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4 Von Christoph Vollenweider* G E D A N K E N Sich Zeit für information und meinungsbildung nehmen Die Schweiz ist das globalisierteste und wahrscheinlich das erfolgreichste Land der Welt. Unsere Wirtschaft ist weltweit verflochten und aktiv, die Wettbewerbsfähigkeit ist sehr hoch und unser Land äusserst attraktiv für international tätige Unternehmen – und für hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland. Vor allem seit der Einführung der Personenfreizügigkeit erleben wir, dass unsere Wirtschaft inmitten eines kriselnden Kontinentes prosperiert – aber auch eine seit Jahrzehnten nie mehr dagewesene Einwanderungswelle! Diese Einwanderung führt zu einem sehr grossen Bevölkerungswachstum. Über 80 000 Personen betrug im letzten Jahr der Nettozuwachs der Schweizer Wohnbevölkerung. Das entspricht ungefähr der Einwohnerzahl der Stadt St. Gallen. Wirtschaftswachstum und Einwanderung infolge der Personenfreizügigkeit gehören also eng zusammen. Die Kehrseite dieser Medaille erleben wir aber auch – tagtäglich: Eine fast zügellose Bautätigkeit pflastert die Landschaft zu und verändert altvertraute Orts- und Stadtbilder, unsere Verkehrsträger sind immer mehr verstopft, während viele Bahnhöfe vor dem Kollaps stehen. Weiter: Im Grossraum Zürich sind Wohnungen für Normal- verdienende knapp und immer mehr Ausländer bestimmen die Arbeitswelt. Die Folgen der Personenfreizügigkeit sind komplex. Weder die Behörden und schon gar nicht die Politiker haben sie im Griff. Und dieses Thema ist nur eines von vielen, die uns herausfordern – wie die langfristige Sicherung der Sozialwerke, die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen, die Energiewende und die Reformen im Bildungswesen. Alle diese Herausforderungen verlangen – mehr denn je – von unseren Verantwortungsträgern ein ganzheitliches und schöpferisches (Nach-)Denken und Handeln! Doch die Realität ist ernüchternd: Die wenigsten Verantwortungsträger nehmen sich die Zeit und Musse, die es zum Nachdenken und zum gegenseitigen Austausch braucht. Viele Unternehmer ertrinken in der Terminflut in ihren Agenden, die Politiker verlieren sich im Dauerwahlkampf, während sich die Bevölkerung an die oberflächlichen Schaukämpfe der «Arena» oder an die belanglosen Gratisblätter hält. Darum ist es nicht verwunderlich, wenn viele Politiker keinen Durchblick mehr haben und nicht mehr in der Lage sind, ganzheitlich zu denken und Visionen zu entwickeln. Abhilfe gäbe es genug: Eine ganze Reihe von Institutionen Christoph Vollenweider in unserem Land denken schon seit Langem über die grundsätzlichen Fragen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft nach, an vorderster Stelle seit über zwei Jahrzehnten das Lilienberg Unternehmerforum. Wir befassen uns mit allen oben genannten grossen Herausforderungen unserer Zeit, um nach unternehmerischen, ganzheitlichen Lösungen zu suchen, zum Beispiel zum Thema Folgen der Personenfreizügigkeit. Unsere vielfältigen Veranstaltungspakete mit interessanten Persönlichkeiten bieten die offene, neutrale Plattform, auf der man sich gründlich informieren und austauschen kann: Alle Teilnehmer können sich einbringen, die Gespräche mit Experten und Gastreferenten finden auf Augenhöhe statt. Nehmen Sie sich Zeit und Musse, um auf den Lilienberg zu kommen und hier über die grundsätzlichen Fragen unserer Zeit nachzudenken und zu diskutieren: Sie bilden sich weiter, lernen Lösungsansätze kennen und gewinnen dabei sehr viel für sich und Ihr Wirkungsfeld. *Christoph Vollenweider ist Leiter Unternehmertum bei der Stiftung Lilienberg Unternehmerforum. Er verantwortet die Umsetzung des Stiftungsgedankens.
