Neo Rauch Photo: Uwe Walter Seeker, 1997, oil on ... - Artisterium

4/2009
CONTEMPORARY ART AND CULTURE MAGAZINE
Tanamedrove
xelovnebis da
kulturis
Jurnali
<strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong>
<strong>Photo</strong>: <strong>Uwe</strong> <strong>Walter</strong>
<strong>Seeker</strong>, <strong>1997</strong>, <strong>oil</strong> on canvas, 60 x 45 cm
Ruth Collection © VG Bild-Kunst, Bonn 2006;
Courtesy: Gallery EIGEN + ART Leipzig/
Berlin and David Zwirner, New York

4/2009
CONTEMPORARY ART AND CULTURE MAGAZINE
IN ThIs IssUE:
Tanamedrove xelovnebis da kulturis Jurnali
Ich interessiere mich für vor allem für die Menschen, die hier leben. - 2
mainteresebs adamianebi, romlebic am qveyanaSi cxovroben - 3
Kunstmarkt - Kunstöffentlichkeit - 6
art-bazari - art-sazogadoeba - 6
<strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong>: “Für mich bedeutet Malen die Fortsetzung des Traums mit anderen Mitteln” - 14
neo rauxi: "CemTvis xatva sizmris sxva meTodiT gagrZelebaa" - 14
Doppelbödiges Spiel mit der Malerei - die Malerin Henriette Grahnert - 22
mxatvari da misi namuSevrebis orazrovani mxiaruleba
henrieta grahneti - 26
Farbmanöver zwischen Himmel und Erde - Katharina Grosse in Berlin und Nürnberg - 28
casa da miwas Soris - katerina grose berlinsa da niurnbergSi - 28
Kathrin Becker - 32
ketrin bekeri - 36
55. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, 30. April - 5. Mai 2009 - 40
oberhauzenis moklemetraJiani filmebis 55-e saerTaSoriso festivali - 43
Die Fremde - 50
ucxo - 55
Spot on... Utopia - 56
utopia - kavkasiuri dokumenturi fotografia - 57
Born In Georgia - 64
dabadebuli saqarTveloSi - 67
Ein gescheitertes deutsch-georgisches Projekt - 68
fric langi da "vefxistyaosani" - 71
ARTISTERIUM 2008 - 74
artisteriumi 2008 - 74
Artists’ Pages - 78
English Resumes - 88
Publisher: “Artisterium” Association. Editor in chief and Art director: Iliko Zautashvili. Editor: Magda Guruli. Translation: Magda
Guruli, Keti Jakeli, Lasha Bakradze, Ana Korsdzaia-Samadashvili. Supervisor of German version: Natia Mikeladse-Bachsoliani.
Supervisors of English version: Servane Laine, Peter Nasmyth. Supervisors of Georgian version: Keti Jakeli, Etusa Gabashvili.
Design: SYNTHESIS ad. Printed by: ‘OUtdooR.ge’.
The publishers of this magazine do not bear responsibility for advertising content. Also, views expressed herein are not necessarily
those of the publisher.
Publishing and printing of the ARTLOOP magazine was possible
through the financial support of The Goethe Institute Georgia.
The magazine’s first version under the title “loop’A” was founded by the Art Caucasus Association in 2005.

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ARTLOOP: Mit welchen Erwartungen
und Vorstellungen sind
Sie nach Georgien gekommen und
wie haben sich diese nach über
zwei Jahren als Leiter des Goethe-
Instituts Georgien verändert?
ARTLOOP: Georgien ist seit
dem 18. Jahrhundert immer wieder
von Deutschland und den hier
lebenden Deutschen beeinflusst
worden. Können Sie davon heut
noch etwas sehen oder fühlen?
ARTLOOP: Was interessiert Sie
persönlich am meisten in Georgien,
die Geschichte, die Kultur
oder das Alltagsleben?
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
Interview mit
dem Leiter des
Goethe-Institut
Georgiens,
Herr Werner Wöll
Ich interessiere mich für vor allem
für die Menschen, die hier leben.
Werner Wöll: Ich war vor Georgien über 3 Jahre als Leiter der Spracharbeit am GI
Kiew und hatte relativ wenig Information über Georgien, außer dass die Infrastruktur
des dortigen Goethe-Instituts hervorragend sei und einem viele Möglichkeiten auf
dem Gebiet der Kulturarbeit eröffnet. Das GI Georgien hat einen sehr stilvollen
Veranstaltungssaal, eine kleine Galerie mit Wintergarten, eine kleine Open-Air-
Bühne mit ca. 100 Sitzplätzen und ein sehr schönes Cafe. In diesem Rahmen kann
man viele Veranstaltungen planen und auch Außergewöhnliches durchführen.
Die ersten eineinhalb Jahre in Georgien waren sehr bewegt. Zuerst der
Ausnahmezustand vor den Wahlen im Januar 08 und dann natürlich der Krieg
im August des gleichen Jahres. Gottseidank ist niemand von den Mitarbeitern zu
Schaden gekommen und wir konnten unsere Arbeit mehr oder minder ungehindert
fortsetzen.
Georgien, genau wie die Ukraine, sind noch sehr junge Demokratien, die noch
dabei sind, sich zu etablieren und die ihren Weg nach Europa noch suchen. Dass
dieser Weg alles andere als einfach ist, haben die turbulenten Ereignisse des letzten
Jahres gezeigt.
Werner Wöll: Momentan mag wohl der Einfluss Deutschlands nicht mehr so
deutlich zu sehen sein. Die Amerikanisierung des politischen Lebens in Georgien
ist nicht zu übersehen. Aber wenn wir zurückblicken, dann sehen wir einen sehr
großen Einfluss, sowohl auf dem politischen, wirtschaftlichen und auch kulturellem
Gebiet. Wir sind gerade dabei, einige Initiativen zu unterstützen, dieses kulturelle
Erbe, das von den Deutschen stark geprägt wurde, zu dokumentieren und dadurch
hoffentlich auch erhalten zu können. Aber gerade auf kulturellem Gebiet ist
Deutschland immer noch sehr beliebt und geschätzt. Deshalb wollen wir so viele
deutsche Künstler wie möglich nach Georgien bringen. Und natürlich damit den
Austausch mit georgischen Künstlern fördern.
Werner Wöll: Ich interessiere mich für vor allem für die Menschen, die hier leben.
Mich interessiert als Kulturmanager natürlich wie Sie ihre Probleme, Erfahrungen,
Wünsche, Sehnsüchte durch ihre große Kreativität versuchen in Filme, Bilder,
Romane oder Theateraufführungen darzustellen. Das Kulturleben ist in keinem Land
des Südkaukasus so intensiv und ausdruckstark wie in Georgien. Und natürlich finde
ich es auch sehr interessant, wie sich Georgien auf den langen Weg nach Europa
macht und wie es sein Ziel verfolgt, in die EU integriert zu werden, Tbilissi verändert
sich unglaublich schnell. Hoffentlich bleibt viel von dem historischen Glanz dieser
tollen Stadt erhalten und wird nicht einem blinden Modernismus geopfert.
ARTLOOP: Wie sehen Sie
die Zusammenarbeit und die
zukünftige Entwicklung des Projekts
ARTISTERIUM?
ARTLOOP: Welche Projekte
werden Sie in Georgien in der
nächsten Zeit präsentieren?
interviu goeTes
institutis direqtorTan
baton verner violTan
ARTLOOP: ras elodiT
an ra warmodgena gqondaT,
sanam saqarTveloSi
CamoxvidodiT da rogor
Seicvala es warmodgena,
mas Semdeg rac saqarTveloSi
ori weli dahyaviT,
rogorc goeTes
institutis direqtorma?
ARTLOOP: saqarTveloSi
me­18 saukunidan arsebobda
germanuli da kerZod
saqarTveloSi mcxovrebi
germanelebis gavlena.
ramdenad igrZnoba es
gavlena dRes?
Werner Wöll: Sehr positiv. Ein Festival für zeitgenössische Kunst war in Tbilissi
überfällig. Ich freue mich sehr, dass wir seit letztem Jahr jetzt regelmäßig dieses
Festival in Tbilissi haben werden. Das GI wird auch jedes Jahr seinen Beitrag zu
diesem wichtigen Ereignis leisten. Es wird höchste Zeit, dass Tbilissi ein Mitglied
im Netzwerk der zeitgenössischen Festivals wird, die weltweit angeboten werden.
Was noch fehlt, ist ein Museum für zeitgenössische Kunst. Ich hoffe, dass wir mit
dieser Zeitschrift die Kenntnis über die zeitgenössische Kunstszene in Deutschland
vertiefen können.
Werner Wöll: In diesem Jahr führt das GI zusammen mit der Deutschen
Botschaft die DEUSCHLANDTAGE 09 durch. Und wir werden eine Menge
interessanter Projekte anbieten, die Sie auf unserer Web-Seite: www.goethe.de/
deutschlandwochen-georgien einsehen können.
mainteresebs adamianebi, romlebic am qveyanaSi
cxovroben
verner violi: sanam saqarTveloSi Camovidodi 3 weli vmuSaobdi kievis
goeTes institutSi enis ganyofilebis xelmZRvanelad da sakmaod
mwiri informacia gamaCnda saqarTveloze. vicodi mxolod is, rom
Tbilisis goeTes instituts araCveulebrivi infrastruqtura aqvs da
saukeTeso saSualebebi kulturis sferoSi sxvadasxva RonisZiebebis
Casatareblad. saqarTvelos goeTes institutSi aris mSvenieri
darbazi da galerea, mcire scena Ria cis qveS daaxloebiT 100 adgiliT
da Tavisive kafe ezoSi. swored es gvaZlevs imis saSualebas, rom
uamravi saintereso da araordinaluri RonisZieba davgegmoT da
ganvaxorcieloT.
saqarTveloSi gatarebuli pirveli weliwadnaxevari sakmaod
datvirTuli iyo movlenebiT. 2008 wlis arCevnebamde sagangebo
mdgomareobas vgulisxmob da Semdeg agvistos oms. sabednierod arc
erT Cven TanamSromels ziani ar miadga da arc Cvens saqmianobaSi
SegvSlia didad xeli. saqarTveloSi, iseve rogorc ukrainaSi,
demokratia jer kidev fexs ikidebs. orive qveyana cdilobs Tavi
daimkvidros da evropisken gaikvlios gza. da rom es gza arc Tu iseTi
martivia, am ukanaskneli wlis movlenebmac gviCvena.
verner violi: amJamad germanuli gavlena TiTqmis aRar Cans.
saqarTveloSi politikuri cxovreba sakmaod amerikanizirebulia.
magram Tu warsuls gadavavlebT Tvals, sakmaod didi politikuri,
ekonomikuri da kulturuli gavlena igrZnoba am sferoebSi. Cven
amJamad xels vuwyobT rig proeqtebs, romlebic dokumenturad asaxaven
swored germanuli gavlenis qveS arsebul kulturul memkvidreobas da
amiT mis SenarCunebas vcdilobT.
5
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

6
ARTLOOP: ra gainteresebT
yvelaze metad saqarTveloSi:
misi istoria,
kultura Tu Tanamedrove
cxovreba?
ARTLOOP: rogor gesaxebaT
artisteriumTan
TanamSromloba da am
proeqtis momavali?
ARTLOOP: romel proeqtebs
gegmavT uaxloes
momavalSi saqarTveloSi?
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
Tumca dResac did interess iwvevs germanuli kurltura. amitom
vcdilobT germaniidan sxvadasxva xelovanebis Camoyvanas da maT
qarTvel xelovanebTan daaxloebas.
verner violi: upirveles yovlisa mainteresebs adamianebi,
romlebic am qveyanaSi cxovroben. rogorc kulturis menejers
mainteresebs, Tu rogor cdiloben es gansakuTrebulad kreatiuli
adamianebi TavianTi problemebis, gamocdilebebis, survilebis
da ocnebebis filmebSi, suraTebSi, romanebSi Tu speqtaklebSi
asaxvas. amierkavkasiaSi kulturuli cxovreba arsad ar Cqefs ise
Zlierad, rogorc saqarTveloSi. rasakvirvelia Zalian mainteresebs
saqarTvelos momavali, misi xangrZlivi msvleloba evropisken da
mizani, rom integrirebul iqnas evrokavSirSi. Tbilisi saocrad
Cqara icvleba. imedi maqvs, rom am araCveulebrivi qalaqis istoriuli
dideba metwilad iqneba SenarCunebuli da igi ar Seewireba ugono
modernizacias.
verner violi: Zalian pozitiurad. TbilisSi Tanamedrove xelovnebis
festivali gardauvalia. mixaria, rom es festivali gasuli wlidan
moyolebuli regularulad Catardeba. saqarTvelos goeTes
institutic yovel wels miiRebs monawileobas da Tavis wvlils Seitans
am mniSvnelovani festivalis programaSi. droa Tbilisic Caeweros
im Tanamedrove festivalTa rigebSi, romlebic msoflio masStabiT
tardeba. jer kidev ar arsebobs Tanamedrove xelovnebis muzeumi, rac
aucilebeli iqneboda. imedi maqvs, rom Jurnalis am gamocemiT kidev
ufro kargad gavacnobT dainteresebulT Tanamedrove germanul
xelovnebas.
verner violi: wels goeTes instituti saqarTveloSi germaniis
federaciuli respublikis saelCosTan erTad gegmavs germaniis dReebs
2009. www.goethe.de/deutschlandwochen-georgien
saqarTvelo
7

8
Kunstmarkt - Kunstöffentlichkeit
Wie der Blutkreislauf einerseits und die
Nervenbahnen andererseits, die beide zur
Gesamtheit des menschlichen Organismus
gehören, aber verschiedene Systeme sind,
kann im Kunstbetrieb unterschieden werden
zwischen Kunstmarkt und Kunstöffentlichkeit:
Sie wirken miteinander und aufeinander,
sind aber nicht identisch. Märkte - auch der
Kunstmarkt - können viel: Waren bereitstellen,
Distributionswege schaffen, Rendite ausschütten,
Arbeitsplätze hervorbringen oder vernichten,
dem Gemeinwesen Steuern einbringen oder
dessen Subventionen beanspruchen. Eines
können Märkte nicht: Sinn erzeugen. Der
Kunstmarkt hat auf Dauer nichts zu vermarkten
ohne Künstler, die mit meist hohen persönlichen
Karriererisiken das in die Öffentlichkeit bringen,
was sie individuell erarbeitet haben und für
bedenkenswert halten. Die inhaltliche Substanz,
die fortlaufende Überprüfung, Veränderung
und Erneuerung künstlerischer Formen visueller
Weltdeutung sowie die Kriterien zu ihrer
Bewertung können nur aus der lebendigen Praxis
der Kunst selbst kommen. Dazu gehört auch die
versprachlichende Deutung durch die Kunstkritik.
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
art-bazari - art-sazogadoeba
cnobilia, rom sisxlZarRvebi da
nervebi erT organizmSi Tanaarseboben,
magram damoukidebel sistemebs qmnian.
igive SeiZleba iTqvas art-bazarsa da
art-sazogadoebaze, romlebic aseve
Tanaarseboben, magram ar arian identuri.
bazars, maT Soris, art-bazarsac bevri
funqcia aqvs: amaragebs momxmarebels
produqciiT, aris Semosavlis wyaro,
aregulirebs samuSao adgilebs,
awesebs gadasaxadebisa da sufsidiebis
odenobas, magram bazars ar SeuZlia
Tavad Seqmnas produqcia, anu verafers
gaxdeba mxatvrebis gareSe, romlebic
sakuTari karieris riskis fasad
amarageben mas namuSevrebiT, romelTac
didi Sromis fasad qmnian da Tvlian,
rom sayuradRebo ram Seqmnes.
ZiriTadi Sinaarsi, ganuwyveteli
Zieba, samyaros vizualuri
interpretirebisTvis mxatvruli
formebis mudmivi cvalebadoba da
ganaxleba, iseve, rogorc am procesis
Sesafasebeli kriteriumebis
Camoyalibeba mxolod xelovanis
cocxali praqtikiT ibadeba.
igive exeba xelovnebis sityvier
interpretirebas, anu kritikas.
art-sazogadoeba permanentulad
axldeba. mxatvrebi erTmaneTSi
msjeloben namuSevrebze, romlis
Seqmnis procesSi TviTon an
maTi romelime kolegaa. amgvari
ganxilvisas isini ara mxolod
garkveul Sefasebis kriteriumebs iyeneben,
aramed ganavrcoben da anviTareben kidec
am kriteriumebs. kargi art-kritikac
swored isaa, romelic cocxal da
ganviTarebad process aanalizebs beWdviT
mediasa Tu internet-gverdebze. art-

Kunstöffentlichkeit ist stets etwas gerade
Entstehendes, etwas, das sozusagen permanent
nachwächst. Zwei Künstler unterhalten sich
über das, woran sie gerade arbeiten oder
was sie bei anderen gesehen haben. Indem
sie dabei, meist implizit, auf Kriterien für
ästhetische Urteile zurückgreifen, nehmen
sie diese Kriterien nicht nur in Anspruch,
sondern aktualisieren, verändern und erweitern
diese. Diese fortlaufende Erneuerung durch
Benutzung erweitert sich in einer halbwegs
funktionierenden Kunstkritik im Feuilleton
oder Internet im großen Maßstab. In der
Kunstöffentlichkeit wird ein Kunstwerk an seinem
eigenen Anspruch gemessen und vor dem
Hintergrund permanent aktualisierter Kriterien
beurteilt - nicht an seinem Warenwert auf dem
Markt. Die theoretische Unterscheidung von
Kunstmarkt und Kunstöffentlichkeit ist deshalb
so aufschlussreich, weil sich beide gegenseitig
in der gesellschaftlichen Praxis intensiv und
scheinbar unentwirrbar beeinflussen. Der
enorme Markterfolg der “Neuen Leipziger
Schule” etwa hat die künstlerischen Einflüsse der
Lehrergeneration bis zurück zur alten “Leipziger
Schule” der DDR-Kunst um die Maler Bernhard
Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke
in den 1970er und 1980er Jahren zum griffigen
Markennamen verkürzt. Er verdeckt auch die
künstlerischen Parallelen, welche die “Neuen
Leipziger” mit Künstlern wie etwa Holger Bunk
oder Dirk Skreber verbindet, die in Düsseldorf
studierten.
Im Übergang von der “Leipziger Schule” zur
“Neuen Leipziger Schule” der Gegenwart
spielt <strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong> (*1960) als Schüler von Arno
Rink und Meisterschüler von Bernhard Heisig
eine geradezu dynastische Schlüsselrolle. Der
international berühmteste Exponent der zurzeit
allesamt erfolgreichen jüngeren “Leipziger” hat
aus traumartig surrealen Kulissenfragmenten,
gestenstarken Einzelfiguren ohne situativen
Kontext und einer nahezu grafischen Komposition
flächiger Farbkontraste einen einprägsamen Stil
synthetisiert. Mit malerischem Handwerk auf
höchstem Niveau verbindet <strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong> szenischnarrative
Fragmente und hochengagierte,
dabei untereinander autistisch unverbundene
Bildfiguren zu artifiziellen Bühnenrätseln ohne
Auflösung - und mit umso intensiveren Appell an
der Betrachter als Beteiligten.
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sazogadoeba xelovnebis nimuSs Tavisi
aRqmis kuTxidan afasebs, misi azri ar
aris damokidebuli sabazro moTxovnaze,
is ar ganixilavs namuSevars rogorc
vaWrobis obieqts. meore mxriv isic faqtia,
rom art-bazari da art-sazogadoeba
erTmaneTze gavlenas axdens. magaliTad,
bazarze "laifcigis axali skolis"
warmomadgenlebis didma warmatebam
gaanela maTi saxelovani maswavleblebis
Taobis mxatvrebis gavlena, romelTac
1970-80 wlebSi gdr-Si "laifcigis skola"
Seqmnes. eseni arian bernard haisigi,
volfgang matoieri da verner tubke.
warmatebam is kavSirebic moSala, romelic
"axali laifcigis" skolas holger bunkTan
an dirk skreberTan akavSirebda, romlebic
duseldorfSi swavlobdnen.
"laifcigis skolis" "laifcigis axal
skolad" gardaqmnaSi virtualuri
memkvidreobiTi roli arno rinkis,
Semdeg ki bernard haisigis masterklasis
studentma - neo rauxma Seasrula
(dab. 1960). Tanamedrove warmatebul
"laifcigelebs" Soris yvelaze cnobilma
warmomadgenelma moaxdina STambeWdavi
warmosaxviTi stilis, surealisturi
dekoris, aqcentirebuli, konteqstidan
gamoyofili figurebisa da grafikuli,
usiRrmo ferebis kontrastuli
sinTezireba. rauxi udidesi ostatobiT
aTavsebs tiloze sxvadasxva naratiuli
scenebis fragmentebsa da situaciobriv
konteqstTan sruliad araTavsebad
figurebs, qmnis gamocanas, romelsac
pasuxi ar aqvs, riTac ufro aintrigebs
mnaxvels.
rauxis, iseve rogorc ufro axalgazrda
"laifcigelis" -- tilo baumgertelis (dab.
1972) warmateba, romelic aseve naratiuli
konteqstidan amovardnil figurebs
xatavs, cxadyofs arailustraciul,
kompleqsur doneze figuratiulisa da
xatovani fsiqologiis urTierTSerwymis
ganaxlebul moTxovnas. msgavs mcdelobas
vxedavT 80-iani wlebis duseldorful
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

