LBZ31.pdf - Lilienberg
LBZ31.pdf - Lilienberg
LBZ31.pdf - Lilienberg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Lilienberg</strong> –<br />
Die Zeitschrift für lebendiges<br />
Unternehmertum<br />
Nummer 31 / Oktober 2012
3<br />
GEDankEn<br />
4 Christoph Vollenweider: Sich Zeit<br />
für Information und Meinungs-<br />
bildung nehmen<br />
5 Daniel Anderes: Zwischen<br />
Egoismus und Verantwortung<br />
6 Dominique Roland Gerber: Ideen<br />
für morgen, oder: Ausprobieren,<br />
tausendfach<br />
8 Herausforderungen im Bereich<br />
Landwirtschaft und Ernährung<br />
BEGEGnUnG<br />
10 Bundesrätliche Finanzpolitik<br />
gefährdet fünf Waffen- und<br />
zwei Flugplätze<br />
12 «95 Prozent der Armeeangehörigen<br />
sind top motiviert»<br />
16 Stimmgewaltig und leidenschaftlich:<br />
Bassbariton entzückte das<br />
<strong>Lilienberg</strong> Publikum<br />
18 Volkstümliche Geburtstagsgrüsse<br />
für Lotti und Walter Reist<br />
<strong>Lilienberg</strong><br />
Die Zeitschrift für lebendiges<br />
Unternehmertum<br />
Nummer 31 / Oktober 2012<br />
© Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum, Ermatingen<br />
EDitoriaL<br />
GESPrÄCH BiLDUnG<br />
20 <strong>Lilienberg</strong> Gespräch mit Valentin<br />
Vogt: «Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />
haben die gleichen Ziele»<br />
22 Die Energievorräte schonend und<br />
intelligent nutzen<br />
24 Wegen der Zuwanderung werden<br />
mehr höhere Bildungsabschlüsse<br />
angestrebt<br />
26 Zuwanderung stellt hohe<br />
Ansprüche an Raumplanung und<br />
Infrastruktur<br />
28 Schweizer Bevölkerung steht zur<br />
Armee – aber nicht konsequent<br />
30 Einigkeit auf dem Podium:<br />
«Die GSoA-Initiative ist eine<br />
Mogelpackung»<br />
Herausgeberin<br />
Stiftung <strong>Lilienberg</strong><br />
Unternehmerforum<br />
CH-8272 Ermatingen<br />
Telefon +41 71 663 23 23<br />
Fax +41 71 663 23 24<br />
info@lilienberg.ch<br />
www.lilienberg.ch<br />
34 Mithilfe des Reist-Symbols ein<br />
Unternehmen erfolgreich führen<br />
StimmE EinES kUnDEn<br />
36 Führungskräfte sollen ihre<br />
Mitarbeiter inspirieren und<br />
begeistern<br />
in EiGEnEr SaCHE<br />
38 <strong>Lilienberg</strong> Freunde erleben<br />
Unternehmer und Politgrössen<br />
hautnah<br />
Redaktion und Konzeption<br />
<strong>Lilienberg</strong> Unternehmertum, Hinwil<br />
Stefan Bachofen<br />
Bilder Fredy Blunier, Angela Schiavone,<br />
Vinzenz Zahner<br />
Layout Alinéa AG, Wetzikon<br />
Druck pmc, Oetwil am See
4<br />
Von Christoph Vollenweider*<br />
G E D A N K E N<br />
Sich Zeit für information und<br />
meinungsbildung nehmen<br />
Die Schweiz ist das globalisierteste und<br />
wahrscheinlich das erfolgreichste Land<br />
der Welt. Unsere Wirtschaft ist weltweit<br />
verflochten und aktiv, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
ist sehr hoch und unser Land<br />
äusserst attraktiv für international tätige<br />
Unternehmen – und für hochqualifizierte<br />
Arbeitskräfte aus dem Ausland. Vor allem<br />
seit der Einführung der Personenfreizügigkeit<br />
erleben wir, dass unsere Wirtschaft<br />
inmitten eines kriselnden Kontinentes<br />
prosperiert – aber auch eine seit<br />
Jahrzehnten nie mehr dagewesene Einwanderungswelle!<br />
Diese Einwanderung<br />
führt zu einem sehr grossen Bevölkerungswachstum.<br />
Über 80 000 Personen<br />
betrug im letzten Jahr der Nettozuwachs<br />
der Schweizer Wohnbevölkerung. Das<br />
entspricht ungefähr der Einwohnerzahl<br />
der Stadt St. Gallen.<br />
Wirtschaftswachstum und Einwanderung<br />
infolge der Personenfreizügigkeit<br />
gehören also eng zusammen. Die Kehrseite<br />
dieser Medaille erleben wir aber<br />
auch – tagtäglich: Eine fast zügellose Bautätigkeit<br />
pflastert die Landschaft zu und<br />
verändert altvertraute Orts- und Stadtbilder,<br />
unsere Verkehrsträger sind immer<br />
mehr verstopft, während viele Bahnhöfe<br />
vor dem Kollaps stehen. Weiter: Im Grossraum<br />
Zürich sind Wohnungen für Normal-<br />
verdienende knapp und immer mehr Ausländer<br />
bestimmen die Arbeitswelt.<br />
Die Folgen der Personenfreizügigkeit<br />
sind komplex. Weder die Behörden und<br />
schon gar nicht die Politiker haben sie im<br />
Griff. Und dieses Thema ist nur eines von<br />
vielen, die uns herausfordern – wie die<br />
langfristige Sicherung der Sozialwerke,<br />
die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen,<br />
die Energiewende und die Reformen<br />
im Bildungswesen. Alle diese Herausforderungen<br />
verlangen – mehr denn<br />
je – von unseren Verantwortungsträgern<br />
ein ganzheitliches und schöpferisches<br />
(Nach-)Denken und Handeln!<br />
Doch die Realität ist ernüchternd: Die<br />
wenigsten Verantwortungsträger nehmen<br />
sich die Zeit und Musse, die es zum<br />
Nachdenken und zum gegenseitigen Austausch<br />
braucht. Viele Unternehmer ertrinken<br />
in der Terminflut in ihren Agenden,<br />
die Politiker verlieren sich im Dauerwahlkampf,<br />
während sich die Bevölkerung an<br />
die oberflächlichen Schaukämpfe der<br />
«Arena» oder an die belanglosen Gratisblätter<br />
hält. Darum ist es nicht verwunderlich,<br />
wenn viele Politiker keinen Durchblick<br />
mehr haben und nicht mehr in der<br />
Lage sind, ganzheitlich zu denken und<br />
Visionen zu entwickeln. Abhilfe gäbe es<br />
genug: Eine ganze Reihe von Institutionen<br />
Christoph Vollenweider<br />
in unserem Land denken schon seit Langem<br />
über die grundsätzlichen Fragen von<br />
Wirtschaft, Politik und Gesellschaft nach,<br />
an vorderster Stelle seit über zwei Jahrzehnten<br />
das <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum.<br />
Wir befassen uns mit allen oben<br />
genannten grossen Herausforderungen<br />
unserer Zeit, um nach unternehmerischen,<br />
ganzheitlichen Lösungen zu suchen,<br />
zum Beispiel zum Thema Folgen der<br />
Personenfreizügigkeit. Unsere vielfältigen<br />
Veranstaltungspakete mit interessanten<br />
Persönlichkeiten bieten die offene, neutrale<br />
Plattform, auf der man sich gründlich<br />
informieren und austauschen kann: Alle<br />
Teilnehmer können sich einbringen, die<br />
Gespräche mit Experten und Gastreferenten<br />
finden auf Augenhöhe statt.<br />
Nehmen Sie sich Zeit und Musse, um<br />
auf den <strong>Lilienberg</strong> zu kommen und hier<br />
über die grundsätzlichen Fragen unserer<br />
Zeit nachzudenken und zu diskutieren:<br />
Sie bilden sich weiter, lernen Lösungsansätze<br />
kennen und gewinnen dabei sehr<br />
viel für sich und Ihr Wirkungsfeld.<br />
*Christoph Vollenweider ist Leiter<br />
Unternehmertum bei der Stiftung <strong>Lilienberg</strong><br />
Unternehmerforum. Er verantwortet<br />
die Umsetzung des Stiftungsgedankens.
5<br />
Von Daniel Anderes*<br />
Zwischen Egoismus<br />
und Verantwortung<br />
Zugegeben, betrachtet man Egoismus im<br />
weitesten Sinne, muss jedes menschliche<br />
Verhalten als mehr oder weniger egoistisch<br />
eingestuft werden, denn jedem bewussten<br />
Tun liegt eine individuelle Abwägung<br />
des Eigennutzes der Tat zugrunde.<br />
Im engeren Sinne ist ein Verhalten aber<br />
dann als egoistisch einzustufen, wenn der<br />
Handelnde bewusst einen Nachteil für<br />
andere in Kauf nimmt und alleine auf seine<br />
eigenen Vorteile bedacht ist.<br />
Auf die Frage, wo die eigenen Vorteile<br />
beginnen oder warum man Nachteile<br />
anderer in Kauf nimmt, wird die Anzahl<br />
unterschiedlicher Antworten so gross<br />
sein wie die Zahl der Befragten. So gehe<br />
ich davon aus, dass Joseph Jimenez,<br />
CEO von Novartis, seine letztjährige<br />
Entschädigung über knapp 16 Millionen<br />
Schweizer Franken als angemessen einstuft.<br />
Und der Ex-UBS-Banker und<br />
Whistleblower Bradley Birkenfeld? Er<br />
hat vermutlich zum Wohle aller Geheimnisverrat<br />
begangen, und die von der<br />
US-Steuerbehörde zugesprochene Entschädigung<br />
von 104 Millionen Dollar ist<br />
deshalb angemessen.<br />
Nicht nur solche Einzelfälle, sondern auch<br />
Meldungen wie «Kriminalität aus Langeweile»<br />
oder das Verhalten von Profilierungsneurotikern<br />
im Dauerwahlkampf geben<br />
GEDankEn<br />
Anlass zu Fragen wie «Macht das Sinn?»<br />
und «Wo bleibt der gesunde Menschenverstand?».<br />
Glücklicherweise gibt es sie noch, die<br />
Menschen, die Aussergewöhnliches leisten.<br />
So erfreut die Auszeichnung dreier<br />
Teenager mit dem Prix Courage, nachdem<br />
sie einen Familienvater aus dem Rhein gezogen<br />
und ihn vor dem Tod bewahrt haben.<br />
Oder jene Politiker und Manager, die<br />
wissen, dass fünf Minuten schöpferisches<br />
Denken mehr Wert sind als nächtelanges<br />
Wunschdenken.<br />
Und die knapp 300 000 Unternehmer<br />
bzw. KMUs, die Mut beweisen, Risiko<br />
übernehmen und damit zwei Drittel der<br />
Schweizer Arbeitsplätze bieten, tun dies<br />
kaum aus reinem Egoismus, Gier oder<br />
Grössenwahn. Täglich meistern sie die<br />
Gratwanderung, als Vorbilder, mit dem<br />
nötigen Biss und einer gesunden Portion<br />
Egoismus ihre Ziele zwar konsequent zu<br />
verfolgen, dabei aber nicht an Realitätsverlust<br />
zu leiden oder gar verantwortungslos<br />
zu handeln.<br />
In jedem Menschen, der den Mut hat,<br />
etwas anzupacken, steckt das Zeug zu einem<br />
Unternehmer. Das heisst jetzt nicht,<br />
dass Sie gleich eine Firma gründen müssen.<br />
Verantwortung zu übernehmen,<br />
unternehmerisch zu handeln, kann man,<br />
Daniel Anderes<br />
ja muss man in jeder Lebenslage. Das gilt<br />
gleichermassen in der Gesellschaft, der<br />
Wirtschaft, der Politik und der Verwaltung.<br />
Denn, wir sind nicht nur für das verantwortlich,<br />
was wir tun, sondern auch<br />
für das, was wir nicht tun.<br />
Das <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum, mit<br />
seinem einmaligen Netzwerk, bietet Ihnen<br />
Möglichkeiten des Engagements zugunsten<br />
unserer Wirtschaft, der Politik und der<br />
Gesellschaft. Beweisen Sie Mut und werden<br />
Sie noch heute <strong>Lilienberg</strong> Freund.<br />
Dadurch bietet sich Ihnen beispielsweise<br />
am 25. Oktober die Möglichkeit, Jürg<br />
Läderach, Inhaber der Confiseur Läderach<br />
AG, zu erleben. Er berichtet über die «gelebten<br />
Werte» in seiner Unternehmung.<br />
Den Unternehmern raten wir: Für die<br />
Gegenwart arbeiten und die Zukunft planen.<br />
Als Partner oder Kunde verhilft Ihnen<br />
<strong>Lilienberg</strong> zur Musse, ist eine Quelle der<br />
Kraft und Inspiration. Wer nun stets erklärt,<br />
für die Gestaltung der Zukunft keine<br />
Zeit zu haben, Wichtigeres erledigen zu<br />
müssen, handelt verantwortungslos. Wer<br />
Zeit braucht, muss sie sich nehmen!<br />
*Daniel Anderes ist Leiter <strong>Lilienberg</strong><br />
Unternehmerforum. Er verantwortet die<br />
Bereiche Finanzen und Verwaltung und<br />
hat die operative Leitung in Ermatingen.
6<br />
Von Dominique Roland Gerber*<br />
GEDankEn<br />
ideen für morgen, oder:<br />
ausprobieren, tausendfach<br />
Die Wahrscheinlichkeit, den Gewinn für<br />
einen Sechser im Schweizer Zahlenlotto<br />
einzukassieren, liegt bei 1 zu 8 Millionen,<br />
für den Sechser mit Plus-Zahl sogar bei 1<br />
zu 24 Millionen. Die Chancen auf den<br />
grossen Erfolg stehen also realistisch eingeschätzt<br />
nicht besonders gut.<br />
Vor einem marktwirtschaftlichen Hintergrund<br />
betrachtet, müsste davon ausgegangen<br />
werden, dass bei solch niederschmetternden<br />
Gewinnaussichten das<br />
Lottogeschäft dem Untergang geweiht<br />
ist. Das Gegenteil trifft zu! Es läuft auf<br />
Hochtouren, und es scheint in wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten einen Teilnehmerrekord<br />
nach dem anderen zu geben. Und<br />
die Gewinnmeldungen lassen die letzten<br />
Zweifler verstummen. Im März 2010 beispielsweise<br />
freute sich ein Spieler über<br />
einen Gewinn von knapp 36 Millionen<br />
Franken. Ergo, trotz miserabler Gewinnaussichten<br />
beteiligt sich regelmässig eine<br />
beeindruckende Anzahl von Glückssuchern<br />
an diesem Spiel. Sie demonstrieren<br />
damit einen toleranten und spielerischsorglosen<br />
Umgang mit Unsicherheit und<br />
lassen sich trotz höchstwahrscheinlichen<br />
Misserfolgen nicht von der Teilnahme<br />
abhalten.<br />
Diese unbelastete Einstellung gegenüber<br />
dem Risiko und diese beeindrucken-<br />
de Frustrationstoleranz sollte ganz allgemein<br />
im unternehmerischen Denken<br />
und speziell im Innovationsprozess vorherrschen.<br />
In einer Studie wird davon<br />
ausgegangen, dass aus 3000 Rohideen<br />
schliesslich ein einziges, erfolgreiches<br />
Produkt respektive eine Dienstleistung<br />
resultiert. Das heisst, die Chancen auf<br />
den grossen Erfolg sind hier markant besser<br />
als im Zahlenlotto.<br />
Eine weitere Studie schätzt, dass 50<br />
Prozent der Forschungs- und Entwicklungskosten<br />
in die erfolgreichen Produkte<br />
investiert werden. In Anlehnung an das<br />
Lottoszenario würde das bedeuten, dass<br />
50 Prozent des Einsatzes als Gewinn an<br />
den Spieler zurückfliessen könnten. Das<br />
sind geradezu berauschende Gewinnaussichten.<br />
Und trotzdem scheinen wir im<br />
Innovationslotto keine Teilnehmerrekorde<br />
zu brechen, auch in wirtschaftlich anspruchsvolleren<br />
Zeiten nicht. Das ist eine<br />
verpasste Chance! Hier ein paar Thesen,<br />
wie wir zu neuen Mitspielern und in der<br />
Folge zu neuen Ideen kommen können.<br />
Kultur des Ausprobierens<br />
Nur wenn es gelingt, statistisch gesehen<br />
3000 Rohideen zu generieren, besteht<br />
die reale Chance, dass wir auf die eine<br />
erfolgversprechende Lösung stossen. In<br />
Dominique Roland Gerber<br />
dieser frühen Phase des Prozesses muss<br />
das Augenmerk ganz klar auf die Menge<br />
der Ideen gerichtet werden. Der Geistesblitz,<br />
der den Chef am Morgen unter der<br />
Dusche trifft, reicht nicht aus. Hier zeichnet<br />
sich ein Paradigmenwechsel ab, der<br />
besagt, dass alle Mitarbeitenden in die<br />
spielerisch geprägte Ideenfindung mit<br />
einbezogen werden müssen. Jede und<br />
jeder soll angehalten werden, über das<br />
Mitdenken hinauszugehen, für die eigene<br />
Idee Verantwortung zu übernehmen<br />
und diese einem «Reality Check» zu unterwerfen.<br />
Das Ausprobieren einer neuen<br />
Idee stellt den einzigen Weg dar, um<br />
valable Indizien bezüglich Machbarkeit<br />
zu erhalten. Die Kultur des Ausprobierens<br />
bedingt eine normative Umgebung, in<br />
der es keine Angst vor Misserfolgen gibt<br />
und die einzelnen Experimente als unausweichliche<br />
Teilschritte hin zum Durchbruch<br />
verstanden werden.<br />
Kritischer Umgang<br />
mit der Vergangenheit<br />
Nicht nur die Umwelt verändert sich in<br />
immer höherer Kadenz, auch das Konsumentenverhalten<br />
unterliegt einer ausgeprägten<br />
Dynamik. Das bedeutet in Bezug<br />
auf den Innovationsprozess, dass Rezepte<br />
aus der Vergangenheit oft sehr be-
7<br />
schränkte Gewinnchancen im heutigen<br />
Umfeld aufweisen. Erfolgreiche Ansätze<br />
aus früheren Epochen können jedoch<br />
kritisch analysiert und, um neuzeitliche<br />
Elemente bereichert, durchaus erfolgversprechend<br />
sein. Misserfolge aus der Vergangenheit,<br />
zum Beispiel, eine der zahllosen<br />
Rohideen, können entscheidende<br />
Ansätze für neuzeitliche Kreationen liefern.<br />
Ist heute die richtige Zeit für die Idee<br />
von damals?<br />
Freiraum<br />
Unternehmen müssen den Innovationsweg<br />
beschreiten und dieser Weg ist definitionsgemäss<br />
mit wesentlich mehr<br />
Misserfolgen als Erfolgen gepflastert. Um<br />
die 2999 Rohideen zu generieren, benötigen<br />
die «Spieler» Raum und Zeit. Kreatives,<br />
unternehmerisches Verhalten, das<br />
über alle Hierarchiestufen hinweg gelebt<br />
werden soll, schlägt sich in entsprechenden<br />
Zielsetzungen nieder. Diese sollen<br />
nicht primär einschränken, sondern Freiraum<br />
für Klein- und Kleinstprojekte<br />
schaffen.<br />
Resultat thematisieren<br />
Integrierender Bestandteil der Kultur des<br />
Ausprobierens ist der zielgerichtete und<br />
konstruktive Umgang auch mit Projekt-<br />
ergebnissen, die als im Moment nicht<br />
zielführend erkannt werden. Dabei geht<br />
es vor allem darum, dass sich der Ausprobierende<br />
nicht als Schuldiger rechtfertigen<br />
muss und dass er keinerlei Ächtung<br />
ausgesetzt ist. Im Gegenteil: Die Smalltalk-Fragen<br />
im Unternehmen sollten sein:<br />
«Woran experimentierst du gerade?»,<br />
«Was probierst du als Nächstes?» oder<br />
«Welche Schlüsse hast du aus deinem<br />
letzten Experiment gezogen?». Es liegt<br />
in der Natur des Ausprobierens, dass die<br />
Aktivitäten durch ein sehr grobes Zielraster<br />
abgedeckt werden. Somit ist ein Soll-<br />
Ist-Vergleich nicht relevant. Das Resultat<br />
eines Experiments soll vielmehr genauestens<br />
analysiert werden, um es zu verstehen<br />
und transparent zu dokumentieren.<br />
Die Erkenntnisse aus solchen Experimenten<br />
können wiederum den Startpunkt für<br />
ein Folgeprojekt darstellen, umgehend<br />
oder später, durch die gleiche Person<br />
oder jemanden mit einem anderen Zugang.<br />
Der Erkenntniszuwachs aus Misserfolgen<br />
sollte im gleichen Masse Aufmerksamkeit<br />
erzeugen oder gefeiert<br />
werden wie die Resultate aus als erfolgreich<br />
eingestuften Ansätzen.<br />
Das Innovationsbedürfnis muss von<br />
allen Mitarbeitenden einer Firma ausgelebt<br />
werden – unabhängig von Funktion<br />
und Hierarchiestufe. Die Kultur des Ausprobierens<br />
etabliert den spielerischen<br />
Umgang mit Ideen und deren erster Anwendung.<br />
Dabei können Ansätze aus der Vergangenheit<br />
eine inspirierende Rolle spielen.<br />
Um ernsthaft ausprobieren zu können,<br />
wird Freiraum im Sinne von Raum und<br />
Zeit benötigt. Die Beteiligung am Innovationsprozess<br />
muss sich auch in der individuellen<br />
Zielsetzung niederschlagen.<br />
Misserfolge sollen gezielt thematisiert<br />
werden, um Erkenntnisse daraus abzuleiten.<br />
Der Humanfaktor im Unternehmen<br />
ist schlicht zu kostenintensiv, um ihn nicht<br />
gezielt in den Innovationsprozess einzubinden.<br />
Es sei denn, Sie haben sich den<br />
Sechser im Zahlenlotto gesichert.<br />
*Prof. Dr. Dominique Roland Gerber ist<br />
Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung<br />
<strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum und<br />
Professor für Unternehmertum in<br />
Tourismus und Hotellerie an der Hochschule<br />
Kempten (De).
