Auslegung Fachgutachten Fledermaeuse - Lensahn
Auslegung Fachgutachten Fledermaeuse - Lensahn
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Gemeinde Riepsdorf<br />
B-Plan Nr. 7 und B-Plan Nr. 5 - 1. Änderung<br />
Antrag auf Bau und Betrieb von<br />
je 4 Windenergieanlagen E 101<br />
<strong>Fachgutachten</strong> Fledermäuse<br />
Kerstin Birlenbach<br />
Dr. Bodo Grajetzky<br />
Dr. Georg Nehls<br />
Husum, im November 2012<br />
Im Auftrag von<br />
Planungsbüro für Landschaftsarchitektur, Freiraumplanung und Naturschutz<br />
Dipl.-Ing. Eike Jürgen Brandes<br />
Maria-Goeppert-Straße 1a<br />
23562 Lübeck<br />
BioConsult SH GmbH & Co. KG<br />
Brinckmannstr. 31<br />
25813 Husum<br />
Tel. 04841 / 66 3 29 - 10<br />
Fax 04841 / 66 3 29 - 19<br />
info@bioconsult-sh.de<br />
www.bioconsult-sh.de
Gemeinde Riepsdorf – B-Plan Nr. 7, B-Plan Nr. 5 – 1. Änd., Antrag auf Bau und<br />
Betrieb von je 4 Windenergieanlagen E 101 – <strong>Fachgutachten</strong> Fledermäuse<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 EINLEITUNG....................................................................................................................................1<br />
2 MATERIAL UND METHODEN..........................................................................................................4<br />
2.1 Höhenmonitoring...........................................................................................................................4<br />
3 ERGEBNISSE ...................................................................................................................................6<br />
3.1 Artenspektrum...............................................................................................................................6<br />
3.2 Ergebnisse des Höhenmonitorings ................................................................................................6<br />
4 BEWERTUNG ................................................................................................................................16<br />
4.1 Nachgewiesene Fledermausarten ...............................................................................................16<br />
4.2 Bedeutung des Gebietes für Fledermäuse ..................................................................................17<br />
4.3 Konfliktanalyse.............................................................................................................................18<br />
5 SCHLUSSFOLGERUNG...................................................................................................................19<br />
6 ZUSAMMENFASSUNG ..................................................................................................................21<br />
7 LITERATUR....................................................................................................................................22<br />
i
Gemeinde Riepsdorf – B-Plan Nr. 7, B-Plan Nr. 5 – 1. Änd., Antrag auf Bau und<br />
Betrieb von je 4 Windenergieanlagen E 101 - <strong>Fachgutachten</strong> Fledermäuse<br />
1 EINLEITUNG<br />
Im Rahmen der Überplanung der Eignungsgebiete für Windenergieplanungen ist geplant, in den<br />
Windparks Großenholz und Koselau der Gemeinde Riepsdorf / OH Altanlagen zu ersetzen.<br />
Die Windpark Großenholz GmbH & Co.KG beabsichtigt, die sechs vorhandenen<br />
Windenergieanlagen (6 x Vestas V 42) im Windpark Großenholz, Gemarkung Gosdorf, Flur 4 und<br />
5 durch vier moderne Anlagen des Typs Enercon E 101 mit einer Gesamthöhe von 150 m zu<br />
ersetzen.<br />
Die Windpark Koselau GmbH & Co.KG beabsichtigt, die sechs vorhandenen Windenergieanlagen<br />
(6 x Vestas V 42) im Windpark Koselau, Gemarkung Koselau, Flur 7 durch vier moderne Anlagen<br />
des Typs Enercon E 101 mit einer Gesamthöhe von 150 m zu ersetzen.<br />
BioConsult SH GmbH & Co. KG wurde im Februar 2011 beauftragt, die für ein <strong>Fachgutachten</strong><br />
Fledermäuse relevanten Daten zu erheben, auszuwerten und zu beschreiben und im Hinblick auf<br />
mögliche Konflikte mit der Errichtung und dem Umbau von Windkraftanlagen zu bewerten.<br />
Die Vorhabensgebiete sind Lebensraum der nach BNatSchG und FFH-Richtlinie geschützten<br />
Artengruppe der Fledermäuse. Schleswig-Holstein beheimatet bedeutende Vorkommen<br />
derjenigen Fledermausarten, die zu den durch Fledermausschlag betroffenen Arten zählen.<br />
Darüber hinaus wird das Land als Durchwanderungs- und Überwinterungsraum für ziehende<br />
Fledermäuse angesehen. Bei Windkraftplanungen sind die Vorhabensgebiete mit<br />
standardisierten Erfassungsmethoden hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Fledermausschutz zu<br />
untersuchen (LANU 2008). Das Vorhabensgebiet liegt außerhalb von NATURA 2000 - Gebieten<br />
mit dem Schutzziel Fledermäuse oder Fließgewässern erster Ordnung, die als Gebiete mit<br />
besonderer Bedeutung für den Fledermausschutz angesehen werden. Es ist jedoch aufgrund<br />
vorhandener Siedlungs- und Vegetationsstrukturen sowie die Nähe zur Küstenlinie der Ostsee<br />
eine Bedeutung als potenzieller Migrationsraum und Nahrungssuchraum für wandernde<br />
Fledermausarten möglich. Die lokale Bedeutung des Gebietes für Fledermäuse ist anhand eines<br />
standardisierten Erfassungsprogramms zu überprüfen (LANU 2008).<br />
Entsprechend der ursprünglichen Vorhabensplanung (Stand Februar 2011)wurde neben den<br />
Windparks Koselau und Großenholz auch der Windpark Kesselberg in die Konzeption der<br />
Untersuchung einbezogen. Das hierzu entwickelte und mit der UNB Ostholstein abgestimmte<br />
Untersuchungsprogramm umfasst ein Langzeitmonitoring im Gondelbereich an je einer<br />
bestehenden WEA der ursprünglich drei Windparks von Anfang Juni bis Ende September. In der<br />
aktuellen Vorhabensplanung bleibt der Windpark Kesselberg unberücksichtigt. Aufgrund der<br />
räumlichen Lagebeziehung zu den beiden anderen Windparks wird dieser jedoch in das<br />
vorliegende <strong>Fachgutachten</strong> mit einbezogen.<br />
