Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA
Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA
Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Arzneimittelversorgung im Aggregat zusätzliche Gesamtkosten <strong>von</strong> 70,2 Mio. € pro Jahr.<br />
Als mögliche Träger der Kosten kommen Patienten, Pflegeheime, Apotheken, Verblisterungsunternehmen,<br />
Krankenkassen oder indirekt die Arzneimittelhersteller in Frage.<br />
Patienten<br />
Da es sich bei der Verblisterung um eine Dienstleistung handelt, liegt es zunächst nahe,<br />
dass der Patient die Kosten der Verblisterung als potenzieller Nachfrager und Nutznießer<br />
vollständig oder zumindest teilweise trägt. Dies entspricht derzeit allerdings nur zu einem<br />
sehr geringen Anteil der Realität, da die meisten Apotheken für die händische Verblisterung<br />
entweder keine oder nur geringe und keine kostendeckenden Preise bzw. Beiträge erheben.<br />
15 Die Nachfrageelastizität bei Beträgen <strong>von</strong> um die 3 € je Wochenblister (bei industrieller<br />
Verblisterung) dürfte relativ hohe Werte aufweisen.<br />
Des Weiteren handelt es sich bei Patienten, die <strong>von</strong> sich aus individuelle Blisterpackungen<br />
nachfragen, zumeist um chronisch Kranke, die eine Vielzahl teurer Arzneimittel benötigen<br />
und daher eine relativ hohe Nachfragemacht entwickeln. Sollte die Apotheke diesem<br />
Wunsch nicht nachkommen, kann der Nachfrager auf Grund des freien Apothekenwahlrechts<br />
jederzeit eine andere Apotheke aufsuchen. Die Patienten können eine Übernahme<br />
der Kosten daher vermutlich zu einem wesentlichen Teil vermeiden. Der Patient nimmt<br />
dann die Dienstleistung quasi zum Nulltarif in Anspruch. Ob die Apotheke hieraus ihren<br />
Gewinn steigern kann, hängt <strong>von</strong> den Gewinnmargen der individuell verblisterten Arzneimittel<br />
und <strong>von</strong> der Anzahl der Kunden ab, die sie durch diesen Service zusätzlich gewinnen<br />
kann oder zu verlieren droht, sofern sie auf das Angebot der Verblisterung verzichtet.<br />
Pflegeheime<br />
Pflegeheime profitieren <strong>von</strong> der patientenindividuellen Verblisterung, da der zeitaufwendige<br />
Arbeitsschritt des Stellens der Arzneimittel teilweise ausgelagert wird. Grundsätzlich<br />
gehört dies jedoch zum Funktions- und Tätigkeitsfeldes des Pflegepersonals. Sofern sie die<br />
daraus resultierende Nettozeitersparnis nicht an die Versicherten oder die Kostenträger<br />
weitergeben (z.B. durch eine zeitlich bedingte Verbesserung der Pflegeversorgung oder<br />
eine Beteiligung an potenziellen, mittelfristig realisierbaren Personalkosteneinsparungen),<br />
führt dies zu einer finanziellen Begünstigung der Pflegeheime.<br />
Die Arzneimittelversorgung <strong>von</strong> Pflegeheimen erfolgt nach §12a ApoG über genehmigungspflichtige<br />
Versorgungsverträge zwischen Patienten und Apotheken, welche aber die<br />
15 Als Beispiel sei die Ring Apotheke Bayreuth genannt, die einen Unkostenbeitrag <strong>von</strong> 1 € je Blister ver-<br />
41