Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA
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Viele Individuen nehmen bewusst bzw. mit Absicht die Medikation nicht entsprechend der<br />
ärztlichen Verordnung. Die Verblisterung übt auf diese Patientengruppe keinen Einfluss<br />
aus, es sei denn, dass dem Blister nicht mehr zu entnehmen ist, um welche Medikamente es<br />
sich handelt. Der Patient würde in diesem Falle ein Medikament, das er eigentlich ablehnt,<br />
versehentlich einnehmen. Dies ginge jedoch mit einer Distanzierung zur Medikation - eine<br />
wesentliche Determinante der Nonadherence - einher und widerspricht auch den<br />
Leitbildern einer individuellen Nachvollziehbarkeit und Transparenz der Arzneimittelversorgung.<br />
Ärzte sehen sich nicht in der Lage, zwischen complianten und noncomplianten Patienten<br />
zu differenzieren. Eher fragen Patienten, die ihrer Gesundheit einen relativ hohen Wert<br />
zumessen und über ein größeres Maß an Selbstorganisation verfügen, die Blister nach.<br />
Dieser Kreis dürfte aber bereits eine überdurchschnittlich gute Adherence aufweisen. Die<br />
allgemeine Nichtidentifizierbarkeit seitens der Leistungserbringer verhindert den zielgenauen<br />
Einsatz der Blisterversorgung, die Patientenselbstselektion wirkt ihm sogar entgegen.<br />
Um die Patienten zu erreichen, bei denen die Blisterversorgung tatsächlich eine Adherenceverbesserung<br />
nach sich ziehen kann, muss nahezu die gesamte Population beispielsweise<br />
eines relevanten Indikationsgebietes mit Blistern versorgt werden. Bezogen auf<br />
die nicht beeinflussbaren oder bereits complianten Individuen stellt dies eine kostenintensive<br />
Überversorgung dar.<br />
Die qualitative, volkswirtschaftliche Nutzen-Kosten Analyse zeigt diverse Faktoren auf,<br />
die über die direkten Herstellungs- und Investitionskosten hinausgehen, aber gleichwohl<br />
relevante Komponenten einer Bewertung bilden. Dies beinhaltet die Aufwendungen im<br />
Zusammenhang mit der Systemadministration und der Kontrolle der Medikamentenabgabe<br />
(insbesondere bei Verschreibungsänderungen), die Notwendigkeit einer verbesserten<br />
Interaktion aller an der Distribution beteiligten Akteure, die Einschränkung der Therapiefreiheit<br />
der Ärzte oder patientenseitige Veränderungen wie Apothekenwechsel oder die<br />
Umstellung auf andere Arzneimittel. Diese Kosten bzw. Effekte stehen den positiven<br />
Wirkungen einer vereinfachten Handhabung und den Kosteneinsparungen auf Grund <strong>von</strong><br />
Outcomeverbesserungen gegenüber. Die Verblisterung verringert einerseits Defizite bei<br />
der Arzneimitteleinnahme, andererseits wirft eine flächendeckende Blisterversorgung erhebliche<br />
Probleme im täglichen Umgang mit den <strong>Arzneimitteln</strong> auf. Diese zumeist indirekten<br />
oder intangiblen Kosten- und Nutzeneffekte erlauben bei derzeitigem Informationsstand<br />
keine Quantifizierung unter gesamtwirtschaftlichen Aspekten, sodass die Nutzen-<br />
Kosten Relation auf dieser Ebene keine abschließende Beurteilung zulässt. Es bleibt jedoch<br />
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