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Der große Markterfolg von <strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong> wie auch
der des jüngeren “Leipzigers” Tilo Baumgärtel
(*1972), auch er ein Maler von Figuren außerhalb
eines situativen Kontinuums, verweist neben
anderem auch auf die erneute Nachfrage nach
Figuration und Bildpsychologie auf einem
komplexen, nicht illustrativen Niveau. Ähnliche
Bestrebungen waren schon in den 1980er Jahren
in Düsseldorf etwa bei Holger Bunk (* 1954) zu
finden, ebenfalls ein malerischer Alleskönner und
Bildpsychologe ohne simple Auflösungen.
Tim Eitel (*1971), westdeutscher Schüler
des Leipziger Lehrers Arno Rink, führt in
seiner großformatigen, realistischen Malerei
eine an Grafik geschulte Isolation einzelner
Bildgegenstände vor Augen. In klar umrissener
Kontur grenzen sich menschliche Gestalten
oder Gebäude von großen, fast raumlosen
Bildflächen ab. Das vieldeutige Bild scheint
auf den eindeutigen Begriff gebracht, auf die
unzweideutige Bezeichnung eines Gemeinten.
Doch unversehens wird die Isolation, das
Herausschneiden dieses einen Gemeinten aus
all seinen Kontexten, selbst zum bestimmenden
Faktor der Bildwirkung, zu seinem eigentlichen
Thema.
Ein ähnlich widersprüchliches Wirkungskalkül
kennzeichnet auch die Arbeiten von
David Schnell (*1971), einem weiteren
- westdeutschen - Schüler Rinks. Seine
Landschaftsbilder, farbstarke und bis in den
vordersten Bildvordergrund gefüllte Bildräume,
rufen die Empfindung von Leere hervor.
Die geometrisierten Bretter von Scheunen,
begradigten Baumstämme oder rechteckigen
Heuballen scheinen eher in einem Computerspiel
denn auf dem Land beheimatet. Schnell
erzeugt virtuos eine Dynamik ohne Zentrum,
kulissenartige Opulenz von fraglicher Materialität
und perspektivischen Sog hinein in eine
Raumtiefe mit der mutwilligen Unverbindlichkeit
einer flimmernden Bildschirmoberfläche. So führt
er dem Betrachter auf den zweiten oder dritten
Blick einen Erfahrbarkeitsverlust für die Natur
unter offenem Himmel vor Augen.
Matthias Weischer (*1973) spürt dieser Erfahrung
ähnlich im Interieur nach. Die Boden und Wände
atmen Patina, die zergliederten Räume wirken
abgewohnt, aber menschenleer, und dadurch
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
namuSevrebSi, magaliTad holger
bunkTan (dab. 1954), romelic kidev erTi
mravalmxrivi fsiqologi mxatvaria
rTuli gadawyvetebiT.
tim eiteli (dab. 1971) laifcigeli
maswavleblis, arno rinkis
dasavleTgermaneli studentia,
romelic didi zomis realistur
namuSevrebSi individualuri obieqtebis
grafikul izolacias ikvlevs. mkveTrad
SemosazRvruli konturebiT adamianebis
Tu Senobebis formebi gamoyofilia
TiTqmis usazRvro sibrtyidan.
namuSevrebSi orazrovneba imdenad aris
koncentrirebuli, rom Cadebuli azri
advili amosacnobia. moulodneloba,
izolirebuloba, konteqstidan amovardna
qmnis naxatis Sinaarss.
aseTive winaaRmdegobriobiT aris
aRniSnuli rinkis sxva moswavlis,
devid Snelis (dab. 1971) namuSevrebi.
misi peizaJebi, feradovnebisa da savse
wina planis miuxedavad, sicarielis
SegrZnebas badebs. geometrizirebuli
fardulebi, xeebis swori xazebi da Tivis
kvadratuli zvinebi ufro kompiuteruli
TamaSis asociacias iwvevs, vidre
soflis peizaJisas. Sneli monitoris
ekranis cimcimismagvari efeqtis SeqmniT
ostaturad axerxebs gadmosces dinamika
centris gareSe, sagnebis ucnaurobis
dekoratiuli mravalferovneba
da perspeqtiva, romelic sivrceSia
gaTqvefili. ase rom, mnaxvels aviwydeba
kidec, rom es peizaJia.
maTias vaiSers (dab. 1973) es gamocdileba
daxurul sivrceSi gadmoaqvs, sadac iataki
da kedlebi molaplape, daclili da
usicocxloa, amave dros - Teatraluri
melanqoliurobiT aRbeWdili. garkveuli
ironizirebiT, Sneli da vaiSeri
gvagrZnobineben, rom iluzia, romelsac
naxatebi qmnian, swored samyaros namdvil
iluzorulobas gadmoscems.

14
ebenso theatralisch suggestiv wie melancholisch.
Schnell und Weischer führen mit einer gewissen
Ironie vor Augen, dass Illusionismus in der
Malerei eben Illusionismus ist.
Diese Haltung lässt bildatmosphärisch durchaus
an Arbeiten von Dirk Skreber (*1961) denken,
an die lässig kaltschnäuzige Erschaffung großer
Ansichten von leeren Sportstadien aus der
Vogelperspektive, von nostalgisch anmutenden
Hochhausfantasien eines lange vergangenen
Futurismus oder von Lokomotiven in mürb
verblichener Farbigkeit aus den 1980er und
frühen 1990er Jahren. Dabei wird nie ganz
deutlich, ob ein Bild von Skreber mindestens
teilweise eine reale Ansicht wiedergibt oder ein
Traumbild oder eine Spielzeuglandschaft.
Der Markterfolg der “Neuen Leipziger” hat noch
zu Zeiten der späten 1980er Jahre, vor dem Ende
der DDR, einen Vorläufer gehabt. Konservative
westdeutsche Sammler und Kunstinteressierte,
unter anderem Altbundeskanzler Helmut
Schmidt, interessierten sich für die Malweise von
Bernhard Heisig und Werner Tübke. Man war
vom guten Handwerk und der Kultivierung des
Malerischen als einen eigenen Wert fasziniert.
Die professionelle Leipziger Ausbildung zu
malerischem Handwerk, zu genauer Kenntnis
bestimmter Stile der kunsthistorischen
Vergangenheit und die Fähigkeit sowie der
Wille, als junger Künstler in die Stilmasken
der Vergangenheit hineinzuschlüpfen - das
sind Besonderheiten der “Neuen Leipziger”,
die, genau betrachtet, erstaunlich konservativ
sind. An dieser Stelle ist die Unterscheidung
zwischen innerkünstlerischem Diskurs um die
eigenen Ansprüche und Maßstäbe einerseits und
Kunstmarkt andererseits aufschlussreich: Im Sinne
künstlerischer Selbstverständigung agieren die
“Neuen Leipziger” konservativ bis statisch, im
Sinne des Kunstmarktes extrem dynamisch.
Prof. Dr. Matthias Winzen ist Professor für
Kunstgeschichte und Kunsttheorie an der
Hochschule der Bildenden Künste Saar.
Copyright: Goethe-Institut e. V., Online-
Redaktion
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
es ganwyoba gasdevs dirk skreberis (dab.
1961) namuSevrebsac. misi uemocio, civi,
didi simaRlidan danaxuli carieli,
uzarmazari sportuli stadionebi
naxevrad fantastikur futuristul
caTambrjenebs an 1980-iani da adreuli 90iani
wlebis mimofantul, Camqralferebian
lokomotivebs mogvagonebs da maTdami
nostalgias badebs. Zneli gasarkvevia,
kerZod ras xatavs skreberi, realur
an warmosaxviT xeds, Tu xelovnur
landSafts.
"axal laifcigelTa" bazarze warmatebis
winapiroba 1980-ian wlebSi unda
veZeboT, roca gdr jer kidev arsebobda.
konservatuli dasavleTgermaneli
koleqcionerebi da xelovnebiT
dainteresebuli sxva pirebi, maT Soris
kancleri helmut Smidti, dainteresdnen
berhard haisigisa da verner tubkes
xatvis maneriT, gancvifrebuli iyvnen
maTi ostatobiT da Sesrulebis doniT.
ostatoba, warsuli stilebis zedmiwevniT
codna, axalgazrda mxatvrebis
survili da SesaZlebloba Cawvdnen
warsulis stilistur niSnebs, "axali
laifcigelebis" ZiriTadi maxasiaTebelia.
Tu kargad davakvirdebiT, aRmovaCenT,
Tu raoden konservatulia es skola
da gamoCndeba gansxvaveba, erTi mxriv,
xelovnebis Sinagani mdgomareobasa da
meore mxriv, art-bazris moTxovnebsa
da standartebs Soris. xelovnebis
TvalsazrisiT "axali laifcigi"
konservatulia da TiTqmis statikur
mdgomareobaSi imyofeba, bazari ki mas
ganixilavs, rogorc Zalian dinamiurad
ganviTarebad skolas.
Werner Tubke
Self Portrait with Palette, 1971
Copyright: picture-alliance/dpa
Tim Eitel
Grey Cloud, 2004, <strong>oil</strong> on canvas, 250 x190 cm
Courtesy: Gallery EIGEN + ART Leipzig/Berlin and Pace-
Wildenstein
Matthias Weischer
Corner, 2005, <strong>oil</strong> on canvas, 40 x 30 cm
Courtesy: Gallery EIGEN + ART Leipzig/Berlin
15
David Schnell
Channel, 2004, <strong>oil</strong> and tempera on canvas, 165 x 250 cm
Courtesy: Gallery EIGEN + ART Leipzig/Berlin
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

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<strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong>: “Für mich bedeutet Malen
die Fortsetzung des Traums mit anderen
Mitteln”
Der 1960 geborene Leipziger Maler <strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong> ist
einer der erfolgreichsten deutschen Maler der mittleren
Generation. Sein Erfolg in den letzten Jahren
war kometenhaft. Vor allem im Ausland wurde er viel
beachtet.
Er gilt als Hauptvertreter der “Neuen Leipziger
Schule”. Es gab innerhalb der doktrinär
gemaßregelten Malerei der DDR vor dem
Mauerfall in Leipzig einige Maler, Bernhard
Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke,
die figurativ arbeiteten und denen der alles
überwachende DDR-Staat mehr Freiheiten
zugestand als dem Rest. Von diesen Malern
trennen <strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong> Welten. Er bewegt sich als
Maler viel freier und sein Umgang mit dem Erbe
der DDR ist mehr frech und ironisch als bitter.
Markenzeichen Leipzig
Wenn über Malerei aus Leipzig
gesprochen wird, ist die
Frage zumeist nicht weit,
ob es tatsächlich heute
- noch oder wieder - so
etwas wie “deutsche
Malerei” gibt. <strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong>
ist unzweifelhaft ein
“deutscher Maler” und
er ist sogar erkennbar
ein ostdeutscher Maler.
Es ist eine Malerei mit
politischen Untertönen, die
auf die eigene Zeit und die in
ihr enthaltenen Umbrüche und
Widersprüche künstlerisch reagiert.
Seine Landschaften und Motive
wecken bei demjenigen, der nur ein wenig
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neo rauxi: "CemTvis xatva sizmris
sxva meTodiT gagrZelebaa"
laifcigeli mxatvari neo rauxi (dab. 1960)
erT­erTi yvelaze warmatebulia saSualo
Taobis germanel mxatvarTa Soris. bolo
wlebSi misi popularoba sul ufro izrdeba,
gansakuTrebiT germaniis miRma.
rauxi "axali laifcigis skolis" mTavar
warmomadgenlad aris aRiarebuli. berlinis
kedlis dangrevamde, mkacrad kontrolirebad
garemoSi bernard haisigi, volfgang matoieri
da verner tubke iyvnen mxatvrebi, romlebic
figuratiul ferweraSi muSaobdnen da vis
mimarTac gdr-s mTavroba met-nakleb mimtevebeli
iyo. rauxi maTgan Zlier gansxvavdeba. rogorc
mxatvari, igi ufro Tavisufalia da misi
damokidebulebac gdr-s mxatvruli memkvidreobis
mimarT ufro Tamami da ironiulia, vidre
kompromisuli.
brendi - laifcigi
rodesac saubari laifcigzea,
ase Tu ise mainc "germanul
mxatvrobas" vgulisxmobT.
rauxic, ra Tqma unda,
germaneli mxatvaria, metic,
igi aRmosavleTgermaneli
mxatvaria. misi
mxatvrobis politikuri
qveteqsti artistulad
exmianeba Tanadroul
problematikas, cvlilebebsa da
winaaRmdegobriobebs. ar aris
aucilebeli germaniis istoriis
Rrma codna, rom mis peizaJebsa da
motivebSi qveynis aRmosavleTSi bolo
wlebSi momxdari cvlilebebi amovikiTxoT.

von Deutschland kennt, unweigerlich Assoziationen, die
in den Osten des Landes führen. Aber seine Bezüge sind
keineswegs plakativ und vor allem nie nostalgisch.
Auf die Frage, ob er ein deutscher Maler sei, hat er in
einem Interview des Magazins Spiegel geantwortet: “Ich
würde mich jedenfalls nicht dagegen wehren, weil ich
glaube, dass die Welt nur dann wirklich farbig ist, wenn es
stark ausgeformte Regionalismen gibt, auf hohem Niveau.
Im Gegensatz zu irgendeinem kulturellen Esperanto.”
Typischer Stil
<strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong> hat - auch das ist eine Voraussetzung für
eine gute Position im Markt - einen erkennbaren nur
für ihn typischen Stil entwickeln können. Seine Kunst
ist vor allem eine Kunst der gegenständlichen und
figurativen Darstellung. Er bevorzugt eine eigenartige, matt
gebrochene Farbigkeit, die alle seine Arbeiten verbindet.
Sie resultiert auch aus einer Vorliebe für eine altertümliche
Form von Kinderbüchern und vor allem aus einer Freude
an den grellen Farbwelten billiger Comics.
Wie <strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong> seine Welt darstellt, das hat auch viel
mit der heiteren Ironie der Anfangsjahre des Pop-Art
zu tun, auf die er mit dem Abstand einer Generation
lebendig reagiert. Bei der Pop-Art wusste man auch nie so
genau, ob es sich um eine harte Kritik an den Fetischen
der Konsumwelt handelte oder vielleicht nur um die
Überhöhung dieser Konsumwelt selber.
Schillernde Titel
Eine besondere Rolle im Kampf gegen die banale
Eindeutigkeit spielen schillernde Titel. “Leitung” - das
kann alles sein zwischen Führungsanspruch und einem
Stück Elektrokabel, “Sucher” ist bei <strong>Rauch</strong> kein “Denker”,
sondern ein Herr, der im verminten Gelände abstrakter
Formen nach Sprengstoff sucht.
Für seine Wolfsburger Ausstellung hat <strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong> den Titel
Neue Rollen gewählt, und man weiß nicht genau, ob er
damit die Aktualität seiner Bilder meint - die letzten kamen
in der Woche vor der Ausstellungseröffnung noch feucht
aus dem Atelier -, oder ob dieser Titel die Suche nach
neuen Verhaltensmustern seiner Kunst meint. Die Welt in
neuen Rollen, der Künstler auf der Suche nach seiner Rolle
in der Welt, Kommentator oder Träumer, Spiegelbildfechter
oder Spiegel?
Bilder voller Bilder. Die Leinwand als Simultanbühne
sagulisxmoa, rom es referenciebi
araviTar SemTxvevaSi ar aris lozunguri
da miT ufro, nostalgiuri.
19
Jurnal "SpigelSi" dabeWdil interviuSi,
kiTxvaze, Tvlis Tu ara Tavs germanel
mxatvrad, rauxi pasuxobs: "araviTar
SemTxvevaSi ar uarvyof am gansazRvrebas,
radgan mjera, rom samyaros feradovnebas
swored mkveTrad modulirebuli
regionalizmi aniWebs. ar var "kulturuli
esperantos" momxre."
tipiuri stili
neo rauxs mkveTrad gamoxatuli
sakuTari stili aqvs, rac didad
ganapirobebs bazarze mis popularobas.
sxva RirsebebTan erTad misi xelovneba
reprezentaciuli da figuratiulia. misi
ferTa gama avadmyofuri da mqrqalia.
darRveuli qoloristika mTel mis
Semoqmedebas gasdevs. aseTi midgoma
misi Zvelmoduri sabavSvo wignebiTa da
iaffasiani komiqsebiT gatacebaa.
rauxis adreul, pop artul namuSevrebSi
kargad Cans samyaros aRqmis da gadmocemis
miseuli msubuqi da ironiuli manera.
Zneli saTqmelia, rogoria pop artSi
gacxadebuli misi damokidebuleba -
momxmarebluri samyaros fetiSireba,
misi kritika Tu ubralod samyaros
hiperbolizebuli aRqma.
saTaurebi
rauxis namuSevrebis dasaTaurebebi
Zlier mniSvnelovania mis brZolaSi
erTganzomilebian banalurobasTan.
saTauri "Leitung" iseve SeiZleba
gavigoT liderobaze aqcentad, rogorc
elqetronuli kabelis nawilad. "Sucher"
rauxisTvis ara mxolod "moazrovnea",
aramed jentlmeni, romelic abstraqtuli
formebiT danaRmul velze minebs eZebs.
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