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Gemeinde Riepsdorf – B-Plan Nr. 7, B-Plan Nr. 5 – 1. Änd., Antrag auf Bau und<br />
Betrieb von je 4 Windenergieanlagen E 101 – <strong>Fachgutachten</strong> Fledermäuse<br />
Abb. 1: Darstellung des ursprünglichen Planungsraumes mit den drei Windparks Koselau, Kesselberg und<br />
Großenholz und den drei für das Höhenmonitoring genutzten WEA Nr. 1823, 1829 und 1836<br />
(Planungsstand des Untersuchungskonzeptes vom Februar 2012).<br />
2
Gemeinde Riepsdorf – B-Plan Nr. 7, B-Plan Nr. 5 – 1. Änd., Antrag auf Bau und<br />
Betrieb von je 4 Windenergieanlagen E 101 - <strong>Fachgutachten</strong> Fledermäuse<br />
Abb. 2: Die aktuellen Vorhabensgebiete in den Windparks Koselau (im Norden, orange) und Großenholz.(im<br />
Süden, rot). Der Windpark Kesselberg ist nicht mehr im derzeitigen Vorhabenskonzept<br />
enthalten.<br />
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2 MATERIAL UND METHODEN<br />
Gemeinde Riepsdorf – B-Plan Nr. 7, B-Plan Nr. 5 – 1. Änd., Antrag auf Bau und<br />
Betrieb von je 4 Windenergieanlagen E 101 – <strong>Fachgutachten</strong> Fledermäuse<br />
Die im Ultraschallbereich angesiedelten Rufe der Fledermäuse sind für das menschliche Ohr<br />
nicht wahrnehmbar. Mithilfe eines Ultraschalldetektors können Fledermausrufe jedoch hörbar<br />
gemacht und im besten Falle eine Artbestimmung vorgenommen werden (z. B. Limpens &<br />
Roschen 2005, Skiba 2003). Geräte mit Zeitdehnungs- oder Teilerfunktion ermöglichen bei<br />
Aufnahme der Rufe eine anschließende computergestützte Rufanalyse am PC.<br />
Die Installation eines Langzeitüberwachungssystems im Gondelbereich einer WEA ermöglicht<br />
Aussagen über die Flugaktivität von Fledermäusen in diesem vom Boden schlecht zu erfassenden<br />
Bereich. Im Allgemeinen kommen hierbei Detektoren zum Einsatz, die eine anschließende<br />
Rufanalyse am PC ermöglichen.<br />
Die Reichweite eines Detektors ist abhängig von der Empfindlichkeit des Gerätes und der<br />
Intensität eines Fledermausrufes. Die laut rufenden Großabendsegler können – je nach<br />
Rufintensität - auch in Distanzbereichen von 100 bis 150 m empfangen werden, leise rufende<br />
Arten teilweise nur bis zu wenigen Metern (Skiba 2003). Längere Aufnahmesequenzen bieten die<br />
Möglichkeit, gegebenenfalls nahrungssuchende Tiere anhand von ‚feeding buzzes’ - typischen<br />
Rufsequenzen - zu identifizieren. Sie können Aufschluss über die Art der Nutzung eines<br />
Standortes durch Fledermäuse geben.<br />
Im Allgemeinen ist es nicht möglich, anhand von aufgezeichneten Fledermausrufen auf eine<br />
Anzahl der Tiere rückzuschließen.<br />
2.1 Höhenmonitoring<br />
Im Rahmen des Langzeitmonitorings im Gondelbereich kam als Detektor der Anabat SD mit<br />
Teilerfunktion zum Einsatz, der die Fledermausrufe während einer Nacht zeitgenau auf eine CF-<br />
Karte aufzeichnet. Insgesamt wurden drei bereits bestehende WEA vom Typ Vestas V 47,<br />
Gondelhöhe 65 m, mit einer Langzeitüberwachung im Gondelbereich ausgestattet (WEA Nr. V<br />
1823, V 1829, V 1836, s. Abb. 1). Insgesamt wurden mit diesem System 120 Nächte<br />
aufgezeichnet. Die Erstinstallation erfolgte am 31.5.2012 mit Unterstützung eines<br />
Servicetechnikers der Firma Windservice NF (Husum). Das externe Mikrofon des Detektors<br />
wurde im 90° - Winkel entgegengesetzt des Rotors an der Wetterstation der WEA im<br />
Außenbereich fixiert. Ein handelsüblicher Marderschreck diente als Ultraschallsignalgeber zur<br />
Kontrolle des Mikrofons. Damit erfasst der Messbereich der Höhenüberwachung Flugaktivität<br />
auf Höhe des unteren Rotorblattbereiches der neu geplanten Anlagen Enercon E 101 mit einer<br />
Nabenhöhe von 99,5 m und einem Rotordurchmesser von 101 m (Quelle: Brandes).<br />
Eine Kontrolle des Aufbaus und das Austauschen des Speichermediums erfolgten in etwa<br />
vierwöchigen Intervallen. Ausfälle aufgrund technischer Störungen ergaben sich für den 25.09.12<br />
an WEA V-1823 sowie den 08.07.12 an WEA V-1839.<br />
Für die Bewertung der Fledermausaktivität im Gondelbereich und das daraus resultierende<br />
Kollisionsrisiko liegen für den in Schleswig-Holstein installierten Aufbau im Gondelbereich keine<br />
4
Gemeinde Riepsdorf – B-Plan Nr. 7, B-Plan Nr. 5 – 1. Änd., Antrag auf Bau und<br />
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Schwellenwerte vor. Die von Brinkmann et al. (2011) entwickelten Modelle zur<br />
Risikoabschätzung sind aufgrund eines anderen Aufbaus der Anlageninstallation nicht direkt<br />
übertragbar und zeigen lediglich eine Tendenz. Für die Bewertung im Gondelbereich wurde<br />
daher ebenfalls von LANU (2008) angetragene Klassifizierung für die Horchboxbewertung<br />
herangezogen (Tab. 1). In grober Näherung ergibt sich daraus für die Auswertung der<br />
Rufsequenzen des Anabatsystems eine ähnliche Klassifizierung wie die von Korner-Nievergelt et<br />
al. (2011) entwickelte Kollisionsopfervorhersage für den Anabat SD1. Die sehr weit gefasste<br />
Abundanzklasse ‚hoch’ sollte jedoch differenzierter betrachtet werden.<br />
Tab. 1 Klassifizierung der Aktivitätsdichten (Horchbox) nach LANU (2008).<br />
Abundanzklasse (Summe aufgezeichneter<br />
Aktivität<br />
Ereignisse einer Untersuchungsnacht)<br />
0 keine<br />
1-2 sehr gering<br />
3-10 gering<br />
11-30 mittel<br />
31-100 hoch<br />
101-250 sehr hoch<br />
> 250 äußerst hoch<br />
5
3 ERGEBNISSE<br />
3.1 Artenspektrum<br />
Gemeinde Riepsdorf – B-Plan Nr. 7, B-Plan Nr. 5 – 1. Änd., Antrag auf Bau und<br />
Betrieb von je 4 Windenergieanlagen E 101 – <strong>Fachgutachten</strong> Fledermäuse<br />
Insgesamt konnten im Untersuchungszeitraum von Ende Mai bis Ende September 2012 in 120<br />
Nächten vier verschiedene Fledermausarten nachgewiesen werden: der Große Abendsegler<br />
(Nyctalus noctula), die Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus), die Rauhautfledermaus<br />
(Pipistrellus nathusii) und die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipstrellus) (Tab. 2).<br />
