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7. Symphoniekonzert - Staatskapelle Dresden

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<strong>7.</strong> <strong>Symphoniekonzert</strong><br />

SaiSon 2012 2013<br />

Zum Gedenken an die Zerstörung<br />

<strong>Dresden</strong>s am 13. Februar 1945


ortswechsel.<br />

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einer perfekten Komposition wird: die Gläserne<br />

Manufaktur von Volkswagen in <strong>Dresden</strong>.<br />

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STAATSKAPELLE DRESDEN<br />

<strong>7.</strong> <strong>Symphoniekonzert</strong><br />

Saison 2012 2013<br />

Zum Gedenken an die Zerstörung<br />

<strong>Dresden</strong>s am 13. Februar 1945<br />

Christian Thielemann Dirigent<br />

Genia Kühmeier Sopran<br />

Christa Mayer alt<br />

Daniel Behle Tenor<br />

alastair Miles Bass<br />

Sächsischer Staatsopernchor <strong>Dresden</strong><br />

Einstudierung: Pablo assante


MITTwOcH 13.2.13 20 uHR<br />

DONNERSTag 14.2.13 20 uHR<br />

<strong>7.</strong> <strong>Symphoniekonzert</strong><br />

Zum Gedenken an die Zerstörung<br />

<strong>Dresden</strong>s am 13. Februar 1945<br />

Christian Thielemann<br />

Dirigent<br />

Genia Kühmeier<br />

Sopran<br />

Christa Mayer<br />

Alt<br />

Daniel Behle<br />

Tenor<br />

Alastair Miles<br />

Bass<br />

Sächsischer Staatsopernchor <strong>Dresden</strong><br />

Einstudierung: Pablo Assante<br />

Traditionsreiches Gedenkkonzert<br />

| SEMPEROPER<br />

DRESDEN<br />

nach dem »Deutschen requiem« von Johannes Brahms im Februar 2003<br />

und Ludwig van Beethovens »Missa solemnis« im Februar 2010 dirigiert<br />

Christian Thielemann in seiner ersten Saison als Chefdirigent der Sächsischen<br />

<strong>Staatskapelle</strong> in den Konzerten zum Gedenken an die Zerstörung<br />

<strong>Dresden</strong>s im Zweiten Weltkrieg das Werk, das als inbegriff der großen<br />

requiemvertonungen in der abendländischen Musikgeschichte gilt: das<br />

requiem von Wolfgang amadeus Mozart.<br />

aM 13. fEbRuaR 2013 uM 20.05 uHR LIvE-ÜbERTRaguNg auf MDR fIgaRO<br />

PROgRaMM<br />

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)<br />

Requiem d-Moll KV 626<br />

für Soli, Chor, Orgel und Orchester<br />

Fassung von Franz Xaver Süßmayr (1766-1803)<br />

i. inTroiTuS. requiem. Adagio<br />

ii. KyriE. Allegro – Adagio<br />

iii. SEquEnZ<br />

1. Dies irae. Allegro assai<br />

2. Tuba mirum. Andante<br />

3. rex tremendae<br />

4. recordare<br />

5. Confutatis. Andante<br />

6. Lacrimosa<br />

iV. oFFErToriuM<br />

1. Domine Jesu. Andante con moto<br />

2. Hostias. Andante – Andante con moto<br />

V. SanCTuS. Adagio – Allegro<br />

Vi. BEnEDiCTuS. Andante – Allegro<br />

Vii. aGnuS DEi<br />

Viii. CoMMunio. Lux aeterna.<br />

(Ohne Bezeichnung) – Allegro – Adagio<br />

gESaNgSTExT ab SEITE 26<br />

DaS KONZERT fINDET OHNE PauSE STaTT.<br />

Dem anlass der aufführung entsprechend bitten wir Sie, von Beifallsäußerungen<br />

zu Beginn und am Ende des Konzertes abzusehen.<br />

2 3 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


LIcK vON DER auguSTuSbRÜcKE auf DaS ZERSTöRTE gEORgENTOR IM JuNI 1952.<br />

IM JaHR ZuvOR ERKLaNg ERSTMaLS aM DRESDNER gEDENKTag EIN REquIEM IN DEN<br />

KONZERTEN DER STaaTSKaPELLE (vERDIS »MESSa Da REquIEM«).<br />

4 5 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


DaS requiem<br />

zum geDenken an Die<br />

zerStörung DreSDenS<br />

am 13. Februar 1945<br />

D<br />

ie requiem-aufführungen der Sächsischen <strong>Staatskapelle</strong> am<br />

Dresdner Gedenktag besitzen eine jahrzehntelange Tradition.<br />

Vor nunmehr 62 Jahren, am 13. Februar 1951, dirigierte rudolf<br />

Kempe, der damalige Generalmusikdirektor der Dresdner<br />

Staatsoper und Chefdirigent der <strong>Staatskapelle</strong> <strong>Dresden</strong>, mit<br />

der »Messa da requiem« von Giuseppe Verdi zum ersten Mal ein requiem<br />

an diesem Tag, um der Bombardierung <strong>Dresden</strong>s im Februar 1945 zu<br />

gedenken, bei der innerhalb weniger Stunden tausende Menschen ums Leben<br />

kamen und große Teile des Stadtgebietes zerstört wurden. Die Folgen<br />

des Krieges waren 1951 in <strong>Dresden</strong> noch allgegenwärtig, Trümmerberge<br />

prägten das Stadtbild.<br />

Die aufführung des Verdi-requiems im Großen Haus der Staatstheater,<br />

dem heutigen Schauspielhaus, hinterließ bei den anwesenden einen<br />

tiefen Eindruck, es herrschte ergriffenes Schweigen. Die Schrecken der<br />

angriffe waren vielen noch in unmittelbarer Erinnerung, die seelischen und<br />

körperlichen Wunden des Krieges längst nicht verheilt, und das Erlebnis gemeinsamer<br />

Trauer half dabei, den Schmerz über den Verlust enger Freunde<br />

und Verwandter zu tragen. Die Tageszeitung »Die union« berichtete über<br />

das Ereignis: »Die Ergriffenheit und Dankbarkeit der Hörer konnte sich<br />

nicht besser als im schweigenden auseinandergehen zeigen.«<br />

Seither führen <strong>Staatskapelle</strong> und Staatsopernchor alljährlich am<br />

Dresdner Gedenktag eine der großen requiemvertonungen oder ein ähnliches,<br />

dem anlass entsprechendes Werk auf. Während der DDr-Diktatur<br />

spendeten diese Konzerte, die von offizieller Seite mit Misstrauen betrachtet<br />

wurden, den Menschen Hoffnung und Zuversicht. Heute, in der zum Großteil<br />

wieder aufgebauten Stadt, schließen sie die Besinnung auf das Leid, das noch<br />

immer Tag für Tag in aller Welt durch Gewalt verursacht wird, mit ein. Sie<br />

stehen – auch angesichts der in jüngster Zeit viel diskutierten radikalisierung<br />

