Schulmappe Erfurt (PDF, 2MB, Datei ist barrierefrei ... - BStU - Bund.de
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<strong>BStU</strong>-Außenstelle <strong>Erfurt</strong> Beispiele<br />
Diese Wohnung befand sich in <strong>de</strong>r Kronenburggasse 4 a in einem Altbau in <strong>Erfurt</strong>.<br />
Da die gesamte Familie <strong>de</strong>s Mieters 13 bereits für <strong>de</strong>n Staatssicherheitsdienst konspirativ tätig<br />
war und als zuverlässig galt, wur<strong>de</strong> sie ebenfalls geworben.<br />
Trotz <strong>de</strong>s als staatstreu eingestuften Umgangskreises wur<strong>de</strong>n er, seine Frau und die Hausbewohner<br />
gründlich überprüft. Unter an<strong>de</strong>rem wur<strong>de</strong>n die internen Speicher <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />
durchsucht und inoffizielle und offizielle Beurteilungen und Zeugnisse von<br />
<strong>de</strong>n einzelnen Arbeitsstellen <strong>de</strong>r überprüften Personen abgefor<strong>de</strong>rt. Nur an das Hausbuch 14<br />
kam man nicht so leicht heran. 15<br />
Begünstigend für die Werbung als IMK/KW wirkte sich auch hier aus, dass das Ehepaar selten<br />
Besuch empfing und keinen freundschaftlichen Umgang mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Hausbewohnern<br />
hatte. Nach gründlicher Überprüfung wur<strong>de</strong>n sie bei einem Gespräch in ihrer Wohnung<br />
auch gleichzeitig als Inoffizielle Mitarbeiter geworben.<br />
Ziel <strong>de</strong>s MfS war es, die Wohnung <strong>de</strong>s Ehepaars für Treffen zu nutzen und sie gleichzeitig<br />
"abzuschöpfen", d. h. Informationen über die Geschehnisse auf <strong>de</strong>n Arbeitsstellen, im Freun<strong>de</strong>skreis<br />
usw. zu bekommen. Er arbeitete als Berufssoldat bei <strong>de</strong>r NVA, sie war im Son<strong>de</strong>rbaukombinat<br />
Wasserbau tätig.<br />
Um <strong>de</strong>m Staatssicherheitsdienst auch Treffen während <strong>de</strong>r Abwesenheit <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n zu ermöglichen,<br />
erhielt <strong>de</strong>r MfS-Mitarbeiter einen Zweitschlüssel zur Wohnung.<br />
Die Mieter sollten regelmäßig Informationsberichte verfassen, Informationen über bestimmte<br />
Personen beschaffen und bei Hinweisen auf geheimdienstliche Aktivitäten bei <strong>de</strong>r NVA sofort<br />
Bericht erstatten. Zusätzlich sollten sie während <strong>de</strong>r Treffen <strong>de</strong>r Führungsoffiziere mit an<strong>de</strong>ren<br />
IM die Wohnung absichern.<br />
Wenn ein Treffen durchgeführt wer<strong>de</strong>n sollte, bereitete die Frau einen Imbiss für <strong>de</strong>n MfS-<br />
Mitarbeiter und <strong>de</strong>n IM vor und verließ das Wohnzimmer, <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>s Treffens. Konnte ein<br />
geplantes Treffen nicht stattfin<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> das rechte Rollo <strong>de</strong>s Wohnzimmerfensters heruntergelassen.<br />
Während eines Treffens durften die Mieter das Wohnzimmer nur mit Genehmigung<br />
<strong>de</strong>s MfS-Mitarbeiters betreten.<br />
Als "Miete" wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Ehepaar 60,00 Mark im Quartal gezahlt.<br />
Während <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m MfS wur<strong>de</strong>n die Eheleute regelmäßig überprüft und<br />
verschie<strong>de</strong>ne IM auf sie angesetzt.<br />
Nach <strong>de</strong>r Entlassung aus <strong>de</strong>r NVA und <strong>de</strong>m Umzug nach Weimar in die Wohnung Friedrich-<br />
Engels-Ring 54 setzte das Ehepaar die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m MfS fort.<br />
Im Gegensatz zu <strong>de</strong>r Mieterin <strong>de</strong>r KW "Helga Freitag" wur<strong>de</strong> das Ehepaar mit <strong>de</strong>r Zeit immer<br />
zielgerichteter zu Beobachtungs- und Überwachungsdiensten eingesetzt. Dies wur<strong>de</strong> mit<br />
Geld- und Sachgeschenken honoriert. Als "Miete" wur<strong>de</strong>n nun pro Quartal 100 Mark gezahlt.<br />
Die Treffen in <strong>de</strong>r KW wur<strong>de</strong>n En<strong>de</strong> 1985 eingestellt. Durch die beengten Verhältnisse in <strong>de</strong>r<br />
Dreiraumwohnung nach <strong>de</strong>r Geburt <strong>de</strong>r zweiten Tochter und die zunehmen<strong>de</strong> Auffassungsgabe<br />
<strong>de</strong>r fünfjährigen Tochter, war die Geheimhaltung nicht mehr gewährle<strong>ist</strong>et. Allerdings<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wohnungsinhaber weiterhin als GMS genutzt, um über seine Arbeitskollegen zu<br />
berichten. Als stellvertreten<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Produktion, und somit als Geheimn<strong>ist</strong>räger<br />
sollte er für das MfS interessante Hinweise erarbeiten, die Stimmung im Betrieb beeinflussen<br />
und Mängel und Missstän<strong>de</strong> auf<strong>de</strong>cken bzw. beseitigen.<br />
13<br />
Der jetzige Mieter/Nutzer <strong>de</strong>r Wohnung <strong>ist</strong>, nach heutigem Kenntnisstand, nicht i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>m<br />
vorgestellten IM.<br />
14<br />
Hausbuch: Es musste vom Hausverwalter (Hausvertrauensmann) geführt wer<strong>de</strong>n und enthielt alle<br />
Personendaten <strong>de</strong>r Hausbewohner und <strong>de</strong>ren Besucher aus <strong>de</strong>r DDR und <strong>de</strong>m Ausland.<br />
15<br />
siehe Beispiel <strong>de</strong>r Überprüfung <strong>de</strong>r Hausbewohner.<br />
15