Tab. 2 Von Anfang Juni bis Ende September 2012 nachgewiesene Fledermausarten sowie ihr Gefährdungsund<br />
Schutzstatus. RL SH = Rote Liste Schleswig Holstein, RL D = Rote Liste Deutschland, FFH-<br />
RL = Flora Fauna Habitat – Richtlinie, BNatSchG = Bundesnaturschutzgesetz.<br />
Art Nachweisstatus RL SH (2001)<br />
Großer Abendsegler<br />
(Nyctalus noctula)<br />
Mückenfledermaus<br />
(Pipistrellus pygmaeus)<br />
Rauhautfledermaus<br />
(Pipistrellus nathusii)<br />
Zwergfledermaus<br />
(Pipistrellus pipistrellus)<br />
6<br />
RL D<br />
(2009)<br />
Schutzstatus (BNatSchG;<br />
FFH-RL)<br />
Detektor - V §; §§; Anhang IV<br />
Detektor D D §; §§; Anhang IV<br />
Detektor 3 * §; §§; Anhang IV<br />
Detektor D * §; §§; Anhang IV<br />
RL SH: 3 = gefährdet; D = Daten defizitär; RL D: * = ungefährdet, V = Vorwarnliste, D = Daten defizitär; BNatSchG: § =<br />
besonders geschützt; §§ = streng geschützt<br />
3.2 Ergebnisse des Höhenmonitorings<br />
Windpark Koselau Vestas V 1823<br />
Im Bereich des WP Koselau konnten insgesamt 144 Anabatsequenzen während des<br />
Untersuchungszeitraums aufgezeichnet werden. In 38 von 121 Nächten wurde Flugaktivität von<br />
Fledermäusen im Gondelbereich nachgewiesen, davon zwei Nächte mit mittlerer Flugaktivität.<br />
Alle weiteren Nächte zeichneten sich durch eine geringere Aktivitätsdichte aus.<br />
Mit 18 Sequenzen für den Großabendsegler und 63 Sequenzen für die Nyctaloidgruppe, wurde<br />
diese Artengruppe am häufigsten erfasst. Mit insgesamt 46 Anabatsequenzen konnte die<br />
Zwergfledermaus als am zweithäufigsten festgestellt werden. Neun Nachweise entfielen auf die<br />
Rauhautfledermaus und acht weitere Anabatsequenzen auf die Pipistrellusgruppe. Ein Nachweis<br />
der Mückenfledermaus konnte nicht erbracht werden.
Gemeinde Riepsdorf – B-Plan Nr. 7, B-Plan Nr. 5 – 1. Änd., Antrag auf Bau und<br />
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Im zeitlichen Verlauf zeigte sich das erste Auftreten von Pipistrellen im Gondelbereich in der<br />
zweiten Junidekade. In fünf Nächten wurden in diesem Zeitraum Einzelsequenzen für<br />
Zwergfledermaus oder Pipistrellusgruppe aufgezeichnet. Ab dem 30.06.12 konnte eine leichte<br />
Zunahme der Flugaktivität im Gondelbereich festgestellt werden. Auch die Nyctaloidgruppe<br />
wurde ab diesem Zeitpunkt nachgewiesen.<br />
Die mittlere Flugaktivität am 16.08.12 wurde durch die Zwergfledermaus sowie die<br />
Nyctaloidgruppe und den Großabendsegler hervorgerufen, wohingegen in der zweiten Nacht<br />
dieser Aktivitätsklasse am 19.08.12 nur die Nyctaloidgruppe und der Großabendsegler<br />
nachgewiesen werden konnten (Abb. 3, Tab. 3).<br />
Windpark Kesselberg Vestas V 1839<br />
In 39 von insgesamt 121 Nächten wurde im Windpark Kesselberg Fledermausaktivität im<br />
Gondelbereich festgestellt. 432 Anabatsequenzen konnten in diesen Nächten erfasst werden. In<br />
vier Nächten ließ sich eine hohe Flugaktivität nachweisen, in vier weiteren eine mittlere.<br />
Mit 190 und 173 aufgezeichneten Sequenzen waren die Pipistrellusgruppe und die<br />
Zwergfledermaus die am häufigsten nachgewiesene Artengruppe. Mit 30 und 25 erfassten<br />
Sequenzen zeigten sich die Nyctaloidgruppe und der Große Abendsegler als am zweithäufigsten<br />
erfasst. 11 weitere Sequenzen ließen sich der Rauhautfledermaus zuordnen und drei Sequenzen<br />
der Mückenfledermaus.<br />
Pipistrellen, insbesondere die Zwergfledermaus, konnten ab dem 08.06.12 im Gondelbereich des<br />
Windparks festgestellt werden. Für die Rauhautfledermaus konnten ab dem 30.6.12 Nachweise<br />
erbracht werden. Der Große Abendsegler ließ sich ab dem 05.07.12 im Gondelbereich<br />
nachweisen.<br />
In allen vier Nächten (06.07., 04.08., 16.08., 30.08., 10.09.12) mit einer hohen Aktivitätsdichte im<br />
Gondelbereich, ließ sich die Flugaktivität überwiegend auf Tiere der Pipistrellusgruppe und die<br />
Zwergfledermaus zurückführen (Abb. 4, Tab. 3).<br />
Windpark Großenholz Vestas V 1836<br />
In einer Gesamtlaufzeit von 122 Nächten konnten in 34 Nächten 152 Anabatsequenzen im WP<br />
Großenholz aufgezeichnet werden. In zwei Nächten zeigte sich eine mittlere, in allen weiteren<br />
Nächten eine geringere Flugaktivität.<br />
Mit jeweils 38 erfassten Sequenzen wurde die Nyctaloidgruppe und der Große Abendsegler als<br />
die am häufigsten nachgewiesene Artengruppe festgestellt. Die Zwergfledermaus war mit<br />
insgesamt 54 aufgenommenen Sequenzen am zweithäufigsten im Gondelbereich vertreten. 12<br />
Anabatsequenzen entfielen auf die Pipistrellusgruppe, neun weitere konnten für die<br />
Rauhautfledermaus nachgewiesen werden. Mit einem Einzelnachweis wurde hier auch die<br />
Mückenfledermaus erfasst.<br />
Ab dem 08.06.12 ließen sich Fledermäuse im Gondelbereich der WEA feststellen. Während die<br />
Zwergfledermaus bereits am 08.06.12 erfasst wurde, traten Großer Abendsegler und<br />
Rauhautfledermaus erstmalig am 15.06.12 auf.<br />
7
Gemeinde Riepsdorf – B-Plan Nr. 7, B-Plan Nr. 5 – 1. Änd., Antrag auf Bau und<br />
Betrieb von je 4 Windenergieanlagen E 101 – <strong>Fachgutachten</strong> Fledermäuse<br />
Die mittlere Flugaktivität am 29.06.12 ergab sich ausschließlich aus Rufaufnahmen der<br />
Zwergfledermaus. Im Gegensatz dazu zeigten sich in der Nacht vom 19.08.12 die Artengruppe<br />
von Nyctaloidgruppe und Großem Abendsegler sowie die Zwergfledermaus als Auslöser der<br />
mittleren Aktivitätsdichte (Abb. 5, Tab. 3).<br />
8
Anabatsequenzen<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
01.06.12 01.07.12 01.08.12 01.09.12<br />
9<br />
Nn Nyct Pn Pp Pipstr<br />
Abb. 3 Vestas V 1823 – Ergebnisdarstellung der im Höhenmonitoring im WP Koselau erfassten Fledermausrufe im Zeitraum vom 01.06.2012 bis 30.09.2012. Nn =<br />
Nyctalus noctula, Nyct = Gattungen Nyctalus, Eptesicus o. Vespertillio unbestimmt, Pn = Pipistrellus nathusii, Pp = Pipistrellus pipistrellus, Ppy =<br />
Pipistrellus pygmaeus, Pipstr = Pipistrellus nathusii, pipistrellus o. pygmaeus. Rote Linie = Schwelle zur Aktivitätsklasse ‚Hoch’.