verschiedenster Gruppierungen in unserem Land – umso mehr unter dem<br />

Vorzeichen der Versöhnung, der Mahnung und der gemeinsamen Hoffnung<br />

auf ein friedliches Zusammenleben. nach wie vor wird in den Konzerten auf<br />

Beifall verzichtet, die aufführungen enden in einer Schweigeminute.<br />

Die geDenkkonzerte Der<br />

StaatSkapelle DreSDen<br />

1951 Verdi Messa da requiem (Kempe)<br />

1952 Verdi Messa da requiem (Kempe)<br />

1953 Verdi Messa da requiem<br />

(Konwitschny)<br />

1954 Beethoven Symphonie nr. 9<br />

(Konwitschny)<br />

1955 Verdi Messa da requiem<br />

(Konwitschny)<br />

1956 Striegler requiem (ua)<br />

(Striegler)<br />

1958 Mozart adagio und Fuge,<br />

ave verum corpus,<br />

requiem (Heger)<br />

1959 Verdi Messa da requiem<br />

(Konwitschny)<br />

1961 Verdi Messa da requiem (Suitner)<br />

1962 Verdi Messa da requiem (Suitner)<br />

1963 Verdi Messa da requiem (Suitner)<br />

1964 Verdi Messa da requiem (Suitner)<br />

1965 Britten War requiem (K. Sanderling)<br />

1966 Mozart requiem (K. Sanderling)<br />

1967 Verdi Messa da requiem<br />

(Zanotelli)<br />

1968 Brahms Ein deutsches requiem<br />

(Kegel)<br />

1969 Verdi Messa da requiem<br />

(Markevitch)<br />

1970 Britten War requiem (Kegel)<br />

1971 Mozart requiem (Baudo)<br />

1972 Verdi Messa da requiem<br />

(a. Jansons)<br />

1973 Brahms Ein deutsches requiem<br />

(Blomstedt)<br />

1974 Britten War requiem (Kegel)<br />

1975 Verdi Messa da requiem (Horvat)<br />

1976 Berlioz Große Totenmesse<br />

(Blomstedt)<br />

1977 Beethoven Missa solemnis (Blomstedt)<br />

1978 Brahms Ein deutsches requiem<br />

(Krenz)<br />

1979 Beethoven Missa solemnis (Blomstedt)<br />

1980 Dvořák requiem (Bĕlohlávek)<br />

1981 Brahms Ein deutsches requiem<br />

(neuhold)<br />

1982 Mozart requiem (Hager)<br />

1983 Zelenka requiem D-Dur<br />

Bach »ich hatte viel Bekümmernis«<br />

BWV 21 (Blomstedt)<br />

1984 Verdi Messa da requiem (Ceccato)<br />

1986 Brahms Ein deutsches requiem<br />

(Vonk)<br />

1987 Beethoven Symphonie nr. 9 (C. Davis)<br />

1988 Berlioz Große Totenmesse<br />

(Wakasugi)<br />

1989 Dvořák Stabat mater (Schreier)<br />

1990 Verdi Messa da requiem<br />

(M. Jurowski)<br />

1991 Schütz Musicalische Exequien<br />

SWV 279-281<br />

Heinichen requiem Es-Dur<br />

(Bernius)<br />

1992 Mozart requiem (Wakasugi)<br />

1993 Beethoven Missa solemnis (C. Davis)<br />

1994 Berlioz Große Totenmesse (C. Davis)<br />

1995 Mahler Symphonie nr. 2<br />

»auferstehungssymphonie«<br />

(Haitink)<br />

1996 Brahms Ein deutsches requiem<br />

(Sinopoli)<br />

1997 Verdi Messa da requiem (Stahl)<br />

1998 Brahms Ein deutsches requiem<br />

(i. Fischer)<br />

1999 Mozart requiem (Sinopoli)<br />

2000 Britten War requiem (C. Davis)<br />

2001 Verdi Messa da requiem (Sinopoli)<br />

2002 Dvořák requiem (Bĕlohlávek)<br />

2003 Brahms Ein deutsches requiem<br />

(Thielemann)<br />

2004 Mozart requiem (C. Davis)<br />

2005 Verdi Messa da requiem (Gatti)<br />

2006 Bach »ich will den Kreuzstab<br />

gerne tragen« BWV 56<br />

Duruflé requiem (Luisi)<br />

2007 Mozart requiem (Honeck)<br />

2008 Verdi quattro pezzi sacri<br />

Fauré requiem (C. Davis)<br />

2009 Verdi Messa da requiem (Luisi)<br />

2010 Beethoven Missa solemnis<br />

(Thielemann)<br />

2011 Brahms Ein deutsches requiem<br />

(Pletnev)<br />

2012 auerbach requiem »<strong>Dresden</strong> –<br />

ode an den Frieden« (ua)<br />

(V. Jurowski)<br />

2013 Mozart requiem<br />

(Thielemann)<br />

6 7 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


THEaTERPLaTZ, RESIDENZScHLOSS, TaScHENbERgPaLaIS uND ScHINKELwacHE<br />

IM OKTObER 1953 vOM DacH DER RuINE DER SEMPEROPER auS gESEHEN<br />

8 9 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


Christian Thielemann<br />

cHEfDIRIgENT DER<br />

SäcHSIScHEN STaaTSKaPELLE DRESDEN<br />

E<br />

r ist »angekommen« in <strong>Dresden</strong>: Seit Beginn dieser Saison leitet<br />

Christian Thielemann als Chefdirigent die Sächsische <strong>Staatskapelle</strong>.<br />

Ein »neues Mekka der Musikfreunde«, befand die FaZ nach<br />

den umjubelten antrittskonzerten Thielemanns, in denen er die<br />

Musiker auf die »Höhe ihres ruhmreichen Wunderharfenklanges«<br />

führte. Seine berufliche Laufbahn begann Christian Thielemann 1978 als<br />

Korrepetitor an der Deutschen oper Berlin. nach Stationen in Gelsenkirchen,<br />

Karlsruhe und Hannover trat er 1985 das amt des Ersten Kapellmeisters an<br />

der Düsseldorfer rheinoper an, ehe er 1988 jüngster Generalmusikdirektor<br />

Deutschlands in nürnberg wurde. 1997 kehrte er in derselben Position für<br />

sieben Jahre in seine Heimatstadt an die Deutsche oper Berlin zurück, von<br />

2004 bis 2011 wirkte er als GMD der Münchner Philharmoniker.<br />

als einer der gefragtesten Dirigenten der Gegenwart pflegt Christian<br />

Thielemann ein breites repertoire, das von Bach bis zu Henze und Gubaidulina<br />

reicht. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit den Berliner und<br />

den Wiener Philharmonikern sowie mit den Bayreuther Festspielen. Seit seinem<br />

Bayreuth-Debüt im Sommer 2000 (»Meistersinger«) hat er den »Grünen<br />

Hügel« alljährlich durch Maßstab setzende interpretationen geprägt; seit<br />

2010 ist er auch musikalischer Berater der Bayreuther Festspiele. im rahmen<br />

seiner vielfältigen Konzerttätigkeit dirigierte Christian Thielemann u.a. die<br />

großen orchester in amsterdam, London, new york, Chicago und Philadelphia,<br />

ebenso gastierte er in israel, Japan und China. Für die von ihm geleitete<br />

Strauss’sche »Frau ohne Schatten« bei den Salzburger Festspielen 2011 wurde<br />

er in der Fachzeitschrift »opernwelt« zum »Dirigenten des Jahres« gewählt.<br />

Die Diskografie Christian Thielemanns als Exklusiv-Künstler der uniTEL<br />

ist umfangreich. Mit den Wiener Philharmonikern spielte er alle Beethoven-<br />

Sympho nien auf CD und DVD ein. aus der reihe seiner gemeinsamen CD- und<br />

DVD-aufnahmen mit der <strong>Staatskapelle</strong> wurde die Einspielung von Brahms’<br />

Klavierkonzert nr. 1 mit Maurizio Pollini als Solist, erschienen bei der Deutschen<br />

Gram mophon, mit dem »ECHo Klassik 2012« ausgezeichnet.<br />

Christian Thielemann ist neuer Künstlerischer Leiter der osterfestspiele<br />

Salzburg, deren orchester die Sächsische <strong>Staatskapelle</strong> <strong>Dresden</strong> sein wird.<br />

Er ist Ehrenmitglied der royal academy of Music in London, zudem wurde<br />

ihm die Ehrendoktorwürde der Hochschule für Musik »Franz Liszt« Weimar<br />

und der Katholischen universität Leuven (Belgien) verliehen.<br />

10 11 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


Wolfgang Amadeus Mozart<br />

* 2<strong>7.</strong> JaNuaR 1756 IN SaLZbuRg<br />

† 5. DEZEMbER 1791 IN wIEN<br />

Requiem d-Moll KV 626<br />

für Soli, Chor, Orgel und Orchester<br />

Fassung von Franz Xaver Süßmayr (1766-1803)<br />

I. Introitus<br />

II. Kyrie<br />

III. Sequenz *<br />

IV. Offertorium *<br />

V. Sanctus **<br />

VI. Benedictus **<br />

VII. Agnus Dei **<br />

VIII. Communio ***<br />

* Vervollständigt bzw. fortgeführt von Süßmayr<br />

** Komponiert von Süßmayr<br />

*** Komponiert von Süßmayr nach Mozarts introitus und Kyrie<br />

ENTSTaNDEN<br />

vermutlich ab September oder<br />

oktober 1791, arbeiten bis<br />

Dezember 1791; die unvollendete<br />

Partitur wurde bis Februar 1792<br />

vervollständigt durch Mozarts<br />

Schüler Franz Xaver Süßmayr<br />

uRaufgEfÜHRT<br />

am 14. Dezember 1793 unter Leitung<br />

des Grafen Walsegg nach einer<br />

Partitur mit dem Titel »requiem<br />

composto del Conte Walsegg« in der<br />

neuklosterkirche zu Wiener neustadt<br />

bESETZuNg<br />

Sopran, alt, Tenor, Bass,<br />

vierstimmiger gemischter Chor;<br />

2 Bassetthörner, 2 Fagotte,<br />

2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken,<br />

orgel, Streicher<br />

v ER L ag<br />

Breitkopf & Härtel,<br />

Wiesbaden/Leipzig<br />

DauER<br />

ca. 50 Minuten<br />

groSSe bekenntniSmuSik<br />

mozartS requiem<br />

D<br />

as requiem von Wolfgang amadeus Mozart, seine legendenumwobene<br />

und unvollendet hinterlassene letzte Komposition,<br />

hat ihren Platz sowohl in der Kirchenmusik als auch im Konzertsaal.<br />

Welcher Sphäre aber wurde ein Werk dieser art zur<br />

Zeit Mozarts und in der Zeit nach ihm zugeordnet? Eine Frage,<br />

die kaum beantwortet werden kann, ohne dass man sich den Bedeutungswandel<br />

der Musik am Beginn des 19. Jahrhunderts vor augen führt: einen<br />

Bedeutungswandel, in dessen Zuge die Musik im allgemeinen Bewusstsein<br />

eine den anderen Künsten ebenbürtige, aus der Sicht vieler Theoretiker und<br />

Künstler sogar überlegene Stellung erlangte und zum Forum persönlicher,<br />

bekenntnishafter aussage wurde. Musik sei höhere offenbarung als jede<br />

Weisheit und Philosophie, meinte Ludwig van Beethoven und formulierte<br />

damit ein urteil, das noch etwa ein halbes Jahrhundert zuvor großes Befremden<br />

