LBZ31.pdf - Lilienberg
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Von Martin von Orelli<br />
Drei Viertel der Schweizer Bevölkerung<br />
sind zwar von der Notwendigkeit der<br />
Armee überzeugt. Doch umgekehrt<br />
befürwortet fast die Hälfte die Aussage,<br />
wonach die Schweiz die allgemeine<br />
Wehrpflicht aufheben und den Militärdienst<br />
freiwillig machen sollte. Das ist das<br />
Resultat der Studie «Sicherheit 2012» der<br />
ETH. Der Hauptautor Dr. Tibor Szvircsev<br />
Tresch stellte sie im Juni auf <strong>Lilienberg</strong> vor.<br />
Am Kolloquium des Aktionsfeldes Sicherheit<br />
& Armee vom 11. Juni ging es primär<br />
darum, unsere Milizarmee im Spiegel der<br />
Studie «Sicherheit 2012» darzustellen.<br />
Ein wichtiger Block war der Gruppe<br />
Schweiz ohne Armee (GSoA) als Organisation<br />
und ihrer Argumentation gewidmet.<br />
Zusätzlich kamen Erfahrungen bei<br />
der Aussetzung der Wehrpflicht im Ausland<br />
zur Sprache – gewissermassen als<br />
zusätzliches Beurteilungselement nach<br />
dem Referat des deutschen Verteidigungsattachés<br />
am Kolloquium vom April<br />
(siehe Artikel in der <strong>Lilienberg</strong> Zeitschrift<br />
Nr. 30). Im letzten Teil des Kolloquiums<br />
wurde die Gretchenfrage für die wehrpflichtbasierte<br />
Schweizer Milizarmee<br />
angesprochen: Wie stellt sich die Wirtschaft<br />
zu unserer Armee?<br />
GESPrÄCH<br />
Schweizer Bevölkerung steht zur armee –<br />
aber nicht konsequent<br />
Drei Viertel stehen<br />
hinter der Armee<br />
Ohne auf Einzelheiten der umfassenden<br />
Studie «Sicherheit 2012» einzugehen,<br />
hielt Referent Dr. Tibor Szvircsev Tresch<br />
zwei Dinge fest:<br />
• Das Vertrauen in die Behörden und Institutionen<br />
ist gegenüber früher in relevantem<br />
Masse gestiegen. Dabei ist das<br />
Vertrauen in die Armee wieder auf dem<br />
langjährigen Durchschnitt angelangt, der<br />
auf einer 10er Skala bei 6,3 Punkten liegt.<br />
Nur die Polizei und die Gerichte im Allgemeinen<br />
liegen auf lange Sicht höher.<br />
• Die Notwendigkeit der Armee wird von<br />
der Schweizer Bevölkerung bejaht und<br />
liegt allgemein bei rund 75 Prozent, wobei<br />
die Zustimmung bei den Jüngeren (20<br />
bis 29-Jährige) mit 63 Prozent leicht tiefer<br />
liegt. Bemerkenswert ist dabei, dass die<br />
Intensität, mit der die Bejahung der Notwendigkeit<br />
formuliert wird (unbedingt<br />
notwendig, eher notwendig), über die<br />
Jahrzehnte abnimmt. Im Jahre 1983 waren<br />
50 Prozent, 1995 37 Prozent, 2009<br />
31 Prozent und 2012 noch lediglich 20<br />
Prozent der Befragten davon überzeugt,<br />
dass die Armee unbedingt notwendig sei.<br />
Hier müsste sich die Politik einige Fragen<br />
stellen, denn es könnte sehr wohl sein,<br />
dass es sich hier um ein grundsätzliches,<br />
staatspolitisches Problem handelt.<br />
Mit Blick auf die Volksabstimmung<br />
über die Initiative für die Abschaffung der<br />
allgemeinen Wehrpflicht muss folgende<br />
Aussage des Referenten hellhörig machen:<br />
48 Prozent (!) befürworten die<br />
Aussage, wonach «die Schweiz die<br />
allgemeine Wehrpflicht aufheben und<br />
den Militärdienst freiwillig machen sollte».<br />
Dabei stellt man eine Entpolarisierung<br />
fest. Das heisst, dass Antworten mit<br />
«eher einverstanden» beziehungsweise<br />
«eher nicht einverstanden» zunehmend<br />
sind. Unter den Befragten werden also<br />
jene mit einer gefestigten, eigenen Meinung<br />
tendenziell zu einer Minderheit.<br />
Offenbar besteht eine gewisse allgemeine<br />
Verunsicherung, Sachkenntnisse sind<br />
ungenügend oder eher verschwommen.<br />
Umso mehr ist die Politik dazu aufgerufen,<br />
hier ihrer Aufgabe nachzukommen<br />
und rechtzeitig Aufklärungsarbeit zu<br />
leisten.<br />
Silvia Würmli, wissenschaftliche Assistentin<br />
von Tibor Szvircsev Tresch, zeigte<br />
transparent auf, welches die organisatorischen<br />
Hintergründe der GSoA sind und<br />
wie deren Argumentation läuft. Interessant<br />
festzustellen ist, dass die immer häufiger<br />
diskutierte «Allgemeine Dienst-