Anabatsequenzen<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
01.06.2012 01.07.2012 01.08.2012 01.09.2012<br />
10<br />
Nn Nyct Pn Pp Ppy Pipstr<br />
Abb. 4 Vestas V 1839 - Ergebnisdarstellung der im Höhenmonitoring im WP Kesselberg erfassten Fledermausrufe im Zeitraum vom 01.06.2012 bis 30.09.2012. Nn =<br />
Nyctalus noctula, Nyct = Gattungen Nyctalus, Eptesicus o. Vespertillio unbestimmt, Pn = Pipistrellus nathusii, Pp = Pipistrellus pipistrellus, Ppy =<br />
Pipistrellus pygmaeus, Pipstr = Pipistrellus nathusii, pipistrellus o. pygmaeus. Rote Linie = Schwelle zur Aktivitätsklasse ‚Hoch’.
Anabatsequenzen<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
01.06.2012 01.07.2012 01.08.2012 01.09.2012<br />
11<br />
Nn Nyct Pn Pp Ppy Pipstr<br />
Abb. 5 Vestas V 1836 – Ergebnisdarstellung der im Höhenmonitoring im WP Großenholz erfassten Fledermausrufe im Zeitraum vom 01.06.2012 bis 30.09.2012. Nn =<br />
Nyctalus noctula, Nyct = Gattungen Nyctalus, Eptesicus o. Vespertillio unbestimmt, Pn = Pipistrellus nathusii, Pp = Pipistrellus pipistrellus, Ppy =<br />
Pipistrellus pygmaeus, Pipstr = Pipistrellus nathusii, pipistrellus o. pygmaeus. Rote Linie = Schwelle zur Aktivitätsklasse ‚Hoch’.
Tab. 3 Ergebnisse der im Höhenmonitoring an den drei Vestas V 47 im Bereich der WP Koselau, Kesselberg und Großenholz erfassten Fledermausrufe im Zeitraum<br />
vom 01.06.2012 bis 30.09.2012. Nn = Nyctalus noctula, Nyct = Gattungen Nyctalus, Eptesicus o. Vespertillio unbestimmt, Pn = Pipistrellus nathusii, Pp<br />
= Pipistrellus pipistrellus, Ppy = Pipistrellus pygmaeus, Pipstr = Pipistrellus nathusii, pipistrellus o. pygmaeus. Gelb = mittlere Aktivitätsdichte, Orange =<br />
hohe Aktivitätsdichte<br />
V 1823 Nn Nyct Pn Pp Ppy Pipstr ∑ V 1839 Nn Nyct Pn Pp Ppy Pipstr ∑ V 1836 Nn Nyct Pn Pp Ppy Pipstr ∑<br />
01.06.2012 01.06.2012 01.06.2012<br />
02.06.2012 02.06.2012 02.06.2012<br />
03.06.2012 03.06.2012 03.06.2012<br />
04.06.2012 04.06.2012 04.06.2012<br />
05.06.2012 05.06.2012 05.06.2012<br />
06.06.2012 06.06.2012 06.06.2012<br />
07.06.2012 07.06.2012 07.06.2012<br />
08.06.2012 08.06.2012 1 1 08.06.2012 1 1<br />
09.06.2012 09.06.2012 09.06.2012<br />
10.06.2012 10.06.2012 10.06.2012<br />
11.06.2012 1 1 11.06.2012 11.06.2012<br />
12.06.2012 1 1 12.06.2012 12.06.2012<br />
13.06.2012 13.06.2012 13.06.2012<br />
14.06.2012 1 1 14.06.2012 3 2 5 14.06.2012 4 1 5<br />
15.06.2012 15.06.2012 15.06.2012 3 1 4<br />
16.06.2012 16.06.2012 16.06.2012<br />
17.06.2012 1 1 17.06.2012 2 2 17.06.2012 2 2<br />
18.06.2012 18.06.2012 18.06.2012<br />
19.06.2012 1 1 19.06.2012 19.06.2012<br />
20.06.2012 20.06.2012 20.06.2012<br />
21.06.2012 21.06.2012 21.06.2012<br />
22.06.2012 22.06.2012 22.06.2012<br />
23.06.2012 23.06.2012 23.06.2012<br />
24.06.2012 24.06.2012 24.06.2012<br />
25.06.2012 25.06.2012 25.06.2012<br />
26.06.2012 26.06.2012 26.06.2012<br />
27.06.2012 27.06.2012 27.06.2012<br />
12
V 1823 Nn Nyct Pn Pp Ppy Pipstr ∑ V 1839 Nn Nyct Pn Pp Ppy Pipstr ∑ V 1836 Nn Nyct Pn Pp Ppy Pipstr ∑<br />
28.06.2012 28.06.2012 28.06.2012<br />
29.06.2012 29.06.2012 29.06.2012 19 19<br />
30.06.2012 1 2 3 30.06.2012 3 4 7 30.06.2012 2 2 4<br />
01.07.2012 01.07.2012 01.07.2012<br />
02.07.2012 3 3 02.07.2012 12 12 02.07.2012<br />
03.07.2012 03.07.2012 03.07.2012<br />
04.07.2012 04.07.2012 04.07.2012 1 1<br />
05.07.2012 05.07.2012 1 1 05.07.2012<br />
06.07.2012 1 4 5 06.07.2012 1 37 38 06.07.2012 1 1<br />
07.07.2012 1 1 07.07.2012 1 1 07.07.2012<br />
08.07.2012 08.07.2012 techn. Ausfall 08.07.2012<br />
09.07.2012 09.07.2012 09.07.2012<br />
10.07.2012 1 1 10.07.2012 2 2 4 10.07.2012<br />
11.07.2012 11.07.2012 11.07.2012<br />
12.07.2012 12.07.2012 12.07.2012<br />
13.07.2012 2 2 13.07.2012 2 2 13.07.2012<br />
14.07.2012 14.07.2012 14.07.2012<br />
15.07.2012 15.07.2012 15.07.2012<br />
16.07.2012 16.07.2012 16.07.2012<br />
17.07.2012 17.07.2012 17.07.2012<br />
18.07.2012 18.07.2012 18.07.2012<br />
19.07.2012 19.07.2012 19.07.2012<br />
20.07.2012 20.07.2012 20.07.2012<br />
21.07.2012 21.07.2012 21.07.2012<br />
22.07.2012 1 1 22.07.2012 22.07.2012 2 2<br />
23.07.2012 23.07.2012 23.07.2012 2 2<br />
24.07.2012 24.07.2012 24.07.2012<br />
25.07.2012 25.07.2012 25.07.2012<br />
26.07.2012 1 1 26.07.2012 2 3 5 26.07.2012<br />
27.07.2012 1 1 27.07.2012 27.07.2012<br />
28.07.2012 28.07.2012 28.07.2012<br />
29.07.2012 4 1 2 7 29.07.2012 1 2 3 29.07.2012 6 6<br />
13
V 1823 Nn Nyct Pn Pp Ppy Pipstr ∑ V 1839 Nn Nyct Pn Pp Ppy Pipstr ∑ V 1836 Nn Nyct Pn Pp Ppy Pipstr ∑<br />
30.07.2012 30.07.2012 30.07.2012<br />
31.07.2012 31.07.2012 15 9 24 31.07.2012<br />
01.08.2012 01.08.2012 1 2 3 01.08.2012<br />
02.08.2012 1 1 02.08.2012 02.08.2012 4 1 1 6<br />
03.08.2012 03.08.2012 03.08.2012 1 1<br />
04.08.2012 8 8 04.08.2012 2 1 23 12 38 04.08.2012 4 4<br />
05.08.2012 05.08.2012 4 1 5 05.08.2012 1 1<br />