ausgelöst hätte. »ich weiß für mich«, notierte später auch ein Gustav<br />

Mahler, »daß ich, solang ich mein Erlebnis in Worten zusammenfassen kann,<br />

gewiß keine Musik hierüber machen würde. Mein Bedürfnis, mich musikalisch-symphonisch<br />

auszusprechen, beginnt erst da, wo die dunkeln Empfindungen<br />

walten, an der Pforte, die in die ›andere Welt‹ hineinführt; die Welt,<br />

in der die Dinge nicht mehr durch Zeit und ort auseinanderfallen.«<br />

Wer nach derartigen Äußerungen bei Mozart sucht, wird allerdings<br />

nicht fündig. Sein kompositorisches Werk steht am Wendepunkt zwischen<br />

der bis dahin gültigen Musikauffassung, der es in erster Linie um die<br />

Weiterführung der Gattungstraditionen ging, hin zur subjektiven Bekenntnismusik.<br />

Zweifellos hat Mozarts Musik durch ihre einzigartige qualität<br />

dazu beigetragen, diese Wende herbeizuführen. und so markiert auch sein<br />

requiem den Punkt, an dem die jahrhundertelang dominierende, rein liturgisch<br />

ausgerichtete Totenmesse abgelöst wurde durch einen Typus des<br />

requiems, der sich kaum mehr für die Verwendung im kirchlichen Bereich<br />

eignete und zum Schauplatz des persönlichen Bekenntnisses wurde – man<br />

denke an die requiemkompositionen von Hector Berlioz und Giuseppe<br />

12 13 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


Verdi, die ihre Heimstätte im Konzertsaal fanden. Ähnliches trifft auf Beet-<br />

hovens »Missa solemnis« zu: »Von Herzen – Möge es wieder – zu Herzen<br />

gehen«, schrieb Beethoven als Motto über die Partitur – ein Bekenntnis von<br />

allgemeinmenschlicher Gültigkeit. Wenn gesagt wird, Mozarts requiem<br />

markiere den Wendepunkt der skizzierten Entwicklung, so ist damit gemeint,<br />

dass die Einzigartigkeit dieses Werkes nicht zuletzt in seiner unverminderten<br />

Teilhabe an beiden Sphären besteht: Es fügt sich in Länge und Charakter<br />

noch durchaus dem kirchlich-liturgischen rahmen ein (und behauptet in<br />

diesem bis heute seine Stellung), wird aber in seiner Expressivität nicht ohne<br />

Grund als berührende und bewegende »Bekenntnismusik« empfunden.<br />

Eine »Seelenmesse« als Auftrag<br />

reichlichen anlass für Legendenbildung bot die Bestellung des requiems<br />

bei Mozart: Es wurde über einen Mittelsmann von einem anonymen Besteller<br />

in auftrag gegeben. Mozarts erster Biograf, Franz Xaver niemetschek<br />

(1766-1849), schildert in seiner 1798 erschienenen Schrift die Begebenheit<br />

in folgenden Worten: »Die Geschichte seines letzten Werkes, der<br />

erwähnten Seelenmesse, ist eben so geheimnißvoll als merkwürdig. –<br />

Kurz vor der Krönungszeit des Kaisers Leopold, bevor noch Mozart den<br />

auftrag erhielt nach Prag zu reisen, wurde ihm ein Brief ohne unterschrift<br />

von einem unbekannten Bothen übergeben, der nebst mehreren schmeichelhaften<br />

aeusserungen die anfrage enthielt, ob Mozart eine Seelenmesse<br />

zu schreiben übernehmen wollte?«<br />

Der geheimnisvolle Bote, dem in vielen Darstellungen von Mozarts<br />

letzter Lebenszeit eine Schlüsselrolle zugeteilt wird, war mit einiger Sicherheit<br />

ein Beauftragter des Grafen Franz Walsegg-Stuppach. Graf Walsegg,<br />

Besitzer mehrerer Herrschaften im südlichen niederösterreich, hatte die<br />

Gepflogenheit, bei renommierten Komponisten seiner Zeit Werke in auftrag<br />

zu geben, die er sodann als seine eigenen ausgab. als im Februar 1791 Graf<br />

Walseggs Gattin starb, wollte er ihr ein würdiges musikalisches Denkmal<br />

setzen und bestellte bei Mozart eine Totenmesse. Mozart arbeitete an dem<br />

Werk wohl ab dem Spätsommer 1791 – in einer Phase, in die auch die uraufführungen<br />

von »La clemenza di Tito« (am 6. September in Prag) und<br />

»Die Zauberflöte« (am 30. September in Wien) fielen. Fest steht, dass ihn<br />

das requiem bis in die letzten Stunden seines Lebens beschäftigte. nach<br />

seinem Tod bemühte sich Constanze Mozart, einen sachkundigen und mit<br />

Mozarts Kompositionsweise vertrauten Komponisten zu finden, der das<br />

requiem fertigstellen sollte, damit es dem auftraggeber ausgeliefert werden<br />

konnte. ihre Wahl fiel zunächst auf Joseph Eybler (1765-1846), der die arbeit<br />

allerdings nach einigen Ergänzungsversuchen am »Dies irae« aufgab; dann<br />

erst beauftragte sie Mozarts Schüler Franz Xaver Süßmayr (1766-1803), der<br />

»MOZaRT aM KLavIER«, uNvOLLENDETES öLgEMäLDE vON JOSEPH LaNgE (1789)<br />

die umfangreiche Ergänzungsarbeit – immerhin fehlten die Teile »Sanctus«,<br />

»Benedictus«, »agnus Dei« und »Lux aeterna« (»Communio«) – durchführte.<br />

nun erhielt Graf Walsegg die Partitur, die er nach gewohnter art abschreiben<br />

ließ, um ihre Herkunft zu verschleiern.<br />

immer wieder erregte Süßmayrs spätere aussage Erstaunen, er<br />

habe das »Sanctus«, »Benedictus« und »agnus Dei«, wie er sagte, »ganz<br />

neu … verfertiget«. Zwar wurden in diesen Teilen Stimmführungsfehler<br />

nachgewiesen, zwar wurde die »osanna«-Fuge am Ende des »Sanctus«<br />

von Kritikern als unbeholfen empfunden, aber dennoch geht kein entscheidender<br />

riss durch das requiem, der die qualitätsdifferenz zwischen<br />

14 15 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


»Tuba MIRuM«, öLgEMäLDE vON LERa auERbacH, DER caPELL-cOMPOSITRIcE DER<br />

vERgaNgENEN SaISON. IHR REquIEM »DRESDEN – ODE aN DEN fRIEDEN« wuRDE IM<br />

fEbRuaR 2012 IN DEN gEDENKKONZERTEN DER STaaTSKaPELLE uRaufgEfÜHRT –<br />

EIN wERK, DaS DEN vERSöHNuNgSgEDaNKEN IN DaS ZENTRuM DER auSSagE STELLT.<br />

Mozarts original und Süßmayrs Ergänzung offenkundig machen würde.<br />

Süßmayrs Äußerung, die erwähnten drei Teile völlig eigenständig kompo-<br />

niert zu haben, ist denn auch vielfach in Zweifel gezogen worden. Gab es<br />

noch weitere, nicht erhalten gebliebene Skizzen Mozarts zum requiem,<br />

die Süßmayr verwendete? Spielte Mozart seinem Schüler am Klavier vor,<br />

was er nicht mehr zu Papier bringen konnte? all dies ist möglich, bleibt<br />

aber im Bereich der Spekulation.<br />

Anleihen bei den alten Meistern<br />

in der musikalischen Gestalt des requiems fiel bereits den Zeitgenossen ein<br />

historisierender Zug auf: Mozart griff auf barocke Vorbilder zurück, insbesondere<br />

auf die Musik Georg Friedrich Händels. Schon der Beginn, der feierlich<br />

getragene introitus »requiem aeternam«, übernimmt in den Bläsern<br />

das Motiv des Einleitungschores »The ways of Zion do mourn« aus Händels<br />

»anthem for the Funeral of queen Caroline« von 1734. noch offensichtlicher<br />

wird der »Händel-Ton« in dem anschließenden »Kyrie«, das Mozart als Chor-<br />

Doppelfuge gestaltete: Die Thematik nimmt nahezu »wörtlich« den Beginn<br />

des »Dettinger Te Deums« von Händel auf, das aus dem Jahr 1743 stammt.<br />

Was mochte Mozart bewogen haben, sich so offensichtlich auf einen Meister<br />

der Vergangenheit zu beziehen, in einer Zeit, in der der musikal i sche Historismus<br />

