Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA

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28.02.2013 Aufrufe

Tabelle 9: Potenzielle auf die Verblisterung zurückzuführenden Kosteneinsparungen für die GKV [€] Szenario Gesamtersparnis (n = 450.000) Jährliche Ersparnis p.P. Ersparnis durch vermiedene Krankenhausaufenthalte je Blister 48 Ersparnis durch vermiedene Arztbesuche je Blister Ersparnis je Blister Abweichung ggü. Basisszenario Basis 8,26 Mio. 18,36 0,24 0,12 0,35 / A 9,33 Mio. 20,73 0,28 0,12 0,40 +12,91 % B 1 7,25 Mio. 16,11 0,19 0,12 0,31 -12,24 % B 2 9.27 Mio. 20,61 0,28 0,12 0,40 +12,24 % C 6.89 Mio. 15,30 0,20 0,10 0,29 -16,67 % D 8.60 Mio. 21,36 0,24 0,17 0,41 +16,34 % E 8.60 Mio. 21,36 0,24 0,17 0,41 +16,34 % F 13.91 Mio. 30,91 0,33 0,26 0,59 +68,34 % G 6.49 Mio. 14,43 0,16 0,12 0,28 -21,42 % Quelle: Eigene Berechnungen; geringe Unterschiede der Ersparnis je Wochenblister und der Summe der Einzelpositionen können sich aus Rundungsdifferenzen ergeben.

Lauterbach / Lüngen / Gerber (2004) schätzen alternativ die Kosteneinsparung bzw. den finanziellen Bruttonutzen unter Veranschlagung der Einsparpotenziale durch eine Verringerung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen auf Grund vermeidbarer Verschreibungsfehler, der Vermeidung von über- und unterdosierter Medikamenteneinnahme durch den Patienten und des Verwurfs von Arzneimitteln, wobei sie diesen Faktor ebenfalls als marginal einstufen. Auf Basis dieser Variablen berechnen sie ein Kosteneinsparpotenzial für die GKV von 32 € je Patient (vgl. ebenda, S. 39ff.) oder 0,62 € je Wochenblister. Dieser Wert überschätzt den ceteris paribus Einfluss der Verblisterung auf das Kosteneinsparpotenzial jedoch erheblich, da er laut Angaben der Autoren zu 62,5 % aus Verschreibungsfehlern bzw. der Vermeidung von Wechselwirkungen besteht (vgl. ebenda, S. 42). Diese Effekte resultieren allerdings nicht aus der Verblisterung, sondern aus der zusätzlichen Kontrolle des Apothekers. Vermindert man das Einsparpotenzial um diesen Prozentsatz, ergibt sich eine finanzielle Ersparnis für die GKV von 12 € jährlich pro Patient bzw. 0,23 € je Wochenblister. Dieses Resultat liegt sogar noch unter den hier ermittelten Werten. 4.4.3 Kostenerstattung durch die gesetzliche Krankenversicherung Aus der Perspektive der GKV besteht bei einer umfassenden Blisterabdeckung ein fiskalischer Konflikt zwischen dem unmittelbaren Entstehen erheblicher direkter Kosten und der Realisierung potenzieller, erst mittel- bis langfristig sich einstellender Kosteneinsparungen. Das fiskalische Ergebnis dürfte entscheidend davon abhängen, ob sich die Patienten, deren Versorgung überhaupt ein Kostensenkungspotenzial birgt, identifizieren lassen. Dies muss allerdings bezweifelt werden, da vermutlich vor allem Patienten Blister nachfragen, die diese im Sinne einer verbesserten Adherence nicht benötigen (Selbstselektionseffekt complianter Patienten hinsichtlich der Blisternachfrage). Ferner sehen sich die Leistungserbringer nicht in der Lage, entsprechende Individuen zu identifizieren (vgl. Morris / Schulz 1992, S. 284). Die obigen Berechnungsszenarien ergeben im Rahmen des Ausgangsszenarios ein Kosteneinsparpotenzial von 0,35 € je Blister. Daraus folgt, dass die Vergütung aus Sicht der GKV nicht den Betrag von 0,35 € je Wochenblister übersteigen sollte. Dieser Betrag muss die in Rechnung gestellten Kosten der Blisterherstellung und -distribution decken, was nach unseren o.g. Überlegungen zu den Kosten der Verblisterung äußerst unwahrscheinlich er- scheint. 18 18 Da die Überlegungen zu den Kosten der Blisterherstellung in Kapitel 4.3.1 weitestgehend auf Annahmen basieren, sei hier beispielhaft angeführt, unter welchen Annahmen sich die Verblisterung finanziell trägt. 49

