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Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA

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Grund der Verblisterung <strong>von</strong> Dauermedikation nur einen vernachlässigbaren Umfang oder<br />

gehen kausal nicht auf die Verblisterung zurück. Vermutlich dürfte das Einsparpotenzial<br />

sogar noch unter der genannten Höhe liegen, da Patienten bereits Blister oder Compliance<br />

Aids nachfragen. Die entsprechenden Kosten übernimmt die GKV derzeit nicht, obwohl<br />

sie gegebenenfalls <strong>von</strong> diesen Instrumenten profitiert. Die Abgabe eines industriell erstellten<br />

Wochenblisters scheint kostendeckend unter 3 € je Blister nicht möglich. Dies übersteigt<br />

die potenziellen Kosteneinsparungen der GKV erheblich. Eine Übernahme der Kosten<br />

durch die Patienten scheidet auf Grund der vermutlich elastisch reagierenden Nachfrage<br />

aus.<br />

Die Verbesserung der Adherence vermag bei einzelnen Patienten die Pflegebedürftigkeit<br />

oder den Eintritt in eine Alteneinrichtung hinauszuzögern. Grundsätzlich dürfte aber auch<br />

bei diesem Personenkreis die Anzahl der Patienten, deren Adherence sich durch die Blisterversorgung<br />

verbessert, gering sein. Zudem geht der Eintritt in ein Heim oftmals auf<br />

exogene Faktoren zurück, die Arzneimittelversorgung spielt hinsichtlich des genauen Eintrittszeitpunkt<br />

nur eine untergeordnete Rolle. Verzögert die Verblisterung bei einzelnen<br />

Patienten den Eintritt in ein Heim, so muss dies die im Zeitverlauf verursachten Pflegekosten<br />

nicht notwendigerweise senken. Wenn die Verbesserung der Adherence eine zeitliche<br />

Ausdehnung der Pflegebedürftigkeit nach sich zieht, erhöht unbeschadet der positiven<br />

Outcomeeffekte die Verblisterung sogar die Pflegekosten.<br />

5. Wettbewerbspolitische Aspekte<br />

Die Auswirkungen der Verblisterung auf die Arzneimittelversorgung im Allgemeinen und<br />

auf die Distribution im Speziellen können sehr unterschiedlich ausfallen. Da es sich bei der<br />

bisherigen Verblisterung durch Unternehmen noch um ein Versuchsmodell handelt, berücksichtigen<br />

die folgenden Ausführungen drei unterschiedliche Szenarien und beleuchten<br />

dabei die möglichen Auswirkungen auf die Struktur der Arzneimittelversorgung und den<br />

Wettbewerb.<br />

Szenario 1: Verblisterung durch die Apotheke oder durch ein Unternehmen als reiner<br />

Dienstleister im Auftrag der Apotheke<br />

Der Bezug der Arzneimittel erfolgt in diesem Falle zu den Konditionen der Apotheke aus<br />

einem Vollsortiment verblisterbarer Arzneien. Verblistert eine Apotheke selbst, so gleicht<br />

dies einer Zugabe des Apothekenbetriebs. Es handelt sich hierbei um eine Dienstleistung<br />

der Apotheke für den Kunden, die ansonsten die Belange anderer Akteure der Distributionskette<br />

<strong>von</strong> <strong>Arzneimitteln</strong> kaum oder gar nicht tangiert.<br />

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