Die 7 Stufen zum souveränen Unternehmer - Weißensee-Verlag GbR
Die 7 Stufen zum souveränen Unternehmer - Weißensee-Verlag GbR
Die 7 Stufen zum souveränen Unternehmer - Weißensee-Verlag GbR
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Hans Jürg Domenig<br />
<strong>Die</strong> 7 <strong>Stufen</strong><br />
<strong>zum</strong> <strong>souveränen</strong> <strong>Unternehmer</strong><br />
Wenn Sie wissen, was Sie tun ...!<br />
!
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek<br />
<strong>Die</strong> Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über<br />
http://dnb.ddb.de abrufbar.<br />
Gedruckt auf holz- und säurefreiem Papier, 100 % chlorfrei gebleicht.<br />
© <strong>Weißensee</strong> <strong>Verlag</strong>, Berlin 2004<br />
Kreuzbergstraße 30, 10965 Berlin<br />
Tel. 0 30 / 91 20 7-100<br />
www.weissensee-verlag.de<br />
E-Mail: mail@weissensee-verlag.de<br />
Lektorat: Heinz Scheffelmeier<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
Printed in Germany<br />
ISBN 3-89998-013-1
Danksagung<br />
<strong>Die</strong>ses Buch wurde möglich durch all die Menschen, die mit mir gemeinsam<br />
den Schritt in die Selbständigkeit gewagt haben und mich an ihrem<br />
Weg <strong>zum</strong> erfolgreichen <strong>Unternehmer</strong> oder <strong>Unternehmer</strong>in teilhaben ließen.<br />
<strong>Die</strong>sen Menschen bin ich auch für die vielen Erfahrungen aus ihrer<br />
Unternehmenspraxis dankbar, an denen ich teilhaben durfte, als sie mich<br />
um Rat fragten. Ich habe ihre Beispiele verwendet, natürlich unter Abänderung<br />
der Namen, um diesem Buch den Bezug zur Praxis zu geben und<br />
um mein Theoriemodell mit tatsächlichen Beispielen zu untermauern.<br />
Dankbar bin ich auch meinem Lektor, der mich mit Fragen, unzähligen<br />
Anregungen und Hinweisen dazu anhielt, das Buch immer und immer<br />
wieder zu überarbeiten, um es verständlicher und nützlicher für die Leser<br />
und Leserinnen zu machen.<br />
Ohne meine Familie, die mich während den vielen Stunden, die ich hinter<br />
dem Labtop verbrachte, unermüdlich unterstützte, wäre das Buch aber<br />
wohl nie vollendet worden. Meine Familie motivierte mich entscheidend<br />
dazu, dieses Buch wirklich fertig zu stellen.<br />
Dankbar bin ich auch meinem Deutschlehrer der zweiten Gymnasialklasse,<br />
der mich damals mit einer Aussage anspornte, die ich bis heute nicht vergessen<br />
habe: „Wenn du einmal ein eigenes Buch schreibst, kannst du deinen<br />
eigenen Stil entwickeln, aber bei mir in der Deutschstunde ...“ – Sie<br />
wissen, was er damit sagen wollte.<br />
Ganz besonders dankbar bin ich nicht zuletzt meinem Großvater, der nicht<br />
nur Zeit seines Lebens all seine Erlebnisse in seinen Tagebüchern notierte,<br />
sondern mir auch in abendfüllenden Geschichten von seinen vielen Auslandsreisen<br />
als Chefingenieur der AEG bereitwillig davon erzählte. Er<br />
weckte in mir den Wunsch, in Zukunft auch aus meinem Leben einmal<br />
etwas erzählen zu können, das interessierte Zuhörer findet.
Gewidmet ist dieses Buch meiner wunderbaren Frau Carola und meinem<br />
phantastischen Töchterchen Sabrina. (www.sabrina-domenig.de)
Inhaltsverzeichnis<br />
Einleitung: Hallo Chef!........................................................................ 1<br />
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase......................................................................... 7<br />
Existenzängste .................................................................................. 9<br />
Geschäftsbeziehungen.................................................................... 11<br />
<strong>Die</strong> Kundschaft ............................................................................... 14<br />
Der einsame <strong>Unternehmer</strong>............................................................. 18<br />
2. <strong>Die</strong> Bedeutung der Umsatzsicherung ......................................... 25<br />
Wie wichtig sind Umsatzzahlen? .................................................. 25<br />
<strong>Die</strong> Positionierung am Markt......................................................... 27<br />
Das Alleinstellungsmerkmal und die Zielgruppendefinition...... 30<br />
<strong>Die</strong> Standortwahl............................................................................ 31<br />
<strong>Die</strong> Werbung und Marktpräsenz ................................................... 33<br />
Das Werbebudget ................................................................... 34<br />
<strong>Die</strong> Werbeaussage.................................................................. 39<br />
<strong>Die</strong> Wahl der Werbemittel...................................................... 41<br />
Das Image in der Öffentlichkeit............................................. 43<br />
<strong>Die</strong> Vertrauensförderung ....................................................... 45<br />
<strong>Die</strong> Verkaufsförderung ........................................................... 47<br />
Der notwendige Wechsel von Boom- und<br />
Konsolidierungsphasen.................................................................. 48<br />
3. Krisensituationen......................................................................... 55<br />
Zeitmanagement............................................................................. 57<br />
Büroorganisation ............................................................................ 61<br />
<strong>Die</strong> erste Finanzkrise...................................................................... 64<br />
Der <strong>Unternehmer</strong> als einsamer Wolf? ........................................... 66<br />
Selbstmotivation............................................................................. 70<br />
! VII
Inhaltsverzeichnis<br />
4. Fehleinschätzungen ..................................................................... 77<br />
VIII!<br />
Populäre Irrtümer........................................................................... 79<br />
Der Chef – und seine Selbstüberschätzung .................................. 80<br />
Mitarbeiterführung im wachsenden Unternehmen ..................... 82<br />
Sinnvolle Unternehmensziele ....................................................... 84<br />
Unternehmensphilosophien und Corporate Identity................... 87<br />
5. <strong>Die</strong> Konsolidierung und Reorganisation .................................... 91<br />
Machtkämpfe: „<strong>Die</strong> Bomben explodieren im eigenen Garten“.... 93<br />
<strong>Die</strong> Unternehmensanalyse............................................................. 95<br />
Der perfekt organisierte Mitarbeiter .............................................. 98<br />
Kreatives Controlling...................................................................... 99<br />
6. <strong>Die</strong> Führungskrise...................................................................... 105<br />
Laisser-faire................................................................................... 108<br />
Eifersucht und Mobbing .............................................................. 112<br />
Kritik und Motivation .................................................................. 114<br />
Das Führungsbarometer............................................................... 119<br />
Der individuelle Führungsstil...................................................... 122<br />
7. <strong>Die</strong> Neuausrichtung ................................................................... 131<br />
<strong>Die</strong> Ups-and-Downs im <strong>Unternehmer</strong>dasein.............................. 132<br />
<strong>Unternehmer</strong>träume..................................................................... 133<br />
Zur richtigen Zeit handeln .......................................................... 134<br />
Literaturverzeichnis ........................................................................ 139
Einleitung: Hallo Chef!<br />
„Hallo Chef, ich habe eine schlechte Nachricht!“, rief mich mein erster<br />
Mitarbeiter kurz nach der Gründung meiner Firma an: „Mir wurde über<br />
Nacht die ganze Computeranlage aus dem Auto gestohlen.“ – „Warum war<br />
denn die Computeranlage überhaupt in deinem Auto und nicht in unserem<br />
Büro?“, fragte ich erstaunt. – „Ich wollte den Auftrag noch übers Wochenende<br />
fertig machen und habe dafür den Computer mitgenommen. Als ich<br />
dann nach Hause kam, war es schon spät in der Nacht und ich beschloss,<br />
den Computer erst am nächsten Morgen auszuladen. Und als ich heute<br />
Morgen <strong>zum</strong> Auto ging, war er leider weg. – Doch der war bestimmt versichert,<br />
oder?“<br />
Nein – das war er natürlich nicht und selbst wenn, dann hätte die Versicherung<br />
nur bezahlt, wenn er aus dem Büro gestohlen worden wäre und<br />
nicht aus dem Auto eines Mitarbeiters. So ging schon die Hälfte meines<br />
Existenzgründungskapitals mit dem Verlust eines Computers drauf, denn<br />
Anfang der 90er Jahre waren die ersten grafikfähigen Computer noch unerschwinglich<br />
teuer. Es erforderte all meinen Mut, meine neue Existenz<br />
