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Beiträge<br />
reduziert wurden (a.a.O.). In einer Studie des<br />
Norddeutschen Verb<strong>und</strong>es Rehabilitationsforschung<br />
zur telefonischen Nachsorge in der kardiologischen<br />
Rehabilitation konnte gezeigt werden,<br />
dass <strong>Frauen</strong> die telefonische Disease Management<br />
Beratung als geeignete Hilfe empf<strong>und</strong>en haben,<br />
"ihre psychische Befindlichkeit zu stabilisieren"<br />
(China et al. 2004b, S. 112).<br />
Dies zeigt, dass eine empathische Kommunikation<br />
ohne face-to-face Verständigung zwar verändert,<br />
aber durchaus möglich ist, wenn das Personal<br />
in Telekommunikation trainiert ist (Currell et<br />
al. 2000).<br />
Kardiologisches Telemonitoring<br />
Es spricht vieles dafür, dass Telemonitoring ein bedarfsgerechtes<br />
Versorgungsangebot für <strong>Frauen</strong><br />
darstellt <strong>und</strong> dadurch deren Versorgungsqualität<br />
in der kardiologischen Rehabilitation erhöht. Neben<br />
den bereits genannten psycho-sozialen Entlastungen<br />
durch die telefonische Betreuung, profitieren<br />
<strong>Frauen</strong> aufgr<strong>und</strong> ihrer "atypischen Symptome"<br />
in besonderer Weise von der zeitnahen Erfassung<br />
wichtiger kardiologischer Vitalparameter<br />
durch das Telemonitoring (Korb 2005). Bio-medizinische<br />
Parameter (wie z. B. pathologische EKG<br />
Veränderungen, Abfall der Sauerstoffsättigung,<br />
hypertone Blutdruckspitzen) werden messgenau<br />
diagnostiziert <strong>und</strong> übermittelt, so dass nichtmessbare<br />
unspezifische Begleitsymptome (wie z.<br />
B. Übelkeit <strong>und</strong> Erbrechen), die frauentypisch<br />
sind, sich nicht hemmend auf die Auslösung der<br />
diagnostischen <strong>und</strong> therapeutischen Handlungskette<br />
auswirken. Durch die unmittelbare Anbindung<br />
an ein medizinsches Callcenter <strong>und</strong> deren<br />
Rückkopplungsmöglichkeiten mit den Patientinnen<br />
<strong>und</strong> weiteren medizinischen Einrichtungen,<br />
wird verhindert, dass die frauenspezifische Symptomatik<br />
unterschätzt wird. Da im Anschluss an<br />
ein Alarmsignal eine telefonische Kontaktaufnahme<br />
mit der Patientin zur Ursachenabklärung<br />
stattfindet, kann diese außerdem zur Information<br />
<strong>und</strong> Aufklärung der <strong>Frauen</strong> über das frauenspezifische<br />
Beschwerdebild beitragen <strong>und</strong> ihre Körperwahrnehmung<br />
bezüglich kardiologischer Symptome<br />
schärfen (a.a.O.).<br />
Im Notfall kann durch eine Optimierung der<br />
Prähospitalphase die deutlich erhöhte Letalität<br />
von <strong>Frauen</strong> im Falle eines Herzinfarktes verkürzt<br />
werden (Löwel et al. 2002). Wie erwähnt, ist aufgr<strong>und</strong><br />
der Studienlage zur Letalität von <strong>Frauen</strong> bei<br />
Herzinfarkt davon auszugehen, dass insbesondere<br />
ältere <strong>und</strong>/oder alleinstehende <strong>Frauen</strong> von der<br />
Möglichkeit des kardiologischen Telemonitorings<br />
profitieren, da sie zum Erkrankungszeitpunkt keine<br />
rettende Hilfe durch Angehörige erfahren (Moebus<br />
2003, Kuhlmann & Kolip 2005). Ebenso werden<br />
<strong>Frauen</strong>, die neben ihrer Herzerkrankung unter<br />