20
Das großformatige Gemälde mit dem Titel Neue
Rollen addiert drei Szenen. Im Vordergrund
erklärt eine Frau einem Kind die Welt an
einem Papp-Modell einer Naturkatastrophe.
Daneben dreschen Studenten mit Bierglas und
hoch geschwungenen Säbeln in Kostümen
der Französischen Revolution die Welt zu
Phrasen. Und in der dritten Szenerie proben drei
Personen spielerisch den Tod unter einer mit
Girlanden geschmückten Guillotine. Alles vor
der Kulisse einer riesigen Bücherwand und einem
fachsimpelnden Publikum.
Im für ihn typischen malerischen Erzählstil
hat <strong>Rauch</strong> die bizarren Szenen wie auf einer
Simultanbühne zusammen geschnitten. Kühn mit
malerischen Unschärfezonen vermittelt, wirkt
das ganze zeitgleich ablaufende Geschehen wie
eine Ausschnittsammlung aus einem absurden
Welttheater voller Minidramen. Fast scheint es,
als wolle diese Malerei vom Massenmedium
Fernsehen lernen durch die Programme der
Apokalypse zu “zappen”, ohne sich dabei die
gute Laue verderben zu lassen.
<strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong> liebt das freie Spiel mit allen
malerischen Mitteln. Er nutzt exzessiv die
(Narren)-Freiheit der Kunst. Er verwendet
Personen wie Versatzstücke, die er auf seinen
Bildflächen hin und her schiebt. Räume gehen
ineinander über, werden entgegen den Gesetzen
der Perspektive wild miteinander verschnitten.
Die Arbeiten sind von einem Geist der Collage
und der traumhaften Motivverschränkung
gekennzeichnet. Geschichte als ein Strudel aus
Geschichten.
<strong>Neo</strong>-Surrealismus, ein Spiel mit der Tradition
Immer deutlicher wird, dass <strong>Rauch</strong>s Malerei in
der Tradition des malerischen Surrealismus steht.
Auf einigen Bildern, die Objekte enthalten, die
schmelzend ihre Konturen verlieren, scheint die
Anspielung auf den Bilderzauberer Salvador Dali
deutlich. Aber anders als der klassische Surrealismus
der 30er Jahre stammen <strong>Rauch</strong>s Geschichten nicht aus
dem Rausch und der Automatik des Unbewussten.
Seine Träume wirken hellwach konstruiert.
Auf den falschen Dualismus Abstraktion oder
gegenständliche Malerei lässt sich <strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong>
nicht mehr ein. Seine Arbeiten vereinen beide
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volfsburgis gamofenisaTvis rauxma saTaurad
Neue Rollen (axali roli) SearCia. aqac
SeuZlebelia darwmunebiT iTqvas, ra igulisxmeba,
namuSevrebis siaxle (zogierTi namuSevari
gamofenis gaxsnamde erTi kviriT adre, jer kidev
sveli moitanes saxelosnodan), Tu axali saxexatebis
Zieba, samyaros axali mniSvneloba, Tu
mxatvris axali rolis Zieba samyaroSi. ra aris es,
komentireba Tu warmosaxva? gamocdili mokamaTis
sarkuli anarekli Tu Tavad sarke?
naxatiT savse naxatebi. tilo, rogorc
mravlobiTi scena
didi zomis namuSevari, saTauriT Neue Rollen, sam
scenas aerTianebs. wina planze magidis zedapirze
moTavsebul maketze qali bavSvs "samyaros"
uxsnis. gverdiT meore scenaa, sadac safrangeTis
revoluciisdroindel kostiumebSi gamowyobili
mamakacebi, ludis kaTxebiT da gaSiSvlebuli
xmlebiT samyaros TiTqos frazebad Slian. mesame
scenaze ori mamakaci da erTi qali sikvdilis
scenas TamaSoben girliandebiT morTuli
giliotinis qveS. samive scenis foni wignebiT savse
giganturi Taroebi da JargoniT molaparake
mayurebelia.
xatvis misTvis damaxasiaTebeli naratiuli
stiliT rauxi sam eqscentrul, gansxvavebul
Temas erTmaneTTan akavSirebs, TiTqos es
yvelaferi ramdenime scenian sivrceSi xdeba.
Tamamad gadmocemuli, aSkara sazRvrebis gareSe,
erTdroulad mimdinare scenebis erToblioba
absurdis Teatris mini-dramebidan amonaridTa
STabeWdilebas qmnis. TiTqos viRac arxeini
ganuwyvetliv rTavs televizors apokalipturi
arxidan arxze.
rauxi xatvis yvelanairi saSualebiT
manipulirebs da gamomsaxvelobiTi SesaZlebloba
TiTqmis sastikobamde mihyavs. is adamianebs
butaforiebiviT eqceva, romelTac Tavisi
Sexedulebisamebr gadaaadgilebs naxatis
sibrtyeze. sivrceebi erTmaneTs ereva. perspeqtivis
kanonebi ugulebelyofilia. misi namuSevrebisTvis
damaxasiaTebelia kolaJuroba da motivebis
sizmriseuli rigi, istoria, rogorc ambebis
morevi.
Qualitäten in einem Stil. Das narrative Malen braucht die
Bilderfolge, um Motive zu entwickeln oder den Rückgriff
auf bekannte Szenen, die illustriert werden können. Bei
<strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong> gibt es sowohl die Bildaddition und ihre
collageartige Verschränkung als auch die Arbeit mit
Sprechblasen - die aber bezeichnenderweise immer leer
bleiben. Das Bild sagt etwas, will etwas sagen, soll etwas
sagen - und macht seine Aussage doch schweigend. Es ist
eine Sprache, die kinderleicht scheint und doch von ihrer
Rätselhaftigkeit lebt.
Traumwelten
“Für mich bedeutet Malen die Fortsetzung des Traums
mit anderen Mitteln”, sagt <strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong> und gibt damit den
entscheidenden Hinweis auf die Welt der Träume. Wir
erkennen Versatzstücke der Wirklichkeit, aber wir können
wegen der Traumverschlüsselung den Traum nicht einfach
lesen wie ein beschriebenes Blatt. Er verlangt nach seiner
Deutung und sabotiert sie mit kunstvoller Vieldeutigkeit.
Nur so kann jeder Traum - sogar noch der Alptraum - als
“Hüter des Schlafes” (Sigmund Freud) auftreten. Der Traum
der Malerei spielt mit der Unvernunft der Wirklichkeit.
Der <strong>Neo</strong>-Surrealismus von <strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong> lebt von
konstruierten Traumwelten. Typisch für <strong>Rauch</strong> ist der
Versuch dem Diktat der Gegenwart zu entkommen
und wenigstens die künstlerische Freiheit am Leben
zu erhalten. Viele seiner Figuren scheinen sich wie aus
vergangenen Jahrhunderten in seine Bildwelten verlaufen
zu haben. Zahlreich sind die Verweise auf die Anfänge der
bürgerlichen Zeit, auf die Französische Revolution, der
Biedermeier und deutsche Romantik auf dem Fuß folgten.
In den letzten Jahren sind <strong>Rauch</strong>s Bilder immer größer
geworden. Die Formate sind aktuell bei drei mal vier
Metern angekommen. Neben der Welt des Traums ist
das szenische Moment heute viel stärker entwickelt als
auf den ersten Bildern. <strong>Rauch</strong>s Welt ist eine Theaterwelt,
die Ausschnitte aus dem großen Welttheater zeigt. Der
Maler versteckt sich kunstvoll in seinen Szenerien. Bei
allen Anspielungen auf die Gegenwart hat er für sich die
Rolle des Regisseurs und natürlich die Hauptrolle des
Traumwandlers vorbehalten.
Jan Thorn-Prikker
ist Mitglied der Online-Redaktion des Goethe-Instituts
Copyright: Goethe-Institut
neo-surealizmi, TamaSi tradiciasTan
21
TandaTanobiT gasagebi xdeba, rom rauxis
mxatvrobis safuZveli surealizmia.
konturebSemomdnari obieqtebiT
Sesrulebul ramdenime namuSevarSi
aSkaraa msgavseba salvador dalis
suraTis magiasTan. magram 1930-iani wlebis
klasikuri surealizmisgan gansxvavebiT,
rauxi ar iyenebs azrovnebis aracnobier
nakads, romelic tiloze avtomaturad
aisaxeba. piriqiT, misi namuSevrebi
zedmiwevniT cnobierad konstruirebulis
STabeWdilebas toveben.
rauxi uars acxadebs mihyves abstraqtuli
da reprezentaciuli mxatvrobis cru
dualizms. misi namuSevrebi orive
mimarTulebas aerTianebs. naratiul
mxatvrobaSi motivis gansaviTareblad an
sxvadasxva scenis sailustraciod saxeebis
SeTavsebaa saWiro. rauxis SemoqmedebaSi
ara mxolod saxe-xatebi Tanaarseboben,
aramed sityvebisTvis datovebuli
mniSvnelovani TeTri yovelTvis
carielia. naxati raRacas ambobs, raRacis
saTqmelad iqmneba. amas rauxi dumiliT
aRwevs. misi ena bavSvis TamaSis msgavsia da
bolomde gamoucnobi rCeba.
warmosaxviTi samyaro
"CemTvis xatva sizmris sxva meTodiT
gagrZelebaa", - ambobs rauxi da
sizmriseul samyaros sanqcirebuls
xdis. sizmari xom iseTive sagnebiT
da movlenebiT aris savse, rogoric
realuri cxovreba, magram maTSi Cveul
mniSvnelobebs ver amovikiTxavT, isini
araerTmniSvnelovania, maTi mxatvruli
interpretirebaa saWiro, ise rom
orazrovnebam CixSi ar Segviyvanos.
mxolod ase SeiZleba iqces sizmari,
Tundac koSmaruli, "Zilis mfarvelad"
(zigmund froidi). mxatvroba,
rogorc sizmris gagrZeleba, realobis
iracionalurobis gamtaria.
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auxis neo-surealizmi konstruirebul sizmarTa
samyaros nawilia. misTvis niSandoblivia
realobis diqtaturisgan Tavis daRwevis
mcdeloba SemoqmedebiTi Tavisuflebis
SesanarCuneblad. figurebs TiTqos gza aebnaT
da gasuli saukuneebidan mis tiloebze moxvdnen.
saxezea saSualo klasis warmoSobisa da
safrangeTis revoluciis uamravi referencia,
rasac fexdafex mihyveba bidermeieri da
germanuli romantizmi.
bolo xanebSi rauxis tiloebis zomam 3X4
kvadratul metrs miaRwia. sizmris samyaro
da scenismagvari gamomsaxveloba mis adreul
ferwerebTan SedarebiT kidev ufro ganviTarda.
rauxis samyaro Teatris samyaroa, romlis
scenebi ufro didi, cxovrebis Teatridanaa
aRebuli. mxatvari sakuTar Tavs Tavis
namuSevrebSi ostaturad malavs. realobis
aluziebSi man sakuTar Tavs wammarTvelis da, ra
Tqma unda, mTvareulis mTavari roli uboZa.
<strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong>
<strong>Photo</strong>: <strong>Uwe</strong> <strong>Walter</strong>
Placenta, 1993, <strong>oil</strong> on canvas, Ø 340 cm,
Wolfsburg Art Museum © VG Bild-Kunst, Bonn 2006;
Courtesy: Gallery EIGEN + ART Leipzig/Berlin and David
Zwirner, New York
Rebellion, 2004, <strong>oil</strong> on canvas, 199 x 275 cm
Courtesy Gallery EIGEN + ART Leipzig/Berlin and David
Zwirner, New York
New Roles, 2005, <strong>oil</strong> on canvas, 270 x 420 cm
Collection of David Teiger © VG Bild-Kunst, Bonn 2006
Courtesy: Gallery EIGEN + ART Leipzig/Berlin and David
Zwirner, New York
Self-Communion, 2003, Oil on canvas, 50 x 40 cm
Berner Collection© VG Bild-Kunst, Bonn 2006
Courtesy: Gallery EIGEN + ART Leipzig/Berlin and David
Zwirner, New York
Commerce, 1999, <strong>oil</strong> on canvas, 200 x 216 cm
Wolfsburg Art Museum © VG Bild-Kunst, Bonn 2006;
Courtesy: Galleries EIGEN + ART Leipzig/Berlin and
David Zwirner, New York

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/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
Henriette Grahnert
Es ist einfach nicht einfach - so verblüffend trivial nennt die 31-jährige Malerin Henriette Grahnert
ihre erste große Ausstellung in der Heimatstadt Leipzig. Die Vorliebe für solche banalen oder
witzigen Floskeln verraten auch die Titel ihrer Bilder. Mit ihnen beschwört sie nicht nur zwiespältige
Vorstellungen herauf, sondern spielt auch ironisch auf Kunst und Leben an. Pointiert gesetzt wirken
sie wie muntere Befreiungsschläge wider die Würde und Bürden des Metiers, dem ihre Leidenschaft
gilt - der Malerei.
Nicht einfach ein Bild
Das Bild, das der Ausstellung den Namen leiht, ist eine große weiße Leinwand mit eingerissenen
Löchern. Aus denen baumelt ebenso brachial wie dekorativ das Gestrüpp einer bunten
Partybeleuchtung heraus. Eine Glühlampe flackert. Und man kann nicht genau feststellen: Ist das ein
Defekt oder soll das so sein? Das Bild ist nicht einfach ein Bild, sondern eine Art Behältnis. Es hat
eine Oberfläche und ein Dahinter. Hat es auch Tiefe? Das Weiß der Leinwand erscheint grau, weil
die Künstlerin die grelle, verflachende <strong>Neo</strong>nbeleuchtung des Museumsraumes ausschalten ließ und
durchsetzte, dass der gediegene Holzfußboden mit grauem Linoleum abgedeckt wurde. Farbe auf und
hinter die Bildleinwand bringen lediglich die bunten Glühlampen der Lichterkette. Vorgeführt wird
ein Bild, das mehr sein will als ein Bild. Das über seine Grenzen hinaus wachsen will - vorgibt, auch
räumliche und zeitliche Dimensionen darstellen zu können. Mit Energiezufuhr aus der Steckdose wird
es zwar auch zum Leuchten gebracht. Doch die schöne Oberfläche ist ein für alle Mal zerstört.
Mediale Aufmerksamkeit
Doppelbödiges Spiel mit
der Malerei - die Malerin
Henriette Grahnert
Sie ist eine jener spannenden Absolventinnen der Leipziger
Kunsthochschule, die virtuos ausspielen, was Malerei kann
und international Furore machten. Doch statt Figuren erhebt
Henriette Grahnert Farbrinnsale und Klebebänder zu Protagonisten
ihrer mit Öl auf Leinwand gemalten Bilder. Sie
erhielt den Kunstpreis der Sachsen Bank 2008 und stellt im
Museum der bildenden Künste Leipzig aus.
Das mutet an wie eine Persiflage auf die Malerei. Vielleicht sogar als schöner Abgesang auf die
Figurenbilder der sogenannten Neuen Leipziger Schule? Die in Dresden geborene Künstlerin, die von
<strong>1997</strong> bis 2004 in Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst und in Glasgow studierte, ist
eine Mitstreiterin jener kleinen Schar von jungen Malern, die vor wenigen Jahren den internationalen
Kunstmarkt eroberten und die Stadt auf der Landkarte medialer Aufmerksamkeit verorteten. Wie
alle “Betroffenen” mag Henriette Grahnert das Label nicht. Aber sie weiß auch, dass sie davon
profitierte, obwohl sie gar keine Figurenmalerin ist. Und sie erfuhr, wie schnell die Kunstwelt nach
neuen Trends giert. Dem Leipzig-Hype folgte die Inflation chinesischer Malerei und nun ist indische
Gegenwartskunst angesagt.

Lakonische Kommentare
So schnell kann’s gehen ist der Titel eines Wortobjektes aus fünf auf der Wand freigestellten
Buchstaben: “Gluck” ist da zu lesen. Zu einfach, wenn die zwei Pünktchen, die das “Glück”
ausmachen, inszeniert am Boden liegen? Das Scheitern interessiere sie, sagt die Künstlerin. Sie
liebt das doppelbödige Spiel mit Worten ebenso wie mit den Mitteln, Möglichkeiten und Grenzen
der Malerei. Vor allem aber parodiert sie immer wieder die Versuchungen. Sowohl die Sucht,
Wirklichkeit zu imitieren oder Fiktionen als Realität vorzuspiegeln als auch die Selbstgenügsamkeit
der Abstraktion. Henriette Grahnert wertet stattdessen malerische Abfallprodukte und Behelfsmittel als
Bildelemente auf. Favoriten sind Klebebänder, die sie sogar täuschend echt abmalt. Normalerweise
dienen sie dazu, Farbflächen fein säuberlich abzugrenzen und präzise Linien zu ziehen. Henriette
Grahnert dagegen spielt den artifiziellen Reiz des scheinbar Minderwertigen und Belanglosen in
manchmal virtuosen, manchmal lapidaren Kompositionen aus und dekliniert dabei gleich noch
Vorbilder durch.
Aufwändig legt sie Schicht für Schicht übereinander, setzt Farbspray und neuerdings Ruß ein, führt
vor, verhüllt und lässt durchscheinen. Klar definierte Formen und Strukturen treffen auf Ungefähres
und Zufälliges. Ein Malgrund mit Farbknuppeln und Rinnsalen bekommt den Titel Make Up Crying
Girl - heulendes Mädchen, dem die Schminke verläuft. Objekthafte Elemente können hinzukommen
oder sich verselbstständigen. Einem Bild hängt die Leinwand schlaff über den Rahmen hinaus - wie
ein Hemd, das nicht ordentlich in die Hose gesteckt wurde: Backstage Styling. Mit solchen scheinbar
alltäglichen Peinlichkeiten kommentiert die Künstlerin lakonisch das Dilemma heutiger Malerei:
Nichts ist wahr schreibt sie auf eine Leinwand, streicht es durch - ebenso wie die Beteuerung Nicht
wahr.
Der Preis liegt nicht auf Eis
Fast alle der 14 gezeigten Arbeiten sind im vorigen Jahr entstanden. Henriette Grahnert erhielt 2008
den zum vierten Mal vergebenen, mit 30.000 Euro dotierten Kunstpreis der Sachsen Bank. Die
überregional besetzte Jury hatte diesmal die Wahl aus 60 Vorschlägen von 22 Leipziger Galerien. Alle
zwei Jahre ermöglicht der Preis dem Museum der bildenden Künste Leipzig nicht nur, eine spannende
junge künstlerische Position inklusive eines Katalogs vorzustellen, sondern auch eine Arbeit für die
Sammlung zu erwerben. Die Bank, die aus der ehemaligen Sächsischen Landesbank hervorging,
einem der ersten kriselnden hiesigen Geldhäuser, verspricht, auch in Zukunft ein verlässlicher Partner
zu sein. Ja schön, aber das beantwortet nicht die Frage, heißt das angekaufte Bild von Henriette
Grahnert. Zu sehen sind farbige Linien, die scheinbar wohl geordnet, doch perspektivisch verwirrend
ein Zickzack ohne Anfang und Ende ergeben. Die Künstlerin allerdings hat beste Aussichten für 2009:
Sie kann ein Jahr lang in Rom leben und arbeiten - als Stipendiatin der renommierten Villa Massimo.
Sigrun Hellmich
ist Kunstwissenschaftlerin und freiberufliche Journalistin und Autorin. Sie lebt in Leipzig.
Copyright: Goethe-Institut e. V., Online-Redaktion
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4, 20 0 9 / ARTLOOP /

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mxatvari da misi namuSevrebis orazrovani mxiaruleba
henrieta grahneti
henrieta grahneti laifcigis samxatvro akademiis kursdamTavrebulia. misi virtuozoba
ferweris SesaZleblobaTa sazRvrebis kvlevaSi gamoixateba da saerTaSoriso aRiareba swored
am Tvisebam moupova. zeTiT tiloze Sesrulebuli misi namuSevrebis mTavari gmirebi ara
figurebi, aramed saRebavis wveTebia.
henrieta grahneti saqsoniis bankis 2008 wlis saxelovnebo jildos mflobelia, rac 30 000
evros Seadgens da ukve meoTxed gaica. germaniis sxvadasxva mxaridan mowveulma Jiurim,
romelsac laifcigis 22 galereis mier warmodgenili 60 mxatvars namuSevari unda ganexila,
gamarjvebulad henrieta grahnetis namuSevari - "mSvenieria, magram dasmul kiTxvas ar
pasuxobs" - gamoacxada. es aris feradi xazebis erToblioba, romelic TiTqos mowesrigebulia
da perspeqtivis gancdas qmnis, magram, amasTanave, isea mixril-moxrili, rom dasawyiss da
dasasruls ver upovi. mxatvari 2009 wlis ganTqmuli Villa Massimo-s stipendiantia.
31 wlis henrieta grahnetis pirveli didi gamofena mis mSobliur qalaq laifcigSi moewyo.
gamofenis saocrad trivialuri saTauri - "es ar aris ubralod ubralo", mxatvris banaluri
Tu eqscentruli frazebisadmi midrekilebaze metyvelebs. amgvari saTaurebi misTvis
ambivalenturi ideebis gamoxatvis, xelovnebisa da cxovrebis ironizirebis erT-erTi xerxia,
maTi saSualebiT grahneti xelovnebisadmi, rogorc profesiisadmi sakuTari mijaWvulobis
gadalaxvas cdilobs.
ara ubralod naxati
namuSevari, romlis saxelwodebac amave dros gamofenis saTauria, sakmaod didi, TeTri, tiloa
naxvretebiT, saidanac sazeimo ganwyobis momgvreli sxvadasxva feris Suqi ifrqveva. namuSevari
arc imdenad orazrovania, ramdenadac dekoratiuli. erTi SexedviT Zneli gasarkvevia,
naTurebis cimcimi avtoris Canafiqria, Tu namuSevris defeqti. es ubralod tilo ki ara,
konteineria, romelsac wina da ukana mxare da, TiTqos, siRrmec aqvs. TeTri tilo nacrisfrad
aRiqmeba, radgan mxatvarma muzeumis TvalismomWreli, siRrmis aRsaqmelad Seuferebeli neonis
ganaTebaze uari Tqva, elegantur iatakze ki nacrisferi linoleumi daago. fers mxolod tilos
miRma ganTavsebuli mosarTavi naTurebi aSuqeben. am gziT naxati Tavs aRwevs sibrtyobriv
SezRudulobas da TiTqos droiT da sivrciT ganzomilebaSi gadadis. tilo xelovnuradaa
ganaTebuli da, miuxedavad imisa, rom sruliad daglejilia, mainc mSvenieria.
mediis yuradReba
aRiareba msubuq dacinvas hgavs an laifcigis axali skolis figuratiuli mxatvrobis
dakrZalvaa... henrieta erTi patara "meomaria" im mxatvarTa Soris, romlebic drezdenSi
daibadnen da <strong>1997</strong>-2004 wlebSi laifcigis vizualuri xelovnebis akademiasa da glazgoSi
swavlobdnen. saerTaSoriso art-bazari maT ramdenime wlis win daipyres da laifcigi mediis
yuradRebis centrSi moaqcies. "laifcigis axali skolis" iarliyi sxvebis msgavsad arc henrietas
moswons, Tumca aRiarebs, rom am skolam bevri SesZina; Tavs figuratiul mxatvrad ar miiCnevs,
isic gacnobierebuli aqvs, rom msoflio ganuwyvetliv axali "trendebis" ZiebaSia: laifcigis
Semdeg yuradReba Cinurma mxatvrobam miipyro, dRes ki aqtualuri induri Tanamedrove
mxatvrobaa.
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
lakoniuri komentarebi
"es ase swrafad xdeba" - namuSevari
kedelze mikruli xuTasoiani
sityvaa: "Gluck" (sixaruli), sadac
germanuli enisTvis damaxasiaTebeli
umlautis orwertili ("Glück")
iatakze dramatuladaa garTxmuli...
aseTi xerxiT mxatvari marcxisadmi
interess avlens, gamoTqmisa da
gamoxatvis saSualebebis orazrovneba
ki SesaZleblobis zRvars aRwevs.
is arasodes ikavebs Tavs realobis
imitirebis, gamogonilis realurad
Cvenebis cdunebisa da abstraqciis
TviTkmarobis parodirebisagan.
henrieta grahneti mxatvruli elementis
Sesaqmnelad samxatvro masalas xSirad
narCeni produqtebiT anacvlebs. mis
namuSevrebSi SexvdebiT dasawebebeli
Tu zedapiris damcavi teqnikuri
lentebis didi virtuozulobiT Seqmnil
imijebs, romlebic naxatze realurad
gamoiyurebian.
mxatvari erTi SexedviT umniSvnelo
sagnebis moCvenebiTi momxibvlelobiT
da sakuTari mxatvruli prototipebis
variaciebiT TamaSobs. didi yuradRebiTa
da mondomebiT adebs erT fenas meoreze,
dafervisa da gamWvirvalobis efeqtis
misaRwevad misasxurebel saRebavebs
da Semdeg murs iyenebs. srulyofilad
gamoyvanili formebi da konstruqciebi
gaurkvevlobasa da SemTxveviTobasTanaa
SeTavsebuli. saRebavis Sxefebisa da
wveTebiT Sesrulebul tilos "Semoirige
mtirali gogona" hqvia. mxatvari zogjer
namuSevrebSi sagnebis msgavs elementebs
iyenebs, romlebic zogjer damoukidebel
arsebobas agrZeleben. erT namuSevarSi,
saxelwodebiT - "scenis miRma stili",
tilo SarvalSi Catanebuli perangis
msgavsad daudevrad aris CarCoze
gadaWimuli. namuSevari rutinis
damabnevel SegrZnebas aRZravs, mas
avtori kidev ufro aZlierebs warweriT:
"araferia namdvili", rasac kiTxvis saxiT
adasturebs: "ara?".
Made Out Of Bad Glue, 2008, <strong>oil</strong> on canvas, 190 x 155 cm.
Olbricht Collection
Well Drunk, 2007, <strong>oil</strong> and lacquer on canvas, 180 x 150 cm.
Teenage Radical, 2007, <strong>oil</strong> and soot on canvas, 180 x 150 cm.
29
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