8<br />
Von Christoph Vollenweider<br />
G E D A N K E N<br />
Herausforderungen im Bereich<br />
Landwirtschaft und Ernährung<br />
<strong>Lilienberg</strong> Gedanken zum Abschluss des Landwirtschaftszyklus<br />
(Herbst 2011 bis Frühling 2012)<br />
Ausgangslage und Fragestellung<br />
Die Landwirtschaft geniesst in fast allen<br />
Volkswirtschaften der Welt einen besonderen<br />
Status. Das hängt damit zusammen,<br />
dass Ernährung und Ernährungssicherheit<br />
zu den Hauptbedürfnissen der<br />
Menschen gehören. Deshalb ist die Landwirtschaftspolitik<br />
auch in der Schweiz mit<br />
Emotionen verbunden: Niemand verzichtet<br />
gerne auf Sicherheit und Selbstbestimmung<br />
im Ernährungsbereich. Es reicht<br />
nicht, wenn die eigene Volkswirtschaft<br />
genügend Geld zur Verfügung stellt,<br />
um die Bevölkerung über Lebensmittelimporte<br />
zu versorgen, denn: Wer sich<br />
nicht selber versorgen kann, wird in Krisensituationen<br />
abhängig und erpressbar!<br />
Die globalen Probleme im Bereich<br />
Landwirtschaft und Ernährung<br />
Im Bereich Ernährung und Landwirtschaft<br />
sind die globalen Herausforderungen<br />
gewaltig: Verknappung und Verteuerung<br />
der Lebensmittel, wachsende<br />
Bevölkerung, Klimawandel, schwindende<br />
Ressourcen, Rückgang der Bodenfruchtbarkeit,<br />
veränderte Essgewohnheiten,<br />
Landaufkäufe von Staaten und Grosskonzernen<br />
in Afrika, Agrarfreihandel, Patente<br />
auf Saatgut und Lebensmittel als Spekulationsobjekte<br />
sind die wichtigsten<br />
Schlagworte und Beispiele dazu. Die globale<br />
Ernährungssicherheit ist stark gefährdet,<br />
so dass die FAO im Weltagrarbericht<br />
festgehalten hat, dass jede Region<br />
der Erde ihr landwirtschaftliches Potenzial<br />
so gut wie möglich ausschöpfen muss<br />
– dies unter Beachtung von ökologischen<br />
und ethischen Rahmenbedingungen.<br />
Die Rolle der Schweiz<br />
und ihrer Landwirtschaft<br />
Weltweit gesehen spielen die schweizerische<br />
Landwirtschaft und ihre Produktionsfähigkeit<br />
eine marginale Rolle. Ihre<br />
Bedeutung zur Ernährung der Schweizer<br />
Bevölkerung darf jedoch nicht unterschätzt<br />
werden, vor allem im Hinblick auf<br />
das gewisse Mass an Autarkie und Selbstbestimmung,<br />
das sie ermöglicht. Eine<br />
gewisse Selbstversorgung ist immer noch<br />
viel besser als die totale Abhängigkeit<br />
vom Ausland! Aus diesen Gründen muss<br />
man sich in der Schweiz genau überlegen,<br />
wie die Landwirtschaftspolitik in<br />
Zukunft aussehen muss.<br />
Ziel der künftigen Landwirtschaftsrespektive<br />
Ernährungspolitik<br />
Bei der Ausgestaltung der Landwirtschaftspolitik<br />
muss der ganzheitliche Ansatz<br />
gewählt werden, die menschlichen,<br />
sachlichen und wirtschaftlichen Faktoren<br />
sind gleichwertig zu berücksichtigen. Damit<br />
werden auch die Rahmenbedingungen<br />
für die Schweiz abgesteckt, nämlich<br />
die Bedeutung der Landwirtschaft für<br />
Land und Kultur, die kleinräumige Topografie<br />
und die Grenzen des Marktes in<br />
der Urproduktion überhaupt. Unsere<br />
Landwirtschaft muss einen möglichst hohen<br />
Anteil des Bedarfes der Bevölkerung<br />
an gesunden Lebensmitteln mit eigenen<br />
Ressourcen unter Berücksichtigung von<br />
Ökologie und Landschaft produzieren<br />
können. Eine intakte Natur- und Landschaft<br />
sind zudem wichtige Standortfaktoren<br />
für die Wirtschaft im globalen<br />
Wettbewerb um Unternehmen und um<br />
die besten Talente.<br />
Herausgefordert wird die Landwirtschaft<br />
durch das mangelnde Bewusstsein der<br />
Bevölkerung für die wirtschaftlich-ökologischen<br />
Zusammenhänge («Geiz ist<br />
geil»), die Vernichtung von Landwirtschaftsfläche<br />
infolge der Zersiedlung, die<br />
Einführung des Agrarfreihandels im Rahmen<br />
von WTO, EU und bilateralen Abkommen,<br />
mangelndes unternehmerisches<br />
Bewusstsein bei einer immer noch<br />
hohen Zahl von Bäuerinnen und Bauern<br />
– unter anderem infolge falscher Anreize.
9<br />
Interessante Ansätze dazu sind in der<br />
Agrarpolitik 2014 vorhanden.<br />
Wo besteht Handlungsbedarf?<br />
• Stärkung des Bewusstseins in Bevölkerung<br />
und Politik, dass die Sicherstellung<br />
einer gesunden und selbstbestimmten<br />
Ernährung eine strategische Aufgabe des<br />
Staates ist und dass unsere Landwirtschaft<br />
einen gewichtigen Beitrag dazu<br />
leisten soll und kann.<br />
• Bessere Verknüpfung der Landwirtschaftsfragen<br />
mit anderen Bereichen wie<br />
Raumplanung, Gesundheit und Tourismus.<br />
• Sorgfältige Vorbereitung der Landwirtschaft<br />
auf die Öffnung der Agrarmärkte<br />
für den Fall, dass der Freihandel trotz<br />
Verzögerung und Blockade doch noch<br />
kommt – oder zumindest im Falle von<br />
Freihandelsabkommen mit landwirtschaftlichen<br />
Supermächten wie Brasilien<br />
oder Argentinien.<br />
• Die Landwirtschaftspolitik soll sich dem<br />
Primat der Suffizienz unterstellen: Das<br />
heisst, dass Effizienz und Produktion<br />
nicht auf Kosten der natürlichen Grundlagen<br />
erfolgen sollen. Suffizienz trägt<br />
dem Umstand Rechnung, dass die Ressourcen<br />
beschränkt sind. Das Anreizsystem<br />
soll in diese Richtung gehen.<br />
Zwei glückliche Rinder in den Bergen des Oberengadins<br />
(Bildarchiv Verena Rothenbühler).<br />
• Umsetzung einer langfristig ausgerichteten<br />
Agrarpolitik, um die Bauern vor<br />
Fehlinvestitionen zu schützen.<br />
• Bessere Schulung der Bauern im unternehmerischen<br />
Denken und Handeln,<br />
mehr betriebswirtschaftliches Denken<br />
auf dem Hof, Direktvermarktung und<br />
partnerschaftliche Kooperation mit den<br />
Grossverteilern.<br />
• Überwindung der Gegensätze zwischen<br />
der produzierenden und pflegenden<br />
Landwirtschaft, so auch Überwindung<br />
der grossen gesellschaftlichen und<br />
a<br />
politischen Zersplitterung im Landwirtschaftsbereich.<br />
• Die Schweiz soll mit umliegenden und<br />
befreundeten Ländern Abkommen für<br />
den Handel mit nachhaltig produzierten<br />
Lebensmitteln und Agrarrohstoffen<br />
schliessen, die wir brauchen, um unsere<br />
Lücken in der Ernährungssicherheit zu<br />
schliessen (die es auch in einer optimalen<br />
Landwirtschaft und bei einem bewussten<br />
Lebensmittelkonsum immer geben wird!)
10<br />
Von Stefan Bachofen<br />
BEGEGnUnG<br />
Bundesrätliche Finanzpolitik gefährdet<br />
fünf Waffen- und zwei Flugplätze<br />
Mit Spannung verfolgte das Publikum<br />
am <strong>Lilienberg</strong> Podium zur Zukunft des<br />
Militärflugplatzes Dübendorf die Ausführungen<br />
der VBS-Generalsekretärin,<br />
Dr. Brigitte Rindlisbacher. Man spürte<br />
zwar, dass ihr die Luftwaffe und damit<br />
auch der Standort Dübendorf extrem<br />
am Herzen liegen. Aufgrund der unklaren<br />
finanzpolitischen Situation sind ihr<br />
als Vertreterin des VBS derzeit jedoch die<br />
Hände gebunden. Das Horrorszenario:<br />
Der Finanzpolitik des Bundesrates könnten<br />
fünf Waffenplätze und ein bis zwei<br />
Flugplätze zum Opfer fallen.<br />
Das VBS wisse sehr gut um die im-mense<br />
Bedeutung des Militärflugplatzes<br />
Dübendorf, betonte Dr. Brigitte Rindlisbacher,<br />
die am Podiumsgespräch auf<br />
<strong>Lilienberg</strong> das VBS vertrat. «Zum einen<br />
als Ausbildungs- und Trainingsstandort<br />
der Luftwaffe, zum anderen als letzte<br />
grosse strategische Landreserve im Kanton<br />
Zürich. Fest steht einzig, dass es in<br />
der Glatttalstadt keine Kampfjets mehr<br />
zu sehen geben wird. Alle anderen Optionen<br />
sind zum heutigen Zeitpunkt<br />
offen.»<br />
Obschon sie es nicht aussprach: Als<br />
Zuhörer hatte man den Eindruck, dass sie<br />
im Innersten wohl weiss und spürt, dass<br />
der Militärflugplatz Dübendorf – in Verbindung<br />
mit der Zivilluftfahrt – auch nach<br />
2014 weiterbestehen muss und keinesfalls<br />
stillgelegt werden darf.<br />
Unklare Finanzpolitik<br />
Wegen der Ungewissheit in der Finanzpolitik<br />
ist die Lage für Brigitte Rindlisbacher<br />
und das VBS schwierig. «Geht es<br />
finanzpolitisch nach dem Bundesrat,<br />
müssen in der Schweiz weitere fünf Waffenplätze<br />
sowie bis zu zwei Flugplätze<br />
geschlossen werden», sprach sie vor rund<br />
100 Interessierten, mehrheitlich Verfechter<br />
des Flugplatzes Dübendorf, Klartext.<br />
Der Stein des Anstosses: Im April dieses<br />
Jahres kippte die Landesregierung den<br />
Entscheid des Eidgenössischen Parlamentes<br />
vom September 2011, der Armee jährlich<br />
5 Milliarden Franken zuzusprechen.<br />
Statt auf 5 Milliarden soll der Ausgabenplafond<br />
der Armee von heute 4,4 Milliarden<br />
auf lediglich 4,7 Milliarden Franken<br />
pro Jahr (bei einem Bestand von 100 000<br />
Mann) erhöht werden, wobei jährlich 300<br />
Millionen für die neuen Kampfjets zur<br />
Seite gelegt werden sollen.<br />
Die Zukunft des Militärflugplatzes<br />
Dübendorf (Weiterbestand oder Stilllegung),<br />
dessen Betrieb laut der Generalsekretärin<br />
mit erheblichen Kosten verbun-<br />
den ist, müssen in einem ganz-heitlichen,<br />
militär- und finanzpolit schen Zusammenhang<br />
gesehen werden, unterstrich sie.<br />
«Die Luftwaffe stellt nur einen Teil der<br />
Armee dar.» Aufgrund der unklaren, finanziellen<br />
Situation habe das VBS beschlossen,<br />
das Stationierungskonzept der Luftwaffe<br />
vorerst zurückzustellen.<br />
Finanzstarke Trägerschaft<br />
erforderlich<br />
Vor bald anderthalb Jahren haben das<br />
VBS und das UVEK zwei externe Firmen<br />
beauftragt, eine Studie zu erstellen, aus<br />
der hervorgeht, welche Nutzung für den<br />
Flugplatz Dübendorf künftig am sinnvollsten<br />
wäre. Insbesondere soll die Frage<br />
beantwortet werden, ob der Militärflugplatz<br />
sowohl militärisch als auch zivilaviatisch<br />
genutzt werden könnte.<br />
Das Resultat der Studie soll gemäss<br />
Brigitte Rindlisbacher noch in diesem Jahr<br />
publik werden. «Es wird die Grundlage<br />
für den Entscheid des Gesamtbundesrates<br />
zur Zukunft des Flugplatzes darstellen.»<br />
Die Landesregierung werde ihren<br />
Entscheid im Interesse des ganzen Landes<br />
und nicht einer einzelnen Region fällen.<br />
Auch wenn der Flugplatz Dübendorf<br />
einzig und allein dem Bund gehört, werde<br />
die Haltung des Standortkantons
Zürich trotzdem eine wichtige Rolle spie-<br />
len, sagte Brigitte Rindlisbacher. Haupt-<br />
sächlich dann, wenn aufgrund der Studie<br />
eine militär-/zivilaviatische Mischnutzung<br />
zur Entlastung des Flughafens Zürich im<br />
Vordergrund stehen sollte. «Denn in diesem<br />
Fall braucht es die Zustimmung des<br />
Kantons sowie eine finanzstarke Trägerschaft.<br />
Ein finanzieller Alleingang des VBS<br />
ist ausgeschlossen.»<br />
Zur Erinnerung: Der Regierungsrat des<br />
Kantons Zürich hat sich im Mai 2011 gegen<br />
eine militärisch-zivile Mischnutzung<br />
des Flugplatzes Dübendorf ausgesprochen.<br />
Er ist der Meinung, dass mit einem<br />
Flugbetrieb das raumplanerische und<br />
volkswirtschaftliche Potenzial des Areals<br />
nicht ausgeschöpft werde und votierte<br />
deshalb gegen eine weitere aviatische<br />
Nutzung.<br />
Besonderheit Politik vom 3. Juli 2012;<br />
«Ja zum Flugplatz Dübendorf – aber<br />
wie?», mit Heinz Aebi, Senior VP Group<br />
Marketing & Communications, Jet Aviation<br />
Zurich Area, Nationalrat Max Binder,<br />
Stadtrat Illnau-Effretikon, Präsident der<br />
Parlamentarischen Gruppe Luft- und Raumfahrt,<br />
Hans-Peter Hulliger, Gemeindeprä-<br />
«Kantone müssen ihre Parlamentarier unter Druck setzen»<br />
«Der Armee wird das Geld Schritt für Schritt entzogen», bedauerte der frühere<br />
Appenzeller CVP-Nationalrat und Sicherheitspolitiker Arthur Loepfe, «und zwar<br />
vom bürgerlichen Parlament», stellte er klar. Die Sicherheit als Standortvorteil der<br />
Schweiz geniesse offenbar auch in Teilen des Volkes einen weniger hohen Stellenwert<br />
als früher. Es sei nun die Aufgabe der Kantone sowie ihrer Verbände und<br />
Vereinigungen, die eigenen Parlamentarier in die Pflicht zu nehmen, sie zu beeinflussen<br />
und nötigenfalls unter Druck zu setzen, sich für die Armee zu engagieren.<br />
«Sonst geht die ‹Abholzerei› in der Armee unvermindert weiter, und immer mehr<br />
Waffenplätze und Militärflugplätze müssten den Betrieb einstellen.» Der Verlust<br />
des Militärflugplatzes Dübendorf als wichtiges Zentrum luftfahrttechnischen<br />
Know-hows und letzter Einsatzstützpunkt der Ostschweiz wäre verheerend,<br />
mahnte Loepfe.<br />
Die bürgerlichen Parteien im National- und Ständerat müssten nun zusammenhalten,<br />
hob auch SVP-Nationalrat Max Binder den Mahnfinger, zeigte sich aber<br />
zugleich zuversichtlich. «Gelingt uns das, werden wir im Parlament auch die<br />
jährlich 5 Milliarden für unsere Armee verteidigen», sagte er auf Nachfrage von<br />
Moderator Dr. Peter Forster. (Bacs)<br />
sident Bäretswil, Mitglied der Task Force<br />
Flugplatz Dübendorf, und Dr. Brigitte<br />
Rindlisbacher, Generalsekretärin VBS,<br />
Bern, Dr. h. c. Walter Reist, Präsident des<br />
Stiftungsrates der Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum;<br />
Moderation: Dr. Peter<br />
Forster, Mitglied des <strong>Lilienberg</strong>rates.<br />
Gruppenbild mit Referenten, Gastgeber<br />
und Moderator: Heinz Aebi, Nationalrat<br />
Max Binder, Dr. Brigitte Rindlisbacher,<br />
Generalsekretärin des VBS. Dr. h. c.<br />
Walter Reist, Hans-Peter Hulliger und<br />
Dr. Peter Forster (von links).<br />
Weitere Berichte zum Anlass<br />
finden Sie im beigelegten erweiterten<br />
Sonderdruck der <strong>Lilienberg</strong><br />
Zeitschrift Nr. 31.
