Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA
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maximal 33 %. Da sich diese Zielgruppe im Allgemeinen eine Identifizierung entzieht, bedarf<br />
weiterhin die gesamte Population (z.B. innerhalb eines Indikationsgebietes) einer<br />
Versorgung mit Blistern.<br />
3.3 Einfluss der Verblisterung auf die Adherence in Pflegeheimen<br />
Die bisherigen Ausführungen konzentrieren sich weitgehend auf die medikamentöse<br />
Selbstversorgung der Patienten. Die Versorgungssituation ändert sich jedoch bei Patienten<br />
in Alteneinrichtungen. Die Heimversorgung spielt im Zusammenhang mit der Verblisterung<br />
eine hervorgehobene Rolle, da dieser Personenkreis der Pflegebedürftigen in Pflegeheimen<br />
ca. 640.000 Patienten bundesweit umfasst (vgl. Statistisches Bundesamt 2005b,<br />
S. 9) und jeweils eine hohe Konzentrierung <strong>von</strong> polymedikamentierten Patientengruppen<br />
aufweist. Hier hängt die Adherence <strong>von</strong> der Qualität der Versorgung und damit <strong>von</strong> den<br />
Pflegekräften ab und nicht mehr <strong>von</strong> den patientenindividuellen Einflussfaktoren. Sie übernehmen<br />
das verordnungsgemäße Stellen und Verabreichen der Arzneimittel.<br />
Derzeit liegt nur eine aussagekräftige - wenn auch nicht repräsentative - Studie über die<br />
Arzneimittelversorgung in deutschen Alten- und Altenpflegeheimen vor. Bader et al.<br />
(2003) untersuchten im Rahmen <strong>von</strong> unangekündigten Zufallsstichproben 127 Heime in<br />
Nordrhein-Westfalen. Die Studie erfasste insbesondere, ob die <strong>von</strong> den Pflegekräften gestellten,<br />
festen, oralen Medikamente mit den Verordnungen übereinstimmten. Bei der<br />
Hälfte der Einrichtungen gab es keinerlei Beanstandungen, in 30 % der Heime wurde ein<br />
Fehler festgestellt, etwa zwei <strong>Dr</strong>ittel aller Fehler entfielen auf die restlichen 20 % der Einrichtungen<br />
(vgl. ebenda, S. 238). Die Fehlerquellen bestanden im Wesentlichen aus fehlenden<br />
(41 %) oder falschen (15 %) <strong>Arzneimitteln</strong>, Fehldosierungen (15 %) oder falschen<br />
Anwendungszeitpunkten (11 %). Das Richten der Medikamente übernahmen fast immer<br />
(98 %) ausgebildete Fachkräfte. Die Fehlermenge sank unter Anwendung des Vieraugenprinzips,<br />
mit dem Vorliegen einer zentralen Arzneimitteldokumentation und mit dem täglichen<br />
(anstatt wöchentlichen) Stellen (vgl. ebenda, S. 238ff.). Dies lässt darauf schließen,<br />
dass die Fehler vor allem auf organisatorische Defizite und Zeitmängel zurückgehen. Die<br />
meisten genannten Fehlerquellen könnte die Lieferung <strong>von</strong> Blistern zwar nicht ursächlich,<br />
aber symptomatisch bekämpfen, sofern die möglichst vollständige Arzneimittelgabe aus<br />
durchgängig verblisterbaren <strong>Arzneimitteln</strong> besteht.<br />
Aus der Untersuchung geht leider nicht hervor, in welchem Ausmaß neben den festen,<br />
oralen <strong>Arzneimitteln</strong> noch weitere Arzneimittelformen zur Anwendung kamen. Ebenso<br />
8<br />
Das methodische Vorgehen bei der Quantifizierung wird ausführlich in Anhang 1 erläutert.<br />
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