30
Farbmanöver zwischen Himmel
und Erde - Katharina Grosse in
Berlin und Nürnberg
Seit mindestens zehn Jahren zieht die deutsche
Malerin Katharina Grosse ihr Publikum mit ihren
atmosphärisch über Museumswände wabernden
Farbdunstschleiern in den Bann. Den Pinsel
hat sie dabei erfolgreich durch die Airbrush-
Pistole ersetzt. In zwei Institutionen zeigt Grosse
nun, dass sich illusionäre Farbräume auch auf
skulpturale Objekte übertragen lassen. Ein
Versuch, der nicht immer glücken will.
Giftigbunte Skulpturen in Nürnberg
Wenn die Malerei nicht nur die Leinwand,
sondern überdies das für sie sichere
Gehäuse des Museums verlässt, dann sind
spektakuläre Störfälle im öffentlichen Raum fast
vorprogrammiert. Katharina Grosse ist ein solch
frappanter Einschnitt in den alltäglichen Ablauf
vor dem Neuen Museum in Nürnberg gelungen.
Passanten stolpern unweigerlich über ihre mit
giftigbunten Farbschlieren opak besprühten
Skulpturen, die sich wie monolithisches Gestein
auf dem Platz auftürmen. Und kaum jemand wird
derart versunken in seinen Gedankenhaushalt
sein, als dass er nicht bei der ersten Begegnung
wenige Minuten staunend vor dem zwölfteiligen
Arrangement von ineinander gekeilten
Farbschollen stehen bliebe.
Doch welche Intention lauert hinter der
farbschreierischen Attacke? Die mit expressiver
Verve kolorierten Kunststoffskulpturen scheinen
ein für allemal die Lust auf ihr Eingesperrtsein
im White Cube verloren zu haben und besetzen
demonstrativ den Freiraum vor dem Museum.
Ein prämusealer Ort, der in den neun Jahren
seit Bestehen des Nürnberger Hauses sträflich
außer Acht gelassen worden ist. Die nun nahezu
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
casa da miwas Soris - katerina grose berlinsa da niunbergSi
ukve aTi welia germaneli mxatvris - katerina
groses namuSevrebi muzeumebis kedlebSi
feradi nislis msgavs aqrolad atmosferos
qmnian. mxatvarma warmatebiT Caanacvla funji
pulverizatoriT. misi miswrafeba, aqcios
ferTa iluzoruli moculoba skulpturul
obieqtad, sakmaod warmatebulia.
Sxamiani feris skulpturebi niurnbergSi
rodesac naxati tilos da muzeumis daxSul
sivrces scdeba, mayureblis aRfrTovaneba
gardauvalia. katerina groses namuSevrebma
sagrZnoblad gamoacocxla niurnbergis
axali muzeumis yoveldRiuri cxovreba.
aravin rCeba gulgrili misi gaumWvirvale,
Sxamiani ferebis mimarT, romlebic
erTmaneTze moednis monoliTuri
qvebis msgavsad aris Semowyobili. aseTi
moulodneli sanaxaobis winaSe nebismieri
mnaxveli mxolod ramdenime wuTis Semdeg
gamoerkveva da aRmoaCens, rom ferTa dinebis
Tormetnawilian skulpturas gaognebuli
Sehyurebs.
ra idea imaleba ferTa am SemotevaSi?
eqspresiis mTeli ZalmosilebiT SeRebili
plastikuri skulpturebi TiTqos
gaTavisufldnen TeTri kubis tyveobidan
da demonstratiulad moTavsdnen muzeumis
win Ria cis qveS, adgilze, sadac niurnbergis
muzeumis cxrawliani arsebobis ganmavlobaSi
umizezo sicariele iyo. groses TiTqmis
eqvsi metris simaRlis skulptura axla
muzeumis minis fasadis winaa aRmarTuli,

32
sechs Meter hohe Außenskulptur Grosses vor der
gläsernen Museumsfassade setzt sich aus zwölf
Einzelteilen in dem Material Polystyrol zu einem
zerklüfteten Massiv zusammen. Es ist, als seien
die eingefärbten Gesteins-Imitationen gerade erst
aus ihrem Schaufenster dem Nürnberger Bürger
vor die Füße gefallen.
Weitere acht Stücke aus der skulpturalen
Malereifamilie Grosses liegen versprengt in
den einsichtigen Etagen des Museums bereit,
scheinen wie Nachahmungstäter nur auf ihren
Bodeneinsatz zu warten. Stuntweed hat die
Malerin Katharina Grosse ihren Zwitter aus
Action Painting, Graffiti und Drop Sculpture
genannt. Während “stunt” auf die gewagten
Trickszenen des Actionfilms anspielt, meint
“weed” (Unkraut) im weitesten Sinne das
Herumwildern zwischen verschiedenen
Kunstmedien.
Oberflächenspektakel in Berlin
Katharina Grosse, 1961 in Freiburg im Breisgau
geboren, hat sich vor allem durch ihre All-over-
Spraymalerei im explosiven Raumformat einen
Namen gemacht. Die Airbrush-Pistole hat bei
ihr längst den Pinsel oder auch die von Jackson
Pollocks “Dripping” inspirierte Farbträufelei
ersetzt. Am couragiertesten erschien die
Künstlerin immer dann, wenn ihre unter großem
Druck zerstäubten, polychromen Dunstschleier
ganze Museumsräume in vergängliche und
atmosphärische Farbraumhöhlen verwandelten.
Gemeinhin nur virtuell erzeugbare Effekte weiß
Grosse durch aktionistische Kunstgriffe in ihrer
Monumentalmalerei hervorzurufen. Dabei
oszillieren Grosses Farbsinfonien im Idealfall
zwischen geschicktem Illusionsaufbau und
-abbau, zwischen dem Verkennen und Entdecken
architektonischer Raumgrenzen, zwischen
nebulösen Farbwolken und schnöden Patzern.
Just dieser Balanceakt will ihr in der letzten
Zeit nicht mehr so recht glücken. Dass es
nicht reicht, kühn geschnittene und in sich
gebogene Bildträger wie Keramik mit einer
fluoreszierenden Farbglasur zu überziehen, zeigt
eine parallele Ausstellung in der Temporären
Kunsthalle in Berlin. Ratlos steht man vor vier
überdimensionierten, quer gelegten Ellipsen,
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
Tormeti individualuri polisterolis
nawilisgan Sedgeba da kldis
uswormasworo masiviviT gamoiyureba.
SeRebili qvis imitatorebi TiTqos
SemTxveviT dacvivda damTvarieleblis
win. danarCeni rva nawili muzeumis
gamWvirvale sivrceSi isea ganTavsebuli,
TiTqos kriminalis xels elodeba
mosaparad. "Stuntweed triuki", ase hqvia eqSenmxatvrobis,
grafitis da Camovardnili
skulpturis am hibrids, sadac "stunt"
(kaskadiori) - miniSnebaa eqSen-filmebis
triukebze, xolo "weed" (sarevela) -
mxatvris mier sxvadasxva mediebis aRrevas
gamoxatavs.
zedapirTa sanaxaoba berlinSi
katarina grosem, romelic fraiburgSi
1961 wels daibada, saxeli aerografiT
(earbraSi) Sesrulebuli naxatebiT
gaiTqva. jeqson polokis "wveTebiT"
STagonebuli, Sxefebis teqnikas iyenebs da
muzeumis sivrces poliqromatuli nisliT
savse ferTa gamoqvabulebad aqcevs. kargad
icis, Tu rogor miaRwios iseT vizualur
efeqts, romelic TiTqosda mxolod
virtualurad aris SesaZlebeli. idealur
SemTxvevaSi misi ferTa simfoniebi
ostatur konstruqciebsa da iluziaTa
ngrevas, "falsificirebul" aRqmasa
da sivrculi arqiteqturis sazRvrebs,
nislismagvar Rrublebsa da SecdomiT
gamowveul usiamovno SegrZnebaTa Soris
meryeobs. es TiTqos gaqvavebuli meryeobaa.
deren Oberkante gegen die Wand gelehnt ist.
Die aus Hartschaum hergestellten konkaven
und von Negativformen durchbrochenen
Flügel stellen wie abgewrackte Teile aus der
Luftfahrt ihre poppige Camouflage-Malerei zur
Schau. Ein lilalastiges Quartett des schieren
Oberflächenspektakels, das weder dem schnell
zum Durchgangsort mutierenden Raum
noch Grosses Anspruch eines imaginären
Farbraumereignisses gerecht wird. Dabei möchte
Grosse sogar einen “Vorschlag zum freien
Denken und Handeln” machen. Mit Wehmut
denkt man in Berlin an jene Arbeiten zurück,
als Grosse direkt an den Wänden intervenierte,
Malereien von ephemer auflodernder, fast
gefährlicher Schönheit erwirkte. 1999 leuchtete
sie etwa in Marfa (USA) eine Bar koloristisch zu
einer einzigen halluzinativen Erscheinung aus.
Ein Flammenmeer dissonanter Töne schlug einem
damals bereits beim Blick durch die Fenster
entgegen.
Die neuen objekthaften und leicht verrückbaren
Malereistücke sind hingegen größtenteils
dem Kunstmarkt geschuldet. Die Gefahr,
dass Grosse sich selbst in die Sackgasse einer
geschickten Bühnenbildnerin für ein hedonistisch
gestimmtes Vernissagenpublikum manövriert ist
unverkennbar. In Nürnberg ist ihr noch einmal
bruchstückhaft der Aufbruch in eine Malerei der
Ambivalenzen zwischen verführerischem Schein
und falschem Sein gelungen. Wobei selbst hier
die manieristische Effektmacherei überwiegt.
Katharina Grosse, Shadowbox, Temporäre Kunsthalle, Berlin,
bis 14. Juni 2009.
Katharina Grosse, Stuntweed, Neues Museum, Nürnberg, bis
26. Juli 2009.
Birgit Sonna
arbeitet als Korrespondentin für die art und NZZ sowie als
Lektorin.
Copyright: Goethe-Institut e. V., Online-Redaktion
paraleluri gamofena berlinis
Temporäre Kunsthalle-Si uCvenebs, rom
keramikis msgavs zedapirze Tamamad
gamoWrili da gamoyvanili naxatis
WiquriT dafarva ar aris sakmarisi.
dabneuli damTvarielebeli dgas
oTxganzomilebiani daxrili elifsis win,
romlis zeda kuTxe interieris kedels
eyrdnoba, laminirebuli, gaqvavebuli
qafisgan damzadebuli SeWrili
komuflaJisferi frTebi ki sahaero
katastrofisas gadarCenil namtvrevebs
hgavs. zedapiris muqi lilisferi
ganaTeba, romelic warmosaxviTi
gvirabis formas iRebs, groses Sinagan
sivrceze qmnis STabeWdilebas. grose
cdilobs namuSevari "fiqrisa da
qmedebis gaTavisuflebis SeTavazebad"
aqcios. berlinel damTvarielebels
sevdiT moagondeba groses namuSevrebi,
romlebic efemeruli, manaTobeli,
TiTqmis saSiSi silamaziT axdenen
kedlis intervencias. marfaSi (aSS) 1999
wels Seqmnilma misma baris iluminaciam
sruliad halucinaciur gamomsaxvelobas
miaRwia, mnaxveli vitrinis miRmidanac
ki sinaTlis disonansur zRvaSi
xvdeboda. groses axali, obieqtismagvari
da advilad gadasaadgilebeli
namuSevrebis inspiracia art-bazars unda
umadlodes. vernisaJebis hedonistur
publikaze zemoqmedebisTvis grose
xSirad set-dizaineris gamocdilebiT
manipulirebs. niurnbergSi gamofenil
namuSevrebSi grosem kidev erTxel
SeZlo daecva balansi ferweris
orazrovnebas, macdunebel silamazesa
da "falsificirebul" realobas Soris,
Tumca aqac efeqtebis maneruli Zieba
dominirebda...
33
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

34
Kathrin Becker
Reviewing Excuse me, are you famous? Ausgewählte Arbeiten 1990 - 2005.
Ein Projekt von WL project | Berlin Hong Kong,
Invaliden1, Berlin-Mitte, 17. Januar bis 21. Februar 2009
Excuse me, are you famous? Ausgewählte Arbeiten 1990 - 2005 habe ich für WL project | Berlin
Hong Kong kuratiert habe, einem von Shahram Entekhabi initiierten, seit Herbst 2008 aktiven
Forum mit dem Ziel, Kunstprojekte zwischen Asien und Deutschland zu entwickeln, die modellhaft
Fragen zu den Funktionsweisen des Kunstbetriebs, seinen Ein- und Ausschlussmechanismen und
Hierarchisierungen stellen. WL project verfügt dabei über keine eigenen Räume, sondern nomadisiert,
d.h. es realisiert seine Projekte in den Räumlichkeiten diverser Gastgeber. Excuse me... ist das
erste Projekt von WL project in Berlin. Es galt also, eine kuratorische Idee zu entwickeln, die die
Zielsetzungen der Initiative auf clevere Weise zum Ausdruck bringt.
Meinen Ausgangspunkt für die Entwicklung der Konzeption von Excuse me... bildete die Tatsache,
dass die Gast gebende Institution die Produzentengalerie Invaliden1 war, eine von sechs Künstlern
betriebene Galerie in Berlin-Mitte. Indem ich als Kuratorin hier von den Künstlern der Galerie (und
nicht umgekehrt wie in regulären Ausstellungsprojekten) ausgewählt wurde, haben die Hierarchien
des Kunstbetriebs eine Inversion erfahren. Dies ist eine fundamentale Voraussetzung für das
Selbstverständnis der Ausstellung, die in diesem Sinne ein Ortsspezifisches Projekt ist, da sie nicht in
eine andere Struktur (z.B. eine aus öffentlichen Geldern finanzierte Institution oder eine kommerzielle
Galerie) übertragen werden kann.
Der Vertauschung der Machtverhältnisse - in Form der Wahl der Kuratorin durch die Künstler -
begegnet Excuse me... mit ironischem Unterton, indem die Ausstellung sich grundsätzlich nur
aus Werken zusammensetzt, die mich selbst zeigen und die zwischen 1990 und 2005 entstanden
sind. Ein großer Teil der Arbeiten befindet sich in meinem Besitz, zusätzlich wurden noch diverse
Leihgaben zusammengetragen. Auf die Werke selbst werde ich später noch eingehen.
Was aber verbirgt sich hinter der Idee, eine Ausstellung ausschließlich aus den eigenen Porträts zu
rekrutieren? Zunächst einmal das Bewusstsein, dass der Kunstbetrieb - wie jede gesellschaftliche
Struktur - von Hierarchien gekennzeichnet ist, die insbesondere auch das Verhältnis von KuratorIn
und KünstlerIn bestimmen. Seit den späten 1990er Jahren wurde deutlich, dass die KuratorIn jemand
ist, die nicht einfach nur Ausstellungen organisiert, sondern auch in der Lage ist, Geschmack zu
manipulieren, die Karriere von KünstlerInnen zu beeinflussen und mitunter ein größerer Star ist,
als die KünstlerInnen, die sie ausstellt. Der “Super-Kurator” war geboren. In diesem Sinne ironisiert
Excuse me... das Phänomen der “Self-Promotion” der KuratorIn durch die Ausstellung als wirksamer
PR- und Medien-Strategie, bei der KünstlerIn und Werk sich quasi illustrativ zur Bedeutung der
KuratorIn verhalten.
Darüber hinaus ermöglicht die Ausstellung jedoch auch einen in den üblichen Konstellationen kaum
möglichen Einblick in die private Sphäre der Kuratorin. Denn während die Veröffentlichung des
Privaten im künstlerischen Werk und dementsprechend eine autobiografisch bis psychoanalytisch
orientierte Rezeption in der zeitgenössischen Kunst vielfach anzutreffende Phänomene sind, bleibt die
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Person der KuratorIn weit gehend eine unbekannte Größe, da diese nur mit der Stimme von anderen
- den KünstlerInnen - spricht. Indem die Werke der Ausstellung diverse Details der Privatperson wie
auch ihr Netzwerk offen legen, katalysieren sie die Rezeption der Privatperson der Kuratorin.
Außerdem scheint die Kuratorin offenbar über eine hinreichend ausgeprägte narzisstische Störung zu
verfügen, da sie sich selbst zu ihrem eigenen Sammlungsobjekt gemacht hat. Erinnert sei an dieser
Stelle an Baudrillard, der in system of objects nahe legt, dass das Sammeln immer beseelt ist von
einem verdrängten sexuellen Verlangen der SammlerIn, so dass das ultimative Sammlungsobjekt
immer die SammlerIn selbst ist. Die Sammlungsobjekte helfen uns, “to resolve the irreversibility of
birth towards death.” (= die Irreversibilität von der Geburt zum Tod zu überwinden) (zitiert nach: Jean
Baudrillard, The system of objects, London, 2006, S. 134).
Nach diesem Exkurs auf die Figur der Kuratorin werfe ich einen Blick auf den Charakter der
ausgestellten Arbeiten. Bei allen Zugeständnissen an fließende Übergänge unterscheide ich in:
1. Arbeiten, die eine tatsächlichen Porträtcharakter im Sinne der “Vergegenwärtigung eines Menschen
unabhängig von seiner Gegenwart”(Hermann Deckert, Zum Begriff des Portäts, 1929) haben.
Zu diesen lassen sich die Arbeiten von Ramesch Daha, Claudia Hart, Jin Lie, Aidan Salakhova,
Anatoly Shuravlev, Joulia Strauss, Andrea Sunder-Plassmann, Christel Sverre, Santiago Ydáñez und
Sula Zimmerberger zählen. Sie sind also “echte Porträts”, die Elemente kunsthistorischer Vorbilder
aufgreifen können, so etwa Shuravlev, dessen Bezugspunkt für sein Polaroid bei Andy Warhol
zu suchen ist, oder Sunder-Plassmann, die Anleihen bei Aleksandr Rodchenkos fotografischen
Kompositionen nimmt. Diese formalen Setzungen sind gleichzeitig inhaltliche Entscheidungen, denn
Shuravlev operiert somit beispielsweise mit den Aspekten von Star und Glamour, während Sunder-
Plassmann einen biografischen Bezug - also meine Verbindung zur russischen Kunstszene - ins Spiel
bringt.
2. Arbeiten, bei denen ein narrativer Charakter dominiert, die also Geschichten erzählen, die in
dem ins Bild gesetzten Augenblick kulminieren. Hierzu zählen die Arbeiten von Yuri Albert, Sergio
Belinchón, Ernst Burkel, Barbara Davi, D. David, Alyssa DeLuccia, Anton Henning, Alfred Müller und
Timur Novikov. Dies sind Werke, die a) entweder aus einer konkreten Situation heraus entstanden
sind, die sie repräsentieren, wie im Falle von Novikov, der das Bleistiftporträt während unserer
nachmittäglichen Unterhaltung am Kaffeetisch anfertigte, oder b) Situationen mit narrativem Gehalt
konstruieren, wie Henning, der mich mit einer gewissen erotischen Komponente in Dessous in einer
nächtlichen Situation beim Anzünden einer Zigarette zeigt, oder wie Albert, der mich als Teil seines
Projekts Selbstporträt mit geschlossenen Augen zeigt, bestehend aus Tafeln mit Braille-Schrift mit
Auszügen aus van Goghs Briefen an seinen Bruder Theo, in denen dieser seine Gemälde beschreibt,
und aus Fotografien von Personen mit geschlossenen Augen in Interaktion mit den Braille-Tafeln.
3. Arbeiten, die eine bestimmte Ähnlichkeit zwischen mir und einem anderen Subjekt behaupten.
Dazu zählen Andrej Barov, Vladislav Mamyshev-Monro, Rémy Markowitsch, Nils Nova und Pirate
Television/PTV. So montiert Nova mein Gesicht in den Spiegel von Velasquez´ Venus vor dem Spiegel.
Mamyshev-Monro arbeitet mit Seiten aus Modemagazinen und behauptet eine Ähnlichkeit zwischen
mir und den Fotomodellen, die er durch kleine zeichnerische Eingriffe noch erhöht. Mamyshev-
Monro, der als Performance-Künstler diverse Identitäten - von Marilyn Monroe über Hitler und Bin
Laden - annimmt, war es auch, der für das Pirate Television mein Äußeres annahm, um mit mir eine
Kultursendung zu moderieren. Markowitsch hingegen schuf einen fiktiven Zwilling, einen “Jacko-
Zombie”, indem er mit einem kriminaltechnologischen Verfahren ein Porträt von mir erstellte,
nachdem die für die Ausstellung vorgesehene Fotografie nicht mehr aufzufinden war.
4. Arbeiten, die einen gewissen aktionistischen Charakter haben, wie bei Manuel Bonik / Undine
Goldberg, Shahram Entekhabi, Leung Chi Wo und Maya Roos. Entekhabi etwa steckte mich für sein
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4, 20 0 9 / ARTLOOP /

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Video Fresh Azan in einen Tschador und ließ mich vom Balkon eines Hauses den Gebetsruf der Muslime auf
Deutsch vortragen. Roos hingegen fertigte aus einem Aquarellporträt eine Edition von 200 Postkarten an, die
ich alle signieren musste, eine Fanpostkarte der Kunst.
Die Arbeiten der Ausstellung sind - wie wir gesehen haben - eben keine Auftragswerke, vielmehr verweigern
sich in ihrem Kern der mit ironischem Unterton gestellten Fragen nach den Machtverhältnissen in dem von
mir initiierten Powerplay zwischen Kuratorin und KünstlerInnen, indem sie mit sich selbst identisch sind. Beim
Schach nennen wir ein solches Spielergebnis ein Patt.
www.wl-project.org
www.invaliden1.com
www.k-becker.org
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ketrin bekeri
ganixilavs gamofenas "ukacravad, Tqven
cnobili brZandebiT?"
1990-2000 wlis namuSevrebi
WL project | Berlin Hong Kong
Invaliden1
gamofenis kuratori mxatvrebma airCies da ara piriqiT,
rogorc saerTod sagamofeno proeqtebSia aprobirebuli.
adgil-specifikuri meTodis gamoyeneba gamofenis ideis
fundamenturi winapiroba iyo, xolo amosavali debuleba
is mosazreba, rom xelovnebis samyaros, nebismieri
sxva socialuri struqturis msgavsad, ierarqiuloba
axasiaTebs da mxatvarsa da kurators Soris arsebuli
damokidebulebiT ganisazRvreba.
gamofena - "ukacravad, Tqven cnobili brZandebiT?"
kuratoris TviTreklamirebis fenomenis ironizirebas
axdens, raki xSirad xdeba, rom kuratori, romelic
kargi PR da media strategia, mxatvrisa da mxatvruli
namuSevris rols, faqtobrivad, ilustraciis
funqciamde akninebs da mxolod Tavisi mniSvnelovnebis
damadastureblad moiazrebs. bekeris koncefciis
centraluri ideis gamosaxatad gamofenili yoveli
namuSevari kuratorisave portretia. xelovnebis
sistemis ierarqiulobis mimarT kritikuli da ironiuli
damokidebulebis Cvenebis garda, gamofena saSualebas
iZleva kuratoris pirad samyaroSi ufro Rrmad
gaverkveT, vidre es sxva SemTxvevebSia SesaZlebeli. am
TvalsazrisiT bekeri warmodgenil namuSevrebs Soris
xatvis strategiis oTx ZiriTad mimarTulebas gamoyofs,
esenia: 1. namdvili portreti; 2. naratiuli portreti; 3.
portreti, romelSic kuratori Cveulebrivi adamiania; 4.
namuSevrebi, rogorc mxatvruli procesis Sedegi.
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4, 20 0 9 / ARTLOOP /

Rémy Markowitsch
ORACLE, 2002, RC Print, acrylglass,
aluminum, 32X26 cm.
Anton Henning
Kathrin Becker, 2000, <strong>oil</strong> on canvas,
70X80 cm.
Alfred Müller
Kathrin, 1996, aquarelle on paper,
74X104 cm.
Yuri Albert
Kathrin Becker in the installation Selfportrait
with closed eyes
1995, black and white photograph,
10X15 cm.
Shahram Entekhabi
Fresh Azan, 2003, color DVD-R video
with sound, 3’04”.
Andrea Sunder-Plassmann
Yekaterina, 2003
Micro Piezo print/Avignon Smooth
paper, 15,2 x 10,2 cm.
Anatoly Shuravlev
Untitled, 1994
Varnish pencil/Polaroid, 10,5X10,5 cm.
Timur Novikov (1958-2002)
Katja, 199, pencil/paper, 13 x 9 cm.
Maya Roos
Silver Kathrin, 2005
postcard, edition:100
Vladislav Mamyshev-Monro
Katja Bekker, 1991,
Felt-tip/magazine page, mounted on
cardboard, 30X23,5 cm.
Nils Nova
The face of the Venus, 2002, photograph,
30 x 42 cm.
Santiago Ydáñez
Untitled, 2005, Acryl on canvas,
50X70 cm.