06.08.2012 06.08.2012 06.08.2012<br />
07.08.2012 07.08.2012 07.08.2012<br />
08.08.2012 08.08.2012 08.08.2012<br />
09.08.2012 09.08.2012 1 1 09.08.2012<br />
10.08.2012 4 1 5 10.08.2012 2 2 10.08.2012<br />
11.08.2012 1 1 2 11.08.2012 2 2 4 11.08.2012 2 2 4<br />
12.08.2012 12.08.2012 12.08.2012<br />
13.08.2012 1 1 13.08.2012 13.08.2012<br />
14.08.2012 14.08.2012 14.08.2012<br />
15.08.2012 15.08.2012 15.08.2012<br />
16.08.2012 4 7 10 21 16.08.2012 3 48 3 27 81 16.08.2012 4 2 1 1 1 1 10<br />
17.08.2012 2 2 17.08.2012 1 1 17.08.2012 5 5<br />
18.08.2012 18.08.2012 18.08.2012 1 1<br />
19.08.2012 3 22 25 19.08.2012 5 2 2 9 19.08.2012 4 10 4 18<br />
20.08.2012 2 2 20.08.2012 5 4 9 20.08.2012 2 2 4<br />
21.08.2012 2 2 1 5 21.08.2012 1 6 2 9 21.08.2012 7 2 1 10<br />
22.08.2012 22.08.2012 22.08.2012<br />
23.08.2012 1 1 2 23.08.2012 1 23 1 25 23.08.2012<br />
24.08.2012 1 1 3 1 1 7 24.08.2012 3 6 11 20 24.08.2012 1 1 1 4 7<br />
25.08.2012 25.08.2012 2 2 25.08.2012 1 1<br />
26.08.2012 26.08.2012 26.08.2012<br />
27.08.2012 1 1 2 27.08.2012 27.08.2012 2 2<br />
28.08.2012 28.08.2012 28.08.2012 1 1 1 3<br />
29.08.2012 1 1 29.08.2012 29.08.2012<br />
30.08.2012 1 1 2 4 30.08.2012 3 1 5 32 41 30.08.2012 7 1 2 3 13<br />
14
V 1823 Nn Nyct Pn Pp Ppy Pipstr ∑ V 1839 Nn Nyct Pn Pp Ppy Pipstr ∑ V 1836 Nn Nyct Pn Pp Ppy Pipstr ∑<br />
31.08.2012 31.08.2012 1 1 31.08.2012<br />
01.09.2012 1 1 01.09.2012 2 2 01.09.2012<br />
02.09.2012 1 1 02.09.2012 1 1 02.09.2012 1 1<br />
03.09.2012 6 6 03.09.2012 2 2 03.09.2012<br />
04.09.2012 04.09.2012 2 2 04.09.2012 1 1<br />
05.09.2012 1 1 05.09.2012 1 2 3 05.09.2012<br />
06.09.2012 06.09.2012 06.09.2012<br />
07.09.2012 07.09.2012 07.09.2012<br />
08.09.2012 08.09.2012 08.09.2012<br />
09.09.2012 6 6 09.09.2012 09.09.2012<br />
10.09.2012 2 2 1 4 9 10.09.2012 2 4 16 31 53 10.09.2012 2 5 1 8<br />
11.09.2012 1 1 11.09.2012 11.09.2012 2 2<br />
12.09.2012 12.09.2012 12.09.2012 1 1<br />
13.09.2012 13.09.2012 1 1 13.09.2012 1 1<br />
14.09.2012 14.09.2012 14.09.2012<br />
15.09.2012 15.09.2012 15.09.2012<br />
16.09.2012 16.09.2012 2 1 3 6 16.09.2012<br />
17.09.2012 1 1 17.09.2012 1 1 17.09.2012<br />
18.09.2012 18.09.2012 18.09.2012<br />
19.09.2012 19.09.2012 19.09.2012<br />
20.09.2012 20.09.2012 20.09.2012<br />
21.09.2012 21.09.2012 21.09.2012<br />
22.09.2012 22.09.2012 22.09.2012<br />
23.09.2012 23.09.2012 3 2 5 23.09.2012 1 1<br />
24.09.2012 24.09.2012 24.09.2012<br />
25.09.2012 techn. Ausfall 25.09.2012 25.09.2012<br />
26.09.2012 26.09.2012 26.09.2012<br />
27.09.2012 27.09.2012 27.09.2012<br />
28.09.2012 28.09.2012 28.09.2012<br />
29.09.2012 29.09.2012 29.09.2012<br />
30.09.2012 30.09.2012 30.09.2012<br />
Summe 18 63 9 46 0 8 144 Summe 25 30 11 173 3 190 432 Summe 38 38 9 54 1 12 152<br />
15
4 BEWERTUNG<br />
Gemeinde Riepsdorf – B-Plan Nr. 7, B-Plan Nr. 5 – 1. Änd., Antrag auf Bau und<br />
Betrieb von je 4 Windenergieanlagen E 101 - – <strong>Fachgutachten</strong> Fledermäuse<br />
4.1 Nachgewiesene Fledermausarten<br />
Von den im Suchraum nachgewiesenen Arten gehören der Große Abendsegler (Nyctalus noctula)<br />
und die Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) zu den wandernden Arten. Die<br />
Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) wird den wanderfähigen Arten zugeordnet. Zum<br />
Wanderverhalten der Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) liegen bislang keine<br />
Erkenntnisse vor (LANU 2008, Steffens et al. 2004). Von den nachgewiesenen Arten sind<br />
insbesondere der Große Abendsegler, die Rauhautfledermaus und die Zwergfledermaus als vom<br />
Fledermausschlag betroffene Arten einzuordnen (Dürr 2007, Vers. 2012).<br />
Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)<br />
Nach LANU (2008) kann mit Sommervorkommen des Großen Abendseglers in allen Landesteilen<br />
Schleswig-Holsteins gerechnet werden. Gleiches gilt für den Migrationszeitraum. Schleswig-<br />
Holstein befindet sich im Hauptverbreitungsraum des Großen Abendseglers in Deutschland und<br />
beherbergt bundesweit bedeutende Vorkommen der Art. In der Roten Liste Deutschlands wird<br />
der Große Abendsegler aktuell auf der Vorwarnliste geführt (Meinig et al. 2009).<br />
Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)<br />
Die Neubeschreibung der Mückenfledermaus bedingt ein derzeit noch lückenhaftes Wissen über<br />
die Vorkommen in Schleswig-Holstein. Wochenstuben der Art sind bislang schwerpunktmäßig im<br />
Osten des Landes angesiedelt. Nachweise aus dem Bereich der Geest und der Westküste liegen<br />
kaum vor. Ganzjahresquartiere der Art sind bekannt (Harz & Marckmann 1998 zitiert nach<br />
Borkenhagen 2011). Borkenhagen (2011) beschreibt den Winterfund eines natürlichen<br />
Spaltenquartiers in einer gefällten Kiefer. Nach LANU (2008) beherbergt Schleswig-Holstein<br />