12<br />
Von Andreas Hess<br />
«95 Prozent der armeeangehörigen<br />
sind top motiviert»<br />
Das zweite Gespräch im Rahmen der<br />
diesjährigen Armee-Veranstaltungsreihe<br />
auf <strong>Lilienberg</strong> stellte die Frage nach der<br />
Leistung der Armee ins Zentrum. Zwei<br />
angehende Berufsunteroffiziere, ein Miliz-Bataillonskommandant<br />
und der Kommandant<br />
der Territorialregion 4 stellten<br />
sich der Frage. Fazit des Podiums: Die<br />
Schweizer Armee ist gut trainiert und erfüllt<br />
ihre Aufträge tadellos. Die Truppen<br />
überzeugen mit einer hohen Leistungsbereitschaft,<br />
und der überwiegende Teil<br />
der Armeeangehörigen absolviert den<br />
Militärdienst top motiviert.<br />
«In der Schweizer Armee steckt sehr viel<br />
mehr Substanz und Kampfgeist als ihre<br />
Kritiker oftmals behaupten und wahrhaben<br />
wollen. Zumal diese die Armee gar<br />
nie bei der Arbeit sehen», stellte Gesprächsleiter<br />
Dr. Peter Forster eingangs<br />
der <strong>Lilienberg</strong> Veranstaltung klar.<br />
Laufende Armeeeinsätze<br />
Der Kommandant der Ostschweizer Territorialregion<br />
4, Divisionär Hans-Peter<br />
Kellerhals, umriss in seinem Referat<br />
laufende und kommende Einsätze der<br />
Schweizer Armee. Das aktuelle Einsatzspektrum<br />
der Armee reiche unter anderen<br />
von einem Hochwassereinsatz in<br />
BEGEGnUnG<br />
Steffisburg über einen Tribünenbau bis<br />
hin zu Übungen und Trainings. Die der<br />
Ter Reg 4 unterstellten Truppen planen<br />
derzeit eine im nächsten Jahr stattfindende<br />
Übung im Fürstentum Liechtenstein<br />
– dies in enger Zusammenarbeit<br />
mit den zivilen Behörden Liechtensteins<br />
und den Führungsstäben der Kantone<br />
St. Gallen und Thurgau. Für 2014 ist die<br />
Unterstützung der Leichtathletik-Europameisterschaft<br />
in Zürich geplant.<br />
Komplexes Dispensationswesen<br />
Divisionär Kellerhals wies auf die Problematik<br />
der Komplexität des Dispensationswesens<br />
hin. Dort, wo in den Einheiten<br />
Überbestände vorhanden sind,<br />
stellen Dispensationsgesuche kein Problem<br />
dar. Die Dispensationsquote liege<br />
etwa bei 20 bis 30 Prozent. Problematisch<br />
wird diese Quote dann, wenn<br />
die Zahl der Armeeangehörigen in<br />
einer Einheit unter 120 Prozent des am<br />
Schluss gewünschten Truppenbestandes<br />
liegt. Täglich werden Soldaten aus<br />
dem Wiederholungskurs entlassen, weil<br />
sie ihre Dienstpflicht erfüllt haben.<br />
Divisionär Kellerhals wies darauf hin,<br />
dass für die Kompaniekommandanten<br />
der Umgang mit den Arbeitgebern recht<br />
schwierig geworden sei. «Das Verständ-<br />
nis für den Dienst an der Gesellschaft<br />
durch den Bürger in Uniform wird immer<br />
kleiner.»<br />
Zur viel kritisierten Armeelogistik meinte<br />
der Ter-Reg-Kommandant, dass sich<br />
die Schweiz eine logistisch anspruchsvolle<br />
Armee leiste. Jährlich werden 175 Bataillone<br />
aus- und abgerüstet. Dies sei der<br />
Preis für das Milizsystem. Schwierig werde<br />
es dort, wo – insbesondere bei den<br />
Panzerbataillonen – die Betriebsmittel<br />
wie zum Beispiel Munition fehlen. Dies<br />
sei eine Folge der Unterfinanzierung der<br />
Armee, monierte Divisionär Kellerhals. Er<br />
hielt fest, dass die Armee gut trainiert sei<br />
und ihre Aufträge erfülle. Die Truppen<br />
haben eine hohe Leistungsbereitschaft<br />
und eine gute Kameradschaft.<br />
Hohe Leistungsbereitschaft<br />
der Rekruten<br />
Aus Sicht des angehenden Berufsunteroffiziers<br />
Wachtmeister Thomas Uhlmann<br />
sind 95 Prozent der Armeeangehörigen<br />
gut motiviert: Sie wollen etwas leisten.<br />
Die Mehrheit der Rekruten habe sehr<br />
hohe Erwartungen an die Rekrutenschule,<br />
«sie wollen in der RS etwas erleben».<br />
Dafür sind die jungen Rekruten auch bereit,<br />
etwas zu geben. Wenn sie aber in<br />
den ersten Wochen der RS enttäuscht
13<br />
Von links: Hptfw Florian Lobsiger, Divisionär Hans-Peter Kellerhals,<br />
Major i Gst Kaspar Hartmann und Wm Thomas Uhlmann.<br />
werden, gehe ein Teil der Motivation ver-<br />
loren, stellte Wm Uhlmann fest. «Ursache<br />
sind zum Teil knappe Ausbildungszei-<br />
ten.»<br />
Für Wm Uhlmann gibt es jedoch nichts<br />
Stärkeres als die Milizarmee, die auf dem<br />
zivilen Know-how der Armeeangehörigen<br />
aufbaut. Die Möglichkeit, in jungen<br />
Jahren Menschen zu führen, ist nicht vergleichbar<br />
mit anderen Ausbildungen. In<br />
der militärischen Führungsausbildung sei<br />
es erlaubt, Fehler zu machen. «Die dabei<br />
gewonnenen Erkenntnisse sind ein wichtiger<br />
Teil des Lernprozesses», so der angehende<br />
Berufsunteroffizier.<br />
Soldaten sind stolz,<br />
gemeinsam Ziele zu erreichen<br />
Hauptfeldweibel Florian Lopsiger, wie<br />
Thomas Uhlmann Absolvent der Berufsunteroffiziersschule<br />
BUSA, führte anhand<br />
von Beispielen aus, dass der Armeeangehörige<br />
durch sein aktives Mitwirken<br />
innerhalb der Gruppe gestärkt wird. Die<br />
Soldaten seien stolz, wenn sie zusammen<br />
mit ihren Kameraden ein vorgegebenes<br />
Ziel erreichen können. Wenn das Ziel mit<br />
der Gruppe oder im Verband erreicht<br />
wird, stärke dies den Zusammenhalt der<br />
Truppe umso mehr.<br />
Trotzdem gebe es in weiten Teilen der<br />
Gesellschaft Leute, die der Armee und<br />
sogar dem einzelnen Soldaten Steine in<br />
den Weg legen wollen und dies teilweise<br />
auch tun. Oft müsse man sein eigenes<br />
Tun und Handeln rechtfertigen, insbesondere<br />
dann, wenn man für sich entschieden<br />
hat, eine militärische Karriere zu<br />
verfolgen.<br />
Zum Schluss ihres gemeinsamen Referates<br />
hielten Wm Uhlmann und Hptfw<br />
Lopsiger fest, dass die Armee ihre Aufträge<br />
jederzeit zu 100 Prozent erfüllen<br />
kann. Beide angehenden Berufsunteroffiziere<br />
sind stolz, ein Teil dieser vielfältigen<br />
und leistungsfähigen Armee zu sein.<br />
Übertriebene Redimensionierung<br />
der Armee<br />
Die Frage «Was kann die Armee leisten?»<br />
sei eine durchaus kritische Frage,<br />
sagte Major im Generalstab Kaspar<br />
Hartmann, Kommandant des Panzerbataillons<br />
13. Dies betreffe vor allem<br />
die Verteidigung. Es gehe nicht nur um
14<br />
die Frage, was die Armee leiste, son-<br />
dern auch wie die Armee aufgestellt sei.<br />
Dass die Armee aufgrund der aktuellen<br />
Bedrohungslage nicht mehr die gleiche<br />
Leistungsfähigkeit wie zu Zeiten des Kalten<br />
Krieges hat, ist aus Sicht des Milizoffiziers<br />
unbestritten.<br />
Jedoch habe die Redimensionierung<br />
der Armee im Zuge der Umsetzung der<br />
Armee 21 und des Entwicklungsschrittes<br />
08/11 ein übertriebenes Ausmass ange-<br />
nommen – getrieben durch das Primat<br />
der Finanzen, vorauseilenden Gehorsam<br />
von verantwortlichen Stellen in Bern und<br />
das Desinteresse der Politik. Major i Gst<br />
Hartmann sagte, «dass wir auch in Zukunft<br />
auf die Verteidigungsfähigkeit der<br />
Armee angewiesen sind».<br />
Hohe Motivation<br />
Mit Stolz führe er sein Panzerbataillon<br />
13, welches die gestellten Anforderun-<br />
gen bestens erfülle. Als problematisch<br />
beurteilt der Bataillonskommandant die<br />
Auswirkungen des neuen Ausbildungsmodells.<br />
Die Ausbildungserfahrung der<br />
jungen Zugführer sei teilweise ungenügend.<br />
«Diese Problematik ist erkannt<br />
worden.»<br />
Neu müssen die Kader eine ganze Rekrutenschule<br />
abverdienen. Die merkliche<br />
Verjüngung der Einheiten habe einen<br />
Know-how-Verlust zur Folge. Zudem, so<br />
Das Armeegespräch lockte traditionsgemäss zahlreiche zivile und uniformierte Gäste an, die nach dem Podiumsgespräch beim<br />
Apéro das Gehörte im vertrauten Kreis weiter diskutierten.
«Gedanken auf den Weg» von Christoph Vollenweider (Auszug)<br />
«Wir haben heute vier völlig unterschiedliche Angehörige der Armee erlebt. Diese vier Männer geben ihr Bestes, damit unsere<br />
Armee in der Lage ist, ihre Rolle in der Sicherheitspolitik unseres Landes bestmöglich und glaubwürdig auszufüllen. Doch diese<br />
vier Männer werden – wie wir alle, die wir uns für die Armee einsetzen – von der Politik desavouiert, ganz explizit und besonders<br />
schmerzlich von Seiten gewisser bürgerlicher Politiker, die sich medienwirksam über Themen auslassen, von denen sie viel zu<br />
wenig verstehen. Damit verbreiten sie tiefe Unsicherheit und säen Misstrauen. Ich spreche hier von der neusten Kontroverse um<br />
die Kampfflugzeugbeschaffung. Wem soll man jetzt glauben, wem soll man überhaupt noch vertrauen? Wurde bei der Evaluation<br />
des neuen Kampfflugzeuges versagt? Ist der Präsident der FDP Schweiz nun ein Lobbyist von Rafale? Und für wen lobbyieren<br />
denn die anderen bürgerlichen Parlamentarier? Ein gravierendes Problem besteht darin, dass die Armeebefürworter kaum noch<br />
über wirklich gute Sicherheitspolitiker im Parlament verfügen.<br />
Ein weiteres Thema, das mir Sorgen macht, ist das VBS, das daran ist, die Bodenhaftung zu verlieren. Als Beispiel nenne ich die<br />
Kommunikationsabteilung des VBS, die es nie für nötig befunden hat, jemanden an einen unserer vielen Anlässen zum Thema<br />
Sicherheit und Armee zu delegieren. Offensichtlich ist man im VBS nicht daran interessiert zu erfahren, was die armeefreundlichen<br />
Kreise in der Bevölkerung eigentlich tun und denken. Das VBS tut wenig oder nichts, um die vielen Bürgerinnen und Bürger<br />
der Schweiz zu unterstützen und zu stärken, die gegen die schleichende Abschaffung der Armee – zum Beispiel über die GSoA-<br />
Initiative – die von «Bern» wahrscheinlich unterschätzt wird – kämpfen. Das ist beschämend und bedenklich. <strong>Lilienberg</strong> macht<br />
aber weiter!»<br />
Major Hartmann weiter, finde der Austausch<br />
zwischen den jungen und älteren<br />
Kader weniger häufig statt.<br />
Er könne feststellen, dass die Dienstmotivation<br />
und die persönliche Einsatzbereitschaft<br />
der Truppe hoch seien. Dies<br />
seien wesentliche Faktoren für die Durchführung<br />
eines guten Fortbildungsdienstes,<br />
meinte Major Hartmann.<br />
Als Gründe führte er an, dass einerseits<br />
von den Soldaten Leistung gefordert wird,<br />
zum anderen gute Ausbildungsdienste<br />
angeboten werden. Das Milizsystem mit<br />
seiner kurzen Dienstzeit von jährlich vier<br />
Wochen sei dabei ein wesentlicher Faktor<br />
für die hohe Motivation der Truppe.<br />
Sorge über Entwicklung<br />
zur «Dienstleistungsarmee»<br />
Hermann Suter zeigte sich in der Diskussion<br />
im Namen der Gruppe Giardino<br />
beeindruckt von der Leistung der Berufs-<br />
militärs und den Milizangehörigen der<br />
Armee. Er wies auf drei Punkte hin, welche<br />
er mit Sorge beobachtet: Führungsinformationssystem<br />
(FIS) Heer, Mobilmachung<br />
und die Entwicklung von einer<br />
Verteidigungs- zu einer «Dienstleistungsarmee».<br />
Grundsätzlich könne das FIS Heer seinen<br />
Zweck erfüllen, entgegnete Divisionär<br />
Kellerhals. Dies, obwohl das System<br />
nicht so geliefert wurde, wie ursprünglich<br />
bestellt. Zur Weiterentwicklung der Armee<br />
meinte Kellerhals, dass die Dienstleistungserbringung<br />
zugunsten ziviler<br />
Behörden ein Teil des Aufgabenspektrums<br />
darstellt.<br />
Besonderheit Armee vom 4. September<br />
2012; «Was kann die Armee leisten?», mit<br />
Divisionär Hans-Peter Kellerhals, Kdt Ter<br />
Reg 4, Winterthur, Major i Gst Kaspar<br />
Hartmann, Kdt Pz Bat 13, Generalagent<br />
Helvetia Versicherungen, Aarau, Hptfw<br />
Florian Lobsiger, Absolvent des Grund-<br />
ausbildungslehrgangs 2011/2012, Berufs-<br />
unteroffiziersschule der Armee, Herisau,<br />
und Wm Thomas Uhlmann, Absolvent des<br />
Grundausbildungslehrgangs 2011/2012,<br />
Berufsunteroffiziersschule der Armee,<br />
Herisau; Gastgeberin: Stiftung <strong>Lilienberg</strong><br />
Unternehmerforum, vertreten durch<br />
Christoph Vollenweider, Leiter Unterneh-<br />
mertum; Moderation: Dr. Peter Forster,<br />
Mitglied des <strong>Lilienberg</strong>rates
16<br />
Von Stefan Bachofen<br />
Stimmgewaltig und leidenschaftlich:<br />
Bassbariton entzückte das <strong>Lilienberg</strong> Publikum<br />
In einem vielfältig gestalteten Lieder-<br />
abend präsentierten der Bassbariton<br />
Tomasz Wija und der Pianist David Santos<br />
am <strong>Lilienberg</strong> Rezital vom 14. August ein<br />
sprachlich und ästhetisch breit gefächertes<br />
Repertoire. Das Programm umfasste<br />
Lieder von Schubert, Brahms und Strauss,<br />
alles Komponisten, die ihre bedeutendsten<br />
Werke im 19. Jahrhundert schrieben,<br />
in einer Zeit also, in der das Lied als Kunstform<br />
seine Blüte erlebte.<br />
Wenn Bassbariton Tomasz Wija mit seiner<br />
Stimme das <strong>Lilienberg</strong> Zentrum füllt,<br />
möchte man am liebsten die Augen<br />
schliessen und in eine andere Welt abtauchen.<br />
Aber man möchte auch keinen<br />
Blick von ihm wenden und in sein Spiel<br />
eintauchen. Es ist genau diese Mischung,<br />
die den Sänger am Staatstheater Kassel<br />
so erfolgreich macht, und einer der Gründe,<br />
dass er 2009 zusammen mit dem<br />
Pianisten David Santos bei zwei internationalen<br />
Schubert-Wettbewerben in<br />
Dortmund und Graz den ersten Preis<br />
gewann.<br />
Mitte August nun durften knapp 100<br />
geladene Gäste aus dem <strong>Lilienberg</strong> Umfeld<br />
die beiden jungen Musiker aus Polen<br />
und Portugal live erleben. Und sie kamen<br />
in den Genuss eines unvergesslichen, ja<br />
BEGEGnUnG<br />
ausserordentlichen Erlebnisses, das von<br />
Susanne Rau-Reist perfekt organisiert<br />
und von DRS-2-Musikredaktor Andreas<br />
Müller-Crepon fachkompetent moderiert<br />
wurde.<br />
Deutsche Lyrik liegt Wija am Herzen<br />
Für den Schubert-Block wählten der Bassbariton<br />
Wija und der Pianist Santos sechs<br />
Lieder nach Gedichten von Johann Mayrhofer<br />
aus. Dieser war Dichter, und er<br />
wohnte einige Jahre mit Schubert zusammen.<br />
Schubert vertonte insgesamt<br />
47 seiner Gedichte. Auch wenn die Lyrik<br />
von Johann Mayrhofer einige Angriffsflächen<br />
bietet, so sind Schuberts Vertonungen<br />
durchwegs von erlesenem Reiz und<br />
entfalten zyklische Qualitäten. Sie haben<br />
eine tiefe, fast dumpfe «Sprache», sind<br />
vieldeutig, romantisch verwoben, oft geheimnisvoll,<br />
aber trotzdem sehr ausdrucksstark.<br />
Wija und Santos liessen sich<br />
bei ihrer Zusammenstellung weniger von<br />
der Textauswahl als von der musikalischen<br />
Dramaturgie leiten. Man spürte<br />
förmlich, dass die deutsche Lyrik Tomasz<br />
Wija am Herzen liegt. Seine makellose<br />
Diktion, die warme Mittellage und die<br />
leuchtende, im Piano sogar schmelzende<br />
Höhe sind der beste Beweis für eine ausgefeilte<br />
Technik und eine grosse künstle-<br />
rische Reife. Daneben forderte die Liedbegleitung<br />
am Klavier vom Pianisten<br />
ganzen Einsatz. Santos gelang es dabei<br />
ideal, stets einfühlsam auf den Sänger<br />
einzugehen.<br />
Anspruchsvolle Brahms-Lieder<br />
Als Höhepunkt des Rezitals entpuppten<br />
sich die von Liebesschmerz, unstillbarer<br />
Sehnsucht und unsterblichen Träumen<br />
geprägten neun Lieder und Gesänge von<br />
Johannes Brahms nach Versen von<br />
August Graf von Platen und Georg<br />
Friedrich Daumer. Das Chor- und Liedschaffen<br />
nimmt in Brahms Gesamtwerk<br />
einen grossen Raum ein.<br />
