Download (1 MB) - Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung ...
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gungsforschung ist mittlerweile bekannt, dass<br />
Qualität <strong>und</strong> Effizienz unmittelbar mit der Geschlechterfrage<br />
verknüpft sind (Kuhlmann & Kolip<br />
2005). Neue Instrumente in der Versorgung müssen<br />
sich deshalb an der Geschlechterfrage messen<br />
lassen, wenn sie zu einer evidenzbasierten<br />
Medizin beitragen wollen.<br />
Telemedizinische Anwendungen in integrierten<br />
Versorgungskonzepten haben durch ihre vernetzten<br />
Kommunikationsstrukturen die Möglichkeit<br />
die Lebenssituationen von <strong>Frauen</strong> teilweise zu berücksichtigen.<br />
Sie ermöglichen eine Versorgung<br />
im häuslichen Umfeld (ZTG 2001). Dies entspricht<br />
noch nicht einer frauenspezifischen Versorgung<br />
auf evidenzbasiertem Niveau, kann aber durch<br />
eine geschlechterdifferenzierte Evaluation dazu<br />
beitragen, bio-medizinische <strong>und</strong> psycho-soziale<br />
Besonderheiten von <strong>Frauen</strong> zu erkennen. Auf dieser<br />
Basis können frauenspezifische Behandlungsleitlinien<br />
<strong>und</strong> Rehabilitationsangebote entwickelt<br />
werden. Um die aktuellen telemedizinischen Angebote<br />
dahingehend zu diskutieren, ob sie für<br />
<strong>Frauen</strong> in der kardiologischen Rehabilitation geschlechterangemessen<br />
sind, wird im folgenden<br />
Kapitel aufgr<strong>und</strong> der bisher gewonnenen Erkenntnisse<br />
in der Rehabilitationsforschung das Kriterium<br />
der "Bedarfsgerechtigkeit" definiert <strong>und</strong> für<br />
telemedizinische Komponenten in der kardiologischen<br />
Rehabilitation geprüft.<br />
Bedarfsgerechtigkeit telemedizinischer<br />
Versorgungsangebote<br />
Eine bedarfsgerechte Versorgung von <strong>Frauen</strong> ist<br />
primär anhand der Erwartungen, die sie selbst an<br />
die kardiologische Rehabilitation haben, zu definieren.<br />
<strong>Frauen</strong> wünschen sich, "Rehabilitationsziele<br />
gemeinsam zu formulieren, eine altersentsprechende<br />
<strong>und</strong> abwechslungsreichere Bewegungstherapie,<br />
eine Termingestaltung, die auf die<br />
Belange von (Haus-) <strong>Frauen</strong> Rücksicht nimmt,<br />
mehr Gesprächsangebote sowie soziale Unterstützung<br />
durch die Gruppe" (a.a.O., S. 83). Grande<br />
et al. (2002a) konnten in ihrer Rehabilitationsstudie<br />
feststellen, dass zwischen den Zielsetzungen<br />
der ÄrztInnen <strong>und</strong> PatientInnen häufig erhebliche<br />
Diskrepanzen liegen, die auf Kommunikationsdefizite<br />
zurückzuführen sind. Telemedizinische Versorgungsangebote,<br />
die auf vernetzten Kommunikationsstrukturen<br />
basieren, können zu einem verbesserten<br />
Informationsaustausch zwischen PatientInnen<br />
<strong>und</strong> ÄrztInnen führen (Ramming 2004).<br />
So können Zieldefinitionen <strong>und</strong> Angebote gemeinsam<br />
besprochen <strong>und</strong> individuell der jeweiligen Lebenssituation<br />
der Frau angepasst werden. Für den<br />
Rehabilitationserfolg ist es wichtig, dass die PatientInnen<br />
an einer für sie geeigneten Rehabilitationsmaßnahme<br />
teilnehmen, da erwartet wird,<br />
dass sie aktiv mitarbeiten (Altenhöner et al.<br />
2003). "Eine geeignete Motivation zur Mitarbeit<br />