Lauterbach / Lüngen / Gerber (2004) schätzen alternativ die Kosteneinsparung bzw. den finanziellen<br />

Bruttonutzen unter Veranschlagung der Einsparpotenziale durch eine Verringerung<br />

<strong>von</strong> unerwünschten Arzneimittelwirkungen auf Grund vermeidbarer Verschreibungsfehler,<br />

der Vermeidung <strong>von</strong> über- und unterdosierter Medikamenteneinnahme durch den<br />

Patienten und des Verwurfs <strong>von</strong> <strong>Arzneimitteln</strong>, wobei sie diesen Faktor ebenfalls als marginal<br />

einstufen. Auf Basis dieser Variablen berechnen sie ein Kosteneinsparpotenzial für<br />

die GKV <strong>von</strong> 32 € je Patient (vgl. ebenda, S. 39ff.) oder 0,62 € je Wochenblister. Dieser<br />

Wert überschätzt den ceteris paribus Einfluss der Verblisterung auf das Kosteneinsparpotenzial<br />

jedoch erheblich, da er laut Angaben der Autoren zu 62,5 % aus Verschreibungsfehlern<br />

bzw. der Vermeidung <strong>von</strong> Wechselwirkungen besteht (vgl. ebenda, S. 42). Diese<br />

Effekte resultieren allerdings nicht aus der Verblisterung, sondern aus der zusätzlichen<br />

Kontrolle des Apothekers. Vermindert man das Einsparpotenzial um diesen Prozentsatz,<br />

ergibt sich eine finanzielle Ersparnis für die GKV <strong>von</strong> 12 € jährlich pro Patient bzw. 0,23 €<br />

je Wochenblister. Dieses Resultat liegt sogar noch unter den hier ermittelten Werten.<br />

4.4.3 Kostenerstattung durch die gesetzliche Krankenversicherung<br />

Aus der Perspektive der GKV besteht bei einer umfassenden Blisterabdeckung ein fiskalischer<br />

Konflikt zwischen dem unmittelbaren Entstehen erheblicher direkter Kosten und der<br />

Realisierung potenzieller, erst mittel- bis langfristig sich einstellender Kosteneinsparungen.<br />

Das fiskalische Ergebnis dürfte entscheidend da<strong>von</strong> abhängen, ob sich die Patienten, deren<br />

Versorgung überhaupt ein Kostensenkungspotenzial birgt, identifizieren lassen. Dies muss<br />

allerdings bezweifelt werden, da vermutlich vor allem Patienten Blister nachfragen, die<br />

diese im Sinne einer verbesserten Adherence nicht benötigen (Selbstselektionseffekt<br />

complianter Patienten hinsichtlich der Blisternachfrage). Ferner sehen sich die Leistungserbringer<br />

nicht in der Lage, entsprechende Individuen zu identifizieren (vgl. Morris /<br />

Schulz 1992, S. 284).<br />

Die obigen Berechnungsszenarien ergeben im Rahmen des Ausgangsszenarios ein Kosteneinsparpotenzial<br />

<strong>von</strong> 0,35 € je Blister. Daraus folgt, dass die Vergütung aus Sicht der GKV<br />

nicht den Betrag <strong>von</strong> 0,35 € je Wochenblister übersteigen sollte. Dieser Betrag muss die in<br />

Rechnung gestellten Kosten der Blisterherstellung und -distribution decken, was nach unseren<br />

o.g. Überlegungen zu den Kosten der Verblisterung äußerst unwahrscheinlich er-<br />

scheint. 18<br />

18 Da die Überlegungen zu den Kosten der Blisterherstellung in Kapitel 4.3.1 weitestgehend auf Annahmen<br />

basieren, sei hier beispielhaft angeführt, unter welchen Annahmen sich die Verblisterung finanziell trägt.<br />

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