nicht aufzugeben und nochmals eine vergleichbare EDV-Anlage zu kaufen.<br />
Mit dem Computer waren natürlich auch alle Daten weg, die ich und mein<br />
Mitarbeiter in den letzen Wochen erarbeitet hatten, und wir mussten<br />
nochmals von vorne beginnen. Damit wurde mir schlagartig bewusst, dass<br />
es im <strong>Unternehmer</strong>leben nicht nur Sonnenseiten gab, wie ich mir das<br />
anfangs – etwas naiv – vorgestellt hatte.<br />
Mit unermüdlichem Einsatz von täglich 14 bis 16 Stunden (und das sechs<br />
bis sieben Tage die Woche) konnten wir den Schaden schließlich wieder<br />
wettmachen. Doch gerade als ich an meinem frischgebackenen <strong>Unternehmer</strong>tum<br />
langsam wieder Gefallen fand, bahnte sich das nächste Unglück<br />
an. Der größte Kunde, der über 90 % des Umsatzes ausmachte, geriet in<br />
Zahlungsschwierigkeiten.<br />
Das war beileibe nicht der letzte Rückschlag, den ich in meinem langjährigen<br />
<strong>Unternehmer</strong>leben einstecken musste. Über die ganzen Jahre hinweg<br />
entwickelte ich eine gewisse Nonchalance gegenüber allen Ereignissen, die<br />
nur im ersten Augenblick fatal erscheinen, denn oft können sich im Nachhinein<br />
daraus neue Chancen entwickeln.<br />
! 1
Einleitung: Hallo Chef!<br />
Ich musste schnell und flexibel reagieren und setzte alles daran, neue<br />
Kunden zu gewinnen, was mir – Gott sei Dank – leicht fiel.<br />
Anstatt wie alle Werbeagenturen nach den großen Etats zu schielen, fand<br />
ich in kleineren und mittleren Unternehmen eine neue Zielgruppe von<br />
Kunden, um die sich die bisherigen Werbeagenturen kaum gekümmert<br />
hatten. Ich kannte den Markt von meiner früheren Tätigkeit bei der Werbeagentur<br />
GGK, der damals größten Werbeagentur der Schweiz, und auch<br />
von meinem Praktikum bei einer der kleinsten Werbeagenturen der<br />
Schweiz, bei ASW-Werbeberater Jakob Bucher. Bei ihm lernte ich, mit<br />
kleineren Kunden zu arbeiten, und entdeckte, dass gerade hier die Werbung<br />
viel mehr bewegen konnte als bei großen Unternehmen.<br />
Mein Konzept, mich auf die kleinen und mittleren Kunden zu konzentrieren,<br />
ging auf. Unsere Agentur wurde auf einem silbernen Tablett durch<br />
den ganzen Gewerbeverein gereicht. Bereits nach zwei Jahren wusste ich,<br />
dass ich eine geradezu riesige Marktlücke gefunden hatte. Kleine und mittlere<br />
Unternehmen hatten bisher kaum Unterstützung von einem professionellen<br />
Werbeberater. <strong>Die</strong> gesamten Werbemittel wurden mehr oder weniger<br />
zusammenhanglos in Einzelaktionen erstellt und umgesetzt. Ad-hoc-<br />
Ideen und eigennützige Empfehlungen von Inseraten- und anderen Werbeverkäufern<br />
werden von Druckereien, Grafikern, Reprographen oder Copy-<br />
Shops ohne Kommentar produziert. Alleine durch die gezielte Abstimmung<br />
der Werbemittel erreichen unsere Kunden einen vielfachen Werbeerfolg<br />
mit dem gleichen finanziellen Einsatz.<br />
Ich wollte diese Marktlücke so schnell wie möglich schließen. Durch meine<br />
Erfahrung als Franchisemanager und Seminartrainer bei dem Car-HiFi-<br />
Spezialisten ACR war für mich klar, dass ich nur mit einem Franchisesystem<br />
die Marktlücke schnell besetzen konnte. Ich begann, ein solches Franchisesystem<br />
in einer Pilotphase systematisch vorzubereiten. Ich testete<br />
Marketingpläne, schrieb ein Betriebshandbuch, entwickelte Formulare,<br />
standardisierte Produkte und Abläufe, um den Franchisenehmern einen<br />
möglichst sicheren und leichten Einstieg in die Selbständigkeit zu bieten.<br />
Nach drei Jahren war es dann endlich soweit. Ich stellte das System <strong>zum</strong><br />
ersten Mal auf einer Franchisemesse in Essen vor. <strong>Die</strong> Fachpresse überhäufte<br />
uns mit Vorschußlorbeeren, und bereits im nächsten Jahr starteten<br />
2!
Einleitung: Hallo Chef!<br />
die ersten fünfzehn „ANSATZ“-Franchiseagenturen, auf die Jahr für Jahr<br />
weitere zehn bis zwanzig Agenturen folgten.<br />
Durch diese Tätigkeit als Franchisegeber, Unternehmensberater und Seminartrainer<br />
kenne ich die vielen Ups-and-Downs einer <strong>Unternehmer</strong>existenz<br />
nicht nur aus eigener Erfahrung, sondern auch aus der Beratung meiner<br />
Franchisepartner. So kann ich aus einem großen Erfahrungsschatz für viele<br />
Unternehmenssituationen Lösungsansätze bieten.<br />
Während meiner langjährigen Beratungstätigkeit von Existenzgründern bis<br />
hin zu etablierten Firmen erkannte ich zunehmend Parallelen und erstaunliche<br />
Regelmäßigkeiten in der Entwicklung sehr unterschiedlicher Unternehmen.<br />
<strong>Die</strong>se Erkenntnis forderte mich dazu heraus, ein Theoriemodell<br />
zu den Entwicklungsstufen eines Unternehmens zu entwickeln. Durch<br />
dieses Modell fällt es mir heute leichter, ein Unternehmen zu analysieren,<br />
da ich weiss, in welcher Entwicklungsstufe der Betrieb sich gerade befindet.<br />
Mein Theoriemodell mag vielleicht kein Anspruch auf komplexe Wissenschaftlichkeit<br />
erheben können, doch es hat sich in der unternehmerischen<br />
Praxis mit einfachen Lösungsansätzen bereits vielfach bewährt.<br />
Dazu möchte ich noch betonen, dass in meiner beruflichen Praxis Kleinund<br />
Mittelunternehmen im Vordergrund stehen, die fast immer vom Besitzer<br />
selbst geführt werden. Gerade über diese Art der Geschäftsführung gibt<br />
es allerdings erstaunlich wenig Fachliteratur, auf die der geneigte Leser<br />
zurückgreifen kann. Deshalb habe ich dieses Buch geschrieben, um meine<br />
Erfahrungen und mein Theoriemodell hier einer breiten Leserschaft vorzustellen.<br />
Betrachtet man dieses Buch nur nach den verschiedenen Themenbereichen,<br />
die darin angeschnitten werden, dann bietet es jeweils nur einen<br />
eher bescheidenen Beitrag zu einzelnen Diskussionen, die schon längst<br />
ganze Bibliotheken füllen. Auffällig war für mich allerdings, wie wenig<br />
sich betriebswirtschaftliche Literatur oder entsprechende Ratgeber an den<br />
Problemen eines werdenden <strong>Unternehmer</strong>s orientieren. Vor allem die<br />
Fragen und Belange mittlerer und kleiner <strong>Unternehmer</strong> werden in der<br />
Literatur seltsamerweise vernachlässigt. Das ist wahrscheinlich so, weil<br />
sich deren „kleine“ <strong>Unternehmer</strong>existenz überwiegend am konkreten Handeln<br />
orientieren muss und sie sich eine Theorie ihres Handelns schon<br />
zeitlich kaum leisten können. Deshalb war es mir ein wichtiges und auf-<br />
3!
Einleitung: Hallo Chef!<br />
richtiges Anliegen, die spezifischen Probleme von Kleinunternehmern zu<br />
beschreiben. Während meiner langen Berufs- und Beratungspraxis musste<br />
ich nämlich oftmals erfahren, wie viele Jungunternehmer mit ihren Unternehmungen<br />
an einfachen, vermeidbaren Fehlern scheiterten. <strong>Die</strong>s nicht<br />
zuletzt deshalb, weil es ihnen an der Vorstellungskraft zu Möglichkeiten<br />
und Grenzen ihres Handelns fehlte.<br />
Als Unternehmensberater und Seminartrainer ist es nun mein „Job“, mit<br />
meinen Klienten solche (Denk)Fehler zu verhindern. Mehr als einen bescheidenen<br />
Beitrag leiste ich deshalb hoffentlich schon mit meinen eigenen<br />
Unternehmungen, so meiner ANSATZ Werbeagentur und dem AN-<br />
SATZ Franchise-Unternehmen, die ich seit Jahren erfolgreich führe. <strong>Die</strong>se<br />
Erfahrungen möchte ich Ihnen, meine lieben Leser und Leserinnen, hauptsächlich<br />
vermitteln.<br />
Der Beginn einer unternehmerischen Tätigkeit beginnt meist mit einer<br />
Phase der Euphorie, in der einem jungen <strong>Unternehmer</strong> oder einer jungen<br />
<strong>Unternehmer</strong>in alles möglich erscheint. In dieser Euphoriephase nehmen<br />
<strong>Unternehmer</strong> tatsächlich noch die Herausforderung an, etwas auf dieser<br />
Welt verbessern und erreichen zu wollen. Wenigen gelingt der ganz große<br />
Durchbruch. Sicher scheitern auch einige dabei, aber dennoch können sich<br />
viele nicht nur ein veritables Geschäft aufbauen, sondern auch ihren Idealismus<br />
bewahren. Denn jeder <strong>Unternehmer</strong> und jede <strong>Unternehmer</strong>in startet<br />
mit einer Idee und mit dem Willen, etwas besser zu machen als alle anderen<br />
vor ihm. Es ist dieser <strong>Unternehmer</strong>geist, der uns täglich vorwärts<br />
bringt und dem <strong>Unternehmer</strong> oder <strong>Unternehmer</strong>in einen wichtigen Platz<br />
in unserer Gesellschaft einräumt. Doch der Wunsch und Wille alleine<br />
genügen nicht. Der frisch gebackene <strong>Unternehmer</strong> oder die frisch gebackene<br />
<strong>Unternehmer</strong>in merkt sehr schnell, dass eine Portion Selbstbewusstsein<br />
und eine gute Idee alleine noch nicht genügen. Marketing, Werbung,<br />
Buchhaltung, Steuern, Organisation, Recht, Personalführung und vieles<br />
mehr sind für den Erfolg genauso maßgebend. Ein unerfahrener <strong>Unternehmer</strong><br />
oder <strong>Unternehmer</strong>in schlittert in dieser vermeintlichen Unübersichtlichkeit<br />
geradezu von einer Unternehmenskrise in die nächste. Kaum<br />
stellen sich die ersten Erfolge ein, kommen schon die nächsten Herausforderungen<br />
auf ihn zu. „Betriebsgrößen“, mit denen er einfach nicht gerech-<br />
4!
