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LBZ31.pdf - Lilienberg

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16<br />

Von Stefan Bachofen<br />

Stimmgewaltig und leidenschaftlich:<br />

Bassbariton entzückte das <strong>Lilienberg</strong> Publikum<br />

In einem vielfältig gestalteten Lieder-<br />

abend präsentierten der Bassbariton<br />

Tomasz Wija und der Pianist David Santos<br />

am <strong>Lilienberg</strong> Rezital vom 14. August ein<br />

sprachlich und ästhetisch breit gefächertes<br />

Repertoire. Das Programm umfasste<br />

Lieder von Schubert, Brahms und Strauss,<br />

alles Komponisten, die ihre bedeutendsten<br />

Werke im 19. Jahrhundert schrieben,<br />

in einer Zeit also, in der das Lied als Kunstform<br />

seine Blüte erlebte.<br />

Wenn Bassbariton Tomasz Wija mit seiner<br />

Stimme das <strong>Lilienberg</strong> Zentrum füllt,<br />

möchte man am liebsten die Augen<br />

schliessen und in eine andere Welt abtauchen.<br />

Aber man möchte auch keinen<br />

Blick von ihm wenden und in sein Spiel<br />

eintauchen. Es ist genau diese Mischung,<br />

die den Sänger am Staatstheater Kassel<br />

so erfolgreich macht, und einer der Gründe,<br />

dass er 2009 zusammen mit dem<br />

Pianisten David Santos bei zwei internationalen<br />

Schubert-Wettbewerben in<br />

Dortmund und Graz den ersten Preis<br />

gewann.<br />

Mitte August nun durften knapp 100<br />

geladene Gäste aus dem <strong>Lilienberg</strong> Umfeld<br />

die beiden jungen Musiker aus Polen<br />

und Portugal live erleben. Und sie kamen<br />

in den Genuss eines unvergesslichen, ja<br />

BEGEGnUnG<br />

ausserordentlichen Erlebnisses, das von<br />

Susanne Rau-Reist perfekt organisiert<br />

und von DRS-2-Musikredaktor Andreas<br />

Müller-Crepon fachkompetent moderiert<br />

wurde.<br />

Deutsche Lyrik liegt Wija am Herzen<br />

Für den Schubert-Block wählten der Bassbariton<br />

Wija und der Pianist Santos sechs<br />

Lieder nach Gedichten von Johann Mayrhofer<br />

aus. Dieser war Dichter, und er<br />

wohnte einige Jahre mit Schubert zusammen.<br />

Schubert vertonte insgesamt<br />

47 seiner Gedichte. Auch wenn die Lyrik<br />

von Johann Mayrhofer einige Angriffsflächen<br />

bietet, so sind Schuberts Vertonungen<br />

durchwegs von erlesenem Reiz und<br />

entfalten zyklische Qualitäten. Sie haben<br />

eine tiefe, fast dumpfe «Sprache», sind<br />

vieldeutig, romantisch verwoben, oft geheimnisvoll,<br />

aber trotzdem sehr ausdrucksstark.<br />

Wija und Santos liessen sich<br />

bei ihrer Zusammenstellung weniger von<br />

der Textauswahl als von der musikalischen<br />

Dramaturgie leiten. Man spürte<br />

förmlich, dass die deutsche Lyrik Tomasz<br />

Wija am Herzen liegt. Seine makellose<br />

Diktion, die warme Mittellage und die<br />

leuchtende, im Piano sogar schmelzende<br />

Höhe sind der beste Beweis für eine ausgefeilte<br />

Technik und eine grosse künstle-<br />

rische Reife. Daneben forderte die Liedbegleitung<br />

am Klavier vom Pianisten<br />

ganzen Einsatz. Santos gelang es dabei<br />

ideal, stets einfühlsam auf den Sänger<br />

einzugehen.<br />

Anspruchsvolle Brahms-Lieder<br />

Als Höhepunkt des Rezitals entpuppten<br />

sich die von Liebesschmerz, unstillbarer<br />

Sehnsucht und unsterblichen Träumen<br />

geprägten neun Lieder und Gesänge von<br />

Johannes Brahms nach Versen von<br />

August Graf von Platen und Georg<br />

Friedrich Daumer. Das Chor- und Liedschaffen<br />

nimmt in Brahms Gesamtwerk<br />

einen grossen Raum ein.<br />

Brahms habe diesen Liedzyklus der<br />

Pianistin und Komponistin Clara Schumann,<br />

der Ehefrau von Robert Schumann,<br />

gewidmet, erzählte Moderator<br />

Müller-Crepon. «In sie verliebte er sich,<br />

nachdem Schumann in eine Nervenheilanstalt<br />

eingeliefert worden war.» Die beiden<br />

verband eine grosse künstlerische<br />

Liebe. So legte Brahms Clara Schumann,<br />

als er bei ihr wohnte, viele seiner Kompositionen<br />

zur Beurteilung vor. Menschlich<br />

indessen sei die Beziehung sehr unglücklich<br />

verlaufen.<br />

Nach einem etwas unstetem Beginn<br />

findet das einleitende Lied des Brahms-

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