LBZ31.pdf - Lilienberg
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20<br />
Von Max Becker<br />
Der Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands,<br />
Valentin Vogt, nahm am<br />
<strong>Lilienberg</strong> Gespräch von Ende August<br />
kein Blatt vor den Mund. Die Stimme<br />
der Arbeitgeber in der Schweiz ist nicht<br />
immer in allen Punkten im Gleichklang,<br />
aber die «Diagnose» fällt gleich aus: Die<br />
Schweizer Wirtschaft schlägt sich im internationalen<br />
Vergleich ausgezeichnet.<br />
Doch für Valentin Vogt ist klar: Wenn es<br />
so bleiben soll, sind grosse Kraftanstrengungen<br />
nötig.<br />
Economiesuisse – der Dachverband der<br />
Schweizer Wirtschaft – der Gewerbeverband<br />
und der Arbeitgeberverband als die<br />
drei einflussreichsten Institutionen haben<br />
gelegentlich unterschiedliche Agenden,<br />
auch unterschiedliche Prioritäten, oft von<br />
der politischen Agenda getrieben. Doch<br />
die übergeordneten Ziele sind klar zu erkennen:<br />
Stärkung des Wirtschaftsstandorts<br />
Schweiz, Förderung der unternehmerischen<br />
Initiative und Erhalt guter<br />
Rahmenbedingungen.<br />
Wettbewerbsfähigkeit und<br />
Wohlstand erhalten<br />
Die wichtigste Botschaft von Valentin<br />
Vogt war jene, dass es keine unüberwindbaren<br />
Gräben zwischen Arbeitgeber und<br />
GESPrÄCH<br />
«arbeitgeber und arbeitnehmer<br />
haben die gleichen Ziele»<br />
117. <strong>Lilienberg</strong> Gespräch mit Valentin Vogt, Präsident des Arbeitgeberverbandes<br />
Arbeitnehmer geben darf. Auch wenn<br />
die Wege verschieden sein mögen – die<br />
Ziele müssen die gleichen bleiben: Erhalt<br />
der Wettbewerbsfähigkeit, Erhalt eines<br />
hohen Bildungsniveaus und damit Wohlstand<br />
für die Schweiz. Diese Ziele sieht er<br />
durchaus als gemeinsame Ziele. Und dabei<br />
wünscht sich Valentin Vogt «ein Jahrzehnt<br />
der Demut, Einsicht und Vernunft».<br />
Er ist der Ansicht, dass die Zeit für mehr<br />
Bescheidenheit gekommen ist.<br />
Was führt einen Arbeitgeber-Präsidenten<br />
dazu, für Demut zu plädieren? Die<br />
Jahre 2000 bis 2009 seien von Unvernunft<br />
und groben Verstössen gegen Prinzipien<br />
guter Unternehmungsführung geprägt<br />
worden. Und wohl nur dank<br />
tradierter Partnerschaft zwischen Arbeitgebern<br />
und Arbeitnehmern – aber auch<br />
zwischen Politik und Wirtschaft – war es<br />
möglich, das Land vor Schlimmem zu bewahren.<br />
Valentin Vogt sagte, dass er als<br />
grundsätzlich ungeduldiger Mensch in<br />
seiner neuen Funktion lernen musste,<br />
dass die Uhren der Verbände und der<br />
Politik nicht gleich ticken wie jene in den<br />
Unternehmungen.<br />
Wichtige Rolle der Nationalbank<br />
Valentin Vogt ist bekannt dafür, dass er<br />
in «seiner» Unternehmung, Burckhardt<br />
Compression, die als Spin-off aus der<br />
Sulzer-Gruppe hervorgegangen ist, fast<br />
alle Mitarbeitenden mit Namen kennt. Er<br />
macht es sich zur Pflicht, auch die Neuentretenden<br />
nicht nur auf dem Papier zu<br />
kennen. Diese Verbundenheit macht es<br />
nicht nur möglich, sondern geradezu erforderlich,<br />
dass bei unternehmerischen<br />
Entscheidungen immer das langfristige<br />
Wohl der ganzen «Burckhardt Compression<br />
Family» im Auge behalten wird. Bei<br />
einem Export-Anteil von über 99 Prozent<br />
ist es unumgänglich, dass man sich auf<br />
neue Rahmenbedingungen (zum Beispiel<br />
Veränderungen in der Währungslandschaft)<br />
einstellen kann. Und diese Veränderungen<br />
sind oft auch erklärungsbedürftig.<br />
Dabei hob Valentin Vogt die<br />
wichtige Rolle der Schweizerischen Nationalbank<br />
hervor, die mit der Anbindung<br />
des Schweizer Frankens an den Euro für<br />
Stabilität sorgen konnte, auch wenn<br />
natürlich alle Beteiligten wissen, dass<br />
diese Lösung nicht für die Ewigkeit gedacht<br />
sein kann.<br />
Eher im politischen Bereich sind seine<br />
Sorgen angesiedelt: Sowohl die Abzocker-<br />
Initiative als auch die «1:12-Initiative»<br />
seien zwar im besten Fall «gut gemeint».<br />
Aber eben: «Gut gemeint», so der Volksmund,<br />
ist das Gegenteil von «gut». Beide