Einleitung: Hallo Chef!<br />
net hat, führen ihn so schnell in ein – meist vermeidbares – kleineres oder<br />
auch größeres Unglück.<br />
Solche Krisensituationen zu analysieren und auch wirklich zu erkennen,<br />
dazu bietet Ihnen, lieber Leser und Leserin, dieses Buch mit vielen Praxisbeispielen<br />
nicht nur Stoff <strong>zum</strong> Nachdenken, sondern zeigt auch Lösungswege<br />
auf.<br />
Das 1. Kapitel beschreibt so die Hürden auf dem Weg zur Existenzgründung<br />
und worauf von Anfang an zu achten ist. Nicht selten können nämlich<br />
schon in der Planungsphase einer Unternehmensgründung zukünftige<br />
Fehler vermieden werden. Das 2. Kapitel setzt sich mit dem Unternehmenszweck,<br />
wichtigen Kennzahlen, Werbung und Marketing auseinander<br />
und beschreibt, wie jeder <strong>Unternehmer</strong> seinen angestrebten und gewünschten<br />
Umsatz erreichen kann. Für Krisensituationen, in denen das<br />
Unternehmen im Chaos zu ersticken droht, bietet das 3. Kapitel Ideen und<br />
Lösungen: Eine systematische Büroorganisation, gezieltes Zeitmanagement<br />
mit entsprechenden Aufgabenbeschrieben für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,<br />
eine vorausschauende Finanzplanung, die Förderung firmeninterner<br />
Kommunikation und Aufbauhilfen für den sozialen Rückhalt<br />
bilden das Rückgrat einer erfolgreichen Unternehmensorganisation.<br />
Im 4. Kapitel scheint es der <strong>Unternehmer</strong> und die <strong>Unternehmer</strong>in dann<br />
eigentlich schon „geschafft“ zu haben, doch gerade hier lauern die Gefahren<br />
eines schnellen und dann meist tiefen Falls. Lesen Sie hier, wie Sie<br />
sich davor schützen können, die gleichen Fehler zu begehen wie viele<br />
<strong>Unternehmer</strong> und <strong>Unternehmer</strong>innen vor Ihnen. Dass ein Unternehmen<br />
nie stehen bleibt und stets neu überdacht und ausgerichtet werden muss,<br />
davon handelt das 5. Kapitel. Dort erfahren Sie auch, wie mit dem psychologischen<br />
Druck, der auf einem <strong>Unternehmer</strong> oder einer <strong>Unternehmer</strong>in<br />
lastet, umgegangen werden kann. Im 6. Kapitel setzen wir uns intensiv mit<br />
Personalproblemen und der erfolgreichen Mitarbeiterführung auseinander.<br />
Der Erfolg einer Firma ist die Summe der Anstrengungen aller Mitarbeiter<br />
und Mitarbeiterinnen, die am gleichen Strang ziehen. Lernen Sie, wie Sie<br />
Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hinter sich bringen und für die Ziele<br />
der Firma begeistern können. Im Schlusskapitel erfahren Sie, dass Sie sich<br />
nach all diesen Erfahrungen auch einmal getrost nach hinten lehnen können<br />
und sich über Ihr <strong>Unternehmer</strong>dasein freuen können. Denn der Spaß<br />
5!
Einleitung: Hallo Chef!<br />
am Selbständigsein liegt darin, all diese Herausforderungen anzunehmen<br />
und für jede Situation eine Lösung zu finden.<br />
Alle Namen in diesem Buch habe ich aus Rücksicht auf das Persönlichkeitsrecht<br />
der beschriebenen Personen geändert. Falls Sie sich oder andere<br />
glauben in dem Buch wieder zu erkennen, so liegt es wahrscheinlich daran,<br />
dass es allen <strong>Unternehmer</strong>n und <strong>Unternehmer</strong>innen in vielen Situationen<br />
immer gleich ergeht.<br />
Mit diesen im Ansatz sehr einfachen und plausiblen Analysemethoden<br />
entwickeln Sie, liebe Leser und Leserinnen, ihre eigenen Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
Sie werden Fehlerquellen vermeiden und über<br />
alle natürlichen Widerstände eine methodische Betriebs- und Unternehmensführung<br />
entwickeln. Mit meiner Hintergrundtheorie will ich aufzeigen,<br />
wie die verschiedenen Unternehmensphasen für Sie erkennbar werden.<br />
Anhand meiner während einer langjährigen Praxis gewonnenen<br />
Erkenntnisse, auf denen meine Theorie fußt, soll Ihnen am Beispiel anschaulich<br />
gemacht werden, wie die in natürlichen Ups-and-Downs der<br />
Unternehmensentwicklung liegenden Gefahren zu entschärfen und wie<br />
kritische Hindernisse zu überwinden sind.<br />
Mag der eine <strong>Unternehmer</strong> oder die eine <strong>Unternehmer</strong>in hier eine Hilfestellung<br />
für seine tägliche Praxis finden, so erfreut sich der andere oder die<br />
andere daran, dass auch bei anderen Unternehmen nicht alles nur glatt<br />
läuft, wie es uns allzu viele <strong>Unternehmer</strong>biographien weismachen wollen.<br />
Es freut mich persönlich, wenn es Ihnen als meine Kunden oder als meine<br />
Leser gelingt, anhand der im Folgenden beschriebenen sieben Entwicklungsstufen<br />
eines Unternehmens die eigene Situation zu erkennen, Fehlentwicklungen<br />
und Irrtümer festzustellen, um letztlich als souveräner<br />
<strong>Unternehmer</strong> oder souveräne <strong>Unternehmer</strong>in Ihr Unternehmen Stufe für<br />
Stufe vorwärts zu bringen.<br />
Zurzach in der Schweiz, im Februar 2004<br />
Hans Jürg Domenig<br />
6!