Brahms habe diesen Liedzyklus der<br />
Pianistin und Komponistin Clara Schumann,<br />
der Ehefrau von Robert Schumann,<br />
gewidmet, erzählte Moderator<br />
Müller-Crepon. «In sie verliebte er sich,<br />
nachdem Schumann in eine Nervenheilanstalt<br />
eingeliefert worden war.» Die beiden<br />
verband eine grosse künstlerische<br />
Liebe. So legte Brahms Clara Schumann,<br />
als er bei ihr wohnte, viele seiner Kompositionen<br />
zur Beurteilung vor. Menschlich<br />
indessen sei die Beziehung sehr unglücklich<br />
verlaufen.<br />
Nach einem etwas unstetem Beginn<br />
findet das einleitende Lied des Brahms-
Zyklus, «Wie rafft ich mich auf in der<br />
Nacht» von Graf von Platen, zu anrührend<br />
gestalteten, zart fliessenden Kantilenen.<br />
Die Klavierbegleitung war nie zu<br />
dominant, und sie gelang dem Pianisten<br />
David Santos vor allem in den dramatischeren<br />
Stücken hervorragend. Einzeltönen<br />
wie zum Beginn von «Ich schleich<br />
umher» vermochte er ein ebensolches<br />
Gewicht zu verleihen wie den wuchtigen<br />
Akkorden des zentralen «Wehe, so willst<br />
du mich wieder». Tomasz Wijas Baritonstimme<br />
zeigte sich allen Anforderungen<br />
der höchst anspruchsvollen Gesänge gewachsen.<br />
Strauss schrieb die Lieder<br />
für seine Frau<br />
Als fulminanter Schlusspunkt des <strong>Lilienberg</strong><br />
Konzerts gelangten vier Lieder von<br />
Richard Strauss, einem der erfolgreichsten<br />
Komponisten des 19. Jahrhunderts,<br />
zur Aufführung – darunter «Für funfzehn<br />
Pfennige» aus «Des Knaben Wunderhorn»<br />
sowie Lieder, die Strauss zu Gedichten<br />
von John Henry Mackay und<br />
Adolf Friedrich Graf von Schack geschrieben<br />
hatte. Werke, welche die beiden<br />
Musiker mit Leidenschaft darboten.<br />
Strauss hinterliess insgesamt über 200<br />
Lieder. Viele von ihnen schrieb er für<br />
seine Frau Pauline, unter anderem auch<br />
die am <strong>Lilienberg</strong> Rezital vorgetragene<br />
«Heimliche Aufforderung». Dieses Lied<br />
schenkte Strauss, neben drei anderen<br />
Liedern, Pauline zur Hochzeit. Von Richard<br />
Strauss stammt übrigens auch die<br />
Zugabe «Ach weh mir unglückhaftem<br />
Mann», ein Lied, das er seiner Schwester<br />
Johanna widmete.<br />
Zum ersten Mal überhaupt kamen die<br />
Gäste am <strong>Lilienberg</strong> Rezital in den<br />
Genuss eines Liederabends: Bassbariton<br />
Tomasz Wija (rechts) und sein Begleiter<br />
am Klavier, David Santos, harmonierten<br />
perfekt.<br />
Erste gemeinsame CD erschienen<br />
Im Dezember 2010 veröffentlichten Tomasz Wija und David Santos, die sich in Berlin<br />
kennengelernt hatten, unter dem deutschen Label Thorofon ihre erste gemeinsame<br />
CD. Sie enthält Lieder von Schönberg, Busoni und Schubert, dazu alle neun<br />
Lieder und Gesänge op. 32 von Brahms. Bevor Tomasz Wija seine Gesangskarriere<br />
startete, hatte er übrigens gelernt, auf dem klassischen Akkordeon zu spielen.<br />
Doch um mit dem Akkordeon internationale Erfolge feiern zu können, hätte<br />
er viel zu intensiv üben müssen, während er als Sänger bereits zu Jugendzeiten<br />
sozusagen aus dem Nichts heraus bei einem Wettbewerb in Polen einen Spitzenplatz<br />
belegte, wie er im Interview mit dem Moderator sagte. Fasziniert vom<br />
Liedgesang Wijas ist sein Begleiter am Klavier, David Santos. «Die menschliche<br />
Stimme ist das natürlichste Instrument.» Deshalb wolle er auch in Zukunft mit<br />
Tomasz Wija auftreten, wobei das Repertoire der beiden Künstler hauptsächlich<br />
romantische und zeitgenössische Musik umfassen soll. (Bacs)
18<br />
Von Stefan Bachofen<br />
Volkstümliche Geburtstagsgrüsse<br />
für Lotti und Walter reist<br />
Einen ganz speziellen Leckerbissen er-<br />
lebten Lotti und Walter Reist sowie die<br />
knapp 100 geladenen Gäste am 10. Juli<br />
im <strong>Lilienberg</strong> Zentrum. Aus Anlass des<br />
85. Geburtstages, den die beiden auch<br />
heute noch sehr aktiven Senioren in diesem<br />
Jahr feiern durften, übermittelten<br />
der Männerchor, der Jodlerklub Heimet<br />
und das Schwyzerörgeli-Trio «Echo vom<br />
Adlerhorst» volkstümliche Geburtstagsgrüsse<br />
aus Hinwil, der Wohn- und Heimatgemeinde<br />
der Jubilare.<br />
So überwältigt wie heute Abend sei er<br />
schon lange nicht mehr gewesen, freute<br />
sich Walter Reist über das musikalische<br />
Geschenk aus Hinwil. «Heimat pur»,<br />
«Schweiz pur» sei es gewesen, was der<br />
Männerchor, der Jodlerklub und das<br />
Schwyzerörgeli-Trio während gut anderthalb<br />
Stunden auf hochstehendem, musikalischem<br />
Niveau geboten haben.<br />
«Ein Anlass fürs Herz, der sämtliche Rezitals<br />
der Vergangenheit und selbst alle<br />
<strong>Lilienberg</strong> Preisverleihungen um Welten<br />
übertroffen hat», brachte es der sichtlich<br />
gerührte Präsident der Stiftung <strong>Lilienberg</strong><br />
Unternehmerforum – auch im Namen<br />
seiner Frau – auf den Punkt. Die beiden<br />
hatten am 19. Februar beziehungsweise<br />
BEGEGnUnG<br />
«Das isch Heimet», «Das isch Schwiiz» freute sich Walter Reist über die volkstümlichen<br />
Geburtstagsgrüsse aus seiner Wohn- und Heimatgemeinde<br />
am 26. April dieses Jahres ihre hohen<br />
Geburtstage feiern dürfen.<br />
Durch das Programm begleitete der<br />
pensionierte Ferag-Mitarbeiter Fredy Blunier,<br />
der nicht zuletzt wegen seiner bodenständigen<br />
Art der Moderation und<br />
seines umfangreichen Volksmusikfachwissens<br />
beim Publikum wie bei den Sängern<br />
gleichermassen punktete.<br />
Höhepunkt der musikalischen Besonderheit<br />
war das Lied «Daheim» des Prix-<br />
Walo-Gewinners Franz Stadelmann, das<br />
der Männerchor und der Jodlerklub gemeinsam<br />
als Schlussbouquet unter der<br />
Leitung von Sämi Steiner, Dirigent des<br />
Männerchors, sangen. «Daheim», so Fritz<br />
Kamm, Präsident des Jodlerklubs, könne<br />
je nach Lebensabschnitt Verschiedenes<br />
bedeuten. «In jungen Jahren sehnt man<br />
sich nach Freiheit, dann wird man erinnert,<br />
wie schnell die Jahre vergehen, und<br />
plötzlich merkt man, dass es daheim auch<br />
schön sein kann.»
19<br />
Zum Jodlerklub Heimet, vor allem aber<br />
zum Männerchor Hinwil hat Walter Reist<br />
übrigens eine ganz spezielle Beziehung:<br />
In seinem Beisein erfolgte im Januar 1995<br />
die Neugründung des Männerchors. Und<br />
vor fünf Jahren entboten die Chorsänger<br />
zusammen mit den Hinwiler Jodlern bereits<br />
ein Ständchen zu seinem 80. Geburtstag.<br />
Spontan einen «Kafi Schnaps»<br />
serviert<br />
In die Herzen des Publikums spielte sich<br />
auch das Schwyzerörgeli-Trio Adlerhorst<br />
mit «Bandleader» Max Schneider, Monika<br />
Stamm und Dodo Kaspar am Schwyzerörgeli<br />
sowie Urs Biefer am Kontrabass.<br />
Dass sie beim Stück «Sulzflueh Kafi» von<br />
Osy Schaub kurzzeitig aus dem Konzept<br />
gerieten, nahm ihnen niemand übel. Sie,<br />
die sonst vorwiegend an After-Partys in<br />
der Skihütte oder an der Chilbi auftreten,<br />
seien es sich schlicht nicht gewohnt, vor<br />
konzentriert und still zuhörenden Gästen<br />
zu spielen, entschuldigten sie sich mit<br />
Schalk in den Augen. Das <strong>Lilienberg</strong> Publikum<br />
nahm’s mit Humor.<br />
Nachdem ihnen Heidi Ulrich, Bereichsleiterin<br />
Gastronomie auf dem <strong>Lilienberg</strong>,<br />
spontan einen «Kafi Schnaps» organisiert<br />
und serviert hatte, war die Welt bei den<br />
Schwyzerörgelern auf jeden Fall wieder<br />
in Ordnung.<br />
Auf der Rückreise weitergesungen<br />
Bei einem ausgiebigen Apéro und gemütlichem<br />
Beisammensein erfuhr der Geburtstagsanlass<br />
im Foyer seine würdige<br />
Fortsetzung, ehe sich die Gäste und spä-<br />
ter auch die Musiker gegen 21.30 Uhr auf<br />
den Heimweg machten. Unbestätigten<br />
Angaben zufolge wurde im Car übrigens<br />
noch eine ganze Weile weitergesungen<br />
und gejodelt. «Es richtiges Chäferfäscht»<br />
sei es auf der Fahrt zurück nach Hinwil<br />
gewesen, liess sich eines der Chormitglieder<br />
– ein langjähriger Ferag-Mitarbeiter<br />
– am anderen Morgen zitieren.<br />
Sämi Steiner dirigiert das Schlussbouquet, das der Männerchor Hinwil und<br />
der Jodlerklub Heimet gemeinsam bestritten.
20<br />
Von Max Becker<br />
Der Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands,<br />
Valentin Vogt, nahm am<br />
<strong>Lilienberg</strong> Gespräch von Ende August<br />
kein Blatt vor den Mund. Die Stimme<br />
der Arbeitgeber in der Schweiz ist nicht<br />
immer in allen Punkten im Gleichklang,<br />
aber die «Diagnose» fällt gleich aus: Die<br />
Schweizer Wirtschaft schlägt sich im internationalen<br />
Vergleich ausgezeichnet.<br />
Doch für Valentin Vogt ist klar: Wenn es<br />
so bleiben soll, sind grosse Kraftanstrengungen<br />
nötig.<br />
Economiesuisse – der Dachverband der<br />
Schweizer Wirtschaft – der Gewerbeverband<br />
und der Arbeitgeberverband als die<br />
drei einflussreichsten Institutionen haben<br />
gelegentlich unterschiedliche Agenden,<br />
auch unterschiedliche Prioritäten, oft von<br />
der politischen Agenda getrieben. Doch<br />
die übergeordneten Ziele sind klar zu erkennen:<br />
Stärkung des Wirtschaftsstandorts<br />
Schweiz, Förderung der unternehmerischen<br />
Initiative und Erhalt guter<br />
Rahmenbedingungen.<br />
Wettbewerbsfähigkeit und<br />
Wohlstand erhalten<br />
Die wichtigste Botschaft von Valentin<br />
Vogt war jene, dass es keine unüberwindbaren<br />
Gräben zwischen Arbeitgeber und<br />
GESPrÄCH<br />
«arbeitgeber und arbeitnehmer<br />
haben die gleichen Ziele»<br />
117. <strong>Lilienberg</strong> Gespräch mit Valentin Vogt, Präsident des Arbeitgeberverbandes<br />
Arbeitnehmer geben darf. Auch wenn<br />
die Wege verschieden sein mögen – die<br />
Ziele müssen die gleichen bleiben: Erhalt<br />
der Wettbewerbsfähigkeit, Erhalt eines<br />
hohen Bildungsniveaus und damit Wohlstand<br />
für die Schweiz. Diese Ziele sieht er<br />
durchaus als gemeinsame Ziele. Und dabei<br />
wünscht sich Valentin Vogt «ein Jahrzehnt<br />
der Demut, Einsicht und Vernunft».<br />
Er ist der Ansicht, dass die Zeit für mehr<br />
Bescheidenheit gekommen ist.<br />
Was führt einen Arbeitgeber-Präsidenten<br />
dazu, für Demut zu plädieren? Die<br />
Jahre 2000 bis 2009 seien von Unvernunft<br />
und groben Verstössen gegen Prinzipien<br />
guter Unternehmungsführung geprägt<br />
worden. Und wohl nur dank<br />
tradierter Partnerschaft zwischen Arbeitgebern<br />
und Arbeitnehmern – aber auch<br />
zwischen Politik und Wirtschaft – war es<br />
möglich, das Land vor Schlimmem zu bewahren.<br />
Valentin Vogt sagte, dass er als<br />
grundsätzlich ungeduldiger Mensch in<br />
seiner neuen Funktion lernen musste,<br />
dass die Uhren der Verbände und der<br />
Politik nicht gleich ticken wie jene in den<br />
Unternehmungen.<br />
Wichtige Rolle der Nationalbank<br />
Valentin Vogt ist bekannt dafür, dass er<br />
in «seiner» Unternehmung, Burckhardt<br />
Compression, die als Spin-off aus der<br />
Sulzer-Gruppe hervorgegangen ist, fast<br />
alle Mitarbeitenden mit Namen kennt. Er<br />
macht es sich zur Pflicht, auch die Neuentretenden<br />
nicht nur auf dem Papier zu<br />
kennen. Diese Verbundenheit macht es<br />
nicht nur möglich, sondern geradezu erforderlich,<br />
dass bei unternehmerischen<br />
Entscheidungen immer das langfristige<br />
Wohl der ganzen «Burckhardt Compression<br />
Family» im Auge behalten wird. Bei<br />
einem Export-Anteil von über 99 Prozent<br />
ist es unumgänglich, dass man sich auf<br />
neue Rahmenbedingungen (zum Beispiel<br />
Veränderungen in der Währungslandschaft)<br />
einstellen kann. Und diese Veränderungen<br />
sind oft auch erklärungsbedürftig.<br />
Dabei hob Valentin Vogt die<br />
wichtige Rolle der Schweizerischen Nationalbank<br />
hervor, die mit der Anbindung<br />
des Schweizer Frankens an den Euro für<br />
Stabilität sorgen konnte, auch wenn<br />
natürlich alle Beteiligten wissen, dass<br />
diese Lösung nicht für die Ewigkeit gedacht<br />
sein kann.<br />
Eher im politischen Bereich sind seine<br />
Sorgen angesiedelt: Sowohl die Abzocker-<br />
Initiative als auch die «1:12-Initiative»<br />
seien zwar im besten Fall «gut gemeint».<br />
Aber eben: «Gut gemeint», so der Volksmund,<br />
ist das Gegenteil von «gut». Beide
Initiativen wollen, auch wenn sie nicht<br />
aus der gleichen Ecke kommen, «mehr<br />
soziale Gerechtigkeit», aber für den Wirtschaftsstandort<br />
Schweiz sind sie nach<br />
seiner Meinung Gift. Und es wäre zu befürchten,<br />
dass mit «kreativen Systemlösungen»<br />
neue Regelungen ad absurdum<br />
geführt würden.<br />
Schweizer Bildungssystem<br />
als Exportschlager<br />
Ein spezielles Augenmerk will Valentin<br />
Vogt während seiner Präsidialzeit der soliden<br />
Weiterentwicklung des dualen<br />
Bildungssystems zukommen lassen. Mit<br />
einem Sohn, der gegenwärtig eine Lehre<br />
absolviert, ist er auch mit den praktischen,<br />
alltäglichen Fragen des Systems<br />
konfrontiert. Mit einem flammenden<br />
Plädoyer «beschwor» er die Anwesenden,<br />
zur betrieblichen Grundausbildung<br />
Sorge zu tragen. Sie bringt der Schweiz<br />
grosse Wettbewerbsvorteile und wird<br />
immer wieder auch oft von Bildungsverantwortlichen<br />
bis in den asiatisch-pazifischen<br />
Raum als Vorbild genommen. Ja<br />
sie scheint mithin zum «Exportartikel» zu<br />
werden.<br />
Die Berufslehre hat zunächst ein fachliches<br />
Ziel, aber gleichzeitig hilft sie auch,<br />
die Integration von jungen Menschen aus<br />
anderen Kulturkreisen in unserem Land<br />
zu fördern und tradierte Werte weiterzugeben.<br />
So gesehen, ist die Berufsbildung<br />
ein wichtiges Mittel erfolgreicher Migrationspolitik.<br />
Sie geht mit der Förderung<br />
von Innovation im unternehmerischen<br />
Bereich einher.<br />
Als Valentin Vogt zum Schluss bescheiden<br />
– und erst auf Anfrage hin – zu verstehen<br />
gab, dass sein präsidiales Amt ein<br />
Ehrenamt ohne jede Entschädigung darstelle,<br />
war er sich der Sympathie der Anwesenden<br />
am <strong>Lilienberg</strong> Gespräch erst<br />
recht sicher.<br />
117. <strong>Lilienberg</strong> Gespräch vom 29. August<br />
2012 mit Valentin Vogt, Präsident des<br />
Schweizerischen Arbeitgeberverbandes;<br />
Gastgeber, in Vertretung der Stiftung<br />
<strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum: Christoph<br />
Vollenweider, Leiter Unternehmertum;<br />
Moderation: Dr. Max Becker und<br />
Anton Bucher (Aktionsfeld Wirtschaft<br />
& Industrie).<br />
Dr. Max Becker (links) und Anton<br />
Bucher (rechts) befragen Valentin Vogt<br />
(Mitte) über seinen Werdegang und<br />
seine unternehmerische Wertehaltung<br />
als Präsident des Schweizerischen<br />
Arbeitgeberverbandes.<br />
Zur Person Valentin Vogt<br />
Valentin Vogt studierte an der Universität<br />
St. Gallen mit Vertiefungsrichtung<br />
Finanz- und Rechnungswesen<br />
und schloss das Studium als<br />
lic. oec. HSG im Jahr 1984 ab. Er ist<br />
VR-Präsident der Burckhardt Compression<br />
Holding AG in Winterthur<br />
und seit 2011 Präsident des Schweizerischen<br />
Arbeitgeberverbandes.<br />
Er ist damit erster Exponent jenes<br />
Verbandes, der für den Erhalt und<br />
die Förderung des Unternehmertums<br />
steht. Valentin Vogt ist in<br />
Rapperswil-Jona aufgewachsen,<br />
verheiratet und Vater von zwei<br />
Kindern.