bundesweit wichtige Vorkommen der Art. Die Rote Liste SH stuft die Zwergfledermaus aufgrund<br />
mangelnder Datengrundlage als ‚D’ defizitär ein (Borkenhagen 2001).<br />
Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)<br />
Die Art ist in allen Teilen des Landes nachgewiesen. Aus Nordfriesland liegen Nachweise für<br />
Balzquartiere vor (LANU (2008). Rauhautfledermäuse gehören zu den Fernwanderern, die weite<br />
Strecken zwischen ihren Sommer- und Winterlebensräumen zurücklegen können (Hutterer et al.<br />
2005). Aus Schleswig-Holstein ist die Datenlage zu Winterfunden gering. Das LANU (2008) geht<br />
davon aus, dass Schleswig-Holstein in den Wintermonaten weitestgehend von der Art verlassen<br />
wird. Jedoch zeigen sich in den letzten Jahren - auch in Nordfriesland - vermehrt Winterfunde<br />
der Art. Schleswig-Holstein beherbergt bundesweit bedeutende Vorkommen der<br />
Rauhautfledermaus. In der Roten Liste SH wird die Art als gefährdet eingestuft (Borkenhagen<br />
2001).<br />
Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)<br />
16
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Für Schleswig-Holstein sind viele Nachweise der Zwergfledermaus bekannt, so auch<br />
Wochenstubenfunde aus zehn Landkreisen. Die Zwergfledermaus ist in Schleswig-Holstein weit<br />
verbreitet (LANU 2008). Wanderbewegungen der Zwergfledermaus werden als eher kleinräumig<br />
eingeschätzt. Simon et al. (2004) nennen eine maximale Entfernung zwischen Sommer- und<br />
Winterquartier von 22 km. Voigt et al. (2012) ordnen die überwiegende Anzahl an WEA<br />
verunglückter Zwergfledermäuse den lokalen Populationen zu. Die Rote Liste SH stuft die<br />
Zwergfledermaus aufgrund mangelnder Datengrundlage als ‚D’ defizitär ein (Borkenhagen 2001).<br />
4.2 Bedeutung des Gebietes für Fledermäuse<br />
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen eine annähernd flächendeckende Verbreitung der<br />
nachgewiesenen Fledermausarten mit Ausnahme der Mückenfledermaus, die im Windpark<br />
Koselau nicht nachgewiesen werden konnte.<br />
Aufgrund der anteiligen Verteilung der nachgewiesenen Arten kann davon ausgegangen werden,<br />
dass ein Großteil der Rufe der nicht genau bestimmbaren Pipistrellusgruppe auf die<br />
Zwergfledermaus zurückzuführen ist. Diese tritt kontinuierlich bereits ab Ende erste/Anfang<br />
zweite Junipentade in allen drei Windparkflächen auf. Eine im Vergleich zu den beiden äußeren<br />
Standorten höhere Bedeutung des mittleren Standortes lässt sich aus den jeweils vier Nächten<br />
mit mittlerer und hoher Aktivitätsdichte im Gondelbereich ableiten. Die horizontale Ausrichtung<br />
der Installation im Gondelbereich schließt die Erfassung von Fledermäusen im Bodenbereich mit<br />
sehr großer Wahrscheinlichkeit aus. Berücksichtigt man zusätzlich die von Skiba (2003) genannte<br />
Hörweite von 30 bis 40 m, lässt sich die nachgewiesene Flugaktivität relativ sicher auf<br />
Zwergfledermäuse im Gondelbereich zurückführen. Die eher kleinräumige Lebensweise der<br />
Zwergfledermaus sowie das frühe Erscheinen bereits im Juni des Jahres ordnen die Art als zur<br />
lokalen Fledermauspopulation gehörend ein.<br />
Als mögliche Ursachen für das verstärkte Auftreten der Zwergfledermaus im mittleren Bereich<br />
können Insektenvorkommen, Inspektionsverhalten oder hohe Transferflüge angesehen werden.<br />
Hinsichtlich des für die Zwergfledermaus bekannten Schwarmverhaltens scheinen die<br />
Aktivitätsdichten jedoch zu gering.<br />
Bereits Ende Juni zeigt sich im Bereich des WP Großenholz ein erster Anstieg der<br />
Zwergfledermausaktivität im Gondelbereich. Die Landschaftsstruktur mit Grünland,<br />
Kleingewässern und Knicks stellt sich hier ähnlich positiv gestaltet wie im nahegelegenen<br />
Windpark Kesselberg dar. Jedoch ergeben sich für den folgenden Untersuchungszeitraum keine<br />
weiteren erhöhten Aktivitätsdichten im Gondelbereich, die auf die Zwergfledermaus bzw. die<br />
Pipistrellusgruppe zurückgeführt werden können. Eine deutliche Zunahme der Flugaktivität zeigt<br />
sich ab Ende Juli und dauert über den August hinweg an.<br />
Der zeitliche Verlauf in der Veränderung der Aktivitätsdichte korreliert mit dem Verlauf der<br />
Wochenstubenzeit und dem Zeigeverhalten von Fledermäusen. Simon et al. (2004) beschreiben<br />
für die Zwergfledermaus im Wechsel zwischen Sommer- und Winterquartier zum einen ein<br />
Zeigeverhalten der Winterquartiere durch Männchen gegenüber Weibchen sowie durch<br />
Weibchen gegenüber Jungtieren. Männliche Tiere nehmen dieses Erkundungsverhalten von<br />
Winterquartieren bereits früh im Jahr auf, um diese später den weiblichen Tieren zu zeigen.<br />
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Nichtreproduzierende Weibchen, die nicht im Wochenstubenverband eingebunden sind,<br />