noch kaum entwickelt war? Dies hat wohl mit einem der frühen Pioniere<br />

der Befassung mit »alter Musik« zu tun, mit Baron Gottfried van Swieten<br />

(1733-1803), der mit Mozart befreundet war und in seiner Begeisterung<br />

für die Musik Händels bei Mozart eine reihe von Händel-Bearbeitungen<br />

bestellte. im requiem wird deutlich, wie sehr Mozart dieses Studium »alter<br />

Musik« verinnerlicht hatte, wobei hinzuzufügen ist, dass insbesondere die<br />

Kirchenmusik ein Hort des musikalischen Konservativismus geblieben war<br />

und auch Mozart selbst diesen umstand durchaus guthieß.<br />

Da sich in der umgebung von Stuppach (Gloggnitz) nicht die geeigneten<br />

Musiker fanden, wurde Mozarts requiem unter der Leitung von Graf<br />

Walsegg in Wiener neustadt aufgeführt: am 14. Dezember 1793 erklang es<br />

erstmals in der Kirche des Stiftes neukloster. Eine gleichsam »inoffizielle«<br />

Voraufführung hatte es allerdings bereits am 2. Januar 1793 im Wiener<br />

Jahn-Saal gegeben, in einem durch van Swieten organisierten Benefizkonzert<br />

zugunsten Constanzes und ihrer Söhne.<br />

Zwischen Tod und Hoffnung<br />

Die Sequenz stellt nicht nur den umfangreichsten Komplex der requiemvertonung<br />

Mozarts dar, sie thematisiert auch auf höchst eindrucksvolle Weise<br />

seine Visionen des Jüngsten Gerichts. Entsprechend der antithetik der Textvorlage<br />

– der sündige, reuige Mensch gegenüber dem unerbittlichen Strafgericht<br />

Gottes – sind in der Musik lyrische, hoffnungsgeprägte abschnitte<br />

(»Tuba mirum«, »recordare«) und wuchtige, den gesamten vokalen und<br />

instrumentalen apparat aufbietende Teile (»Dies irae«, »rex tremendae«,<br />

»Confutatis«) subtil ineinander verschränkt. Die mehrfach zu beobachtende<br />

Tendenz zur Doppelchörigkeit, zu einem Dialogverhältnis zwischen Bass<br />

einerseits und den oberstimmen andererseits, beleuchtet die innere Zerrissenheit<br />

des erlebenden Subjekts wie die angst vor Tod und Weltgericht.<br />

in den inhaltlich verwandten, bezüglich der orchester- und Chorbehandlung<br />

gleichartigen abschnitten »Dies irae«, »rex tremendae« und<br />

»Confutatis« kommt es zu einer fortgesetzten Steigerung des musikalischen<br />

Schreckenspotenzials, das seinen Höhepunkt in den beständig<br />

wiederholten Bassfiguren des »Confutatis« und dem darübergelegten Verdammungsspruch<br />

des Chores erreicht: »Confutatis maledictis, / Flammis<br />

acribus addictis …« (»Wird die Hölle ohne Schonung / Den Verdammten<br />

zur Belohnung …«). Zögernden und stockenden Charakter hingegen haben<br />

die Sopranpassagen, die im »Tuba mirum« die Selbstreflexion des vor<br />

Gericht stehenden Menschen thematisieren: »quid sum miser tunc dicturus?<br />

/ quem patronum rogaturus? / Cum vix justus sit securus.« (»Weh!<br />

16 17 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


Was werd’ ich armer sagen? / Welchen anwalt mir erfragen, / Wenn Ge-<br />

rechte selbst verzagen?«). Eine formal logische und zugleich inhaltlich<br />

motivierte Synthese dieser beiden Ebenen bestimmt das abschließende<br />

(und von Mozart selbst nicht mehr vollendete) »Lacrimosa«. Die Streicher<br />

geben die Grundhaltung dieses Satzes durch ein konsequent beibehaltenes<br />

Seufzermotiv vor. Über diesem Hintergrund, der den gesamten Satz<br />

hindurch präsent bleibt und damit – im übertragenen Sinn – die Bedeutung<br />

des Endgerichts im Bewusstsein der Gläubigen hält, setzt der Vokalsatz<br />

ein, dessen Tonfall die musikalische und thematische »antithese«, die<br />

Hoffnung auf rettung und Erbarmen, verkörpert. ambivalenz steht daher<br />

am Ende dieser wohl berühmtesten und bewegendsten »Weltgerichtsszene«<br />

der Musikgeschichte.<br />

Süßmayrs Vollendung aus Mozarts Geist<br />

Die von Mozart komponierten Teile des requiems reichen bis zum Schluss<br />

des offertoriums, wobei die Einschränkung zu machen ist, dass er einzig<br />

den introitus »requiem aeternam« und das »Kyrie« in der vollen Partitur<br />

hinterließ, bei den übrigen Teilen jedoch nur den Chorsatz fertigstellte und<br />

sich beim orchesterpart jeweils auf einige einleitende Takte beschränkte.<br />

Bei der Ergänzung der fehlenden Teile »Sanctus«, »Benedictus«, »agnus<br />

Dei« und »Lux aeterna« stützte sich Süßmayr freilich teilweise auf bereits<br />

vorhandene Substanz: im »Lux aeterna« wiederholt er auf die abschließenden<br />

Worte »Cum sanctis tuis« Mozarts »Kyrie«-Doppelfuge und gibt dem<br />

Werk damit einen würdigen und authentischen abschluss.<br />

Dass Mozart sein requiem unvollendet hinterlassen hatte, wurde in<br />

der zeitgenössischen Musikwelt bald bekannt und führte zu umfangreichen<br />

Spekulationen, wie »echt« dieses letzte Werk Mozarts denn nun sei, ja, ob es<br />

überhaupt von Mozart stamme. als einer der heftigsten Zweifler an Mozarts<br />

autorschaft erwies sich der Mainzer Musikschriftsteller Gottfried Weber,<br />

der – aus heutiger Sicht durchaus unterhaltsam – den Versuch unternahm,<br />

die aus seiner Sicht durchgängige unechtheit des requiems mit musikalischen<br />

argumenten zu belegen. Mozart, so Weber, hätte den Sängern<br />

niemals »Gurgeleien« von der art zugemutet, wie sie im »Kyrie« vorkämen.<br />

nun stammen zwar, wie zu sehen war, tatsächlich einige abschnitte des<br />

requiems nicht von Mozart, doch im Falle der »Kyrie«-Doppelfuge besteht<br />

über seine urheberschaft keinerlei Zweifel. Der prononcierten Meinungsäußerung<br />

Webers stellte Maximilian Stadler 1826 seine »Vertheidigung<br />

der Echtheit des Mozartischen requiem« entgegen. Er gibt einen exakten<br />

Befund der Handschrift, soweit sie ihm zu dieser Zeit zur Verfügung stand:<br />

»ob die urschrift des requiem und des Dies irae noch existiere und wo sie<br />

sich befinde, weiß ich nicht mit Gewißheit anzugeben.« Punkt für Punkt<br />

geht Stadler auf Webers Kritik ein, zitiert aussagen prominenter Zeitgenossen<br />

