strong>Milch</strong> insgesamt, son<strong>der</strong>n<br />

auch von Laktose beeinträchtigt. Aber auch ein deutlicher Energiemangel kann zu<br />

einem Absinken des Laktosegehalts führen. In Grub wurde 1999 in einem Versuch <strong>der</strong><br />

Einfluss einer unterschiedlichen Versorgung mit Eiweiß und Energie auf den<br />

<strong>Gefrierpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Milch</strong> untersucht. Dazu wurden fünf Gruppen gebildet, die in Bezug<br />

auf Eiweiß- und Energieversorgung unterschiedlich gefüttert wurden (Tab.1). Um


einen Eiweißmangel herbeizuführen, bestand die Grundration aus 30 kg Maissilage<br />

und 2 kg Heu. Eine Steuerung <strong>der</strong> unterschiedlichen Eiweiß- und Energieversorgung<br />

in den Gruppen wurde <strong>durch</strong> unterschiedliche Mengen an Sojaextraktionsschrot und<br />

<strong>Milch</strong>leistungsfutter erreicht. Die unterschiedliche Versorgung mit Kraftfutter<br />

insgesamt führte zu signifikanten Unterschieden in <strong>der</strong> Grobfutteraufnahme, d.h.,<br />

geringere Kraftfuttergaben wurden teilweise <strong>durch</strong> höhere Aufnahme an Maissilage<br />

wie<strong>der</strong> kompensiert. Die Norm-Gruppe wurde in Bezug auf Eiweiß und Energie<br />

bedarfsgerecht versorgt. Trotzdem wurde <strong>durch</strong> den extrem hohen Anteil an<br />

Maissilage in keiner Gruppe eine ausgeglichene RNB erreicht. Die Reaktion auf einen<br />

generellen Kraftfutterentzug war zuerst eine höhere Grobfutteraufnahme, dann ein<br />

Absenken <strong>der</strong> <strong>Milch</strong>leistung. Ein ähnlicher Effekt war bei einer reinen<br />

Energieunterversorgung festzustellen. Ein Mangel an Eiweiß wurde dagegen bei<br />

reichlich vorhandener Energie kompensiert. Der Laktosegehalt blieb bei allen<br />

<strong>Fütterung</strong>svarianten unverän<strong>der</strong>t, <strong>der</strong> <strong>Milch</strong>harnstoffgehalt verhielt sich entsprechend<br />

<strong>der</strong> Eiweißversorgung. Ein Wert von 9 mg/100 ml ist für eine ausreichende<br />

Versorgung <strong>der</strong> Pansenbakterien mit Stickstoff zu wenig; hier sollten Werte von<br />

mindestens 15 mg/100 ml angestrebt werden, wie auch an <strong>der</strong> <strong>Milch</strong>leistung zu<br />

erkennen ist. Der <strong>Gefrierpunkt</strong> dagegen zeigte signifikante Unterschiede in<br />

Abhängigkeit von <strong>der</strong> Energieversorgung. Ein Mangel an Energie konnte jedoch <strong>durch</strong><br />

einen Überschuss an Protein wie<strong>der</strong> ausgeglichen werden. Eiweiß kann von <strong>der</strong> Kuh<br />

im Bedarfsfall als Energiequelle genutzt werden, führt jedoch zu Effizienzverlusten<br />

und ist damit nicht wirtschaftlich. Ausschlaggebend für ein Ansteigen des<br />

<strong>Gefrierpunkt</strong>s ist daher eine Energieunterversorgung. Dies ist an einem gleichzeitigem<br />

Auftreten von schlechter <strong>Milch</strong>leistung, auffallend niedrigem Eiweiß- und<br />

Harnstoffgehalt <strong>der</strong> <strong>Milch</strong> kenntlich. Eiweiß- und Harnstoffgehalt sind aber nur<br />

Symptome, nicht Ursachen für einen erhöhten <strong>Gefrierpunkt</strong>! Ansatzpunkte in <strong>der</strong><br />

<strong>Fütterung</strong> sind daher eine unausgewogene Mineralstoffversorgung und ein erheblicher<br />

Energiemangel. Nicht nur bei Problemen dieser Art muss also verstärkt Augenmerk<br />

auf die Grobfutterqualität und –aufnahme gelegt werden, wobei hier nicht nur <strong>der</strong><br />

Energiegehalt, son<strong>der</strong>n auch die Schmackhaftigkeit und die Vorlage wichtig sind.<br />

Gerade in Jahren mit witterungsbedingt schlechterer Qualität, insbeson<strong>der</strong>e des<br />

ersten Schnitts, treten sonst Probleme in Bereichen wie zum Beispiel dem<br />

<strong>Gefrierpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Milch</strong> auf, <strong>der</strong>en Ursachen in ganz an<strong>der</strong>en Bereichen vermutet<br />

werden. Aus <strong>Fütterung</strong>ssicht kann man daher folgendes Fazit ziehen:


- Gras- und Maissilagen auf Mineralstoffe untersuchen, Defizite gezielt<br />

ausgleichen<br />

- Bei Rationsplanung und –kontrolle auf die Energieversorgung und eine<br />

ausgeglichene ruminale Stickstoffbilanz achten<br />

Dr. Hubert Schuster, Martin Moosmeyer<br />

Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft, LfL<br />

Prof.-Dürrwächter-Platz 3, 85586 Poing/Grub<br />

Tab.: Versuch zum <strong>Gefrierpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Milch</strong> bei unterschiedlicher Energie- und<br />

Eiweißversorgung (Grub 1999)<br />

Behandlung<br />

Aufnahme je Tag<br />

Rohprot.–<br />

Energie-<br />

Rohprot.–<br />

Energie +<br />

Norm Rohprot.+<br />

Energie -<br />

Rohprot.+<br />

Energie +<br />

Aufnahme GF [kg] 13,8 b 12,6 d 13,4 c 14,2 a 13,2 c<br />

Aufnahme KF [kg] 5,2 d 8,5 a 6,6 c 4,6 e 7,9 b<br />

Energieaufnahme [MJ] 137,3 MJ c 154,7 a 146,6 b 138,1 c 156,9 a<br />

XP-Aufnahme [g] 2326 e 2927 d 3056 c 3175 b 3790 a<br />

RNB [g] -104 e -89 d -52 c -14 b -1 a<br />

<strong>Milch</strong>leistung [kg] 24,1 c 25,8 a,b 26,3 a 25,0 b 26,4 a<br />

<strong>Milch</strong>-Eiweiß [%] 3,42 b 3,52 a 3,52 a 3,51 a 3,54 a<br />

Harnstoff [mg/100 ml] 9 d 14 c 22 b 35 a 37 a<br />

Laktose [%] 4,81 4,87 4,82 4,85 4,87<br />

<strong>Gefrierpunkt</strong> [ o C] -0,524 a -0,527 b -0,528 b -0,531 c -0,534 c<br />

- Unterversorgung / + Überversorgung / Norm – Versorgung<br />

Unterschiedliche Hochbuchstaben bedeuten signifikante Unterschiede


Prozent<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

Anteil an <strong>Milch</strong>proben mit erhöhtem <strong>Gefrierpunkt</strong> (< ‐0,515 Grad C)<br />

Quelle: <strong>Milch</strong>prüfring <strong>Bayern</strong><br />

2000 2005 2008<br />

Prüfjahre<br />

2009 2010

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