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
Barbara, eine Franchisepartnerin aus dem schweizerischen Wil, kann sich<br />
kaum mehr bremsen vor Tatendrang. Sie hat sich durchgerungen, einen<br />
ANSATZ-Franchisevertrag zu unterschreiben, und wird sich nun definitiv<br />
selbständig machen. Schon oft hat sie sich überlegt, den Schritt zu wagen,<br />
doch dann sind ihr wieder Zweifel gekommen oder ihre momentane Lebenssituation<br />
hat es nicht zugelassen. Doch jetzt steht fest, es gibt keinen<br />
Weg mehr zurück. Sie hat Ihre Stelle in einer großen Versicherungsgesellschaft<br />
auf Ende des Jahres gekündigt und will danach voll durchstarten.<br />
Wissensdurstig verschlingt sie Fachliteratur, kalkuliert die möglichen Kosten<br />
und Umsätze. Sie schreibt an ihrem Businessplan, lässt keine Gelegenheit<br />
aus, sich nach ihrer zukünftigen Konkurrenz umzusehen, und arbeitet in<br />
ihrer gekündigten Arbeitsstelle noch so viele Überstunden wie nur möglich,<br />
um dafür einige Tage frei nehmen zu können und Existenzgründerund<br />
Verkaufsseminare zu besuchen. Es macht ihr gar nichts mehr aus,<br />
abends erst um 21:00 Uhr nachhause zu kommen, den Haushalt zu machen<br />
und dann immer noch genügend Energie zu haben, um nicht über<br />
ihren Büchern einzuschlafen.<br />
Barbara befindet sich in der Euphoriephase der Unternehmensgründung. –<br />
Ein Traum wird wahr. Endlich wird sie für sich ganz alleine arbeiten. – Sie<br />
will selbst bestimmen können. – In Zukunft wird sie die Entscheidungen<br />
selbst fällen und den Erfolg daraus ganz alleine ernten können. – Keine<br />
firmeninternen Querelen werden sie mehr in ihrem Vorwärtskommen<br />
behindern. – Nein, selbständig sein, heißt für Barbara anpacken und voranschreiten.<br />
Plötzlich sind, seit sich herumgesprochen hat, dass Barbara die Firma<br />
verlässt, alle Mitarbeiter – und sogar der Chef – richtiggehend freundlich<br />
und zuvorkommend. <strong>Die</strong> kleinen Unstimmigkeiten sind vergessen. Ja, geradezu<br />
besorgt erkundigen sich die Angestellten der Versicherung bei Barbara,<br />
ob sie es wirklich wagen will, sich in diesen schlechten Zeiten selbständig<br />
zu machen. Und auch die Kunden der Versicherung, die Barbara in<br />
letzter Zeit nur noch genervt hatten, sind plötzlich geradezu fröhlich. Barbara<br />
überlegt sich, ob das vielleicht mir ihrer euphorischen Ausstrahlung zu<br />
tun hat.<br />
! 7
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
Kaum etwas ist für einen jungen <strong>Unternehmer</strong> so spannend und euphorisierend,<br />
wie die Gründungsphase des Unternehmens. Plötzlich kommt er<br />
mit viel weniger Schlaf aus. An jedem neuen Tag stürzt er sich voll Tatendrang<br />
in die Arbeit. Hat er die richtige Selbständigkeit gewählt, wird die<br />
Arbeit <strong>zum</strong> Hobby. Es sprühen die Ideen, und fast jeder Neugründer will<br />
die <strong>Die</strong>nstleistungswüste in Europa nach dem amerikanischen Vorbild<br />
revolutionieren. Der Kunde ist König, und der frisch gebackene <strong>Unternehmer</strong><br />
macht alles für einen zufriedenen Kunden, oft bis tief in die Nacht<br />
hinein. Er scheut keinen Aufwand, weil es Spaß macht. –<br />
Im Startenthusiasmus wird erst einmal nicht auf die Uhr geschaut. <strong>Die</strong><br />
Preise der eigenen Produkte oder <strong>Die</strong>nstleistungen werden, wenn sie nicht<br />
fest vorgegeben sind, am Anfang tief, oftmals zu tief angesetzt, um überhaupt<br />
Kunden zu finden. Dafür ist möglicherweise zu Beginn auch die<br />
Kostenstruktur noch auf einem Niveau, welches tiefe Preise rechtfertigt.<br />
Doch der Spaß am neugegründeten Unternehmen vergeht schnell, wenn<br />
dabei kein Geld verdient wird. Es ist schwierig, hier das richtige Maß zu<br />
finden. Sind die Preise von Anfang an zu hoch veranschlagt, wird es bald<br />
an Aufträgen mangeln. Ich frage oft junge <strong>Unternehmer</strong>, die alles peinlichst<br />
genau kalkuliert haben: „Sie haben Ihren Umsatz vorhergesagt, Sie<br />
haben die Gewinnmarge auf das Maximum geschraubt und Sie haben alle<br />
Vorteile besonders clever für sich ausgenutzt – doch was ist, wenn Ihre<br />
Kunden sich nicht an Ihren Plan halten?“<br />
Denn wenn die Kunden ausbleiben, nutzen auch hohe Gewinnaufschläge<br />
nichts! Sind die Preise jedoch zu tief angesetzt, werden die interessanten<br />
Kunden gar nicht interessiert sein, denn gute Ware, bzw. eine gute <strong>Die</strong>nstleitung<br />
hat Ihren Preis. Ausschließlich Pfennigfuchser und Schnäppchenjäger<br />
springen auf das Angebot an – eine äußerst mühsame Kundschaft, die<br />
dafür sorgt, dass dem Jungunternehmer die Freude an der Selbständigkeit<br />
schnell vergeht. Für solche Kunden funktioniert nur ein gut durchdachtes<br />
Discount-Konzept, bei dem selbst bei geringsten Margen noch genug Geld<br />
übrig bleibt.<br />
8!
Existenzängste<br />
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
Mitten in der Euphoriephase wurde Barbara jedoch plötzlich von der Existenzangst<br />
gepackt. Vielleicht war es Barbaras Mutter, die mit sorgenvollen<br />
Blicken fragte, was wohl die Leute sagen, sollte sie mit ihrem Unternehmen<br />
Konkurs anmelden müssen. Vielleicht war es das erste Bankgespräch,<br />
bei dem der Banker alles, was ihr lieb und teuer ist, als Sicherheit einforderte.<br />
Vielleicht war es ein Zeitungsbericht, der über die wachsende Pleitewelle<br />
schrieb oder vielleicht waren es die vielen Bekannten, die Barbara<br />
ständig – wie in einer Endlosschleife am Telefon – sagten, das funktioniert<br />
nicht, das geht nicht, das schaffst du nie, die Konkurrenz ist viel zu groß,<br />
du wirst über den Tisch gezogen, etc. Plötzlich war die Existenzangst da<br />
und kreiste ununterbrochen in Barbaras Kopf. Sie schaffte es kaum noch<br />
sich zu konzentrieren. Sie unterhielt sich mit ihren Bekannten nur noch<br />
über die miese Wirtschaftslage, zählte mit, wer alles in der Umgebung<br />
Konkurs ging und fühlte sich am wohlsten im Kreise der Jammerer und<br />
Wehklager. Abends konnte sie nicht mehr einschlafen, und die Zeilen in<br />
ihrem Buch verschwammen ständig vor ihren Augen. Sie war wie gelähmt.<br />
– Sollte sie zurückkrebsen?<br />
<strong>Die</strong> Existenzangst verflog erst, als ihr Onkel Peter aus Frauenfeld, der<br />
selbst seit Jahren ein Verpackungsunternehmen führt, Barbara <strong>zum</strong> Minigolf<br />
mitnahm. Er machte ihr beim Spiel klar, dass jedes Hindernis zu<br />
überwinden sei. Das eine auf Anhieb, das andere mit mehreren Anläufen.<br />
Doch wer ruhig und besonnen immer wieder versucht, sein Hindernis zu<br />
überwinden, wird reüssieren, meinte Peter. Zudem versicherte er ihr, dass<br />
sie von seinem Unternehmen die Werbeaufträge bekommen werde. Da<br />
bekam Barbara wieder Mut und ihr Tatendrang kehrte zurück.<br />
<strong>Die</strong> Euphoriephase wird von den meisten Existenzgründern als eine der<br />
schönsten Phasen ihres Lebens empfunden, doch es gibt einen bitteren<br />
Beigeschmack: <strong>Die</strong> Existenzangst. Sie ist der stärkste Gegenpol zur Euphoriephase.<br />
Auch die Auswirkungen der Existenzangst sind genau konträr<br />
zur Euphorie. <strong>Die</strong> Angst lähmt jeden Tatendrang. <strong>Die</strong> Zweifel machen<br />
unsicher und lassen damit Projekte scheitern. In der Regel wechseln die<br />
Euphoriegefühle mit der Existenzangst ab. Je nach dem, welches Gefühl<br />
die Oberhand gewinnt, ist die Arbeitsleistung effizient oder gelähmt. Auf<br />
9!
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
den Existenzgründer kommt das erste Mal das Gefühl der Alleinverantwortung<br />
zu. Scheitern oder Erfolg liegen alleine in seiner Hand. Vielleicht ist<br />
es beruhigend zu wissen, dass jeder Selbständige immer wieder mit Existenzängsten<br />
kämpft. Sei es die Angst vor Verschuldung, die Angst vor der<br />
Unzufriedenheit der Kunden, die Angst vor sozialer Isolierung in seiner<br />
Funktion als Führungsperson wegen Zeitmangels etc. – Je länger die Selbständigkeit<br />
dauert, je erfolgreicher der Selbständige ist und handelt, umso<br />
selbstsicherer wird er. Das Selbstvertrauen des <strong>Unternehmer</strong>s steigert sich<br />
bis zu einem Gefühl, dass, egal was passiert, er immer und aus jeder Situation<br />
heraus eine Lösung findet.<br />
<strong>Die</strong> Sicherheit eines Angestellten besteht dagegen vor allem in der Klarheit<br />
seiner Einkommensverhältnisse. Er weiß, jeden Monat kommt sein Geld<br />
auf sein Konto, und Arbeitslosigkeit ist für den Angestellten der GAU, also<br />
buchstäblich der größte anzunehmende Unfall. Doch gleichzeitig ist er<br />
durch Kündigungsfristen und im Extremfall durch die Arbeitslosenversicherung<br />
abgesichert.<br />
Der Selbständige setzt mit jeder wichtigeren Entscheidung möglicherweise<br />
seine Existenz aufs Spiel. Und übrigens tut er dies noch viel öfter mit dem<br />
Unterlassen einer Entscheidung.<br />
Deshalb auch der Begriff „<strong>Unternehmer</strong>“ und nicht „Unterlasser“. <strong>Die</strong> Existenzangst<br />
des selbständigen <strong>Unternehmer</strong>s reduziert sich mit der Zeit und<br />
der Routine. Zu viel Routine führt jedoch oft zu einer trügerischen Sicherheit,<br />
die wiederum die Existenz der Firma gefährden kann, wenn nicht<br />
permanente Veränderungen und Erneuerungen die Firma am Markt halten.<br />
In den verschiedenen <strong>Stufen</strong> der Unternehmensentwicklung wird immer<br />
wieder deutlich werden, vor welchen Herausforderungen der junge <strong>Unternehmer</strong><br />
steht und welche unternehmerische Kreativität er entwickeln<br />
muss, um sein Unternehmen am Markt zu halten und sich gegenüber der<br />
Konkurrenz zu behaupten.<br />
Vor der Existenzangst ist keiner gefeit. Selbst Xaver Heiniger, ein mehrfacher<br />
Multimillionär aus meinem Bekanntenkreis, klagte nach dem Verkauf<br />
seiner Firma und nach einigen zwischenzeitlichen Fehlinvestitionen über<br />
plötzliche Existenzängste, obwohl ihm immer noch ein zweistelliges Millionenvermögen<br />
verblieb. Existenzangst ist ein Gefühl, und wie bei jedem<br />
10!