72 Journal <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>forschung NRW Nr. 21/2006<br />
einem Diabetes leiden einen positiven Nutzen aus<br />
der Fernüberwachung ziehen. Es ist bekannt, dass<br />
DiabetikerInnen aufgr<strong>und</strong> ihrer eingeschränkten<br />
Schmerzempfindungen durch Polyneuropathien<br />
(= Nervenschädigungen), Angina pectoris Beschwerden<br />
nur schwach oder gar nicht wahrnehmen.<br />
Die Folge ist ein so genannter stummer<br />
Herzinfarkt, der sowohl eine höhere Akut- als<br />
auch Langzeitsterblichkeit aufweist (Löwel et al.<br />
2002). Da <strong>Frauen</strong> nach der Menopause häufiger<br />
einen Diabetes entwickeln (Boscheri & Strasser<br />
2002), der das Herzinfarktrisiko signifikant erhöht,<br />
ist davon auszugehen, dass diese Risikopatientinnen<br />
ihre Prognose durch das Telemonitoring<br />
verbessern können.<br />
Telemonitoring ermöglicht <strong>Frauen</strong> in der kardiologischen<br />
Rehabilitation die Chance auf eine Versorgung,<br />
die sowohl ihre medizinische Situation<br />
valide registriert <strong>und</strong> gegebenenfalls frühzeitige<br />
Interventionen ermöglicht als auch psycho-soziale<br />
Bedürfnisse von <strong>Frauen</strong> berücksichtigt.<br />
Es kann festgehalten werden, dass sowohl die telefonische<br />
Disease Management Beratung als<br />
auch das Telemonitoring wichtige Bestandteile für<br />
eine bedarfsgerechte Versorgung von <strong>Frauen</strong> in<br />
der kardiologischen Rehabilitation bilden. Telemedizinische<br />
Versorgungsangebote berücksichtigen<br />
wichtige Herausforderungen einer frauengerechten<br />
Rehabilitation, wie Flexibilität, Information<br />
<strong>und</strong> Beratung zu frauenspezifischen Besonderheiten<br />
bei H-K-E, Verbesserung der Diagnostik<br />
<strong>und</strong> Therapie sowie die Möglichkeit, ein Sicherheitsgefühl<br />
zu vermitteln. Sie bauen durch ihre<br />
ortsunabhängige Verfügbarkeit Zugangsbarrieren<br />
für <strong>Frauen</strong> ab, können jedoch aufgr<strong>und</strong> ihrer indirekten<br />
<strong>und</strong> distanzierten Form der Versorgung<br />
nicht dem Anspruch eines ganzheitlichen frauenspezifischen<br />
Rehabilitationsprogramms genügen.<br />
Deshalb werden im folgenden Abschnitt die Grenzen<br />
<strong>und</strong> Probleme telemedizinischer Versorgungsangebote<br />
diskutiert.<br />
Grenzen <strong>und</strong> Probleme telemedizinischer<br />
Versorgungsangebote<br />
Ein Nachteil telemedizinischer Versorgungsangebote<br />
ist, dass die visuelle <strong>und</strong> nonverbale Kommunikation,<br />
ein wesentlicher Bestandteil der verständigungsorientierten<br />
zwischenmenschlichen<br />
Kommunikation, wegfällt (Bürger 2003). Mögliche<br />
Diskrepanzen zwischen dem Inhalt, der Intention<br />
<strong>und</strong> dem Verstehen einer Aussage können in der<br />
telematisch gestützten Interaktion häufiger auftreten,<br />
da die Sinneswahrnehmungen eingeschränkt<br />
sind (Schmidt & Koch 2003). Durch den<br />
Wegfall der persönlichen <strong>und</strong> direkten Arzt-Patienten-Begegnung<br />
verändern sich damit auch psycho-soziale<br />
Gesprächsanteile. Es besteht unter<br />
anderem die Gefahr, dass Technik <strong>und</strong> messbare