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Schulmappe Erfurt (PDF, 2MB, Datei ist barrierefrei ... - BStU - Bund.de

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<strong>BStU</strong>-Außenstelle <strong>Erfurt</strong> Beispiele<br />

Grenzsicherung<br />

Die Grenze teilte Deutschland und führte teilweise sogar mitten durch Dörfer, z. B. Mödlareuth.<br />

Der Aufbau <strong>de</strong>r Grenze war nicht überall gleich, son<strong>de</strong>rn passte sich an regionale und<br />

geografische Gegebenheiten an, und die Sicherungsanlagen wur<strong>de</strong>n ständig ausgebaut. Der<br />

"Antifasch<strong>ist</strong>ische Schutzwall", so die offizielle Bezeichnung, bestand auch nicht überall aus<br />

<strong>de</strong>r "Mauer", son<strong>de</strong>rn über weite Strecken aus:<br />

• Sperrgebiet: Es erstreckte sich über ca. 5 km, durfte nur mit Passierschein betreten<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Bewohner <strong>de</strong>r darin liegen<strong>de</strong>n Dörfer hatten eine Son<strong>de</strong>rgenehmigung,<br />

und es durfte sich niemand im Grenzgebiet neu ansie<strong>de</strong>ln.<br />

• Schutzstreifen: Er lag vor <strong>de</strong>m Grenzzaun, war ca. 500 m breit, von größerer Vegetation<br />

frei geräumt. Er durfte nur mit Ausnahmegenehmigung betreten wer<strong>de</strong>n. Die Soldaten<br />

hatten <strong>de</strong>n Befehl, Fluchten auf je<strong>de</strong>n Fall zu verhin<strong>de</strong>rn, notfalls auch mit Waffengewalt.<br />

• Grenzsicherungszaun II: Der Zaun war ca. 2,30 m hoch. Er bestand aus Streckmetall<br />

und war später auch mit Scheinwerfern versehen. Am oberen En<strong>de</strong> befan<strong>de</strong>n sich sogenannte<br />

Abweiser (abgeschrägte Metallschienen) mit Stacheldraht und Signaldrähten.<br />

Sie lösten bei Berührung Alarm aus.<br />

• Beobachtungstürme: Hier waren zwei Soldaten postiert, die im Schichtbetrieb Wache<br />

hielten. Sie waren entlang <strong>de</strong>r Grenze verteilt und garantierten, dass bei Signalauslösung<br />

schnell jemand vor Ort war.<br />

• Kolonnenwege: Sie verban<strong>de</strong>n die Beobachtungstürme miteinan<strong>de</strong>r. Das Gebiet zwischen<br />

<strong>de</strong>n Zäunen war ab 1961 abschnittsweise mit Erdminen Typ 66 versehen.<br />

• Hun<strong>de</strong>laufanlage: Ein ca. 5 m breiter und ca. 20 m langer Korridor zwischen <strong>de</strong>n Zäunen.<br />

Darin befan<strong>de</strong>n sich freilaufen<strong>de</strong>, abgerichtete Schäferhun<strong>de</strong>. Sie hatten selten<br />

Kontakt mit Menschen und waren bissig.<br />

• Kfz-Sperrgraben: breiter Graben, um Fluchtversuche mit Fahrzeugen zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

• Kontrollstreifen: Er war mehr als 5 m breit, lag unmittelbar vor <strong>de</strong>m Grenzzaun und war<br />

von Vegetation befreit und geharkt, um Fluchtspuren erkennbar zu machen.<br />

• Grenzsicherungszaun I: Er befand sich auf <strong>de</strong>r BRD zugewandten Seite und war 3 m<br />

hoch. Er war zum Teil mit sogenannten Selbstschussanlagen, SM 70 (Splittermine),<br />

versehen. 16<br />

Ab 1971 wur<strong>de</strong>n am Grenzzaun I als letztes Mittel <strong>de</strong>r Fluchverhin<strong>de</strong>rung Selbstschussanlagen<br />

angebracht. Obwohl international geächtet, wur<strong>de</strong>n sie erst 1984 abgebaut und die<br />

Erdminen bis 1985 gesprengt. Dies gehörte zu <strong>de</strong>n Voraussetzungen für die Bürgschaft <strong>de</strong>r<br />

BRD für einen Milliar<strong>de</strong>nkredit zugunsten <strong>de</strong>r DDR.<br />

Noch vor <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r Grenzanlagen wur<strong>de</strong>n von Mai bis Juni 1952 die Grenzgebiete, d. h.<br />

die 5 km Sperrzone, konsequent "zwangsausgesie<strong>de</strong>lt". 17 In Thüringen geschah dies am<br />

5. und 6. Juni 1952, allerdings gab es schon im Mai eine entsprechen<strong>de</strong> Anordnung. 18 In dieser<br />

wur<strong>de</strong> bereits die Einrichtung <strong>de</strong>r 5 km Schutzzone mit 500 m Schutz- und 10 m Kontrollstreifen<br />

festgelegt. Ebenso wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Bau eines 1,20 m bis 1,50 m hohen Stacheldrahtzaunes<br />

begonnen. Die Umsiedlungen geschahen in zwei großen Wellen: unter <strong>de</strong>n Namen<br />

Aktion "Ungeziefer" 1952 bzw. Aktion "Kornblume" am 3. Oktober 1961. 19 Dabei wur<strong>de</strong>n die<br />

16 Vgl. Koop, Volker: „Den Gegner vernichten“: die Grenzsicherung <strong>de</strong>r DDR. Bonn 1996.<br />

17 Richtlinien für die Organe <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Polizei zum Schutz <strong>de</strong>r Demarkationslinie in <strong>de</strong>r sowjetischen<br />

Okkupationszone Deutschlands, 23.8.1947. In: Koop, Volker: „Den Gegner vernichten“. Bonn<br />

1996, S. 414.<br />

18 Polizeiverordnung über die Einführung einer beson<strong>de</strong>ren Ordnung an <strong>de</strong>r Demarkationslinie,<br />

27.5.1952. In: Koop, Volker: „Den Gegner vernichten“. Bonn 1996, S. 429.<br />

19 Siehe Befehl 35/61 <strong>de</strong>s MdI zur Zwangsevakuierung von 3 175 Personen aus <strong>de</strong>m Grenzgebiet.<br />

16

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