beteiligen sich bereits im Frühsommer. Es folgen die Weibchen, die nicht erfolgreich<br />
reproduziert haben sowie zum Ende und mit Auflösung der Wochenstuben auch die<br />
reproduzierenden Weibchen und die Jungtiere. Sehr häufig erfolgt das Zeigen von<br />
Winterquartieren gruppenweise.<br />
Nach Simon et al. (2004) sind Transferflüge von Zwergfledermäusen sehr direkt und wenig<br />
strukturgebunden. Sie begründen die teilweise sehr hohen Fluggeschwindigkeiten durch ein<br />
grundsätzliches Überfliegen von Hindernissen.<br />
Der Große Abendsegler nutzt den vorliegenden Daten zufolge, alle drei Windparkflächen mit<br />
einer Präferenz für die Windparke Koselau und Großenholz. Ein erstes Auftreten zeigt sich im<br />
Windpark Großenholz bereits ab Mitte Juni. Damit ist zumindest für einen Teil der<br />
nachgewiesenen Tiere davon auszugehen, dass sie Bestandteil der lokalen<br />
Fledermauspopulation sind. Eine deutliche Zunahme der Flugaktivität im Gondelbereich zeigt<br />
sich ab Mitte August in allen drei Windparken. Mit lediglich einer Nacht mit mittlerer<br />
Aktivitätsdichte, die auf den Großen Abendsegler beziehungsweise die Nyctaloidgruppe<br />
zurückzuführen sind, ist die Bedeutung des Gebietes als Migrationsraum als eher gering zu<br />
bewerten.<br />
Die Rauhautfledermaus konnte ebenfalls in allen drei Windparken nachgewiesen werden. Das<br />
erstmalige Auftreten am 15.6.12 im Windpark Großenholz lässt wenigstens einen Teil der<br />
erfassten Tiere als Bestandteil der lokalen Population erscheinen. Aufgrund der relativ geringen<br />
Zahl der auf Rauhautfledermäuse zurückzuführenden Anabatsequenzen, erscheint das Gebiet als<br />
Migrationsraum für die Rauhautfledermaus eher weniger bedeutend.<br />
Die Mückenfledermaus tritt in geringer Zahl im Gondelbereich der untersuchten WEA auf.<br />
4.3 Konfliktanalyse<br />
Für die im aktuellen Planungsverfahren beteiligten Windparke Koselau und Großenholz lässt sich<br />
aufgrund der vorliegenden Ergebnisse aus dem Höhenmonitoring an der WEA im jeweiligen Park<br />
keine erhöhte Gefährdung für Fledermäuse ableiten. In allen Untersuchungsnächten liegt die<br />
Aktivitätsdichte maximal in der mittleren Aktivitätsklasse, die auch nur jeweils zweimal erreicht<br />
wird.<br />
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5 SCHLUSSFOLGERUNG<br />
Für die beiden planungsrelevanten Windparke Koselau und Großenholz lässt sich aufgrund der<br />
vorliegenden Ergebnisse keine erhöhte Gefährdung nach LANU (2008) beziehungsweise keine<br />
besondere Bedeutung der Gebiete für Fledermäuse ableiten. Mit einer Gesamtausdehnung der<br />
drei untersuchten Windparks von etwa 5 km sowie ihrer räumlichen Nähe stellt sich allerdings<br />
die Frage, inwieweit die Ergebnisse der erhöhten Flugaktivität im mittleren Windpark Kesselberg<br />
in die Bewertung der beiden anderen Windparks einzubeziehen sind. Für den Großen<br />
Abendsegler - auch unter Einbeziehung der Nyctaloidgruppe - lässt sich in allen drei Windparken<br />
keine erhöhte Gefährdung ableiten. Ebenso kann für Pipistrellus nathusii - selbst unter der<br />
Annahme, dass ein Teil der nicht genau bestimmbaren 40 bis 42 kHz Pipistrellen auf die<br />
Rauhautfledermaus zurückzuführen sind – keine besondere Bedeutung als Migrationsraum für<br />
die Art abgeleitet werden.<br />
Das offensichtlich häufigere Auftreten der Zwergfledermaus im mittleren Bereich der drei<br />
Windparke legt jedoch die Frage nahe, ob dieses Phänomen auf den mittleren Bereich<br />
beschränkt bleibt oder im annualen Verlauf auch Verschiebungen in die benachbarten Bereiche<br />
möglich sind. Annuale Unterschiede lassen sich im Rahmen einer einjährigen Untersuchung nicht<br />
ermitteln. Ebenso wenig lässt sich anhand der angewandten Untersuchungsmethode ein<br />
detaillierter Rückschluss auf das Raum-Zeit-Verhalten der Zwergfledermaus in diesem Raum<br />
ableiten.<br />
Im Rahmen einer von BioConsult SH im Jahr 2011 durchgeführten Untersuchung an drei WEA in<br />
einem räumlich nahe gelegenen Windparkgefüge, fanden sich ebenfalls Nächte mit erhöhten<br />
Aktivitätsdichten der Zwergfledermaus. Jedoch waren hier die beiden äußeren Anlagen der<br />
Gesamtfläche betroffen. Die Ergebnisse können ein weiterer Hinweis auf ein Winterquartier der<br />
Zwergfledermaus im näheren Umfeld sein, das auch im Verlauf eines Jahres regelmäßig<br />
angeflogen wird. Fledermäuse folgen einer tradierten Lebensweise. Quartiere, Flugrouten und<br />
Jagdgebiete werden über Jahre hinweg kontinuierlich genutzt und die Informationen werden<br />
zwischen den Tieren weitergegeben. Unter Berücksichtigung der Ökologie der Zwergfledermaus<br />
ist es daher möglich, dass lediglich der Bereich WP Kesselberg als Kernbereich genutzt wird.<br />
Sofern mögliche genutzte Strukturen oder Flugwege durch eine Umstrukturierung verändert<br />
