Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA
Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA
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wenig lässt sich abschätzen, welcher Anteil an der jeweiligen Gesamtmenge der Arzneimittel<br />
auf die verblisterbaren entfiel. Es ist jedoch da<strong>von</strong> auszugehen, dass die i.d.R. nicht<br />
verblisterbare Bedarfsmedikation relevante Größenordnungen annimmt. Bader et al. (2003)<br />
geben an, dass 10 % der Patienten mehr als zehn Medikamente der Dauermedikation<br />
erhalten, jedoch etwa 28 % mehr als zehn Arzneimittel inklusive der Bedarfsmedikation<br />
täglich einnehmen müssen (vgl. ebenda, S. 240). Daraus folgt, dass eine patientenindividuelle<br />
Lieferung <strong>von</strong> Blisterpackungen zwar die Handhabung einzelner Arzneimittel für das<br />
Pflegepersonal vereinfacht, das Stellen und vor allem die Kontrolle der Arzneimittel, u.a.<br />
anhand einer angemessenen Dokumentation, jedoch nur in Teilen oder gar nicht ersetzen<br />
kann. Sofern die verordneten Arzneimittelgaben zusätzlich im Zeitablauf in Art oder<br />
Dosierung variieren, erhöht sich auch hier der Arbeitsaufwand. Die Pflegekräfte richten<br />
nach wie vor flüssige oder andere Arzneimittelformen und Arzneimittel der Akut- und<br />
Bedarfsmedikation sowie überprüfen und ändern die Arzneimittelgaben der gelieferten<br />
Blister. Wie sich diese notwendige Vorgehensweise auf die Fehleranfälligkeit beim Stellen<br />
<strong>von</strong> <strong>Arzneimitteln</strong> dieser Pflegefälle auswirkt, entzieht sich a priori einer Einschätzung.<br />
Langfristig findet auch hier eine Distanzierung <strong>von</strong> und damit ein Wissensverlust der Pflegekräfte<br />
um die Arzneimittel statt. Die Verantwortung für die verschreibungsgemäße Verabreichung<br />
obliegt ihnen jedoch nach wie vor. Der Bezugsverlust verringert langfristig ihre<br />
Fähigkeit, die Angemessenheit der ärztlichen Verschreibung zu kontrollieren und damit die<br />
Verabreichung zu überwachen.<br />
Für Bewohner <strong>von</strong> Alteneinrichtungen ergeben sich bezogen auf die Verbesserung der patientenindividuellen<br />
Adherence ähnliche Schlussfolgerungen wie im Falle der Selbstversorger.<br />
Abweichend gilt allerdings, dass die Frage der Adherence wesentlich <strong>von</strong> den Fähigkeiten<br />
der Pflegekräfte und deren Sorgfalt beim Stellen und Verabreichen abhängt.<br />
Unter Berücksichtigung der Studienergebnisse <strong>von</strong> Bader et al. (2003) erfolgt die Betreuung<br />
der Medikamentengabe in den meisten Pflegeheimen auf qualitativ akzeptablem<br />
Niveau. Hier ist eine Verbesserung der Arzneimittelversorgung hinsichtlich der korrekten<br />
Anwendung nicht oder nur in sehr geringem Maße möglich. Anders stellt sich die Sachlage<br />
bei jenen Pflegeheimen, bei denen erheblicher Verbesserungsbedarf existiert und die<br />
Fehlversorgung vermutlich nur ein Symptom qualitativer Mängel der allgemeinen Pflege<br />
und damit die Spitze des Eisberges darstellt. Eine durchgehende Belieferung mit Blisterpackungen<br />
verspricht allerdings auch hier nicht notwendigerweise eine bessere Adherence,<br />
da bei weitem nicht alle Arzneimittel eine Verblisterung erlauben, sich die Verschreibun-<br />
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