Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA
Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA
kungen auszuüben vermag. Patienten, deren Nonadherence ursächlich von diesen Faktoren abhängt, dürften ihr Einnahmeverhalten kaum ändern. Um die konkreten Gründe der Nonadherence aus Sicht der Patienten darzustellen, dienen die Ergebnisse von Untersuchungen, bei denen die Patienten Auskunft über ihr Einnahmeverhalten und ggf. über die jeweiligen Gründe der Nichteinnahme geben. Die von den Patienten genannten Ursachen der individuellen Nonadherence erscheinen als Folgen oder Projektionen von persönlichen Unzulänglichkeiten und Entscheidungen auf die Arzneimitteleinnahme. Vor allem verhaltensbedingte Einflussfaktoren manifestieren sich im expliziten Handeln des Patienten und dessen Umgang mit Arzneimitteln. Beispielsweise könnte der Befragte als Grund für die nicht sachgemäße Einnahme die Angst vor Nebenwirkungen benennen, als möglicher hintergründiger Einflussfaktor käme das Unwissen über Medikamente oder den zu erwartenden Krankheitsverlauf in Frage. Die Verblisterung könnte dann einen positiven Effekt auf die Adherence erzeugen, sofern sie auf einer dieser beiden Ebenen, Einflussfaktoren oder subjektive Einschätzungen, Veränderungen herbeiführen kann. Auf der Ebene der Einflussfaktoren lässt sich dies nur bei wenigen Faktoren eindeutig erkennen. 16
Tabelle 2: Wirkung der Verblisterung hinsichtlich der subjektiven Gründe der Nonadherence Subjektive Begründung der Nonadherence Antizipierte (ceteris paribus) Wirkung der Verblisterung bzgl. der angeführten Begründung a Dosierung fehlerhaft (von Seiten des Arztes) Neutral Medikamenteneinnahme ohne Verordnung Neutral Kombinationen aus verordneten und nicht ver- Neutral ordneten Arzneimitteln Angst vor Nebenwirkungen Neutral Keine Beschwerden mehr / Einnahme nur bei Neutral Schmerzen Einnahme vergessen Gesamte Medikation Neutral Teile der Medikation Positiv Zu komplizierte Einnahmeanweisungen Positiv Missverständnis bzgl. korrekter Einnahme Positiv Kognitive Beeinträchtigungen Unzulängliches Zeitverständnis Neutral Demenz o.Ä. Neutral Funktionale Beeinträchtigungen Visuell Positiv Motorisch Neutral b Finanzielle Situation Neutral a) Bei dieser Wirkungsanalyse wird angenommen, dass es sich um einen Patienten handelt, der ambulant und nicht in einem Pflegeheim versorgt wird und nur verblisterte Arzneimittel erhält. b) In Deutschland und Europa herrschen bei Fertigarzneimitteln Einzeldosisblister vor, sodass für motorisch beeinträchtigte Kranke (z.B. durch Arthritis) das Herauslösen der Tabletten aus einem Blister keine oder nur eine zu vernachlässigende Veränderung zum Status Quo bedeutet. Anders beurteilt werden muss dies in Ländern wie den Vereinigten Staaten, wo z.B. Flaschen mit teilweise schwer zu öffnenden Drehverschlüssen die Regel darstellen. Dort dürfte die Verblisterung im Vergleich zum Status Quo erhebliche Vorteile für motorisch beeinträchtige Personengruppen mit sich bringen. Korrekterweise müssten aber die Effekte der Verblisterung und der geänderten Verpackungsform (von Containerpackungen zu Einzeldosisblistern) getrennt werden. Quelle: Eigene Darstellung, die angeführten Begründungen basieren auf MacLaughlin et al. 2005, S. 234ff., EMNID 1996, S. 140f., Office of Evaluation and Inspections 1990, S. 6ff. und Cooper / Love / Raffoul 1982, S. 330. 17
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kungen auszuüben vermag. Patienten, deren Nonadherence ursächlich <strong>von</strong> diesen Faktoren<br />
abhängt, dürften ihr Einnahmeverhalten kaum ändern.<br />
Um die konkreten Gründe der Nonadherence aus Sicht der Patienten darzustellen, dienen<br />
die Ergebnisse <strong>von</strong> Untersuchungen, bei denen die Patienten Auskunft über ihr Einnahmeverhalten<br />
und ggf. über die jeweiligen Gründe der Nichteinnahme geben. Die <strong>von</strong> den<br />
Patienten genannten Ursachen der individuellen Nonadherence erscheinen als Folgen oder<br />
Projektionen <strong>von</strong> persönlichen Unzulänglichkeiten und Entscheidungen auf die Arzneimitteleinnahme.<br />
Vor allem verhaltensbedingte Einflussfaktoren manifestieren sich im expliziten<br />
Handeln des Patienten und dessen Umgang mit <strong>Arzneimitteln</strong>. Beispielsweise<br />
könnte der Befragte als Grund für die nicht sachgemäße Einnahme die Angst vor Nebenwirkungen<br />
benennen, als möglicher hintergründiger Einflussfaktor käme das Unwissen<br />
über Medikamente oder den zu erwartenden Krankheitsverlauf in Frage. Die Verblisterung<br />
könnte dann einen positiven Effekt auf die Adherence erzeugen, sofern sie auf einer dieser<br />
beiden Ebenen, Einflussfaktoren oder subjektive Einschätzungen, Veränderungen<br />
herbeiführen kann. Auf der Ebene der Einflussfaktoren lässt sich dies nur bei wenigen<br />
Faktoren eindeutig erkennen.<br />
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