über das requiem und zieht das resümee: »Wie viele dergleichen<br />

Beyspiele könnten hier angeführt werden, um zu zeigen, wie sehr von allen<br />

Kennern zu allen Zeiten seit mehr als dreyßig Jahren dieses Mozartische<br />

Werk als ein wahres Kunstwerk anerkannt worden.«<br />

Somit ist der Echtheitsstreit auch ein indiz für die große Bedeutung,<br />

die die Musikwelt Mozarts letztem Werk bereits beimaß. Mit Spannung<br />

wartete man daher auf die auffindung der originalhandschriften, und hier<br />

erwarb sich die Wiener »k. k. Hofbibliothek«, die Vorläuferin der heutigen<br />

Österreichischen nationalbibliothek, einige Verdienste. Es gelang ihr, im<br />

Zeitraum zwischen 1831 und 1838 sowohl die skizzenhaften Manuskripte<br />

Mozarts zum requiem zu erwerben als auch die handschriftliche Partitur,<br />

die Graf Walsegg erhalten hatte. Diese Partitur gab einige rätsel auf: Sie<br />

war mit »1792« datiert, einem Jahr, das Mozart nicht mehr erlebte. Zudem<br />

schien sie durchwegs von der Hand Mozarts zu sein; zu diesem urteil kamen<br />

auch Kenner von Mozarts Handschrift. Erst nach eingehender untersuchung<br />

klärte sich die Faktenlage: ab dem »Dies irae« stammte die Handschrift<br />

von Süßmayr, der Mozarts Schrift täuschend echt nachgeahmt hatte – der<br />

auftraggeber sollte ja in dem Glauben belassen werden, eine authentische<br />

Komposition Mozarts zu erhalten. auch die merkwürdige Datierung ist auf<br />

Süßmayr zurückzuführen.<br />

Das Requiem: eine »Menschheitsbotschaft«<br />

immer wieder wurde die Frage gestellt, ob Mozart, der Schöpfer großer<br />

Messen und des bewegenden requiems, ein gläubiger Christ gewesen sei.<br />

Wer in Mozarts Korrespondenz nach Kommentaren über Glaubensfragen<br />

fOLgENDE DOPPELSEITE:<br />

DIE HaNDScHRIfTEN MOZaRTS uND SÜSSMaYRS.<br />

LINKS MOZaRTS ORIgINaLES REquIEM-MaNuSKRIPT MIT DEM bEgINN<br />

DES »DIES IRaE«, REcHTS – IN vERbLÜffEND äHNLIcHER ScHRIfT –<br />

DIE PaRTITuR vON fRaNZ xavER SÜSSMaYR<br />

Auf der Partiturseite von Mozart sind Ergänzungen von Joseph Eybler in den<br />

Bläserstimmen zu finden, die später mit Bleistift eingekreist und auf diesem<br />

Wege kenntlich gemacht wurden. Verantwortlich hierfür war Georg Niko‑<br />

laus Nissen (1761‑1826), der zweite Ehemann von Constanze Mozart, der die<br />

hinterlassenen Dokumente des Komponisten sichtete und einer der ersten<br />

Biografen Mozarts war. Er notierte als Erklärung über dem »Dies irae«: »Al‑<br />

les, was nicht mit einer Bley feder eingezäunt ist, ist Mozarts Handschrift«.<br />

18 19 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


20 21 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


ausschau hält, stößt auf solche vornehmlich in seinen Briefen an den Vater,<br />

in denen er offensichtlich bestrebt ist, das Bild eines auch in religionsdingen<br />

bemühten und gehorsamen Sohnes abzugeben. Fast wie das aufsagen<br />

von Katechismuswissen mutet es an, wenn Mozart schreibt: »… lebe der<br />

Papa unbesorgt. ich habe gott immer vor augen. ich erkenne seine allmacht,<br />

ich fürchte seinen Zorn: ich erkenne aber auch seine liebe sein mitleiden<br />

und barmherzickeit gegen seine geschöpfe, er wird seine diener niemalen<br />

verlassen – – wenn es nach seinem willen geht, so gehet es auch – – nach<br />

meinem; mithin kann es nicht fehlen – – ich muß glücklich und zufrieden<br />

seyn.« (25. oktober 1777) Von Zweifeln, vom ringen um einen eigenen<br />

Standpunkt im Spannungsgefüge zwischen dem Lehrgebäude der Kirche<br />

und den aussagen der zeitgenössischen aufklärer erfahren wir nichts, bloß<br />

der in der zitierten Briefstelle bereits anklingende Fatalismus wird zu einer<br />

stetig wiederkehrenden Denkfigur. nach dem Tod seiner Mutter schreibt<br />

Mozart an abbé Joseph Bullinger: »… meine Mutter, Meine liebe Mutter ist<br />

nicht mehr! – gott hat sie zu sich berufen – er wollte sie haben, das sahe ich<br />

klar – mithin habe ich mich in willen gottes gegeben – Er hatte sie mir gegeben,<br />

er konnte sie mir auch nehmen.« (3. Juli 1778)<br />

Wesentlich für Mozarts anschauungen der späteren Jahre war aber<br />

zweifellos die Entwicklung, die er als Mitglied des Freimaurerbundes nahm.<br />

Die überkonfessionelle ausrichtung, die außerkraftsetzung von gesellschaftlichen<br />

rangstufen in der Loge, die geheimnisvolle Symbolsprache<br />

und das humanitäre Ethos der Freimaurer dürften ihn zutiefst angesprochen<br />

haben. Von diesem Denken beeinflusst, aber auch von fraglos tiefer Überzeugung<br />

getragen ist der berühmte letzte Brief Mozarts an seinen Vater,<br />

in dem er über den Tod spricht: »… da der Tod | : genau zu nemmen : | der<br />

wahre Endzweck unsers lebens ist, so habe ich mich seit ein Paar Jahren<br />

mit diesem wahren, besten freunde des Menschen so bekannt gemacht,<br />

daß sein Bild nicht allein nichts schreckendes mehr für mich hat, sondern<br />

recht viel beruhigendes und tröstendes! und ich danke meinem gott, daß er<br />

mir das glück gegönnt hat mir die gelegenheit | : sie verstehen mich : | zu<br />

verschaffen, ihn als den schlüssel zu unserer wahren Glückseeligkeit kennen<br />

zu lernen.« (4. april 1787) aussagen wie diese lassen auch den Mozart<br />

des requiems in einem neuen Licht erscheinen: nicht nur die musikalische<br />

Einkleidung einer Totenmesse hat er mit diesem Werk hinterlassen, sondern<br />

eine »Menschheitsbotschaft« von allgemeiner, überzeitlicher Gültigkeit. Das<br />

»Tröstliche« seiner Sicht des Todes hat – ungeachtet aller Dunkelheit des<br />

»Dies irae« – bei ihm das letzte Wort.<br />

THOMaS LEIbNITZ<br />

22 23<br />

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24 25 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