erscheint insbesondere dann gegeben, wenn hinsichtlich<br />
der Rehaziele zwischen Therapeuten <strong>und</strong><br />
Patienten eine Erwartungskongruenz besteht"<br />
(Schott et al. 2002, S. 143).<br />
Auf welche Weise die telefonische Disease Management<br />
Beratung <strong>und</strong> das kardiologische Telemonitoring<br />
Potentiale für eine bedarfsgerechte Versorgung<br />
für <strong>Frauen</strong> sind, wird im Nachfolgenden<br />
dargelegt.<br />
Telefonische Disease Management Beratung<br />
Eine bedarfsgerechte Rehabilitation für <strong>Frauen</strong><br />
impliziert eine individuelle, personenspezifische<br />
Beratung, die flexibel gestaltet werden kann. Die<br />
telefonische Disease Management Beratung<br />
nimmt dieses Kriterium auf <strong>und</strong> unterstützt den<br />
Wunsch von <strong>Frauen</strong> nach gesprächsorientierten<br />
<strong>und</strong> flexiblen Rehabilitationsangeboten (Scharnhorst<br />
2003).<br />
Die Vorteile der individuellen telefonischen Beratung<br />
für <strong>Frauen</strong> sind größtenteils durch die Telekommunikation<br />
selbst bestimmt. Kommunikation<br />
über das Telefon ist sowohl im privaten, als auch<br />
im professionellen Kontext eine akzeptierte Form<br />
der zwischenmenschlichen Interaktion, die mittlerweile<br />
auch über Mobiltelefone überall <strong>und</strong> jederzeit<br />
von allen Bevölkerungsschichten praktiziert<br />
werden kann. Ein wesentlicher Vorteil der telefonbasierten<br />
Ges<strong>und</strong>heitsberatung ist somit ihre<br />
niedrige Zugangsschwelle, die zur Verminderung<br />
sozial bedingter Ungleichheiten von Ges<strong>und</strong>heitschancen<br />
beitragen kann (Bürger 2003). <strong>Frauen</strong>,<br />
die in Haus- <strong>und</strong> Familienarbeit eingeb<strong>und</strong>en<br />
sind, aber auch ältere <strong>und</strong>/oder alleinstehende<br />
<strong>Frauen</strong>, können dieses Angebot problemlos zu<br />
Hause in Anspruch nehmen. Außerdem zeichnet<br />
sich die telefonische Beratung neben relativ geringen<br />
Kosten für Räumlichkeiten <strong>und</strong> Wege auch<br />
durch eine hohe Terminflexibilität <strong>und</strong> Anpassungsfähigkeit<br />
an die Bedürfnisse der Patientinnen<br />
aus (Schwarz et al. 2001). Damit ist zusätzlich<br />
die Motivation zur Teilnahme an einem Beratungsangebot<br />
<strong>und</strong> die Steigerung der Patientencompliance<br />
positiv zu beeinflussen (Scharnhorst<br />
2003).<br />
Schwarz et al. (2001) fanden in einer Nutzerbefragung<br />
zum Informationsbedarf zu ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Fragen heraus, dass "vor allem die ständige <strong>und</strong><br />
schnelle Erreichbarkeit sowie die persönliche Ansprache<br />
wichtig" (a.a.O., S. 112) sind. Dies entspricht<br />
dem Bedürfnis von <strong>Frauen</strong> nach emotionaler<br />
Unterstützung <strong>und</strong> dem Wunsch nach Hilfe<br />
zum Abbau von Ängsten <strong>und</strong> der Steigerung des<br />
Selbstwertgefühls (Mittag & Horres-Sieben 2001).<br />
Besonders positiv bewerteten die NutzerInnen<br />
längere Gespräche. Hier konnten sie ihre Patientenkompetenz<br />
erweitern, indem Unsicherheiten<br />
Beiträge<br />
Journal <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>forschung NRW Nr. 21/2006 71