28.02.2013 Aufrufe

Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA

Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA

Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Tabelle 3 gibt einen beispielhaften Überblick über die Ergebnisse <strong>von</strong> vier Befragungen 6<br />

über die individuellen Gründe der Nonadherence und ordnet sie den Kategorien der beabsichtigen<br />

und unbeabsichtigten Nonadherence zu. Da die Ergebnisse erheblich variieren<br />

und die Studien im Aufbau differieren, lassen sich die Zahlen nicht direkt vergleichen.<br />

Betrachtet man jedoch die Prozentintervalle, so scheint die absichtliche (zwischen 32,8 %<br />

und 71 %) die unabsichtliche (zwischen 23 % und 44,8 %) Nonadherence deutlich zu<br />

überwiegen.<br />

Patienten, die bereits Compliance Aids wie Schubladensysteme verwenden, entscheiden<br />

sich meistens freiwillig für die Verwendung dieser Einnahmehilfe. Es dürfte sich hierbei<br />

vor allem um Personenkreise handeln, die bereits „gut organisiert” sind und ein Interesse<br />

an der Systematisierung ihrer Arzneimittelversorgung besitzen (vgl. Cramer 1998, S. 12).<br />

Diese Patientengruppe dürfte vermutlich auch ohne die Verwendung <strong>von</strong> Compliance Aids<br />

eine überdurchschnittlich gute Adherence vorweisen. Sofern die Nachfrage nach<br />

Arzneimittelblistern <strong>von</strong> den Patienten ausgeht, kann man analog annehmen, dass gleichermaßen<br />

eine Selbstselektion stattfindet. Patientengruppen, die eine systematische Versorgung<br />

schätzen, dürften ebenfalls in größerem Ausmaß Blisterpackungen nachfragen.<br />

Diese Entscheidung entspricht zwar dem Wunsch der Individuen nach einer Vereinfachung<br />

der Handhabung, führt aber in den wenigsten Fällen zu einer Adherenceverbesserung, da<br />

der überwiegende Teil dieser Patientengruppe bereits als compliant einzustufen ist.<br />

Unabhängig <strong>von</strong> den individuellen Beweggründen der Nonadherence besitzt die Verblisterung<br />

in jedem Fall einen positiven Effekt auf die Ex-post-Kontrolle der Medikamenteneinnahme.<br />

Diese Wirkung tritt in vergleichbarem Maße ebenfalls bei der Verwendung einiger<br />

Compliance Aids wie Schubladensysteme auf.<br />

Die allgemeinen Wirkungshypothesen beziehen sich auf den Fall, dass alle verordneten<br />

Arzneimittel eine Verblisterung gestatten. Sofern der Patient jedoch eine Kombination aus<br />

verblisterten und zusätzlichen Medikamenten einnimmt, dürfte das Potenzial zur Verbesserung<br />

der Adherence erheblich sinken, da der Vorteil durch die vereinfachte Handhabung<br />

geringer ausfällt oder vollkommen entfällt. Ebenfalls dürften häufige Verschreibungsänderungen<br />

etwaige Adherenceverbesserungen mindern, da der Patient in jedem der<br />

genannten Fälle zu den Blistern zusätzliche Arzneien einnimmt. Der Effekt der Ver-<br />

6 Befragungen unterschätzen tendenziell die Nonadherence, da Patienten aus psychologischen Gründen dazu<br />

neigen, ihr Fehlverhalten nicht in vollem Ausmaß anzuzeigen. Auf die qualitative Ursachenforschung wirkt<br />

sich dies zunächst nicht aus. Ob es bei der quantitativen Differenzierung zu leichten Verzerrungen kommt,<br />

lässt sich aber grundsätzlich nicht ausschließen. Die Autoren gehen jedoch da<strong>von</strong> aus, dass die in Tabelle 3<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!