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
Gefühl ist diese Angst nicht unbedingt rational. Plötzlich ist sie da und die<br />
Gedanken fangen an, ständig darum zu kreisen. Immer neue Horrorszenarien<br />
fallen dem verängstigten Gehirn ein, was alles schief gehen kann. Das<br />
führt nicht selten bis zu schweren Depressionen, die psychologisch behandelt<br />
werden müssen.<br />
Mein Franchisepartner Oliver Hubbel vertraute mir einmal an, dass er<br />
nachts nicht schlafen könne, weil er unter fürchterlichen Angstzuständen<br />
litt, gleichwohl sein Geschäft durchaus im Rahmen der Planung anlief.<br />
Daraufhin empfahl ich ihm ein sogenanntes Angsttagebuch anzulegen.<br />
Und das funktioniert so: Jedes Mal, wenn es zu einer Angstsituation<br />
kommt, ziehen Sie einfach Ihre Agenda oder einen Notizblock hervor und<br />
notieren Datum, Uhrzeit, die Gründe für Ihre Angst und die schlimmste<br />
mögliche Auswirkung, die Sie sich dabei vorstellen. Danach stecken Sie<br />
das Notizbuch wieder weg und arbeiten weiter, bis der nächste Angstgedanke<br />
aufkeimt. Wieder notieren Sie die Sorgen in Ihrem Angsttagebuch.<br />
Nach einiger Zeit werden Sie beobachten, dass die Einträge in Ihrem<br />
Angsttagebuch mit der Zeit immer seltener werden und dass es immer die<br />
gleichen (oder ähnliche) Ängste sind. Sie werden mit der Zeit verschwinden,<br />
und schon bald werden sie keine Einträge mehr in das Angsttagebuch<br />
zu machen haben.<br />
<strong>Die</strong> Motivation Geld zu verdienen liegt oft darin, finanzielle Sicherheit zu<br />
erlangen. Doch Geld kann man auch leicht wieder verlieren. Wirkliche<br />
Sicherheit erreicht man durch die Selbständigkeit und dem Selbstbewusstsein,<br />
dass man immer eine Möglichkeit findet, um genügend Geld für sich<br />
und seine Familie zu verdienen.<br />
Geschäftsbeziehungen<br />
Hans ist einer meiner kommunikativsten Franchisepartner. Er kennt so<br />
viele Leute, dass er, wenn er in seinem Wohnort Bamberg nur <strong>zum</strong> Briefkasten<br />
um die Ecke geht, nicht vor einer halben Stunde zurückkehrt, weil<br />
er mit so vielen Leuten noch ein Schwätzchen hält. Selbstredend, dass er<br />
in vielen Vereinen nicht nur Mitglied, sondern meistens auch im Vorstand<br />
tätig ist. Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit als ANSATZ-Werbeberater<br />
11!
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
schrieb er alle Autohäuser an, dass er ein neues Firmenfahrzeug benötige<br />
und falls der Autohändler an Werbung interessiert sei, wären sie bereits im<br />
Geschäft. So kam er zu einem Firmenfahrzeug, dessen Leasingrate komplett<br />
mit Werbeaufträgen bezahlt werden konnte. Einen sehr ähnlichen<br />
Brief setzte Hans auch für den Kauf seines Computers ein. Der Computer<br />
kostete Hans einen 4-farbigen Flyer und zwei Direct-Mailings. Auch der<br />
Bäcker, der Metzger und der Getränkelieferant, die Verpflegung für die<br />
Eröffnungsfeier brachten, bekamen ihre Ware mit Visitenkarten und Autobeschriftungen<br />
bezahlt. Bei Klein- und Mittelbetrieben wäscht eine Hand<br />
die andere, sagt Hans mit seinem fränkischen Charme. Als nächstes Projekt<br />
will er bei seinem Hausbau mit Handwerkern zusammenarbeiten, die mindestens<br />
20% der Auftragssumme in Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen von ihm<br />
beziehen.<br />
In der Gründungsphase wird eine Menge Geld ausgegeben. Normalerweise<br />
verhält sich der Existenzgründer hier ganz nach seinen privaten Angewohnheiten,<br />
denn wie bisher sucht er auch nun zunächst nach Schnäppchen<br />
und Angeboten. Doch im Geschäftsbereich zählen andere Kriterien.<br />
Bei arbeitsnotwendigen Geräten und Maschinen sind die Zuverlässigkeit<br />
und der Reparaturservice innerhalb nützlicher Frist wichtiger als ein paar<br />
Prozent Rabatt. Denn wenn eine Maschine plötzlich still steht und es Tage<br />
dauert, bis sie nach der Reparatur wieder läuft, ist der ganze Ablauf im<br />
Betrieb behindert oder vielleicht gar nicht mehr möglich. Aufträge können<br />
nicht erfüllt werden und Kunden werden verärgert. Das kann eine Menge<br />
mehr Geld kosten, als der anfängliche Rabattvorteil einbringt.<br />
Ursula, meine ANSATZ-Franchisepartnerin aus Stralsund, hat mir erzählt,<br />
dass ihr Faxgerät für längere Zeit nicht funktioniert hatte. So etwas geschieht<br />
ja meist zusammen mit anderen Malheurs, so dass sie sich nicht<br />
gleich darum kümmern konnte. Als dann den ganzen Tag über ein Faxpfeifen<br />
in ihrem Telefon zu hören war, wurde sie langsam nervös und sah vor<br />
ihrem geistigen Auge die vielen Aufträge, die ihr nun möglicherweise verloren<br />
gingen. Kurz vor Ladenschluss rannte sie dann los, um im nächst<br />
besten Discountmarkt ein neues Faxgerät zu kaufen, nur damit sie wieder<br />
Faxe empfangen konnte. Wieder zuhause angekommen machte sie sich<br />
daran, das Faxgerät zu installieren und stellte fest, dass man dieses sogar<br />
noch an den Computer anschließen konnte. Doch die Installation lief nicht<br />
12!
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
gerade erfolgreich. Nach einer halben Nacht erfolgloser Versuche ging<br />
nicht nur das Faxgerät nicht, sondern auch der Computer verweigerte<br />
plötzlich seinen <strong>Die</strong>nst. Am nächsten Morgen versuchte meine Geschäftspartnerin<br />
dann verzweifelt, <strong>zum</strong>indest die Geräte getrennt wieder <strong>zum</strong><br />
Laufen zu bringen, doch ohne Erfolg. Es gelang ihr gerade noch, einige<br />
wichtige Dateien auf Diskette zu speichern, als der Computer seinen Geist<br />
schließlich völlig aufgab. Am nächsten Tag ging sie dann zu einem Fachmann,<br />
der in nur drei Stunden alles wieder ins Lot brachte. Ihre anderthalb<br />
Tage Arbeitsausfall musste sie allerdings abschreiben.<br />
Es ist demnach wichtig, bereits beim Kauf an eventuelle Störfälle und<br />
deren Auswirkungen zu denken. Wir sind <strong>zum</strong> Beispiel alle froh, dass<br />
Flugzeughersteller mit strengen Qualitätskontrollen alle Materialeinkäufe<br />
prüfen und daran alle Eventualitäten durchspielen. Erst an zweiter Stelle<br />
steht der bestmögliche Preis. Suchen Sie sich die Verkäufer also gut aus.<br />
Ich selbst hatte einmal einen Computercrash, und als der erst beste Computerhändler<br />
in meiner Nähe versucht hatte, die Daten zu retten, zerstörte<br />
er die Festplatte des Computers vollends. Wäre ich gleich zu einem versierten<br />
Computertechniker gegangen, hätte ich viel Zeit, Ärger und Geld gespart.<br />
Wenn Sie jetzt denken: „Im Nachhinein ist man immer schlauer“,<br />
dann sage ich Ihnen: „Genau deshalb erzähle ich Ihnen das schon im voraus,<br />
damit Sie das vermeiden können.“<br />
Weiterhin ist bei allen Einkäufen zu bedenken, wer in Zukunft Ihr Kunde<br />
werden könnte. Gehören Geschäftsleute zu Ihren potentiellen Kunden?<br />
Dann achten Sie besonders genau darauf, dass sie bei Geschäftsleuten<br />
kaufen, die wiederum bei Ihnen kaufen könnten, und finden Sie bei der<br />
Gelegenheit immer auch einen Vorwand, um Ihre Visitenkarte in deren<br />
Läden zu hinterlassen. Denn unter Geschäftsleuten ist es absolut üblich<br />
untereinander Handel zu betreiben. Mir fällt immer wieder auf, dass ich in<br />
unserem kleinen Lebensmittelladen ausgesprochen viele Selbständige<br />
treffe. Jeder berücksichtigt jeden. Haben Sie bei einem Kauf keine Hemmungen<br />
die Verkäufer darauf anzusprechen, ob Sie auch mit ihnen als<br />
Kunden rechnen dürfen. Ich tätige auf Schritt und Tritt Gegengeschäfte:<br />
vom Autokauf über alle Handwerkerleistungen bis hin zu Lebensmitteleinkäufen<br />
und Tanzstunden.<br />
13!