42
55. Internationale Kurzfilmtage
Oberhausen, 30. April - 5. Mai 2009
Nach wie vor ist der Kurzfilm die wichtigste Quelle zur Erneuerung des Films, das Experimentierfeld,
auf dem sich zukünftige Filmsprachen herausbilden. Heute ist die Vielfalt der Formen, Themen und
Ansätze größer denn je. Spielfilm oder Essay, Installation, Diplomfilm oder Künstlerfilm, Animation,
Dokumentarfilm und alle nur denkbaren Mischformen entstehen überall auf der Welt. Und überall
hat sich die kurze Form über Festivals, Internet und DVDs neue Öffentlichkeiten jenseits des Kinos
erobert.
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen bewegen sich seit mehr als 50 Jahren in diesem
Spannungsfeld, sie sind Katalysator und Schaufenster aktueller Entwicklungen, Forum oft kontroverser
Diskussionen, Entdecker neuer Trends und Talente und nicht zuletzt eine der wichtigsten Kurzfilm-
Institutionen weltweit. Rund 6.000 eingereichte Filme pro Jahr, knapp 500 Filme im Festivalprogramm
und über 1.100 akkreditierte Fachbesucher sprechen für sich.
Zahllose FilmemacherInnen und KünstlerInnen, von Roman Polanski bis Cate Shortland, von George
Lucas bis Pipilotti Rist, haben hier ihre ersten Arbeiten präsentiert. Durch die Kurzfilmtage wurden
viele politische und ästhetische Entwicklungen angestoßen, etwa durch das Oberhausener Manifest,
das vielleicht wichtigste Gruppendokument des deutschen Films. Auch heute noch setzen die
Kurzfilmtage Zeichen - die frühe Anerkennung von Video oder der erste Festivalpreis weltweit für
Musikvideos sind nur zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit.
http://www.kurzfilmtage.de
“Der Kurzfilm ist ein großartiger erster Schritt für einen
jungen Filmemacher. So habe ich angefangen, und Oberhausen
war eine wichtige Station meiner Entwicklung zum
Regisseur.”
Roman Polanski
“Hier habe ich meine erste Zigarette geraucht. Hier habe ich
bei den Westdeutschen Kurzfilmtagen jahrelang jeden Film
gesehen, mich alljährlich gefreut auf die Tage in Oberhausen.
Diese Ereignisse waren für mich, für meinen Entschluss Filme
zu machen, wichtig.”
Wim Wenders
“Oberhausen ist längst zu einer Marke geworden, und als
solche repräsentiert sie Kunstanspruch, kulturellen Auftrag
und steten Diskurs über die kurze filmische Form. In keinem
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Jahr scheint sich das Festival auf dem Erreichten auszuruhen,
immer aufs Neue werden Ästhetiken und Begriffe, Standards
und Aufgaben hinterfragt”.
Oliver Baumgarten, Blickpunkt:Film, Nr. 21+22/2009
“Das ist eines der besten Filmfestivals heute.”
Nicolás Echevarría
“Es ist politisch und ästhetisch, anstrengend und ekstatisch,
erschöpfend und inspirierend zugleich, altehrwürdig und
doch schick und ganz am Puls der Zeit: Oberhausen, das
ist die Mutter aller Kurzfilmfestivals, ein Blitzgewitter der
Bilder, ein Poetry Slam der Filmgedichte, eine Explosion der
Elementarteile des Kinos.”
Hans Schifferle, epd film, Juni 2009

Grand Prize of the City of Oberhausen
A Letter to Uncle Boonmee, Apichatpong Weerasethakul, Thailand 2009
© Apichatpong Weerasethakul
ARTE Prize for a European Short Film
The International Critics Prize (FIPRESCI Prize)
Bernadette, Duncan Campbell, UK, 2008
© Duncan Campbell
oberhauzenis moklemetraJiani filmebis 55-e saerTaSoriso festivali
30 aprili - 5 maisi
moklemetraJiani filmebi kinematografiaSi inovaciebis wyaroa, es aris
eqsperimentuli samyaro, sadac siaxleebi yvelaze iolad ikidebs fexs da gavlenas
axdens momavlis kinofilmebis saxeze. dRes misi formebis, Temebisa da meTodebis
mravalferovneba msoflio masStabiT arnaxulad gaizarda - aq SexvdebiT videosa da
filmebs, mokle beletristikasa da esses, instalacias, sadiplomo films Tu mxatvrebis
mier Seqmnil videos, animacias, dokumentur filmebs da am saxeobaTa yovelgvar
hibrids, rasac ki fantazia SeiZleba miswvdes.
oberhauzenis moklemetraJiani filmebis saerTaSoriso festivali ukve 50 welia
am saintereso samyaros nawilia, rogorc Tanamedrove viTarebis Tvalyuris
devnebis saSualeba da inovaciaTa katalizatori, cxare diskusiebis forumi, axali
tendenciebisa da talantebis aRmomCeni da moklemetraJiani filmebisaTvis erTerTi
mniSvnelovani institucia msoflioSi. sakmarisia vTqvaT, rom festivalze
gansaxilvelad weliwadSi saSualod 6500 filmi Semodis, 500-mde maTgani festivlis
programaSi xvdeba, xolo profesiuli industriebidan 1100-ze metia akreditebuli.
arsebobis xuTi aTwleulis ganmavlobaSi oberhauzenis moklemetraJiani filmebis
festivalma kino samyaroSi erT-erTi yvelaze mniSvnelovani movlenis saxeli
daimkvidra. swored aq iqna naCvenebi cnobili kinoxelovanebisa da msaxiobebis pirveli
namuSevrebi, roman polanski iqneba es Tu keit Sortlandi, jorj lukasi Tu pipiloti
risti. oberhauzenis festivals xSirad mouxdenia gavlena sxvadasxva politikuri Tu
esTetikuri sakiTxebis ganviTarebaze, magaliTad, oberhauzenis manifesti germanuli
filmis istoriaSi yvelaze mniSvnelovani jgufuri dokumenti gaxda. moulodnelobiT
aRsavse bazarze festivlisaTvis eqskluziuri adgilis SenarCunebis winapiroba
programebis dagegmvis moqnili sistema da xelmZRvanelobis SerCevaze yuradRebis
gamaxvilebaa.
“moklemetraJiani filmi pirveli da umniSvnelovanesi
nabijia kinematografis cxovrebaSi.
mec ase daviwye da oberhauzeni pirveli
nabiji gaxda Cemi reJisorad Camoyalibebis
gzaze.” ­ roman polanski
“pirveli sigareti aq movwie. wlebis ganmavlobaSi
arcerTi dasavleTgermanuli moklemetraJiani
filmi ar damitovebia unaxavi
da yovel wels sulmouTqmelad velodebodi
xolme oberhauzenis dReebs. es Zalian mniSvnelovani
iyo CemTvis, rogorc momavali
kinematografisaTvis.” ­ vim vendersi
“ukve didi xania oberhauzeni maRalmxatvruli,
kulturologiuli misiis mqone da
moklemetraJiani filmebis ganxilvis bren­
45
dad iqca. es festivali mudmivad viTardeba
da arasodes kmayofildeba esTetikuri da
konceptualuri miRwevebiT, xvews Tavis standartebsa
da movaleobebs.” ­ oliver baumgarteni,
Blickpunkt:Film, Nr. 21+22/2009
“es erT­erTi sauleTeso filmebis festivalia
dResdReobiT.” ­ nikolas eCevaria
“mas politikuri mniSvelobac aqvs da esTetikuric,
damTrgunvelic aris da aRmafr­
Tovanebelic, Zvelmoduric da hipuric da
saerTod ar cnobs sazRvrebs. oberhauzeni
moklemetraJiani filmebis dedaa, saxeebis
setyva, aplodismentis poezia, kinofilmis
yovelgvari elementis afeTqeba...” ­ hans
Siferle. epd film, Juni 2009
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

Special Mention of the International Jury
International Competition
Nora, David Hinton/Alla Koygan, USA, 2008
© David Hinton/Alla Koygan
11th MuVi Award, 1st Prize
Pasajeros peregrinos pilotos
(Porter Ricks), Thomas Köner,
Germany, 2008
© Thomas Köner
Principal Prize
True Story, Robert Frank, USA 2004/2008
© Robert Frank
NRW-Competition
Leavenworth, WA, Hannes Lang, Germany, 2008
© Hannes Lang

International Competition
My Absolution, Victor Alimpjev, Russia, 2008
© Victor Alimpjev
Profile Herbert Fritsch
© Herbert Fritsch / Sabrina Zwach
Unreal Asia
Bilal, Bagasworo Aryaningtyas, Indonesia 2006
© Bagasworo Aryaningtyas
Prize of the Children’s Film Competition for 3 to 10-year-olds
Adriaan: Een kist voor Stippie, Mischa Kamp, Netherlands, 2007
© Mischa Kamp

MuVi Online Audience Award
Zum König geboren (Marteria), Daniel Franke/Martin W. Maier, Germany, 2009
© Daniel Franke/Martin W. Maier

52
Die Fremde
Hans Scheib
1949 in Potsdam geboren; aufgewachsen in
Berlin; Schriftsetzerlehre
1971-76 Studium an der Hochschule für
Bildende Künste in Dresden
1975 Umzug nach Berlin-Prenzlauer Berg,
seitdem freiberuflich tätig
1985 freiberuflicher Bildhauer in Berlin-
Charlottenburg
2001 Mitglied der Freien Akademie der Künste,
Hamburg
Lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in
Berlin
Was für ein Künstler Hans Scheib ist, kann jeder
für sich urteilen, soweit es die Paar Abbildungen
seiner Arbeiten ermöglichen. Ich aber erzähle
nur von einem Werk, der Medea, dank der mein
Leben vielleicht nicht glücklicher, aber doch
schöner geworden ist.
Hans Scheib schenkte mir schon vorher viel
Freude, denn er ist einer der wenigen Bildhauer,
die wirklich zeichnen können. Bei seinem ersten
Besuch in Tbilissi, also im Jahre 2002, brachte
er eben eine Ausstellung seiner Grafiken mit.
Damals bekam ich ein Porträt von Charles
Baudelaire und “Drei Elefanten” geschenkt.
Warum Baudelaire? Magst Du ihn besonders?
Nein, nur war Herr Scheib vor der Reise nach
Georgien irgendwo, in Südamerika, wo er
erkrankte und in einem Hotelzimmer sitzen
bleiben musste. Ja, und dort hing an der Wand
ein Porträt von Baudelaire. Und die Elefanten? O,
die Elefanten sind eine ganz andere Geschichte.
Wenn sich der dritte Elefant umdreht, kommt das
Glück in dein Haus.
Der Elefant drehte sich nich um, aber das Glück
kam trotzdem: Medea.
Das ist meine Medea. Genau die Medea, von
der die Menschen auch heute rätseln: war sie
eine Verräterin, Bruders Unglück, Vaters Fluch,
Mörderin ihrer Kinder, eine böse Zauberin
oder nur eine Frau, die wegen ihrer Liebe alles
und alle hingegeben hat. Meine Medea ist ein
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
Anna Kordsaia-Samadaschwili - Philologe,
Journalistin, Schriftstellerin
Mädchen, das in seiner Heimat die Schönste, die
Liebste war, und das sich bemühte, im fremden
Lande die Herzen der Fremden ohne Zauberei,
nur mit ihrer Liebe zu erobern.
Noch weiß Medea nicht, dass ihr Mann ein
ewig in der Kindheit gebliebenes Männchen ist.
Noch kann sich Medea nicht vorstellen, dass
man sie irgendwann nicht mehr lieben wird. So
steht sie, die Hände an der Brust, eine kleine,
ungeschützte Frau im fremden Land, schaut uns
mit grossen, vertrauensvollen Augen an und
lächelt: Magst Du mich? Wirst Du mich lieben?
Natürlich werde ich Dich lieben, kleine Medea.
Die Medea, die bei mir lebt - sie steht nicht, sie
lebt eben - hat mir Hans Scheib im Jahre 2004
dagelassen, erst - für ein Jahr, aber dann hat
er warscheinlich gefühlt, dass man mich nicht
ohne die Medea lassen durfte, und hat sie mir
geschenkt, wofür ich ihm ewig dankbar sein
werde.
Medea ist in Tbilissi “geboren”, in der
Seidenfabrik, wo Hans Scheib eine “Werkstatt
in Kolchis” veranstaltet hat. Ich weiß nicht,
wer dort was gelernt und verstanden hat, ich
aber, weder Bildhauerin noch Malerin, hatte
- nach den Tagen die ich zwischen den kalten
Wänden der Fabrik verbrachte- die Ehre Medeas
Gastgeberin zu werden. Und ich habe auch
zugeschaut, wie aus einem ja, beeindruckendem,
aber doch nur einem Stück Holz aus dem
Pankisital eine schwarz-rote Frau entstand, die
so lebendig ist, dass ich bei stärkerer Phantasie
Angst bekäme und nie in ihrem Zimmer schlafen
könnte.
Doch ich habe keine Angst - im Gegenteil. Ich
stehe oft vor der Figur, schaue in ihre große
Augen und sage ihr: “Ich liebe dich sehr, Medea.
Und Du?”

Hans Scheib,
Dragon Teeth and others
Sculptures and graphics, personal exhibition,
Spandau Citadel, 14.06.-30.08.2009

ucxo
ana korZaia-samadaSvili - filologi,
Jurnalisti, mwerali
hans Saibi
1949 wels daibada potsdamSi, gaizarda berlinSi,
daamTavra skola da iyo samxedro samsaxurSi;
1971­1979 wlebSi drezdenis saxviTi xelovnebis
umaRles saswavlebelSi swavlobda qandakebas.
1975 wlidan iyo Tavisufali xelovani aRmosavleT
berlinSi, prenclauer bergSi; 1985 wlidan
iyo Tavisufali xelovani dasavleT berlinSi,
SarlotenburgSi; 1995 wels miiRo berlinis
xelovnebis akademiis jildo; 2002 wlidan aris
hamburgis Tavisufali xelovnebis akademiis
wevri; misi namuSevrebi daculia muzeumebSi,
galereebSi, kerZo koleqciebSi.
rogori xelovania hans Saibi - Tavad
gansajeT, ramdenadac amis saSualebas
fotogamosaxuleba iZleva. me mxolod
erTi namuSevris ambavs mogiyvebiT, medeasas,
romelmac Cemi cxovreba ufro bednieri Tu
ara, ufro lamazi mainc gaxada.
hans Saibi arc manamde maklebda sixaruls,
vinaidan moqandakeTa im iSviaT kategorias
ganekuTvneba, vinc xatva icis. hansi pirvelad,
anu 2002 wels, swored grafikuli namuSevrebis
gamofeniT ewvia Tbiliss, da maSin miviRe
saCuqrad bodleris portreti da "sami spilo"
ratom bodleri? gansakuTrebiT giyvars?
ara, ubralod saqarTveloSi Camosvlamde
sadRac, samxreT amerikaSi, hansi avad gaxda
da sastumroSi gausvlelad mouwia yofna.
hoda iq ekida kedelze bodleris portreti.
da spiloebi... ho, spiloebi sxva ambavia: mesame
spilo rom Semotrialdeba, Sens saxlSi
bedniereba mova.
spilo ar Semotrialda, magram bedniereba
mainc movida: medea.
Cemi medea. swored is medea, adamianebs dRemde
rom ver gadauwyvetiaT, vin iyo: samSoblos
moRalate, Zmis damRupveli mamis wyevla,
Svilebis mkvleli, boroti jadoqari Tu
57
qali, romelmac siyvarulisTvis yvela da
yvelaferi daTmo. Cemi medea patara gogoa,
romelic Tavis samSobloSi yvelaze lamazi,
yvelasTvis Zvirfasi iyo, da romelmac ucxo
mxareSi Tavis mowoneba Tavisi siyvaruliT
ganizraxa ise, rom ara jadosTvis, ara
xrikisTvis ar miumarTavs.
jer medeam ar icis, rom misi meuRle marad
bavSvobaSi CarCenili mamria. jer medeas verc
warmoudgenia, rom odesme ar eyvarebaT. ase
dgas. mkerdze SemoWdobili xelebiT, patara,
daucveli qali, ucxo mxareSi ucxo, didi,
mimndobi TvalebiT Semogvcqeris da iRimeba
- xom mogwonvar? xom Semiyvareb?
rogor ar Segiyvareb, patara medea...
medea, romelic amjerad CemTan cxovrobs -
dgaso, verafriT vakadreb, - 2004 wels hans
Saibma damitova, jer - droebiT, mere ki,
Cans, mixvda, rom Cemi umedeod datoveba ar
iqneboda, da maCuqa, risTvisac, misi marad
madlobeli viqnebi.
medea TbilisSi 'daibada', abreSumis fabrikis
SenobaSi, sadac hans Saibis TaosnobiT
muSaobda 'saxelosno kolxeTSi'. ver
getyviT, vorqSofis monawileTagan vin
ra iswavla da ra xeiri naxa, me ki, arc
moqandakes da arc mxatvars, mitovebuli
fabrikis civ kedlebSi gatarebuli dReebis
Semdeg medeas maspinZlobis pativi mxvda
wilad da isic vnaxe, rogor gadaiqca
pankisis xeobidan Canotanili, Tundac
Zalian STambeWdavi, magram mainc mori da
meti araferi, patara Sav-wiTel qalad,
romelic imdenad cocxalia, ufro
boboqari fantazia rom mqondes, SeiZleba
davmfrTxaliyavi da masTan erTad erT
oTaxSi daZinebisac SemSineboda.
magram ar meSinia - piriqiT. davdgebi xolme
mis win, uZiro TvalebSi Cavxedav da veubnebi:
'me Zalian miyvarxar, medea. Sen?'
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