geSangStext<br />

I. Introitus. Requiem<br />

cHOR, SOPRaN<br />

requiem aeternam dona eis, Domine:<br />

et lux perpetua luceat eis.<br />

Te decet hymnus, Deus, in Sion,<br />

et tibi reddetur votum in Jerusalem:<br />

Exaudi orationem meam,<br />

ad te omnis caro veniet.<br />

requiem aeternam …<br />

II. Kyrie<br />

cHOR<br />

Kyrie eleison.<br />

Christe eleison.<br />

Kyrie eleison.<br />

III. Sequenz<br />

1. Dies irae<br />

cHOR<br />

Dies irae, dies illa,<br />

Solvet saeclum in favilla:<br />

Teste David cum Sibylla.<br />

quantus tremor est futurus,<br />

quando judex est venturus,<br />

Cuncta stricte discussurus!<br />

Dies irae …<br />

2. Tuba mirum<br />

SOLI, SOLO-POSauNE<br />

Tuba mirum spargens sonum<br />

Per sepulchra regionum,<br />

Coget omnes ante thronum.<br />

Mors stupebit et natura,<br />

Cum resurget creatura,<br />

Judicanti responsura.<br />

Herr, gib ihnen die ewige ruhe,<br />

und das ewige Licht leuchte ihnen.<br />

o Gott, Dir gebührt ein Loblied in<br />

Zion, Dir erfülle man sein Gelübde in<br />

Jerusalem. Erhöre mein Gebet,<br />

zu Dir kommt alles Fleisch.<br />

Herr, gib ihnen …<br />

Herr, erbarme Dich.<br />

Christus, erbarme Dich.<br />

Herr, erbarme Dich.<br />

Tag der rache, Tag der Sünden,<br />

Wird das Weltall sich entzünden,<br />

Wie Sibyll und David künden.<br />

Welch ein Graus wird sein und Zagen,<br />

Wenn der richter kommt, mit Fragen<br />

Streng zu prüfen alle Klagen!<br />

Tag der rache …<br />

Laut wird die Posaune klingen,<br />

Durch der Erde Gräber dringen,<br />

alle hin zum Throne zwingen.<br />

Schaudernd sehen Tod und Leben<br />

Sich die Kreatur erheben,<br />

rechenschaft dem Herrn zu geben.<br />

Liber scriptus proferetur,<br />

in quo totum continetur,<br />

unde mundus judicetur.<br />

Judex ergo cum sedebit,<br />

quidquid latet, apparebit:<br />

nil inultum remanebit.<br />

quid sum miser tunc dicturus?<br />

quem patronum rogaturus?<br />

Cum vix justus sit securus.<br />

3. Rex tremendae<br />

cHOR<br />

rex tremendae majestatis,<br />

qui salvandos salvas gratis,<br />

Salva me, fons pietatis.<br />

4. Recordare<br />

SOLI<br />

recordare, Jesu pie,<br />

quod sum causa tuae viae:<br />

ne me perdas illa die.<br />

quaerens me, sedisti lassus:<br />

redemisti crucem passus:<br />

Tantus labor non sit cassus.<br />

Juste judex ultionis,<br />

Donum fac remissionis,<br />

ante diem rationis.<br />

ingemisco tamquam reus:<br />

Culpa rubet vultus meus,<br />

Supplicanti parce, Deus.<br />

qui Mariam absolvisti,<br />

Et latronem exaudisti,<br />

Mihi quoque spem dedisti.<br />

Preces meae non sunt dignae:<br />

Sed tu bonus fac benigne,<br />

ne perenni cremer igne.<br />

inter oves locum praesta,<br />

Et ab haedis me sequestra,<br />

Statuens in parte dextra.<br />

und ein Buch wird aufgeschlagen,<br />

Treu darin ist eingetragen<br />

Jede Schuld aus Erdentagen.<br />

Sitzt der richter dann zu richten,<br />

Wird sich das Verborg’ne lichten,<br />

nichts kann vor der Strafe flüchten.<br />

Weh! Was werd’ ich armer sagen?<br />

Welchen anwalt mir erfragen,<br />

Wenn Gerechte selbst verzagen?<br />

König schrecklicher Gewalten,<br />

Frei ist Deiner Gnade Schalten:<br />

Gnadenquell, lass Gnade walten!<br />

Milder Jesus, wollst erwägen,<br />

Dass Du kamest meinetwegen,<br />

Schleud’re mir nicht Fluch entgegen.<br />

Bist mich suchend müd’ gegangen,<br />

Mir zum Heil am Kreuz gehangen,<br />

Mög’ dies Müh’n zum Ziel gelangen.<br />

richter Du gerechter rache,<br />

nachsicht üb’ in meiner Sache,<br />

Eh’ ich zum Gericht erwache.<br />

Seufzend steh’ ich schuldbefangen,<br />

Schamrot glühen meine Wangen,<br />

Lass mein Bitten Gnad’ erlangen.<br />

Hast vergeben einst Marien,<br />

Hast dem Schächer dann verziehen,<br />

Hast auch Hoffnung mir verliehen.<br />

Wenig gilt vor Dir mein Flehen,<br />

Doch aus Gnade lass geschehen,<br />

Dass ich mög’ der Höll’ entgehen.<br />

Bei den Schafen gib mir Weide,<br />

Von der Böcke Schar mich scheide,<br />

Stell mich auf die rechte Seite.<br />

26 27 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


5. Confutatis<br />

cHOR<br />

Confutatis maledictis,<br />

Flammis acribus addictis,<br />

Voca me cum benedictis.<br />

oro supplex et acclinis,<br />

Cor contritum quasi cinis:<br />

Gere curam mei finis.<br />

6. Lacrimosa<br />

cHOR<br />

Lacrimosa dies illa,<br />

qua resurget ex favilla,<br />

Judicandus homo reus:<br />

Huic ergo parce, Deus.<br />

Pie Jesu Domine,<br />

Dona eis requiem.<br />

amen.<br />

IV. Offertorium<br />

1. Domine Jesu<br />

cHOR, SOLI<br />

Domine Jesu Christe, rex gloriae,<br />

libera animas omnium fidelium<br />

defunctorum de poenis inferni,<br />

et de profundo lacu:<br />

libera eas de ore leonis,<br />

ne absorbeat eas tartarus,<br />

ne cadant in obscurum:<br />

sed signifer sanctus Michael<br />

repraesentet eas<br />

in lucem sanctam:<br />

quam olim abrahae promisisti,<br />

et semini ejus.<br />

2. Hostias<br />

cHOR<br />

Hostias et preces tibi, Domine,<br />

laudis offerimus:<br />

tu suscipe pro animabus illis,<br />

quarum hodie memoriam facimus:<br />

fac eas, Domine, de morte transire<br />

ad vitam.<br />

quam olim abrahae promisisti,<br />

et semini ejus.<br />

Wird die Hölle ohne Schonung<br />

Den Verdammten zur Belohnung,<br />

ruf mich zu der Sel’gen Wohnung.<br />

Schuldgebeugt zu Dir ich schreie,<br />

Tief zerknirscht in Herzensreue,<br />

Sel’ges Ende mir verleihe.<br />

Tag der Tränen, Tag der Wehen,<br />

Da vom Grabe wird erstehen<br />

Zum Gericht der Mensch voll Sünden.<br />

Lass ihn, Gott, Erbarmen finden.<br />

Milder Jesus, Herrscher Du,<br />

Schenk den Toten ew’ge ruh’.<br />

amen.<br />

Herr Jesus Christus, König der Herrlichkeit,<br />

bewahre die Seelen aller<br />

verstorbenen Gläubigen vor den qualen<br />

der Hölle und den Tiefen der unterwelt.<br />

Bewahre sie vor dem rachen des Löwen,<br />

dass die Hölle sie nicht verschlinge,<br />

dass sie nicht hinabstürzen in die<br />

Finsternis. Vielmehr geleite sie Sankt<br />

Michael, der Bannerträger,<br />

in das heilige Licht,<br />

das Du einstens dem abraham<br />

verheißen und seinen nachkommen.<br />

opfergaben und Gebete bringen<br />

wir zum Lobe Dir dar, o Herr.<br />

nimm Du sie an für jene Seelen,<br />

derer wir heute gedenken.<br />

Herr, lass sie vom Tode hinübergehen<br />

zum Leben,<br />

das Du einstens dem abraham<br />

verheißen und seinen nachkommen.<br />

V. Sanctus<br />

cHOR<br />

Sanctus, sanctus, sanctus<br />

Dominus Deus Sabaoth.<br />

Pleni sunt caeli et terra<br />

gloria tua.<br />

osanna in excelsis.<br />

VI. Benedictus<br />

SOLI, cHOR<br />

Benedictus qui venit<br />

in nomine Domini.<br />

osanna in excelsis.<br />

VII. Agnus Dei<br />

cHOR<br />

agnus Dei, qui tollis<br />

peccata mundi:<br />

dona eis requiem.<br />

agnus Dei, qui tollis<br />

peccata mundi:<br />

dona eis requiem sempiternam.<br />

VIII. Communio. Lux aeterna<br />

SOPRaN, cHOR<br />

Lux aeterna luceat eis, Domine:<br />

cum sanctis tuis in aeternum,<br />

quia pius es.<br />

requiem aeternam dona eis, Domine,<br />

et lux perpetua luceat eis.<br />

Cum sanctis tuis in aeternum,<br />

quia pius es.<br />

Heilig, heilig, heilig<br />

Herr, Gott der Heerscharen.<br />

Himmel und Erde sind erfüllt<br />

von Deiner Herrlichkeit.<br />

Hosanna in der Höhe!<br />

Hochgelobt sei der da kommt<br />

im namen des Herrn.<br />

Hosanna in der Höhe!<br />

Lamm Gottes, Du nimmst hinweg<br />

die Sünden der Welt,<br />

gib ihnen die ruhe.<br />

Lamm Gottes, Du nimmst hinweg<br />

die Sünden der Welt,<br />

gib ihnen die ewige ruhe.<br />

Das ewige Licht leuchte ihnen,<br />

o Herr, bei Deinen Heiligen in Ewigkeit,<br />

denn Du bist mild.<br />

Herr, gib ihnen die ewige ruhe,<br />

und das ewige Licht leuchte ihnen.<br />

Bei Deinen Heiligen in Ewigkeit,<br />

denn Du bist mild.<br />

28 29 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


Genia Kühmeier Sopran<br />

als Karajan-Stipendiatin war Genia Kühmeier Ensemblemitglied<br />

der Wiener Staatsoper, an der sie mit den Partien der inès (Donizettis<br />

»La favorite«) und Pamina (»Zauberflöte«) früh aufsehen<br />

erregte. Schon zuvor hatte die Salzburgerin, die am Mozarteum<br />

und in Wien studierte, unter riccardo Muti an der Scala debütiert:<br />

als Diane in Glucks »iphigénie en aulide«. Genia Kühmeier ist gern<br />

gesehener Gast der bedeutenden Bühnen weltweit und war an den großen<br />

opernhäusern in London, München oder new york zu erleben, bei den Sommer-<br />

und osterfestspielen in Salzburg und vielfach an der Wiener Staatsoper.<br />

Zu den Dirigenten, mit denen sie in oper und Konzert arbeitete, zählen<br />

Sir roger norrington, nikolaus Harnoncourt und Mariss Jansons, ebenso trat<br />

sie unter Christian Thielemann auf: in der Wiener Staatsoper wirkte sie unter<br />

seiner Leitung an einem Festkonzert als Sophie (»rosenkavalier«) mit, auch<br />

war sie am selben Haus unter seinem Dirigat in Mozarts requiem zu hören.<br />

Mehrfach gastierte sie bei der Sächsischen <strong>Staatskapelle</strong>, u.a. in den Gedenkkonzerten<br />

2008 unter Sir Colin Davis (Faurés requiem), zuletzt stand sie 2010<br />

unter neeme Järvi und Georges Prêtre in <strong>Dresden</strong> sowie in Frankfurt, athen,<br />