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
Als <strong>Unternehmer</strong> wird einem schnell klar, dass man auf ein breit abgestütztes<br />
Beziehungsnetz aufbauen kann. Binden Sie Freunde und Verwandte<br />
in Ihr Unternehmen mit ein. Sie werden gerne beim Aufbau des<br />
Unternehmens behilflich sein.<br />
Überlegen Sie sich Kooperationsmöglichkeiten, die für beide Geschäftspartner<br />
Vorteile bringen, oder schließen Sie sich Vertriebsgemeinschaften<br />
an, um zusätzliche Kunden zu gewinnen.<br />
<strong>Die</strong> Kundschaft<br />
„Wir können auf den Mond fliegen, und Sie bringen das Blau meines Logos<br />
nicht hin?“ – Mit diesem Ausspruch wurde unser Offsetdrucker Friedrich<br />
aus Kehl konfrontiert, als er für einen Strassenbauingenieur Briefpapier<br />
ausliefern wollte. Friedrich hatte bereits auf drei verschiedenen Maschinen<br />
und unzähligen Papiermustern experimentiert, doch der Kunde war nicht<br />
zufrieden zu stellen. Obwohl der Kunde durchaus bereit war, die Mehrkosten<br />
für ein perfektes Blau zu bezahlen, stand der Aufwand in keinem Verhältnis<br />
mehr <strong>zum</strong> Ergebnis. Friedrich rief mich an und fragte, wie er mit<br />
diesem Kunden weiter verfahren solle. Einerseits reizte den Drucker das<br />
Potenzial der vielen Aufträge, die noch kommen konnten, doch andererseits<br />
graute ihm jetzt schon vor dem nächsten Projekt. Der Kunde war<br />
einfach nicht zufrieden zu stellen. Ich riet Friedrich, auf fünf von hundert<br />
Kunden zu verzichten. <strong>Die</strong>se fünf machen Platz für zwanzig andere, angenehmere<br />
Kunden. Es ist sicher schwer Kunden abzulehnen, wenn jeder<br />
Auftrag zählt. Doch nur wer den Kopf für neue Kunden frei hat, kann expandieren.<br />
So war es auch bei Friedrich: Er rief mich einige Wochen später<br />
wieder an und erzählte mir voller Stolz, dass er eine Landhausmöbelkette<br />
als Kunden an Land gezogen hätte, der den Umsatz des Ingenieurs um<br />
Längen wettmache.<br />
In der Gründungsphase verbergen sich vielerlei Gefahren. <strong>Die</strong> Unerfahrenheit<br />
des Existenzgründers wird bewusst oder unbewusst ausgenutzt. Viele<br />
Gründer klagen z. B. über die Zahlungsmoral ihrer Kunden. Das hat zwei<br />
Gründe. Oft sind unter den ersten Kunden auch solche, die von der Konkurrenz<br />
des Existenzgründers nicht mehr beliefert werden, weil sie ihre Rech-<br />
14!
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
nungen dort nicht bezahlt haben. Solche potentiell säumige Zahler arbeiten<br />
meist nach einem speziellen Muster, so dass sie von erfahreneren Geschäftsleuten<br />
„100 Meter gegen den Wind gerochen“ werden.<br />
Eine derartige „Masche“ funktioniert <strong>zum</strong> Beispiel folgendermaßen: Der<br />
Kunde kommt <strong>zum</strong> ersten Mal ins Geschäft und gibt sich wie ein Mann<br />
von Welt. Natürlich bezahlt er sofort in bar. Meist holt er einen Schein aus<br />
einem Bündel von Geldscheinen, die er lose in der Tasche trägt, und fängt<br />
an, den Verkäufer zu loben. „Ein angenehmer Kunde“ werden Sie denken,<br />
und sie freuen sich schon auf seinen nächsten Besuch. In kurzen Abständen<br />
kauft der Kunde dann mehrmals für größere Beträge ein, immer nach<br />
dem gleichen Schema, um Ihr Vertrauen in ihn zu festigen. Wenn Ihnen<br />
das erste Mal ein solcher Kunde unterkommt, werden Sie nicht im Traum<br />
daran denken, dass er nicht bezahlen könnte. Doch dieser Glaube beruht<br />
nur auf seiner trickreichen Vorbereitung. Denn plötzlich kommt er mit<br />
einem richtig großen Auftrag, den er sich nach Hause liefern lässt. Und<br />
wenn es um die Bezahlung geht, wird er sich ausdrücklich auf Ihr Verständnis<br />
verlassen, dass er eine so große Summe nicht mit sich herumträgt,<br />
oder er hat gerade sein Geld fest angelegt und kann es erst nächste Woche<br />
„loseisen“. <strong>Die</strong> Lieferung wird versandt, während gleichzeitig oft Eigentumsrechte<br />
bis zur vollständigen Bezahlung nicht extra vereinbart werden.<br />
Daraufhin folgt im schlechtesten Falle ein monatelanges Tauziehen um die<br />
Rechnungsbegleichung, das meistens ergebnislos endet. Solche Kunden<br />
haben schon manchem <strong>Unternehmer</strong> die junge Existenz gekostet.<br />
Peter, ein Autoradiohändler aus Neckargemünd, wurde genau mit dieser<br />
Masche hereingelegt. Er hatte gerade ein HiFi-Geschäft mit Autoradios<br />
eröffnet, als ein Kunde sein Geschäft besuchte und sich ein Autoradio<br />
einbauen ließ. Natürlich bezahlte der Kunde sofort in bar. Dabei beobachtete<br />
der Kunde aufmerksam, wie Peter jeweils Folgendes auf die Rechnung<br />
schrieb, noch bevor sie bezahlt war: „Besten Dank für Ihren Auftrag“, und<br />
dazu setzte er seine Unterschrift darunter. Beim zweiten Mal ließ sich<br />
derselbe Kunde ein Autotelefon einbauen. Das waren damals noch diese<br />
aktenkoffergroßen, sündhaft teueren Modelle. Er bezahlte auch dieses Mal<br />
sofort in bar. Der dritte Auftrag war dann schon etwas umfangreicher. Der<br />
Kunde, ein eloquenter Businessman, wollte sich in zwölf Kurierfahrzeuge<br />
Autoradios und Autotelefone einbauen lassen. Der frisch gebackene Auto-<br />
15!
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
radioverkäufer freute sich riesig über diesen Auftrag und arbeitete Tag und<br />
Nacht, um den Kunden möglichst zufrieden zu stellen. Er rechnete keineswegs<br />
damit, dass die Rechnung, die sich über 50000 Euro belief, auch<br />
dieses Mal wieder in bar bezahlt würde, und gab die Rechnung dem Kunden<br />
vertrauensvoll mit, als dieser das letzte Auto mit fertigem Einbau abholte.<br />
Der Kunde war voll des Lobes für die geleistete Arbeit und versprach,<br />
den geforderten Betrag sofort zu überweisen.<br />
Nach den ersten 30 Tagen war noch kein Geld eingetroffen, und die Lieferanten<br />
der Autotelefone und Autoradios wollten ihre Rechnungen bezahlt<br />
haben. Allzu forsch sollte der neue Superkunde natürlich auch nicht gemahnt<br />
werden. Und so verstrichen über 90 Tage, bis ein Anwalt eingeschaltet<br />
wurde. Auf die Forderung des Anwalts, der Schuldner solle die<br />
Rechnung umgehend bezahlen, kam von diesem die Antwort, er wisse gar<br />
nicht, warum er die Rechnung noch einmal bezahlen solle. Er habe die<br />
Rechnung bar im Geschäft bezahlt. Auch seine Freundin könne das bezeugen,<br />
und zudem habe der Autoradiohändler auf der Rechnung sogar noch<br />
den Empfang des Geldes quittiert. Er zeigte eine Kopie der Rechnung, auf<br />
der stand zwischen der Unterschrift des Händlers und dem „Besten Dank<br />
für Ihren Auftrag“ – „Betrag dankend erhalten“. Bei Peter klingelten langsam<br />
die Alarmglocken. War er einem Betrüger in die Fänge geraten?<br />
Um ein Haar kostete ihn dieser Schuldner seine Existenz. Er rettete sich,<br />
indem er mit den Lieferanten der Autoradios und Autotelefone eine Abzahlungsvereinbarung<br />
traf und indem er während den nächsten fünf Jahren<br />
(zusätzlich zu seinem Geschäft) nachts als Nachtwächter auf das Schloss<br />
Heidelberg arbeiten ging, um die Abzahlungsverträge zu begleichen.<br />
Ein weiterer Grund für die schlechte Zahlungsmoral der Kunden in den<br />
Anfangsjahren des eigenen Betriebes ist, dass viel zu wenige Mahnungen<br />
geschrieben werden. Meistens werden erst Mahnungen geschrieben, wenn<br />
bereits kein Geld mehr auf dem eigenen Geschäftskonto ist. Ein anderer<br />
häufiger Fehler ist, dass nur einmal pro Halbjahr Mahnungen geschrieben<br />
werden. <strong>Die</strong> Kunden merken sofort, bei welchem Betrieb sie die Zahlungen<br />
hinauszögern können und wo nicht. Kommen die Mahnungen unregelmäßig<br />
und spät, kann man die Rechnung ruhig noch eine Weile liegen lassen.<br />
16!
