Welsches Weidelgras (Lolium multiflorum) - Bayerische ...
Welsches Weidelgras (Lolium multiflorum) - Bayerische ... Welsches Weidelgras (Lolium multiflorum) - Bayerische ...
Welsches Weidelgras (Lolium multiflorum) im Winterzwischenfruchtanbau Saattermin: Herbst- und Frühjahrsnutzung: bis Ende Juli Frühjahrsnutzung: bis zur ersten Septemberdekade Saatstärke: ca. 35 kg/ha (diploide Sorten); ca. 40 kg/ha (tetraploide Sorten) Sortenwahl: siehe aktuelle Sortenempfehlung der LfL (Wichtigste Merkmale: Winterhärte; Massenwuchs im ersten Schnitt) N-Düngung: bei Herbstnutzung 100 kg N/ha zur Saat; zu Vegetationsbeginn maximal 100 kg N/ha; früher Nährstoffbedarf zu Vegetationsbeginn Grunddüngung: nach Bodenvorrat und Entzug (Entzug bei 40 dt Trockenmasse: 30 kg P2O5, 130 kg K2O) Ernte: Mitte Ährenschieben (BBCH 55); Anwelken auf 30 % Trockenmasse Trockenmasseertrag: Herbstnutzung: ca. 30 dt/ha; 1. Schnitt im Folgejahr: ca. 40 dt/ha Methanausbeute: ca. 330 Normliter Methan je Kilogramm organische Trockenmasse Besonderheit: aufgrund der frühen Ernte bei gesicherter Wasserversorgung gute Vorfrucht für Silomais, Sorghumhirse
- Seite 2 und 3: Anbauempfehlungen für Welsches Wei
- Seite 4 und 5: Platz in der Fruchtfolge, Eignung a
- Seite 6 und 7: Ernte, Ernteverfahren, Erntetermin
- Seite 8: Tabelle 3: Spezifische Methanausbeu
<strong>Welsches</strong> <strong>Weidelgras</strong> (<strong>Lolium</strong> <strong>multiflorum</strong>) im Winterzwischenfruchtanbau<br />
Saattermin: Herbst- und Frühjahrsnutzung: bis Ende Juli<br />
Frühjahrsnutzung: bis zur ersten Septemberdekade<br />
Saatstärke: ca. 35 kg/ha (diploide Sorten); ca. 40 kg/ha (tetraploide Sorten)<br />
Sortenwahl: siehe aktuelle Sortenempfehlung der LfL<br />
(Wichtigste Merkmale: Winterhärte; Massenwuchs im ersten Schnitt)<br />
N-Düngung: bei Herbstnutzung 100 kg N/ha zur Saat; zu Vegetationsbeginn maximal<br />
100 kg N/ha; früher Nährstoffbedarf zu Vegetationsbeginn<br />
Grunddüngung: nach Bodenvorrat und Entzug (Entzug bei 40 dt Trockenmasse:<br />
30 kg P2O5, 130 kg K2O)<br />
Ernte: Mitte Ährenschieben (BBCH 55); Anwelken auf 30 % Trockenmasse<br />
Trockenmasseertrag: Herbstnutzung: ca. 30 dt/ha; 1. Schnitt im Folgejahr: ca. 40 dt/ha<br />
Methanausbeute: ca. 330 Normliter Methan je Kilogramm organische Trockenmasse<br />
Besonderheit: aufgrund der frühen Ernte bei gesicherter Wasserversorgung gute<br />
Vorfrucht für Silomais, Sorghumhirse
Anbauempfehlungen für <strong>Welsches</strong> <strong>Weidelgras</strong> im Winterzwischenfruchtanbau als<br />
Substrat für die Biogasanlage<br />
S. Hartmann und E. Sticksel<br />
<strong>Bayerische</strong> Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung,<br />
Am Gereuth 4, 85354 Freising; Ewald.sticksel@lfl.bayern.de<br />
Allgemeines<br />
<strong>Welsches</strong> <strong>Weidelgras</strong> ist ein schnellwüchsiges, mittelhohes Obergras, das blattreiche Horste<br />
bildet. Es zählt zu den leistungsfähigsten Gräserarten und stellt hohe Ansprüche an die Nährstoff-<br />
und Wasserversorgung. Wird es als Winterzwischenfrucht genutzt, bleibt das Welsche<br />
<strong>Weidelgras</strong> im Ansaatjahr nahezu völlig in der vegetativen Phase und bildet somit vor Winter<br />
keine Halme. Im darauf folgenden Frühjahr wird der <strong>Weidelgras</strong>bestand einmal geschnitten.<br />