Paris und Wien in Kapellkonzerten auf dem Podium (»rosenkavalier«-Finale).<br />

Christa Mayer Alt<br />

im oberpfälzischen Sulzbach-rosenberg geboren, absolvierte Christa<br />

Mayer ihre ausbildung an der Bayerischen Singakademie und an der<br />

Münchner Musikhochschule. Gastspiele führten sie u.a. an die Hamburgische<br />

und Bayerische Staatsoper, an die opernhäuser in Venedig, Florenz<br />

und Sevilla oder auch zum Schleswig-Holstein Musik Festival und<br />

der Schubertiade Schwarzenberg. 2008 debütierte sie unter Christian Thielemann<br />

in Bayreuth als Erda und Waltraute im »ring«, 2012 verkörperte sie auf<br />

dem »Grünen Hügel« unter Thielemanns Leitung die Mary im »Fliegenden<br />

Holländer«. Christa Mayer gehört seit 2001 dem Ensemble der Dresdner Semperoper<br />

an, mehrmals war die altistin auch in den Konzerten der <strong>Staatskapelle</strong><br />

zu erleben. Dem Dresdner opernpublikum präsentierte sie sich u.a. als<br />

Fenena (»nabucco«), Gaea (»Daphne«), Suzuki (»Madama Butterfly«), Magdalene<br />

(»Meistersinger von nürnberg«), Mrs. quickly (»Falstaff«), auntie (»Peter<br />

Grimes«), Brangäne (»Tristan«) und Gräfin Geschwitz (»Lulu«), jüngst sang sie<br />

mit großem Erfolg die Titelpartie in der Dresdner neuproduktion von Händels<br />

»orlando«. im neuen »Fliegenden Holländer« an der Semperoper wird sie in<br />

dieser Saison die rolle der Mary übernehmen. 2004 wurde ihr der Christel-<br />

Goltz-Preis der Stiftung zur Förderung der Semperoper verliehen.<br />

30 31 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


Daniel Behle Tenor<br />

D<br />

aniel Behle, der sein Studium in Hamburg absolvierte, ist nicht<br />

nur einer der gefragtesten deutschen Liedsänger, sondern genießt<br />

auch im opern- und Konzertfach einen exzellenten ruf.<br />

Er erhält Einladungen der führenden europäischen Häuser, von<br />

Berlin, München und Wien bis Genf, Mailand und Stockholm,<br />

unmittelbar vor seinen auftritten in <strong>Dresden</strong> gab er den Belmonte (»Entführung<br />

aus dem Serail«) in Zürich. Sein Debüt bei der <strong>Staatskapelle</strong> feierte er<br />

in der vergangenen Saison in den aufführungen von Bachs »Weihnachtsoratorium«<br />

unter Christian Thielemann in der Frauenkirche. in dieser und den<br />

nachfolgenden Spielzeiten wird der Tenor u.a. Mozart-Konzertarien beim<br />

Kammerorchester des Bayerischen rundfunks singen, in Paris (»Don Giovanni«),<br />

Frankfurt (»idomeneo«, »Daphne«), München (»Die schweigsame<br />

Frau«, »La clemenza di Tito«) und Salzburg (»arabella«) gastieren, Liederabende<br />

in der Londoner Wigmore Hall, München und Köln geben sowie an der<br />

Semperoper auftreten (»arabella«). Seine CD-alben, unter ihnen aufnahmen<br />

von »Die schöne Müllerin«, »Dichterliebe« und Strauss-Liedern, fanden ein<br />

hervorragendes Presseecho, genau wie die preisgekrönte Einspielung der<br />

»Zauberflöte« unter rené Jacobs, in der Daniel Behle als Tamino zu hören ist.<br />

32 33<br />

Alastair Miles Bass<br />

G<br />

eboren in Harrow im nordwesten Londons, studierte alastair<br />

Miles zunächst Flöte, ehe er sich seiner überaus erfolgreichen Gesangskarriere<br />

zuwandte. Mit 25 Jahren gewann er den »Kathleen<br />

Ferrier award« und erarbeitete sich in der Folge ein repertoire,<br />

das vom Barock bis zu den großen Bass-Partien Verdis reicht.<br />

Weltweit auf den Konzertpodien und opernbühnen geschätzt, begeisterte er<br />

an der new yorker MET als Sparafucile (»rigoletto«), Giorgio (»i puritani«)<br />

und raimondo (»Lucia di Lammermoor«), an der Wiener Staatsoper als Kardinal<br />

Brogni (»La juive«), Präfekt (»Linda di Chamounix«), Zaccaria (»nabucco«)<br />

und König Philipp ii. (»Don Carlo«) oder auch an der Mailänder Scala<br />

als Lord Sidney (»il viaggio a reims«). Er sang an der Bayerischen Staatsoper<br />

und im Londoner Covent Garden, an der nederlandse opera in amsterdam<br />

und beim Glyndebourne Festival. im Konzertsaal trat er u.a. unter Carlo Maria<br />

Giulini, Myung-Whun Chung, nikolaus Harnoncourt und Valery Gergiev<br />

auf, man konnte ihn in aufführungen von »La damnation de Faust«, »The<br />

Dream of Gerontius« und »Messiah« mit dem London Symphony orchestra<br />

unter Sir Colin Davis erleben sowie in Beethovens Symphonie nr. 9 mit dem<br />

San Francisco Symphony orchestra unter Michael Tilson Thomas.<br />

<strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


Sächsischer<br />

Staatsopernchor<br />

<strong>Dresden</strong><br />

cHORDIREKTOR<br />

PabLO aSSaNTE<br />

D<br />

er Dresdner opernchor wurde am 8. oktober 1817 durch<br />

königliches Dekret von Friedrich august dem Gerechten<br />

gegründet. Die Erlassung dieses Dekrets war vor allem ein<br />

Verdienst Carl Maria von Webers, der als neu engagierter<br />

Hofkapellmeister 1817 den auftrag erhalten hatte, neben der<br />

traditionsreichen italienischen oper am Königlichen Hoftheater in <strong>Dresden</strong><br />

auch ein deutsches »opern-Departement« aufzubauen. Weber for der -<br />

te die Einrichtung eines »stehenden Theaterchors«, der den gestiegenen<br />

anforderungen des dafür neu zu schaffenden opernrepertoires gewachsen<br />

sein würde.<br />

in der Folgezeit entwickelte sich das Ensemble zu einem erstrangigen<br />

und gefragten Klangkörper. Über die Jahrhunderte hinweg pflegten<br />

hervorragende Persönlichkeiten wie Johann Miksch, Karl Maria Pembaur,<br />

Hans-Dieter Pflüger und Matthias Brauer ein bis heute spezielles, dem<br />

Staatsopernchor zugehörendes Klangideal, das besonders auch durch<br />

die rege Konzerttätigkeit des Chores beeinflusst wurde. Homogenität des<br />

Klangs, klangliche noblesse und kultivierter Pianogesang bei gleichzeitiger<br />

Klangdichte und -fülle sind wesentliche attribute, die für den Sächsischen<br />

Staatsopernchor <strong>Dresden</strong> stehen.<br />

DaS gEDENKKONZERT IM fEbRuaR 2010 uNTER cHRISTIaN THIELEMaNN<br />

Künstlerisch umsichtig und traditionsbewusst geleitet, zählt der Staats-<br />

opernchor heute zu den besten opernchören Europas. Chordirektor der<br />

Sächsischen Staatsoper <strong>Dresden</strong> ist seit 2009 Pablo assante. regelmäßig<br />

konzertiert das Ensemble gemeinsam mit der Sächsischen <strong>Staatskapelle</strong><br />

<strong>Dresden</strong>. Bedeutende Dirigenten wie Giuseppe Sinopoli, Sir Colin Davis,<br />

Zubin Mehta, Fabio Luisi, Daniele Gatti, Bernard Haitink und natürlich<br />

Christian Thielemann, der neue Chefdirigent der <strong>Staatskapelle</strong>, arbeiteten<br />

bereits mit dem Chor zusammen.<br />

regelmäßige opern- und Konzertreisen sowie seine kontinuierliche<br />

Präsenz bei Festspielen und in rundfunk und Fernsehen brachten<br />

dem Dresdner Staatsopernchor weltweite Beachtung ein. Tourneen führten<br />

das Ensemble u.a. nach russland, italien, Österreich, Spanien, Frankreich<br />

sowie nach Japan. Eine Vielzahl von CD- und DVD-Produktionen – nicht<br />

zuletzt mit der <strong>Staatskapelle</strong> <strong>Dresden</strong> – zeugen von der außerordentlichen<br />

qualität des Ensembles.<br />

Wie in allen künstlerischen Sparten der Sächsischen Staatsoper<br />

<strong>Dresden</strong> spielt auch im Staatsopernchor die enge Verknüpfung von Tradition,<br />

gegenwärtiger künstlerischer Verantwortung und ausrichtung auf<br />

die Herausforderungen der Zukunft eine entscheidende rolle.<br />

34 35 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


<strong>7.</strong> <strong>Symphoniekonzert</strong> 2012 | 2013<br />

Zum Gedenken an die Zerstörung <strong>Dresden</strong>s am 13. Februar 1945<br />