werden, werden sich bislang durch die Zwergfledermaus genutzte Bereich auch verschieben<br />
können.<br />
Insgesamt sind die erzielten Ergebnisse für die einzelnen WEA-Standorte aufgrund des<br />
gegenüber den empfohlenen Standards deutlich erhöhten Untersuchungsumfangs von 120<br />
Nächten als hinreichend für eine windparkbezogene Bewertung der Fledermausaktiviät<br />
anzusehen. Die Struktur der Daten über den Untersuchungszeitraum (Verteilung der Rufaktivität,<br />
Auftreten der Maxima) lassen keine Hinweise auf eine mögliche erhöhte Fledermausaktivität<br />
und daraus resultierende erhöhte Kollisionsrisiken in den Windparkgebieten Koselau und<br />
Großenholz erkennen.<br />
Entgegen des ursprünglich mit der UNB abgestimmten Untersuchungskonzeptes umfasste das<br />
durchgeführte Höhenmonitoring nicht die Frühjahrsperiode, deren Erfassung als Ergänzung des<br />
bestehenden Untersuchungsstandards (LANU 2008) geplant war. Angesichts des gegenüber dem<br />
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Methodenstandard deutlich erhöhten Untersuchungsumfangs von 120 Tagen, der die Aktivität<br />
der Lokalpopulationen als auch der Herbstmigration erfasst hat, werden jedoch von einer<br />
zusätzlichen Untersuchung der Frühjahrsmigration keine weiter reichenden Erkenntnisse bzgl.<br />
der Bewertung des Kollisionsrisikos für Fledermäuse erwartet.<br />
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Gemeinde Riepsdorf – B-Plan Nr. 7, B-Plan Nr. 5 – 1. Änd., Antrag auf Bau und<br />
Betrieb von je 4 Windenergieanlagen E 101 – <strong>Fachgutachten</strong> Fledermäuse<br />
6 ZUSAMMENFASSUNG<br />
Der anfänglichen Vorhabensplanung folgend, wurde neben den Windparkflächen Koselau und<br />
Großenholz auch der mittig gelegene Windpark Kesselberg untersucht. In der aktuellen<br />
Vorhabensplanung bleibt der Windpark Kesselberg unberücksichtigt. Das Untersuchungskonzept<br />
beinhaltete ein Langzeitmonitoring im Gondelbereich an drei bereits im Planungsraum<br />
bestehenden WEA von Anfang Juni bis Ende September.<br />
Insgesamt konnten vier verschiedene Fledermausarten nachgewiesen werden: der Große<br />
Abendsegler (Nyctalus noctula), die Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus), die<br />
Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) und die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipstrellus). Im<br />
Bereich des WP Koselau konnten insgesamt 144 Anabatsequenzen während des<br />
Untersuchungszeitraums aufgezeichnet werden. In 38 von 121 Nächten wurde Flugaktivität von<br />
Fledermäusen im Gondelbereich nachgewiesen, davon zwei Nächte mit mittlerer Flugaktivität.<br />
Großabendsegler und Nyctaloidgruppe wurden am häufigsten erfasst. In 39 von insgesamt 121<br />
Nächten wurde im Windpark Kesselberg Fledermausaktivität im Gondelbereich festgestellt. 432<br />
Anabatsequenzen konnten in diesen Nächten erfasst werden. In vier Nächten ließ sich eine hohe<br />
Flugaktivität nachweisen, in vier weiteren eine mittlere. Die Pipistrellusgruppe und die<br />
Zwergfledermaus zeigten sich als die am häufigsten nachgewiesene Artengruppe. In 34 von 122<br />
Nächten konnten im WP Großenholz 152 Anabatsequenzen aufgezeichnet werden. In zwei<br />
Nächten ergab sich eine mittlere, in allen weiteren Nächten eine geringere Flugaktivität. Die<br />
Nyctaloidgruppe und der Große Abendsegler waren hier die häufigste Artengruppe.<br />
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen eine annähernd flächendeckende Verbreitung der<br />
nachgewiesenen Fledermausarten mit Ausnahme der Mückenfledermaus, die im Windpark<br />
Koselau nicht nachgewiesen werden konnte.<br />
Für die im aktuellen Planungsverfahren beteiligten Windparke Koselau und Großenholz lässt sich<br />
aufgrund der vorliegenden Ergebnisse aus dem Höhenmonitoring an der WEA im jeweiligen Park<br />
keine erhöhte Gefährdung für Fledermäuse ableiten. Für alle Untersuchungsnächte liegen die<br />
Aktivitätsdichten maximal in der mittleren Aktivitätsklasse, die jeweils zweimal erreicht wird. Die<br />
höheren Aktivitätsdichten und das offensichtlich häufigere Auftreten der Zwergfledermaus im<br />
mittleren Bereich der drei Windparks hängt möglicherweise mit der Nutzung von tradierten<br />
ortsgebundenen Nutzungen von Flugwegen und/der Quartieren dieser Art zusammen.<br />
Insgesamt ergeben sich aus dem Untersuchungsumfang von 120 Nächten sowie der Struktur der<br />
Daten im Verlauf des Untersuchung keine Hinweise auf ein erhöhtes Kollisionsrisiko in den<br />
Windparkgebieten Koselau und Großenholz.<br />
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7 LITERATUR<br />
Gemeinde Riepsdorf – B-Plan Nr. 7, B-Plan Nr. 5 – 1. Änd., Antrag auf Bau und<br />
Betrieb von je 4 Windenergieanlagen E 101 - – <strong>Fachgutachten</strong> Fledermäuse<br />
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