Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA
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Tabelle 10: Komponenten <strong>von</strong> strukturierten Behandlungs- bzw. Disease Management<br />
Programmen<br />
Organisationsmanagement:<br />
• Einschreibungsverfahren,<br />
• Dokumentation<br />
Entscheidungsunterstützung:<br />
• Ärzte- und Patientenfortbildungen,<br />
• DM-Zirkel<br />
59<br />
Unterstützung des Selbstmanagements:<br />
• Schulungen, Reminder,<br />
• Informationsmaterialien<br />
Qualitätssicherung:<br />
• Evaluation, Benchmarking,<br />
• DM-Zirkel<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Stock / Radaèlli / Lauterbach (2004), S. 224.<br />
Der Einsatz <strong>von</strong> patientenindividuellen Blistern im Rahmen <strong>von</strong> Disease Management<br />
Programmen (DMPs) erscheint auf den ersten Blick äußerst vielversprechend, da die Zielgruppe<br />
bezüglich der Dauerhaftigkeit und Stetigkeit der Verschreibungen im Wesentlichen<br />
eine der Voraussetzungen für einen sinnvollen Einsatz <strong>von</strong> Wochenblistern erfüllt. Eine<br />
zukünftige Ausgestaltung <strong>von</strong> DMPs könnte auch Apotheken, also die Distributionsseite<br />
der Arzneimittelversorgung, einbeziehen. Patienten schreiben sich freiwillig in die Programme<br />
ein, erhalten optimalerweise eine umfassende Versorgung und müssen unter<br />
Umständen gleichzeitig gewisse Einschränkungen in Kauf nehmen, indem sie z.B. auf die<br />
freie Arztwahl oder in diesem Fall die Apothekenwahlfreiheit verzichten. Ob und inwieweit<br />
die Verblisterung in DMPs Eingang findet, hängt <strong>von</strong> der konkreten Ausgestaltung<br />
der Programme ab.<br />
Der Einbezug <strong>von</strong> Blistern in die Versorgung im Rahmen <strong>von</strong> DMPs besitzt jedoch nur geringe<br />
Erfolgsaussichten. Hierfür sprechen im Wesentlichen folgende Faktoren:<br />
1. In Deutschland beschränkt sich die Auflage <strong>von</strong> DMPs bisher auf die Indikationsbereiche<br />
Asthma bronchiale / COPD, Brustkrebs, Diabetes und Koronare Herzkrankheiten<br />
(KHK). Lediglich bei den beiden letztgenannten Indikationen käme der<br />
Einbezug der Verblisterung auf Grund der Art der Arzneimittelversorgung grundsätzlich<br />
in Frage. Bei Asthma bronchiale liegt der Schwerpunkt der Arzneimittelversorgung<br />
auf inhalativen Verabreichungsformen, bei Brustkrebs in der Akutversorgung.<br />
Lediglich bei Diabetes-Patienten, die im Wesentlichen orale Antidiabetika<br />
erhalten, und für KHK-Patienten bietet sich aus Versorgungsaspekten eine<br />
Verblisterung an.<br />
2. Die Einschreibung in DMPs basiert auf der Freiwilligkeit und somit auch auf einer<br />
gewissen Motivation seitens der Patienten; sie entscheiden aus eigenem Antrieb<br />
nach Absprache mit ihrem Arzt, den DMPs beizutreten. Einschreibeverfahren bilden<br />
eine unabdingbare Komponente eines strukturierten Behandlungsprogrammes und<br />
sind auch gesetzlich vorgeschrieben (vgl. § 137f Abs. 3 SGB V). Daher dürfte bei<br />
diesem Personenkreis ein Selbstselektionseffekt vorliegen, d.h. dass sich in DMPs