22<br />
Von Max Becker<br />
Die Energieknappheit wird gemeinhin als<br />
Treiberin aller Bemühungen zum Energiesparen<br />
gesehen. Das dritte Kolloquium<br />
des Aktionsfeldes Wirtschaft & Industrie<br />
im Jahreszyklus zur Energiewende inspirierte<br />
zum Hinterfragen dieser These.<br />
Fazit: Es steht zwar genügend Energie<br />
zur Verfügung, doch muss sie intelligent<br />
genutzt werden.<br />
Dr. Jürgen Baumann, Leiter Business Development<br />
Energieeffizienz von Siemens<br />
Schweiz AG, führte das Kolloquium mit<br />
der Bemerkung ein, dass sich der jährliche<br />
Weltenergiebedarf auf 16 Terawatt-Jahre<br />
beläuft, die fossilen Reserven (Kohle,<br />
Uran, Erdöl, Erdgas) betragen zirka 1500<br />
Terawatt-Jahre. Daneben beträgt die<br />
weltweite solare Einstrahlung rund<br />
23 000 Terawatt-Jahre.<br />
Er stellte vor diesem Hintergrund die provokative<br />
Frage, ob es – angesichts des<br />
Energieflusses der Sonne und der Energievorräte<br />
in der Erde – überhaupt ein<br />
Energieproblem gebe. Die Krux ist natürlich,<br />
dass wir schlecht vorbereitet sind: zu<br />
wenig geeignete «Erntemaschinen» für<br />
erneuerbare Energien, zu wenig Möglichkeiten<br />
der «Aufbewahrung» und wenig<br />
passende Netzstrukturen.<br />
GESPrÄCH<br />
Die Energievorräte<br />
schonend und intelligent nutzen<br />
Die Gebäudeautomation könne einen<br />
wesentlichen Beitrag zur Verbesserung<br />
der Situation leisten. «Die Zukunft liegt<br />
bei anwesenheits- und bedarfsgerechten<br />
Regelungen (kein Betrieb ohne Nutzen).<br />
Neben den Wohngebäuden bieten insbesondere<br />
Büros, Schulen, Spitäler,<br />
Hotels/Restaurants, Warenhäuser und<br />
Einkaufszentren sehr grosse Einsparpotenziale.»<br />
Voraussetzung sei, dass die Interaktion<br />
mit den Nutzern gewährleistet ist, wofür<br />
die neuen Mittel der Kommunikation die<br />
Grundlage bieten. Ausserdem zeige die<br />
Erfahrung, dass transparente Verbrauchsanzeigen<br />
in Gebäuden mithelfen, die<br />
Energiebilanzen zu verbessern. Die Zukunft<br />
liege bei «Smart Buildings» – und<br />
auch bei der Elektromobilität, die (zumindest<br />
im Bereich Individualverkehr) ja noch<br />
in den Kinderschuhen stecke.<br />
Emissionsfreie Produktion<br />
keine Utopie<br />
Thomas Wiederkehr, Geschäftsführer der<br />
auf die Erstellung von Industriebauten<br />
spezialisierten IE Graphic Engineering,<br />
ging der Frage nach, welches die grössten<br />
Hebel sind: Während beim «Wohnen» die<br />
Gebäude im Vordergrund stehen, sind es<br />
in der Industrie die Produktionsprozesse<br />
(die Gebäude spielen hier eher eine Ne-<br />
benrolle). Eine CO2-neutrale, emissions-<br />
freie Produktionsstätte dürfe nicht eine<br />
Utopie bleiben, betonte Thomas Wiederkehr.<br />
Dabei sei es wichtig, Vorgaben nicht<br />
nur für einzelne Gebäude, sondern für<br />
gesamte Areale zu setzen und Energie-<br />
Austausch-Modelle zu fördern. Als Beispiel<br />
nannte Wiederkehr zunächst einen<br />
Energieverbund zwischen einer Druckerei<br />
und einer Sportanlage in Dielsdorf, wo<br />
die in der Druckerei produzierte Prozesswärme<br />
bei der Sportanlage (Schwimmbad,<br />
Eisbahn) verwendet werden kann.<br />
Dann nannte er auch die Firma Heizplan<br />
AG (Gams), die in ihrer Produktionsstätte<br />
mehr als vier Mal so viel Energie erzeugt,<br />
wie das Gebäude selbst verbraucht.<br />
In der öffentlichen Wahrnehmung bereits<br />
gut eingeführt sind verschiedene<br />
Energie-Labels (zum Beispiel Minergie,<br />
LEED). Sie sind vor allem Standards für den<br />
Energieverbrauch von Liegenschaften,<br />
berücksichtigen aber die Produktionsprozesse<br />
noch wenig.<br />
Energieeffizienz bei Investitionen<br />
Aus der Sicht der KMUs legte Florian<br />
Nussbaum, Inhaber Nussbaum AG in<br />
Matzingen/TG, dar, dass aktives, ganzheitliches<br />
Energiemanagement es ermög-
Referenten und Moderatoren, von<br />
links: Anton Bucher, Florian Nussbaum,<br />
Thomas Wiederkehr, Dr. Jürgen Baumann<br />
und Dr. Max Becker.<br />
licht, erhebliche Kosteneinsparungen zu<br />
realisieren: Nussbaum AG ist führend in<br />
der Herstellung hochwertiger Dosen und<br />
Tuben aus Aluminium mit Fertigungsstandorten<br />
in der Schweiz und in Deutschland<br />
(400 Mitarbeitende, Umsatz zirka<br />
85 Millionen Euro) und Anwendungen im<br />
Nahrungsmittelbereich sowie im Kosmetik-/Pflegesektor.<br />
Jährlich werden rund 435 Millionen<br />
Produktionseinheiten hergestellt. Wiederverwertetes<br />
Aluminium benötigt nur<br />
noch 5 Prozent des ursprünglichen Energieaufwands<br />
und 75 Prozent des seit<br />
Beginn hergestellten Aluminiums sind<br />
noch im Markt. Aluminium steht damit<br />
schlechthin für optimal rezykliertes Material.<br />
Nussbaum AG wurde mit kreativen<br />
Innovationen verschiedentlich mit dem<br />
«Can of the year»-World-Award ausgezeichnet.<br />
Bei der «intelligenten Produktion» spielt<br />
die Wärmerückgewinnung eine zentrale<br />
Rolle, zum Beispiel bei der Dosenwaschanlage.<br />
Nussbaum legt grossen Wert auf<br />
den Einbezug des Faktors Energieeffizienz<br />
bei Neu- und Ersatzinvestitionen.<br />
Es braucht einen «Turnaround»<br />
im Alltag<br />
Die rege Diskussion im Anschluss an die<br />
Referate zeigte, dass wir bezüglich Energieeffizienz<br />
wohl erst am Anfang stehen:<br />
Es steht genügend Energie zur Verfügung,<br />
aber intelligente Nutzung und<br />
optimale Allokation der Ressourcen sind<br />
notwendig, um die Vorräte schonend zu<br />
nutzen. Die Wende wird nur zum Erfolg,<br />
wenn sie durch die richtigen Anreize untermauert<br />
werden kann: Zuckerbrot und<br />
Peitsche sind wohl auch hier notwendig.<br />
Hitzige Diskussionen auf politischer,<br />
medialer und gesellschaftlicher Ebene<br />
mögen unterstützend und begleitend<br />
wirken, aber der wirkliche «Turnaround»<br />
wird ganz konkret im Alltag und in unseren<br />
Köpfen stattfinden müssen.<br />
Zyklus «Energiewende: wünschbar?<br />
Machbar? Bezahlbar?»; <strong>Lilienberg</strong> Kolloquium<br />
vom 25. Juni 2012, «Energiekonzepte:<br />
Intelligenz und Effizienz als<br />
Lösungsweg?», mit Florian Nussbaum,<br />
Vizepräsident und Inhaber Nussbaum<br />
AG, Matzingen, Dr. Jürgen Baumann,<br />
Experte für energetische Modernisierung<br />
und Energiedienstleistungen, Siemens<br />
Schweiz AG, Steinhausen, und Thomas<br />
Wiederkehr, Geschäftsführer IE Graphic<br />
Engineering Zürich AG, Zürich; Moderation:<br />
Dr. Max Becker und Anton Bucher<br />
(Aktionsfeld Wirtschaft & Industrie).<br />
Weitere Anlässe im Rahmen des Zyklus 2012<br />
Dienstag, 30. Oktober 2012, 9.30 bis 16.15 Uhr:<br />
Tagung in Zusammenarbeit mit Avenir Suisse. Anschliessend von 17 bis 19 h:<br />
Ausserordentliches Gespräch. Podiumsteilnehmer: Nationalrat Martin Bäumle,<br />
Nick Beglinger (Präsident swisscleantech), Jürg Brand (Verwaltungsratspräsident<br />
Roll infratec AG), Ständerat Roland Eberle (Mercanda Consulting) Dr. Martin P.<br />
Everts (Leiter Unternehmensentwicklung Axpo AG) und Dr. Urs Meister (Kadermitglied<br />
Avenir Suisse). – Moderation: Davide Scruzzi, Inlandredaktor NZZ.
24<br />
Von Peter Meier*<br />
Die kontroversen Fragen, welchen<br />
Nutzen die Personenfreizügigkeit der<br />
Schweizer Bildungspolitik, insbesondere<br />
der Berufsausbildung und dem Hochschulwesen<br />
bringt, und wo umgekehrt<br />
als Folge der Zuwanderung Potenzial für<br />
Konflikte und Probleme besteht, standen<br />
im Zentrum des Gesprächsanlasses vom<br />
2. Juli. Fakt ist: Wegen der Personenfreizügigkeit<br />
werden heute in der Schweiz<br />
mehr höhere Bildungsabschlüsse angestrebt<br />
als früher.<br />
Ex-Nationalrat Rudolf Strahm, Präsident<br />
des Schweizerischen Verbandes für Weiterbildung,<br />
beleuchtete auf <strong>Lilienberg</strong> die<br />
Entwicklung der Migration – vom Saisonnierstatut<br />
1955 bis heute. 80 Prozent der<br />
Saisonniers fanden Arbeit in der Gastund<br />
Landwirtschaft sowie im Baugewerbe.<br />
Sie kamen vor allem aus Südeuropa<br />
und später aus dem Balkan in die Schweiz.<br />
62 Prozent von ihnen hatten keine überobligatorische<br />
Schulbildung. Tiefere Bildung<br />
heisst längerfristig auch vermindete<br />
Arbeitsmarktfähigkeit. Mit einer abgeschlossenen<br />
Lehre ist das Risiko, arbeitslos<br />
zu werden, für einen Zugewanderten<br />
dreimal tiefer, als wenn er zuvor nur die<br />
obligatorische Schulbildung absolviert<br />
hat. Heute sind 60 Prozent der Sozial-<br />
GESPrÄCH<br />
Wegen der Zuwanderung werden<br />
mehr höhere Bildungsabschlüsse angestrebt<br />
hilfebezüger Ausländer und eingebürgerte<br />
Schweizer (mit unterdurchschnittlicher<br />
Bildung). 2011 wanderten netto 78 500<br />
Menschen zu, angeführt von Deutschen<br />
und Portugiesen. Aus Deutschland kommen<br />
vor allem gut qualifizierte Arbeitskräfte.<br />
Mit der Öffnung der Schweiz<br />
gegenüber den EU-8-Staaten (Estland,<br />
Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien,<br />
Tschechische Republik, Ungarn)<br />
könnten künftig aber wieder sehr viele<br />
weniger Qualifizierte in unser Land kommen.<br />
Man müsse klar festhalten, dass das<br />
Schweizer Bildungssystem gegenüber<br />
dem Ausland nicht kompatibel sei, sagte<br />
Rudolf Strahm. In der Schweiz beträgt die<br />
Maturaquote lediglich 26 Prozent<br />
(Deutschland: 45 Prozent, Frankreich: 51<br />
Prozent). Dafür herrscht im EU-Raum,<br />
anders als in der Schweiz, eine hohe<br />
Jugendarbeitslosigkeit. Die Personenfreizügigkeit<br />
zeige die Mängel unseres Bildungssystems<br />
auf, decke sie aber sogleich<br />
wieder zu. Konkret: «Fehlt in der Schweiz<br />
Spezialistenwissen, so holt man es im<br />
Ausland (Ärzte, Ingenieure, Pflegepersonal<br />
etc.).» Tertiäre B-Abschlüsse werden<br />
heute unterschätzt. Es bestehe das Problem<br />
der Titeläquivalenz mit dem Ausland.<br />
Vielleicht, so Referent Strahm, wäre<br />
ein «Swiss Professional Bachelor and<br />
Master» die Lösung. «Unsere Professoren<br />
fördern den Schweizer Nachwuchs an<br />
den Universitäten zu wenig.»<br />
Tiefere Jugendarbeitslosigkeit<br />
dank Berufslehren<br />
Dr. Patrik Schellenbauer, Kadermitglied<br />
bei Avenir Suisse, wies auf die desaströse<br />
Jugendarbeitslosigkeit in Europa hin. Die<br />
Schweizer Sonderkonjunktur hält trotz<br />
oder wegen der Eurokrise an. Vorwiegend<br />
Hochqualifizierte wandern massiv<br />
zu. Dies beeinflusse das Schweizer Bildungswesen,<br />
das durch die Struktur der<br />
Nachfrage sowie durch Aspiration, Präferenzen,<br />
das Potenzial und die Begabungen<br />
des Einzelnen geprägt werde. Die<br />
Bildungspräferenzen gehen eher in Richtung<br />
Berufe im Dienstleistungs- und sozialen<br />
Bereich; gleichzeitig nehmen die<br />
Individualisierung und Feminisierung der<br />
Bildung zu. Laut Patrik Schellenbauer hat<br />
das Absolvieren einer Berufslehre für einen<br />
Jugendlichen auch sozialisierende<br />
Folgen. Zudem sinkt die Jugendarbeitslosigkeit.<br />
Auch wenn die Schweizer Bevölkerung<br />
im Durchschnitt zwar älter<br />
werde, gebe es dank der Zuwanderung,<br />
beispielsweise in Zürich, mehr Gruppen<br />
von jüngeren (intelligenten) Menschen.
Anders ist die Situation diesbezüglich auf<br />
dem Land. Deshalb wolle der Gewerbeverband<br />
die Maturaquote nach oben hin<br />
begrenzen. Patrik Schellenbauer: «Die<br />
Reformvorschläge gehen in Richtung<br />
Förderung der Durchlässigkeit und duales<br />
Hochschulstudium, das auch für junge<br />
Männer attraktiver sein könnte.»<br />
Durchlässigkeit entschärft Problem<br />
der frühen Berufswahl<br />
Marc Kummer, Chef des Mittelschul- und<br />
Berufsbildungsamtes des Kantons Zürich,<br />
betonte, dass Bildung häufig Anbietergesteuert,<br />
aber auch sehr politisch sei.<br />
Innovation sei wichtig. Die Kosten betragen<br />
8000 Franken pro Berufsbildungsschüler<br />
und 20 000 Franken pro Vollzeitschüler.<br />
Männer werden durch die<br />
Berufsbildung stärker abgeholt. Die Infrastruktur<br />
(Schulhäuser) werde laufend geplant<br />
und beobachtet. Ein grosser Vorteil<br />
des heutigen Bildungssystems sei, so<br />
Marc Kummer, die (sich ständig verbessernde)<br />
Durchlässigkeit zwischen Berufslehre<br />
und akademischer Ausbildung. «Sie<br />
entschärft das Problem der frühen Berufsentscheidung<br />
mit 15 Jahren.» Wegen der<br />
Zuwanderung werden heute in der<br />
Schweiz vermehrt höhere Bildungsabschlüsse<br />
angestrebt. Es wandern vor allem<br />
Deutsche zu, die eine andere Bidungskultur,<br />
eine höhere Akademikerquote und<br />
auch eine höhere Aspiration haben.<br />
Das Angebot an Lehrstellen sei in der<br />
Schweiz sehr dynamisch und mittelfristig<br />
von der Wirtschaftsentwicklung entkoppelt.<br />
«Es gibt immer mehr junge Leute<br />
mit einer abgeschlossenen Lehre, aber<br />
auch viele offene Lehrstellen. Auch in<br />
anspruchsvollen Berufen werden Lehrstellen<br />
angeboten.» Berufslehren rentieren<br />
für die Betriebe. Gymnasien und Berufsbildung<br />
seien im Wettbewerb. Die<br />
Maturaquote sei stabil. «Um das Qualitätsniveau<br />
in den Gymnasien zu halten,<br />
braucht es eine starke Berufsbildung.<br />
Es ist eine Herausforderung, den volkswirtschaftlichen<br />
Nutzen und die Leistungsfähigkeit<br />
des ganzen Bildungssystems<br />
aufzuzeigen.»<br />
In der Abschlussdiskussion wurde die<br />
Wichtigkeit der Durchlässigkeit des Bildungssystems,<br />
aber auch seine Inkompatibilität<br />
gegenüber dem Ausland betont.<br />
Tertiäre B-Ausbildungen sind stark in der<br />
Die Referenten Marc Kummer (links),<br />
Dr. Patrik Schellenbauer und Rudolf<br />
Strahm (rechts) zusammen mit Bruno<br />
Sauter, Chef des Amtes für Wirtschaft<br />
und Arbeit des Kantons Zürich, der das<br />
Kolloquium moderierte (Zweiter von<br />
rechts).<br />
Schweiz, aber nicht standardisiert. Allein<br />
mit Blick auf ausländische Titel sollte<br />
unser Bildungssystem aber nicht umgekrempelt<br />
werden. Eine mögliche Lösung<br />
wäre ein «Swiss Professional Bachelor<br />
and Master» oder Bachelor bzw. Master<br />
Applied Sciences.<br />
Zyklus «Die Folgen der Personenfreizügigkeit»;<br />
<strong>Lilienberg</strong> Kolloquium vom 2.<br />
Juli 2012, «Die Folgen für Volksschulen,<br />
Berufsbildung, Hochschulen», mit Rudolf<br />
Strahm, Publizist, Dozent, Präsident des<br />
Schweizerischen Verbandes für Weiterbildung,<br />
Herrenschwanden, Dr. Patrik<br />
Schellenbauer, Projektleiter, Mitglied<br />
des Kaders Avenir Suisse, Zürich, und<br />
Marc Kummer, Chef Mittelschul- und<br />
Berufsbildungsamt des Kantons Zürich,<br />
Zürich; Moderation: Bruno Sauter, Chef<br />
Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons<br />
Zürich.<br />
*Dr. phil. nat. Peter Meier ist Bereichslei-<br />
ter Arbeitsbedingungen im Amt für Wirt-<br />
schaft und Arbeit des Kantons Zürich.<br />
Zudem ist er Präsident des interkantona-<br />
len Verbandes für Arbeitnehmerschutz<br />
(IVA).