Im Rahmen einer Biogasfruchtfolge folgt in aller Regel Silomais. Neben der reinen Substratleistung<br />
bietet der Anbau von <strong>Weidelgras</strong> aufgrund der winterlichen Begrünung und der<br />
intensiven Durchwurzelung hinsichtlich des Erosions- und Auswaschungsschutzes sowie des<br />
Humushaushaltes eine Reihe pflanzenbaulicher Vorteile.<br />
Die zunehmende Anbaubedeutung von Welschem <strong>Weidelgras</strong> in Deutschland ist zum Teil auf<br />
die Nutzung als Winterzwischenfrucht in Biogasfruchtfolgen zurückzuführen. Die<br />
Kombination aus kühletoleranten Winterzwischenfrüchten und dem nachfolgenden Silomais<br />
soll den Biomasseertrag steigern. Bei der Wahl der Winterzwischenfrucht stellt der Saattermin<br />
das entscheidende Kriterium dar. So ist der Anbau von Welschem <strong>Weidelgras</strong> in aller Regel<br />
dann empfehlenswert, wenn es so früh gesät werden kann, dass im Herbst noch eine Schnittnutzung<br />
möglich ist. Bei spät räumenden Vorfrüchten sollte hingegen Grünroggen den Vorzug<br />
erhalten. Grünroggen ist im Vergleich zum Welschen <strong>Weidelgras</strong> spätsaatverträglicher, die<br />
Winterhärte ist größer und die Erntereife ist etwa eine Woche früher erreicht.<br />
Standortansprüche<br />
<strong>Welsches</strong> <strong>Weidelgras</strong> gedeiht am besten in luftfeuchten und niederschlagsreichen Klimagebieten,<br />
die eine gleichmäßige Wasserversorgung gewährleisten. Während harter Winter und<br />
in schneereichen Lagen kommt es zu Auswinterungschäden, entweder durch Kälte (bei<br />
längerem Kahlfrost ohne isolierende Schneedecke) oder durch Befall mit Schneeschimmel<br />
(Fusarium spec.; Abb. 1) unter Schnee. Die Auswinterungsgefahr ist am größten bei<br />
Beständen, die zu hoch in den Winter gehen, so dass die mikroklimatischen Bedingungen unter<br />
der Schneedecke (CO2-Konzentration, Temperatur und Licht) den Bestand schwächen und<br />
Schwächeparasiten begünstigen. Nach Beendigung der Vegetationspause braucht das <strong>Weidelgras</strong><br />
in Abhängigkeit von der Temperatur eine Wachstumszeit von 60 bis 90 Tagen bis zur<br />
Ernte, die bei einer Nutzung als Substrat für die Biogasproduktion zum etwa Ährenschieben<br />
stattfindet. Diese Frist ist bei der Planung des nachfolgenden Silomaisanbaus einzuplanen.<br />
Voraussetzung für einen hohen und sicheren Feldaufgang sind ausreichende Niederschläge<br />
nach der Saat. Daher ist in Gebieten mit regelmäßiger Sommertrockenheit der Anbau von<br />
Welschem <strong>Weidelgras</strong> sehr riskant. Im Winterzwischenfruchtanbau stellt diese Art hingegen<br />
keine hohen Ansprüche an die Wasserversorgung. <strong>Welsches</strong> <strong>Weidelgras</strong> nutzt die Winterfeuchtigkeit<br />
gut aus und ist aufgrund seiner früh einsetzenden Massenbildung von Vorsommertrockenheit<br />
meist nicht betroffen. Allerdings kann der Wasserverbrauch des <strong>Weidelgras</strong>es<br />
an Standorten mit geringem Wasserspeichervermögen oder knapper Niederschlags-
menge den Ertrag der Folgefrucht stark beeinträchtigen. Deshalb ist der Winterzwischenfruchtanbau<br />
von Welschem <strong>Weidelgras</strong> nur auf günstigen Standorten und bei ausreichender Wasserversorgung<br />
zu empfehlen.<br />
