Vortrag - Medizin-Bedarf-Strahl e.Kfr.
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Dr. med. Herbert Hofmann<br />
Mittwoch, 26. September 2012
Siddhartha Mukherjee<br />
Der König aller Krankheiten<br />
Krebs – eine Biografie<br />
DuMont Buchverlag, Köln<br />
2012 S. 174, Zeile 34<br />
3
Variabler Durchfluss<br />
4
Historie<br />
� „Intravenöse Katheter mit peripherem extrakorporalem Ende”<br />
� 1945 Meyers – perkutaner, intravenöser Katheter<br />
�� 1952 Aubaniac – venöse Katheter in französischer Militärmedizin<br />
� 1956 Kerri-Szantu – zentralvenöse Katheter bei Risikopatienten<br />
� 1973 Broviac – Silikonkatheter für parenterale Ernährung<br />
� 1979 Hickman – modifizierter Katheter bei Knochenmarkstransplantierten<br />
5
Historie<br />
“Das freiliegende Katheterende erhöht das Infektions- und<br />
Thromboserisiko, bedarf pflegerischen Aufwandes , wird<br />
vom Träger wegen des aus der Haut ragenden<br />
Katheterendes kosmetisch als Störfaktor empfunden und<br />
schränkt seine individuelle Beweglichkeit ein.”<br />
7
Historie<br />
“Postulat nach einem subkutan-epifaszial platzierten Reservoir am<br />
peripheren Katheterende”<br />
�� 1970 Blackshear – Konzept einer implantierbaren Pumpe<br />
� 1977 Rhode – klinische Pumpenimplantation zur Heparingabe<br />
� ....... Elton Tucker – Idee des eigenständigen Ports ohne Pumpe<br />
� 1982 Niederhuber – Bericht über 30 Portsysteme für Chemotherapie<br />
8
Einsatzmöglichkeiten intravenöser Portsysteme in der<br />
Onkologie:<br />
Chemotherapeutika adjuvant/palliativ, Nutritiva,<br />
Interleukin,Supportiva, Analgetika, Langzeitbehandlung,<br />
Dauertherapie, Applikation epithelschädigender<br />
Präparatezubereitungen, Erreichen rapider Anflutung mit<br />
Umgehen des zentralvenösen Verdünnungseffektes, schnelle<br />
systemische Verteilung, zügiger Wirkungseintritt,<br />
Bluttransfusionen, Knochenmarkstransplantation<br />
12
Einsatz intravenöser Portsysteme in der Notfall- und<br />
Intensivmedizin:<br />
Schnell wirksame Arzneimittel, Katecholamine,<br />
Prednisonpräparate, Bronchiolytika, Antiasthmatika,<br />
Kardiaka, Antiallergika, Insulin, Blutprodukte (u.a.<br />
Gerinnungsfaktoren), Infusionen zur Volumensubstitution<br />
13
WHO-Institut für Krebsforschung<br />
� Krebs ab 2010 weltweit häufigste Todesursache<br />
�� 2010: 12 Mio. Neuerkrankungen und<br />
7 Mio. Todesfälle<br />
� 2030: 20 – 26 Mio. Neuerkrankungen und<br />
13 – 17 Mio. Todesfälle<br />
14
Robert-Koch-Institut<br />
für Deutschland aktuell:<br />
440.000 Krebsneuerkrankungen und<br />
210.000 Todesfälle / a.<br />
In Deutschland werden aktuell<br />
ca. 120.000 Portsysteme / a. implantiert;<br />
Global<br />
ca. 1.000.000 Portsysteme / a. implantiert<br />
15
Der Port unterscheidet sich von allen anderen<br />
Implantaten - er ist eine res publica.<br />
Viele, dem Operateur häufig unbekannte Akteure<br />
punktieren und nutzen dieses Implantat.<br />
Was wissen wir über deren Eignung?<br />
16
Implanteur<br />
Patient<br />
Pflege<br />
Onkologe<br />
Der Patient steht im Zentrum und ist von Akteuren völlig umgeben und umsorgt.<br />
Einen Sinn ergibt diese Zuordnung erst bei ungestörtem Informationsfluss zwischen<br />
ALLEN Beteiligten.<br />
17
Quelle: OP-Anleitung imPort® (REF S.24.01.P03) Abb.2<br />
18
� Dabei ist darauf zu achten, dass der Port von caudal<br />
punktiert wird, d. h. die Membran zeigt nach caudal. Durch<br />
die Punktion von caudal ist gewährleistet, dass<br />
Infusionsschläuche<br />
beeinträchtigen.<br />