5 Von Daniel Anderes* Zwischen Egoismus und Verantwortung Zugegeben, betrachtet man Egoismus im weitesten Sinne, muss jedes menschliche Verhalten als mehr oder weniger egoistisch eingestuft werden, denn jedem bewussten Tun liegt eine individuelle Abwägung des Eigennutzes der Tat zugrunde. Im engeren Sinne ist ein Verhalten aber dann als egoistisch einzustufen, wenn der Handelnde bewusst einen Nachteil für andere in Kauf nimmt und alleine auf seine eigenen Vorteile bedacht ist. Auf die Frage, wo die eigenen Vorteile beginnen oder warum man Nachteile anderer in Kauf nimmt, wird die Anzahl unterschiedlicher Antworten so gross sein wie die Zahl der Befragten. So gehe ich davon aus, dass Joseph Jimenez, CEO von Novartis, seine letztjährige Entschädigung über knapp 16 Millionen Schweizer Franken als angemessen einstuft. Und der Ex-UBS-Banker und Whistleblower Bradley Birkenfeld? Er hat vermutlich zum Wohle aller Geheimnisverrat begangen, und die von der US-Steuerbehörde zugesprochene Entschädigung von 104 Millionen Dollar ist deshalb angemessen. Nicht nur solche Einzelfälle, sondern auch Meldungen wie «Kriminalität aus Langeweile» oder das Verhalten von Profilierungsneurotikern im Dauerwahlkampf geben GEDankEn Anlass zu Fragen wie «Macht das Sinn?» und «Wo bleibt der gesunde Menschenverstand?». Glücklicherweise gibt es sie noch, die Menschen, die Aussergewöhnliches leisten. So erfreut die Auszeichnung dreier Teenager mit dem Prix Courage, nachdem sie einen Familienvater aus dem Rhein gezogen und ihn vor dem Tod bewahrt haben. Oder jene Politiker und Manager, die wissen, dass fünf Minuten schöpferisches Denken mehr Wert sind als nächtelanges Wunschdenken. Und die knapp 300 000 Unternehmer bzw. KMUs, die Mut beweisen, Risiko übernehmen und damit zwei Drittel der Schweizer Arbeitsplätze bieten, tun dies kaum aus reinem Egoismus, Gier oder Grössenwahn. Täglich meistern sie die Gratwanderung, als Vorbilder, mit dem nötigen Biss und einer gesunden Portion Egoismus ihre Ziele zwar konsequent zu verfolgen, dabei aber nicht an Realitätsverlust zu leiden oder gar verantwortungslos zu handeln. In jedem Menschen, der den Mut hat, etwas anzupacken, steckt das Zeug zu einem Unternehmer. Das heisst jetzt nicht, dass Sie gleich eine Firma gründen müssen. Verantwortung zu übernehmen, unternehmerisch zu handeln, kann man, Daniel Anderes ja muss man in jeder Lebenslage. Das gilt gleichermassen in der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Politik und der Verwaltung. Denn, wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun. Das Lilienberg Unternehmerforum, mit seinem einmaligen Netzwerk, bietet Ihnen Möglichkeiten des Engagements zugunsten unserer Wirtschaft, der Politik und der Gesellschaft. Beweisen Sie Mut und werden Sie noch heute Lilienberg Freund. Dadurch bietet sich Ihnen beispielsweise am 25. Oktober die Möglichkeit, Jürg Läderach, Inhaber der Confiseur Läderach AG, zu erleben. Er berichtet über die «gelebten Werte» in seiner Unternehmung. Den Unternehmern raten wir: Für die Gegenwart arbeiten und die Zukunft planen. Als Partner oder Kunde verhilft Ihnen Lilienberg zur Musse, ist eine Quelle der Kraft und Inspiration. Wer nun stets erklärt, für die Gestaltung der Zukunft keine Zeit zu haben, Wichtigeres erledigen zu müssen, handelt verantwortungslos. Wer Zeit braucht, muss sie sich nehmen! *Daniel Anderes ist Leiter Lilienberg Unternehmerforum. Er verantwortet die Bereiche Finanzen und Verwaltung und hat die operative Leitung in Ermatingen.
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