Bodenbearbeitung, Saatbettbereitung, Saattechnik und Reihenweite<br />
Eine hauptfruchtmäßige Bestellung ist für einen zügigen und lückenlosen Aufgang sowie eine<br />
optimale Bestandesentwicklung unbedingt erforderlich. Üblicherweise erfolgt im Spätsommer<br />
nach dem Räumen der Vorfrucht eine Blanksaat. Mitteltiefe Pflugfurche, ein feines Saatbett<br />
und ein guter Bodenschluss sind Voraussetzungen für einen hohen und gleichmäßigen Feldaufgang.<br />
Bei lockerem und trockenem Boden hat sich das Walzen nach der Saat bewährt. Die<br />
Ablagetiefe beträgt 1 bis maximal 1,5 cm bei einer Reihenweite von 12 bis 15 cm. Engere<br />
Reihenweiten sind nicht zuletzt wegen des früheren Bestandesschlusses und der damit<br />
verbunden besseren Unkrautunterdrückung günstiger zu beurteilen. Bei der aktuell angebotenen<br />
Saattechnik ist eine Drillsaat der Breitsaat vorzuziehen, da die Drillsaat in der Regel<br />
ein sicheres Auflaufen gewährleistet.<br />
Saattermin, Saatstärke<br />
Wenn eine Herbstnutzung geplant ist, liegt der optimale Saattermin Mitte bis spätestens Ende<br />
Juli. Bis Anfang September ist noch eine Aussaat für die Frühjahrsnutzung möglich, spätere<br />
Saaten sind in aller Regel nicht ausreichend winterhart. Die Saatstärke beträgt rund 35 kg/ha<br />
bei diploiden Sorten und 40 kg/ha bei tetraploiden Sorten.<br />
Je nach Standort und der Wasserversorgung im Herbst können Zumischungen von Einjährigem<br />
<strong>Weidelgras</strong> Ertragsvorteile bringen. Das Einjährige <strong>Weidelgras</strong> ist weniger winterhart als das<br />
Welsche <strong>Weidelgras</strong>, kann dafür aber mehr Trockenmasse bilden. Bei unsicherer Wasserversorgung<br />
kann die Beimischung des etwas trockenheitsverträglicheren Alexandriner Klees<br />
das Ertragsrisiko etwas abschwächen. Allerdings hat der Klee ein niedrigeres Ertragspotential.<br />
Sortenwahl, Saatgut<br />
Hinsichtlich der Winterhärte, der Krankheitsanfälligkeit und der Ertragshöhe bestehen enorme<br />
Sortenunterschiede, so dass unbedingt eine standortgerechte Sortenwahl zu treffen ist. Die in<br />
Bayern für den Anbau empfohlenen Sorten sind unter<br />
http://www.lfl.bayern.de/ipz/gruenland/05048/empf_wel_weidelgras.pdf stets aktuell abrufbar.<br />
Auch in den Versuchsberichten sind wertvolle Informationen verfügbar<br />
(http://www.lfl.bayern.de/ipz/gruenland/09212/index.php). Eine weitere Hilfestellung bietet<br />
das Qualitätssiegel der "<strong>Bayerische</strong>n Qualitätssaatgutmischungen", da hier nur empfohlene<br />
Sorten verwendet werden dürfen (http://www.lfl.bayern.de/ipz/gruenland/05545/index.php).<br />
Unter den bayerischen Anbaubedingungen ist insbesondere auf eine ausreichende Winterhärte<br />
der Sorten zu achten. Für die Nutzung als Winterzwischenfrucht ist der Ertrag im ersten Schnitt<br />
ein weiteres wichtiges Kriterium. Die Ertragsleistung der weiteren Schnitte ist ohne Belang,<br />
wenn nach dem ersten Schnitt die Maissaat erfolgt. Auch die Ploidiestufe ist zu beachten, da<br />
diploide Sorten bei gleichem Entwicklungsstadium einen um gut 2 % höheren Trockensubstanzgehalt<br />
haben als tetraploide, so dass diploide Sorten beim Anwelken etwas rascher den<br />
nötigen Trockensubstanzgehalt erreichen. Dies kann besonders im Herbst Bedeutung erlangen.