den Patienten am wenigsten<br />
19
Implanteur Onkologe<br />
Patient<br />
Pflege<br />
20
Über ein unbekanntes System muss das Umfeld informiert werden.<br />
21
Im Mittelpunkt steht bei einem Krebsleiden der Mensch in<br />
ganz besonderer Form<br />
� Im Krankheitsverlauf ist die Ausstattung mit einem<br />
permanenten zentralvenösen Zugang häufig der letzte<br />
operative Eingriff.<br />
22
„Mein Schwiegervater hat im April 2006 in Bayreuth einen<br />
Port gelegt bekommen. ... Nun ist dort aber keiner in der<br />
Lage, diesen Port zu spülen.<br />
Der Mann wird von einem Arzt zum anderen gereicht und die<br />
Ausreden wie „Überlastung“ oder „darf ich nicht“ reißen nicht<br />
ab.<br />
Sogar in Praxen mit onkologischem Profil wird er<br />
abgewiesen. Ist es tatsächlich so, dass der Port wieder<br />
entfernt werden muss??“<br />
Versagen der Nachnutzer<br />
23
„Die Krebskrankenpflege ist ein unverzichtbarer<br />
Bestandteil der Tumortherapie. Sie trägt dazu<br />
bei, dass Patient und Familie ihre Energien<br />
nutzen und aufrechterhalten, um die Probleme<br />
von Diagnose und Behandlung von Krebs zu<br />
bewältigen.“<br />
R. Bodenmüller-Kroll: Aufgaben der Krankenpflegekräfte in der Tumortherapie in H. J.<br />
Schmoll, K. Höffken, K. Possinger: Kompendium Internistische Onkologie, Springer <strong>Medizin</strong><br />
Verlag, Heidelberg, 2006, S. 2415 - 2423<br />
Ohne Mitarbeiter geht gar nichts.<br />
24
- Wer darf was über den Port bewerkstelligen?<br />
Injektionen<br />
Infusionen<br />
Transfusionen<br />
Blutentnahmen<br />
Spülungen<br />
- Welche rechtlichen Grundlagen bestehen dazu?<br />
25
Persönliche Leistungserbringung. Möglichkeiten und<br />
Grenzen der Delegation ärztlicher Leistungen:<br />
„Die Zulässigkeit einer Delegation der Applikation von<br />
Medikamenten oder Infusionen über einen Port ist<br />
abhängig von der applizierten Substanz und der<br />
Qualifikation und Erfahrung des damit betrauten<br />
nichtärztlichen Mitarbeiters.“<br />
www.baek.de oder www.kbv.de<br />
Grundlagen des Delegierens sind essentiell.<br />
26
Bei steigender Zahl von Portimplantationen müssen wir immer<br />
häufiger Patienten operieren, die keine nativen Gefäßverhältnisse<br />
oder ursprüngliche anatomische Strukturen aufweisen.<br />
Das Erheben einer gründlichen Anamnese und die präoperative<br />
klinische Untersuchung der möglichen Implantationsorte hilft,<br />
Fehlversuche bzw. komplette Misserfolge zu vermeiden.<br />
27
Aufklärungsgespräch (20-30 Min):<br />
24 Stunden vor der OP, Rö - Thorax, Gerinnungsstatus<br />
Operationstag (Aufenthalt im Ärztehaus 1,5 Stunden)<br />
Dopplersonografie beider Vv. subclaviae<br />
Lokal-/ Tumeszenzanästhesie 30/ 20 ml)<br />
Punktion der V. subclavia und Portimplantation<br />
Druckverband im Sinne von DESAULT<br />
Rö –Thorax (2 Ebenen)<br />
Abschlussgespräch (10 Min):<br />
Operationsbericht, Portpass, Visitenkarte mit Handy-Nummer<br />
10. postoperativer Tag:<br />
Klinische Kontrolle, Hautnähte,<br />
Rö – Thorax (1 Ebene), Abschlussbrief<br />
28
Krebskranker zum Chirurgen:<br />
„Ich habe Angst vor der Portimplantation und<br />
mache mir Sorgen um die Chemotherapie.“<br />
„Der Port soll heraus, da er mich an die<br />
Krankheit erinnert.“<br />
29
War die Beratung verständlich?<br />
Ja - 21 Patienten<br />
Nein - 47 Patienten<br />
30
„Wie sollten wir es nicht machen?“<br />
Zwischen neun Ärzten erstickt<br />
16.00 Uhr 2 Internisten<br />
- Jugularispunktion in Carotis<br />
- Katheterentfernung, Hämatom, Beatmung<br />
