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Beiträge<br />

Patientensouveränität stärken" zu unterstützen<br />

(BMGS 2003).<br />

Die telemedizinischen Versorgungsangebote für<br />

<strong>Frauen</strong> in der kardiologischen Rehabilitation zielen<br />

darauf, durch interaktive Medien Defizite in<br />

der Nachsorge zu verbessern. Durch ihren Einsatz<br />

werden räumliche Distanzen überw<strong>und</strong>en. Patientinnen,<br />

Leistungsanbieter <strong>und</strong> Kostenträger können<br />

über Telefon <strong>und</strong> Internet miteinander kommunizieren<br />

<strong>und</strong> agieren (Eysenbach 2001). Durch<br />

die technischen Möglichkeiten in der mobilen Datenübertragung<br />

werden Zugangsbarrieren zu Versorgungsangeboten<br />

<strong>und</strong> Versorgungsbrüche abgebaut.<br />

Da die Prävalenz alter <strong>Frauen</strong> mit chronischen H-<br />

K-E aufgr<strong>und</strong> der demografischen Entwicklung<br />

kontinuierlich zunimmt (Härtel 2002a), sind telemedizinische<br />

Dienstleistungen neben der ökonomischen<br />

<strong>und</strong> medizinischen auch unter dem Blickwinkel<br />

ihrer sozialen Relevanz für <strong>Frauen</strong> zu sehen.<br />

Sie können <strong>und</strong> müssen in vielfältiger Hinsicht<br />

den Bedürfnissen <strong>und</strong> Lebenslagen von <strong>Frauen</strong><br />

angepasst werden. So z. B. ermöglichen moderne<br />

Technologien, dass Menschen mit eingeschränkter<br />

Mobilität im häuslichen Umfeld betreut<br />

werden. Medial gesteuerte Kommunikationswege<br />

im Ges<strong>und</strong>heitssystem tragen somit<br />

dazu bei, die Lebensqualität der PatientInnen zu<br />

optimieren: Sie können zielgruppenspezifisch <strong>und</strong><br />

Ressourcen schonend auf den steigenden Versorgungsbedarf<br />

chronisch kranker Menschen ausgerichtet<br />

werden.<br />

Außerdem bieten moderne IuK allen Beteiligten<br />

im Ges<strong>und</strong>heitswesen vielfältige Möglichkeiten,<br />

sich gezielt zu informieren. Trotz defizitärer Qualitätsstandard<br />

internetbasierter Ges<strong>und</strong>heitsinformationen<br />

(Schmidt-Kaehler 2004) zeigt sich aber,<br />

dass bessere Informationsmöglichkeiten zu einem<br />

größeren Wissen über Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Krankheit in der Bevölkerung führen <strong>und</strong> somit<br />

Chancen für eine verbesserte Arzt-Patienten-<br />

Kommunikation bieten (Tautz 2002). Inwieweit<br />

der Bedarf an frauenspezifischen Ges<strong>und</strong>heitsinformationen<br />

zu H-K-E im Rahmen der kardiologischen<br />

Rehabilitation von Bedeutung ist, wird im<br />

Laufe der Ausführungen noch diskutiert.<br />

Stand der Wissenschaft<br />

<strong>Frauen</strong>spezifische Besonderheiten bei Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen<br />

Dass <strong>Frauen</strong>herzen anders schlagen als Männerherzen,<br />

ist keine neue Erkenntnis (Regitz-Zagrosek<br />

2004). Dennoch wird dieses Wissen - wie eingangs<br />

erwähnt - bisher weder in der deutschen<br />

Versorgungsforschung standardisiert berücksichtigt<br />

<strong>und</strong> somit wissenschaftlich <strong>und</strong> klinisch erfasst,<br />

noch in die Versorgungspraxis umgesetzt.<br />

68 Journal <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>forschung NRW Nr. 21/2006<br />

Die Bedeutung von H-K-E wurde bei <strong>Frauen</strong> lange<br />

Zeit unterschätzt, obwohl sie eines der wesentlichen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsprobleme darstellen. Sie sind<br />