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
Kommt aber die Mahnung im pünktlichen Abstand von <strong>zum</strong> Beispiel 14<br />
Tagen, merkt der Kunde, dass es sich hier um eine seriöse Debitorenbuchhaltung<br />
handelt, und er wird die Rechnung bevorzugt bezahlen. Meistens<br />
fängt es schon bei der Rechnungsstellung an. Am Anfang hat man soviel zu<br />
tun, so dass gar keine Zeit für das Rechnungsschreiben bleibt. Werden die<br />
Rechnungen <strong>zum</strong> Beispiel immer erst <strong>zum</strong> Monatsende geschrieben, gibt<br />
man den Kunden, die <strong>zum</strong> Monatsanfang bestellen, ein zusätzliches Zahlungsziel<br />
von weiteren 30 Tagen. Welche Firma kann sich das leisten?<br />
Abgesehen davon ist es auch psychologisch besser, wenn der Kunde die<br />
Rechnung gleich zusammen mit der Freude über das Kauferlebnis präsentiert<br />
bekommt, und nicht erst nach zwanzig Tagen, wenn seine Freude<br />
abgeflacht ist und er vielleicht nicht einmal mehr genau weiß, warum die<br />
Rechnung so hoch ist. Nicht zu vergessen die negativen Gefühle des Verkäufers,<br />
der beschämt die Rechnung lieber später sendet, um nicht aufdringlich<br />
zu wirken.<br />
Anzahlung, Zahlung bei Lieferung oder nur gegen Barbezahlung sind,<br />
soweit es branchenüblich ist, legitime Mittel, um die Zahlungsmoral in<br />
den Griff zu bekommen. Auch die Annahme von EC-Karten, Kreditkarten<br />
und Eurocheques in Branchen, bei denen dies sonst nicht unbedingt üblich<br />
ist, veranlasst viele Kunden zur Sofortzahlung. Bedenken Sie, dass<br />
eine Kreditkarte nicht nur ein bequemes Zahlungsmittel ist, sondern auch<br />
einen gewissen Prestigestatus für den Inhaber bedeutet, weshalb er oft sehr<br />
gerne mit der Karte bezahlt. (Das Bezahlen einer Rechnung hat weit weniger<br />
Prestigewert.) Und bitte stimmen Sie gegenüber dem Kunden niemals<br />
in das unter Kleingewerbetreibenden modern gewordene Klagelied ein,<br />
dass die Abgaben auf Kreditkarten so hoch sind. Meist sind die Abgaben<br />
unter dem Skonto, den Sie verteilen. Das Geld auf sicher zu haben, ist<br />
mehr wert, als jede dreißigste Rechnung ausbuchen zu müssen.<br />
Oftmals erreicht man in einem persönlichen Gespräch mehr als mit anonymen<br />
schriftlichen Mahnungen. Kunden, die auch nach der zweiten<br />
Mahnung nicht bezahlen, sollten gleich an ein Inkassobüro weitergegeben<br />
werden. Natürlich spricht das gegen das verbreitete Gründersyndrom „Alles<br />
selbst machen zu wollen“. Doch ist es gerade hier sinnvoll, weil man<br />
sich damit Ärger vom Hals schafft und sich auf neue Aufträge konzentrie-<br />
17!
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
ren kann. Doch was hat es mit diesem „Alles selbst machen wollen – Syndrom“<br />
auf sich?<br />
Der einsame <strong>Unternehmer</strong><br />
Mein regelmäßiger Seminarteilnehmer Kurt Weber, der eine kleine Fabrik<br />
für das Auffüllen von Laserdruckerpatronen aufgebaut hat, führt sein Personal<br />
mit strenger Hand. Er hat in seiner Produktionshalle überall Webcams<br />
installiert, um jederzeit seine Mitarbeiter sehen zu können. Zigarettenpausen<br />
werden im Betrieb von Kurt von der Arbeitszeit abgezogen, und<br />
Überstunden entstehen keine, weil die normale Arbeitszeit so gelegt ist,<br />
dass jeder Mitarbeiter stets zuwenig Stunden hat. So können, wenn die<br />
Auftragslage mehr Arbeitszeit fordert, Minusstunden abgebaut werden,<br />
ohne dass teure Überstundenzulagen bezahlt werden müssen.<br />
Wenn ein Mitarbeiter von Kurt eine Frage hat, hält sich der Chef nicht mit<br />
langen Erklärungen auf, sondern erledigt die Aufgabe gleich selbst. Er<br />
glaubt fest daran, dass seine Mitarbeiter dadurch lernen, wie ein Problem<br />
gelöst werden kann, und er ärgert sich maßlos, wenn ein Mitarbeiter mit<br />
dem gleichen Problem eine Woche später wieder bei ihm im Büro steht. So<br />
kommt Kurt vor lauter Einzelproblemen, die er zu lösen hat, kaum zur<br />
Erledigung der Aufgabe, die er sich selbst für den Tag vorgenommen hat.<br />
Deshalb muss er oft bis spät in die Nacht arbeiten. Kurt ist ein typischer<br />
Chef, der unter dem „Alles selbst machen wollen – Syndrom“ leidet.<br />
Im Anfangsstadium eines Unternehmens hat ein jeder <strong>Unternehmer</strong> einmal<br />
das Gefühl, alles selbst machen zu wollen. Doch gibt es, wie vielleicht<br />
auch beim Hausbau, gewisse Bereiche, die man lieber nicht selbst erledigen<br />
sollte. Kürzlich erzählte mir z. B. ein Gastwirt, dass er einen Riesenstress<br />
habe, da er gleichzeitig Koch, Kellner, Marketingmann, Buchhalter<br />
und Putzfrau sei. Er arbeite wie ein Tier, und es komme nichts dabei heraus.<br />
Kein Wunder! Denn es gibt für jeden Bereich Fachleute, die in einem<br />
Bruchteil der Zeit, die ein Laie dazu benötigen würde, ein Vielfaches an<br />
Effizienz erreichen.<br />
Gute Berater können eine Menge Geld sparen. Das heißt nicht, dass ich<br />
empfehle, sofort alle Aufgabenbereiche auszulagern – nein, aber lassen Sie<br />
18!
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
sich von verschiedenen Seiten beraten. Vereinbaren Sie mit Ihren Beratern<br />
einen Stundenhonorarsatz. Danach schreiben Sie sich Ihre Fragen ganz<br />
genau auf. Wenn Sie eine ansehnliche Liste beieinander haben, gehen Sie<br />
zu den entsprechenden Fachleuten. Nutzen Sie auch öffentliche Stellen,<br />
die Ihnen diese Antworten möglicherweise kostenlos erteilen, so wie <strong>zum</strong><br />
Beispiel die Industrie- und Handelskammer oder <strong>Unternehmer</strong>verbände.<br />
Doch guter Rat ist bekanntlich teuer. Stimmt das Verhältnis zwischen der<br />
Honorarsumme und dem Nutzen?<br />
Vor einigen Jahren hat mir ein Steuerberater z. B. in einer einzigen Beratungsstunde<br />
25000 Euro eingespart. Es hätte sich aber kaum gelohnt, sich<br />
für teures Geld beraten zu lassen, wenn die potentiellen Möglichkeiten<br />
nicht vorhanden gewesen wären. Das Verhältnis zwischen möglichem<br />
Ertrag und Honorar muss stimmen! Stellen Sie auch immer sicher, dass ein<br />
branchenspezifischer Berater möglichst nur Sie und nicht auch noch die<br />
Konkurrenz berät, damit es Ihnen nicht ergeht, wie meinem Franchisepartner<br />
Otto Behringer.<br />
Er wandte sich vertrauensvoll an einen nach aussen hin seriös wirkenden<br />
Wirtschaftsprüfer. Jener Dr. Müller sollte für ihn sein geplantes Geschäftskonzept<br />
zu einer ANSATZ-Agentur prüfen. Der Prüfer beurteilte das Konzept<br />
bereits negativ, bevor er alle Unterlagen erhalten hatte, und Dr. Müller<br />
empfahl unserem Partner, einem ortsansässigen Konkurrenten den Geschäftsbereich<br />
des Pokalgravierens abzukaufen. Wie sich durch Zufall<br />
herausstellte, war der besagte Konkurrent ein Mandant der Wirtschaftsprüfungskanzlei.<br />
Der Konkurrent bewegte sich bisher praktisch ohne Konkurrenz<br />
in der Branche, in die unser Franchisepartner Otto Behringer einsteigen<br />
wollte. Dr. Müller versuchte also nur, den Markt seines anderen<br />
Mandanten zu schützen. Doch nicht genug, Dr. Müller sondierte überdies,<br />
ob die Möglichkeit bestand, das niedergehende Pokalgeschäft dieses Klienten<br />
an unseren Franchisepartner zu verkaufen. Doch <strong>zum</strong> Glück kam die<br />
Wahrheit noch rechtzeitig an den Tag und die Mauschelei wurde aufgedeckt.<br />
Dasselbe kann Ihnen mit vielen Beratungsinstanzen passieren, so beispielsweise<br />
mit Banken, die einen Kunden protegieren und Ihnen deshalb<br />
keinen Kredit erteilen wollen. Verlangen Sie deshalb immer Branchenex-<br />
19!