Orchesterbesetzung<br />

1. Violinen<br />

roland Straumer<br />

1. KONZERTMEISTER<br />

Michael Eckoldt<br />

Thomas Meining<br />

Christian uhlig<br />

Brigitte Gabsch<br />

Barbara Meining<br />

Birgit Jahn<br />

Martina Groth<br />

Wieland Heinze<br />

anja Krauß<br />

anett Baumann<br />

Franz Schubert<br />

2. Violinen<br />

Heinz-Dieter richter<br />

KONZERTMEISTER<br />

Frank other<br />

Jens Metzner<br />

olaf-Torsten Spies<br />

Mechthild von ryssel<br />

Emanuel Held<br />

Holger Grohs<br />

Kay Mitzscherling<br />

Martin Fraustadt<br />

Paige Kearl<br />

Bratschen<br />

Michael neuhaus<br />

SOLO<br />

anya Muminovich<br />

Michael Horwath<br />

uwe Jahn<br />

ralf Dietze<br />

Susanne neuhaus<br />

Milan Likař<br />

immo Schaar*<br />

Violoncelli<br />

Simon Kalbhenn<br />

SOLO<br />

uwe Kroggel<br />

Bernward Gruner<br />

anke Heyn<br />

Matthias Wilde<br />

Titus Maack*<br />

Kontrabässe<br />

andreas Wylezol<br />

SOLO<br />

Martin Knauer<br />

Fred Weiche<br />

Johannes nalepa<br />

Bassetthörner<br />

Jan Seifert<br />

Christian Dollfuß<br />

Fagotte<br />

Thomas Eberhardt<br />

SOLO<br />

Joachim Huschke<br />

Trompeten<br />

Mathias Schmutzler<br />

SOLO<br />

Sven Barnkoth<br />

Posaunen<br />

uwe Voigt<br />

SOLO<br />

Guido ulfig<br />

Lars Zobel<br />

Pauken<br />

Thomas Käppler<br />

SOLO<br />

Orgel<br />

Jobst Schneiderat<br />

* aLS gaST<br />

36 37 <strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


© S. Gusov © D. Acosta<br />

© M. Creutziger<br />

Oper<br />

RICHARD WAGNER<br />

PARSIFAL<br />

Christian Thielemann • Michael Schulz<br />

Alexander Polzin • Johan Botha • Wolfgang Koch<br />

Stephen Milling • Michaela Schuster<br />

Sächsische <strong>Staatskapelle</strong> <strong>Dresden</strong><br />

Orchester- und Chorkonzerte<br />

SÄCHSISCHE<br />

STAATSKAPELLE DRESDEN<br />

Christian Thielemann • Myung-Whun Chung<br />

Yefim Bronfman • Evgeny Kissin<br />

Christiane Karg • Michael Volle<br />

Konzert für Salzburg<br />

SÄCHSISCHE<br />

STAATSKAPELLE DRESDEN<br />

Christian Thielemann • Myung-Whun Chung<br />

Nacht der Dresdner Kammermusik<br />

Kammerkonzert<br />

Kinderkonzert – Kapelle für Kids<br />

23. März — 1. April 2013<br />

v.o.n.u.<br />

Christian Thielemann,<br />

Myung-Whun Chung,<br />

Yefim Bronfman,<br />

Evgeny Kissin<br />

OSTERFESTSPIELE<br />

SALZBURG 2013<br />

CHRISTIAN THIELEMANN<br />

SÄCHSISCHE STAATSKAPELLE DRESDEN<br />

Kartenbüro<br />

Herbert-von-Karajan-Platz 9<br />

5020 Salzburg • Austria<br />

Tel. +43/662/80 45-361, -362 • Fax DW -790<br />

karten@ofs-sbg.at<br />

www.osterfestspiele-salzburg.at<br />

Vorschau<br />

Kammermusik der Sächsischen <strong>Staatskapelle</strong> <strong>Dresden</strong><br />

Gegründet 1854 als Tonkünstler-Verein zu <strong>Dresden</strong><br />

Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, ulrike Scobel und Christoph Bechstein<br />

6. Kammerabend<br />

MITTwOcH 2<strong>7.</strong>2.13 20 uHR<br />

SEMPEROPER DRESDEN<br />

Mitwirkende Gäste<br />

Christina Biwank Viola<br />

Sarah Christ Harfe<br />

Ausführende<br />

Jacobus-Stainer-Quartett u.a.<br />

André Jolivet<br />

Pastorales de noël<br />

Jean Françaix<br />

Divertissement<br />

André Jolivet<br />

Chant de Linos<br />

Béla Bartók<br />

Streichquartett nr. 4<br />

8. <strong>Symphoniekonzert</strong><br />

DONNERSTag <strong>7.</strong>3.13 20 uHR<br />

fREITag 8.3.13 20 uHR<br />

SaMSTag 9.3.13 11 uHR<br />

Donald Runnicles Dirigent<br />

Emanuel Ax Klavier<br />

Edward Elgar<br />

Serenade für Streicher e-Moll op. 20<br />

Ludwig van Beethoven<br />

Klavierkonzert nr. 4 G-Dur op. 58<br />

Edward Elgar<br />

Enigma-Variationen op. 36<br />

Kostenlose Einführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im opernkeller der Semperoper<br />

<strong>7.</strong> SYMPHONIEKONZERT


40<br />

IMPR ESSuM<br />

Sächsische <strong>Staatskapelle</strong> <strong>Dresden</strong><br />

Chefdirigent Christian Thielemann<br />

Spielzeit 2012|2013<br />

Herausgegeben von der<br />

Sächsischen Staatsoper <strong>Dresden</strong><br />

© Februar 2013<br />

REDaKTION<br />

Dr. Torsten Blaich<br />

gESTaLTuNg uND LaYOuT<br />

schech.net<br />

Strategie. Kommunikation. Design.<br />

DRucK<br />

union Druckerei <strong>Dresden</strong> GmbH<br />

aNZEIgENvERTRIEb<br />

EVEnT MoDuLE DrESDEn GmbH<br />

i.a. der Moderne Zeiten Medien GmbH<br />

Telefon: 0351/25 00 670<br />

e-Mail: info@event-module-dresden.de<br />

www.kulturwerbung-dresden.de<br />

bILDNacHwEISE<br />

Stadtverwaltung <strong>Dresden</strong>/Bildstelle Stadtplanungsamt<br />

(S. 4/5, 8/9); Matthias Creutziger<br />

(S. 10, 31, 35); Fritz Hennenberg: Wolfgang<br />

amadeus Mozart mit Selbstzeugnissen und<br />

Bilddokumenten, reinbek bei Hamburg 1992<br />

(S. 15); Ölgemälde von Lera auerbach (S. 16):<br />

abdruck mit freundlicher Genehmigung der<br />

Komponistin; Österreichische nationalbibliothek,<br />

Wien (S. 20, 21); Dnn-online/Dominik<br />

Brüggemann (S. 24/25); Johannes ifkovits (S. 30);<br />

Marco Borggreve (S. 32); nick Marchant (S. 33).<br />

TE x TNacHwEISE<br />

Der Einführungstext von Dr. Thomas Leibnitz ist<br />

ein originalbeitrag für dieses Programmheft.<br />

urheber, die nicht ermittelt oder erreicht<br />

werden konnten, werden wegen nachträglicher<br />

rechtsabgeltung um nachricht gebeten.<br />

Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus<br />

urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.<br />

www.STaaTSKaPELLE-DRESDEN.DE<br />

Sächsische<br />

<strong>Staatskapelle</strong> <strong>Dresden</strong><br />

Künstlerische Leitung/<br />

orchesterdirektion<br />

Christian Thielemann<br />

Chefdirigent<br />

Katrin Schirrmeister<br />

Persönliche referentin von<br />

Christian Thielemann<br />

Jan Nast<br />

orchesterdirektor<br />

Tobias Niederschlag<br />

Konzertdramaturg,<br />

Künstlerische Planung<br />

Dr. Torsten Blaich<br />

Programmheftredaktion,<br />

Konzerteinführungen<br />

Matthias Claudi<br />

Pr und Marketing<br />

Agnes Monreal<br />

assistentin des orchesterdirektors<br />

Sarah Niebergall<br />

orchesterdisponentin<br />

Matthias Gries<br />

orchesterinspizient<br />

Agnes Thiel<br />

Friederike Wendler<br />

Mathias Ludewig<br />

Dieter Rettig<br />

notenbibliothek<br />

Variationen<br />

eineS<br />

themaS<br />

ob Computer, Tablet<br />

oder Smartphone –<br />

die neue Website der<br />

<strong>Staatskapelle</strong> macht<br />

auf jedem Gerät eine<br />

gute Figur.<br />

www.STaaTSKaPELLE-DRESDEN.DE


PARTNER DER<br />

STAATSKAPELLE DRESDEN<br />

4 MF

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