- Laryngoskopieversuch,<br />
- Tracheostomie – Atemwege komprimiert<br />
- Reanimation<br />
- Hautemphysem<br />
- Bülau-Drainage in das Abdomen<br />
17.15 Uhr<br />
Hypoxischer Herz-Kreislauf-Stillstand Lit. Rechtsmedizin 2008, 18:445<br />
31
Qualitätsanspruch an den Operateur:<br />
Im Herzzentrum Leipzig implantieren ausschließlich<br />
7 Operateure Pacemaker.<br />
Nur nach wiederholten Eingriffen unter Anleitung und<br />
permanenter Präsenz eines Mitgliedes aus dem<br />
Kompetenzteam darf ein Neueinsteiger nachrücken.<br />
Lit. Doll, N.: Schrittmacherimplantation - <strong>Vortrag</strong>, Berlin:<br />
21. Chirurgentag vom 19. – 20.10.2007.<br />
32
Patn. H., M., geb. 07.05.1946<br />
D: Mammakarzinom links<br />
33
Portimplantation<br />
rechts pektoral<br />
am 02.06.2004<br />
34
Verdacht auf<br />
beginnende<br />
Portokklusion.<br />
Spülung schwer,<br />
kein retrograder<br />
Fluss mehr<br />
35
Portimplantation<br />
links pektoral<br />
simultan am<br />
04.02.2005<br />
Portexplantation<br />
rechts pektoral<br />
36
Röntgenkontrolle<br />
nach 11 Tagen<br />
am 15.02.2005<br />
37
Röntgenkontrolle<br />
vom 30.10.2007:<br />
Katheterspitze<br />
stößt an<br />
Gegenwand an<br />
38
Bakteriologie:<br />
Kein Keimwachstum<br />
in der Spülflüssigkeit<br />
Port- Im- und<br />
Ex-Plantation<br />
links pektoral<br />
am 30.10.2007<br />
39
Der Weg zum Paravasat durch Katheterleckage<br />
40
Zahl der Eingriffe von 6/1992 – 6/2011:<br />
5.672 Portimplantationen<br />
16 BROVIAC-Katheter<br />
768 Portexplantationen<br />
(davon in 209 Fällen Portneuimplantation<br />
in gleicher Sitzung.)<br />
Operative Leistungen und Komplikationen<br />
41
Komplikationsrate bei<br />
5.688 Port- und Katheter- Implantationen:<br />
71 Infektionen (klinisch manifest) 1.26 %<br />
6 Frühinfektionen (bis 10 Tage postoperativ) 0.11 %<br />
65 Spätinfektionen 1.14 %<br />
(ab dem 11. postoperativen Tag in der Nutzungszeit)<br />
149 Fälle von Keimnachweis ohne klinische Manifestation<br />
post explantationem im Portlager und / oder in<br />
Spülflüssigkeit bzw. an der Katheterspitze 2,62 %<br />
- bezogen auf 768 Portexplantationen 18,49 %<br />
42
Infektionsverhütung durch:<br />
� Händehygiene des medizinischen Personals<br />
� Hautdesinfektion beim Patienten<br />
� Wechselfrequenz von Überleitungssystemen<br />
� Zubereitung der Infusionen<br />
43
Weitere Komplikationen bei 5.688 Implantationen:<br />
19 Lokale Blutungen 0,33 %<br />
1 intraoperativ 0,02 %<br />
18 postoperativ 0,32 %<br />
2 Luftembolien 0,04 %<br />
146 Katheterfehllagen 2,57 %<br />
1 Katheterplatzierung in die Arteria subclavia 0,02 %<br />
0 Katheterdiskonnektionen,<br />
Hämo- oder Hydrothoraces 0,00 %<br />
44
Weitere Komplikationen bei<br />
5.688 Implantationen:<br />
79 Pneumothoraces 1.39 %<br />
70 Thrombosen Vena subclavia<br />
(klinisch manifest)<br />
1.23 %<br />
22 Katheterbrüche (pinch off damage) 0.39 %<br />
(davon zwei Katheterrestdislokationen<br />
in Herz oder Lunge)<br />
3 Porttorsionen 0.05%<br />
45
Steigende Zahl oraler Chemotherapeutika:<br />
Auch hier gibt es Nebenwirkungen.<br />
Zweifel der Onkologen am Einhalten<br />
des Therapieregimes durch den Krebskranken.<br />
46
S. 45 – Apothekerin: „Orale Krebstherapie – alles ganz einfach“<br />
S. 49 – Chirurg: „Venöser Port“<br />
S. 52 – Pflege: „Portpflege“<br />
W. Zuckerschwerdt Verlag, München<br />
47
Nähere Informationen unter<br />
www.portimplantation.de<br />
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