26<br />
Von Marita Hauenstein*<br />
Am dritten <strong>Lilienberg</strong> Kolloquium zu den<br />
Folgen der Personenfreizügigkeit erläuterten<br />
drei hochkarätige Referenten, wie<br />
sich die Personenfreizügigkeit auf Siedlungspolitik,<br />
Infrastruktur und Raumplanung<br />
auswirkt. Dabei stellte sich heraus,<br />
dass die Einführung der Personenfreizügigkeit<br />
auf die Siedlungsentwicklung<br />
und die Verkehrsinfrastruktur einen geringeren<br />
Einfluss hat, als man gemeinhin<br />
annehmen könnte.<br />
Ueli Hofer, Chef des Amtes für Raumplanung<br />
des Kantons Thurgau, schilderte in<br />
seinem Referat die Auswirkungen der<br />
Personenfreizügigkeit auf den Thurgau<br />
aus Sicht der Raumplanung. Für den<br />
Kanton Thurgau sei diesbezüglich die<br />
Entwicklung im Nachbarkanton Zürich<br />
von grosser Bedeutung, sagte Ueli Hofer.<br />
«Der Kanton Thurgau ist in den vergangenen<br />
Jahren gesamtschweizerisch gesehen<br />
überdurchschnittlich stark gewachsen.»<br />
85 Prozent des Wachstums sei<br />
auf die Zuwanderung zurückzuführen,<br />
wovon auch die interkantonale Zuwanderung<br />
einen beachtlichen Anteil ausmache.<br />
«Zentral ist jedoch die Zunahme der<br />
deutschen Wohnbevölkerung.»<br />
Insgesamt sei trotz des Bevölkerungswachstums<br />
derzeit genügend Wohn-<br />
GESPrÄCH<br />
Zuwanderung stellt hohe ansprüche<br />
an raumplanung und infrastruktur<br />
raum vorhanden; die Leerwohnungsziffer<br />
bewege sich seit Jahren zwischen 1 und<br />
2 Prozent. Ueli Hofer rechnet bis ins Jahr<br />
2030 mit einem Anstieg der Thurgauer<br />
Wohnbevölkerung von 11 bis 17 Prozent.<br />
Wie wird diesem Trend in raumordnungspolitischer<br />
Hinsicht begegnet? «Wir streben<br />
vor allem ein Wachstum in den Zentren<br />
an, um die sogenannt stillen Zonen<br />
mit viel Kulturlandschaft und wenig Besiedlung<br />
zu pflegen und den ländlichen<br />
Raum und die Attraktivität des Kantons<br />
zu erhalten.»<br />
Eine Stärkung der Zentren bewirke die<br />
seit 1996 verfolgte Förderung des öffentlichen<br />
Verkehrs und eine verbesserte Erreichbarkeit<br />
der umliegenden Zentren<br />
wie dem Metropolitanraum Zürich sowie<br />
eine gute Verbindung zwischen den Zentren<br />
– sei es durch den öffentlichen Verkehr<br />
(öV) oder durch geplante Strassenbauvorhaben.<br />
Bemerkenswert ist, dass die Fläche der<br />
Bauzonen im Kanton Thurgau seit 1984<br />
praktisch konstant ist. Der verfügbare Anteil<br />
an Land in der Bauzone bietet für weitere<br />
rund 50 000 Einwohner Platz. Wie<br />
sich die Zuwanderung entwickeln werde,<br />
ist gemäss Ueli Hofer offen, weshalb<br />
robuste Systeme, welche verschiedene<br />
Entwicklungen zulassen, nötig seien.<br />
Verdichtetes Bauen<br />
als notwendige Stossrichtung<br />
Sacha Peter, Abteilungsleiter Raumplanung<br />
beim Amt für Raumentwicklung<br />
des Kantons Zürich, hielt fest, dass der<br />
Kanton Zürich von 2000 bis 2010 ein<br />
starkes Bevölkerungswachstum verzeichnete,<br />
das vor allem in der Zuwanderung<br />
begründet sei. Auch für die Zukunft werde<br />
für den Grossraum Zürich starkes<br />
Wachstum prognostiziert. Viele der Zuwanderer<br />
verfügen über ein hohes Bildungsniveau.<br />
65 Prozent der Zuwanderer<br />
mit tertiärem Abschluss bevorzugen den<br />
urbanen Lebensraum und nehmen dafür<br />
weniger Platz in Kauf. Pro Jahr werden<br />
auf Kantonsgebiet 150 Hektare Bauzone<br />
verbraucht, was unter anderem auch auf<br />
die ständig steigende Wohnfläche pro<br />
Einwohner zurückzuführen ist. Als Folge<br />
davon sind im Kanton Zürich die Baulandreserven<br />
weitgehend aufgebraucht.<br />
Verdichtetes Bauen und Siedlungsentwicklung<br />
nach innen sind deshalb wünschenswerte<br />
und notwendige Stossrichtungen,<br />
zumal durch die im vergangenen<br />
Juni angenommene Kulturlandinitiative<br />
Einzonungen nur noch in Ausnahmefällen<br />
möglich sind.<br />
Das Raumordnungskonzept der kantonalen<br />
Richtplanung sieht vor, dass vom
Bevölkerungswachstum zu 80 Prozent die<br />
Stadtlandschaften und urbanen Wohnlandschaften<br />
betroffen sind, wobei bereits<br />
jetzt 75 Prozent der Zürcher Bevölkerung<br />
dort lebt. Um die angestrebte<br />
bauliche Dichte zu erreichen, soll mit<br />
Bevölkerung und Politik frühzeitig in<br />
Kontakt getreten werden. Wichtigster<br />
Grundsatz zur Siedlungsentwicklung<br />
nach innen ist laut Sacha Peter «Qualität<br />
vor Quantität». Um die Siedlungsqualität<br />
zu fördern, werden vorgelagerte Verfahren<br />
zukunftsweisend sein (zum Beispiel<br />
Ideen- und städtebauliche Wettbewerbe).<br />
Personenfreizügigkeit wirkt sich<br />
nur bedingt auf den Verkehr aus<br />
Markus Traber, Chef Amt für Verkehr des<br />
Kantons Zürich, führte aus, dass der Verkehrsaufwand<br />
pro Person in den vergangenen<br />
Jahren kontinuierlich gestiegen<br />
sei. Bis ins Jahr 2030 rechnet Traber mit<br />
einer weiteren Zunahme des Verkehrsaufkommens<br />
um 10 Prozent. Die Verkehrsinfrastruktur<br />
sei bereits jetzt an<br />
verschiedenen Stellen überbelastet. «Bedeutend<br />
ist, dass die Personentagesfre-<br />
quenz im öffentlichen Verkehr bereits vor<br />
der Einführung der Personenfreizügigkeit<br />
explosionsartig angestiegen ist.» Dies sei<br />
einerseits mit dem Wirtschaftsboom im<br />
Raum Zürich zu erklären, anderseits<br />
schätzen die seither zugewanderten, gut<br />
gebildeten Personen die Nähe zur Stadt<br />
und sind «öV-affiner».<br />
Lösungsansätze seien gemäss Markus<br />
Traber eine mindestens hälftige Verlagerung<br />
des Verkehrswachstums auf den öV,<br />
bauliche Massnahmen zur Minimierung<br />
von Verkehrslärm und eine bessere Nutzung<br />
der bestehenden Infrastruktur. «Der<br />
Ausbau des Verkehrsangebotes wird aber<br />
auch in Zukunft, unabhängig von der<br />
Personenfreizügigkeit, nicht mit der<br />
Nachfrageentwicklung Schritt halten<br />
können.»<br />
Die Diskussion zeigte, dass sich das<br />
Thema «verdichtetes Bauen» in einem<br />
grossen Spannungsfeld zwischen Individual-<br />
und übergeordneten Interessen<br />
bewegt und dass Anreize geschaffen<br />
werden müssen. Die Gemeinden sind<br />
eingeladen, sich aktiv am Planungs- und<br />
Gestaltungsprozess zu beteiligen.<br />
Zu den aktiven Diskussionsteilnehmern<br />
im Publikum gehörte auch der frühere,<br />
langjährige Hinwiler Gemeindepräsident<br />
Walter Bachofen (vorne<br />
rechts). Links Gesprächsmoderator<br />
Christoph Vollenweider.<br />
Zyklus «Die Folgen der Personenfreizügigkeit»;<br />
<strong>Lilienberg</strong> Kolloquium vom 20.<br />
August 2012, «Siedlungsdruck, Infrastruktur<br />
und Raumplanung», mit Ueli<br />
Hofer, Chef Amt für Raumplanung Kanton<br />
Thurgau, Sacha Peter, Abteilungschef<br />
Raumplanung, Amt für Raumentwicklung<br />
Kanton Zürich, und Markus Traber,<br />
Chef Amt für Verkehr Kanton Zürich; Moderation:<br />
Christoph Vollenweider, Leiter<br />
<strong>Lilienberg</strong> Unternehmertum.<br />
*Lic. iur. Marita Hauenstein ist juristi-<br />
sche Mitarbeiterin im Amt für Wirtschaft<br />
und Arbeit des Kantons Zürich, Bereich<br />
Arbeitsbedingungen.
28<br />
Von Martin von Orelli<br />
Drei Viertel der Schweizer Bevölkerung<br />
sind zwar von der Notwendigkeit der<br />
Armee überzeugt. Doch umgekehrt<br />
befürwortet fast die Hälfte die Aussage,<br />
wonach die Schweiz die allgemeine<br />
Wehrpflicht aufheben und den Militärdienst<br />
freiwillig machen sollte. Das ist das<br />
Resultat der Studie «Sicherheit 2012» der<br />
ETH. Der Hauptautor Dr. Tibor Szvircsev<br />
Tresch stellte sie im Juni auf <strong>Lilienberg</strong> vor.<br />
Am Kolloquium des Aktionsfeldes Sicherheit<br />
& Armee vom 11. Juni ging es primär<br />
darum, unsere Milizarmee im Spiegel der<br />
Studie «Sicherheit 2012» darzustellen.<br />
Ein wichtiger Block war der Gruppe<br />
Schweiz ohne Armee (GSoA) als Organisation<br />
und ihrer Argumentation gewidmet.<br />
Zusätzlich kamen Erfahrungen bei<br />
der Aussetzung der Wehrpflicht im Ausland<br />
zur Sprache – gewissermassen als<br />
zusätzliches Beurteilungselement nach<br />
dem Referat des deutschen Verteidigungsattachés<br />
am Kolloquium vom April<br />
(siehe Artikel in der <strong>Lilienberg</strong> Zeitschrift<br />
Nr. 30). Im letzten Teil des Kolloquiums<br />
wurde die Gretchenfrage für die wehrpflichtbasierte<br />
Schweizer Milizarmee<br />
angesprochen: Wie stellt sich die Wirtschaft<br />
zu unserer Armee?<br />
GESPrÄCH<br />
Schweizer Bevölkerung steht zur armee –<br />
aber nicht konsequent<br />
Drei Viertel stehen<br />
hinter der Armee<br />
Ohne auf Einzelheiten der umfassenden<br />
Studie «Sicherheit 2012» einzugehen,<br />
hielt Referent Dr. Tibor Szvircsev Tresch<br />
zwei Dinge fest:<br />
• Das Vertrauen in die Behörden und Institutionen<br />
ist gegenüber früher in relevantem<br />
Masse gestiegen. Dabei ist das<br />
Vertrauen in die Armee wieder auf dem<br />
langjährigen Durchschnitt angelangt, der<br />
auf einer 10er Skala bei 6,3 Punkten liegt.<br />
Nur die Polizei und die Gerichte im Allgemeinen<br />
liegen auf lange Sicht höher.<br />
• Die Notwendigkeit der Armee wird von<br />
der Schweizer Bevölkerung bejaht und<br />
liegt allgemein bei rund 75 Prozent, wobei<br />
die Zustimmung bei den Jüngeren (20<br />
bis 29-Jährige) mit 63 Prozent leicht tiefer<br />
liegt. Bemerkenswert ist dabei, dass die<br />
Intensität, mit der die Bejahung der Notwendigkeit<br />
formuliert wird (unbedingt<br />
notwendig, eher notwendig), über die<br />
Jahrzehnte abnimmt. Im Jahre 1983 waren<br />
50 Prozent, 1995 37 Prozent, 2009<br />
31 Prozent und 2012 noch lediglich 20<br />
Prozent der Befragten davon überzeugt,<br />
dass die Armee unbedingt notwendig sei.<br />
Hier müsste sich die Politik einige Fragen<br />
stellen, denn es könnte sehr wohl sein,<br />
dass es sich hier um ein grundsätzliches,<br />
staatspolitisches Problem handelt.<br />
Mit Blick auf die Volksabstimmung<br />
über die Initiative für die Abschaffung der<br />
allgemeinen Wehrpflicht muss folgende<br />
Aussage des Referenten hellhörig machen:<br />
48 Prozent (!) befürworten die<br />
Aussage, wonach «die Schweiz die<br />
allgemeine Wehrpflicht aufheben und<br />
den Militärdienst freiwillig machen sollte».<br />
Dabei stellt man eine Entpolarisierung<br />
fest. Das heisst, dass Antworten mit<br />
«eher einverstanden» beziehungsweise<br />
«eher nicht einverstanden» zunehmend<br />
sind. Unter den Befragten werden also<br />
jene mit einer gefestigten, eigenen Meinung<br />
tendenziell zu einer Minderheit.<br />
Offenbar besteht eine gewisse allgemeine<br />
Verunsicherung, Sachkenntnisse sind<br />
ungenügend oder eher verschwommen.<br />
Umso mehr ist die Politik dazu aufgerufen,<br />
hier ihrer Aufgabe nachzukommen<br />
und rechtzeitig Aufklärungsarbeit zu<br />
leisten.<br />
Silvia Würmli, wissenschaftliche Assistentin<br />
von Tibor Szvircsev Tresch, zeigte<br />
transparent auf, welches die organisatorischen<br />
Hintergründe der GSoA sind und<br />
wie deren Argumentation läuft. Interessant<br />
festzustellen ist, dass die immer häufiger<br />
diskutierte «Allgemeine Dienst-
pflicht» für die GSoA keine Option ist,<br />
denn diese verstosse gegen die Europäische<br />
Menschenrechtskonvention.<br />
Akute Probleme nach Abschaffung<br />
der Wehrpflicht<br />
Was die Erfahrungen aus dem Ausland<br />
bei der Aussetzung der Wehrpflicht betrifft,<br />
nannte Tibor Szvircsev Tresch die<br />
Beispiele Belgien und USA. Dabei stellte<br />
er fest, dass in einer ersten Phase nach<br />
der Aussetzung der Wehrpflicht die Erfahrungen<br />
in beiden Ländern durchaus<br />
positiv anmuten, die eigentlichen Probleme<br />
dann aber im Laufe der Zeit akut werden.<br />
Belgien habe die Erfahrung gemacht,<br />
dass sich im Rahmen eines<br />
«Engagement Volontaire Militaire» 700<br />
Bewerber auf 150 Stellen meldeten, was<br />
sehr gut sei, die Ausfallrate aber knapp<br />
60 Prozent in weniger als neun Monaten<br />
betrage. Dies sei zur Bildung von Streitkräften<br />
völlig unhaltbar. Hinzu kommen<br />
horrende Kosten, die in der Regel in einer<br />
ersten Phase kaum korrekt zu erfassen<br />
sind (Erfahrungen aus den USA).<br />
Militärische Führungserfahrung<br />
als Kriterium<br />
Der letzte Block des Kolloquiums war der<br />
Frage gewidmet, wie sich die Wirtschaft<br />
zur Frage der Bedeutung einer militärischen<br />
Ausbildung bei Stellenbesetzungen<br />
stellt. Die von der Milak durchgeführte<br />
Umfrage bei 160 Personalverantwortlichen<br />
in der Deutschschweiz ergibt grob<br />
folgendes Bild (ausgewählte Aspekte):<br />
Die Konsequenz aus der Umfrage ist<br />
klar: Es wäre wünschenswert, wenn die<br />
militärische (Kader)Ausbildung in der<br />
Wirtschaft künftig wieder einen höheren<br />
Stellenwert bekommen könnte. Denn sie<br />
Dr. Tibor Szvircsev Tresch (rechts) und<br />
Silvia Würmli von der Militärakademie<br />
der ETH Zürich zusammen mit Moderator<br />
Dr. Martin von Orelli vom Aktionsfeld<br />
Sicherheit & Armee.<br />
schafft zweifelsfrei einen grossen Mehrwert<br />
für die Wirtschaft. Um dieses Ziel zu<br />
erreichen, ist indessen eine ausgebaute<br />
Informationspolitik nötig.<br />
Zyklus «Ist die allgemeine Wehrpflicht<br />
noch zeitgemäss? – ein Diskussionsbeitrag»;<br />
<strong>Lilienberg</strong> Kolloquium vom 11. Juni<br />
2012, «Unsere Milizarmee im Spiegel der<br />
Studie ‹Sicherheit 2012›», mit Dr. phil.<br />
Tibor Szvircsev Tresch, Dozent, Militärsoziologe,<br />
Militärakademie an der ETH<br />
Zürich, Birmensdorf; Moderation: Dr.<br />
Martin von Orelli, Divisionär aD (Aktionsfeld<br />
Sicherheit & Armee).<br />
• Der militärische Grad wird vergleichsweise selten als Einstellungskriterium hinzugezogen.<br />
• Der grösste Vorteil bei einer Einstellung eines Angestellten mit militärischer Kaderausbildung<br />
ist seine frühe Führungserfahrung, während die zusätzlichen Abwesenheiten<br />
am häufigsten als Nachteil angesehen werden.<br />
• Die eigene militärische Position des Personalbeauftragten führt durchschnittlich zu<br />
positiveren Be-wertungen des Offiziersgrades. Weibliche Personalbeauftragte tun<br />
sich mit der richtigen Bewertung eines militärischen Grades schwer.
