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Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA

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Für den Patienten und in der Pflegeheimversorgung ergeben sich geringe Unterschiede bezogen<br />

auf die Verwendung des Blisters. Die computergesteuerte Verblisterung kann zwar<br />

die Fehleranfälligkeit minimieren, da<strong>von</strong> abgesehen bestehen jedoch keine Differenzen<br />

hinsichtlich der gelieferten Blisterpackung, weil die Unternehmen zunächst auf Apotheken<br />

als Distributionszentrum angewiesen sind. Die patientenspezifischen Kosten (z.B. durch<br />

wiederholtes Aufsuchen der Apotheke) sind somit identisch. Ggf. verlängern sich die<br />

Wartezeiten, da die Verblisterung nicht mehr vor Ort erfolgen kann, die Reagibilität<br />

abnimmt und sich die Abwicklungs- und Transportzeiten verlängern. Grundsätzlich dürfte<br />

die Lieferung auch hier binnen 24 Stunden erfolgen. Negativ könnte sich allerdings eine<br />

Reduzierung des Sortiments an <strong>Arzneimitteln</strong> durch den Verblisterer auswirken, da dies<br />

sowohl die Therapiefreiheit der Ärzte einschränkt als auch die Patienten auf bestimmte<br />

Darreichungsformen, Präparate, Stärken oder galenische Verarbeitungen festlegt.<br />

Gleichzeitig müssen sich Ärzte vor Ausstellung des Rezeptes erkundigen, welche<br />

Medikamente sich verblistern lassen und welche Apotheken verblistern oder mit Verblisterungsunternehmen<br />

zusammenarbeiten. Indirekt müssten sie den Patienten bestimmte<br />

Apotheken empfehlen (siehe hierzu Kapitel 5).<br />

Die zuvor angestellten Überlegungen zu etwaigen Adherenceveränderungen sowie zu<br />

Kenntnisverlusten bezüglich der einzunehmenden Arzneimittel gelten analog. Zusätzlich<br />

könnte bei der industriellen Verblisterung ein Unterschied zwischen subjektiv empfundener<br />

Sicherheit und objektiver Arzneimittelsicherheit auftreten. Werden die Blister anonym<br />

und maschinell verpackt, so senkt dies zwar objektiv die Fehleranfälligkeit und erhöht so<br />

die Arzneimittelsicherheit, dies muss aber nicht mit einer subjektiv gefühlten Sicherheit<br />

vor Ort einhergehen. Fehlt z.B. den Patienten das Vertrauen in die verpackende Institution<br />

oder herrscht eine grundsätzliche Skepsis gegenüber technologischen Neuerungen vor, so<br />

könnte die subjektiv gefühlte Arzneimittelsicherheit sogar sinken und u.U. eine Steigerung<br />

der Noncompliance hervorrufen. Die Kommunikation zwischen Leistungserbringern und<br />

Patienten kann diesen Effekten entgegenwirken.<br />

Viele chronisch Kranke sind bereits seit Jahren auf bestimmte Arzneimittel eingestellt und<br />

den Umgang mit ihnen gewöhnt. Fehlt diese Arznei im Verblisterungssortiment, müssen<br />

die Patienten auf eine andere Medikamentenzusammenstellung zurückgreifen; dies kann<br />

ebenfalls eine Verunsicherung nach sich ziehen. Zudem kommt es darauf an, wie schnell<br />

Verblisterer in der Lage sind, neue Produkte, d.h. Arzneimittelinnovationen nach ihrer<br />

Marktzulassung, in ihr Sortiment aufzunehmen. Technische Umstellungen in der Fertigung<br />

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