Dorfblatt der Gemeinde Wallbach - Der Wallbacher
Dorfblatt der Gemeinde Wallbach - Der Wallbacher
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39/2006<br />
2.) <strong>Wallbach</strong> soll <strong>der</strong>einst selber<br />
ein Wallfahrtsort gewesen<br />
sein, daher <strong>der</strong> Name des<br />
Dorfes sowie des Baches.<br />
Beide Behauptungen sind angeblich<br />
nicht zu beweisen, wobei<br />
die erstere wahrscheinlicher<br />
ist. Christes war tatsächlich<br />
ein bekannter Wallfahrtsort.<br />
Die Besichtigung <strong>der</strong> dortigen<br />
Kirche ist empfehlenswert.<br />
Die Dorfchronik<br />
Eine solche wurde vor gut<br />
zwei Jahren erstellt von Josef<br />
Mosch (Jahrgang 1924), <strong>der</strong><br />
im Jahre 1951 (nach Lehre als<br />
Maler, Militärdienst als Frontsoldat,<br />
Gefangenschaft in<br />
Georgien...) <strong>Wallbach</strong> als seine<br />
Wahlheimat erklärte. Natürlich<br />
waren wir neugierigen<br />
Schweizer <strong>Wallbach</strong>er sehr erpicht<br />
darauf, ein Exemplar <strong>der</strong><br />
reich bebil<strong>der</strong>ten Broschüre in<br />
unseren Besitz zu bringen.<br />
Dieser Wunsch wurde uns von<br />
unseren Gastgebern erfüllt.<br />
Wer sich für Details interessiert<br />
(die Dorfchronik ist voll<br />
von interessanten Details),<br />
kann gern Einsicht nehmen in<br />
unser Exemplar. Ich versuche<br />
hier, den Inhalt anhand <strong>der</strong><br />
einzelnen Kapitel zusammenzufassen,<br />
mit dem Ziel, interessante<br />
Stichworte aus <strong>der</strong><br />
Geschichte des „an<strong>der</strong>en“<br />
<strong>Wallbach</strong> in Thüringen aufzuzeigen:<br />
- <strong>Der</strong> Name des Ortes, die<br />
Schäfer, das Leben<br />
Hier ist die Rede vom Ortsnamen<br />
(s. oben) und von Schafen:<br />
Über viele Jahrzehnte - im<br />
17. und 18. Jahrhun<strong>der</strong>t - war<br />
die Schafhaltung die bestimmende<br />
Erwerbsbasis für die<br />
Mehrzahl <strong>der</strong> Bewohner. Später<br />
Ziegen- und Kleintierhaltung.<br />
Situation 1811: 42 Häuser,<br />
54 Haushalte, 390 Einwohner.<br />
21 Bauern, 21 Handwerksleut,<br />
2 Maurer, 15 Leineweber,<br />
je 1 Müller, Schmied,<br />
GESCHICHTE UND GESCHICHTEN<br />
Schnei<strong>der</strong>, Metzger,<br />
Zimmermann,<br />
Schreiner. Später<br />
auch zwei Gastwirtschaften,<br />
heute<br />
keine mehr...<br />
- Die Wasserversorgung<br />
Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
hölzerne Wasserrohre<br />
sowie aus<br />
Eichenholz gebaute<br />
Brunnenkästen.<br />
Bedauerlicher Abriss<br />
eines grossen<br />
Dorfbrunnens. Wassermangel<br />
in den 1950er Jahren. <strong>Wallbach</strong>tal<br />
wird Trinkwasserschutzgebiet.<br />
1972: Verlegung von Wasserrohren<br />
durch den VEB (Volkseigener<br />
Betrieb) Wasserversorgung<br />
Meiningen.<br />
- <strong>Der</strong> Gips, die Gipsmühlen,<br />
die Ziegelhütte<br />
<strong>Wallbach</strong>er Gipsgruben: Erschliessung<br />
und Abbau bereits<br />
Ende des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
(bis Ende 19. Jahrhun<strong>der</strong>t).<br />
1853 existieren drei Gipsmühlen.<br />
Verwendet wurde <strong>der</strong><br />
Gips als Dünger auf den Fel<strong>der</strong>n.<br />
1836: Erdrutsch in <strong>der</strong><br />
Gipsgrube am Schneeberg,<br />
wobei zwei dort spielende<br />
Mädchen den Tod fanden.<br />
Abbau von Lehm und Errichtung<br />
einer Ziegelhütte Mitte<br />
des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. 19 Arbeiter<br />
sind dort beschäftigt. Arbeitszeit<br />
05.00 bis 19.00 Uhr.<br />
Ende 19. Jahrhun<strong>der</strong>t: Einstellung<br />
des Lehmabbaus aufgrund<br />
erschöpfter Lehmvorkommen.<br />
- Das Spritzenhaus, <strong>der</strong><br />
Strassenbau<br />
Freiwillige Feuerwehr seit eh<br />
und je. Mehrfach an- und umgebautes<br />
Spritzenhaus, erkenntlich<br />
am Turm zum Aufhängen<br />
<strong>der</strong> Schläuche, heute<br />
Privatbesitz.<br />
Ausbau <strong>der</strong> alten Strasse in<br />
das im <strong>Wallbach</strong>tal höher gelegene<br />
Nachbardorf Metzels<br />
im Jahre 1868. 1935 Überga-<br />
Die alte Ziegelhütte<br />
be <strong>der</strong> abermals neugebauten<br />
Strasse. 1954 erneute Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Strasse (freiwillige<br />
Mitarbeit von Bewohnern: 465<br />
Arbeitseinsätze...)<br />
- Die Politik, die Hitlerdiktatur,<br />
<strong>der</strong> Krieg, die Auswirkungen<br />
Alle Mitglie<strong>der</strong> des Gemein<strong>der</strong>ates<br />
in den 1930er Jahren<br />
waren Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> NSDAP<br />
(Nationalsozialistische Deutsche<br />
Arbeiterpartei). Propagierter<br />
Aufschwung schien damals<br />
Fuss zu fassen. 1934<br />
gab es im Dorf 12 selbständige<br />
Handwerker: 4 Tischler, 3<br />
Schuhmacher, 1 Huf- und Wagenschmied,<br />
1 Zimmermann,<br />
1 Müller, 1 Sattler, 1 Stellmacher<br />
(Wagenbauer).<br />
Vorher, in den 1920er Jahren,<br />
existierte einzig eine kleine<br />
Ortsgruppe <strong>der</strong> SPD, dann<br />
einzelne Mitgliedschaften bei<br />
<strong>der</strong> KPD, NSDAP, den Gewerkschaften<br />
und dem Kyffhäuserbund<br />
(ein Kriegerverein<br />
ehemaliger Soldaten). 1932<br />
wurde eine Ortsgruppe des<br />
„Stahlhelm“ gegründet (Stahlhelm:<br />
1918 gegründet als<br />
„Bund <strong>der</strong> Frontsoldaten“. Ab<br />
1933 dem Führer unterstellt.<br />
Jüngere Mitglie<strong>der</strong> wurden direkt<br />
in die SA = Sturmabteilung<br />
= politische Kampftruppe<br />
innerhalb <strong>der</strong> NSDAP, mit u.a.<br />
<strong>der</strong> SS zusammen, überführt.<br />
Übriger „Kernstahlhelm“ bildete<br />
Teil <strong>der</strong> SA-Reserve). Nach<br />
Machtantritt Hitlers Gründung<br />
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