30<br />
Von Martin von Orelli<br />
Zum Abschluss des Jahreszyklus zum<br />
Thema «Ist die allgemeine Wehrpflicht<br />
noch zeitgemäss?» waren sich die Podiumsteilnehmer,<br />
zwar mit unterschiedlichen<br />
Akzenten, über den Wert und<br />
die Vorzüge des aktuellen Milizsystems<br />
einig. Die Initiative der Gruppe für eine<br />
Schweiz ohne Armee (GSoA), welche die<br />
allgemeine Wehrpflicht abschaffen will,<br />
bezeichneten sie unisono als unlauter.<br />
Moderator Martin von Orelli begrüsste<br />
rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörer im<br />
<strong>Lilienberg</strong> Zentrum. Auf dem Podium<br />
sassen Nationalrat Jakob Büchler (CVP,<br />
SG), Nationalrat Roland Fischer (glp, LU),<br />
Offizierin Priska Grütter (SP, Roggwil), Brigadier<br />
Daniel Keller (Kommandant der<br />
Infanteriebrigade 5), der emeritierte Professor<br />
Dr. iur. Rainer J. Schweizer sowie<br />
Pascal Frei, COO einer Zürcher Privatbank.<br />
Die erste Frage, die der Moderator<br />
allen Podiumsteilnehmenden stellte, lautete:<br />
«Welches ist die Bedeutung der<br />
Milizarmee schweizerischer Prägung für<br />
unser Staatswesen?» In seltener Einmütigkeit<br />
unterstrichen sämtliche Podiumsmitwirkenden<br />
den Grundgedanken der<br />
Miliz – auch losgelöst von der Schweizer<br />
Armee. In der anschliessenden Diskussion<br />
wurden emotionslos Gedanken an eine<br />
GESPrÄCH<br />
Einigkeit auf dem Podium:<br />
«Die GSoa-initiative ist eine mogelpackung»<br />
Berufsarmee verworfen; die Bedenken zu<br />
den Verlockungen einer freiwilligen Miliz<br />
waren unüberhörbar, und bei den noch<br />
relativ abstrakt formulierten Ideen rund<br />
um eine allgemeine Dienstpflicht akzentuierten<br />
sich die Bedenken noch mehr.<br />
Bedenkenswert scheint eine Aussage<br />
von Professor Schweizer zu sein, wonach<br />
eine Aufgabe der allgemeinen Wehrpflicht<br />
bedeuten würde, dass praktisch<br />
nur noch Assistenzdienste erfüllt werden<br />
können. Für einen klassischen militärischen<br />
Verteidigungsfall brauche es ganz<br />
andere Mengen von Manpower. «Entsprechende<br />
Bestände sind nur durch<br />
PD Dr. phil. Alexander Krethlow,<br />
Strategiechef im Bundesamt für Bevölkerungsschutz,<br />
(links) und Moderator<br />
Dr. Martin von Orelli vom Aktionsfeld<br />
Sicherheit & Armee.<br />
Zwang zu rekrutieren. Kommt dazu, dass<br />
einer ernsthaften Bedrohungslage mit<br />
einer freiwilligen Miliz kaum begegnet<br />
werden kann. Bei einer Abschaffung der<br />
allgemeinen Wehrpflicht müsste deshalb<br />
in der Verfassung ein Vorbehalt zu einem<br />
Zwang vorgesehen werden», so Rainer<br />
Schweizer. Kurz zusammengefasst: Die
31<br />
Podiumsteilnehmer waren sich – wohl mit<br />
unterschiedlichen Akzenten – einig über<br />
den Wert und die Vorzüge des bisherigen<br />
Systems.<br />
Auf Umwegen<br />
die Armee abschaffen<br />
Im Weiteren wurde in der Diskussion<br />
deutlich, dass sich alle Anwesenden der<br />
Wichtigkeit der bevorstehenden Abstimmung<br />
bewusst sind. Die Absicht der<br />
Gruppe für eine Schweiz ohne Armee<br />
(GSoA), über den Umweg des Entzugs der<br />
personellen Ressourcen unsere Armee<br />
zu schwächen und damit letztlich abzuschaffen,<br />
scheint für alle, die am <strong>Lilienberg</strong><br />
Podium teilnahmen, offensichtlich<br />
zu sein.<br />
Die verschiedenen Stellungnahmen<br />
und engagierten Voten der Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer zeigten deutlich:<br />
Die Initiative der GSoA ist unlauter, denn<br />
im Schlusseffekt geht es der GSoA nach<br />
wie vor um die Abschaffung der Armee.<br />
Die von ihr als Möglichkeit angesprochene<br />
freiwillige Miliz wird als Mogelpackung<br />
bezeichnet. Dass die Initiative<br />
auch Unterstützung aus bestimmten<br />
universitären Kreisen geniesst, macht die<br />
Sache nicht besser. Eine Berufsarmee<br />
komme aufgrund der heutigen Bundes-<br />
verfassung nicht in Frage, sei aber auch<br />
schlicht unbezahlbar und widerspreche<br />
zudem jeglicher Tradition in unserem<br />
Land.<br />
Chefstratege erläuterte<br />
die Dienstpflicht<br />
Vorgängig zum Podiumsgespräch skizzierte<br />
PD Dr. Alexander Krethlow, Chef<br />
Sektion Strategie und Stellvertretender<br />
Chef der Abteilung Konzeption & Koordination<br />
im Bundesamt für Bevölkerungs-<br />
schutz (BABS/VBS), ausführlich und ausgewogen<br />
den Kontext der Diskussion um<br />
eine allgemeine Dienstpflicht. Er legte an<br />
der <strong>Lilienberg</strong> Tagung die bisherigen<br />
politischen und ausserparlamentarischen<br />
Initiativen dar und erläuterte die Dienstpflicht<br />
im Bericht des Bundesrates «Strategie<br />
Bevölkerungsschutz und Zivilschutz<br />
2015+». Der Referent hob hervor, dass<br />
seine Ausführungen kein Konzept des<br />
BABS zur allgemeinen Dienstpflicht bilden,<br />
da ein solches noch nicht bestehe.<br />
Unterstrichen den Grundgedanken des Milizsystems (von links): Nationalrat Roland Fischer,<br />
Priska Grütter, Nationalrat Jakob Büchler, Prof. Dr. iur. Rainer J. Schweizer,<br />
Brigadier Daniel Keller und Pascal Frei.
32<br />
Gedankenaustausch und Beziehungspflege zwischen Referenten und Teilnehmenden<br />
vor dem <strong>Lilienberg</strong> Zentrum.<br />
Unwiderrufbarer<br />
staatspolitischer Akt<br />
Die Ausführungen von Alexander Krethlow<br />
stiessen im Plenum auf grosses Interesse.<br />
Naturgemäss gingen in der Diskussion<br />
die Ansichten stark auseinander.<br />
Vergleiche mit ausländischen Armeen<br />
wurden kontrovers diskutiert. Der Aussage,<br />
wonach im Falle einer ernsthaften<br />
Krise beziehungsweise einer signifikanten<br />
Verschlechterung der Sicherheitslage<br />
«relativ schnell auf das Massenheer» zurückgegriffen<br />
werden könne, ein Massenheer,<br />
das auf der allgemeinen Wehr-<br />
pflicht gründet, wurde klar widersprochen.<br />
Einmal mehr verbissen sich die Kontrahenten<br />
dann im Begriff «Massenheer».<br />
Die Kritiker befürchten, dass man sich<br />
diesbezüglich klar Illusionen hingebe und<br />
dass der Verzicht auf die allgemeine Wehrpflicht<br />
bildlich gesprochen einem «Abbrechen<br />
der Brücke hinter sich» gleichkomme,<br />
denn sachlich betrachtet sei der<br />
Verzicht auf die allgemeine Wehrpflicht<br />
ein unwiderrufbarer staatspolitischer Akt<br />
von höchster Bedeutung – ganz besonders<br />
für einen in keinem Bündnis eingebundenen<br />
Kleinstaat wie die Schweiz.<br />
Material für Kampagne<br />
gegen die GSoA-Initiative<br />
Im zweiten Teil der Tagung wurde der<br />
Fokus auf ein ganz anderes Thema gerichtet.<br />
Die Kerngruppe des Aktionsfeldes<br />
Sicherheit & Armee, die den Zyklus<br />
unter der Leitung von Dr. Martin von<br />
Orelli konzipierte, hat als eigenen Beitrag<br />
und mit dem Ziel, für <strong>Lilienberg</strong> nachhaltige<br />
Öffentlichkeitsarbeit zu leisten,<br />
verschiedene Dokumente erarbeitet, die<br />
im Rahmen des bevorstehenden Abstimmungskampfes<br />
Verwendung finden<br />
können. Im Sinne einer externen Validierung<br />
dieser Arbeiten wurden sie den Teilnehmenden<br />
an der Tagung vorgelegt und<br />
vorgetragen. Die Reaktionen fielen<br />
grundsätzlich positiv aus. Die Arbeit der<br />
Kerngruppe hat sich somit zweifelsohne<br />
gelohnt. Zahlreich waren die Bemerkungen,<br />
Anregungen, Kritiken und Verbesserungsvorschläge.<br />
Die Kerngruppe wird<br />
nun nochmals alle vorgebrachten Punkte<br />
kritisch würdigen und bei Bedarf einbauen<br />
beziehungsweise bewusst beiseitelassen.<br />
Grundabsicht ist es, diese Unterlagen<br />
(Flyer, Argumentarium, Musterreferat)<br />
Hans-Peter Wüthrich, der die Gegenkampagne<br />
zur GSoA-Initiative leiten wird, zur<br />
Verfügung zu stellen – als unentgeltli
33<br />
chen Beitrag zu einer staatspolitisch be-<br />
deutsamen Abstimmung im Herbst 2013.<br />
Zyklus «Ist die Allgemeine Wehrpflicht<br />
noch zeitgemäss? – ein Diskussionsbeitrag»;<br />
<strong>Lilienberg</strong> Tagung vom 23. August<br />
2012, «Allgemeine Wehrpflicht versus<br />
Allgemeine Dienstpflicht?!», mit PD<br />
Dr. phil. Alexander Krethlow, Chef Strategie,<br />
Stellvertreter Chef Konzeption<br />
& Koordination VBS, Bundesamt für<br />
Bevölkerungsschutz (BABS), Bern; Moderation:<br />
Dr. Martin von Orelli, Divisionär<br />
aD (Aktionsfeld Sicherheit & Armee).<br />
Ausserordentliches Gespräch vom 23.<br />
August 2012, «Ist die Allgemeine Wehrpflicht<br />
noch zeitgemäss?», mit Nationalrat<br />
Jakob Büchler, ehem. Präsident SiK,<br />
Rufi-Maseltrangen, Nationalrat Roland<br />
Fischer, glp LU, Mitglied SiK, Udligenswil,<br />
Pascal Frei, COO der PHZ Privat- und<br />
Handelsbank Zürich AG, Zürich, Priska<br />
Grütter, SP/JUSO, Oberaargau, Brigadier<br />
Daniel Keller, Kommandant der Infanteriebrigade<br />
5, Aarau, und Prof. Dr. iur.<br />
Rainer J. Schweizer, St. Gallen; Moderation:<br />
Dr. Martin von Orelli, Divisionär aD<br />
(Aktionsfeld Sicherheit & Armee).<br />
Analyse zum künftigen Leistungsprofil der Armee<br />
Unter dem Titel «Verfassungs- und völkerrechtliche Anforderungen an die Verteidigungskompetenz<br />
der Schweizer Armee und an ihr zukünftiges Leistungsprofil»<br />
ist im August 2011 im Springer-Verlag eine Publikation von Prof. Dr. iur. Rainer J.<br />
Schweizer und Dr. Jan Scheffler erschienen. Gemäss den Autoren ist die Verteidigungskapazität<br />
eines Landes nicht nur eine Frage der politischen Opportunität,<br />
sondern auch der Anforderungen, die verfassungs- und völkerrechtliche Normen<br />
an die Verteidigungskompetenz und deren konkrete Umsetzung stellen. Schweizer<br />
und Scheffler analysieren in ihrer Publikation diese Anforderungen für den<br />
Fall der Schweiz und schlagen dabei den Bogen von den verteidigungsrelevanten<br />
Bestimmungen der Bundesverfassung über allgemeine, völkerrechtliche Verpflichtungen<br />
gemäss der UN-Charta, dem UNO-Pakt II, der Europäischen Menschenrechtskonvention<br />
und nach dem internationalen, humanitären Konfliktrecht bis<br />
hin zu weiteren, speziellen, völkerrechtlichen Verpflichtungen. Erwähnt seien hier<br />
etwa das Neutralitätsrecht oder der Schutz völkerrechtlich geschützter Gebäude<br />
und Personen. Mit Hilfe der Publikation soll näher bestimmt werden, wie und<br />
nach welchen Kriterien die Verteidigungskompetenz der Schweiz ausgestaltet<br />
sein muss und wie vor diesem Hintergrund das im Armeebericht 2010 skizzierte<br />
Leistungsprofil der Armee einzuschätzen ist. Die 65 Seiten starke, im A5-Format<br />
herausgegebene Publikation kann bei Prof. Dr. iur. Rainer J. Schweizer (Rainer.<br />
Schweizer@unisg.ch) oder bei Dr. Jan Scheffler (janscheffler@gmx.ch) bestellt werden.<br />
Sie ist neben zahlreichen, anderen Beiträgen auch online auf der Website der<br />
«Zeitschrift für öffentliches Recht», http://www.springerlink.com/content/120630,<br />
als PDF-Datei erhältlich.
