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Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA

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Verschreibung eines Blisters die weitere Distributionskette vorzeichnet, dürfte für die<br />

Partner ein hoher Anreiz entstehen, die verordnenden Ärzte vermehrt in Form <strong>von</strong> Marketingaktionen<br />

anzusprechen. 21 Insbesondere Apotheken, die regional betrachtet alleinige<br />

Anbieter <strong>von</strong> Blistern darstellen, könnten <strong>von</strong> der vermehrten Verschreibung der Ärzte<br />

profitieren und anstatt für sich zu werben, was gesetzlich verboten wäre, über die Verblisterung<br />

zu informieren.<br />

Dieses Szenario läuft auf einen vertraglich abgesicherten Einstieg in eine vertikale Integration<br />

zweier Handelsebenen (Großhandel und Apothekenabgabe) hinaus. Das Bindungspotenzial<br />

des Verblisterungsunternehmen ist dank seiner Monopolmacht sehr hoch<br />

und eröffnet einen erheblichen Verhandlungsspielraum gegenüber den vor- und nachgelagerten<br />

Distributionsstufen. Sofern die GKV die Kosten der Verblisterung nicht erstattet<br />

oder nur in einem Ausmaß, welches den potenziellen Kostenersparnissen je Blister entspricht,<br />

so liegt die Erstattung deutlich unter den Vollkosten der Herstellung. In diesem<br />

Fall könnte das Verblisterungsunternehmen nur annähernd kostendeckend produzieren,<br />

wenn es <strong>von</strong> seiner Verhandlungsposition intensiv Gebrauch macht.<br />

Szenario 3: Analog Szenario 2, aber mit mehreren Verblisterungsanbietern<br />

Szenario 3 stellt eine Weiterentwicklung des zuvor erörterten dar. Zumindest kurz- bis<br />

mittelfristig dürfte ein Verblisterungsunternehmen ein Monopol auf Zeit inne haben. Sollte<br />

sich die industrielle Verblisterung jedoch langfristig als rentabel erweisen, so kann dies<br />

den Marktzutritt <strong>von</strong> Konkurrenten hervorrufen.<br />

Der Verlust der einstigen Monopolsituation schwächt die Position der Verblisterungsunternehmen<br />

vor allem gegenüber den Apotheken, da diese nun über die Möglichkeit verfügen,<br />

andere Verblisterungsverträge abzuschließen und die Patienten eine wesentlich engere<br />

Bindung zur Partnerapotheke besitzen. Gelingt es dem Verblisterer, sein Apothekennetz<br />

aufrecht zu erhalten und damit weitestgehend seinen Kundenstamm, dürfte sein Verhältnis<br />

zu den Arzneimittelherstellern kaum tangiert werden, da die Menge der abgenommenen<br />

Arzneimittel hauptsächlich die Chancen im Rahmen der Rabattverhandlungen beeinflusst.<br />

Wie sich das Verhältnis zu den Kunden gestaltet, hängt maßgeblich da<strong>von</strong> ab, ob eine<br />

Selbstbeteiligung der Patienten im Rahmen der Verblisterung erfolgt und / oder die GKV<br />

die Kosten übernimmt. Trägt die GKV die Blisterherstellung oder wird diese einheitlich<br />

21 Hierzu gehören sowohl reine Informationsbroschüren oder -veranstaltungen als auch andere Leistungen,<br />

wie z.B. die Zurverfügungstellung entsprechender Software. „Idealerweise ist nach den Vorstellungen des<br />

Verblisterers [assist Pharma] diese Medikamentenliste gleich im Praxisverwaltungssystem des Arztes<br />

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