Platz in der Fruchtfolge, Eignung als Erstkultur im Zweikulturnutzungssystem<br />
Wenn eine Herbstnutzung vorgesehen ist, kommen nur früh räumende Kulturen in Frage, die<br />
bis Mitte Juli das Feld räumen. Bei einem Saattermin Anfang September kommen als Vorfrüchte<br />
alle Kulturen in Frage, die bis dahin das Feld räumen.<br />
Die frühe Ernte des Welschen <strong>Weidelgras</strong>es (Anfang bis Mitte Mai) erlaubt den nachfolgenden<br />
Anbau ertragreicher Haupt- oder Zweitfrüchte wie Mais oder Sorghumhirsen. Gerade Hirsen,<br />
die aufgrund ihrer hohen Keimtemperatur nicht vor Mitte Mai gesät werden dürfen, eignen sich<br />
gut, da die optimale Saatzeit der Hirsen durch die Vornutzung nicht verzögert wird. Grundsätzlich<br />
gilt aber für jede Form der Zweitfruchtnutzung, dass über eine ausreichend hohe<br />
Niederschlagsmenge (>700 mm Jahresniederschlag) und eine hohe Wasserspeicherkapazität<br />
des Bodens die Wasserversorgung der Nachfrucht sichergestellt sein muss.<br />
Eine Vornutzung mit Welschem <strong>Weidelgras</strong> geht in aller Regel zu Lasten der nachfolgend<br />
angebauten Kulturen, wie in Tabelle 1 am Beispiel des Maises dargestellt ist. Ohne <strong>Weidelgras</strong>vorfrucht<br />
lag im dreijährigen Mittel der Trockenmasseertrag von Silomais bei 204 dt/ha,<br />
während nach der <strong>Weidelgras</strong>vorfrucht nur noch 171 dt/ha geerntet wurden (Tab. 1). Dies ist<br />
neben der kritischen Wasserversorgung auch eine Folge der um gut drei Wochen verspäteten<br />
Aussaat.<br />
Tabelle 1: Trockenmasseertrag 1 (dt/ha) von Welschem <strong>Weidelgras</strong> sowie Silomais mit und<br />
ohne <strong>Weidelgras</strong>vorfrucht (Sorte: Adriana, Saat: Ende August; Daten: Diss. B. Eder, 2009)<br />
Silomais<br />
<strong>Weidelgras</strong> ohne <strong>Weidelgras</strong>vorfrucht mit <strong>Weidelgras</strong>vorfrucht (relativ)<br />
45 204 171 (84)<br />
1 : Praxiserträge: minus 20%<br />
Wegen der Gefahr des Wiederaustriebes muss die Grasnarbe sehr sorgfältig eingearbeitet<br />
werden. Auf schweren Böden kann eine Pflugfurche im Frühjahr das Bodengefüge empfindlich<br />
stören.<br />
Pflege, Pflanzenschutz und Winterhärte<br />
Wegen der hohen Konkurrenzkraft und Toleranz gegenüber einer normalen Mischverunkrautung<br />
ist ein Herbizideinsatz in aller Regel nicht nötig. Als Pflegemaßnahme hat sich<br />
ein Schröpfschnitt im Herbst bewährt. Der Bestand kann mit einer Höhe bis 15 cm in den<br />
Winter gehen. Höhere Bestände sind aber durch Mäuse und Pilzbefall gefährdet, so dass bei<br />
über 15 cm Wuchshöhe eine Nutzung geraten erscheint.