58
Spot on...
Utopia
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
Zum Dokumentarischen in der kaukasischen
Fotografie
Mit der Ausstellungsreihe “Spot on...” geben die ifa-Galerien Stuttgart und Berlin des Instituts für
Auslandsbeziehungen einen Einblick in internationale Biennalen und Fotofestivals; so stellten
wir 2004 in der ifa-Galerie Stuttgart mit der Ausstellung “Keine Ausfahrt Ramallah” die 6. Sharjah
Biennale vor oder geben mit “Spot on... Noorderlicht: Nazar” 2005 und 2006 einen Überblick über
die Fotografie in der arabischen Welt. Mit der Ausstellungsreihe präsentieren die ifa-Galerien aktuelle
Aspekte und Entwicklungen der Fotografie in verschiedenen Regionen der Welt.
Bereits <strong>1997</strong> hatte die ifa-Galerie Berlin in der
Ausstellung “Zwischen Fotografie und Malerei
- Kunst aus Georgien” und 2003 in “Getting
Closer - Vier Armenier suchen einen Ausweg”
wichtiger Künstlerinnen und Künstler aus dem
Kaukasus vorgestellt. Die Ausstellung “Utopia
- Zum Dokumentarischen in der kaukasischen
Fotografie” geht aktuellen Tendenzen in der
Fotografie der Kaukasusregion, in Armenien,
Aserbaidschan und Georgien nach. Verschiedene
Aspekte des Dokumentarischen werden vor-
und zur Diskussion gestellt - von der Reportage
über die fotografische Verfolgung eines Themas,
von Fragmentarisierung bis hin zur inszenierten
Fotografie, die sich den Anstrich eines
Zeitdokumentes gibt. Aufgrund der subjektiven
Sicht des Fotografen, seiner individuellen
ethischen, politischen, religiösen und ästhetischen Prägung und Haltung, beinhaltet jede Fotografie
jedoch zwangsläufig immer auch eine Interpretation der Wirklichkeit.
Die Fotografinnen und Fotografen, die in der Ausstellung ihre Arbeiten zeigen, gehören nicht nur
verschiedenen Generationen, sondern auch verschiedenen Nationalitäten mit jeweils eigener - und
auch zum Teil unterschiedlicher - (kunst)geschichtlicher Entwicklung an. Unabhängig von einer
zunehmenden Internationalisierung auch der zeitgenössischen osteuropäischen Kunst bleibt die
Zugehörigkeit zu einer lokalen Kunstszene bestehen, einer lokalen, regionalen und nationalen Szene,
in deren Diskurs sich unterschiedliche Ansätze, (Be)Deutungen und Kriterien entwickeln. Was die
Fotografie in der Kaukasusregion jedoch verbindet, ist die inhaltliche Auseinandersetzung mit Fragen
der Identität sowie ein Hang zur Nostalgie: Die Rückbesinnung auf Werte aus vorsowjetischer Zeit
ist Ausgangspunkt für die Gestaltung der Zukunft. Trotz aller Differenzen zwischen den einzelnen
Ländern auf politischer Ebene, trotz kriegerischer Auseinandersetzungen im letzten Jahrzehnt und
trotz lokaler und nationaler Unterschiede bestand innerhalb der “kaukasischen Kunstszene” immer
eine enge Verbindung; gemeinsame Ausstellungen im Ausland wurden organisiert und die Region hat
sich als eine lebendige, vielfältige und doch in sich geschlossene Kunstszene dargestellt. Aus diesem
Grund wurde auch die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler für diese Ausstellung nicht formal
nach nationaler Zugehörigkeit getroffen, sondern nach dem individuellen künstlerischen Beitrag zum
Thema der Ausstellung.
Während der Zeit der Sowjetunion wurde die Fotografie im wesentlichen als Mittel der Propaganda
genutzt, mit der unter Einhaltung der ideologischen Vorgaben vor allem sowjetischen Klischees
von Wirklichkeit entsprochen wurde. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion konnte sich eine
formal und inhaltlich eigenständige Fotografie entwickeln, die von der Generation der heute über
50-jährigen Künstlerinnen und Künstlern geprägt ist. Auf Grund ihres Wirkens entwickelte sich eine
eigenständige Szene, in der sich die Fotografie als Informationsinstrument und als künstlerisches
Medium durchgesetzt hat. Kritische und schonungslos offene Fotodokumentationen geben Einblick
in das Alltagsleben und offenbaren gesellschaftliche Missstände. Gerade weil jahrzehntelang die
Wirklichkeit mit Hilfe der Dokumentarfotografie verfälscht wurde, erlangte das Dokumentarische
in der kaukasischen Fotografie in den vergangenen Jahren neue Bedeutung: Fotografinnen und
Fotografen dokumentieren oder inszenieren ihre eigene Sicht auf die Realität und setzen das
Dokumentarische bewusst dazu ein, Wirklichkeit und Wahrheit zu hinterfragen.
Wir danken dem Council of Europe Information Office, Tbilisi, für die großzügige Unterstützung.
Ebenso danken wir Wato Tsereteli, Leyla Akhundzade, Eva Khachatryan, den Künstlerinnen, Künstlern,
Autorinnen und Autoren für die gute und fruchtbare Zusammenarbeit. Dank sagen möchten wir vor
allem der Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes, die uns im Rahmen Auswärtiger Kulturpolitik die
Intensivierung des interkulturellen Dialogs ermöglicht.
Barbara Barsch
Ev Fischer
utopia - kavkasiuri dokumenturi fotografia
gamofena "utopia - kavkasiuri
dokumenturi fotografia"
warmoadgens Tanamedrove tendenciebs
kavkasiaSi, somxeTSi, azerbaijansa da
saqarTveloSi. auTenturobis sagani
dokumenturobis TvalsazrisiT
ganixileba da samsjavroze reportaJisa
Tu Temis fotografiuli damuSavebis
meSveobiT, dokumeturi fotos
sxvadasxva aspeqtebia gamotanili.
namuSevrebi fragmentulad Tu
Tanmimdevrulad Tanadroul
cxovrebas asaxaven. nebismieri
fotografi subieqturia da Tavisi
eTikuri, politikuri, religiuri Tu
esTetikuri individualobidan Wvrets
garemomcvel samyaros da movlenebis
Tavisi interpretacia aqvs.
monawile fotoxelovanTa asaki
20-45 wels Soris meryeobs. isini
sxvadasxva Taobebisa da erovnebebis
warmomadgenlebi arian, Sesabamisad,
maT xelovnebas ganviTarebis
etapebis sxvadasxva istoria aqvs.
aRmosavleT evropis Tanamedrove
xelovnebis mzardi globalizaciis
miuxedavad, mainc sagulisxmoa
59
lokaluri, regionaluri da
nacionaluri gansxvaveba, rac Tavs
iCens xolme gamoyenebuli meTodebs,
interpretaciebsa da kriteriumebs
Soris gansxvavebaSi. kavkasiur
fotografias gamaerTianebeli
elementic aqvs, es aris identurobis
sakiTxebis aqtualoba da nostalgiuri
ganwyoba. amosaval wertilad
gasabWoebamde arsebuli faseulobebis
gaxseneba gvevlineba. am qveynebs Soris
arsebuli politikuri gansxvavebebis,
samxedro konfliqtebis, bolo
aTwleulis ganmavlobaSi lokaluri
da nacionaluri ganviTarebis
Taviseburebebis miuxedavad,
xelovnebis sferoSi es qveynebi
mudmivad iCenen erTmaneTTan kavSiris
survils. sazRvargareT gamarTul
gamofenebSi isini erTad monawileoben
da cocxal, mravalferovan,
mravalmxrivi kulturis mqone regions
warmoadgenen. aRsaniSnavia, rom
avtorebi am gamofenebze SerCeuli
iyvnen ara ubralod formalurnacionaluri,
aramed gamofenis
TemasTan kavSiris da individualuri
Semoqmedebis niSniT.
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

60
Natela Grigalashvili, Georgia
Untitled, 2003/2004
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
61
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

Mekhti Mamedov, Azerbaijan
Baku Old Downtown, 2003

Ruben Mangasaryan, Armenia
Ammunition Boxes, 2003

66
Born In Georgia By Magda Guruli
The exhibition ‘born in Georgia’ opened at the Cobra Museum of Amstelveen, Holland, on January
23, 2009. Its invited contemporary art lovers, curators, art critics and mass media experienced the
works against a background of avant-garde music made by the well-known contemporary composer
Gia Kancheli, performed live by symphonic orchestra. My first impression of may sound like a verdict:
the exhibition appeared to various Georgian artists’ manifestations of individual concepts, with
obvious aspirations of domination of one position over another. The latter context reminds me of the
attitude of Francis Bacon, who characterized his works as self-portraits because they always portrayed
his position in life.
In Fall 2008 Ian Hein Sassen, a curator of the Cobra Museum of Modern Art, came to Tbilisi to
familiarize himself with the contemporary art scene of Tbilisi. Ms. Rosa Banduri who lives in the
Netherlands and has an extensive collection of Georgian art played a significant role in his decision
to do so. In foreword of the catalogue Ian Hein Sassen writes: ‘many years ago I was unable to realize
my ambition to visit Tbilisi... Tbilisi was the capital city of the republic from whence come everything
associated with the pleasurable life...it was also where interesting artists had to live...”.
The title of the exhibition ‘born in Georgia’ orientates us not so much towards belonging to a certain
geographical point as it is associated with the unique phenomena of the multi-ethnic culture of the
20th century Georgia. It sends us to such names as NikoPirosmani, Iliazd, David Kakabadze, Varazi,
Alexander Bandzeladze, SergoParajanov, OtarIoseliani.
It is possible that the Russian invasion to Georgia in August 2008 somehow influenced the curator’s
idea of the event’s name. ‘born in Georgia,’ sounds like a protest as well as a declaration. 27 artists of
different generation working in different media and style, living in Georgia, Western Europe, UK and
the USA, have positioned themselves in the wide multimedia scope: installation objects, painting,
fashion design, drawing, digital graphics, video, performance, and photography. The number of
women artists in the exhibition is remarkable: Thea Telia, Nino Sekhniashvili, Ira Kurmaeva, Nino
Chubinishvili, Keti kapanadze, many of whose work addresses feminine themes about their daily lives.
There were also politically charged “Criminal TV” videos by NikoTsetskhladze, a space installation
‘Unlimited Gaps in a Limited Time’ of Iliko Zautasvilithat embodies the artist’s philosophical
edge, paintings by Gia Edzgvredaze, Koka Ramishvili’s video work ‘Change’, photographs of Gio
Sumbadze and objects by Luka Lasar. All the works are distinguished by various thematic and
conceptual transparency, and yet the chaotic mosaic of names and images are unified by the cultural
identification of the artists born in Georgia.
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
Sandra Saakashvili-Roelofs, the First Lady of
Georgia at the opening of the exhibition ‘born
in georgia’ in Cobra Museum Amstelveen.
Exhibition view
67
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

Cobra Museum, Amstelveen, Netherlands.
dabadebuli saqarTveloSi
gamofena - "dabadebuli saqarTveloSi"
holandiaSi, amstelvinis kobras
muzeumSi 2009 wlis 23 ianvars gaixsna.
vernisaJze mosuli damTvaliereblebi,
mxatvrebi, kuratorebi, kritikosebi da
xelovnebis moyvarulebi namuSevrebs
cnobili kompozitoris - gia yanCelis
avangarduli musikis fonze aTvalierebda,
romelsac simfoniuri orkestri
asrulebda. Cemi Sefaseba SesaZloa
verdiqtiviT JRerdes: qarTveli mxatvrebi
Tavisi individualuri koncefciebis
manifestirebas erTi poziciis meoreze
dominanturobis Cvenebis mcdelobiT
axdendnen. am konteqstSi maxsendeba
frensis bekonis damokidebuleba sakuTari
namuSevrebisadmi, rodesac is ambobs, rom
yoveli namuSevari misi avtoportretia,
raki TiToeuli maTgani mis garkveul
cxovrebiseul pozicias gamoxatavs.
muzeumis kuratori ian hain saseni
TbilisSi qarTul Tanamedrove
xelovnebasTan gasacnobad 2008
wlis Semodgomaze Camovida. mis
gadawyvetilebaze didi gavlena iqonia
qalbatonma roza bandurma, romelic
holandiaSi cxovrobs da qarTveli
mxatvrebis namuSevrebis didi koleqcia
aqvs. katalogis winasityvaobaSi ian
saseni wers: "wlebis win ar mqonda
saSualeba damekmayofilebina Tbilisis
monaxulebis survili... Tbilisi iyo im
qveynis dedaqalaqi, romelic cxovrebis
yovelgvar siamovnebasTan asocirdeboda
da sadac saintereso mxatvrebi
cxovrobdnen..."
gamofenis saxeli "dabadebuli
saqarTveloSi" ara mxolod garkveuli
geografiuli miniSnebaa, aramed me-20
saukunis im unikalur multieTnikur
kulturul fenomens ukavSirdeba,
romelTanac saqarTveloSi niko
firosmanis, iliazdis, daviT kakabaZis,
varazis, aleqsandre banZelaZis, sergo
farajanovisa da oTar ioselianis
saxelebi asocirdeba.
2008 wlis agvistoSi ruseTis
saqarTveloSi SemoWram kidev erTxel
daadastura kuratoris mier SerCeuli
gamofenis saxelwodeba. "dabadebuli
saqarTveloSi" aJRerda rogorc
protesti, rogorc deklaracia.
sxvadasxva Taobis 27-ma mxatvarma,
romlebic dRes saqarTveloSi, dasavleT
evropaSi, did britaneTsa da aSS-Si
cxovroben, warmoadgines instalacia,
ferwera, grafika, video, perfomansi
da fotografia. aRsaniSnavia qalTa
simravle: Tea Telia, nino sexniaSvili,
ira kurmaeva, nino CubiniSili, qeTi
kapanaZe... maTi namuSevrebi qalis
TvaliT danaxul yoveldRiur cxovrebas
warmoaCens. aseve warmodgenili iyo
niko cecxlaZis politikuri video
"kriminaluri televizia", iliko
zautaSvilis sivrculi instalacia
"usasrulo Rrmulebi SezRudul droSi",
romelic mxatvris filosofiur
Sexedulebas gamoxatavs, aseve gia
eZgveraZis namuSevrebi, koka ramiSvilis
video "cvlileba", gio sumbaZis fotoebi
da luka lasaris obieqtebi. es namuSevrebi
gansxvavdeba Temebisa da koncefciebis
mixedviT, saxelebis qaotur mozaikas
maTi saqarTveloSi dabadebulobis
kulturologiuri identifikacia
aerTianebs.

70
Ein gescheitertes
deutsch-georgisches Projekt
Wie Fritz Lang das georgische Nationalepos verfilmen wollte
von Lasha Bakradze
Anfang des Jahres 1925 liefen in den georgischen Kinos Fritz Langs Die Nibelungen und erneut Das
indische Grabmal - „der beste Film der Saison“. Die Tifliser Filmtheater Apollo, Arfasto und Solei
warben für „die größte Errungenschaft der ausländischen Kinematographie“. In der Prawda vom 31.
Dezember wurden Die Nibelungen als „der beste und außerordentlichste Film, desgleichen wir noch
nicht gesehen haben“ gerühmt.
Das Publikum war begeistert. Die Frage lag nahe: Wenn die Nibelungen-Sage so hervorragend
filmisch umgesetzt werden konnte, warum nicht das, sogar aus dem gleichen Zeitalter stammende
georgische Nationalepos „Wepxistqaosani“ - Der Mann im Tigerfell (oder auch: Der Reiter im
Panterfell) von Schota Rustaweli?
Schalwa Eliawa, der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare, wollte für seine Idee der Verfilmung
von Rustawelis Epos niemand anderen als Fritz Lang gewinnen.
Deutsche Filme dominierten auf dem Filmmarkt in Georgien, wie in der ganzen Sowjetunion. Die
deutschen Filmstars von Asta Nielsen bis Harry Piel waren nicht weniger berühmt als in Deutschland.
Für die sowjetischen Zuschauer war Deutschland das Filmland schlechthin und Fritz Lang einer der
bekanntesten Vertreter dieser Filmkultur.
Fritz Lang kannte man nicht nur durch Das indische Grabmal und Die Nibelungen, sondern auch
durch Dr. Mabuse, der Spieler, der zwar von Sergej Eisenstein und Esfir Schub bis zur Unkenntlichkeit,
ja Unverständlichkeit, ummontiert worden war im Auftrage der sowjetrussischen Kulturzensur
(Glawrepertkom - Hauptverwaltung für Repertoirefragen), aber dennoch zum Kassenschlager wurde.
Die Sowjetunion war zu dieser Zeit noch nicht endgültig unifiziert/gleichgeschaltet. Die georgische
Filmindustrie konnte sich selbst mit dem Import und Export der Filme in und außerhalb der
Sowjetunion beschäftigen. Die Aktiengesellschaft der Georgischen Staatlichen Filmproduktion (So
hieß damals das georgische Filmstudio - russisch: Goskinprom gruzii, georgisch: Sachkinmrezwi) hatte
seine Vertretungen in Moskau und in Kiew.
Um den georgischen Filmverleih in Westeuropa anzukurbeln und dort Filmmaterial anzukaufen
(damals produzierte die Sowjetunion noch kein Filmmaterial und es war deswegen Mangelware) fuhr
im Frühjahr 1925 der Direktor der Georgischen Staatlichen Filmproduktion Germane Gogitidze nach
Berlin und Paris.
Germane Gogitidze schrieb später, in den 50er Jahren, Erinnerungen über „meine Dienstreise nach
Berlin - Paris 1925“ .
Gogitidze hatte acht Filme mitgenommen, darunter in ganzen Sowjeunion ausserordentlich populäre
„Das Rote Teufelchen“. Die Filme wurden in der Sowjetischen Handelsvertretung Berlins für Filmverleiher
und Kinoinhaber gezeigt. Gogitidze konnte nichts verkaufen.
Er hatte aber noch einen Auftrag - vom Ministerpräsidenten Schalwa Eliawa - Fritz Lang zu treffen
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
Fritz Lang

72
und mit ihm über die Verfilmung von Rustawelis Epos zu sprechen. Obwohl Gogitidze selbst dieser
Verfilmungsidee skeptisch gegenüberstand, weil er den Stoff für nichtfilmisch hielt, hatte er dem
mächtigen Eliawa nicht widersprochen.
Vor seiner Abreise nach Paris traf Gogitidze im April 1925 Fritz Lang. Er erzählte dem deutschen
Regisseur kurz den Inhalt von „Der Mann in Tigerfell“. Scheinbar ohne dass Gogitidze große
Überzeugungsarbeit leisten musste, gab Fritz Lang sein Einverständnis und stellte einige Bedingungen:
Er wollte einen Assistenten, zwei Kameramänner und zwei weitere Mitarbeiter nach Georgien
mitnehmen. Die Honorare und das Wunschbudget machten eine beeindruckende Summe aus. Wie
Gogitidze sich selbst erinnert, erhöhte er, als er in Tiflis vorsprach, noch vorsätzlich die von Lang
geforderte Summe, da er an die Zukunft dieses Projekts nicht glaubte, „so dass die ganze Valuta von
Transkaukasien nicht ausreichen würde für dieses fantastische Abenteuer“.
Dennoch gingen die Verhandlungen weiter.
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
Am 22. Oktober 1925 erscheint im „Zentralorgan“
der Kommunistischen Partei Georgiens „Komunisti“
eine kleine Notiz: „Fritz Lang in die Staatliche
Filmproduktion Georgiens eingeladen“, die so endet:
„Da die Arbeitsmethoden des Regisseurs Fritz Lang (in
der Zeitung steht - Lange!) besonderen Charakters sind,
will sich der Vorstand der Georgischen Filmindustrie
bezüglich der Einladung Fritz Langs noch speziell
beraten.“
Am 30. Oktober liest man in „Komunisti“ unter dem
gleichen Titel: „Die Georgische Filmindustrie hat
endgültig beschlossen, den Regisseur der „Nibelungen“
Fritz Lang einzuladen. Der Vertreter der Filmindustrie
Genosse Engel, der sich zur Zeit in Berlin aufhält,
wird beauftragt, mit Fritz Lang einen Vorvertrag zu
unterzeichnen. ... Es ist beabsichtigt, Fritz Lang die
Verfilmung von „Der Mann im Tigerfell“ anzuvertrauen.“
Es ist unklar, ob ein Vorvertrag wirklich zustande kam, aber schon bald wurde die Nachricht über
Langs georgische Pläne in den russischen Zeitungen verkündet und auch in Deutschland bekannt.
„1926 / 22. und 25. Februar - „Lang in Russland? Nach Gerüchten, die von der offiziellen
sowjetischen Presse bestätigt werden, wurde Fritz Lang von Goskinprom in Georgien engagiert, eine
Bearbeitung des Chevalier à la peau de tigre von Chota Roustavéli zu drehen. Er würde mit einer
Gruppe von Mitarbeitern dorthin fahren, das Budget würde sich auf eine Million Rubel belaufen.“
Fritz Lang scheint aus Interesse an der Sowjetunion und nicht zuletzt an der Kaukasus-Exotik und
wahrscheinlich wegen des Glaubens an die uneingeschränkten Möglichkeiten der Sowjets schon
1925, während der Arbeit an „Metropolis“, zugesagt zu haben und nicht, wie Reinhold Keiner meint,
wegen des Ärgers mit der deutschen Filmindustrie (der erst später aufkam): „Fritz Lang war über das
Nichtzustandekommen des Sintflut-Projektes so verärgert, dass er sogar erwog, in Russland im Auftrag
der Goskinprom (d.i. Georgische Staatliche Filmgesellschaft) einen Film nach einem georgischen
Drehbuch mit dem Titel DER REITER IM PANTHERFELL oder DAS PANTHERFELL zu inszenieren.
Von diesem Projekt zog er sich aber wahrscheinlich deshalb zurück, weil er befürchtete, dass ihm
die Russen doch nicht die freie zeitliche und finanzielle Hand bei der Verwirklichung des Filmes
gewähren würden, die sie ihm anfänglich versprochen hatten.“
Die finanzielle Frage, der Unwille des Direktors Gogitidze, die sich in die Länge ziehenden
Verhandlungen mit Tiflis und das Misstrauen von Fritz Lang scheinen in Wirklichkeit die
Hauptursachen für das Scheitern des Projekts gewesen zu sein.
fric langi da "vefxistyaosani"
Noch 1929 beschäftigte ihn das gescheiterte Projekt.
In einem Interview mit Pem (Paul Marcus) im Reichsfilmblatt sagt er: „Ich möchte so gern, dass
der Zuschauer sich abgewöhnt, ins Theater zu gehen, um einen Fritz-Lang-Film zu sehen, wie es
geht, Kortner in einer Rolle, anstatt in einem Kunstwerk zu bewundern. Aber dieser Wunsch ist
wohl unerfüllbar, solange es kein Kollektiv im Film gibt. ... In Russland ist man in dieser Beziehung
schon weiter; darum hätte ich auch allzu gern das Angebot angenommen, das mich verpflichtete,
im Kaukasus einen Film zu drehen. Die Sache hat sich leider zerschlagen; ich hatte guten Grund
anzunehmen, die Russen hätten mir doch nicht die freie Hand gelassen, die sie mir versprochen
haben.“
„Man möchte so gerne wissen, was Lang in Russland gemacht hätte.“ fügt Pem (Paul Marcus) zu.
Wir auch.
Germane Gogotidze with
co-workers, Goskinprom
1929 w. 19. oqtombers fric langi pem(paul markus)-isTvis micemul interviuSi "filmze
muSaoba"("reixsfilmblat", N 42) akritikebs germanul kinosistemas.
"reklama rom ar mWirdebodes, Cemi Semdegi filmisaTvis fulis mosapoveblad",
ambobs is, "Cem saxels saerTod ar davwerdi titrebSi. Zalian minda, rom mayurebeli
gadaeCvios TeatrSi siaruls fric langis filmis sanaxavad, an kortneris erTerT
rolSi sanaxavad, aramed xelovnebis nimuSiT tkbobas mieCvios. magram es survili
albaT miuRweveli darCeba, sanam kinoSi koleqtivi ar iarsebebs. rasakvirvelia, maSin
msaxiobebmac uari unda Tqvan varskvlavobaze. ruseTSi am mxriv ufro win arian.
amitomac didi siamovnebiT miviRebdi winadadebas, kavkasiaSi filmis gadaRebis
Taobaze. es saqme samwuxarod ar gamovida. me mqonda safuZveli mefiqra, rom rusebi ar
momcemdnen ise Tavisuflad muSaobis saSualebas, rogorc dampirdnen."
Jurnali wers, rom didi siamovnebiT SevityobdiT, ras apirebda langi ruseTSi, magram
mas verafers daacdeninebs kaci.
Worebi imis Sesaxeb rom langs ruseTSi filmis gadaReba undoda sabWoTa presasac
daudasturebia 1926 w. TebervalSi. cnobili gaxda, rom saqarTvelos saxkinmrewvma
(goskinpromi), langs SesTavaza SoTa rusTavelis "vefxistyaosnis" mixedviT filmis
gadaReba. langi Tavis jgufTan erTad saqarTveloSi unda Camosuliyo. filmis
biujetisTvis gaTvaliswinebuli yofila erTi milioni maneTi. am proeqtis Cavardna
rogorc Cans swored finansurma mxarem ganapiroba. "Tavisufali muSaobis saSualeba"
-Si fric langi upirveles yovlis finansebsa da dros unda gulisxmobdes da ara
ideologiur damoukideblobas.
pirvelad es idea fric langs germane gogitiZem, qarTuli kinos erTerTma pionerma
da SeiZleba iTqvas pirvelma prodiuserma, gaacno. germane gogitiZe ixsenebs Tavis
samwuxarod dRemde gamouqveynebel, mogvianebiT rusul enaze daweril kinos
istoriisTvis saintereso mogonebebSi "Cemi mivlineba berlinsa da parizSi, 1925
w.": "berlinSi me Sevxvdi cnobil reJisors, suraT "nibelungebis" damdgmel fric
langs Cvens mier Cafiqrebuli Cveni ukvdavi SoTa rusTavelis "vefxistyaosnis"
73
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