34<br />
Von Vanessa Beldzik und Melanie Haux<br />
Die Aufgabe unseres persönlichen CPC-<br />
Projekts bestand darin, einen Gesprächstag<br />
zum Thema «Nutze Dein unternehmerisches<br />
Potenzial» im <strong>Lilienberg</strong><br />
Unternehmerforum für Studierende der<br />
HTWG Konstanz durchzuführen. Vorgegeben<br />
wurden uns das Datum und Projektthema,<br />
die inhaltliche Gestaltung des<br />
Tages stellte uns die CPC-Leitung frei.<br />
So stürzten wir uns voller Eifer in die Recherchen<br />
und trafen uns bald mit Martin<br />
Stucki, der uns als Vertreter von <strong>Lilienberg</strong><br />
von Anfang an mit Rat und Tat zur Seite<br />
stand. Nach intensiven Gesprächen und<br />
Einführungen legten wir unser Augenmerk<br />
auf die drei Erlebnisräume, die<br />
<strong>Lilienberg</strong> einmalig und einzigartig machen:<br />
den <strong>Lilienberg</strong>raum, den Raum des<br />
Fühlens, den Reichenau-Raum, den Raum<br />
des Denkens, und den Ermatinger-Raum,<br />
den Raum des Handelns.<br />
Unternehmerische Grundhaltung<br />
von <strong>Lilienberg</strong> als Vergleich<br />
Im <strong>Lilienberg</strong>raum, in dem uns die ganzheitliche<br />
unternehmerische Grundhaltung<br />
(Definition des Unternehmertums)<br />
von Dr. h. c. Walter Reist, Stifter und<br />
Gründer von <strong>Lilienberg</strong>, nachhaltig beeindruckte,<br />
entstand eine interessante<br />
BiLDUnG<br />
mithilfe des reist-Symbols ein Unternehmen<br />
erfolgreich führen<br />
Erfahrungsbericht des Gesprächstags «Nutze Dein unternehmerisches Potenzial»<br />
der Hochschule für Wirtschaft, Technik und Gestaltung, Konstanz<br />
Diskussion über die verschiedenen Facetten<br />
unternehmerischen Handelns. Dabei<br />
tauchten viele Fragen auf, unter anderem<br />
ob diese Art der Unternehmensführung<br />
nur auf bestimmte Branchen anwendbar<br />
sei, und ob auch die Mentalität und Kultur<br />
der Menschen in verschiedenen Ländern<br />
eine Rolle spielte.<br />
Wir entschieden uns, solchen schöpferischen<br />
Fragen auf den Grund zu gehen<br />
und die Definition des Unternehmertums<br />
in unserem Gesprächstag als massgeblichen<br />
Aspekt mit einzubeziehen. Im Hinblick<br />
auf die deutsche Wirtschaft wurden<br />
wir bald fündig und entschieden uns für<br />
zwei interessante Beispiele der Unternehmensführung,<br />
die gegensätzlicher nicht<br />
sein konnten: Das insolvente Drogeriemarktimperium<br />
Anton Schlecker sowie<br />
die erfolgreich expandierende Drogeriemarktkette<br />
dm.<br />
Bei genauerer Betrachtung stellten wir<br />
fest, dass Götz Werner, der Gründer von<br />
dm, eine moderne und innovative unternehmerische<br />
Denkart vertritt, ganz im<br />
Gegensatz zu Anton Schlecker, der seine<br />
Mitarbeiter teils jahrelang ausspionierte<br />
und sogenanntes «Lohn-Dumping» betrieb.<br />
Parallelen zwischen <strong>Lilienberg</strong> und<br />
dm sind vorhanden<br />
So sind zum Beispiel Theaterseminare Teil<br />
der Mitarbeiterausbildung bei dm, wo Eigenverantwortung<br />
und Selbstkontrolle<br />
grossgeschrieben werden. Mitarbeiter<br />
planen ihre Dienstzeiten selbst und können<br />
zum Teil die Höhe ihrer Gehälter mitbestimmen.<br />
Mit intensiverer Auseinandersetzung<br />
fiel uns immer wieder ein starker<br />
Bezug zur unternehmerischen Grundhaltung<br />
von Dr. h. c. Walter Reist auf. So<br />
stellte Götz Werner fest, dass es wichtig<br />
sei, das «Denken, Wollen und Fühlen» der<br />
dm-Mitarbeiter zu fördern.<br />
Auf diesen unternehmerischen Grundlagen<br />
bauten wir unseren Gesprächstag<br />
auf. So bekamen unsere Teilnehmer zuerst<br />
eine Führung durch das <strong>Lilienberg</strong><br />
Unternehmerforum mit dem <strong>Lilienberg</strong>raum<br />
als Höhepunkt und einer ausführlichen<br />
Einführung ins Reist-Symbol.<br />
Anschliessend verglichen wir die zwei<br />
deutschen Unternehmen dm und Schlecker<br />
unter Einbezug der unternehmerischen<br />
Grundhaltung von <strong>Lilienberg</strong>. Uns<br />
als Workshopleiter war es wichtig, keine<br />
Vorgaben über richtige oder falsche Ansätze<br />
zur Unternehmensführung zu machen,<br />
sondern verschiedene, auch kritische<br />
Aspekte zur Sprache kommen zu
Brückenbau zwischen Hochschule und Wirtschaft<br />
«Von Studierenden, Lehrenden und Partnern für Studierende,<br />
Lehrende und Partner»: So versteht sich das Career- & Project-<br />
Center (CPC) als studentische Beratungs- und Dienstleistungsinstitution<br />
an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und<br />
Gestaltung (HTWG) in Konstanz. Der Brückenbau zwischen<br />
Hochschule und Wirtschaft gehört zu den vorrangigen Zielen<br />
des CPC. Studierende erarbeiten und gestalten interessante<br />
Projekte in Zusammenarbeit mit Unternehmen und Organisationen:<br />
regional, national und weltweit.<br />
Gemeinsam entsteht so ein Dialog und Austausch zwischen<br />
Studierenden, Lehrenden und Kooperationspartnern<br />
mit besonderen Vorteilen für alle Beteiligten. Studierende verbessern<br />
auf diese Art ihre späteren Berufseinstiegschancen.<br />
lassen. So entstand auch hier eine<br />
lebhafte Diskussion über die Stärken und<br />
Schwächen der beiden Unternehmen-<br />
sphilosophien und wie man mithilfe des<br />
Reist-Symbols ein Unternehmen unter<br />
Rücksichtnahme auf Mensch und Umwelt<br />
erfolgreich führen kann. Alle Workshop-<br />
Teilnehmer verurteilten die schleckersche<br />
Unternehmensphilosophie als «menschenunwürdig».<br />
Allerdings mussten wir<br />
auch zugeben, dass diese Art der Unternehmensführung<br />
ziemlich lange effektiv<br />
funktionierte – Schlecker gab es seit 1967<br />
in Deutschland.<br />
Grundhaltung von <strong>Lilienberg</strong> auch<br />
in Deutschland anwendbar<br />
Nach der ausführlichen Betrachtung<br />
beider Unternehmensphilosophien erkannten<br />
die Workshop-Teilnehmer viele<br />
Martin Stucki, Bereichsleiter Partnerschaften (links), bringt im <strong>Lilienberg</strong>raum der<br />
Studentengruppe der Hochschule für Wirtschaft, Technik und Gestaltung Konstanz<br />
die unternehmerische Grundhaltung von <strong>Lilienberg</strong> näher. (Bild: Mischa Olma)<br />
Mit Unternehmen und Partnern werden passende und innovative<br />
Lösungen für aktuelle und künftige Fragestellungen in<br />
der Praxis entwickelt.<br />
Momentan arbeiten im Rahmen des CPC über 160 Studierende<br />
interdisziplinär in knapp 40 Projekten. Namhafte<br />
Wirtschafts- und Sozialunternehmen sowie öffentliche Organisationen<br />
beteiligen sich bereits seit vielen Jahren an den Projekten<br />
des CPC. Grundlage gemeinsamer Erfolge sind unter<br />
anderem die gelungene Selbstorganisation, Verlässlichkeit<br />
und die ausgezeichneten Leistungen des CPC. Betreut und<br />
unterstützt wird dieser Brückenbau zwischen Hochschule und<br />
Wirtschaft seit Beginn von Prof. Dr. Jan-Dirk Rosche.<br />
Parallelen zur unternehmerischen Grundhaltung<br />
von <strong>Lilienberg</strong> und befürworteten<br />
deren Anwendung auch in deutschen<br />
Unternehmungen.<br />
Abschliessend ist zu sagen, dass wir<br />
alle von diesem Tag auf <strong>Lilienberg</strong> sehr<br />
viel mitnehmen konnten – uns wurden<br />
sehr intensive und neue Blickwinkel ermöglicht,<br />
mit denen wir unser «unternehmerisches<br />
Potenzial» auf jeden Fall<br />
weiterentwickeln konnten.<br />
Bedanken wollen wir uns herzlich bei<br />
Susanne Grüner und Martin Stucki, die<br />
uns von Beginn unseres Projektes an<br />
helfend zur Seite standen und uns die<br />
unternehmerische Grundhaltung von<br />
Dr. h. c. Walter Reist anschaulich und unermüdlich<br />
näher brachten. Zudem möchten<br />
wir das <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum<br />
auch als Veranstaltungsort für Seminare,<br />
Vorträge und als Ort von schöpferischen<br />
Ideen weiterempfehlen – wir waren<br />
gerne ein Teil dieser wunderbaren Institution.
36<br />
Von Catherine André*<br />
Gute Unternehmer wissen, dass man nur<br />
dann einen Wettbewerbsvorteil erzielt,<br />
wenn es dem Unternehmen gelingt,<br />
eine Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die<br />
talentierte Mitarbeiter anzieht und bei<br />
der Stange hält. Die Welt, in der die<br />
Mitarbeiter täglich leben, wird vom Verhalten<br />
ihrer Führungskräfte bestimmt.<br />
platypus ®, unser Führungsinstitut für<br />
angewandte Führung, widmet sich intensiv<br />
dem Thema der effektiven Führung.<br />
Was zieht talentierte Mitarbeiter an und<br />
was ermöglicht es ihnen, ihr Potenzial<br />
auszuschöpfen? Was bündelt diese Energie<br />
und bringt sie in Einklang mit den<br />
Zielen des Unternehmens? Wie kommt<br />
es, dass diese Mitarbeiter beim Unternehmen<br />
bleiben? Antwort: eine exzellente<br />
Führungspersönlichkeit.<br />
Es braucht charismatische<br />
Führungspersonen<br />
Das sind Führungskräfte, die andere anstecken<br />
können. Inspiratoren, deren eigene<br />
Begeisterung auf Mitarbeiter und Kollegen<br />
überspringt. Wir brauchen mehr charismatische<br />
Persönlichkeiten in der Führung,<br />
die erfolgreiche Teams zusammenbauen<br />
können, indem sie ihre Mitarbeiter dort<br />
einsetzen, wo deren Stärken liegen.<br />
StimmE EinES kUnDEn<br />
Führungskräfte sollen mitarbeiter<br />
inspirieren und begeistern<br />
Eine Führungskraft muss wissen, wie<br />
der Mitarbeiter tickt. Erkenntnisse der<br />
Hirnforschung bestätigen, dass in uns viel<br />
mehr als das steckt, was wir in unserem<br />
limitierten Erfahrungsraum bewusst nutzen.<br />
Das heisst, Mitarbeiter könnten oft<br />
mehr leisten als das, was wir ihnen als<br />
Aufgabe übergeben.<br />
Dies ist eine sehr gute Nachricht. Denn<br />
wieso sollen Führungskräfte das Potenzial<br />
eines Mitarbeiters nur begrenzt nutzen?<br />
Die Frage ist, was sie tun können, damit<br />
der Mitarbeiter sein Potenzial mit Freude<br />
für das Wohl der Unternehmung einsetzt.<br />
Gemäss Hirnforschung werden Botenstoffe<br />
freigesetzt, die eine Veränderung<br />
im Fühlen, Denken und Handeln ermöglichen,<br />
sobald die emotionalen Zentren im<br />
Hirn anspringen.<br />
Wenn Führungskräfte die Begeisterung<br />
leben und ihre Mitmenschen emotionalbewegen,<br />
haben sie die beste Voraussetzung<br />
für eine innovative Arbeitsplattform<br />
geschaffen. Doch ist dies nicht eine naive<br />
Idealvorstellung? Wird heute nicht meistens<br />
mit Druck gearbeitet, um eine maximale<br />
Leistung herauszuholen? Wer hat<br />
denn schon Zeit, sich einer menschen- und<br />
werteorientierten Führung zu widmen?<br />
Doch genau dafür sollten sich Führungspersönlichkeiten<br />
unbedingt Zeit nehmen!<br />
Catherine André<br />
Schlechte Führung<br />
verursacht hohe Kosten<br />
Es lohnt sich, sich die Kosten anzuschauen,<br />
die durch schlechte Führungsarbeit<br />
entstehen. Ein Beispiel: In einem Team<br />
mit acht Personen entstehen für das Unternehmen<br />
bei schlechter Führung pro<br />
Monat zirka 9 000 Franken Kosten, um<br />
die Fehlleistung der Führungskraft auszubügeln<br />
(Coaching, Konfliktmediation,<br />
Neubesetzungen).<br />
Fakt ist: Wenn Führungskräfte mit<br />
Druck und Drohung Leistungen fordern,<br />
erzeugen sie nur noch mehr negativen<br />
Stress − und auch das kostet! Wenn der<br />
Mensch in Schutzhaltung (Stress) ist, haben<br />
Potenzialentfaltung und Innovation<br />
keine Chance.<br />
Positive Resonanzfelder aufbauen<br />
Wie kann eine Führungskraft vermeiden,<br />
solche Kosten entstehen zu lassen? Indem<br />
sie ein Betriebsklima schafft, das die<br />
Mitarbeiter stärkt und in dem sie sich<br />
wohlfühlen. Dazu braucht es drei Dinge.<br />
1. Kommunikation: Die Mitarbeiter müssen<br />
verstehen, was abläuft und welches<br />
genau ihre Aufgabe ist. Es gelingt vielen<br />
Führungskräften nicht, so zu kommunizieren,<br />
dass sie verstanden werden. Oft
fehlt es an der Methodenkompetenz, oft<br />
aber auch an der Klarheit der Ziele und<br />
notwendigen Handlungen, um diese<br />
Ziele zu erreichen.<br />
2. Gestaltungsfreiraum: Eine Führungskraft<br />
muss den Mitarbeitern Freiräume<br />
für eigenes Gestalten geben. Das bedingt<br />
eine reife Persönlichkeit, denn es heisst<br />
zu vertrauen und loszulassen, Grösse zu<br />
zeigen und daran zu glauben, dass die<br />
Menschen fähig sind, ihre Aufgaben in<br />
Eigenverantwortung zu bewältigen.<br />
3. Sinnhaftigkeit: Mitarbeiter müssen<br />
wissen, wofür sie arbeiten und weshalb<br />
Geld verdienen allein nicht glücklich<br />
macht. Sie müssen verstehen, in welchem<br />
Bezug ihr Beitrag zum Ganzen steht und<br />
den Sinn hinter dem täglichen Tun sehen.<br />
Mit Freude und Überzeugung<br />
Führung heisst Bedingungen zu schaffen,<br />
unter denen die beteiligten Menschen<br />
bereit sind, mit Freude und Überzeugung<br />
die Zukunft des Unternehmens zu<br />
sichern. Eine Führungskraft übernimmt<br />
die Verantwortung, sich und andere zu<br />
führen und damit auch zu fordern und zu<br />
fördern. Jeder und jede, die sich dieser<br />
Herausforderung stellen, hat auch die<br />
Unternehmerischer Erfolg dank menschen- und werteorientierter<br />
Führungskultur<br />
platypus® unterstützt Unternehmen und Führungskräfte bei ihrer Aufgabe, eine<br />
menschen- und werteorientierte Führungskultur zu entwickeln. platypus® wird<br />
von zwei erfahrenen Unternehmern, Catherine André und Rolf Zimmermann,<br />
geführt: Die beiden fasziniert die Einzigartigkeit des Menschen. Jeder Mensch,<br />
der sich mit Führen beschäftigt, muss das Menschsein verstehen wollen. Dafür<br />
braucht es Authentizität, Achtsamkeit, Wissen, Können und die Fähigkeit, sich<br />
und andere zu führen.<br />
Die effektive und effiziente interne Aus- und Weiterbildung im Führungsbereich<br />
mit platypus® ist erfolgreich, weil die Inhalte immer auf die Bedürfnisse der heutigen<br />
Herausforderungen abgestimmt sind. Wir fördern die individuellen Stärken<br />
jeder Führungskraft unter Berücksichtigung ihrer betrieblichen Situation. In<br />
komplexen Ausbildungsprojekten haben wir Tausende von Führungskräften in<br />
unterschiedlichen Unternehmen und Branchen begleitet – im privaten und im<br />
öffentlichen Bereich. Unsere Führungsakademie ist eine einzigartige Mischung<br />
von bestehendem Managementwissen, neustem Wissenschaftswissen und altem<br />
Weisheitswissen. Wir bieten die Plattform, um Führung ganzheitlich zu erleben.<br />
Echte Führung heisst mehr als Umorganisation, Outsourcing, Kontrolle, Segmentierungen,<br />
digitale Sitzungen, Checklisten, Assessments, Prozessoptimierung,<br />
Management by Objectives, Best Practice, Non-Stop-Mails und Papierkrieg oder<br />
Formularfetischismus. Menschen in der Führung sollen in ihrem Bewusstsein<br />
gestärkt werden, ihr Wissen und Können zum Wohle aller einzusetzen.<br />
Verpflichtung, sich täglich dazu zu legitimieren.<br />
Innere Kündigung und mangelnde<br />
Leistungsbereitschaft sind in Zeiten<br />
von Veränderungsprozessen und wirtschaftlich<br />
schwierigen Situationen besonders<br />
häufig und kritisch. Gute Führung ist<br />
überlebenswichtiger als je. Loyalität entsteht<br />
durch Engagement − und Engagement<br />
entsteht durch Führung.<br />
*Catherine André ist Betriebsökonomin<br />
MBA und Naturärztin. Sie hat langjährige<br />
Führungserfahrung im In- und Ausland.<br />
Seit über 15 Jahren berät sie Unternehmen<br />
und setzt sich für werte- und menschenorientierte<br />
Führung ein. Seit drei<br />
Jahren leitet sie das Institut für angewandte<br />
Führung, platypus®. Das Institut<br />
nutzt <strong>Lilienberg</strong> für interne Tagungen<br />
und Seminare.
38<br />
Von Stefan Bachofen<br />
in EiGEnEr SaCHE<br />
<strong>Lilienberg</strong> Freunde erleben Unternehmer<br />
und Politgrössen hautnah<br />
Es lohnt sich, eine Mitgliedschaft als<br />
<strong>Lilienberg</strong> Freund zu lösen. Für nur gerade<br />
500 Franken im Jahr können Sie an<br />
all unseren Gesprächsveranstaltungen<br />
teilnehmen und dabei über relevante<br />
und aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik<br />
und Gesellschaft mitdiskutieren. Sie<br />
haben aber auch die Möglichkeit, aussergewöhnliche<br />
Persönlichkeiten hautnah<br />
zu erleben und mehr über ihren<br />
Wirkungskreis, ihren Werdegang und<br />
ihre Wertehaltung zu erfahren. In naher<br />
Zukunft auf dem <strong>Lilienberg</strong> Podium sitzen<br />
neben vielen anderen der SRG-SSR-<br />
Generaldirektor Roger de Weck, der<br />
frühere SBB-Chef Benedikt Weibel sowie<br />
der VBS-Chef Bundesrat Ueli Maurer.<br />
Eine Mitgliedschaft in der <strong>Lilienberg</strong> Gemeinschaft<br />
ist eine lohnenswerte und<br />
nachhaltige Investition: Als Teil eines einmaligen,<br />
unternehmerischen Netzwerks<br />
lernen <strong>Lilienberg</strong> Freunde hochkarätige<br />
Persönlichkeiten und Fachleute aus Wirtschaft,<br />
Wissenschaft, Politik, Gesellschaft<br />
und Armee persönlich kennen, erleben<br />
spannende Diskussionen mit ihnen –<br />
selbstverständlich immer auf Augenhöhe<br />
und mit einem direkten Bezug zum Unternehmertum.<br />
<strong>Lilienberg</strong> Freunde bringen<br />
sich und ihre Erfahrungen aber auch<br />
selber ein und wirken bei der Suche nach<br />
Antworten engagiert mit.<br />
Im Detail heisst das: Als <strong>Lilienberg</strong> Freund<br />
können Sie unentgeltlich zusammen mit<br />
einer Begleitperson an unseren Diskussionsveranstaltungen<br />
teilnehmen, nämlich<br />
an den:<br />
• Foren<br />
• Besonderheiten<br />
• Kolloquien<br />
• Tagungen (ohne Begleitperson)<br />
• Ausserordentlichen Gesprächen<br />
• <strong>Lilienberg</strong> Gesprächen<br />
Nach den Gesprächsveranstaltungen können<br />
<strong>Lilienberg</strong> Freunde beim Apéro Kon-<br />
takte zu den Referenten und Fachleuten<br />
knüpfen sowie Freundschaften mit anderen,<br />
unternehmerisch denkenden und<br />
handelnden Personen aus den verschiedenen<br />
Gesellschaftsbereichen pflegen.<br />
Zusätzlich erhalten Sie unsere Publikationen,<br />
insbesondere die vierteljährlich erscheinende<br />
«<strong>Lilienberg</strong> Zeitschrift» sowie<br />
den «<strong>Lilienberg</strong> Ausblick» mit dem ausführlichen<br />
Veranstaltungskalender.<br />
Nähere Informationen zur <strong>Lilienberg</strong><br />
Mitgliedschaft Freund gibt es unter der<br />
Telefonnummer 071 663 23 23 oder per<br />
E-Mail an info@lilienberg.ch<br />
<strong>Lilienberg</strong> Freunde lernen ausserordentliche Persönlichkeiten aus Wirtschaft und<br />
Politik (hier Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf) nach dem Podiumsanlass<br />
im <strong>Lilienberg</strong> Zentrum näher kennen.
<strong>Lilienberg</strong> Unternehmertum<br />
Industriestrasse 1<br />
CH-8340 Hinwil<br />
Telefon +41 44 938 70 00<br />
Fax +41 44 938 70 99<br />
<strong>Lilienberg</strong> Untenehmerforum<br />
Blauortstrasse 10<br />
CH-8272 Ermatingen<br />
Telefon +41 71 663 23 23<br />
Fax +41 71 663 23 24<br />
info@lilienberg.ch<br />
www.lilienberg.ch