Abbildung 1: Schneeschimmel an Welschem <strong>Weidelgras</strong><br />
Düngung<br />
Wie alle Gräser reagiert auch das Welsche <strong>Weidelgras</strong> sehr stark auf die Stickstoffdüngung.<br />
Das volle Ausschöpfen des Ertragspotentials ist nur bei einer optimalen N-Düngung möglich.<br />
Hohe N-Gaben bewirken ein zügigeres Wachstum, aber auch eine raschere Alterung.<br />
Späte Saat, keine Nutzung im Herbst: Bei einer späten Saat und entsprechend niedrigen N-Aufnahme<br />
vor Winter stellt eine mäßige Startgabe von rund 40 kg N/ha eine ausreichende<br />
Vorwinterentwicklung sicher. Bei Saat im Spätsommer/Herbst dürfen auf Ackerland nach<br />
der Ernte der letzten Hauptfrucht vor dem Winter mit Gülle, Jauche und sonstigen<br />
flüssigen organischen sowie organisch-mineralischen Düngemittel maximal 40 Kilogramm<br />
Ammoniumstickstoff oder maximal 80 Kilogramm Gesamtstickstoff ausgebracht<br />
werden. Dabei kann organischer Dünger, also Gärrest, sinnvoll eingesetzt werden. Ganz<br />
wichtig für die Ertragsbildung des <strong>Weidelgras</strong>es ist die frühzeitige Andüngung zu Vegetationsbeginn,<br />
damit in der kurzen Vegetationszeit von 60 bis 90 Tagen genügend Biomasse aufgebaut<br />
wird. Dazu ist eine N-Versorgung in Höhe des zu erwartenden N-Entzuges (N-Gehalt in<br />
der Trockenmasse ca. 2,6 %) nötig. Auch zu Vegetationsbeginn kann Gärrest oder anderer<br />
organischer Dünger in Höhe von rund 50 kg NH4-N/ha ausgebracht werden.<br />
Frühe Saat, ein Ertragsschnitt im Herbst: Bei einer frühen Saat Mitte Juli kann vor Winter noch<br />
ein Trockenmasseertrag von 30 dt/ha erzielt werden. Über eine entsprechende N-Düngung im<br />
Herbst, z.B. 70 kg NH4-N/ha aus Gärrest plus 30 kg N/ha als mineralischer Dünger, ist dem<br />
daraus resultierendem Bedarf Rechnung zu tragen. Die N-Düngung zum ersten Schnitt des<br />
Folgejahres entspricht der im vorigen Punkt beschriebenen.<br />
Beim Einsatz von organischen Düngern ist unbedingt auf eine verlustfreie und bodenschonende<br />
Ausbringtechnik zu achten.<br />
Die Entzüge an den Grundnährstoffen P bzw. K können über den Ertrag und die mittleren<br />
Nährstoffgehalte abgeschätzt werden (P2O5: 0,75 kg je dt Trockenmasse; K2O: 3 kg je dt<br />
Trockenmasse).
Ernte, Ernteverfahren, Erntetermin<br />
Im Herbst wird <strong>Welsches</strong> <strong>Weidelgras</strong> zum Ende der Vegetationszeit (Mitte Oktober) geerntet.<br />
Im Frühjahr liegt der optimale Erntetermin bei einer Nutzung als Biogassubstrat etwa zum<br />
Zeitpunkt des Ährenschiebens. Eine spätere Ernte erhöht zwar den Ertrag, schiebt aber die<br />
Aussaat der nachfolgenden Zweitfrucht unverhältnismäßig weit auf.<br />
In der Praxis erfolgt der Schnitt mit einem Mähaufbereiter und Ablage in einem Schwad. Nach<br />
einem Tag kann das Erntegut mit dem Pick-Up-Vorsatz aufgenommen, gehäckselt und dann<br />
einsiliert werden. Für die Silierung ist das Erntegut auf mindestens 28 % Trockensubstanz, bei<br />
hohen Silostapeln besser auf 30 % Trockensubstanz anzuwelken. Eventuell anfallender Sickersaft<br />
ist unbedingt aufzufangen. Ganz wichtig ist eine hohe Verdichtung im Silo, um Atmungsvorgänge<br />
und damit Substanzverluste während der Lagerung zu verhindern. Je höher der<br />
Trockensubstanzgehalt bei der Ernte ist, umso sorgfältiger muss das Befüllen und Verdichten<br />
erfolgen. Die Transportkapazität und das Verdichtungsvermögen müssen unbedingt<br />
aufeinander abgestimmt sein.<br />
Auf schweren Böden und bei zu feuchten Erntebedingungen besteht das Risiko, dass durch<br />
hohe Achslasten bei der Ernte des <strong>Weidelgras</strong>es Strukturschäden entstehen.<br />
Erträge<br />
In Tabelle 2 ist das Ertragspotential unterschiedlicher Sorten des Welschen <strong>Weidelgras</strong>es zum<br />
