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Prof. Dr. Eberhard Wille, "Neuverblisterung von Arzneimitteln - VfA

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dizinischen Leistungserbringern, das im weitergehenden Sinne nicht nur die Ärzte oder<br />

Krankenhäuser, sondern auch andere Akteure wie beispielsweise Apotheker oder Physiotherapeuten<br />

einschließt. Dies berücksichtigt die Tatsache, dass Verschreibungen individualisiert<br />

mit den Lebensbedingungen des Patienten abgestimmt werden müssen. Die<br />

Diskussion verkürzt beide Konzepte zumeist auf den Blickwinkel der Arzneimitteleinnahme,<br />

konzeptionell beinhalten sie jedoch alle Aktivitäten, die einen komplementären<br />

Einfluss auf eine angemessene Arzneimittelversorgung besitzen, so z.B. die Einhaltung<br />

bestimmter Diätvorschriften (vgl. MacLaughlin 2005, S. 232f.). Bezogen auf die Blisterversorgung<br />

gewinnt die Differenzierung insofern an Bedeutung, als die Verblisterung ausschließlich<br />

auf der Patientenseite ansetzt. Die folgenden Ausführungen verwenden beide<br />

Begriffe synonym, beziehen sich aber auf das umfassende Konzept der Adherence.<br />

Der Umfang der Nonadherence stellte in den vergangenen Jahren einen Bestandteil zahlreicher<br />

Versorgungsstudien dar. Beispielhaft sei hier die Schätzung der American<br />

Association of Retired People (AARP) genannt, die Complianceraten für wesentliche<br />

Volkskrankheiten <strong>von</strong> 80 % (Asthma), 50-60 % (Diabetes), 50 % (Hypertonie) oder 30-<br />

45 % (Rheuma) ermittelte (vgl. AARP 1993 nach SVRKAiG 2001, S. 46). 4 Die<br />

Nonadherence kann sowohl für die Individuen selbst als auch für die Versicherungsgemeinschaft<br />

gravierende Folgen nach sich ziehen. Vor allem dauerhafte Nonadherence verursacht<br />

im Allgemeinen eine Verschlechterung der medizinischen Outcomes und beeinflusst<br />

im Speziellen Krankheitsverläufe, induziert Krankenhaus- oder Pflegeheimeinweisungen<br />

oder erhöht in besonders schweren Fällen das Mortalitätsrisiko. Die Nonadherence<br />

kann dazu führen, zusätzliche diagnostische Maßnahmen vorzunehmen oder bestehende<br />

Verschreibungen unnötigerweise zu verändern (vgl. Office of Evaluation and<br />

Inspections 1990, S. 5 und Tafreshi et al. 1999, S. 1253 und Bender / Milgrom /<br />

Rand 1997, S. 178). Die ökonomischen Folgekosten lassen sich äußerst schwer abschätzen,<br />

der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen geht<br />

aber da<strong>von</strong> aus, dass sie dem Volumen nach den Ausgaben für große Volkskrankheiten<br />

entsprechen (vgl. SVRKAiG 2001, Zf. 38).<br />

4 Im Allgemeinen bestätigen diverse Studien qualitativ und teilweise auch quantitativ diese Ergebnisse. Für<br />

tiefergehende Analysen siehe u.a. Hughes 2004, DiMatteo / Lepper / Croghan 2000, Bergmann /<br />

Rubin 1997, Spagnoli et al. 1989, Cooper / Love / Raffoul 1982.<br />

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