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Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA

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denbindungsaspekten an. Die Kosten der Herstellung dürften aber im Allgemeinen die<br />

Kundenbindungseffekte übersteigen.<br />

Im Rahmen der industriellen Verblisterung spielen neben den Personalkosten vor allem<br />

fixe Kosten eine wesentliche Rolle. So bedarf es beim Aufbau entsprechender Fertigungskapazitäten<br />

eines erheblichen Investitionsbedarfs. Der derzeit einzige Anbieter <strong>von</strong> industriell<br />

gefertigten Blistern gibt als Investitionskosten ca. 70 Mio. € an. Hinzu kommen die<br />

Materialkosten sowie die Kosten des Aufbaus eines Apothekennetzes. Vor Ort fallen weiterhin<br />

die Aufwendungen im Zusammenhang mit der Abgabe des Blisters und der Kommunikation<br />

mit den Patienten und Leistungserbringern an.<br />

Im Allgemeinen verringert die Blisterversorgung die Anzahl der Fehldosierungen, vereinfacht<br />

die Handhabung verblisterbarer Arzneimittel und vermag damit, wenn auch nur bei<br />

wenigen Patienten, die Arzneimitteladherence zu verbessern. Die Verbesserung der<br />

Adherence vermag gegebenenfalls Krankenhausaufenthalte, Arztbesuche sowie Heimeintritte<br />

zu verhindern oder hinauszuzögern. Der Patientenkreis, bei welchem mit derart positiven<br />

Effekten zu rechnen ist, dürfte jedoch verhältnismäßig klein ausfallen. Die Blisterversorgung<br />

ermöglicht eine vereinfachte Ex-Post Kontrolle der Arzneimittelgabe, vergleichbar<br />

mit anderen Compliance Aids wie Schubladensystemen.<br />

Nachteile für den Patienten folgen im Rahmen der Blisterversorgung aus der Lieferung einer<br />

"anonymen" Blisterpackung, die langfristig das Wissen um die Medikation vermindert<br />

und so wiederum die Adherence beeinträchtigen kann. Eine objektiv geringere Fehleranfälligkeit<br />

beim Stellen der Arzneimittel geht nicht zwingend mit der subjektiv gefühlten<br />

Sicherheit des Patienten einher. Die Verblisterung setzt <strong>von</strong> Seiten des Patienten die Bereitschaft<br />

voraus, gegebenenfalls seine Apothekenwahlfreiheit einzuschränken, die Apotheken<br />

mehrmalig (d.h. wöchentlich) aufzusuchen sowie entsprechende Wartezeiten in<br />

Kauf zu nehmen. Komplikationen ergeben sich insbesondere bei Verschreibungsänderungen<br />

während der Blisterlaufzeit oder bei Widrigkeiten des täglichen Lebens, etwa wenn<br />

eine Tablette zu Boden fällt. Nimmt der Patient zusätzlich zur Blisterversorgung auch nicht<br />

verblisterbare Arzneimittel ein, so verringert oder entfällt ein möglicher positiver<br />

Adherenceeffekt.<br />

Das Einsparpotenzial für die gesetzliche Krankenversicherung basierend auf verhinderten<br />

Krankenhausaufenthalten und Arztbesuchen wird im Rahmen einer Szenarioanalyse auf<br />

0,35 € je Blister im Ausgangsszenario geschätzt. Kosteneinsparungen, die auf einem geringeren<br />

Verwurf oder der therapiegenaueren Abgabe der Arzneimittel basieren, erreichen auf<br />

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