ersten Schnitt des ersten Hauptnutzungsjahres dargestellt. Die Ernte erfolgt zum Beginn des<br />
Ährenschiebens. Im dreijährigen Mittel über alle Sorten und über die beiden Standorte Osterseeon<br />
und Steinach wurden 49 dt/ha geerntet, wobei die Differenz zwischen den besten und<br />
schlechtesten Sorten rund 10 dt/ha oder 20 % betrug. Entscheidend für den Ertrag ist die<br />
Winterwitterung. So wurde nach dem außerordentlich mildem Winter 2006/07 ein mittlerer<br />
Ertrag von 56 dt/ha (Osterseeon) bzw. 78 dt/ha (Steinach) erreicht, was deutlich über Mittel der<br />
jeweiligen Orte lag. Demgegenüber kann ein langer und schneereicher Winter wie 2005/06<br />
zum Totalausfall führen (Steinach) bzw. wie in Osterseeon zu einer Bestandesentwicklung, die<br />
bei Trockenmasseerträgen von rund 21 dt/ha den Ernteaufwand kaum rechtfertigt.<br />
Der Ertrag der Herbstnutzung ist mit rund 30 dt/ha Trockenmasse zu veranschlagen, ohne dass<br />
dabei nennenswerte Sortenunterschiede auftreten.
Tabelle 2: Trockenmasseertrag 1 (dt/ha) ausgewählter Welschweidelgrassorten im ersten Schnitt<br />
des ersten Hauptnutzungsjahres in Abhängigkeit von Standort und Jahr (Landessortenversuch<br />
Bayern; Erntetermin: Beginn Ährenschieben)<br />
Osterseeon Steinach Mittel<br />
2005 2006 2007 Mittel 2005 2006 2007 Mittel Orte/Jahre<br />
Abys, 2n 2 40 11 55 36 56 - 81 69 49<br />
Barmega, 4n 3 42 27 57 42 58 - 75 66 52<br />
Jeanne, 4n 39 29 56 42 52 - 74 63 50<br />
Lemtal, 2n 41 17 57 38 53 - 78 65 49<br />
Avensyl, 2n 41 11 57 36 54 - - 54 41<br />
Oryx, 2n 42 21 55 39 58 - 79 69 51<br />
Tigris, 2n 41 18 56 38 56 - 81 69 51<br />
Vicugna, 4n 40 28 52 40 49 - 73 61 48<br />
Taurus, 4n 42 26 - 34 56 - 80 68 51<br />
Mittel 41 21 56 38 55 - 78 65 49<br />
1 : Praxiserträge: minus 20%<br />
2 : 2n diploid 3 : 4n tetraploid<br />
Qualität Biogas (Fütterung)<br />
Die Angaben zur Methanausbeute von Gräsern variieren je nach Standort, Düngungsintensität,<br />
Schnitt und Phänologie zur Ernte. In Tabelle 3 sind Methanausbeuten zusammengefasst, die<br />
den ersten Aufwuchs von Welschem <strong>Weidelgras</strong> im Winterzwischenfruchtanbau bei eher<br />
intensiven Produktionsmethoden repräsentieren. Demnach reicht die spezifische Methanausbeute<br />
bei der Vergärung von <strong>Weidelgras</strong> von 310 Normliter CH4 je Kilogramm organischer<br />
Trockenmasse (Nl CH4/kg oTM) bis 370 Nl CH4/kg oTM. Die mittlere Methanausbeute kann<br />
also mit 330 Nl CH4/kg oTM angesetzt werden. Dies entspricht recht gut den Werten anderer<br />
Substrate, wie Mais oder Getreide-GPS. Da beim Welschen <strong>Weidelgras</strong> im Winterzwischenfruchtanbau<br />
die Verholzung (Lignifizierung) zum ersten Schnitt (Ährenschieben) gering ist, ist<br />
dies auch plausibel. Der aktuelle Stand der Diskussion zur Methanausbeute pflanzlicher<br />
Substrate lässt sich so zusammenfassen, dass bei gering lignifiziertem Material wie dem<br />
Welschen <strong>Weidelgras</strong> kein Effekt einzelner Inhaltsstoffe zu beobachten ist. Deshalb sind alle<br />
pflanzenbaulichen Maßnahmen, wie Sortenwahl, Erntetermin oder Düngung auf die Ausschöpfung<br />
des standortspezifischen Ertragspotentiales auszurichten, ohne dass Qualitätsaspekte<br />
von Bedeutung sind.<br />
Unter der Annahme eines mittleren Wertes der Methanausbeute von <strong>Weidelgras</strong>silage von 330<br />
Nl CH4/kg oTM und eines Trockenmasseertrages unter Praxisbedingungen von rund 40 dt/ha<br />
ergibt sich ein Methanertrag je Hektar von rund 1.300 m³.<br />
Nachteilig ist lediglich der hohe Aschegehalt, der 8 - 10 % an der Trockenmasse (entsprechend<br />
rund 3 Gewichtsprozent in der Silage) ausmacht.