bei <strong>Frauen</strong> (53 %) stärker an der Gesamtsterblichkeit<br />

als bei Männern (43 %) beteiligt (BMFSFJ<br />

2002, S.113). Obwohl H-K-E ein vorrangiges Problem<br />

älterer <strong>Frauen</strong> sind, zeigt sich bei jüngeren<br />

<strong>Frauen</strong> eine signifikante Zunahme der Erkrankungsrate,<br />

sodass die Thematik auch innerhalb<br />

der Gruppe der <strong>Frauen</strong> altersabhängig differenziert<br />

betrachtet werden muss. Außerdem äußern<br />

sich H-K-E in verschiedenartigen Krankheitsmanifestationen.<br />

Deshalb konzentriert sich die vorliegende<br />

Arbeit auf die zwei häufigsten Erscheinungsformen:<br />

die koronare Herzkrankheit (KHK)<br />

<strong>und</strong> die chronische Herzinsuffizienz.<br />

Epidemiologische Studien belegen, dass in<br />

Deutschland sowie in den meisten Industrieländern<br />

H-K-E die häufigsten Todesursachen ausmachen.<br />

Insgesamt sterben "in Deutschland jährlich<br />

240.000 <strong>Frauen</strong> ... an Erkrankungen des Herz-<br />

Kreislauf-Systems" (Landtag Nordrhein-Westfalen<br />

2005, S. 185). Sie bilden in den hohen Altersgruppen<br />

bei <strong>Frauen</strong> die Haupttodesursache<br />

(BMFSFJ 2002). Epidemiologisch interessant ist,<br />

dass trotz des allgemeinen leichten Rückgangs<br />

der Herzinfarktsterblichkeits- <strong>und</strong> -erkrankungsrate<br />

in der Bevölkerung, bei jungen <strong>Frauen</strong> eine<br />

signifikante Zunahme der Herzinfarktmorbidität<br />

zu verzeichnen ist. Diese Inzidenzzunahme betrifft<br />

hauptsächlich <strong>Frauen</strong> im Alter zwischen 35 <strong>und</strong> 54<br />

Jahren, die rauchen <strong>und</strong> stark übergewichtig sind<br />

(Löwel et al. 2002, Kuhlmann & Kolip 2005).<br />

Bei genauerer Betrachtung der Herzinfarktsterblichkeit<br />

von <strong>Frauen</strong> fällt auf, dass ihre Mortalitätsrate<br />

gegenüber Männern in der Prähospitalphase<br />

(40,1 %) besonders hoch ist, gefolgt von der<br />

Sterblichkeit am ersten Tag nach einem Herzinfarkt<br />

(39,2 %) <strong>und</strong> einer deutlich geringeren 28-<br />

Tage-Überlebensrate (12,0 %) (Härtel 2002b). Begründet<br />

wird dies damit, dass ältere <strong>Frauen</strong> häufiger<br />

allein leben <strong>und</strong> niemand erste Hilfe leistet<br />

bzw. anfordern kann (Moebus 2003). Vielfach zeigen<br />

<strong>Frauen</strong> ein als "atypisch" bewertetes Beschwerdebild,<br />

welches zu einer Fehlversorgung<br />

führen kann (Kuhlmann & Kolip 2005). Als weitere<br />

Ursache für die höhere Sterblichkeitsrate bei<br />

<strong>Frauen</strong> sind häufigere altersbedingte Komorbiditäten<br />

(wie Diabetes mellitus Typ 2, Fettstoffwechselstörungen)<br />

zu nennen, die die Überlebenschancen<br />

nach einem Herzinfarkt deutlich reduzieren<br />

(Härtel 2002a, Löwel et al. 2002, Kuhlmann & Kolip<br />

2005).<br />

Die <strong>Frauen</strong> selbst sind nur unzureichend über<br />

"ihr" Beschwerdebild bei ischämischen Herzerkrankungen<br />

informiert <strong>und</strong> aufgeklärt (Kuhlmann<br />

& Kolip 2005). Demzufolge setzt die diagnostische<br />

Handlungskette <strong>und</strong> Therapie häufig verzögert

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