Germane Gogotidze with his wife
dadgmasTan dakavSirebiT. aqve unda vTqva, rom jer kidev Cems parizSi gamgzavrebamde
Cveni saxkomsabWos Tavmjdomares, amx. eliavas, did patriotsa da Cveni kinos
xelSemwyobs, "vefxistyaosnis" dadgmis azri daebada. am mizniT man damavala fric
langis monaxuleba, misTvis nawarmoebis mokled gacnoba da dadgmis SeTavazeba,
aRniSnuli dadgmisaTvis winaswar yvela materialuri pirobis garkveviT. amaze
me mivuge, rom aseTi diadi nawarmoebis ekranze gadatana, Cemi azriT, Seusabamoa,
radgan arsebobs nawarmoebebi, romlebic ekranizacias ar eqvemdebareba. mocemul
SemTxvevaSi SoTa rusTavelis ukvdavi nawarmoebi, Cemi azriT, dafuZnebulia da Tavis
mSvenebas warmoaCens mxolod da mxolod Tavisi filosofiuri gamonaTqvamebiT.
am diadi aforizmebis amoRebisa Tu Semoklebis Sedegad is gafermkrTaldeba, kinos
specifika sxvas moiTxovs. amaze bevr msjelobas aRar vapireb da mocemul sakiTxTan
dakavSirebiT Cemi Rrma rwmena dRemde ucvleli rCeba. Cemi goskinpromis (saxkinmrewvis)
kinostudiidan wasvlis Semdeg S. rusTavelis nawarmoebidan qajeTis nawyvetis dadgmis
mcdelobam fiasko ganicada da amiT kidev erTxel damtkicda Cemi, vgoneb, uSecdomo
azri. cxadia, Salva zurabis Ze eliavasTan kamaTi ar damiwyia. magram imavdroulad
me sergo orjonikiZem damiWira mxari, romelsac amasTan dakavSirebiT Cemi azri
gavuziare.
roca berlinSi Sevxvdi fric langs da gavacani mas vefxistyaosnis mokle Sinaarsi,
is dadgmaze daTanxmda im pirobiT, rom Tan wamoiyvanda Tavis or operators da
or daaxloebul pirs. roca es yvelaferi valutaze gadaviyvaneT, Tanxa sakmaod
STambeWdavi aRmoCnda. me mas davemSvidobe, davpirdi, rom winaswar Cems mTavrobasTan
SevaTanxmebdi da saboloo gadawyvetilebas Sevatyobinebdi. Tavad ki ar mjeroda
am suraTis momavlisa - langis mier wamoyenebuli pirobebis gaTvaliswinebiT am
fantastikuri Canafiqris ganxorcielebas mTeli amierkavkasiis valuta ar eyofoda."
1925/1926 ww. langis "nibelungebi" mTel sabWoeTSi iqna naCvenebi da bestseleri gaxda.
gasagebia, rom germanuli klasikis am ekranizaciam saqarTveloSi "vefxistyaosanis"
ekranze gadatanis survili da imedi warmoSva. fric langi iyo is reJisori, vinc am
ideis xorcSesxmas SeZlebda.
yvelaze monumenturi germanuli munji filmebis "nibelungebisa"(1924) da
"metropolisis"(1927) avtor fric langsac "vefxistyaosanis" ekranizaciis idea da
sabWoTa kavSirSi filmis gadaReba Zalian izidavda, gansakuTrebiT mas Semdeg rac misi
giganturi proeqti "warRvna" germaniaSi Tanxebis uqonlobis gamo ver ganxorcielda.
magram misi axali sabWouri gegmac iseve male CaifuSa, rogorc warmoiSva.
laSa baqraZe
75
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

76
ARTISTERIUM 2008
‚Modus Operandi - Auf der Suche nach dem dritten Weg‘
Artisterium - Tifliser internationaler Ausstellung der Modernen Kunst ist 2008 gegründet worden.
Der Name der Ausstellung knüpft sich an einem Künstlerklub der 1910er, der bei der Kunstzeitschrift
Arsi, im gleichen Haus, existierte. Im Artisterium-Klub fanden die avantgarde Ausstellungen,
Dadaistische Bälle, Lesungen, Vorträge und vieles andere statt.
Bei der Auswahl des Namens ausschlaggebend war der Wunsch der Organisatoren die moderne
georgische Kunst mit Tifliser Moderne also mit eigenen historischen Wurzeln zu verknüpfen.
Trust Me, 2008, interactive performance.
Opening of Simone Westerwinter’s
exhibition in Goethe-Institute, Georgia.
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
'Modus Operandi - mesame gzis ZiebaSi'
artisteriumi 2008
Tbilisis Tanamedrove xelovnebis
saerTaSoriso gamofena,
'artisteriumi' 2008 wels daarsda.
gamofenis saTauri inspirirebulia
igive saxelwodebis art-klubiT,
romelic Jurnal 'arsTan' misive
SenobaSi, gasuli saukunis 10-an
wlebSi funqcionirebda. klub
'artisteriumSi' imarTeboda
avangarduli gamofenebi, poeziis
saRamoebi, dadaisturi balebi,
leqciebi da sxva RonisZiebebi,
romlebic exmaurebodnen
Tanadroul modernistul da
kubo-futuristul tendeciebs.
saxelwodebis SerCevaSi gadamwyveti
roli iTamaSa gamofenis
organizatorebis survilma
aRedginaT qarTuli Tanamedrove
da uaxlesi xelovnebis kavSiri
Tbilisur modernizmTan, anu mis
istriul fesvebTan.
<strong>Walter</strong> Kitundu
‘Blue Phono Harp’, 2003, wood, string,
electronics, turntable.
77
Simone Westerwinter and
Jean Dupuy
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

78
Georgian National
Museum, Tbilisi History
Museum, Karvasla
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
Ledoh, performance
79
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

80
Artists’
Pages
Ira Kurmaeva, Georgia
All about my Mother, 2007,
diptych, photograph,
90X120, cm / each
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9

Babi Badalov, Azerbaijan/France
Fucking Immigration, 2008, digital print, size variable
Fakhriyya Mammadova Rafael, Azerbaijan
Time for walking, 2006, digital print, size variable

Simone Westerwinter, Germany
Again at zero start, 2001,
installation, shoes, cooling
aggregate, high-grade steel
record, diamtre 100 cm.

Samvel Vanoyan, Armenia
Police, 2009, drawing, A3
At My Sdudio Police, 2009,
drawing, A3

Iliko Zautashvili, Georgia
Room # 708, 2009,
photographic series, size variable

Eto Gabashvili Archil Turmanidze Grigol Gvania Keti Chechelashvili Niko Tsetskhladze Luka Zet Avto Tavartkiladze
saq[art]velo,
Regional artists’ workshop in Georgia
2009, Imereti, Guria, Samegrelo, Achara

92
English Resumes
I am interested in people of this country
The interview with the director of Goethe
Institute in Georgia, Mr. Werner Wöll
ARTLOOP: What did you expect before
coming to Georgia and how your
expectations changed after two years of
your living and working in Georgia as a
director of the Goethe Institute?
Werner Wöll: Before coming to Georgia I
used to work in Kiev Goethe Institute for
three years. I headed a language department
and had very little information about
Georgia. I knew only that Tbilisi’s Goethe
Institute had an excellent infrastructure and
resources for implementing many cultural
events. The Goethe Institute in Georgia has
a beautiful hall and gallery, a small open
air stage with almost 100 seats and its own
yard-cafe. This gives us the possibility of
holding many interesting and memorable
events. My first year spent in Georgia was
full of many such events. This period also
included the state of emergency before
the 2008 elections and also the August 08
war. Fortunately nobody was hurt among
our employees, so our work was not
interrupted. Democracy in Georgia as in
Ukraine is still making its first steps. Both
countries seek the ways of self-affirmation
that lead to Europe - not a simple task as
has been seen by these latest events.
ARTLOOP: Germans have lived in Georgia
from the 18 th century. Is the influence
of the German community still tangible
today?
Werner Wöll: The German influence is very
small these days. Political life in Georgia
is quite Americanized. However if we talk
about the past, such influence is far more
palpable in the spheres of economics and
culture. At the moment we make an effort to
assist in a number of projects documenting
the cultural heritage under that former
German influence. Thus we try to maintain
it. However German culture continues
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
to draw a big interest and we often bring
German artists over to develop relations
with Georgia and Georgians.
ARTLOOP: What is your biggest interest in
Georgia: history, culture or modern life?
Werner Wöll: First of all I am interested
in people of this country. As a cultural
manager it is especially interesting for me
to observe how a very creative people
reflect their problems, experience, wishes
and dreams in films, pictures, novels,
performances, etc. Nowhere in the South
Caucasus is cultural life as vibrant as in
Georgia.
Of course I am very interested what the
future holds for Georgia on its long road to
Europe and its goal to be integrated within
the EU. Tbilisi changes rapidly. I hope that
the historical greatness of this wonderful
city will be maintained and not sacrificed to
thoughtless modernization.
ARTLOOP: How do you see your
cooperation Artisterium and the future of
this project?
Werner Wöll: It is very positive undertaking.
The festival of contemporary art is inevitable
in Tbilisi. I am glad that the festival which
started last year will continue to be held
regularly. The Goethe Institute in Georgia
will participate annually and always make a
contribution to the festival program. It’s time
for Tbilisi to become permanently listed
as one of the cities that offer such festivals
every year. Because there is no Museum
of Modern Art in Tbilisi, this is absolutely
necessary for the city.
I hope that thanks to this issue of the
Art Loop magazine, readers’ interest in
contemporary German culture will develop
further.
ARTLOOP: Which is your program plan for
Georgia in the near future?
Werner Wöll: This year the Goethe Institute
together with the Embassy of the German
Federal Republic in Georgia is planning the
German Cultural Days 2009. www.goethe.
ge/deutschlandwochen-georgien
---------------------------------------------------------
Art Market – Art Public
Like the bloodstream on the one hand and
the nerves on the other, which both belong
to the totality of the human organism but
are different systems, we can distinguish
within the art world between the art market
and the art public: they act with and on one
another, but are not identical. Markets, the
art market included, can do much: provide
goods, create channels of distribution, yield
profits, produce or annihilate jobs, bring
in taxes for the community or lay claim to
subsidies from it. There is one thing markets
cannot do: generate meaning. In the long
run the art market has nothing to market
without artists, who bring before the public,
usually at high personal career risks, what
they have worked hard on and regard
as worth thinking about. The substantial
content, the ongoing examination, change
and renewal of artistic forms of the visual
interpretation of the world and the criteria
for its evaluation can come only from the
living practice of art itself. To this must be
added the interpretation of art in words
by art criticism. The art public is always
something that is just emerging, something
that is, so to say, permanently growing
back. Two artists talk together about what
they are currently working on or what they
have seen by other artists. By referring
to (mainly implicit) criteria of aesthetic
judgment, they not only make use of these
criteria but also update, change and extend
them. In a reasonably well-functioning art
criticism, the ongoing renewal through
use extends itself on a large scale in the
feature pages and on the Internet. The art
public measures the art work by its own
claims and judges it against the background
of permanently updated criteria – not
by its market value as merchandise. The
theoretical distinction between art market
and art public is illuminating because,
in social practice, each strongly and
apparently inextricably influences the
other. The enormous market success of
the ‘New Leipzig School’, for instance,
has abbreviated the artistic influences of
their teachers’ generation, going back to
the ‘Leipzig School’ in GDR art round
the painters Bernhard Heisig, Wolfgang
Mattheuer and Werner Tübke in the 1970s
and 80s, to handy brand names. It also
conceals the artistic parallels that connect
the ‘new Leipzig’ to artists like Holger Bunk
or Dirk Skreber, who studied in Düsseldorf.
In the transition from the ‘Leipzig School’
to the ‘New Leipzig School’ of the present,
<strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong> (b.1960), as a former student of
Arno Rink and student in Bernhard Heisig’s
master class, plays a virtually dynastic
key role. The internationally most famous
exponent of the currently successful young
‘Leipzigers’ has synthesized a memorable
style out of dream-like, surreal fragments
of scenery, strongly gesturing individual
figures detached from situative context, and
a nearly graphic composition of flat color
contrasts. With artistic craftsmanship of the
highest level, <strong>Rauch</strong> combines fragments
of scene painting and narrative with highly
engaged yet artistically unconnected
figures into an artificial stage riddle without
solution – and thus appeals all the more
strongly to the viewer as participant.
The market success of <strong>Rauch</strong>, like that of
the younger ‘Leipziger’ Tilo Baumgärtel
(b.1972), also a painter of figures outside a
situative continuum, points to (among other
things) a renewed demand for figuration
and pictorial psychology at a complex,
non-illustrative level. Similar endeavors may
already be found in the 1980s in Düsseldorf
in the work of, for instance, Holger Bunk
(born 1954), another artistic all-rounder
and painter-psychologist without simple
solutions. Tim Eitel (born 1971), a West
German student of the Leipzig teacher
Arno Rink, makes us aware in his largescale,
realistic paintings of a graphicstrained
isolation of individual objects. In
clearly outlined contours, human forms or
buildings mark themselves off from vast,
almost spaceless surfaces. The ambiguous
picture appears to be clearly encapsulated,
to denote an unambiguous signified. Yet,
unawares, the isolation, the excising of a
signified from all its contexts, becomes itself
the determining factor in the picture’s effect,
its real subject. A similarly contradictory
calculation of effect also marks the work
of David Schnell (b.1971), another West
German student of Rinks. His landscape
pictures, strongly colored and filled to the
foremost of the foreground, evoke a feeling
of emptiness. The geometrized boards of
barns, straightened tree trunks and square
bales of hay would seem more at home in
a computer game than in the countryside.
Schnell masterly generates a dynamics
without centre, a scenery-like opulence of
dubious materiality and perspectival suction
into receding space, with the wanton noncommittedness
of the flickering surface of
a monitor. In this way he makes the viewer
aware, at the second or third look, of a loss
of experience of nature under open skies.
Matthias Weischer (b.1973) traces this
experience similarly in interiors. The floors
and walls breathe patina, the rooms give the
impression of being lived in but deserted,
and are thus as theatrically suggestive as
they are melancholy. With a certain irony,
Schnell and Weischer make us realize
that illusionism in painting is, precisely,
illusionism. This posture is atmospherically
quite redolent of the works of Dirk Skreber
(b.1961), of the nonchalant, cool creation
of vast views of empty sports stadiums from
the bird’s eye point of view, of nostalgicseeming
fantasies of skyscrapers from a
long past futurism, or of locomotives in
the crumbly, faded colors of the 1980s and
early 90s. It is never quite clear whether a
picture by Skreber at least partly reproduces
a real sight or a dream image or a toy
landscape. The market success of the ‘New
Leipzigers’ had precursors in the late 1980s,
before the end of the GDR.
Conservative West German art collectors
and others interested in art, including
former Chancellor Helmut Schmidt,
became interested in Bernhard Heisig’s
and Werner Tübke’s style of painting. They
were fascinated by the craftsmanship and
cultivation of the painterly as a value in
itself. The professional Leipzig training in
the craft of painting, in an exact knowledge
of certain artistic styles of the past, and
the ability and will of young artists to slip
into the stylistic masks of the past, are
all characteristics of the ‘new Leipzigers’
that, viewed closely, are surprisingly
conservative. Here again the distinction
between the discourse about claims
and standards internal to art on the one
hand and the art market on the other is
instructive: in the sense of artistic selfunderstanding,
the ‘new Leipzigers’ operate
conservatively and almost statically; in the
sense of the art market, very dynamically.
Prof. Dr. Matthias Winzen
The author is Professor of Art History and
Art Theory at the University of the Fine Arts
of the Saar
Translation: Jonathan Uhlaner
Copyright: Goethe Institute
---------------------------------------------------------
93
<strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong>: 'For Me, Painting Means the
Continuation of Dreaming by other Means'
The Leipzig painter <strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong> (born in
1960) is one of the most successful German
painters of the middle generation. His
success in recent years has been meteoric.
Especially abroad he has attracted a good
deal of attention. <strong>Rauch</strong> is regarded as the
main exponent of the ‘New Leipzig School’.
Within the doctrinally strictly supervised
painting of the German Democratic
Republic before the fall of the Wall, there
existed a few painters – Bernhard Heisig,
Wolfgang Mattheuer and Werner Tübke
– who worked figuratively and to whom
the all-watching GDR state permitted
more freedoms than to the rest. From these
painters <strong>Rauch</strong> is separated by worlds. He
operates as a painter much more freely, and
his treatment of the legacy of the GDR is
more brash and ironic than bitter.
Brand name Leipzig
When painters from Leipzig are the
subject, the question is usually not far
away whether there is today, still or again,
something like ‘German painting’. <strong>Rauch</strong> is
undoubtedly a ‘German painter’, and he is
even recognizably an East German painter.
This is a kind of painting with political
undertones, which responds artistically
to its times and their upheavals and
contradictions. Its landscapes and motifs
awaken inevitably in those who know even
a little about Germany associations that
lead into the eastern part of the country. But
its references are by no means slogan-like
and above all never nostalgic.
In response to the question whether he
is a German painter, <strong>Rauch</strong> replied in
an interview in the magazine Spiegel: ‘I
wouldn’t at any rate refuse the designation,
because I believe that the world is really
fully colored only when there are strongly
molded regionalisms at a high level. As
opposed to some sort of cultural Esperanto’.
Typical style
<strong>Neo</strong> <strong>Rauch</strong> has developed, and this too
is a qualification for a good position on
the market, a recognizable style, typical
of him alone. His art is above all a
representational and figurative art. He favors
an idiosyncratically mat, broken colouristic
that unites all his works. It originates in his
predilection for an old-fashioned form of
children’s books and especially from his joy
in the shrill colors of cheap comics.
How <strong>Rauch</strong> represents the world also has
much to do with the blithe irony of the
first years of Pop Art, to which he vividly
responds with the distance of a generation.
With regard to Pop Art one never really
knew whether it was a hard criticism of the
fetishes of the consumer world or perhaps
itself only a hyperbole of that world.
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