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
klusivität. Seriöse Berater übrigens lehnen ein Mandat ab, wenn sie Interessenskonflikte<br />
oder Befangenheit voraussehen.<br />
Jedes Geschäft besteht aus Boden, Kapital und Arbeit. Doch die eigene<br />
Arbeit wird am Anfang nicht gezählt. Das „Alles selbst machen wollen –<br />
Syndrom“ geht meistens soweit, dass Sie sich denken: „Wenn ich das alleine<br />
mache, verdiene ich an diesem Auftrag mehr, als wenn ich einen Teil<br />
extern oder intern delegiere.“ Doch je mehr Sie sich ausschließlich auf die<br />
Aufgabe konzentrieren, für die Sie wirklich Talent haben, desto erfolgreicher<br />
wird Ihre Firma. Wenn Sie <strong>zum</strong> Beispiel ein guter Verkäufer sind und<br />
nur 10% Ihrer Zeit pro Tag für den Verkauf aufwenden und die restlichen<br />
90% sich damit beschäftigen, dass die Verkäufe, die Sie getätigt haben,<br />
auch abgewickelt werden, dann sind Sie 90% Ihrer Arbeitszeit mit einer<br />
Aufgabe beschäftigt, die Sie weniger gut können, die Ihnen wahrscheinlich<br />
auch keinen Spaß macht und die Sie dementsprechend schlechter erledigen.<br />
Erfolgreich werden Sie, wenn Sie 90% pro Tag im Verkauf tätig sind<br />
und die Umsetzung Ihrer Verkäufe intern oder extern delegieren. Natürlich<br />
fällt das gerade am Anfang schwer. Und schnell kommt zuweilen das Bedürfnis<br />
oder die Notwendigkeit auf, einen Mitarbeiter anzustellen. Doch<br />
gleichzeitig müssen die Kapazitäten ausgelastet werden, sonst gibt es zu<br />
wenig Umsatz für zwei volle Gehälter. <strong>Die</strong> Kapazität wird meistens mit<br />
Überstunden geschaffen. Das heißt, oft erarbeitet einer alleine erst so viele<br />
Überstunden, bis er endlich eine zweite Person voll beschäftigen könnte,<br />
bevor er dann tatsächlich einen Mitarbeiter einstellt. Natürlich funktioniert<br />
das nicht, denn einer alleine kann nie für zwei arbeiten, da jeder seine<br />
speziellen Stärken in speziellen Gebieten hat. Doch gerade von einem<br />
Einmannbetrieb auf zwei Mitarbeiter für das eigene Unternehmen zu<br />
kommen, ist ein riesiger Schritt und kann das junge Unternehmen leicht<br />
ins Strudeln bringen. Das ist vergleichbar mit einer Brauerei, die einen<br />
Braukessel besitzt, der bei 80% und mehr Auslastung Gewinn abwirft. Zu<br />
Beginn steigt die Auslastung kontinuierlich an bis auf 100%. Steigt die<br />
Auslastung danach noch weiter an, muss ein zweiter Kessel angeschafft<br />
werden, was bedeutet, dass beide Kessel nur noch zu 50% ausgelastet sind<br />
und damit kein Geld verdient wird. Nur zu verständlich, dass die Brauerei<br />
versucht, den einen Kessel bis zu 140% oder noch mehr Prozent auszulas-<br />
20!
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
ten, bevor sie den nächsten Kessel anschafft. Liegen wieder beide Kessel<br />
bei 100%, dann fällt die Anschaffung eines dritten Kessels bereits leichter,<br />
da durch die Anschaffung des dritten Kessels die jeweilige einzelne Kesselauslastung<br />
nicht mehr so sehr abfällt, beziehungsweise bei einer Auslastung<br />
von 120 % der ersten beiden Kessel durch die Anschaffung des dritten<br />
Kessels die Auslastung von allen dreien nur noch auf 80% fällt und<br />
damit nicht mehr unter die Rentabilitätsschwelle. Ähnlich verhält es sich<br />
auch mit den Mitarbeitern. Doch hat man hier die Möglichkeit, die Kapazität<br />
dem Markt mit Teilzeitkräften und Praktikanten sehr viel flexibler und<br />
subtiler anzupassen.<br />
Es ist also sinnvoller, von Anfang an bereits sehr genau auf die Mitarbeiterauswahl<br />
zu achten oder in Teilbereichen externe Firmen zu beauftragen,<br />
damit Sie sich auf die Arbeit konzentrieren, die Sie wirklich können. Finden<br />
Sie bei jedem Mitarbeiter heraus, was er am besten kann, und setzen<br />
Sie ihn möglichst auch genau dort ein. Er wird es Ihnen danken und die<br />
genau auf ihn zugeschnittene Aufgabe am liebsten und motiviertesten tun.<br />
<strong>Die</strong> innere Motivation ist die stärkste, eine rein äußere Motivation hält<br />
immer nur sehr kurzfristig an.<br />
Haben Sie einmal das Leuchten in den Augen von Menschen gesehen, die<br />
über ihren Job mit der größten Leidenschaft redeten? Finden Sie Menschen,<br />
die ihren Traumjob bei Ihnen finden, und suchen Sie für sich selbst<br />
die Aufgabenbereiche, die Ihre Leidenschaft entfachen. Sie werden auf<br />
diese Weise ein Team aufbauen können, das für den wirklichen Erfolg alles<br />
bietet.<br />
Ausgewählte Literatur und weitere Hinweise <strong>zum</strong> Thema<br />
Existenzgründung:<br />
Das Thema Existenzgründung ist zuletzt vor allem in Deutschland verstärkt<br />
in der Diskussion. Nach Jahren verfehlter Mittelstandspolitik und<br />
vor allem angesichts steigender Arbeitslosenzahlen und Sozialausgaben<br />
läuft dort unter den Stichworten „Ich-AG“ und Mini-Jobs eine breit angelegte<br />
Kampagne. Doch Existenzgründungen wurden schon zuvor von staatlichen<br />
Stellen (vor allem die Ministerien für Wirtschaft und Technologie<br />
sowie für Bildung und Forschung), öffentlich-rechtlichen Sonderkörper-<br />
21!
1. <strong>Die</strong> Euphoriephase<br />
schaften (Industrie- und Handelskammern, Kreditanstalt für Wiederaufbau,<br />
Deutsche Ausgleichsbank u. a.), den Länderregierungen und im Rahmen<br />
der EG gefördert. So werden Existenzgründer und Jungunternehmer u. a.<br />
durch Finanzhilfen, Eigenkapitalhilfeprogramme und Bürgschaften, aber<br />
vor allem durch Beratungsförderung unterstützt. Doch die steigende Zahl<br />
der Insolvenzen nicht nur in Deutschland zeigt, dass die Idee und der<br />
Wille zur Existenzgründung alleine nicht ausreichen. Notwendig sind eine<br />
umfassende Vorbereitung und eine gezielte Strategie. Zu Ihrer eigenen<br />
Existenzgründung möchten die nachfolgenden Literaturtipps zusätzliche<br />
Anregungen geben zu Geschäftsideen, Markt und Kunden, Businessplan,<br />
Existenzgründung, Finanzen und Recht.<br />
Literaturtipps:<br />
Arnold, Jürgen: Existenzgründung. Von der Idee <strong>zum</strong> Erfolg! Reihe Der<br />
sichere Weg <strong>zum</strong> <strong>Unternehmer</strong>, Bd. 1, 3. aktualisierte Auflage. Schimmel<br />
<strong>Verlag</strong>: Würzburg 1999. 536 S. m. Abbildungen. – ISBN: 3-920834-40-2.<br />
Mit vielen Tipps, grundsätzlichen Informationen und sinnvollen Entscheidungshilfen,<br />
ergänzt durch zahlreiche Grafiken und Checklisten. Außerdem<br />
bereitet das Buch auf Gespräche mit Beratern, Behörden, Kreditinstituten<br />
und Lieferanten vor und behandelt auch alle mit der späteren Organisation<br />
des Unternehmens zusammenhängenden Fragen wie Personal, Rechnungswesen<br />
und Recht.<br />
Birker, Klaus (Hrsg.): Handbuch praktische Betriebswirtschaft. Begr. v.<br />
Teisman; 4. neubearbeitete u. aktualisierte Auflage. Cornelsen <strong>Verlag</strong>:<br />
Berlin 2002. 931 S. m. zahlr. Abbildungen. – ISBN: 3-464-48987-6.<br />
Behandelt über das betriebswirtschaftliche Grundwissen hinaus alle wichtigen<br />
Aspekte der innerbetrieblichen Finanzführung (Buchführung und Bilanz,<br />
Kostenrechnung, Personal- und Finanzwirtschaft, Logistik, Bürokommunikation,<br />
Steuer- und Rechtspraxis und globale Aspekte des betrieblichen<br />
Managements) und ist dabei übersichtlich und klar strukturiert.<br />
Heins, Cornelia: Selbstständig ist die Frau. Ein pfiffiger Ratgeber für Existenzgründerinnen.<br />
Reihe Redline Wirtschaft. <strong>Verlag</strong> moderne industrie:<br />
Landsberg 2003. 160 S. – ISBN: 3-478-74500-4.<br />
Humorvoller Ratgeber, der speziell Frauen den Einstieg in das Thema Existenzgründung<br />
erleichtern will. <strong>Die</strong> Autorin gibt zahlreiche Beispiele, wie<br />
Existenzgründerinnen über Doppelbelastungen und Diskriminierungen hin-<br />
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