Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA
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• die Patienten noncompliant sind,<br />
• die Noncompliance nicht absichtlich erfolgt und<br />
• die Blisterpackungen einen Einfluss auf die Ursache der unabsichtlichen Nonadherence<br />
ausübt.<br />
Die Quantifizierung ergibt einen Anteil <strong>von</strong> durchschnittlich 10 % einer Patientengruppe,<br />
vermutlich jedoch nicht mehr als 16 %, bei der die Verblisterung einen positiven Effekt auf<br />
Adherence ausüben kann. Da sich nonadherente Patienten weitgehend der Identifizierung<br />
entziehen, müsste nahezu der gesamte Patientenkreis, beispielsweise eines Indikationsgebietes,<br />
mit Blistern versorgt werden.<br />
In Alteneinrichtungen übernehmen i.d.R. Pflegekräfte das Stellen und Verabreichen der<br />
Arzneimittel. Die Adherence der Patienten hängt daher im Wesentlichen <strong>von</strong> deren Fähigkeiten<br />
und Sorgfalt ab. Die Arzneimittelversorgung erfolgt in den meisten Heimen auf<br />
qualitativ akzeptablem Niveau, sodass sich lediglich bei Alteneinrichtungen mit derzeitiger<br />
mangelhafter Versorgung die Möglichkeit einer Adherenceverbesserung eröffnet. Es ist jedoch<br />
da<strong>von</strong> auszugehen, dass sich Defizite bei der Arzneimittelversorgung in vielen dieser<br />
Heime nur als Teil allgemeiner organisatorischer und pflegerischer Mängel darstellen. Die<br />
Blisterpackungen können eine verantwortungsbewusste Kontrolle der verordneten<br />
Arzneimittel und der Medikamenteneinnahme in keinem Fall ersetzen.<br />
4. Die Verblisterung unter Effizienz- und Effektivitätsaspekten<br />
Im Rahmen der Effizienz- und Effektivitätsbetrachtungen zielen Nutzen-Kosten Analysen<br />
im Unterschied zu einzelwirtschaftlichen oder gruppenspezifischen Wirtschaftlichkeitsüberlegungen<br />
darauf ab, die Nutzen und Kosten unter gesamtwirtschaftlichen Aspekten<br />
zu erfassen und zu bewerten. Daraus folgt, dass eine Nutzen-Kosten Analyse alle<br />
Nutzen und Kosten, die ein Projekt erzeugt, berücksichtigt und nicht danach differenziert,<br />
bei welchen Wirtschaftssubjekten diese Effekte anfallen. Bei Nutzen-Kosten Analysen im<br />
Gesundheitswesen stehen insofern die Bedürfnisse <strong>von</strong> Patienten und Versicherten und<br />
weniger die Ziele <strong>von</strong> Leistungserbringern und / oder Krankenkassen im Mittelpunkt des<br />
Interesses (vgl. <strong>Wille</strong> 1996, S. 4ff. und 1997, S. 303ff.).<br />
Quantitative Nutzen-Kosten Analysen der patientenindividuellen Verblisterung liegen derzeit<br />
weder für Deutschland noch für andere vergleichbare Länder vor (vgl. Lauterbach /<br />
Gerber / Lüngen 2004, S. 8). Eine datenbasierte Analyse setzt voraus, neben den tangiblen<br />
auch diverse intangible Kosten- und Nutzenfaktoren erfassen und bewerten zu können.<br />
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