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Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA

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festzuhalten, dass der wesentliche Vorteil der Verblisterung, d.h. die mögliche Outcomeverbesserung<br />

basierend auf einer veränderten patientenindividuellen Adherence, nur<br />

bei wenigen Personen anfällt, wohingegen die Nachteile bei fast allen Patienten entstehen,<br />

die Blisterpackungen erhalten.<br />

Im Rahmen einer Wirtschaftlichkeitsanalyse aus Sicht der GKV wurde das Kosteneinsparpotenzial<br />

innerhalb eines Intervalls <strong>von</strong> 0,28 € und 0,59 € mit 0,35 € je Wochenblister im<br />

Basisszenario berechnet. Dies resultiert aus der Vermeidung <strong>von</strong> Krankenhausaufenthalten<br />

sowie aus unnötigen Arztbesuchen. Mögliche Kosteneinsparungen im Zusammenhang mit<br />

dem geringeren Verwurf oder der therapiegenaueren Abgabe <strong>von</strong> <strong>Arzneimitteln</strong> erreichen<br />

auf Grund der ausschließlichen Verblisterung <strong>von</strong> Dauermedikamenten nur einen relativ<br />

geringen Umfang oder gehen kausal nicht auf die Verblisterung zurück.<br />

Die Adherenceverbesserung kann bei einzelnen Patienten die Pflegebedürftigkeit und damit<br />

auch den Eintritt in ein Pflegeheim verzögern. Dies spiegelt sich allerdings nur in geringem<br />

Maße in Ausgabensenkungen der gesetzlichen Kassen wider. Viele Pflegeheimeintritte<br />

gehen auf exogene Faktoren zurück und der Entscheidung des Umzugs in ein stationäres<br />

Pflegeheim liegen zumeist multifaktorielle Ursachen zu Grunde. In diesem Kontext<br />

spielen Mängel bei der individuellen Arzneimittelversorgung im Hinblick auf den genauen<br />

Eintrittszeitpunkt nur eine untergeordnete Rolle. Verzögert sich hingegen dank der individuellen<br />

Verblisterung bei einigen Patienten tatsächlich die Einweisung in ein Pflegeheim,<br />

so muss dies bezogen auf die im Zeitverlauf verursachten Pflegekosten nicht notwendigerweise<br />

Ausgaben senkend wirken. Wenn die Verbesserung der Compliance eine zeitliche<br />

Ausdehnung der Pflegebedürftigkeit nach sich zieht, erhöht unbeschadet der erwünschten<br />

Outcomeverbesserung die Verblisterung im Bereich der Pflege sogar die Kosten.<br />

Das geschätzte Kosteneinsparpotenzial entspricht dem maximalen Erstattungsbetrag, den<br />

eine Krankenkasse aus betriebswirtschaftlicher Perspektive zu übernehmen bereit wäre.<br />

Vermutlich dürfte es jedoch darunter liegen, da Patienten Blister oder Compliance Aids<br />

wie Schubladensysteme bereits heute <strong>von</strong> sich aus nachfragen. Die entsprechenden Kosten<br />

übernimmt die GKV derzeit nicht, obwohl sie möglicherweise <strong>von</strong> diesen Instrumenten<br />

fiskalisch profitiert.<br />

Die händische Verblisterung in der Apotheke lässt sich langfristig nicht kostendeckend<br />

durchführen. Die Apotheken bieten sie weitestgehend aus Kulanzgründen an und sie stellt<br />

keine echte Alternative zur industriellen Verblisterung dar. Bei einem industriell gefertig-<br />

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