Tabelle 3: Spezifische Methanausbeute (gerundet) von Gräsern<br />
Methanausbeute<br />
(Nl CH4/kg oTM) Quelle<br />
335 Messwert; <strong>Welsches</strong> <strong>Weidelgras</strong> (Sorte Lemtal);<br />
Weihenstephaner Biogastest<br />
310 Messwert; Gras 1. Schnitt; Amon et al. (2007); Boku Wien<br />
310 Messwert; Wurth (2008); Hohenheimer Biogastest<br />
340 Messwert; Herrmann et al. (2007); ATB<br />
370 Berechnung; Weißbach (2008)<br />
325 Berechnung; Keymer (2004)<br />
<strong>Welsches</strong> <strong>Weidelgras</strong> kann auch in der Rinderfütterung eingesetzt werden. Diesbezügliche<br />
Empfehlungen finden sich unter http://www.lfl.bayern.de/ite/rind/28824/linkurl_0_19.pdf. Im<br />
Vergleich zur Biogasproduktion ist in der Rinderfütterung auf eine höhere Silagequalität zu<br />
achten. Dazu sind kurze Häcksellängen (0,6 cm - 0,8 cm) einzuhalten. Die bereits weiter oben<br />
getroffenen Hinweise zu Silobefüllung und -verdichtung sind dann von besonderer Bedeutung.<br />
Ökologische Aspekte<br />
Der Anbau von Welschem <strong>Weidelgras</strong> ist unter ökologischen Aspekten vorteilhaft. Die Nährstoffaufnahme<br />
vor der Winterruhe sowie die frühe einsetzende und hohe Nährstoffaufnahme zu<br />
Vegetationsbeginn verhindern weitgehend die Nährstoffauswaschung. Gleichzeitig erleichtert<br />
dies eine pflanzenbaulich sinnvolle und umweltschonende Ausbringung von Gärrest, da<br />
sowohl im Herbst als auch im Frühjahr vergleichsweise hohe Güllegaben gut verwertet<br />
werden. Der hohe Grad der Bodenbedeckung vermindert darüberhinaus die Erosionsgefahr<br />
ganz erheblich, was gerade in Wintern mit starkem Bodenfrost in hängigem Gelände immer<br />
wieder zu beobachten ist. Die intensive Durchwurzelung, der gute Garezustand und die Zufuhr<br />
an organischer Substanz über Wurzeln und Stoppeln tragen zu dem hohen Vorfruchtwert bei.<br />
Der geringe Pflanzenschutzmitteleinsatz ist ebenfalls positiv hervorzuheben.<br />
In Fruchtfolgen mit Mais wird die winterliche Brachezeit verkürzt. Dadurch kann auf<br />
günstigen Standorten in der Anbaufolge Mais nach Welschem <strong>Weidelgras</strong> geringfügig mehr<br />
Biomasse und damit Methan erzeugt werden als mit alleinigem Maisanbau. Somit werden die<br />
Ressourcen Strahlung und Wasser effizienter genutzt.<br />
Nachteilig ist der hohe Wasserverbrauch durch das Welsche <strong>Weidelgras</strong>. Dies kann den Ertrag<br />
der Folgefrüchte beeinträchtigen, reduziert aber auch die Sickerwasserspende.<br />
Literatur<br />
Eine Liste der verwendeten Literatur kann vom Autor angefordert werden.<br />
Zuletzt geändert am 26. Mai 2009