94
Iridescent titles
The iridescent titles of his works play a
particular role in the fight against banal
unambiguousness. The title ‘Leitung’ could
mean anything from the claim to leadership
to a piece of electric wire; the ‘Sucher’ for
<strong>Rauch</strong> is not a ‘thinker’, but a gentleman
who seeks explosives in a terrain mined
with abstract forms.
For his Wolfsburg exhibition <strong>Rauch</strong> has
chosen the title Neue Rollen (i.e., New
Roles), and one is not sure whether he has
in mind the contemporaneity of his pictures
(the most recent ones came from his studio
still moist a week before the opening) or
whether he means the search for a new
pattern for his art. The world in new roles
or the artist in search of his new role in the
world, commentator or dreamer, fencer
with his mirror image or mirror?
Pictures full of pictures. The canvass as a
multiple stage
The large-scale painting with the title ‘Neue
Rollen’ adds together three scenes. In the
foreground a women explains the world to
a child using a pasted model of a natural
catastrophe. Next to it students holding
beer glasses and dressed in costumes of the
French Revolution thresh the world into
phrases with flailing sabres. And in the third
scene three people play at death under a
guillotine decorated with garlands. All three
scenes take place before a gigantic wall of
shelves full of books and a jargon-spouting
audience.
In the narrative style of painting typical
of him, <strong>Rauch</strong> has spliced the bizarre
scenes together as if they were happening
upon a multiple stage. Boldly conveyed
with hazy zones, the whole simultaneous
event gives the impression of a collection
of extracts from an absurd world theatre
full of mini-dramas. It seems almost as if
this form of painting wants to go to school
with the mass medium of television and
learn to ‘zap’ through the channels of the
apocalypse, without thereby sp<strong>oil</strong>ing the
good mood.
<strong>Rauch</strong> loves to play freely with all the
means of painting. He makes outrageous
use of the (jester’s) license of art. He uses
people like props that he pushes back and
forth on his surfaces. Spaces merge into
each other, are wildly blended contrary to
the laws of perspective. A spirit of collage
and the dream-like interleaving of motifs
mark his works. History as a maelstrom of
stories.
<strong>Neo</strong>-Surrealism, a game with the tradition
It has become increasingly clear that
<strong>Rauch</strong>’s painting stands in the tradition of
surrealism. In several pictures in which
objects lose their contours as if by melting,
the allusion to the pictorial magician
Salvador Dali is plain. But in contrast to the
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classical surrealism of the 1930s, <strong>Rauch</strong>’s
stories do not originate in the intoxication
and automatism of the unconscious. His
dreams give the impression of having been
constructed wide-awake.
<strong>Rauch</strong> refuses to become involved in
the false dualism between abstract and
representational painting. His works unite
both qualities in a single style. Narrative
painting needs a sequence of images so as
to develop motifs or the resort to familiar
scenes that can be illustrated. In <strong>Rauch</strong>’s
work there is not only the adding together
of images and their collage-like interlacing,
but also the use of speech bubbles – which
always remain significantly empty. The
picture says something, means to say
something, must say something – and yet
makes its statement in silence. This is a
language that seems like child’s play and yet
lives from its enigmaticness.
Dream worlds
‘For me, painting means the continuation
of dreaming by other means’, says <strong>Rauch</strong>
and thereby gives the decisive nod
towards the world of dreams. In dreams
we can recognize props from reality, but
we cannot simply read the dream like a
written page because of its scrambling.
It demands interpretation and sabotages
every interpretation by its artful ambiguity.
Only so can every dream, even nightmares,
appear as the ‘guardian of sleep’ (Sigmund
Freud). The dream of painting plays with the
irrationality of reality.
<strong>Rauch</strong>’s neo-Surrealism lives from
constructed dream worlds. Typical for
<strong>Rauch</strong> is the attempt to elude the dictates
of the present and to keep alive at least an
artistic freedom. Many of his figures seem
as if they had lost their way and wandered
into his pictures from past centuries. There
are numerous references to the inception
of middle-class society and the French
Revolution, upon whose heels followed
Biedermeier and German Romanticism.
In recent years <strong>Rauch</strong>’s pictures have
become ever bigger. The formats have
currently reached 3 x 4 meters. Along with
the dream world, the scene-like quality is
now much more developed than in his early
pictures. <strong>Rauch</strong>’s world is a world of theatre
that displays extracts from the great theatre
of the world. The artist conceals himself
artfully in his scenes. With all his allusions
to the present, he has reserved for himself
the role of the director and, of course, the
main role of the dream-walker
Jan Thorn-Prikker
is a member of the Goethe-Institut online
editorial team
Translation: Jonathan Uhlaner
Copyright: Goethe Institute
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Henriette Grahnert: The Painter and the
Ambiguous Playfulness of Her Painting
She is one of those exciting graduates of
the Leipzig Art Academy whose virtuosity
lies in pushing painting to the limits of its
possibilities and for which they have won
international acclaim. But instead of figures,
she elevates paint drippings and painter's
tape to the protagonists of her <strong>oil</strong>-on-canvas
paintings. She was awarded the Bank of
Saxony's Art Award in 2008, and exhibits
her works in Leipzig's Museum of Fine Arts.
Es ist einfach nicht einfach (i.e It's simply
not simple) – this is the astonishingly trivial
title that Henriette Grahnert, 31, has given
her first major exhibition in her home city
of Leipzig. The titles of her paintings also
reveal her penchant for such banal or
whimsical phrases. With them, she evokes
not only her ambivalent ideas, but also
makes ironic reference to art and life in
general. Incisively set, their effect is that of
cheerful acts of liberation from the gravity
and weightiness of this profession that is
also her passion – painting. Not simply a
picture The picture that lends the exhibition
its name is a large, white canvas with
holes ripped into it from which tangles of
colorful party lights dangle out, as bluntly
unambiguous as they are decorative. A
light bulb flickers, but there is no way
to tell if this is a defect or intended. The
picture is not simply a picture, but a kind
of container. It has a surface and a reverse
side. Does it also have depth? The white
of the canvas appears grey, because the
artist has had the museum room’s glaring,
depth-eliminating neon lighting shut off
and also prevailed in having the elegant
wood parquet flooring covered with grey
linoleum. Only the bright light bulbs of the
party-light wires bring color to and behind
the picture canvas. A picture is presented
that aims to be more than a picture, one
that seeks to move beyond its limitations –
claims to be able to represent spatial and
temporal dimensions as well. It too is lit up
with energy from the electrical socket, but
its beautiful superficiality is thus destroyed
completely. Media attention
This comes across like persiflage of
painting. Is it perhaps even a funeral dirge
for the figurative paintings of the New
Leipzig School? This artist, who was born
in Dresden and studied in Leipzig at the
Academy of Visual Arts and in Glasgow
from <strong>1997</strong> – 2004, is one of that small
troop of young painters who conquered
the international art market a few years
ago, putting Leipzig on the radar of media
attention. Like all of those “involved,”
Henriette Grahnert does not like the label,
“New Leipzig School.” But she is also well
aware of the fact that she has profited from
it, although she is by no means a figurative
painter. And she found out how fast the
art world craving for new trends moves
on. After the Leipzig hype followed the
inflation of Chinese painting, and right now
contemporary art from India is what is hot.
Laconic commentaries
So schnell kann’s gehen (i.e. That’s how
fast it can go) is the title of a word piece
consisting of five letters attached to the
wall: the viewer reads off the word “Gluck”
(i.e. Happiness). Is it just too simple when
the two Umlaut dots that are an essential
part of the German word for happiness
(i.e. “Glück”), lie dramatically on the
floor? The artist states that failure interests
her. She loves the ambiguous play of
and with words just as much as the play
of and with the means, possibilities and
limits of painting. But most of all, she
never ceases to parody the temptations
of both the addiction to imitating reality
or reflecting fictions as reality, as well as
the self-sufficiency of abstraction. Instead,
Henriette Grahnert valorizes the waste
products and makeshift tools of painting
as pictorial elements. Painter’s tape is one
of her favorites, which she even goes so
far as to copy with deceptive realism.
Normally, painter’s tape is used to delineate
painting surfaces cleanly and to draw exact
lines. But Henriette Grahnert plays out
the artificial charm of seemingly valueless
and insignificant things in compositions
that are sometimes masterfully complex
and sometimes straight to the point, while
simultaneously playing variations on her
artistic prototypes as well.
With great care, she lays down one layer
after another, uses spray paint - and lately
soot - as well, creating a play of presenting,
veiling and transparency. Clearly defined
forms and structures encounter vagueness
and randomness. A ground of paint splashes
and drippings is given the title, Make Up
Crying Girl. Object-like elements may be
added or take on a life of their own. The
canvas of one painting hangs limply over
its frame – like a shirt tucked sloppily into
a pair of pants: Backstage Styling. It is with
such seemingly every-day embarrassments
that the artist laconically comments on the
dilemma of contemporary painting: she
writes Nichts ist wahr (i.e. Nothing is true)
on a canvas and crosses it out – just as she
does with her reaffirmation nicht wahr (i.e.
Isn’t it?). An award that will not go unused
Almost all of the 14 exhibited works arose
last year. In 2008, Henriette Grahnert was
awarded the Art Award of the Bank of
Saxony. This prize, with a purse of 30,000
euros, was awarded for the fourth time.
This time, the jury – drawn from all over
Germany – was faced with having to choose
from among 60 proposals from 22 Leipzig
galleries. Every two years, this award
enables Leipzig’s Museum of Fine Arts not
only to introduce an exciting, new artistic
position – catalogue included – but also to
acquire a work for its collection. The bank,
which developed out of the former State
Bank of Saxony, one of the first banking
houses to feel the financial crisis, promises
to be a reliable partner in the future, as
well. Ja schön, aber das beantwortet nicht
die Frage (i.e. That’s nice, but it doesn’t
answer the question) is the title of the
painting by Henriette Grahnert that the
bank purchased. The viewer sees colorful
lines, seemingly well-ordered, but that
result in a confusing, zig-zag perspective
without beginning or end. Nonetheless,
the artist has excellent prospects for 2009:
she can live and work in Rome for a year
– as a foundationer of the celebrated Villa
Massimo.
Sigrun Hellmich
is an expert in the fine arts and a free-lance
journalist and author. She lives in Leipzig.
Translation: Ani Jinpa Lhamo
Copyright: Goethe Institute
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Colour Manoeuvres between Heaven and
Earth – Katharina Grosse in Berlin and
Nuremberg
For at least ten years now, the German
painter Katharina Grosse has cast a
spell over museum walls with her
vapory atmospheric color mists. She has
successfully replaced the brush with the
airbrush. In two exhibitions Grosse now
shows that illusory color spaces can be
transferred to sculptural objects. An attempt
that does not invariably succeed.
Sculptures in poisonous colors in
Nuremberg. When painting takes its
leave not only of the canvas but also
of the safe shell of the museum, then
spectacular disturbances in public space
are pre-programmed. Katharina Grosse
has succeeded in making such a striking
incision in the normal life of the Neues
Museum in Nuremberg. Passers-by
inevitably stumble over her sculptures
sprayed with opaque poisonous colors,
which are piled up like monolithic stone on
the square. And after this encounter hardly
anyone will be so sunk in his own thoughts
that he will not, for a few minutes, find
himself standing in astonishment before the
twelve-part arrangement of color floes.
What is the idea behind this shrill color
attack? Colored with expressive verve, the
plastic sculptures seem to have lost the
desire to be caged up in a white cube for
good and instead demonstratively occupy
95
the open space before the museum. A premuseal
place that in the nine years of the
Nuremberg museum’s existence has been
wantonly neglected. Grosse’s nearly six
meters high external sculpture now sitting
before the glass facade of the museum
is pieced together of twelve individual
polystyrene parts into a jagged massif. It
is as if the colored stone imitations have
just fallen out of their display window
and landed plump before the feet of the
passer-by. Another eight pieces from
Grosse’s sculptural paintings family lie
scattered in the transparent spaces of the
museum’s floors and seem only to be
waiting like copycat criminals for the go
ahead. Stuntweed is the title of the painter’s
hybrid of action painting, graffiti and drop
sculpture. While ‘stunt’ alludes to the daring
stunt scenes in action films, ‘weed’ refers to
her poaching across the various art media.
Spectacle of surfaces in Berlin.
Katharina Grosse, born in 1961 in Freiburg
im Breisgau, has made a name for herself
particularly through her all-over spray
paintings in explosive spatial formats. In
her art the airbrush gun has long replaced
the brush or Jackson Pollock’s ‘drippings’
inspired dribbling and drizzling. She has
always seemed at her most courageous
when she transformed entire museum
spaces into transitory and atmospheric color
caves with her atomized polychromatic
mists. Generally, Grosse knows how to
evoke only virtually producible effects
through the introduction of actionist
devices in her monumental painting.
In the ideal case, her color symphonies
oscillate between the skilful construction
and dismantling of illusion, between the
false recognition and discovery of spatial
architectural limits, between nebulous
clouds of color and disdainful blunders.
It is just this balancing act that has recently
refused come off any longer. A parallel
exhibition in the Temporäre Kunsthalle
in Berlin shows that it is not enough to
cover daringly cut and curved picture
mediums like ceramics in a fluorescent
colored glaze. Perplexed, the viewer
stands before four over-sized, tilted ellipses
whose upper ends lean against the interior
wall. Made of laminated rigid foam, the
concave perforated wings display their
gaudy camouflage painting like scrapped
aeronautical wreckage. A heavily purple
spectacle of sheer surfaces that does
justice neither to the space, which swiftly
mutates into a transit passage, nor to
Grosse’s claim to be creating an imaginary
colour-space event. Grosse would like
to make this into even a ‘proposal for
independent thought and action’. It is with
melancholy reflections that the viewer in
Berlin recalls those works in which Grosse
4, 20 0 9 / ARTLOOP /

96
intervened directly on walls and brought
about paintings of ephemeral, blazing,
almost dangerous beauty. In 1999, for
example, they coloristically illuminated
a bar in Marfa (USA) into an absolutely
hallucinatory apparition. Looking through
the window, the viewer was already
engulfed by a dissonant sea of flames.
The inspiration of the new object-like
and easily movable pieces, on the other
hand, is largely indebted to the art market.
Grosse is unmistakably running the risk of
maneuvering herself into the dead end of
being a skilful set designer for a hedonistic
vernissage public. In Nuremberg, she
succeeds in part once again in striking out
for a painting of ambivalences between
seductive appearance and false reality. Yet
even here the mannerist seeking after effects
predominates.
/ ARTLOOP / 4, 20 0 9
Translation: Jonathan Uhlaner
Copyright: Goethe Institute
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Excuse me, are you famous? Selected
works 1990 – 2005
Berlin based curator Kathrin Becker reviews
her exhibition Excuse me, are you famous?
Selected works 1990 – 2005, that she
curated for WL project | Berlin Hong Kong
at the artist-run space Invaliden1. The fact
that the project was done in an artist-run
includes the fact that the hierarchies of the
art system were inverted, since the curator
was selected by the artists (and not vice
versa, as it is the usual way in exhibition
projects. This inversion is a fundamental
precondition for the idea of the exhibition
that – in this context – can be described as
a site-specific project. The exhibition takes
its starting point from the consciousness that
the art system - like each social structure
- is characterized by hierarchies, which
determine in particular the relationship
of curator and artist. Excuse me, are you
famous? ironizes the phenomenon of
the “self-promotion” of the curator with
the help of an exhibition as an effective
PR- and media strategy, in which the artist
and the art work have a quasi illustrative
function regarding the importance of the
curator. The central idea of the conception
of Becker´s show lies in the fact, that all
exhibited works are portraits of the curator
herself. Besides this critical and ironic
commentary to the hierarchies in the art
system the exhibition enables an insight
into the private sphere of the curator – an
insight far beyond the usual constellations.
In her review, Becker analyzes the four
main artistic strategies used by the artists
in their work, that she describes as 1. Real
portraits, 2. Narrative portraits, 3.portraits
that claim a similarity between her and
other individuals, 4. Works that involve the
quality of an artistic action.
Links:
www.wl-project.org
www.invaliden1.com
www.k-becker.org
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55th International Short Film Festival
Oberhausen,
30 April – 5 May 2009
Short film is still the prime source
of innovation for the art of film - the
experimental field in which future cinematic
vocabularies first crystallize. Today its
diversity of forms, themes and approaches
across the globe is greater than ever -
video or film, short fiction film or essay,
installation, graduation film or artist’s video,
animation, documentary, and all imaginable
hybrids thereof. The International Short
Film Festival Oberhausen has been part
of this highly charged field for over 50
years now, as a catalyst and a showcase
for contemporary developments, a forum
for what are often heated discussions, a
discoverer of new trends and talent, and
not least as one of the most important short
film institutions anywhere in the world.
Some 6500 films submitted on average
per year, around 500 films shown in the
festival programs and over 1100 accredited
industry professionals are proof enough.
In the course of more than five decades,
the International Short Film Festival
Oberhausen has become one of the world’s
most respected film events - a place where
filmmakers and artists ranging from Roman
Polanski to Cate Shortland, from George
Lucas to Pipilotti Rist have presented their
first films. Oberhausen has managed to
instigate various political and aesthetical
developments, for instance through the
Oberhausener Manifest, perhaps the most
important group document in the history
of German film. Careful programming and
a pioneering choice of subjects has helped
the Festival to build up its exclusive position
in an increasingly unpredictable market.
http://www.kurzfilmtage.de
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Spot on …
Utopia
The Documentary in Caucasian
<strong>Photo</strong>graphy
The exhibition “Utopia – The Documentary
in Caucasian <strong>Photo</strong>graphy” presents current
trends in photography from Caucasus,
from Armenia, Azerbaijan, and Georgia:
The subject of authenticity in photography
will be examined from the perspective
of the “documentary”; various aspects
of the documentary will be presented
and put up for discourse – ranging from
reportages to the photographic pursuit of
a theme, from fragmentation to arranged
photography simulating to be a document
of our time. But because of the subjective
perspective of the photographers, their
individual ethical, political, religious, and
aesthetic convictions and standpoints,
every photograph necessarily always
entails an interpretation of reality. The
photographers presented in the exhibition
are between 20 and 45 years old. They not
only belong to different generations but
also to different nationalities, characterized
by their respective – in part differing – (art)
historical developments. Notwithstanding
the increasing globalization of the
contemporary art scene in Eastern Europe,
the association with a local art scene
persists, a local, regional and national
scene, in whose discourse different
approaches, interpretations and criteria
evolve. There is a connecting element
in Caucasian photography, however: the
inquiry into questions of identity, and a
nostalgic tendency. Recollecting pre-Soviet
values is a starting point for shaping the
future. Despite all political differences
between the countries, despite military
conflicts during the last decade, and
despite local and national variations, the
“Caucasian art scene” has always been
strongly interconnected: joint exhibitions
have been organized abroad, and the region
presented itself as a lively, manifold, and yet
compact art scene. Consequently, the artists
for this exhibition have not been chosen
by the formal criterion of nationality but by
their individual artistic contribution to the
subject of the exhibition.
Barbara Barsch
Ev Fischer
Curators
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Born In Georgia
By Magda Guruli
The exhibition ‘born in Georgia’ opened
at the Cobra Museum of Amstelveen,
Holland, on January 23, 2009. Its invited
contemporary art lovers, curators, art critics
and mass media experienced the works
against a background of avant-garde music
made by the well-known contemporary
composer Gia Kancheli, performed live by
symphonic orchestra. My first impression
of may sound like a verdict: the exhibition
appeared to various Georgian artists’
manifestations of individual concepts,
with obvious aspirations of domination
of one position over another. The latter
context reminds me of the attitude of
Francis Bacon, who characterized his
works as self-portraits because they always
portrayed his position in life. In Fall 2008
Ian Hein Sassen, a curator of the Cobra
Museum of Modern Art, came to Tbilisi to
familiarize himself with the contemporary
art scene of Tbilisi. Ms. Rosa Banduri
who lives in the Netherlands and has an
extensive collection of Georgian art played
a significant role in his decision to do so. In
foreword of the catalogue Ian Hein Sassen
writes: ‘many years ago I was unable to
realize my ambition to visit Tbilisi... Tbilisi
was the capital city of the republic from
whence come everything associated with
the pleasurable life...it was also where
interesting artists had to live...”.
The title of the exhibition ‘born in Georgia’
orientates us not so much towards
belonging to a certain geographical
point as it is associated with the unique
phenomena of the multi-ethnic culture of
the 20th century Georgia. It sends us to
such names as NikoPirosmani, Iliazd, David
Kakabadze, Varazi, Alexander Bandzeladze,
SergoParajanov, OtarIoseliani.
It is possible that the Russian invasion
to Georgia in August 2008 somehow
influenced the curator’s idea of the
event’s name. ‘born in Georgia,’ sounds
like a protest as well as a declaration.
27 artists of different generation working
in different media and style, living in
Georgia, Western Europe, UK and the
USA, have positioned themselves in the
wide multimedia scope: installation
objects, painting, fashion design, drawing,
digital graphics, video, performance, and
photography. The number of women artists
in the exhibition is remarkable: Thea Telia,
Nino Sekhniashvili, Ira Kurmaeva, Nino
Chubinishvili, Keti kapanadze, many of
whose work addresses feminine themes
about their daily lives. There were also
politically charged “Criminal TV” videos
by NikoTsetskhladze, a space installation
‘Unlimited Gaps in a Limited Time’ of
Iliko Zautasvilithat embodies the artist’s
philosophical edge, paintings by Gia
Edzgvredaze, Koka Ramishvili’s video work
‘Change’, photographs of Gio Sumbadze
and objects by Luka Lasar. All the works
are distinguished by various thematic
and conceptual transparency, and yet the
chaotic mosaic of names and images are
unified by the cultural identification of the
artists born in Georgia.
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Fritz Lang and ‘The Knight in the Panther’s
Skin’
In October 19, 1929, in his interview
‘Working on the Film’ with Pem (Paul
Marcus) for Reichsfilmblatt Magazine, Issue
42, Fritz Lang criticized the German film
system, saying
‘If I did not need a promotion for my next
film I would not write my name in the titles.
However I want the audience to go to the
cinema not only to watch Fritz Lang films
or to see the star Kortner. Far more I want
them to learn the ability to appreciate works
of art. This ambition will probably never
realize itself as long as the phenomenon of
stardom prevails. One solution would be
for the actors to refuse their own celebrity.
Russia is much more advanced in this
arena. For this reason I was greatly taken
by the proposal to make a film in the
Caucasus. It is unfortunate that this proposal
failed. But I should probably have known
that the Russians would not have allowed
me the possibility of working as freely as
they initially promised.’
The magazine then asked what exactly it
was that Lang wanted to create in Russia,
but he never elucidated any more.
In February 1926, the Soviet press had also
confirmed the rumors that Fritz Lang wanted
to make a film in Russia. In fact it was the
Georgian Film Industry (Goskinprom) that
had made Lang an offer to make a film
based on Roustaveli’s poem ‘The Knight in
the Panther’s Skin’. Together with his crew
Lang would have come to Georgia. The
budget of the film would be one million
Rubles. It had been this financial aspect
that had made the project fail. By ‘working
freely’ Lang should have also included
finances and timing as well as ideological
freedom. One of the first producers and
pioneers of Georgian cinema Germane
Gogitidze introduced Fritz Lang to the
idea of making ‘The Knight in the Panther’s
Skin’ into a film. In his yet to be published
memoirs My business trips to Berlin and
Paris 1925, Germane Gogitidze writes:
‘In Berlin I had a meeting with the famous
director and author of the ‘Nibelungs’ Fritz
Lang. We discussed the idea of making a
film based on the poem of our immortal
Shota Roustaveli ‘The Knight in the Panther’s
Skin’. I’d like to stress that our head of
‘Sakhcomsabcho’ (the Public Committee
Council) comrade Eliava, had suggested this
idea even before my trip to Paris. With that
end in mind he instructed me to meet Fritz
Lang. He asked that I make him familiar
with the poem, and offer our cooperation
alongside a clear financial commitment.
On hearing this I said to comrade Eliava
that to make this great poem into a film
was probably unrealistic as certain works
of art just could be filmed. I said that
Roustaveli’s beautiful poem is based on
language and the beauty of philosophical
ideas. To eliminate this would to belittle the
poem, as the medium of film is unsuitable
to such art. I didn’t expand my ideas any
further as I was certain that I was right. After
I left the Goskinprom film studio attempts
were made to film certain scenes from the
poem. They failed which confirmed again
my unmistakable belief. Obviously I did
not argue with Shalva Eliava. However
Sergo Ordjonikidze with whom I also
discussed the idea, supported me. When
I met Fritz Lang in Berlin and made him
familiar with the essence of the poem - he
agreed to the proposal. His conditions were
that two camera-men and two of his close
friends must accompany him to Georgia.
We then calculated all the expenses and
came up with this impressive figure. I
promised Lang to talk to my government
and inform him of the final decision.
Personally I never believed this film had a
future as the amount of money along with
this fantastic idea and Lang’s conditions -
would generate such a high cost that all the
currency in the South Caucasus would still
not have been enough.’
In 1925-1926 Lang’s ‘Nibelungs’ was
shown across the entire Soviet Union and
became a huge success. Obviously this
filmed version of the German classic made
Georgian cinema workers again wish that
‘The Knight in the Panther’s Skin’ be filmed.
Fritz Lang, they believed, was the director
able to make such an ambition real.
Fritz Lang, the creator of the icons of
German silent cinema ‘Nibelungs’ (1924)
and ‘Metropolis’ (1927) remained infatuated
by the idea of staging ‘The Knight in the
Panther’s Skin,’ especially after his huge
project ‘The Flood’ failed in Germany due
to lack of finances. But the truth is that his
grand Soviet project also failed and almost
as quickly as the idea was born.
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4, 20 0 9 / ARTLOOP /

The publishing and printing of the magazine has been made
possible through the financial support of The Goethe Institute
Georgia.
© Artisterium Association
Printed in an edition of 1000 copies
Tbilisi, Georgia, 2009